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William Hamilton (1773) | ![]() |
//===Adickes===>>===
Untersuchungen: 211 /
Ansichten:110
//Notate: Die Briefe datieren vom Juni 1766 bis März 1771. Glaube nicht, daß in Kaehler benutzt / dort nur Brydone / W-St: Febr. '02 ------- Ferber 1974, S. 151 Büsching verweist in WN darauf, daß der zweite Brief (29.12. '67) schon im Neuen Bremischen Magazin übersetzt sei.
|P_2-3
£{Mes-095,21ff}
[...], allein ich beobachtete, daß der Rauch aus dem Vulkan bey schlechtem
Wetter weit beträchtlicher war, denn bey schönem: (a) und oft hörete ich
sogar zu Neapel / (sechs Meilen vom Vesuv,) in schlechtem Wetter, das inwendige Krachen
des Berges. Wenn ich, in heiterem Wetter, auf dem Gipfel des Vesuv gewesen bin, habe ich
bisweilen so wenig Rauch gefunden, daß ich tief in die Mündung des Vulkans habe
hinunter sehen können, [...].
---------
a) Da ich seit derselben Zeit diesem Umstande ferner nachgedacht habe; so bin ich
geneigt, zu glauben, daß die Schwehre des Dunstkraises in schlechtem Wetter die
Menge des Rauchs nur scheinbar vergrößert; indem sie die freye Zerstreuung
desselben verhindert, und ihn ober dem crater sammlet; dahingegen bey heiterem Wetter der
Rauch bald nach seinem aufsteigen zerstreuet wird.
|P_5-6
£{Kae-193,03} / £{Mes-096,13}
Vom November bis auf den 28ten Merz, an welchem Tage sich dieser Ausbruch anfieng,
nahm der Rauch zu, und ward mit Asche vermischt, welche niederfiel und den Weinbergen in
der Nachbarschaft des Berges großen Schaden zufügete. Wenige Tage vor dem
Ausbruche [des Vesuv] sahe ich den schwarzen Rauch die Gestalt eines Fichtenbaumes
annehmen, welches auch der jüngere Plinius vor demjenigen Ausbruche des
Vesuvs, / der seinem Oheim das Leben kostete, gesehen zu haben meldet. Der Rauch,
welcher beynahe zween Monathe lang vor dem Ausbruche, des Tages schwarz schien, hatte des
Nachts das Ansehen einer Flamme.
Am Charfreytage, den 28ten des Merz, um 7 Uhr des
Nachts, fieng die Lava an, über die Mündung des Vulkans, anfangs in Einem
Strohme, über zu kochen; bald hernach aber vertheilte sie sich in zween Ströhme,
und nahm ihren Lauf gegen Portici. Ein heftiger Knall gieng vorher, der in der
Gegend des Berges ein einseitiges Erdbeben verursachte, und ein Hagel von glühenden
Steinen und Asche schoß zu einer beträchtlichen Höhe empor.
|P_7
Ich näherte mich der Mündung des Vulkans, so viel ich vorsichtigerweise
konnte; die Lava hatte das Ansehen eines in Fluß gebrachten, glühenden und
schmelzenden Metalls, dergleichen wir in den Glaßhütten sehen, auf ihrer
Oberfläche schwammen große halb entzündete Kohlen mit großer
Geschwindigkeit über einander weg, stürzten an den Seiten des Berges hinab, und
machten eine außerordentliche und höchstprächtige Cascade.
|P_13 Anm.:
/£{Doe-027,11} / £{Bar-053}
Ich bin überzeugt, daß es sehr wohl möglich wäre, den Lauf der
Lava, wenn sie in diesem [langsam fließenden] Zustande ist, auf die Art abzuleiten,
daß man ein neues Bette für sie bereitete, wie bey den Flüssen bisweilen
geschiehet. Diesen Gedanken äusserte ich zu Catania in Sicilien; worauf man
mir versicherte, daß solches, bey dem großen Ausbruche des Aetna, im Jahr
1669 glücklich geschehen sey: Daß die Lava ihren Lauf gegen die Wälle von
Catania gerichtet, und sich, wie die oben erwähnte, langsam genähert
habe, worauf man ein Bette für dieselbe rings um die Wälle der Stadt zubereitet,
und sie in die See abgeleitet habe. Eine Menge von einander abwechselnden Männern,
mit nassen Schaafsfellen bedeckt, wurden gebraucht, durch die zähe Seiten der Lava,
bis an die in der Mitte, welche vollkommen flüssig war, durchzuhauen, damit sie sich
durch diese Oeffnung in das für sie bereitete Bette ergießen möchte.
|P_15f.
