Knopf:UB Adanson 1773 Knopf

Adanson, Michael / Schreber, Johann Christian Daniel (Hg)
Nachricht von seiner Reise nach Senegal und in dem Innern des Landes. Aus dem Französischen. Herausgegeben von D. Johann Christian Daniel Schreber, [...] [Vorrede, Inhalt, 224 S.] (Leipzig: Crusius 1773)

Exemplar: <7> 8 itin I, 3575/a / <12> digital.

Die Vorrede ist gezeichnet: Erlangen den 15. April 1773.


[Die Reise: 3. März 1749 - 4. Januar 1754 (Brest)
6.- 15. April '49: Teneriffa
28. April: Küste von Senegal / Insel Senegal (heute: Ile St. Louis)

S. 20f.: Wir langten noch den selbigen Tag vor der Habitation von Senegal an. Nachdem wir die gewöhnlichen Zeichen gegeben, und das Fort mit einigen Canonenschüssen begrüßt hatten, gingen wir drey meilen weiter oben dan der Mündung des Flusses Niger, auf einem / schlammigten und haltbaren Grunde, neun Faden tief, vor Anker.

S. 21: Man verstehet unter dem Name Barre die Wirkung mehrerer Wellen, die sich, wenn sie nach einander über einen seichten Grund oder Untiefe gehen, erheben, eine ebne Wasserfläche (nappe d'eau) zehen bis zwölf Fuß hoch machen, hernach wieder herunter fallen, und sich brechen.

S. 28: Da die Insel Senegal von dem Königreiche Qualo abhängig ist, so sind die dortigen Negern, besonders die freyen, mehrentheils von dieser Nation. Sie sind überhaupt von einer sehr sanften, geselligen und gefälligen Gemüthsart. Diejenigen, welche die Compagnie zu meinem Dienste unterhielt, waren Qualofen, wie sie sich selbst nennen, oder Yolofen, wie dieses Wort verderbt ausgesprochen wird.

S 48f.:
/ £{Doe-087',26}
Aus diesen Gärten ging ich in das Dorf, doch nicht in der Absicht, mich daselbst aufzuhalten, weil es mir von den andern nicht verschieden vorkam. Da es wegen seiner Entfernung von dem Flusse wenig von den Franzosen besucht wird, so liefen alle kleine Kinder, die / noch keinen Weissen gesehen hatten, als sie mich erblickten, für Furcht davon, krochen zwischen die Füße ihrer Mütter, und schrien sehr; welches mich zwar wenig wunderte, weil ich die Ursache bald merkte.

£{PhiR_159} / £{Doe-145,15} / £{Doh-168,08}
S. 57f. An eben dem Tage gaben mir zween Strauße, die in diesem Comptoir beynahe zwey Jahre waren unterhalten worden, ein Schauspiel, das wegen seiner Seltenheit hier angeführt zu werden verdient. Diese riesenmäßigen Vögel, [...]. Sie waren so zahm, daß sich zween kleine Negern zusammen auf den größten von beyden setzen konnten. Dieser hatte kaum seine Last gefühlt, so fing er an aus allen Kräften zu laufen; und so ritten sie auf ihm etliche mal um das Dorf herum, ohne daß es möglich war, ihn auf eine andere Weise aufzuhalten, / als daß ihm der Weg versperret wurde. Dieses Schauspiel gefiel mir so wohl, daß ich es noch einmal sehen wollte, und um zu versuchen, wie weit ihre Kräfte reichten, ließ ich einen erwachsenen Neger auf den kleinsten steigen, und zween andere auf den stärksten. Diese Last schien mir gegen ihre Kräfte in keinem ungleichen Verhältnisse zu stehen. Im Anfange liefen sie einen kurzen Galop mit sehr kleinen Schritten; hernach, als sie angetrieben wurden, breiteten sie ihre Flügel wie Segel aus, und rennten mit einer solchen Geschwindigkeit, daß sie die Erde kaum zu berühren schienen. [...], wenn man ein Mittel fände, ihn zahm zu machen, und auf ähnliche Weise abzurichten, wie es mit den Pferden geschieht.

