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Schwedisches Magazin [...] (Leipzig) |
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Schwedisches Magazin oder gesammlete Schriften der größten Gelehrten in
Schweden, für Liebhaber der Arzneywissenschaft, der Naturgeschichte, Chemie und
Oekonomie. Aus dem Schwedischen übersetzt von Johann Carl Weber (Copenhagen 1768 /
1770), 2 Bde.
Exemplar: Müchen SB: digital.
S. 267:
Solcher Gestalt ist es unstreitig, daß jährlich vieles an der Menge
des Wassers aus dem Meere, Seen und Flüßen vermißt und auf der Erde in
feste Körper verwandelt wird. Wer kann dann nun an Newtons Vorgeben zweifeln,
daß das Nasse nach und nach immer mehr und mehr abnimmt, und endlich ganz
verschwinden soll, wenn anders keine Ersetzung geschiehet?
S. 270-271:
/£{Hes-072,20} /
Im Ausgange des 1730sten Jahres, waren also die Gedanken der neuern
Gelehrten entweder für eine allgemeine oder besondere Erhöhung des Wassers
eingenommen; allein, der bekannte Hartsöcker ließ zu eben der Zeit seine Physik
in Haag drucken, in welcher er zu beweisen suchet, daß sich die Fläche des
Wassers erhöhe. Er gründet seine Meynung darauf, daß er die ältesten
holländischen Meerdämme ganz steil gefunden habe, und glaubt, daß sie
dieserwegen nach und nach so steil gebauet worden, nachdem sich das Meer erhöhet
habe. [...] In dem folgenden Jahr kam der hitzige und grundgelehrte Astronom, Eustachio
Manfredi beynahe auf eben dieselbige Meynung durch eine andere Anleitung. [../.] Genaue
Abwegungen der Höhe des Landes und der Flüsse über der Wasserfläche
waren dazu höchst nöthig. Sie wurden auch mit größter Behutsamkeit
angestellt, und es ereignete sich zufälliger Weise, daß die baufällige
Domkirche in der Stadt [Ravenna] solte ausgebessert werden. Da man denn, nachdem der
Fußboden dieser Kirche aufgehoben, und, nach ravennaischem Maaße, vier
Fuß und sieben Zoll tief gegraben wurde, einen andern Fußboden vom
schönsten Marmor fand, dessen Höhe Manfredi mit der Wasserfläche des Meeres
verglich, und befand, daß dieselbe nur 6 Zoll über der Wasserfläche beym
niedrigsten, allein mehr als 8 Zoll unter derselben Fläche beym höchsten Wasser
war; und da diese Kirche zu des Kaisers Theodosii Zeit soll gebauet worden seyn, und
solcher Gestalt ohngefähr 1330 Jahr als ist, so schließt Manfredi, daß
die Wasserfläche in dieser Zeit über 8 Zoll des ravennaischen Maaßes,
müsse gestiegen seyn.
S. 274:
[...]; so habe ich die Umstände der Stelle genauer betrachtet, und kann
nichts anders finden, als daß die Häuser in Ravenna durch gewise Zufälle
mehr und weniger gesunken sind. [Als Ursache wird ein sumpfiger Grund angegeben, der schon
bei Vitruv beschrieben sei.] Von eben der Beschaffenheit scheinen mir auch
diejenigen Gründe zu seyn, welche Manfredi, zur Bestärkung seines Satzes,
nach des Zendrini Aufgabe, anführet. Zendrini sagt, [...]; ferner,
daß ein Theil vom St. Marci-Markte, einen Fuß soll erhöhet worden seyn,
und daß das Wasser dennoch bey gewissen Gelegenheiten darauf gehe; daß eine
Stufe von einer Treppe an des Dogens Pallaste nach dem Canale zu, einen halben Fuß
bey hohem Gewässer, unter dem Wasser stehe.
S. 276:
Hartsöcker und Manfredi waren von einerley Meynung, in
Ansehung der Erhöhung der Wasserfläche, ohngeachtet der eine behauptete,
daß es damit geschwinder, und der andere, daß es damit langsamer gienge.
Ersterer setzte sein Erhöhungs-Maaß oder Ziel zu einem Fuße in hundert
Jahren, und Letzterer nur auf fünf Zoll binnen 348 Jahren.
S. 286f.:
/£{Mes-166,06} /
Nach der ersten dieser Abwegungen schloß Celsius, daß das
Meerwasser innerhalb 100 Jahren 47 1/2 geometrische Zolle; nach der zweyten 41, nach
/ der dritten 50, und nach der vierten 41 1/2 Zoll, sinke.
S. 288: Der Herr Archiater und Ritter von Linné, unser und Europens Lehrmeister in der Natural-Historie, untersuchte zu eben der Zeit die vielfältigen Materien der Natur, und fand auf dem trockenen Lande so vielfältige Spuren vom Meere, daß er mit Sicherheit sagen konnte, daß dasselbe ebenfalls alle diese seine Ueberbleibsel bedeckt habe. Er hielt im Jahre 1743 eine Rede in Upsala, [...].