Das letzte mal, als ich den Berg Vesuv besuchte, am 3ten Junius, fand ich, daß
die Lava noch immer floß: allein aus den Ströhmen waren Bäche geworden,
welche bey weitem nicht mehr so reißend flossen. [...] Der Berg Aetna in Sicilien
fing am 27sten des Aprils an auszuwerfen, und es brach eine Lava, in zween Flüssen,
hervor, welche wenigstens / sechs Meilen lang und eine Meile breit waren, [...].
|P_19 [ab p_17: Neapel, den 3ten Febr. 1767]
Am Sonnabend war ich mit meinem Neffen, dem Lord Greville, daselbst [am Vesuv]:
wir höreten ein entsetzliches innerliches Gepolter, ein Rasseln von Steinen, und ein
Gezische, gleich darauf erfolgte ein Auswurf von Steinen, welcher uns nöthigte, den
Crater sehr bald zu verlassen.
|P_20f.
Dieser [neuliche] Ausbruch fieng am 19ten des Octobr. 1767 an, und wird seit
demjenigen, welcher unter der Regierung des Titus, die Städte Herkulaneum und
Pompeji zerstöhret / hat, für den sieben und zwanzigsten gerechnet.
|P_24
Von meinem Landhause aus, welches zwischen Herkulaneum und Pompeji, [...] liegt, hatte
ich den Anwachs dieses kleinen Berges beobachtet: und da ich solchen von Zeit zu Zeit
abzeichnete, so konnte ich den Anwachs desselben auf das allergenaueste bemerken. Ich
zweifle keineswegs, daß der ganze Berg Vesuv nicht auf dieselbe Art sollte
entstanden seyn: und gleichwie diese Beobachtungen meines Erachtens die Ursachen der
mancherley unregelmäßigen Schichten, welche man in der Nachbarschaft der
Vulkane findet, erläutern kann; [...].
|P_27
Nach und nach nahm dieser Rauch die eigentliche Gestalt eines ungeheuren Fichtenbaumes
an; so wie der jüngere Plnius in seinem Brief an den Tacitus
beschreibt, wo er eine Nachricht von dem fürchterlichen Ausbruch giebt, in welchem
sein Oheim das Leben einbüßte.
|P_33f.:
/£{Doe-026,19} /
Außer diesem Krachen, welche sehr häufig war, hörete man ein
anhaltendes unterirdisches und heftiges Gepolter, welches diese Nacht ohngefähr
fünf Stunden lang dauerte, Es ist mir eingefallen, daß dieses Getöse etwa
daher entstehen möchte, wenn die Lava in den Eingeweiden des Bergs auf einen Vorrath
von zusammengeflossenem Regenwasser stieße, wenigstens kann uns ein solcher Kampf
zwischen Feuer und Wasser, die Ursachen eines so entsetzlichen Gerassels und Gezisches
sehr begreiflich machen. Der Pater della Torre, welcher so viel, und so wohl, vom
Vesuv geschrieben hat, ist hierinn ebenfalls meiner Meynung. Und man kann sich in der That
natürlicherweise vorstellen, daß in vielen Höhlen des Bergs sich
Regenwasser gesammlet haben mag: da es zuverläßig bezeugt und bekannt ist,
daß, während dem großen Ausbruch des Vesuvs, im Jahr 1631 verschiedene
Städte, worunter Portici und Torre del Greco waren, durch einen
Strohm siedenden Wassers zerstöhret wurden, der nebst der Lava aus dem Berg
hervorquoll, und durch welchen verschiedene / tausend Menschen umkamen. Vor ohngefähr
vier Jahren spiee der Berg Aetna in Sicilien, während eines Ausbruchs, ebenfalls
heißes Wasser aus.
|P_42f.
