Knopf: Bibliothek Falkner (1775) Knopf

Falkner, Thomas / Schack, Hermann Ewald (Üb):
Beschreibung von Patagonien und den angrenzenden Theilen von Südamerika [...] Nebst einer neuen Karte der südlichen Theile von Amerika [Vorbericht, Vorrede, 181 S., Errata, Karten]
(Gotha: Ettinger 1775)

Exemplar: <12>: digital // seen: Eutin, April 2011
Adickes 1911, S. 205


[Eine überaus lange 'Vorrede' plädiert für ein strategisches Bündnis zwischen Spanien und England; die engl. Kolonien in Nord-Amerika streben nach Unabhängigkeit.
Sechs Kapitel: 1 - S. 42: Boden und Produkte / 2 - S. 62: Land / 3 - S. 85: Fortsetzung / 4 - S. 120: Einwohner / 5 - S. 142: Religion, Regierung ... / 5 - S. 163: Sprache
Keinerlei Aussagen über Meerestiere.]


S. 43f.: Die Algarrova ist ein großer Baum, ungefähr von der Stärke eine mittelmäßigen Eiche; sein Holz ist fest, dauerhaft und breit gemasert. [../.] Diese bekommen alsdenn geräumige lange Hülsen, wie die Erbsen, aber nicht so breit. [...] Dieser Baum wächst sehr häufig und ist eine Gattung von Acacia, weil er der arabischen Acacia ähnlich ist. [...] Das Mehl alleine, welches sehr harzig ist und zusammen klebt, kneten sie in Kuchen oder drücken sie in viereckige Büchsen, heben sie sodann zu ihrer Speise auf und nennen sie Patay, von den zerstossenen Hülsen machen sie ihre Chica, ein sehr starkes Getränke; auf diese gießen sie kaltes Wasser und lassen es zwölf bis vier und zwanzig Stunden stehen; während welcher Zeit es anfängt zu gähren, sehr stark und hitzig wird und heftige Trunkenheit verursacht. Man könnte aus dieser Chica einen bewährten Spiritus ziehen, aber die Einwohner sind zu dieser Absicht nicht geschickt genug.

S. 47: Der Molie ist ein großer Baum, den man in dem mittäglichen Theil der Provinz Tucuman nicht antrift. [...] Die breitblättrige Gattung, trägt auch noch eine große Menge schwarzer Früchte, die, wenn sie reif sind, eine sehr hellblaue und beynahe weißfarbige Schale haben. Sie sind ungefähr von der Gestalt der schwarzen Johannistrauben, und viele daran wachsen in Trauben, wie die Kirschen. Sie schmecken süßer als die Algarrova, und geben im Wasser abgekocht einen sehr süßen und brennenden Extrakt oder Syrup; gießt man aber Wasser darüber, so bekömmt man eine Chica, die sowohl im Geschmack als Geruch stärker ist, als das Getränke von der Algarrova. Ein Rausch von diesem Getränke hält gemeiniglich zwey bis drey Tage an, und giebt den Augen derer, die davon trunken sind, einen wilden und funkelnden Blick; ein gewisses Kennzeichen, daß dieses Getränke stark und voller Gift ist.

S. 52-54: [Freilebendes Hornvieh, ebenso Pferde; ohne Eigentümer, riesige Anzahl, gleichwohl Raubbau durch die Spanier.]

S. 56: Guaiacum, .. Balsame, Drachenblut


S. 71: Der Platafluß ist einer der größten Flüsse in Amerika, und strömet in die See durch eine beynahe siebzig Meilen breite Mündung.


S. 106:
/ £{Mes-068,15}
Die Mündung dieses Flusses an der atlantischen See, ist, wie ich glaube, noch nicht recht untersucht worden. Sie heißt Bay sans Fond, oder die grundlose Bay, entweder wegen ihrer Tiefe, oder, nach einiger Meinung, wegen ihrer Untiefe; ich weiß es nicht, aber ich sollte eher denken, wegen des ersteren. [...] Die Spanier nennen diese Mündung die Bay St. Matthias, und setzen sie auf den vierzigsten Grad 42 Min. südlicher Breite, [...].

