Knopf:UB Bergman / [Bergmann]
(1769)    //    (1780)
Knopf

Torbern Bergman:
Physicalische Beschreibung der Erdkugel, auf Veranlassung der cosmographischen Gesellschaft [...]. Aus dem Schwedischen übersetzt von Lampert Hinrich Röhl [487 S.] (Greifswald: Röse 1769)
[Das schwedische Original: Upsala 1766]

Exemplar: <4> X C 52m // <7> 8 geogr phys 624
//===Adickes=⇒===
Untersuchungen: 038, 050, 079-080, 081, 084, 261, 274
Ansichten:005, 035, 068f.


Physicalische Beschreibung der Erdkugel, auf Veranlassung der cosmographischen Gesellschaft [...]. Aus dem Schwedischen übersetzt, Zwote vermehrte und verbesserte Auflage [387 und 426, S. + Tafeln], 2 Bde.
(Greifswald: Röse 1780)
Exemplar: <1> Bibl Diez 2103 // <1a> 4° Pr 522 / <17> 33/8482
//===Adickes=⇒===
Untersuchungen: 038, 211, 245, 260, 261, 274
Ansichten:005, 103, 119, 131, 140, 145-147, 150, 163f., 185f., 194


Die grundsätzliche Frage: Wann hat Kant das Lehrbuch von Torbern Bergman (1735-1784) kennengelernt? - läßt sich wie folgt beantworten:

Es ist kein zwingender Grund für die Annahme einer Bekanntschaft gegeben, die vor einen nachfragend hinweisenden Brief des Ministers von Zedlitz an Kant (X: 235,24ff. / 1. Aug. 1778) zu datieren ist:
  ich habe vor einiger Zeit Bergmans phis. Beschreibung der Erdkugel angefangen, die mich noch etwas aufhalten wird, so sehr ich mich auch über den Uebersetzer ärgre, der sich nicht einmal die Mühe gegeben das unbehülfliche Schwedsche Maaß auf unseres zu reduciren u. der einen so schlaudrigen Styl hat u. oft unrichtig ist.

Es darf also angenommen werden, daß die Umstrukturierung der Vorlesung zu Beginn der 1770er Jahre - allen Ähnlichkeiten in der Anlage und Übereinstimmungen en detail zum Trotz - ohne Bezug oder Rückgriff auf Bergman erfolgt ist. Adickes votiert (1911a., S. 163f.) Anm. zumindest für die Zeit der R 97 (φ, Vorarbeit zum Aufsatz über die ›Vulkane im Monde‹, 1785) entschieden für einen erheblichen Einfluß von Bergman.

-- Gibt's das Wort 'Kontinent' ??? W-St: November '99
/ in der ersten Auflage: oo / in der zweiten (Nicht in Abtlg. II (W_St: 24.05.2019)

Gliederbau der ersten Auflage


[Textauszug (1769)]:

§ 14 / S. 37: Das alte / neue Grönland [nicht die Quelle]

§ 97 (S. 256-259):
S. 256: Salzigkeit und Bitterkeit begleiten das Meerwasser beständig, welches alles bis jetzt den Seefahrern viele Ungelegenheit macht.(m)
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(m) Es ist lange eine der wichtigsten Aufgaben gewesen, das Meerwasser brauchbar zu machen. Das Salz kann wohl davon geschieden werden, aber damit ist der Sache nicht geholfen. Vor einigen Jahren hat doch Herr Poissonier in Frankreich eine Methode gefunden, die Bitterkeit vermittelst eines gewissen Zusatzes, zu fixiren. Es soll mit vollkommenem Fortgange auf der See versucht seyn, so daß diese Aufgabe nunmehr für aufgelöset gehalten wird. S. Gaz. Litt. de l'Europe, Tom. III. S. 175.
S. 258f.: Wer die mancherley fremden Theilchen bedenket, welche das Meer entweder von seinem eigenen Boden auflöset. oder von den / vermoderten Gewächsen und Thieren, die in so unzähliger Menge diese fliessende Materie bewohnen, [...], der findet zureichliche Ursachen, warum das Meerwasser einen eigenen und besondern Geschmack haben müsse. [...], und man dürfte bald von der eigentlichen Ursache dieser Bitterkeit unterrichtet seyn. Sie rühret vermuthlich von der alcalischen Erde her, die so häufig im Meere gefunden wird.