Am Sonntag, den 25sten, regnete es zu Neapel den ganzen Tag über kleine Asche: sie
schoß aus dem Crater des Vulkans empor; und machte eine ungeheure
Säule aus, die eben so schwarz war, als der Berg selbst, und deren Schatten auf der
Oberfläche des Meeres zu sehen war. Aus dieser schwarzen Säule schossen
unaufhörlich Strahlen eines blitzförmigen Feuers, welche einen Donner erregten,
der in der Nachbarschaft des Berges gehöret wurde. Der Himmel war um diese Zeit durch
keine Wolke getrübt, die Wolken von Rauch ausgenommen, welche aus dem Crater
des Vesuvs aufstiegen. Ich ergötze mich ungemein an dieser Lufterscheinung, welche
ich zuvor niemals so vollkommen gesehen hatte.(m)
|P_42f. Anm.:
(m) In allen Nachrichten von großen Ausbrüchen des Aetna und des Vesuvs, habe ich
diese Art von Blitzen erwähnt gefunden. Der jüngere Plinius sagt in
seinem zweiten Briefe an den Tacitus, von dem Ausbruch des Vesuvs, zur Zeit des
Titus; / eine schwarze und entsetzliche Wolke habe sie zu Misenium, bedeckt,
welches funfzehn Meilen weit vom Vulkane liegt, und Strahlen blitzförmigen Feuers,
stärker noch als Blitze, seyen aus derselben ausgebrochen. [...] Dieses war
augenscheinlich das nämliche elektrische Feuer, mit welchem, meines Erachtens, der
Rauch aller Vulkane angefüllet ist. [...]
|P_53f.
Wir haben allhier Gelegenheit, den Zustand der Vulkane in allen ihren
Veränderungen stuffenweise zu sehen. Ich bin diesen Sommer auf dem Eilande
Ischia gewesen: es hat ohngefähr achtzehn Meilen im Unfange, und sein ganzer
Grund ist Lava. Der große Berg auf demselben, welcher ohngefähr so hoch als der
Vesuv ist, und vor Alters Epomeus hieß, jetzt aber San-Nicolo genannt
wird, ist meiner Ueberzeugung nach, allmählich aufgeworfen worden: und ich für
meinen Theil zweifle keineswegs, daß das ganze Eiland selbst, nicht auf dieselbe
Art, wie einige der Azorischen Inseln, aus der See sollte empor gestiegen seyn. Eben dieser
Meynung bin ich auch in Ansehung des Vesuvs, und aller der Anhöhen in der Gegend von
Neapel: weil ich bisher noch nirgends dasjenige gesehen haben, was man Jungfernerde, das
ist solchen Boden heißen kann, welcher ursprünglich Erde gewesen ist. Vor
wenigen Tagen hatte / ich das Vergnügen nahe bey meinem Landhauße, welches, wie Sie
wissen, am Fuße des Vesuvs, und hart am Strande liegt, einen Brunnen graben zu
sehen. In einer Tiefe von 25. Fuß unter der Oberfläche des Meeres kamen sie
noch auf ein Stratum von Lava; und Gott weiß wie viel tiefer sie noch andere Lavas
könnten gefunden haben. Der Boden rings um das Gebirge, welcher so ungemein fruchtbar
ist, bestehet aus Schichten von Lavas, Aschen, Bimsensteinen, und bisweilen aus einer
dünnen Lage guter Erde: welche letztere aus dem Zerstäuben der Oberfläche
und dem Verfaulen der Wurzeln von Pflanzen, Weinstöcken etc. entstehet.
|P_56f.
/£{Doe-027,24} /
[...] und den Berg Astroni, der seine Gestalt als Vulkan noch mehr denn irgend einer
von den vorhergenannten Oertern beybehält. Sein Crater ist rings ummauert;
und Seine Sicilianische Majestät ergötzt sich mit der wilden Schweinsjagd in
diesem Vulkane; wiewohl / weder der König noch irgend jemand von seinem Hofe, sich
vielleicht jemals das geringste von dem ehemaligen Zustande dieses Platzes hat träumen
lassen.
|P_58
Ueberhaupt wäre ich geneigt irgend ein Lehrgebäude aufzuführen, so
sollte dieses seyn: »daß Berge aus Vulkanen, und nicht Vulkane aus Bergen
entstehen.«
|P_63
Am 24sten des verwichenen Junius [1769], des Nachmittags, verließ ich Catania,
eine Stadt, die am Fuß des Aetna, oder wie er heut zu Tage heißt, des
Mongibello, liegt, in Gesellschaft des Lord Fortrose und des Canonico
Recupero, eines scharfsinnigen Geistlichen aus Catania, der die einzige Person
daselbst ist, die den Berg kennt: er beschäftiget sich dermalen, dessen
Naturgeschichte zu schreiben; ich besorge aber, er werde, aus Ermangelung einer
hinreichenden Aufmunterung ein so großes und nützliches Werk nicht zu Stande
bringen können.
