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Georgi 1776-1780 | ![]() |
Exemplar: <7> digitalisiert
[Tataren: Kasan ... Jakuten]
S. 86: Die ältere Geschichte verwechselt die Tataren oft mit den Mongolen, weil
sie neben letztern wohnten, bald ihre Unterthanen, bald ihre Bundesgenoßen waren,
und besonders weil Chan Tschingis, der Stifter der Tatarischen Monarchie ein Mongole
war, seine ersten Züge mit Mongolen verrichtete, und in allen folgenden Mongolen eine
Armee hatte, die sich nach und nach mit ihrer Sprache unter der Menge der Tataren
verloren. [...]
/£{Doe-186',08}
Die Tatarischen Horden sind die alten Bewohner der aus den Erdbeschreibern bekannten
großen Tatarey, oder des weitläuftigen Landes zwischen dem Sibirischen und
Indianischen Gebürge vom Uralfluß bis an die Mongoley, das jetzo zum Theil
unter der Soongarey begriffen wird. Gegenwärtig besitzen sie nur die Bucharey, Chiwa
und andern kleinen Staaten, den südwestlichen Theil ihres vorigen Eigenthums.
S. 91: Alle Tatarische Stämme reden die Turukische, oder Turkische Sprache, die sie wol auch die Turkostanische nennen.
S. 167:
/£{Doe-186',29}
Das jetzige Baschkirien oder die Baschkirey enthält den südlichen
Theil des Uralgebürges, um die Belaja, zwischen der Kama, Wolga und dem Uralflusse,
also die westliche ufaische und ostliche tsetische Provinz der orenburgschen
Statthalterschaft. Diese gebürgige, erzreiche Land hat fruchtbare Flächen,
Wälder und fischreiche Seen.
S. 205: Die gesammten Kirgisen sind Nomaden, welche beständig in beweglichen
Jurten wohnen und der Viehzucht, ihres Haupt- und fast einzigen Geschäftes wegen in
ihren Steppen herumschweifen. Da sie sich mit ihren Zügen nach ihren Herden richten,
so halten sie sich des Sommers vorzüglich in den nordlichen, so wie des Winters in
den südlichern Steppen. Jagd und Fischerey sind nur Nebenbeschäftigungen, vom
Ackerbau, der ohnehin in dem größesten Theile ihrrer dürren, salzigen
Steppen undankbar seyn würde, wissen sie gar nichts.
S. 209: Die Räubereyen der Kirgisen an Menschen, Vieh und Waaren, durch welche
sie sonderlich den Karakalpaken, Bucharen, Persern Truchmenen und andern Nachtbaren[!], am
liebsten und mit mehr Gefahr den Kalmücken, sparsamer den Russen beschwerlich werden,
sind zwar unter ihnen verboten, es schämet sich aber nicht nur keiner derselben,
sondern sie pralen untereinander mit solchen Streichen, die oft auf ein Abendtheuer
hinaus laufen, als mit tapfern Unternehmungen und Ritterübungen.
[Somojeden: Samojeden, ..., Mandschuren, ostliche sibirische Völker]
S. 302:
/£{Doe-178b}
Die mandsurishen oder mansurischen Nationen bestehen aus den eigentlichen
Mandshuren und den Tungusen. Beide Völker sind wie Sprache, Ansehen, Gebräuche
etc. und ihre Ueberlieferungen es beweisen, in ihrem Ursprunge verbrüdert. Zusammen
genommen besitzen sie im östlichen Sibirien und der nordlichen Mongoley
weitläuftige Wüsten und Wildnisse, sind noch recht zahlreich und die eigentlichen
Mandshuren auch mächtig, da eine ihrer Fürstenfamilien den chinesischen Thron
erblich besitzet und diese Monarchie unumschränkt herrschet.
S. 306: Ihre Wüsteneyen reichen von W. in O. vom Jenisei über die Lena bis an
den Amur und das Ostmeer.
S. 309: Die Tungusen sind mittler Größe, nie Zwerge oder Riesen,
wohlgewachsen, geschlank. Das Gesicht ist weniger platt, als der Kalmücken,
frisch, die Augen klein und lebhaft, die Nase klein und trocken, die Ohren von
gewöhnlicher Größe, die Haare schwarz, gerade, der Bart sehr dünn und bey vielen
gar nicht vorhanden.
S. 313:
/£{Doe-187,09}
Alle sibirische, also Rußland unterworfene Tungusen sind Nomaden und
unterscheiden sich durch ihren Aufenthalt in Wäldern oder offenen Stepen, daher man
sie füglich in Wald- und Steppentungusen eintheilen kann. Die Waldtungusen
unterscheiden sich durch ihre Lebensart in Rennthier-, Jagd- und Fischtungusen. Die
Steppentungusen sind Hirtenleute, welche Pferde, Rinder, Schafe etc. besitzen. Im gemeinen
Leben theilet man sie in Pferde- (Konnije), Rennthier- (Olenije), und Hundetungusen
(Sabatschji Tungusi) dahin die Jagd- und Fischtungusen gehören, welches zwar keine
Verschiedenheit des Volkes, aber doch seiner Verfassung anzeigt.
/£{Doe-187,09}
S. 317: Ihre Jurten (Aran) und der Hausrath der Waldtungusen sind so wie ihre
Lebensart simpel. Sie setzen von 10 bis 20 bis zwey klafterlangen Stangen einen Kegel
zusammen, der sich oben durch Zacken stützt und auf der Erde einen Platz von 2 bis 2
1/2 Klafter im Durchmesser einschließt. Dieses Stangengeribbe bedecken sie mit
Tapeten von ausgekochten und als Stücke Leinwand zusammen genäheten
Birkenrinden; [...]. Mitten in der Jurte ist ein Feuerplatz, von welchem der Rauch durch
die unbedeckte Spitze aufsteigt.
S. 319: Sie sind so große Liebhaber von leichter, freyer, flüchtig- oder
wildscheinender Kleidung, daß sie außer den handbreiten Haarfransen um die
Einfassung der Kleider oft noch auf die Hüften starke, bis zwey spannenlange
Haarbüschel von weißer, rother oder schwarzer Farbe heften, mit welchen der
Wind so wie mit Fransen spielen könne. [...] Viele haben nach der Weise der
Amerikaner, Groenländer etc. im Gesicht auf Backen Stirn und Kinn blaupunctirte
Figuren, die Linien, Bogen oder unförmige Bilder vorstellen und von eitlen Aeltern
ihren 6 bis 10jährigen Knaben und Mädchens mit einem mit Speichel benetzten, am
Kessel mit Ruß geschwärzten Faden, der blos durchgezogen wird und nicht in der
Haut bleibt, genähet werden.
S. 323:
/£{Ak, VII: 178,16}
Die Unflätereyen der Kinder machen ihnen [den Tungusen] keinen Eckel; die
unreinen Nasen derselben säubern sie, indem sie sie in den Mund nehmen, den Rotz mit
einem Tempo herausziehen und niederschlucken und mehr dergleichen. Bey Leuten, die so sehr
nach der Natur leben, können unsere Begriffe von der Schamhaftigkeit nicht statt
haben.
Datum: 13.08.2012 / ... / 20.03.2018 / 23.01.2019 / 17.10.2019