Knopf:UB Pallas (1776, 1801) Knopf

Pallas, Peter Simon (1776, 1801): Sammlungen historischer Nachrichten über die mongolischen Völkerschaften, 2 Bde. [xiv, 232 S. / x, 438 S.] (St. Petersburg)
Exemplar: <4> VII M B 635 / <7> 4 H AS II,7230
Besprechung: Teutscher Merkur (März 1778: J. H. Merck)

//===Adickes===>>=== Untersuchungen: 078, 115, 196

//Gliederbau:
Band 1 (1776)
1. Abschnitt: Von den mongolischen Stämmen überhaupt, ihrer Eintheilung und Geschichte
Kap. 1 Eintheilung der mongolischen Völkerschaften (1ff)
Kap. 2 Historische Begebenheiten der mongolischen Völkerschaften überhaupt (15ff)
Kap. 3 Historische und genealogische Nachrichten von den Kalmücken (24ff).

2. Abschnitt: Von der Leibesbeschaffenheit, Kleidung, Sitten, Lebensart, Haushaltung und Krankheiten der Kalmücken und mongolischen Völkerschaften (97ff)
Kap. 1 Von den Kalmücken (97ff)
Kap. 2 Von den Mongolen und Buräten (171ff)

3. Abschnitt: Von der Civil- und Kriegsverfassung der Kalmücken und Mongolen, Gesetzen und Gericht (185ff)
Kap. 1 Ueber die Civileinrichtung und Obrigkeit, hauptsächlich unter den Kalmücken.
Kap. 2 Verfassung der Mongolen und Buräten, unter Chinesischer und Rußischer Herrschaft (230ff)
//========Mss===>>=== {Doe f.: 081', 083} {Ber S.: 279} {Doh p.: 112}
//========Exzerpt===>>===
//Notate: was Bd. 1, S. 131-136 und 182 [Adickes XV: 886]
//AA-Kant =>08: 101,03 // 15: 885,19


Bd. 1

Zweyter Abschnitt. Von der Leibesbeschaffenheit, Kleidung, Sitten, [...]

S. 97:
/£{Doe-081,05}
So schwer es ist, unter den so vielfältig vermischten und verbasterten Europäischen Nationen einigermassen gültige Unterscheidungskennzeichen nach den Gesichtszügen festzusetzen, so leicht lassen sich hingegen die asiatischen Hauptnationen, welche sich durch Ehen selten vermischen, dem ersten Ansehn nach unterscheiden. Aber keines unter allen Völkern Asiens zeichnet sich so sehr aus, als das mongolische, ja es macht (die Farbe bey Seite gesezt) von der gewöhnlichern menschlichen Gesichtsbildung fast eine eben so starke Ausnahme, als die Negers in Afrika. Bekanntermassen ist diese sonderbare Bildung selbst an den Hirnschädeln der Kalmücken gar sehr merklich.

S. 99:
/£{Doe-081',02} /£{Doe-083',16} / £{Ak, VIII: 101,03ff.}
Das Characteristische der Kalmückischen und aller mongolischen Gesichter sind die gegen die Nase zu etwas schief abwärts laufende und flach ausgefüllte Augenwinkel, schmale, schwarze, wenig gebogene Augenbraunen, eine besondere Bildung und Breite der (überhaupt kleinen und platten) Nase gegen die Stirn zu, nebst den erhaben stehenden Bakenknochen, bey einem runden Gesicht und Kopf. [...] Es ist aber merkwürdig, daß durch die Vermischung der Russen oder Tataren mit kalmückischem und mongolischem Geblüt, welche, hauptsächlich in denen südlich vom Baikal gelegnen Gegenden von Sibirien, selbst durch die Ehe geschieht, gemeiniglich Kinder mit angenehmen und oft sehr schönen Gesichtern geboren werden, diese Vermischung mag von väterlicher oder mütterlicher Seite geschehen seyn.

S. 100:
/£{Ber-279}
Bey allen mongolischen Völkern ist das erwachsene Mannsvolk weit weniger mit dem Bart versehn, als die tatarische und europäische Nationen; auch pflegt er ihnen viel später zu wachsen. Die Kalmücken sind unter allen noch die bärtigsten und gemeiniglich doch sehr schlecht und dünn damit versehn.

S. 111: Die bewegliche Wohnungen der Kalmücken sind diejenige runde, mit einem trichterförmigen Dach bedeckte Filzhütten, welche bey allen asiatischen Nomaden, die caucasische Tataren allein ausgenommen, von einerley Gestalt und Bauart gebrächlich sind, und deren würklich sinnreiche Erfindung ganz gewiß aus dem östlichen Asien und am wahrscheinlichsten von den Mongolischen Vökern herrührt.

S. 117:
/£{Doe-101,05}
Junge Pferde wissen sie zum reiten ohne Zaum zu zähmen. Sie haschen das Füllen, wenn es noch nicht zweyjährig ist, mit der an einer langen Ruthenstande befestigten Schlinge (Gorga), womit sie auch sonst die Reitpferde, welche frey in der Heerde gehn, einzufangen pflegen. Es wird nicht gleich gesattelt, sondern man schnürt ihm nur den Leib mit einem starken Gurt, an welchem sich der Reuter festhalten kann. Will es nicht aufsitzen lassen, so legt man ihm Schlingen um die Füsse, wirft es zu Boden und läst den Bereuter seinen Platz einnehmen, worauf man dem Pferde die Füsse wieder loß bindet und es in der freyen Steppe so lange rasen läst, bis es müde wird.

S. 171f.:
/£{Bar-129,04} / £{Doh-112,06} /£{Ber-279}
Die Buräten sind fast so unbärtig, wie die Tungusen, mit andern ostlichen Sibirischen, ingleichen den Nordamerikanischen Völkern. Sie bleiben oft bis ins Alter am ganzen Kinn vollkommen glatt, obgleich sie das Haar nicht austilgen. [...] Alle diese Völker [Buräten und übrige sibirische Nomaden] haben auch, in Vergleichung ihrer Grösse, ungemein leichte Körper. Knaben von einem Alter, dergleichen man unter rußischen Bauerkindern kaum mit beyden Händen auflichtet, kann man bey diesen Völkern ohne Mühe mit einer Hand beym Halskragen in die Höhe heben und schwebend halten. Auch erwachsene Buräten sind, gegen / Russen gerechnet, von einer bewundernswürdigen Leichtigkeit und dieses so merklich, daß ihre Pferde, welche überhaupt nur geringe Kräfte haben, wenn sie unter einem rußischen Reuter völlig ermüdet sind, sich wieder erholen wenn ein Buräte darauf gesezt wird.
In der Gemüthsart scheinen die Mongolen den Kalmücken die ähnlichsten zu seyn. Sie sind eben so munter, aufmerksam und scharfsinnig, aber minder betrügerisch.


Datum: 14.01.2010 / ... / 12.12.2017 / 13.07.2018 / 08.11.2018