Wir kamen durch die Gegend des Gebirgs, welche von ihren Bewohnern La Regione
Piemontese genannt wird.
|P_65
Der Umkreiß dieser niedrigen Gegend, welche die Basin des großen Vulkans
ausmacht, beträgt mehr als einhundert Italiänische Meilen.
|P_74f.:
/£{Mes-096}
Die Lava, [../.], ist vierzehen Meilen lang, und an manchen Orten, sechs Meilen breit;
sie reichte bis an Catania, und zerstöhrte einen Theil ihrer Wälle, begrub ein
Amphitheater, eine Wasserleitung, und viele andere Denkmale von der ehemaligen Pracht
dieses Ortes, welche bis dahin der Macht der Zeit widerstanden hatten; sie lief hernach
eine beträchtliche Strecke weit in die See, so, daß sie einmal einen
schönen und sichern Hafen gemacht hatte, welcher aber bald nachher durch eine neue
Ergießung eben derselben Materie ausgefüllt wurde; ein Umstand, über den
sich die Catanier noch bis auf den heutigen Tag beklagen, da sie keinen Hafen haben.
|P_78:
[...], setzten wir unsere Reise durch die zwote oder mittlere Gegend des Aetna, La
Selvosa, die Waldigte genannt, fort, welche unvergleichlich reizend ist.
|P_79f.
£{Doh-186,08} / £{Bar-209}
/ £{Pil-309}
Viele Personen, und insbesondere unser Wegweiser, der den größesten Baum,
La Castagna di Cento Cavalli genannt, gemessen hatte, haben mich versichert, daß er
mehr als acht und zwanzig Neapolitanische Stäbe im Umkreise hält; nun ist ein
Neapolitanischer Stab ohngefähr sieben Fuß lang: Sie können sich daher die
unermeßliche Größe dieses berühmten Baumes / vorstellen.
|P_81f.
[...], langeten wir auf den Gränzen der dritten Gegens an, welche La
Netta, oder Soperta, rein oder entblößt heißt; wir fanden
hier in der That eine sehr strenge Luft, so daß wir an einem und eben demselben Tage
auf diesem Gebirge die sämmtlichen vier Jahrszeiten / sehr merklich empfanden: eine
unerträglich heiße Sommerhitze in dem untern Bezirk Piemontese
genannt; Frühlings und Herbstwetter in der mittlern, und die strengste
Winterkälte in der obern Gegend.
|P_85-87 £{Ak XXV: Anthropologie-Vl, Par-Nr. 197}
/£{Kae-174,20 - 175,04}
Bald, nachdem wir uns auf die höchste Spitze des Aetna gesetzet hatten,
gieng die Sonne auf, und erleuchtete einen Schauplatz, dessen Herrlichkeit alle
Beschreibung übertrift. Indem sich der Gesichtskraiß allmählig aufhellete,
entdeckten wir den größesten Theil von Calabrien, und jenseits desselben die
See; den Pharus von Messina; die Liparische Eylande; der Stromboli, mit seinem rauchenden
Gipfel, schien hart unter unsern Füßen zu liegen, ohnerachtet er über
siebenzig Meilen weit entfernt ist: Wir übersahen die ganze Insel Sicilien, ihre
Flüsse, Städte, Häfen &c. als wenn wir eine Landcharte übersehen
hätten. Die Insel Malta ist ein niedriger Grund, und der dasige Theil des
Gesichtskraises war / etwas trübe; weswegen wir sie nicht erkennen konnten: unser
Wegweiser versicherte uns aber, daß er sie zu andern Zeiten deutlich gesehen habe;
[...]. Der Schatten des Bergs erstreckt sich in Gestalt einer Pyramide queer über die
ganze Insul hinweg, und jenseits derselben, weit in die See hinein. Ich zählte, von
diesem Platze aus, vier und vierzig kleine Berge, (klein heiße ich sie in
Vergleichung mit ihrer Mutter Aetna, ohnerachtet sie irgend sonst wo groß erscheinen
würden;) in der mittlern Gegend auf der Seite gegen Catania hin; sie waren
insgesamt von einer kegelförmigen Gestalt, ein jeder hatte seinen Crater;
und / war mehrentheils mit großen Bäumen sowohl in als außerhalb seinem
Crater bewachsen.
|P_88
So oft ich in Zukunft, in irgend einem Theile der Welt, einen Berg antreffe, der eine
ordentlich kegelmäßige Gestalt, mit einem hohlen Crater auf seinem Gipfel und
eine geborstene Seite hat; werde ich geneigt seyn, zu behaupten, daß ein solcher
Berg durch einen Ausbruch entstanden sey; weil sowohl auf dem Aetna als Vesuv, die die
durch Auswürfe entstandene Berge ohne einige Ausnahmen dieser Beschreibung
gemäß sind.
|P_89f.
