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Henry Home, Lord Kames / Klausing, Anton Ernst (Üb):
Versuche über die Geschichte des Menschen, 2 Bde. (Leipzig: 1774, 1775)

Exemplar: <4> VIIa C 96


[gegliedert in 3 Bücher: - Menschen in ihrem einzelnen Zustande / - ... in der Gesellschaft / - Wissenschaften

1. Buch: Das Wachsthum der Menschen in ihrem einzelnen Zustande.
1. Versuch: Die Verschiedenheit der Menschen und der Sprachen (S. 1-53)

S. 1:
/£{Doe-079',07}
Es ist immer noch eine schwere Frage in der Naturgeschichte, die nach allem, was man darüber bisher gesagt hat, unentschieden bleibt, ob es verschiedene Stämme von Menschen gebe, oder ob alle nur von einem Stamme herkommen, und kein anderer Unterschied bey ihnen statt finde, als der von der Himmelsgegend oder von einem andern Zufalle herrühret.

S. 6f.:
/£{Doe-080,01}
Buffon hat in seiner Naturgeschichte eine sehr künstliche Regel zur Behauptung der verschiedenen Gattungen der Thiere aus dem Buche des Ray: die Weisheit Gottes in den Werken der Schöpfung, entlehnt, nämlich: jede zwey Thiere, die sich mit einander begatten können, und deren Junge sich auch fortpflanzen können, sind von einerley Gattung.

S. 11f.: Und nun kommen wir nach der Untersuchung anderer Thiere insbesondere auf den Menschen.

S. 14f.: Auf diese Weise sieht man, daß es verschiedene Gattungen von Menschen giebt, die von der Natur für verschiedene Himmelsgegenden bestimmt sind. [...] Buffon machet aus der Regel, daß die Thiere, welche sich paaren können, und deren Junge sich ebenfalls mit einander paaren können, von einer Gattung sind, den Schluß daß alle Menschen von einer Gattung oder einem Stamme sind; und er bemühet sich diese seine Lieblingsmeynung dadurch zu unterstützen, daß er dem Clima, der Speise oder andern zufälligen Ursachen alle Verschiedenheiten zuschreibt, die man bey den Menschen findet.

S. 17:
/£{Doe-085,05}
Ja ich sage noch mehr, es giebt viele Beyspiele von Abstammungen der Völker, die in einer Gegend, welche von der ihrigen sehr unterschieden ist, ihre ursprüngliche Farbe behalten; es ist aber, so viel ich weis, nicht ein einziges Beyspiel vorhanden, welches das Gegentheil zeige. Es sind vier völlige Geschlechtsfolgen von Negern ohne eine merkliche Veränderung der Farbe in Pensylvanien gewesen; sie bleiben schwarz wie im Anfange. Shaw in seinen Reisen durch die Barbarey erwähnt ein Volk, welches die Gebirge von Aureß bewohnt, [...].

S. 18: Ein Europäer mag sich viele Jahre in einem heissen Clima der Sonne aussetzen, bis er ganz braun wird, so werden dennoch seine Kinder die europäische Farbe bekommen. Die Hottentoten sind beständig geschäfftig ihre Haut zu schwärzen; allein diese Arbeit hat keine Wirkung auf ihre Kinder. Ist es nun möglich, aus der Wirksamkeit der Sonne zu erklären, warum ein Neger wie ein Europäer, mit einer rothen Farbe gebohren wird, die am achten oder neunten Tage anfängt schwarz zu werden?
Verschiedene Stämme sind nicht weniger durch ihre innerliche Gemüthsart als durch ihre äußerliche Gestalt zu unterscheiden. Die Nationen sind meistentheils durch Krieg, Handel, oder andere Mittel so unter einander vermischt worden, daß es vergeblich seyn würde, wenn man einen original Charakter in einer gesitteten Nation zeichnen wollte. Allein es sind doch wilde Stämme, die, so weit als man zurück gehen kann, noch bis auf den heutigen Tag unvermischt sind, [...].

S. 32: Indem ich nun aus allen den vorhergehenden Beyspielen den Schluß mache, daß es verschiedene Gattungen von Menschen giebt, so sehe ich schon im voraus, daß nicht allein diejenigen, welche wieder alles, was neu und ungewöhnlich ist, eingenommen sind, sondern auch viele gelassene Schriftsteller, die ein jedes innerliches und äußerliches Unterscheidungszeichen für eine Wirkung des Erdbodens und der Gegend halten, mir stark widersprechen werden. Wider die erstern ist die Geduld mein einziger Schild; und in Ansehung der letztern kann ich wohl nicht hoffen, einige von einer neuen Meinung zu überzeugen, wofern ich nicht ihre Gründe vorher aus dem Weg zu räumen suche.

S. 46: Auf diese Weise ist es außer allem Zweifel gesetzt, daß es verschiedene Gattungen oder Arten von Menschen giebt, und daß sich diese auch von Natur für verschiedene Gegenden schicken. Daher haben wir Ursache zu schließen, daß ursprünglich eine jede Art in ihr gehöriges Clima gesetzt worden, was sich auch immer für Veränderungen in spätern Zeiten durch Krieg oder Handel ereignet haben.

S. 49: Dieses führet uns nunmehr auf die Betrachtung der Verschiedenheit der Sprachen.


2. Buch, 12. Versuch 'Ursprung und Wachsthum der amerikanischen Nationen'


(I 689): Daher rechnen geschickte Schriftsteller, daß die gegenwärtigen Einwohner von Amerika überhaupt nicht den zwanzigsten Theil von denen ausmachen, die bey Entdeckung des festen Landes vom [!] Columbus vorhanden waren. Man schreibt diese Abnahme dem unmäßigen Gebrauche der hitzigen Getränke, und den Blattern zu, welche die Europäer beyde eingeführet haben.


Datum: 09.01.2018 / 19.02.2018