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Cartheuser 1779 | ![]() |
Exemplar: <1a> Jp 11850
S. 19ff.:
£{Kae-227,11}
Unter den schädlichen Weinverfälschungen, die von den
Weinverkäufern vermittelst mineralischer Substanzen vorgenommen werden, ist
sowohl die berühmteste, als auch fast die schädlichste, welche durch
bleyische Mittel, und zwar gemeiniglich durch die sogenannte Silberglette
geschiehet (Lithargyricum, Glette, Bleyglette, / Silberglette). Durch diesen
Zusatz verschaffen nemlich die betrügerischen Weinhändler den Rhein-
Franken- Nekker- französischen Weinen u. d. gl. wenn sie sauer und herbe sind,
einen mildern Geschmack und eine gewisse Süssigkeit. Denn durch die
Weinsäure werden mehr oder weniger Theile von der zugesetzten Silberglette
aufgelöst, die mit derselben ein süßes und zugleich zusammenziehendes Salz
ausmachen, welches die Chymisten Bleyzucker nennen, und auf solche Art geben sie
den Weinen einen lindern, süßlichten und der Zunge angenehmern Geschmack,
so wie auch geschieht, wenn bleyische Körper, als Minium, Bleyweiß, Silberglette
u. a. m. in Eßig oder andern Pflanzensäuren aufgelöst werden, welche
nemlich von den Bleytheilchen die sie in sich genommen, und in Bleyzucker
verwandelt haben, einen süßen, hinterher aber einen mehr oder weniger
zusammenziehenden Geschmack erhalten. Aber mit solchen Dingen verfälschte
Weine bringen die Gesundheit in die größte Unordnung, / und indem sie die festen
Theile krampfhaft und stark zusammenziehen, und die Gänge verstopfen,
erregen sie die schlimmsten Zufälle.
S. 22: Es wird diese grausame Weinverfälschung auf verschiedne Art erforscht und entdeckt. Die erste und gebräuchlichste Art geschieht durch den sogenannten Liquor des Operments, welcher aus Operment, lebendigem Kalch und gemeinen Wasser bereitet wird, und wegen seines Gebrauchs gemeiniglich Probirliquor oder Liquor docimasticus, auch von einigen, welche auf seine Natur Rücksicht nehmen, arsenikalische Schwefelleber genannt wird.
Datum: 11.01.2012