Knopf:UB anonym (1772) Knopf

Nachricht von den neuesten Entdeckungen der Engländer in der Süd-See, oder Auszug aus dem Tagebuch des Königl. Schiffs The Endeavour, welches in den Jahren 1768 bis 1771 eine Reise um die Welt gethan, und auf derselben verschiedene bisher unbekannte Länder in der südlichen Hemisphäre entdeckt hat, nebst [...] und einer kleinen Probe von der Sprache, die in jenem Theil der Welt üblich ist [xvi, 232 S.]
(Berlin: Haude & Spener 1772)
Exemplar: <7> 8 H Nat II,952 // Dresden, StUB: digital

[= Hawkesworth 1774, Bde. 2 und 3; Vorabfassung = Cook I]
Gliederbau (kein Verzeichnis im Druck):
III-XVI: Vorbericht des Uebersetzers [nach Büsching WN: der Verleger Spener]
193-200: Kurzes Verzeichnis einiger Wörter
201-232: Anhang / Sendschreiben eines Freundes in London an den Uebersetzer [Gez.: London, den 24. Hornung 1772]
Besprechung: WN 12. April 1773, S. 125-128.


Kant-Bezug
/£{Kae-139} / £{Kae-340} / £{Kae-347} / £{Kae-350} /
S. xiv: So habe ich z. B. den eigenthümlichen Namen der größten Insel, den die Engländer Otahitee schreiben, der wirklichen Aussprache ihrer Einwohner zufolge, Utahitti orthographiret, und meinem Bedünken nach, etwas gutes damit gestiftet.

S. XVI: Geschrieben am 18ten Hornung 1772.


S. 22: Rio Janeiro

S. 34: Ein Jahr zuvor ehe wir hier ankamen, hatte das Gouvernement verschiedene Juwelier entdeckt, die mit den Sclaven aus diesen Bergwerken einen Schleichhandel mit Diamanten trieben. Unmittelbar darauf, wurde es vermittelst eines Gesetzes für ein Todesverbrechen erkläret, dergleichen Diamanten zum Verkauf zu arbeiten oder nur dergleichen Werkzeuge in seinem Hause zu haben, [...].

S. 36 [Abreise am] 8ten December 1768

S. 39f. [11. Januar 1769: Terra del Fuego in Sicht]

S. 46: 21. Januar: Weiterfahrt

S. 51: [10. April] und entdeckten von unserm obern Mastkorb die Georgen-Insel etwa um den Mittag herum, auf die wir unseren Lauf sogleich zurichteten.

S. 58f.: Diese Insel, die der Commandeur des Schiffs von 20 Canonen, der Delphin genannt, des Königs Georg's Insel nannte, heißt bey den Einwohnern Uthahittti (Otahitee) / und besteht aus zwey Halbinseln, die durch eine Erdenge mit einander verbunden sind.

S. 60: Die ganze Insel stehet unter der Regierung eines einzigen Haupts, seine Herrschaft ist despotisch, und er bestellt Abgeordnete, die er den verschiedenen Abtheilungen der Insel vorsetzt, um gute Ordnung zu unterhalten, und die Gerechtsame beyzutreiben, die ihm vermittelst einer alten Gewohnheit zukommen.

S. 64:
£{Doe-099,26}
Beyde Geschlechter, die Männer sowohl als die Frauen, pflegen sich die Haut über und unter den Hüften vermittelst eins spitzigen und scharfen Knochens aufzuritzen, in diese Wunden reiben sie alsdenn eine dunkelblaue schwärzlichte Farbe, die nachher nie wieder vergeht; sondern der Haut an diesem Orte beständig ein schwarzes Ansehen läßt. Die Gewohnheit ist allgemein bey ihnen und heisset Tet Tau (Tat Tow) eben diesen Namen gaben sie nachher den Buchstaben als sie uns Briefe schreiben sahen; denn sie wissen nichts vom Schreiben.