S. 117:
/ £{Doe-114',08}
Die maluinischen oder Falklandinseln sind zahlreich; einige sind außerordentlich klein, aber zwey davon sehr groß. Was ich von ihnen erzähle, gründet sich auf Nachrichten, die mir theils von vielen spanischen Officiren, welche hierher geschickt waren, um dieses Land von den Franzosen im Besitz zu nehmen, und sowohl die Spanier von Buenos-Aires hieher zu transportiren, als auch die französischen Einwohner fortzuschaffen, theils von einem französischen Konstabel ertheilet worden sind, welcher mit mir von dem Plataflusse nach dem Hafen von Cadix seegelte, und einige Jahre auf diesen Inseln gewohnet hatte. Alle diese Personen waren unverwerfliche Zeugen.

S. 118: [...] und diese Last wird nicht eher aufhören, als bis diese Kolonie aufgehoben wird. Es giebt weder Holz noch sonst etwas, das zum Brennen diente, außer einem niedrigen Gesträuche, das einigermasen unserm Ginster gleich kömmt, und auch dieses nur in geringer Menge; die Einwohner sind um deswillen genöthiget, kleine Schiffe anch Terra del Fuego zu senden, umd daselbst Holz zu holen.

S. 119f.: [Franzosen (Bougainville) verkaufen ihre Kolonie an die spanische Krone. Neu ankommende Spanier finden ein elendes Land vor. - Von einer Rattenplage ist nicht die Rede.]


S. 139: Wenn die Franzosen oder Spanier, wie öfters geschiehet, nach Terra der Fuego gehen, um Brennholz für die maluinischen Kolonien zu holen, so leisten sie ihnen [sc. den indianische Einwohnern] nach ihren möglichen Kräften Beystand.

S. 140f.:
/ £{Hes-252,18}
Die Nachricht, daß in diesen Gegenden ein Volk sey, das von Europäern oder hier zurückgebliebenen Gescheiterten abstamme, ist wie ich gewiß glaube, ganz falsch, ohne Grund, und aus mißverstandenen Erzählungen der Indianer entstanden. Wenn sie, zum Beyspiel in Chili wegen einer gewissen innländischen Kolonie der Spanier befragt werden, so erzählen sie von Städten und weißen Leuten, und verstehen darunter Buenos-Ayres, und so umgekehrt; denn sie können sich gar keinen Begriff davon machen, wie die Einwohner dieser zwey entlegenen Länder einander bekannt seyn sollten. Ich befrug mich bey den Indianern über diesen / Punkt und fand meine Muthmasung richtig, und sie gestanden, als ich ihnen zu ihrem größten Erstaunen Chiloe, Valdivia u.s.w. nannte, daß dieses die Oerter wären, deren sie in ihrer Beschreibung der europäischen Kolonien gedacht hätten.
Was ferner diese Niederlassung der Caesares ganz unglaublich macht, ist die moralische Unmöglichkeit, daß so gar zwey bis dreyhundert Europäer, meistens lauter Männer, durch so viele kriegerische und zahlreiche Länder, ohne die geringste Communication mit einem gesitteten Lande, hätten durchdringen und sich in einem Lande eine abgesonderte Republik errichten können, welches nichts freywillig hervorbringt, und dessen Einwohner sich blos von der Jagd nähren müssen, und daß sich diese Republik in einem Zeitraum von zwey hundert Jahren (denn so lange soll es geschehen seyn,) erhalten haben sollte, ohne daß sie durch Tod oder Sklaverey ausgerottet, oder ihr ganzes europäisches Ansehn durch Vermischung mit den Eingebohrnen dieses Landes ausgelöscht worden wäre.


Datum: 21.05.2015 / 28.05.2015 / August 2016