Die inwendige Seite des Craters, die, wie des Vesuvs seine, mit Salzen und Schwefel
bedeckt ist, hat die Gestalt eines umgekehrten hohlen Kegels und sie ist ohngefähr so
tief als der kleine Berg hoch ist, der den großen Vulkan bekrönt. [...] Mit
einem Wort, ich sehe die Craters für eine Gattung hängender
Rauchfänge an, unter welchen ungeheure Höhlen und Schlünde liegen. Das
Entstehen von dergleichen kegelförmigen Bergen, mit ihren / Cratern, kann
aus dem herabfallen der Asche, Kohlen und Steine, die zur Zeit eines Ausbruchs
ausgestossen werden, leichtlich erkläret werden.
|P_91f. Anm. [Hinweis auf die im Juni 1770 erfolgte Besteigung (mit Messungen) von Brydone.]
|P_95-96
£{Kae-194,05-06} / £{Vol-039,04-05}
Die Lava-Ströhme des Aetna sind gewöhnlicher Weise funfzehen bis zwanzig
Meilen lang, sechs oder sieben breit, und funfzig oder mehr Fuß tief; Sie
können hieraus von der erstaunlichen Menge von Materie urtheilen, welche in einem
großen Ausbruche aus diesem Gebirge ausgeworfen wird, und was für ungeheure
Höhlen es nothwendiger Weise in den Eingeweiden desselben geben muß. Die
größeste Lavaströhme des Vesuvs erstrecken sich in der Länge nicht
weiter als sieben Meilen. Die Wirkungen der Natur sind an diesen beyden Bergen
gewißlich einerley: allein, am Aetna sind sie alle nach einem größern
Maasstabe. Die Natur und Beschaffenheit ihrer Lavas, sind beynahe eben dieselben: jedoch
halte ich die vom Aetna eher für schwärzer, und überhaupt
poröser, als jene des Vesuvs. An denjenigen Stellen des Aetna, durch welche wir
reiseten, sahe ich keine Lagen von / Bimsensteinen welche beym Vesuv häufig
angetroffen werden und auch die ehemalige Stadt Pompeja bedecken; unser Wegweiser sagte
uns jedoch, daß es dergl. in andern Gegenden dieses Gebirges gebe. Ich sahe einige
Lagen von derjenigen Materie, die man hier Tufa nennt: es ist dieselbe, als jene, die
Herkulaneum bedeckt, und die meisten Anhöhen in der Gegend von Neapel ausmacht.
|P_97-98
£{Mes-096,20ff} / £{Vol-39,16-19}
In großen Ausbrüchen des Aetna hat man öfters die nehmliche Art von
Blitzen, welche ich in meinem Berichte vom letzten Ausbruche des Vesuvs beschrieben habe,
aus dem Rauche seines großen Craters ausfahren sehen. Schon die Alten beobachteten
eben dieselbe Erscheinung: / denn Seneca, (Lib II. Nat. Quaest) sagt:
›Aetna aliquando multo igne abundavit, ingentem vim arenae effudit, involutus
est dies pulvere, populosque subita nox terruit, illo tempore aiunt plurima fuisse tonitrua
et filmina ‹
Bis auf das Jahr Christi 252 sind die Chronologische Nachrichten
von den Ausbrüchen des Aetna sehr unvollkommen. Als aber der Schleyer der Heiligen
Agatha in demselben Jahr den gewaltthätigen und reißenden Ströhmen der
Lava, zum erstenmale entgegengesetzt wurde, um sie zu hemmen, und von derselben Zeit an,
während der Ausbrüche stets zu diesem Behuf gebraucht wird; so haben die
Priester durch eine sorgfältige Aufzeichnung von dem wunderthätigen
Einfluß dieses Schleyers, die data von den Ausbrüchen des Aetna zugleich mit
aufbehalten. Die Reliquien des heiligen Januar's haben den Naturforschern, durch
das Verzeichniß der Ausbrüche des Vesuvs den nehmlichen Dienst gethan.
|P_99
/£{Mes-099} / £{Vol-039,14}
[Anm. mit den Jahreszahlen des Ausbrüche von Aetna und Vesuv.]
