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Camper 1782-1790 | ![]() |
Adickes 1911, S. 260
Exemplar: <4> XIa C 85 //
Bd. 1.1 (1782) / Bd. 1.2 (1784) / Bd. 2.1 (1785) / Bd. 2.2 (1787) / Bd. 3.1 (1788) / Bd. 3.2 (1790) //
<12> digital: Bd. 1.1. (1784) / Bd. 1.2 (1784)/
S. 17: Der Charakter des Calmucken ist kennbar an der schmalen Figur seines Kopfes, an dem starken Hervorragen der Jochbeine, an der Größe und Stärke der Kinnladen und Beißmuskeln, und an der länglichten Bildung der Augen, die durch das starke Hervorspringen der Jochbeine verursachet wird, weil der runde Augenmuskel, der in Jochbeine eingedrückt liegt, dadurch gleichsam zur Seite ausgereckt wird. Hier ergriff Herr Camper die Gelegenheit demjenigen zu wiedersprechen, was uns Plinius der Aeltere, de Buffon, und viele Reisende vom Gebrauche jener Völker zu erzählen, daß sie die Köpfe ihrer Kinder zwischen zween Brettern zusammenpressen, vom Ausdehnen der Augen bey dem chinesischen Frauenzimmer, vom Eindrücken der Nase bey den Mohren, so wie auch vom Plattdrücken der Ohren am Kopfe des Europäers durch das Binden der Haube in der Kindheit; indem er diesen Unterschied der Nationen lieber der Verschiedenheit der Länder und des Clima als solchen Erzählungen zuschreiben will.
S. 26f.: Zu einer Einleitung also dieser Vorlesung über die Zergliederungskunst
habe ich mich entschlossen, diese sonderbare Erscheinung abzuhandeln, ob es möglich
wäre, hiedurch den bewiesenen Wahrheiten unsrer Religion einiges Licht mitzutheilen;
nämlich, daß Gott im Anfange einen einzelnen Menschen geschaffen habe, Adam,
welchem wir alle, von welcher Bildung oder Farbe wir seyn mögen, unsre Abstammung
schuldig sind. [...]
Die Sache selbst ist schon längst mit Aufmerksamkeit beantwortet
worden, und die ältesten Schriftsteller haben [...] einhellig geurtheilt, daß
die Weißen erhabnere und vernünftigere Geschöpfe / seyn, als die
Schwarzen. [Herodot / Aristoteles / Strabo / Plinius]
S. 31f.:
£{Doe-088,24}
So weit die alten Schriftsteller, die in der Naturkunde, die jetzt den Gipfel ihre
Höhe erreicht zu haben scheinet, wenig erfahren waren. Aber man muß sich nicht
wundern, daß der berühmte Meckel, ein Mann, der durch seine großen
Verdienste bekannt ist, gegen welchen ich in meinen Schriften und Vorlesungen über
die Zergliederungskunst immer die größte Ehrfurcht bezeigt habe, und der
überdem unter der Aufsicht des großen Hallers erzogen worden, im Jahr
1757 zu Berlin 9) schreiben durfte, daß die Neger eine ganz andre
Art von Menschen zu seyn scheinen, weil ihr Gehirn und ihr Blut schwarz wäre, und
dieses ihre Haut schwarz färbte.
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9) Mem. de Berlin B. XII. S. 71.
Die Befremdung einen Mohren zu sehen, hat ihm ohne Zweifel Haß und Schrecken
vor dieser Farbe / [S. 32] eingeflößt. Es war der zweyte, den er zergliederte;
wahrscheinlicher Weise aber würde er freundlicher und vernünftiger darüber
gedacht haben, wenn er, wie bey uns (in den Niederlanden) täglich Schwarze gesehen,
und erfahren hätte, daß die Weißen, sowohl Männer als Weiber, so
erhaben sie auch in ihren Gedanken über diese übelgefärbte Menschen sind,
dieselbe, doch ihrer Liebe nicht ganz unwürdig schätzen.
Santorin, ein berühmter Zergliederer, ergötzt sich mit einer andern
Meinung, daß nämlich die Leber die schwarze Materie unter der Epidermis
absondere, wie er sich im Anfange seines Buches darüber erkläret.
