Knopf:UB Cranz (1770) Knopf

David Cranz:
Historie von Grönland enthaltend Die Beschreibung des Landes und der Einwohner etc. [...] Zweyte Auflage.
(Barby / Leipzig 1770) / [1. Aufl. 1765]
<4> VIa C 307


Gliederung:

|P_50-54 / § 17
£{Kae-126,21-127,03}
|P_50: Mit dieser Beschwerlichkeit hat der Urheber der Natur eine grosse Wohltat verknüpft. Denn da Er diesem kalten, steinigten Lande den Wachsthum des Holzes versagt hat: so hat Er dafür gesorgt, daß der Strom des Meers theils ohne, theils und am meisten mit dem Eise zugleich vieles Holz mit sich führt und zwischen den Inseln sitzen läßt. Wäre dieses nicht, so hätten wir kein Holz zum Brennen, und die armen Grönländer, die wol nicht Holz, sondern Speck zum Brennen brauchen, hätten kein Holz, ihre Häuser zu dekken, ihre Zelte aufzurichten, ihre Boote zu bauen und ihre Pfeile zu verfertigen; womit sie sich Nahrung und Kleidung und Spek zum Leuchten, Wärmen und Kochen schaffen müssen. Es sind zum Theil grosse mit der Wurzel ausgerissene Bäume, die durch vieljähriges herumtreiben, anstossen und reiben am Eise, sowol / von Aesten als der Rinde gänzlich entblöst und von grossen Holz-Würmern durchfressen sind. [...] Man sieht also wohl, daß dieses Holz aus einer zwar fruchtbaren, aber doch kalten, bergigten Gegend kommen müsse. Wo aber diese Gegend sey, ist schwer auszumachen. Aus dem benachbarten America, [...] kan es nicht kommen, weil es gemeiniglich mit dem Eis kommt, welches mit dem Strom nicht von daher, sondern dorthin treibt. [...]

|P_52:
£{Hol-344,21ff.}
Ich will doch dieser sonderbaren Sache etwas weiter nachspüren. Daß es mit dem Strom und Eis kommt, ist ausgemacht. Dieses kommt von Osten. Wo sich das Treib-Holz am häufigsten findet, da muß es auch herkommen, und je länger man es spürt, je weiter muß dessen Ursprung gesucht werden. [...] Es muß also aus Sibirien oder aus der Asiatischen Tartarey kommen, wo es durch die vom Regen stark angeschwollene wilde Berg-Wasser, welche ganze Stükke Land und Fels mit grossen Bäumen herabschwemmen, von den Bergen abgerissen, in die grossen Flüsse gestürzt, und ins Meer geführt wird. Hier wird es nebst dem Treib-Eis von dem Oestlichen Strom nach dem Pol zu getrieben, und dann mit dem Strom, der bey Spitzbergen aus Norden kommt, zwischen Island und Grönland an der Ost-Seite hin, um Statenhuk herum, in die Strasse Davis bis auf den 65sten Grad geführt.
[Es folgen Belege aus der Literatur zu Sibirien: Gmelin, Müller ⇒ Lena-Mündung.]

|P_72-73
£{Kae-127,16}
Von dem eigentlichen Talkstein habe nichts gesehen, auch keinen Serpentin-Stein. Hingegen findet sich an verschiedenen Orten, sonderlich in Bals-Revier, der Weichstein oder Topfstein, Ollaris, den einige, wegen seiner Marmor-Adern, unächten Marmor nennen. Der Gang desselben läuft ziemlich breit und tief zwischen den Felsen; die äusserste grobe Rinde besteht gemeiniglich aus Grau-Glimmer und harten Glasartigen Amiant-Strahlen. Der mehreste Weichstein ist von Aschgrauer, auch gelblicher marmorirter Farbe, und ist nicht durchsichtig. Der beste ist Seegrün und durchsichtig, hat oft schöne rothe, gelbe und andre Streiffen, die aber selten durchsichtig sind. Es soll auch ganz weissen und schwarzgesprengten geben. Er besteht nicht aus Sand, sondern aus der feinsten schleimigten Thon-Erde, welche beym Verarbeiten wie das feinste weisse Mehl ausfällt und die Finger fettig macht. Er ist so weich, daß er sich reiben, schneiden und mit den Zähnen zermahlen läßt, dabey aber sehr schwer und compact, und weil er nicht Schichtweise liegt, auch nicht schiefert: so ist ein ganzes Stük ohne zerbrökeln schwer loszumachen. Der Stein läßt sich leichter als Holz bearbeiten, sowol im schneiden als drehen. Er fühlt sich weich und fettig an wie Seife oder Talk, nimmt mit Oel gerieben eine schöne Marmor-Glätte an, und ich habe an dem hiesigen nicht gemerkt, daß er in der Luft dieselbe verliert und porös wird, sondern am Feuer nur noch vester wird. Die Grönländer bauen daraus ihre Kessel und Lampen, die sie in grossem Werth halten und sich theuer bezahlen lassen. Und weil die Speisen in denselben wohlschmekkender und gesünder zubereitet werden können, als in unserm Eisen- oder Kupfer-Geschirr: so werden einige solche Kessel nach Dännemarck an vornehme Herrschaften geschikt, und sehr hoch gehalten.