S. 65: Die Männer sind von den Eingebohrnen in America dadurch unterschieden, daß sie Bärte haben, die sie mit großer Sorgfalt aufstutzen. Ob gleich Moses die Beschneidung als ein eigenthümliches Unterscheidungszeichen vorgestellet hat, welches Gott dem Abraham und seinen Nachkommen den Juden anbefohlen hatte, so ist sie doch auch bey diesen Insulanern im Schwange, die einen Begriff von Reinigkeit damit verbinden, und die Unbeschnittenen mit einem Schandnamen belegen, den mir die Ehrbarkeit zu sagen verbietet.

S. 66f: [Diebstahl des Quadranten]

S. 67: Die Frauensleute von Uttahitti sind wohlgestaltet, lebhaft und unzüchtig, die Enthaltsamkeit rechnen sie für keine Tugend, sintemahl fast jeder von unsern Matrosen sich während unsers Aufenthalts allhier eine Frau auf die Zeit über nahm, die auch ohne Zwang so lange bey ihm blieb.

S. 74:
/£{Mes-030,10}
Sie [sc. die Einwohner von Utahitti] haben kein Salz, bedienen sich aber anstatt deßen des Seewaßers.

S. 82: Nicht lange darauf, als unser Schiffsvolk anfing mit den Frauenspersonen von Utahitti genauen Umgang zu haben, wurden sie durch unangenehme Anzeigen überführt, daß die französischen Matrosen von verschiedenen eben dieser Weiber gewisse Gunstbezeugungen genossen, und diesen ein bekanntes Uebel dagegen mitgeheilet hatten.

[Venusdurchgang am 4ten Juni]

S. 84: Abreise am 13. Juli 1769 / Tobia und Tiato kommen mit]

S. 88: Bola-Bola [heute: Bora-Bora]

S. 99: Neu-Seeland

S. 107: Cap Turnagain

S. 123: Merkurdurchgang: 9. November 1769

S. 137: Wir waren schon vorher benachrichtiget worden, daß die Einwohner von Neu-Seeland Menschenfresser wären, [...].

S. 146: So verließen wird am 6ten Februar 1770 Charlottensund, und seegelten mit gutem Nordwinde längst der Küste nach Osten zu.

S. 153f.: Wir hatten nunmehro beynahe sechs Monath auf der Küste von Neu-Seeland zugebracht, es überall untersucht, und die bisher unbekannte Entdeckung gemacht, daß es eine Insel sey, die 225 Meilen lang, und von Cannibalen bewohnt sey, die von Jugend auf zu blutigen Kriegen gewöhnt, und unter allen Menschen am allerwenigsten Furcht und Besorgniß der Gefahr kennen.
/£{Kae-340,15}
Es verdienet angemerkt zu werden, daß die Einwohner in Neu-Seeland eben die Sprache redeten, deren man sich in Utahitti bedienet; [...]. Dieser besondere Umstand muß uns natürlicher Weise auf die Vermutung bringen, daß eines von / diesen beyden Ländern ursprünglich durch die Einwohner des andern sey bevölkert worden; ob sie gleich beynahe 500 Meilen von einander entfernet sind. In diesem ganzen Striche von 500 Meilen ist nichts als die ofne See; nun ist es zwar fast unglaublich, daß die Indianer eine so weite Reise in ihren Wilden-Booten haben unternehmen können; (und es ist nicht wahrscheinlich, daß sie je größre Fahrzeuge gebauet haben) allein, da zwischen einem Worte oder Schalle und zwischen dem Begrif, den wir an ein solches Wort binden, kein wesentliches und in der Natur gegründetes Verhältniß zu finden ist, so ist es ja wohl allerdings klar, [...]. Man muß also annehmen, daß die Einwohner der einen Insel nach der andern gewandert sind. [In der Folge: die Bewohner kommen aus Neu-Seeland und sind nach Tahiti gezogen; dort die Erfindungen, die auf Neu-Seeland fehlen.]