£{PhiR_173}
S. 63ff.: Man führte mich in eine Gegend, wo / ich eine Herde Gazellen laufen sahe; allein ich vergaß das Jagen, als ich einen Baum erblickte, dessen ungewöhnliche Größe meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Es war ein Kürbis- o) oder Affenbrodbaum, welchen die Qualofen in ihrer Sprache Goui nennen. Seine Höhe war nicht außerordentlich, denn sie betrug nur ohngefähr sechzig Fuß; der Stamm aber hatte eine unmäßige Dicke; ich mußte, um denselben auszuklaftern, dreyzehn mal anhalten, um mehrerer Genauigkeit willen maß ich hernach den Umfang mit einem Bindfaden, und fand ihn fünf und sechzig Fuß; der Durchschnitt betrug also beynahe zwey und zwanzig Fuß. Ich glaube nicht, daß jemals etwas Aehnliches in irgend einem andern Welttheile gesehen worden, und bin überzeugt, daß unsere vormaligen Reisebeschreiber, wenn sie eine Kenntniß von diesem Baume gehabt hätten, nicht würden ermangelt haben, viel abentheuerliches hinzu zu setzen. Es ist zu bewundern, daß er von allen, die uns Beschreibungen von Senegal geliefert haben, gänzlich übergangen worden ist p); [...]
------------(S. 64)
Note o) Bahobab. P. ALP. pl. aeg. vol. 2. p. 37 Adansonia IVSS (Herr Adanson hat diesen Baum in den Mém. de l'acad. des sc. de Paris 1761. p. 218 beschrieben, und auf der 6ten und 7ten Kupfertafel Zeichnungen davon gegeben. S.)
Note p) Diese kann wohl nicht so unbedingt behauptet werden. Cada Mosto hat ihn auf seiner zwoten Reise nach der westlichen Küste von Afrika 1456 an der Gambia gesehen, und unter dem Namen des breiten Baumes so beschrieben, daß die Beschreibung nicht auf den Käsebaum / gedeutet werden kann. S. die Allgem. Historie der Reisen, Th. II, S. 100. Und denn hat doch auch der P. Labat seiner (und des Gebrauchs, die getrockneten und gepülverten Blätter mit unter den Kuskus zu thun) gedacht, ob er ihn gleich mit einem andern amerikanischen Baume verwechselt; wie unser Verfasser in der vorgemeldeten Beschreibung des Kürbisbaumes selbst anzeigt. S.

S. 78: Es wuchsen auch einige Affenbrodbäume daselbst, die fünf bis sechs Fuß im Durchschnitt hielten. Sie waren sämmtlich mit Namen von Europäern bezeichnet, davon die Buchstaben tief in die Rinde hinein geschnitten waren. [...] Uebrigens sind, meinem Erachten nach, diese Buchstaben hinlänglich, das Alter ziemlich genau zu bestimmen, welches der Affenbrodbaum erreichen kann. Denn, wenn man annimmt, daß diese Bäume in ihren ersten Jahren bezeichnet, und in zweyhundert Jahren um sechs Fuß dicker geworden sind; so kann man ausrechnen, wie viele Jahrhunderte nöthig seyn, daß sie eine Stärke von fünf und zwanzig Fuß erreichen, welche das höchste Ziel ihrer Größe ist.

£{PhiR_164} / £{Kae-443,03} / £{Doe-150,26}
S. 79f.: Den 6ten dieses Monats [Oktober], Abends um halb sieben Uhr, waren wir ohngefähr fünfzig Meilen von der Küste entfernt, als vier Schwalben ihr Nachtlager auf dem Schiffe suchten, und sich neben einander auf eine von den Weveleinen an dem Haupttaue setzten. Sie ließen sich alle viere leicht greifen, da ich sie denn für wirkliche europäische Schwalben erkannte. Dieser glückliche Zufall bestärkte mich in der schon vorher gehabten Vermuthung, daß diese Vögel bey Annäherung des Winters über das Meer in die heißen Länder ziehen; und wirklich habe ich nachher bemerkt, daß sie wie die Wachteln, Bachstelzen, Milane und andere Zugvögel, nur während gedachter Jahreszeit in Senegal gesehen werden, welche alle Jahre ihre Zuflucht dahin nehmen, wenn sie die Kälte aus den gemäßigten Ländern in Europa vertreibt. Noch etwas nicht weniger merkwürdiges ist, daß die Schwalben in Senegal nicht nisten, wie sie in Europa thun; sie schlafen alle Nächte / zwey und zwey, oder einzeln, auf dem Strande am Ufer des Meeres, wo sie sich lieber aufhalten als in dem Innern der Länder.

S. 97:
/ £{Doe-141',09}
Ich sahe einmal ein Dach von einer Hütte, dessen Oberfläche, [...] mit einer mehr als Finger dicken Schicht Bienen bedeckt war, die sich darauf gleichsam angehäufet hatten. Hieraus läßt sich auf die bewunderungswürdige Menge dieser Insekten in dem Lande ein sicherer Schluß machen. Sie nisten sich überall ein, am meisten aber in Baumstämme, die vor Alter hohl sind. In diesem Jahre hatten sie in unserm Wohnhause in Podor drey Stöcke gebauet; [...].
[Hinweis: Podor ist der östlichste Ort, den Adanson erreicht hat; die Siedlung liegt ca. 15°: westlicher Breite.]

S. 99f.: Es waren inzwischen bloße Nester gewisser kleiner Insecten. Diese Nester sind runde Pyramiden, acht bis zehn Fuß hoch, und in der Grundfläche beynahe eben so breit. Aeußerlich sind sie glatt, und von einer thonigten außerordentlich festen / wohl verbundenen Erde aufgeführet. Der innere Raum ist ein Labyrinth von engen sehr verwickelten Gängen, die alle an einer kleinen Oeffnung zusammen treffen, welche den Einwohnern zum Aus- und Eingange dient. Diese werden Vagrague genennet, und sind vielleicht eben die Insecten, welche man in Amerika und Ostindien Holzläuse und weisse Ameisen nennet.

S. 100: Auf meinen beyden Reisen hatte ich die Karte des Nigers von seiner Mündung an bis nach Podor sorgfältig aufgenommen; nur war noch nöthig die Breite dieses Ortes zu bestimmen.

S. 102: [Reise zur Münding des Flusses Gambia]

S. 104f. [Heuschrecken]


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