§ 147 / S. 367: Der Censor Appius Claudius ... Der Flamminische Weg ==> Hr. Canzleyrath Ferner: Tal om Wattumkningen

§ 214 / S. 455: In America soll ein Krebs (cancer ruricola) gefunden werden, der auf dem Lande lebt, welcher, wenn jemand nach ihm oder den Pflanzen dabey greift, eine seiner Scheeren von seinem Cörper trennet und sie gegen die Hand wirft, die sich darauf befestigt und einige Minuten greulich kneipt.(o)
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(o) Brove, Jacquin.


Gliederbau der zweiten Auflage


[Textauszug (1780)]:

Band 1:
S. 17 (§ 2]: Die ganze Erde kann als eine grosse Wasserkugel oder See angesehen werden, darin zwo grosse und eine ansehnliche Menge kleiner Insuln liegen. Erstere sind unter dem Namen der alten und neuen Welt bekannt: Namen, die sich blos auf die Zeit gründen, da wir von denselben Kenntniß erlangt haben.
S. 77: [Karten von Sibirien werden besprochen]
S. 83: [Admiral de Fonte]
S. 295:
£{Doe-028',07}
Luftsäure habe ich schon anderwärts beschrieben n) [n) Wissensch. Acad. Handl 1773], sie soll auch im nachfolgenden näher betrachtet werden, hier genüget es ihrer Vereinigung mit Wasser zu erwähnen. Diese Säure ist wie die Luft elastisch, und macht das aus, was man im Gesundbrunnenwasser das geistige und ätherische oder auch sein rechtes Leben nennt. Das Wasser kann davon so viel annehmen als es selbst Raum einnimmt, wornach es eine angenehme Säuerlichkeit, fast wie Champagner Wein erhält, und wird auch fähig nachher beydes Kalk, Magnesia und Eisen aufzulösen. Die Unwissenheit von dieser Säure hat gemacht, daß man die rechte Beschaffenheit der Mineralwasser gänzlich verfehlt hat. [...]
S. 295f.: Man kann bey der Analysis des Wassers, so wie überall in der Chemie, über die / Zusammensetzungen nicht gewiß seyn, ehe man durch die Synthesis etwas ganz gleiches zuwege bringen kann. Ich habe deswegen diese beyden Auswege vereinigt, und bin so weit gekommen, daß ich wohl zum eigenen als guter Freunde Behuf in einigen Jahren die berühmtesten Mineralwasser habe zubereiten können, welche mit den natürlichen, besonders Pyrmonter und Selterwasser im Geschmack und allen übrigen Eigenschaften vollkommen übereinkommen. [...] Wasser worin Seife schwer schäumt und Erbsen oder dergleichen Hülsenfrüchte nicht brechen, heisse überhaupt hart.
S. 357: [Bassa Delphin Amed Abdala, Bacha von Suez; Kircher nach Abul Assen]
S. 360f.: Salzigkeit und Bitterkeit begleiten das Meerwasser beständig. Es enthält Kochsalz, wenig Selenit und Bittersalz nebst Salzasche, (das ist weissen Magnesia in Salzsäure aufgelöset), auf welche beide letzten besonders dem letzten die Bitterkeit beruhet; denn man findet weder allezeit darin etwas erdharziges, noch kann dergleichen zu wege gebracht werden. Zu weilen trift man auch etwas Sal ammoniacum secretum. Ueberhaupt ist die Salzigkeit desto stärker, je weiter vom Pole.
S. 361: Das untere Wasser ist gemeiniglich salzer, als das obere.
S. 363: Die Bitterkeit soll auch stärker in der Tiefe gefunden werden. Woher das Meerwasser seine Salzigkeit bekommt, wird noch nicht vollkommmen beantwortet werden können.
S. 364f.: Wer die mancherley fremden Theilchen bedenket, welche das Meer von seinem eigenen Boden auflöset, oder von den vermoderten Gewächsen und Thieren, die in so unzählicher Menge diese fliessende Materie bewohnen, wer hiebey noch betrachtet, was die mancherley Flüsse in diesem allgemeinen Sammelplatze ausgiessen, der findet zureichliche Ursachen, warum das Meerwasser einen eigenen und besondern Geschmack haben müsse. Man / glaubt, daß die Bitterkeit überhaupt vom Bergfette herrühre, ja man hat es hierin der Natur auch nachmachen wollen; aber die sorgfältigste Auflösung entdeckte kein solches Fett, und man weiß nun, daß die Bitterkeit vom Bittersalz, und insonderheit von der Salzasche kommt.