Die Data der Ausbrüche des Vesuvs sind folgende: Nach Christi Geburt: Anno 79,
203, 472, 512, 685, 1036, 1043, 1136, 1506 (1538 der Ausbruch zu Pozzuolo), 1631, 1660,
1682, 1694, 1701, 1704, 1712, 1730, 1737, 1751, 1754, 1760, 1766, 1767, 1770, 1771).
|P_104-105
Die Natur ist, ihrer Mannichfaltigkeit ohngeachtet, gewißlich überhaupt in
ihren Wirkungen einförmig: und ich kann nicht begreifen, daß zween so
beträchtliche Vulkane, als der Aetna und Vesuv, auf keine andere Weise, denn jeder
andere beträchtliche Vulkan in der bekannten Welt soll entstanden seyn. Ich wundere
mich nicht darüber, daß man in der Erweiterung der Naturgeschichte so langsame
Progressen gemacht hat: insbesondere in demjenigen Theil derselben, welcher die
Kenntniß der Erde betrift. Die Natur wirkt langsam; es ist / schwer, sie über
der That zu ertappen.
|P_106f.: Es kann nicht geläugnet werden, daß Herculaneum und Pompeja ehemals ober der Erde gestanden haben; ohnerachtet jetzt Herculaneum nirgends weniger als siebenzig Fuß unter der jetzigen Oberfläche der Erde liegt, und Pompeja ohngefähr zehn oder zwölf Fuß tief verschüttet ist. Da wir aus dem sehr zuverläßigen Berichte, den der jüngere Plinius dem Tacitus ertheilet hat, und aus den Nachrichten anderer gleichzeitigen Schriftsteller, wissen, daß diese Städte durch einen Ausbruch des Bergs Vesuv zur Zeit des Titus sind begraben worden; so muß man zugestehen, daß diejenige Materie, / welche zwischen diesen Städten und zwischen der jetzigen Oberfläche der Erde mitte inne liegt, seit dem Jahr Christi 79 (als in welchem dieser fürchterliche Ausbruch sich ereignete) muß hervorgebracht worden seyn.
|P_108
Ueber der Lage von Bimsensteinen und verbrannter Materie, welche Pompeja
bedeckt, liegt ein Stratum guter Erde, ohngefähr zween Fuß dick, und
an einigen Orten dicker.
|P_109f.
Von der Materie, welche seit derselben Zeit [sc. 79 nChr] vom Vesuv ist
ausgeworfen worden, hat sehr wenig diese Gegenden erreicht; ich muß aber anmerken,
daß das Pflaster der Straßen von Pompeja aus Lava bestehet: ja sogar unter dem
Fundamente der Stadt findet man eine tiefe Lage von Lava und verbrannter Materie. Diese
Umstände, nebst vielen andern, welche nachher sollen angeführt werden,
beweißen es ohnwidersprechlich, daß es Ausbrüche des Vesuvs lange vor /
dem im Jahr 79. sich ereigneten, gegeben habe, ohnerachtet dieser der erste ist, den die
Geschichte aufgezeichnet hat.
|P_114-116.
£{Pil-099,01-06} [Nicht die Quelle] / £{Vol-038,05-19}
Der Hauptbestandtheil der Tufa, scheint mir jene feine verbrannte Materie zu seyn, die
man Puzzuolane nennt. Vitruvius rühmt sie, ihrer bindenden
Eigenschaft und Nutzen wegen, als einen Kütt, (f) man findet dergleichen nur in
Ländern wo es unterirrdische Feuer giebt.
-------------
/(f) Folgende sind seine Worte, im II. Buche VI. Kapitel: 'De Pulvere Puteolano'.
[../.], neque vis aequae postest dissolvere. Bey Baïa, Pozzuolo, und
Neapel haben wir eine Gelegenheit, die Richtigkeit dieser letzten Worte zu beobachten.
Verschiedene von den Dämmen des alten Hafens zu Pozzuolo, insgemein
Caligulas Brücke genannt, und welche aus / Backsteinen bestehen, die durch
diesen Kütt verbunden sind, stehen noch heut zu Tage im Meer; so sehr sie auch den
Wellen ausgesetzt sind: [...].
|P_118:
[...]; so bin ich überzeugt, daß die erste Materie, welche vom Vesuv
ausbrach, und Herkulaneum bedeckte, wie weicher Koth beschaffen war. Ein Umstand, der
meiner Meynung sehr begünstigt, ist, daß als ich vor ohngefähr zwey
Jahren, den Kopf einer alten Bildsäule, innerhalb des Theaters zu Herkulaneum aus der
Tufa ausgraben sahe, ich zugleich wahrnahm, daß der Eindruck des Gesichts in der
Tufa, zurückblieb, und bis auf den heutigen Tag noch so genau darinn abgeformt ist,
als irgend ein Modell das ich jemals gesehen habe.
|P_120f.
£{Doe-026,19} / £{Doe-027,14}
Beym Anfang eines Ausbruchs, stoßen Vulkane oft Wasser mit Asche vermischt,
empor. [...] Als der neue Berg bey Pozzuolo, aufgeworfen wurde, war im Anfange Wasser /
mit der empor geworfenen Erde vermischt, [...].
|P_123f.