|P_###
£{Kae-445,07}
check: Handel mit Treibholz

|P_###
£{Kae-527,10}
check: Einwohner, Hütte etc / Schwefel ??? 527,02 [nicht gefunden: 24.11.2017]

Drittes Buch. Von der Grönländischen Nation (§§ 1-48 / S. 173-304)

P_177ff.: Die Grönländer nennen sich schlechtweg Innuit, d. i. Menschen oder Einwohner. Von den Isländern, die vor vielen 100 Jahren dieses Land und die nächsten Americanischen Küsten entdekt und besetzt haben, sind sie aus Verachtung Skrällinger genant worden, welches kleine, schlechte, untaugliche Menschen bedeuten soll, weil sie von Statur sehr klein, und wenige über, die meisten aber unter fünf Schuh lang sind, und dabey schwach zu seyn scheinen.

|P_191
£{Doe-123,06 / 192',21}
Sie trinken keinen Thran, wie einige vorgeben: den verkauffen sie und brauchen ihn in ihren Lampen. Doch essen sie gern zu den troknen Heringen ein paar Bissen Spek, schmelzen auch die Fische damit, indem sie ihn wohl zerkauen und so in den Kessel ausspeyen. Ihr Trank ist klares Wasser.

|P_199
/£{Kae-528,16} / £{Doe-192, 12}
Das kleine oder das Manns-Boot, Grönländisch Kajak, ist drey Klafter lang, vorn und hinten spitzig, wie eine Weber-Schütze gestaltet, in der Mitte nicht anderthalb Schuh breit, und kaum einen Schuh hoch, [...].
[Ausführliche Beschreibung von Übungen und Jagd.]

P_234:
£{Naturrecht Feyerabend, f. 27}
Wer an einem Strande Holz oder gestrandet Schif-Gut findet, dem gehört es, ob er gleich nicht da wohnt. Er muß es aber ans Land schleppen und einen Stein drauf legen, zum Zeichen, daß schon jemand sich dessen angemaßt hat; alsdann wird es gewiß kein anderer Grönländer anrühren.


|P_333f.:
£{Doe-083',06}
Es ist also am wahrscheinlichsten, daß die itzigen Wilden erst im vierzehnten Jahrhundert nach Grönland gekommen sind, und zwar nicht von Osten her aus Europa, sondern von Westen aus Nord-America. [...]
So weit mir die Nachrichten der Nordlichen Völker bekant sind, finde ich bey den Lapländern, Samojeden und Ostiaken, die am Eis-Meer Nord und Nord-West wonen, weniger Aehnlichkeit mit unsern Grönländern als bey den Kallmukken, Jakuten, Tungusen und Kamschadalen, die die Nord-Ostlichen / Gegenden der grossen Tatarey zwischen dem Eis-Meer und der Mongaley bewohnen. Diesen Weg müssen unsere Grönländer genommen haben, da sie bey der grossen Zerstreuung der Völker zuerst in die Tatarey gekommen, [...] bis endlich in den ässersten Nord-Ostlichen Winkel von der Tatarey bey Kamschatka getrieben worden.

|P_339:
£{Hes-025,07}
Nach der Pest liessen einige Kaufleute ihre Schiffe nach Grönland fahren. Die Königin Margaretha ließ ihnen im Jahr 1389 den Proceß machen, daß sie ohne ihre Erlaubnis dahin gehandelt, weil dieses Land nebst Island, Färö und Finnmarken zu den Königlichen Domänen gehörte. Sie selbst und ihre Nachfolger residirten nicht mehr in Norwegen, und hatten wegen der Calmarischen Vereinigung aller drey Nordischen Reiche so viel Arbeit und Unruhe, daß sie nicht mehr an die verlassenen Grönländer denken konten.

|P_355:
{An-Doh_140}
Von dem betrübten Schicksal der sechs Grönländer, die man auf der ersten Reise nach Dännemark gebracht, hat man angemerkt, daß sie, ohnerachtet aller freundlichen Behandlung und guten Versorgung mit Stockfisch und Thran, dennoch mit betrübten Blikken und unter jämmerlichem Seufzen gen Norden nach ihrem Vaterland ausgesehen, und endlich mit ihren Kajaken die Flucht ergriffen haben, aber durch einen starken Wind an das Ufer von Schonen geworfen und nach Copenhagen zurükgebracht worden, worauf zween vor Betrübnis gestorben sind.


Datum: 07.03.2008 / ... / 08.12.2017 / 03.04.2018