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Dow 1773 | ![]() |
Exemplar: <4> VIIm C 1221b
S. 3f.: Er [der Verf.] bemerkte, daß die Zeit, die er noch in Indien bleiben könnte, zur Erlernung der Shanscrita zu kurz seyn würde. Er beschloß daher, durch Hülfe der persischen und der gemeinen Sprache der Indier sich so viel möglich in der Mythologie und Philosophie der Brahminen zu unterrichten. Er versah sich zu dem Ende mit einigen von den vorzüglichen Shasters, und sein Pundit [Tutor an der Univ. Benaris] erklärte ihm so viele Stellen aus diesen / artigen Büchern als hinreichend waren, ihm einen allgemeinen Begriff von der Lehre, die sie enthielten, zu verschaffen.
S. 4: Die Bücher, welche die Religion und Philosophie der Indier enthalten, werden durch den Namen der Bedas unterschieden. Es sind viere an der Zahl, welche wie die heiligen Schriften anderer Nationen durch die Gottheit sollen verfertiget seyn. Beda, in der Shanscrita, bedeutet dem Worte nach Wissenschaft. Denn diese Bücher handeln nicht allein von den Pflichten der Religion und der Moral, sondern auch von einem jeden Theile der philosophischen Kenntniß.
S. 11: Wir haben bereits bemerket, daß die Bedas in der Shanscrita Sprache geschrieben sind. Es ist aber schwer zu bestimmen, ob die Shanscrita zu einiger Zeit des Alterthums die gemeine Sprache von Hindostan gewesen, oder ob sie von den Brahminen erfunden worden, um darinnen ihre Religion und Philosophie auf eine geheimnißvolle Art aufzubehalten.
S. 13f.:
£{Kae-486,18} / £{Doe-177,26}
Die Indier sind schon in den ältesten Zeiten in vier große Stämme
eingetheilt worden, von denen ein jeder verschiedene niedere Casts enthält. Diese
Stämme pflegen sich nicht mit einander zu verheyrathen, zu essen und zu trinken, oder
sich sonst auf einige Weise mit einander zu vereinigen, [...]. Der erste und
edelste Stamm sind die Brahminen, die alleine dem Priesterthume dienen können, wie
die Leviten bey den Juden. Jedoch sind sie deswegen nicht von der Regierung, dem Handel
oder Ackerbau ausgeschlossen, ob ihnen gleich alle niedrige Dienste durch ihre Gesetze
aufs schärfste verboten sind. Sie leiten ihren Namen vom Brimha her, welcher, wie sie
/ sagen, die Brahminen bey der Schöpfung der Welt aus seinem Haupte hervorbrachte.
Der zweyte Stamm in der Ordnung ist der Sittri Stamm, welche bisweilen durch den
Namen Kittri oder Koytri unterschieden werden. Sie sollten, ihrer ursprünglichen
Verfassung nach alle Kriegsleute seyn; allein sie erwählen oft andere Professionen.
Brimha soll, ihrem Vorgeben nach die Kittri aus seinem Herzen, als dem Sinnbilde des
Muths, den die Krieger haben sollen, hervorgebracht haben. Der Name Beise oder Bise wird
dem dritten Stamm beygelegt, Sie sind meistentheils Kaufleute, Wechsler, und Bunias
oder Kramer. Diese sollen figürlicherweise aus dem Bauche des Brimha entstanden seyn;
indem das Wort Beish einen Versorger oder Ernährer bedeutet. Der vierte ist
der Stamm Sudder. Diese sollen niedrige Knechte seyn, die ganz unfähig sind, sich zu
einem höhern Range zu erheben. Sie sollen, wie man saget, nach einer Anspielung auf
ihren niederen Rang, aus den Füßen des Brimha hergekommen seyn.
S. 21f.: Bedang, der Titel des Shaster, oder Erklärung der Bedas, wovon wir handeln wollen, ist ein Wort, welches von Beda, Wissenschaft, und Ang, Körper, zusammen gesetzet ist. Der Name dieses Shaster kann daher wörtlich, der Körper der Wissenschaft übersetzt werden. Dieses Buch hat man in Europa ganz irrig Vedan / genennt; und es ist eine Auslegung der Lehre der Bedas, von dem großen Philosophen und Propheten Beäß Mumi, der, nach dem Vorgeben der Brahminen, vor vier tausend Jahren berühmt gewesen ist.
S. 21: Note d): Shaster bedeutet dem Worte nach Kenntniß; es wird aber gemeiniglich für ein Buch angenommen, welches von der Theologie und den Wissenschaften handelt. Es giebt so viele Shasters unter den Indiern, so daß enige Schriftsteller, welche behauptet haben, daß nur ein Shaster unter den Indiern sey, welches, wie die Bibel der Christen, oder der Koran der Mahomedaner, die ersten Gründe des brahminischen Glaubens enthalte, sich selbst und das Publikum hintergangen haben.
Datum: 19.04.2012