£{Mes-094}
Dieses [sc. Bei einer Hemmung des Abflusses sind Ausbrüche zu besorgen.] war der
Fall im Jahr 1538, als der Vesuv beynahe fünfhundert Jahre lang ruhig gewesen war.
|P_125
£{Bar-053,25}
Der große Anwachs, den man seit jener Zeit [1631] bis jetzt an der
äußerlichen Gestalt des Vesuv wahrnimmt, bringt uns natürlicher Weise auf
die Gedanken, daß der ganze Berg auf eben dieselbe Art entstanden sey: und daß
der Theil des Vesuvs, Nahmens Somma, welcher heut zu Tage als ein von demselben
verschiedener Berg betrachtet wird, auf die nehmliche Weise hervorgebracht worden.
|P_127
£{Bar-053,25}
Der heut zu Tage sogenannte Berg Somma, war meines Erachtens, was die Alten Vesuv
hießen: seine äußere Gestalt ist kegelförmig; seine innwendige
Seite, ist, statt einem Amphitheater, jetzt einem großen Theater ähnlich.
|P_133f.
Der berühmte hohle Weg, welcher vor Alters durch den Berg Pausilipo ist
gehauen worden, / um eine Straße von Neapel nach Pozzuolo zu machen, giebt
Gelegenheit zu bemerken, daß dieser ganze Berg aus Tufa bestehet. Der erste
augenscheinliche Crater, den man antrift, nachdem man durch die Grotta die Pausilippo
gekommen, ist der jetzige See Agnano. [...] Dieser Ort wird das Sudatorio di San Germano
genannt: [...] und einige Hundert Schritte von hier ist die Grotta del Cane; [...]
|P_137f.
Nahe bey Astruni, und gegen den See hin, erhebt sich die Solfaterra, sie hat nicht nur
die völlige Gestalt ihres Kegels und ihrer Mündung, sondern auch vieles von
ihrer ehemaligen Hitze beybehalten. In der Ebene innerhalb des Craters, gleichwie aus den
Seiten desselben steigt der Rauch an vielen Orten empor. Hier sammelt man, vermittelst
Steine und Ziegel, welche haufenweise über diese Ritzen gedeckt werden, auf / eine
ungeschickte Art, was man Sal Amoniacum heißt: und aus dem Sande der Erde ziehen sie
Schwefel und Alaun. [...] Der hohle Schall, welcher entstehet, wenn man einen schweren
Stein hin auf die Ebene des Craters dieser Solfaterra wirft, scheint anzuzeigen, daß
sie auf einer Art natürlichem Gewölbe ruhet: [...].
|P_144-159: [Schilderung des großen Vesuv-Ausbruchs 29. Sept. 1538 nach:]
Marco Antonio delli Falconi; Dell incendio di Pozzuolo (1538)
Pietro Giacomo di Toledo, Ragionamento del Terremoto, del Nuove Monte, del
Aprimento die Terra in Pozzuolo, nell' Ano 1538, e della signicifatione d'essi (1538)
|P_152
£{Bar-053,25}
[...] bis an den Berg Somma (den die Alten Vesuv nannten) [...]
|P_153
Des Nachts sahe man viele Feuersäulen und Blitzen ähnliche Strahlen aus
diesem Vulkane herausfahren. (p)
------
/(p) Hier haben wir wiederum ein Beyspiel von dem elektrischen Feuer, das
gewöhnlicherweise einen großen Ausbruch begleitet.
|P_160-161
Daß diese Erdbeben und der darauf erfolgte Auswurf, von einer und derselben
Ursache herrühreten; ist daraus klar, weil die Erderschütterungen bey dem
wirklichen Anfange des Ausbruchs aufgehöret haben. Widerlegt dieser Umstand nicht
augenscheinlich das Lehrgebäude des Herrn von Buffon und aller derjenigen
Naturgeschichtschreiber, welche dem Feuer der Vulkane seinen Sitz nahe am Mittelpunkte,
oder nahe am Gipfel der Berge die ihrer Meynung nach die ausgeworfene Materie hergeben,
angewiesen haben? Käme die Materie, welche ein Vulkan während eines Ausbruchs
auswirft, aus einer so unbeträchtlichen Tiefe, als diese Gelehrten sich einbilden; so
würde derjenige Theil des Berges, welcher über jenem angeblichen Sitze des
Feuers liegt, nothwendigerweise binnen sehr kurzer Zeit zerstöhret oder
umhergestreuet werden: [...]. / Ein anderer Beweiß, daß der wirkliche Sitz des
Feuers in den Vulkanen überaus tief unter dem sichtbaren Fuß des Bergs liegen
muß, ist dieser: daß, wenn er hart darunter läge, die Quantität der
ausgeworfenen Materie sehr bald ein so großes Leere unmittelbar unter dem Berge
lassen würde, daß dieser ohne Zweifel, nach wenigen Ausbrüchen hinab
sinken müßte, und nicht ferner da seyn könnte.
|P_162f.