S. 291f.:
/£{Kae-307,19} / £{Mes-166,10} / /£{Doe-061',08} /
Der verstorbene Hofkanzler, Herr von Dalin,
dessen feuriger Witz und großen Verdienste der Welt genugsam bekannt sind, gab 1747
den ersten Theil von der Geschichte des Reiches Schweden heraus, und nimmt im Anfange
derselben die Gründe zur Verminderung des Wassers an, welche Newton, Hierne,
Schwedenborg, Stobe, Linne, und insonderheit Celsius aufgezeichnet haben,
welche er hernach annoch aus den alten Geschichten vermehret. Er zeiget an, wie der
mehreste Theil von unsern Wohnplätzen den Namen von Inseln, Holm, Vick, Sund,
Näs, Å, Fors, Ström, Garn, Sial oder Sal, Mar, Oer, Stäk und so
weiter, bekommen haben, ohngeachtet sie anjetzo bisweilen weit von der See oder dem Wasser
entlegen sind, welches zu diesen Namen Gelegenheit gegeben hat. [...] Er erinnert, [...],
daß Claud. Ptolemäus, welcher 139 Jahr nach / Christi geburt
lebte, saget, daß Skandien aus vier Inseln bestehe, einer groß und drey
kleinen; daß [...], daß Aeneas Silvius, [...] das Reich Schweden, ohne
Zweifel nach dem Berichte alter Schriftsteller, ein auf allen Seiten umflossenes Land,
nennet; [...].
S. 295f.: Allein, im Jahr 1755 stand der scharfsinnige und sehr berühmte Bischof, Johann Browallius, wider diese Lehre auf, und er war um so viel mehr bedeutend, / da er mehrere Waffen hatte, mit welcher er auf einmal streiten konnte.
S. 296: Des Browalli Bedenken, von der Verminderung des Wassers, welches ein Buch von 250 Seiten in Octav ausmacht, ist ein sicherer Beweis und Denkmaal seiner Geschicklichkeit, wenn auch gleich alles, was darinne gefunden wird, nicht so deutlich zu den Schluß oder Folgen hinführen sollte: [...]
S. 299: Und nach des Probst Wahlborgs Berichte, sagt der Bischof [Browallius]: daß die Kirche in Naglum, welche im Jahr 1100 erbauet seyn soll, bloß zwey Ellen über der Wasserfläche stehe, und solle das Wasser bey seinem Steigen annoch auf den Kirchhof hinauf steigen; daß das uralte Schloß zu Edsburg mit Schantzen und Wällen umher, auf einem Holm, zwischen Trollhättan und des Grafen Tessins Schleuse, zeigen soll, daß die Wenern zum wenigstens nicht abgenommen haben.
S. 300: Des Herrn Professor Gadolins Anmerkungen bey seiner eigenen Abwägung der Höhe des Schlosses zu Åbo über die Wasserfläche, streiten in Ansehung seines Alters mit Celsii angenommenem Verminderungsmaaße, welches 22 Fuß und 5 Zoll Abfall auf 500 Jahre erfordert, welche das Schloß gestanden hat. Die höchste Klippe, worauf es steht, ist zwar 24 Fuß und zwey Zoll, allein, die niedrigste nur 17 Fuß und 16 Zoll über der Wasserfläche, und sollte dieselbe solcher Gestalt, nach dem Celsianischen Maaße bey Anlegung des Schlosses 4 Fuß und 9 Zoll unterm Wasser gestanden haben.
S. 317-319:
/£{Phi-068z} / £{Kae-314,22} / /£{Mes-171,08} / /£{Doe-062',12} /
Wer sollte wohl auf die Gedanken verfallen, daß fast ganz Italien
gegenwärtig eine ganz andere Bildung hat, als in der alten Römer Zeiten, wenn es
uns nicht die bekannten Consulswege zeigeten? Den ersten von diesen ließ der Censor
Appius Claudius vor 2.138 Jahren, ohngefähr 14 Fuß breit, machen, in
einer geraden Linie von Rom bis nach Capua, und um den Weg eben und gleich zu erhalten,
wurden verschiedene Felsen (Berge), durchgehauen, worunter insonderheit der sogenannte
Pisca Marina bey Terracina, noch heut zu Tage bemerkt wird, welcher 20 Fuß in
Lothrechter Höhe durchgehauen ist, und steht auf den Seiten des Felsens, in der Weite
von zehen Fuß, allezeit mit römischen Buchstaben in den Felsen angemerkt.
Der Grund zu diesem Wege wurde so feste gemacht, und die Steine so nett
zusammengefügt, daß da, wo er annoch in seiner vorigen Lage über der Erde
angetroffen wird, er auf einigen Stellen noch eben so ist, als wenn er erst geleget
wäre, [...]. Nichts destoweniger ist dieser Weg ganzer 60 italienische Meilen von Rom
bis Torre delle Male, ganz unbrauchbar, indem er bald über so steile Höhen, bald
über so tiefe Thäler gehet, daß kein Fahrender oder Reitender darauf
fortkommen kann, und er verliert sich endlich in denen weitläufigten und tiefen
pontinischen Moraste, aus welchen er ganz eben bey Torre delle Male wieder
hervorkömmt, und man kann ihm hernach stückweise zu 416, 8 bis 10 italienische /
Meilen, besonders bis gegen St. Agatha hin, folgen, woselbst er sich dann wiederum
verliert.
Ein anderer harter Weg, Via Flaminina genannt, und der quer über Italien
von Rom bis Rimini gehet, und vor 1986 Jahren gemacht worden ist, hat auf selbige Weise
viele Zerrüttung erleiden müssen; [...].
Wenn sich nun solcher Gestalt ganz
Italien in der Mitte gesenkt hat, umher oder an den Seiten aber sich gehoben oder in
seiner vorigen Lage geblieben ist, was Wunder ist es denn, wenn ein Haufen
Fußböden, Gassen und dergleichen nicht / unter dem Wasser, und andere
hinwiederum hoch über der Wasserfläche gefunden werden?
Datum: 14.07.2015 / 27.01.2017 / 28.08.2018