Knopf:UB Cartheuser 1779 Knopf

Friedrich August Cartheuser:
Abhandlung über die Verfälschung der Weine, welche der Gesundheit schädlich sind [66 S.]
(Giessen: Krieger 1779)

Exemplar: <1a> Jp 11850


Gliederung:
003-019: 1. Abschnitt / Von den der Gesundheit schädlichen Weinverfälschungen, die mit Zusätzen aus dem Pflanzenreich geschehen.
019-066: 2. Abschnitt / Von den der Gesundheit schädlichen Weinverfälschungen, die duch Zusätze aus dem Mineralreich geschehen.

S. 19ff.:
£{Kae-227,11}
Unter den schädlichen Weinverfälschungen, die von den Weinverkäufern vermittelst mineralischer Substanzen vorgenommen werden, ist sowohl die berühmteste, als auch fast die schädlichste, welche durch bleyische Mittel, und zwar gemeiniglich durch die sogenannte Silberglette geschiehet (Lithargyricum, Glette, Bleyglette, / Silberglette). Durch diesen Zusatz verschaffen nemlich die betrügerischen Weinhändler den Rhein- Franken- Nekker- französischen Weinen u. d. gl. wenn sie sauer und herbe sind, einen mildern Geschmack und eine gewisse Süssigkeit. Denn durch die Weinsäure werden mehr oder weniger Theile von der zugesetzten Silberglette aufgelöst, die mit derselben ein süßes und zugleich zusammenziehendes Salz ausmachen, welches die Chymisten Bleyzucker nennen, und auf solche Art geben sie den Weinen einen lindern, süßlichten und der Zunge angenehmern Geschmack, so wie auch geschieht, wenn bleyische Körper, als Minium, Bleyweiß, Silberglette u. a. m. in Eßig oder andern Pflanzensäuren aufgelöst werden, welche nemlich von den Bleytheilchen die sie in sich genommen, und in Bleyzucker verwandelt haben, einen süßen, hinterher aber einen mehr oder weniger zusammenziehenden Geschmack erhalten. Aber mit solchen Dingen verfälschte Weine bringen die Gesundheit in die größte Unordnung, / und indem sie die festen Theile krampfhaft und stark zusammenziehen, und die Gänge verstopfen, erregen sie die schlimmsten Zufälle.

S. 22: Es wird diese grausame Weinverfälschung auf verschiedne Art erforscht und entdeckt. Die erste und gebräuchlichste Art geschieht durch den sogenannten Liquor des Operments, welcher aus Operment, lebendigem Kalch und gemeinen Wasser bereitet wird, und wegen seines Gebrauchs gemeiniglich Probirliquor oder Liquor docimasticus, auch von einigen, welche auf seine Natur Rücksicht nehmen, arsenikalische Schwefelleber genannt wird.


Datum: 11.01.2012