Auf der Straße von Pozzuolo nach Cuma, ist ein Theil von dem Kegel dieses Bergs
weggehauen worden um den Weg zu erweitern, und da habe ich gesehen, daß eine Tufa
mit Bimsensteinen vermischt, seine Bestandtheile ausmachte; einige dieser Bimsensteine
sind wirklich so groß als ein Ochse, [...] und aufs genaueste eben so beschaffen,
wie die Tufa, [woraus] alle Anhöhen in dieser Gegend bestehen, mit welcher auch Herkulaneum
bedecket ist. Den oben berührten Nachrichten zufolge, fiel trockene Asche herab,
nachdem der kothige Regen aufgehöret hatte. Dieser Umstand kann die Schichten loser
Bimsensteine und Aschen erklären, welche gemeiniglich auf der Oberfläche der
sämmtlichen Tufas in diesem Lande liegen und sehr wahrscheinlicherweise auf die
nehmliche Art sind ausgeworfen worden. Beym ersten Aufbersten / der Erde in der Gegend bey
Pozzuolo, stürzten, beyden Berichten nach, Quellen und Wasser heraus. Die
Vermischung dieses Wassers mit der Asche, veranlaßte gewißlich den Kothregen,
und als diese Quellen erschöpft waren, muß nothwendiger Weise ein Regen von
trockener Asche und von Bimsensteinen erfolget seyn, als wovon wir ebenfalls sind
versichert worden.
|P_176 Anm.
----
/(t) Da ich bemerkt habe, daß alle die steinerne Werkzeuge, welche die Herren
Banks und Solander von den neu entdeckten Inseln in der Südsee
mitgebracht haben, augenscheinlich solche Steine sind, die nur von den Vulkanen
ausgeworfen werden; und da diese Herren mich versichert haben, daß keine andere Art
von Steinen in diesen Eilanden anzutreffen ist: so bin ich der Meynung, daß diese
von allem festen Lande so weit abgelegene Inseln durch ähnliche Auswürfe aus dem
Grunde des Meeres mögen hervorgebracht worden seyn.
|P_176f.
Dem / Plinius zufolge, wurden im 4ten Jahr der hundert und fünf und
dreyßigsten Olympiade, 237 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung, die beyden
Inseln Thera, (jetzt Santorini) und Therasia, durch
Auswürfe hervorgebracht: und 130 nachher stieg das Eiland Hiera, (jetzt die
große Kammeni,) aus der See empor. Strabo beschreibt die Geburt
dieses Eilandes in folgenden Worten: [...].
|P_183
Ich bin überzeugt, daß der Rauch von Vulkanen allezeit einen Theil
electrischer Materie enthält; dieses erhellet zur Zeit großer Ausbrüche
deutlich, auch habe ich in meinem Berichte von dem großen Ausbruch des Vesuvs, im
Jahr 1767 Erwähnung hievon gethan. Die Bauren in der Nachbarschaft meines Landhauses,
das am Fuße des Vesuvs liegt, haben mich versichert, daß sie während des
letztgedachten Ausbruchs durch den Blitz und die Feuerkugeln, welche nahe bey ihnen mit
einem prasselnden Getöse niederfielen, mehr denn durch die Lava und durch die
gewöhnlichen Umstände eines Ausbruchs seyen erschreckt worden. In allen den
Berichten von großen Ausbrüchen finde ich diese Art von Blitzen erwähnet,
[...].
|P_184
Die Beschaffenheit der schädlichen Dünste, die man hier Mofete nennet,
scheinet ebenfalls noch ziemlich unbekannt zu seyn; sie werden gemeiniglich durch den
Ausbruch des Vulkans in Bewegung gesetzt, und finden sich alsdenn in den Brunnen, und an
den unterirrdischen Oertern in der Nachbarschaft des Berges ein.
|P_196: Ende. / Leipzig, gedruckt bey Hermann Heinrich Holle.
Datum: 02.04.2007 /... / 14.01.2010 / ... / November 2015 / 28.11.2017 / 13.07.2018