S. 158: 31ter März: [Abreise Richtung Neu-Holland]

S. 180: 18. Juli [Beschreibung der Einwohner: klein und schwarz]

S. 187f.: Am folgenden Morgen lichteten wir die Anker, und liefen von Süd-West gen Westen zu, durch die Meerstraße, die Neuholland von Neu-Guinea absondert, welche beyde Länder, / wie wir nunmehro inne wurden, abgesonderte Länder ausmachten.

S. 189: Kurs nach Westen

S. 190: Batavia (9ter Oct. 1770)

S. 192: [England: 15. Juli 1771]


S. 193: Verzeichnis


S. 201: Anhang

S. 204: In Frankreich hat man besondere Versuche angestellet, diesem Uebel abzuhelfen. Ein Schiffs-Chirurgus, Namens Dr. Irwin, hat nun endlich eine sehr leichte Methode gezeiget, die Salzigkeit und Bitterkeit zu vermeiden, und was noch mehr ist, er hat sein Geräthe so vortheilhaft angebracht, daß dasselbe Feuer, welches dem Schiffsvolke Essen kocht, zugleich in drey Stunden über 50 bis 60 Gallons (ohngefähr 200 bis 240 Quarte) gutes trinkbares Wassser aus dem Seewasser bereitet.

S. 205:
£{Kae-350,19}
Unser deutsches Sauerkraut war vor dem letzten Kriege wenig in England bekannt; izt wird es sehr gesucht, und den Seeleuten auf auf allen Seereisen als eines der besten antisepticorum und antiscorbuticorum gegeben.

S. 206ff.:
/£{Mes-068,21} /
Erlauben Sie mir demnach, Ihnen den Plan davon mitzutheilen. Es gehen künftigen 7ten Merz zwey Schiffe / von Deptford ab; das größere heißt Resolution, und wird von dem Capitain Cook commandiret, hat ohngefehr 28 Canonen, davon man aber nur 12 aufstellen wird; es ist mit 140 Mann besezt. Das kleinere the Adventure führt Capitain Fourneaux, es hat ohngefehr 20 Canonen und 110 Mann am Bord. [...] In iedem Schiffe gehet ein Astronomus mit, nehmlich die Herren Wales und Bailey, davon der erste schon eine Reise nach der Hudsons-Bay gethan hat. Jeder bekommt jährlich 400 Pfund Sterling. Der unermüdete Naturforscher, Herr Banks, geht im ersten Schiffe. Als ein Mann, der wenigstens 7.000 Pfund Sterling jährlicher Einkünfte hat, sucht er alles auf dieser Reise zu thun, um das Reich der Wissenschaften zu erweitern, und sparet keine Kosten. Sein Freund, Dr. Solander, des großen Ritter von Linnee Schüler, gehet / mit ihm, wieder so, als auf der ersten Reise, die natürliche Geschichte und mancherley Objecte zu beschreiben.

S. 215f.: Utahitti und alle die hochliegenden Inseln dieses Südmeeres scheinen von Feuerspeyenden Bergen erzeugt zu seyn, und ihre Bestandtheile kommen mit der Lava vollkommen überein. [...]
Auf allen diesen Inseln hatten die Einwohner Zierrathen und Werkzeuge von einem grünen Steine, [...]. Einige derselben waren durchsichtig und glasartig, und wurden zu Ohrengehängen gebraucht, welche diese Form hatten: [Nebenstehend eine Abbildung]
Andere waren dunkler und durchsichtig, und man brauchte sie zu Meißeln, um die Canoes (Boote der Wilden) und das Schnitzwerk daran zu machen; dies letztere muß von den Neuseeländern verstanden werden, welche, überhaupt genommen, viel künstlicher und / erfindsamer zu sein scheinen, als die Einwohner der Inseln am Aequator. [Tahiti hat eine hohe Civilisation: Kleidung, Gebraeuche, Verehrung einer Gottheit.]