Ich habe im Jahr 1758 die Gelegenheit in Amsterdam gehabt, einen schwarzen
angolischen Knaben zu zergliedern, und habe gefunden, daß das Blut gänzlich
von eben der Farbe sey, als das unsrige, und das Gehirn eben so weiß, wo nicht noch
weißer.
S. 33f.: [Orang Utang; In Anm. Hinweis auf Philos. Trans., Bd. 69, S. 139ff: "hat der
Verf. die Bildung des Sprachorgans der Affen gezeigt, und bewiesen, daß es zu
nichts weniger als zum Sprechen geschickt sey; daß das Sprachorgan / des Orangs
sowohl als der andern Affen von dem des Menschen sehr verschieden sey."]
[Labat / Maupertuis / Pallas 1777]
S. 39: Die Hasen in Rußland und Schweden sind im Sommer grau, im Winter
schneeweiß, wie Linné bemerkt [Fauna Suecica, S. 8]
S. 40f.: Die Schwarzen haben eine breite und stumpfe Nase, und dicke Lippen; viele
Reisebeschreiber, und die meisten Naturforscher, die auf das Ansehen derselben sich
gründen, haben versichert, daß sie ihren Kindern die Nase eindrücken, und
also diese Bildung mittheilen. Doch dieses ist unrichtig, denn außerdem, daß
sie im Mutterleibe schon so gebildet sind, so hängt diese Bildung allein von dem
Hervorragen des obern und untern / Kinnbackens ab, und dadurch wird die Nase von selbst
stumpf, klein, und die Lippen dick, wie würden sie sonst die Zähne bedecken
können?
S. 41: Maupertuis behauptet, daß man nirgends schöner Frauenzimmer
findet, als in Paris, wahrscheinlich weil nicht nur die Erziehung, sondern auch die
Speisen daselbst auserlesen sind.
S. 43f.: Jetzt werde ich nach der Ordnung zu dem Sitze der Schwärze in den Mohren
übergehen, und euch erstlich dieses Kind zeigen, welches, ob es schon eine unreife
Geburt ist, von einer angolanischen Negerinn geboren ist, deren Mann ebenso schwarz war.
Ihr sehet, daß die Haut über den ganzen Körper weiß ist, und also,
daß die Kinder im Mutterleibe nicht schwarz sind, wie Strabo dafür
hielte. Ihr seht auch, daß die Nase, die Lippen, daß ganze Gesicht, den
bejahren Schwarzen gleichförmig sind, und seyd also überzeugt, daß die Nase
bey der Geburt nicht eingedruckt wird, sondern, daß ein solches unreifes
Geschöpfe, schon jeden Zug seines Geschlechts an sich hat. / Buffon hat sehr
wohl bemerkt25), daß die Kinder der Neger weiß oder lieber
röthlich geboren werden, wie die unsrigen, und daß sie einige Tage nachher
braun und drauf schwarz werden.
Dem ungeachtet ist es sonderbar, daß sie sehr geschwinde nach der Geburt die
Ränder der Haut um die Nägel wie auch die Ringe um die Brustwarzen schwarz
haben. Doch die Zeugungstheile werden erst am dritten Tage, und nicht bey der Geburt
schwarz. Dieses habe ich in Amsterdam gesehen. [Die Schwärze liegt in der Haut:
reticulum.]
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25) S. 522.
S. 48: Laßt Adam schwarz, laßt ihn braun, schwarzbraun oder weiß erschaffen seyn, seine Nachkommen müssen nothwendig, so bald sie sich über den weiten Erdboden verbreiteten, je nachdem der Boden, die besondere Nahrung und die Krankheiten verschieden waren, ihrer Farbe und Bildung nach und nach verändert haben. Ein zufälliger Unterschied mußte durch Erbschaft sich vielen mittheilen, wie wir noch täglich vorfallen sehen. Eine Vermischung zweyer sehr verschiedener Menschenarten mußte nothwenig eine dritte hervorbringen, die von beyden etwas annahm, und welches nur nach Jahrhunderten sich verändern konnte.
Datum: 04.11.2013 / ... / 13.07.2018 / ... / 17.04.2019 / 01.08.2019