Band 2
5te Abtl., Kap 2: Zufällige Veränderungen

S. 141f.: Der Censor Appius Claudius ließ vor 2145 Jahren einen Weg 14 Fuß breit, und von Rom nach Capua in grader Linie anlegen, zu welchem Ende verschiedene Berge tief durchhauen werden mußten. Der Grund war so fest gemacht, und die Fugen so dicht, daß man da, wo er sich erhalten hat, nicht mit einer Degenspitze zwischen den Steinen hineinstechen kann. Nichts desto weniger ist dieser Weg nun ganzer 10 Meilen, von Rom bis Torre delle Mole unbrauchbar; indem er bald über so steile Höhen, bald durch tiefe Thäler gehet, daß Reisende sich desselben nicht bedienen können. [...] Der Flamminische Weg, welcher quer durch Italien, von Rom nach Rimmini, vor 1993 Jahren angeleget worden, hat gleiche Veränderungen erlitten.
[Die zugehörige Quellenangabe ist kryptisch, vielleicht auf der vorhergehenden Seite: Canzleyrath Ferner, Tal om Wattuminskningen, S. 40 // => Kaehler 314 / Messina 171]

S. 154: Bey Andernach findet man die dunkelgrauen und röhrigten Steine, welche gebrochen und unter dem Nahmen rheinische Mühlensteine verkauft werden. Traß ist auch eine Vulcanmaterie aus diesen Gegenden, obgleich die Geschichte kaum einige Nachricht von unterirrdischen Feuern in dieser Gegend giebt.

S. 209: [Nicht in 1769]
/£{Mes-156,11} /
Das schwarze Meer wird im Winter so stark gefroren beschrieben, daß die Sarmater darüber fuhren; der Wein fror und ward stückweis ausgetheilt, und der Schnee lag an einigen Orten ungeschmelzt. Reisende, welche in spätern Zeiten diese Gegenden besucht, erwähnen solcher Kälte nicht, sondern sehn fast mehr mit Verwunderung die Nachricht von der Meerenge bey Constantinopel an, die unter Constantins Regierung zugefroren gewesen, und daß im Jahr 401 das schwarze Meer mit Eis belegt gewesen y).
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yTournefort voyage.

S. 327: [Kompletter Text des einleitenden § 188 / Nur in unbedeutenden Formulierungen abweichend von § 198 / S. 428, der ersten Auflage von 1769:]
Wir haben bisher nur von solchen Cörpern gehandelt, die durch einen äusserlichen Zusatz von Theilchen, und ohne einen beständigen Umlauf von Säften entstehen und vergrössert werden. Aber man findet auf der Erdkugel vielfältige von einem andern Bau, der so beschaffen ist, daß ein nährender Saft in dazu bestimmten Gefässen sich fortdränget und vertheilet wird, wodurch sie unterhalten werden, und wachsen. Dergleichen Cörper nennet man lebendige, oder organische Cörper. Sie sind überhaupt von zweyerley Art, Thiere und Pflanzen. Die ersten haben Empfindung, und können sich nach Gefallen auf verschiedene Art bewegen; aber an den letztern merkt man keine Spur von einem solchen Vermögen. Pflanzen machen auch wohl verschiedene Bewegungen, aber diese scheinen nur der von mechanischen Einrichtung derselben herzurühren, ohne einen Willkühr zu verrathen. Indessen muß man doch gestehen, daß die Gränze zwischen dem Thier- und Pflanzenreiche mit einer solchen Dunkelheit umgeben ist, die uns ausser Stand setzet, deutlich und mit Gewißheit untrügliche Gränzzeichen festzusetzen.