S. 217: Es scheinet, diese Nation muß irgendwo von Tinian und den Inseln daherum gekommen seyn, weil sie die Brod-Frucht mit diesen Ländern gemein haben. Daß sie Hunde haben, die bey den Neuseeländern nicht angetroffen werden, ist ein Beweis, daß die von den Völkern nahe an der Linie herstammen, und etwa in einem Boote dahin sind verschlagen worden; wenigstens bestätiget die gemeinschaftliche Sprache beyder Völker ihren gemeinschaftlichen Ursprung. Bedürfniße und Verbitterung haben es verursacht, daß die Neuseeländer in Cannibalen ausgeartet sind. Die Neuseeländer hatten keine Pfeile und Bogen; [...].

S. 218: Die östliche neu-entdeckte Küste von Neu Holland hat armselige Einwohner, ohne Künste, ohne Civilisation, und dabey sind sie ungestaltet, folglich können sie nicht von den nahe gelegenen Neuseeländern, noch letztere von diesen abstammen. [...]
£{Kae-139,15}
Der ganzen östlichen Küste von Neu-Holland gaben sie den Nahmen von NewSouthWales. Nach dieser neuen Entdeckung ist Neu-Holland ohngefehr so groß als ganz Europa. [...] So glaube ich, sahe unser Europa aus, ehe Künste, Wissenschaften, Handel und gottesdienstlicher Unterricht von Egypten und Provinzien hereingebracht wurden.

S. 223: Ehe ich von dieser Materie abbreche, muß ich Ihnen doch noch melden, daß drey neue Uhren auf diese Reise mitgenommen werden, die zwar auf die Art wie die Harrisonische gemacht, aber doch verschieden sind, und, wie man glaubt, besser sind. [...] Die Länge des Ortes genau zu finden, an welchem man sich auf der See befindet, ist eine Sache von großer Wichtigkeit, weil man leicht auf eine Sandbank oder Felsen gerathen kann, [...].
S. 224:
/ £{Kae-347,17}
Dem nun vorzubeugen, hat man die Tafeln der Bewegungen des Mondes, nach einer Formul des Herrn Euler ganz genau berechnet, und ein Deutscher, nehmlich der seel. Göttingische Prof. Tob. Mayer hat das Verdienst, diese mühsame Arbeit vollendet zu haben. Das Collegium der Meereslänge (Board of Longitude) gab ihm, oder vielmehr seinen Erben, eine reiche Belohnung dafür.
S. 225: Zu dem Ende dachte Harrison, ein Uhrmacher, wie er ein Instrument erfände, welches die Stunden und die Umwelzung der Erde genau anzeigete. Dazu gehörte nun seines Erachtens folgendes: [...].
S. 226f.: Seine Maschine ward versucht; er bekam eine Belohnung; allein seine zu dreiste Forderungen und seine mürrische Gemüthsart verursachten, daß man ihm nicht die ganze Belohnung zukommen lies, welche er wohl nach der Parlements-Acte hätte haben sollen. Man wollte seine Uhr auf diese Reise mitnehmen, allein er schlug es ab, sie mitzugeben, und sagte zugleich, er hätte zwar seine Maschiene durch Versuche zu Vollkommenheit gebracht, aber er könne keine Grundregeln angeben, wornach man eine ähnliche machen könnte; ja er zweifelte, ob er selbst noch eine so accurat machen könnte. Ein anderer Uhrmacher, der Arnold heißt, unternahm es, eine nachzumachen, und da die metallenen oder stählernen Spindeln Friction verursachten, ja sich zuletzt / abbrauchten, da denn die Maschiene schlechter gehen muß, so setze er Spindel von Rubin an ihre Stelle, und ließ sie in einer Mutter (Socket) von Rubin laufen; dies hindert die Friction und das Abbrauchen. [...] Der berühmte Cummings macht eine Uhr von dieser Art für den Dr. Solander, die nur drittehalb Zoll im Durchschnitte hat, und die er statt einer Taschen-Uhr tragen kann, und Arnold macht eben eine dergleichen Taschen-Uhr für Hrn. Banks.


Datum: 30.09.2011 / November 2015 / 18.12.2017