Knopf: Bibliothek Adelung 1768 Knopf

Adelung, Johann Christoph
Geschichte der Schiffahrten und Versuche welche zur Entdeckung des Nordöstlichen Weges nach Japan und China von verschiedenen Nationen unternommen worden. Zum Behufe der Erdbeschreibung und Naturgeschichte dieser Gegenden entworfen [...]
(Halle: Gebauer 1768)
Exemplar: <12> digital //



|P_4f. (§ 4)
Es ist merkwürdig, daß fast alle Auswanderungen zu allen Zeiten von Norden aus, nach Süden, Osten und Westen geschehen sind. [...] Insbesondere hat derjenige Theil des mitternächtigen Asiens, welcher ehedem unter dem Namen Scythiens bekannt war, jetzt aber ein Theil der Tatarey ist, eine unglaubliche Menge Nationen ausgeschickt, welche sich nach allen Himmelsgegenden verbreitet, und dieselben mehr als einmal bevölkert und bezwungen haben. Von hier kamen alle Scharen der Gothen, Vandalen, Hunnen, Alanen, Bulgarn, Türken, Tatarn / und andern Nationen, welche fast durch das ganze übrige Europa und Asien unter sich theileten, und ihre Züge bis nach Africa ausdehneten. Insbesondere hat Europa ihnen fast ganz allein seine Einwohner zu verdanken, und so sehr sich auch manche bemühen, den Unterschied unter den Celten und Scythen zu beweisen: so sehr scheint doch dieser Streit nur blosse Worte zu betreffen, wobey man auf den Unterschied der Zeit nicht gehörig Acht hat. Der überaus grosse Reichthum an Einwohnern, welchen wir schon in den frühesten Zeiten in derjenigen Gegend antreffen, welche ohngefähr zwischen dem vierzigsten und sechzigsten Grad der Breite eingeschlossen seyn möchte, leitet uns ganz natürlich auf die Vermuthung, daß sie, wo nicht die allererste, doch eine von den ersten Gegenden der Welt ist, welche entweder nach dem ersten Ursprung aller Dinge, oder doch nach der grossen allgemeinen Ueberschwemmung bevölkert worden. Ein Umstand, welchen und die Erdbeschreibung darbietet, giebt dieser Vermutung ein nicht geringes Gewicht.

(§ 5)

/£{Kae-136,19} /

Aufmerksame Reisende haben es schon längst bemerkt, daß die heutige Tartarey ohngefähr gegen den 50° der Breite unstreitig das höchste Land in der Welt ist. [...] Was man sich nun auch von der Ueberschwemmung Mosis für einen Begriff machen mag: so bleibt es doch allemal sehr wahrscheinlich, daß diese so ausserordentlich hohe Gegend, deren Höhe überdies noch aus den nach allen Himmelsgegenden abströmenden Flüssen erhellet, von den Wassern der Sündfluth am ersten befreyet, und folglich auch am frühesten bewohnet worden. Den alten Scythen war diese Beschaffenheit ihres Landes vollkommen bekannt, und dienete ihnen zu einem Bewegungsgrunde, sich für das älteste Volk in der Welt zu halten, wofür sie denn auch von andern erkannt wurden.


|P_447 (§ 1) Note A
/£{Hes-211,21} /
Die Inseln Liquios, oder Ciqueios, oder wie sie auch von einigen genannt werden, Riuku, liegen südwärts von Japan zwischen dem 25. und 30. Grad nördlicher Breite. [...] Die Einwohner werden für die aufgewecktesten, glücklichsten und geselligsten Leute in der Welt gehalten.


Datum: 18.10.2016