S. 374: [foramen ovale / Hinweis auf Büffon Hündin]

S. 384-386: [Typen von Menschen; durchsetzt mit Verweisen auf literarische Quellen]
Jegliche Art untergehet zuweilen nach Alter, Clima, Lebensart und andern Umständen sehr merkliche Veränderungen. Wir haben davon die deutlichsten Beweise. An den Küsten von Patagon findet man ein Volk von 7 bis 8 Fuß lang, dagegen reichen die Troglodyten in Africa, Java, Amboina und mehr Orten kaum über drey Fuß. Die Europäer sind weiß, die Mohren sind schwarz, dickbackigt, mit krausem Haaren, grossen Lefzen, sammetgleicher Haut, eingedruckter Nase, und das Weibervolk hat eine Haut über die Schaam (sinus pudoris) hängen. / Die Americaner sind Kupferroth, mit schwarzen gradem Haar, ohne Bart. Was die Ungleichheit der Farbe betrifft, so muß sie nicht allein von den Climaten herrühren, denn die Mohren behalten die Schwärze in der Nachbarschaft der Esquimaux, und die Europäer, die in vielen Gliedern in dem heissen Erdstriche gelebt haben, ihre Weisse, ja man findet auch an einigen Orten zwischen den Wendekreisen von undenklichen Zeiten weisse Leute. Da die untere Haut allezeit dieselbe Farbe hat als der Cörper selbst und aus den Nervenwärzchen ausschwitzt, so muß etwas vom Nervensaft in Vermischung mit gewissen Feuchtigkeiten die Ungleichheit hervorbringen. Die Anatomie zeiget auch, daß bey den Negern der Kern des Gehirns schwarz ist, wie bey den schwarzen Kaninchen. Die Reisebeschreibungen sprechen von einem Volke mit Schwänzen auf Nicobar, Java, Manilla, Formosa, u. m. Diese und mehr Besonderheiten verdienen Aufmerksamkeit und genauere Untersuchung. Oft / betrügen die gereiseten, theils aus Unwissenheit, theils aus Mangel genauerer Untersuchung, theils aus Verlangen wunderbahre Dinge zu erzählen. Man kann aber doch gewiß seyn, daß mehrentheils einige Anleitung dazu gewesen, ob gleich die rechte Beschaffenheit der Sache zuweilen durch die Beymischung ganz verstellt ist. Die Alten redeten von Sirenen, welche bis an die Mitte des Leibes, den Menschen gleich waren, aber in dem Untertheil den Fischen. In Carolina findet man würklich im Morast ein Thier, welches sowohl Kiemen als Lungen hat, ist nackt, hat auf den Vorderfüssen Nägel, und einen Fischschwanz, welches auch soll singen können. [...]
Ein Theil Thiere, und vielleicht mehrere, als man bisher weiß, sind electrisch. Pferde und Katzen funkeln von solchem Feuer, wenn sie im Dunkeln gerieben werden. Noch sonderbarer ist der so genannte elektrische Aal (Gymnotus electricus), welcher mitten in einem die Electricität raubenden Mittel, wie das Wasser ist, diese Kraft in sich erwecken, und gewaltige Stösse austheilen kann, wenn er unmittelbar oder mit Metalle berührt wird.


Datum: 13.01.2010 / 19.09.2012 / 03.06.2019