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Pallas (1771-1776) | ![]() |
<4> VIc B 175 bm # // <7> 4 H NAT III, 1515 [Internetressource / GDZ]
Besprechung:
WN 1774, 15. August, S. 262-4 (Bd. 1) / 22. August, S. 265-70 (Bd. 2).
GGA 78. St., 1. Juli 1775, S. 658-671: Band 2.
PhysBib, Bd. 2 (1775), S. 1-23
|B_Bd-1_(1771)_
|P_056
£{Kae-184,08} / £{Mes-086,04} / £{Doe-029',04} / £{Doh-046,15}
Wenn man diese Höhle erleuchtet, so zeigt sie von allen Seiten den
schönsten weissen Gipsfelsen, der mit selenitischen Sternen gleichsam
bestreut ist. [...] Die Kälte war in dieser Höhle einem erhitzten
Körper fast unerträglich. Ja schon wenn man von dem Berge in den mit
Felsen und Buschwerk umgebnen Raum herunter klettert, in welchen sich die
Höhle öfnet, so wird man schon von einer merklichen Kälte
befangen.
|P_097:
Sie [eine Art von Reh] sind aber von einer ganz besondern Art, und von allen
europäischen Hirscharten unterschieden. Dem Geweyh und der Farbe nach kommen sie
fast mit dem gemeinen Reh überein; ausser daß am Geweyh viele kleine
Knöpfe und Warzen zu bemerken sind, welche das Reh nicht hat. [...] Die
Rußischen Bewohner dieses Landstrichs nennen dasselbe nur schlichtweg Dikaja Rosa
(wilde Ziege) und die Tataren eignen ihm den Namen Saiga zu. (Man sehe die Beschreibung im
Anhang N. 1.).
|P_210f.:
Unter denen allhier wohnen Kasaken sind viele Tataren, welche die bergigte
und unbewohnte Strecke der Steppe, aus welcher die Flüsse Busuluk, Karalyk,
Irgis und Tschagana entspringen, öfters auf die Jagd der wilden / Pferde
ausgehen und selbige zur Speise schiessen. Es sind aber die hiesigen
Steppenpferde gröstentheils von verlaufenen zahmen Pferden fortgepflanzt.
Sie sind einem kleinen rußischen Pferde vollkommen ähnlich, nur
daß sie dickere Köpfe, spitzigere Ohren, eine kurze straubigte
Mähne und kürzeren Schweif haben. Die gemeinste Farbe derselben ist,
nach dem Bericht der Kasaken, ein fahles braun; und dergleichen Felle, welche
einen gemengten Schweif und Mähne und weißliche Glieder hatten, habe
ich gesehen. Es soll dennoch aber auch dunkelbraune und Grauschimmel darunter
geben; Schäcken aber gar nicht und sehr selten schwarze.
|P_211f.:
In diesem Frühjahr hatten bis hieher die wilden Steppenziegen oder
Antelopen (Saigaki) in Menge gestreift. Nachdem diese Thiere seit vielen Jahren
in diesem Strich des Steppe nicht mehr zu sehen gewesen, hatte die
diesjährige Dürre grosse / Heerden derselben
|P_272:
£{Phi-111R} / £{Kae-015,02} /£{Mes-006,01} / £{Doe-101,09}
An dem mehr als vierzig Werste von hier [dem Vorposten Irtezkoi] aus dem
Steppengebürge entspringenden Irtek herauf sollen sich nicht selten wilde Pferde oder
Tarpanen aufhalten. Ja auch das eigentliche Steppenpferd, welches einem kleinen Maulthier
ähnlich ist und von denen Kirgisen mit dem Namen Kulan belegt wird, soll nicht selten
Anführer der Tabunen seyn. Man hatte auf dem Vorposten ein wildes Hengstfüllen,
welches von einem gemeinen rußischen Pferde wenig unterschieden war. Es war mit dem
Mutterpferde, welches bald verstarb, gefangen worden. Dieses Thier war nicht zu
zähmen, und ich habe nachher im Winter erfahren, daß es aus der Heerde
entronnen und einige junge Stuten mit sich in die Steppe entführt hat.
|P_357
Nichts ist sonderbarer und bedenklicher in dem Kalmückischen Gottesdienst,
als der Gebrauch eines kleinen, wie unsre Caffeekannen mit einer langen Röhre zum
Ausguß versehenen Gefässes (Bumba), welches an einem jeden Tage wann
Götzendienst gehalten wird, [...] neben der Lanterne hingestellt wird. Dieses
Kännchen ist blos mit Zuckerwasser gefüllt welchem die Kalmücken eine
wunderthätige Kraft zuschreiben.
|P_358
[In den 'Nachrichten von denen Kalmücken' eingeflochten einige Bemerkungen zum
dortigen Lamaismus]
Noch bedenklicher ist eine Art von heiligen Pillen (Schalirr)
welche aus dem Tibet gebracht werden. Nur Reiche und Vornehme erhalten selbige von denen
Pfaffen, und führen sie beständig bey sich, um davon in schweren Krankheiten,
wenn der Tod fast unvermeidlich scheint, Gebrauch zu machen. Sie sollen die Seele von dem
Zeitlichen zu entfernen und zu heiligen dienen. Diese Pillen sehen schwarz aus und haben
ohngefähr die Grösse einer Erbse. Ich bildete mir ein, daß sie vielleicht
ein Opiat enthalten möchten. Allein man hat mich versichert, daß diese Pillen
die Würkung einer Purganz verrichten sollen.
|P_404
£{Kae-184,08} / £{Mes-086,04} / £{Mes-110,07}/ £{Doe-029',04} / £{Doh-046,15}
Bey einigen dieser Grüfte kann man den Grund kaum absehen. Einige haben
am Grunde Oefnungen zur Seite, durch welche man in eine weite unterirrdische
Höhle gelangt, in welchen die Luft unerträglich kalt ist, wie einem
denn auch aus allen Klüften des Gebürgs eine ziemliche Kühlung
entgegen zu kommen pflegt. Eine Eigenschaft welche alle Höhlen in
gipsartigen Felsen miteinander gemein haben.
|P_430
Es giebt daselbst auch, so wie in allen schilfreichen Gegenden des Jaik eine
Menge wilder Schweine (Kabani). Sie werden besonders im Winter von denen Kasaken
nicht ohne Gefahr mit Hunden aufgejagt, und theils mit Büchsen, theils mit
Lanzen erlegt. [...] Die wilden Schweine dieser Gegenden setzen ein fast
handhoch dickes Speck, welches aber fast gänzlich versiedet; dabey haben sie
ein derbes und häufiges Fleisch, welches fast gar keinen wilden Geschmack
spüren läst.
|B_Bd-2_(1773)_
|P_129f. (Juni 1770)
/£{Mes-161,28}
Ich reiste von Kyschtimskoi auf Kaslinskoi Sawod. [...] Gleich darauf bekömmt man
auch zur linken den Grossen Nännäg, mit welchem der Kyschtim in den See
Irtäsch fällt, zu Gesichte. An dessen südlichem ganz flachen und freyen
Ufer befindet sich, kaum acht Werste von der kyschtimischen Sawod, ein kleiner
aufgeworfener Hügel, den eine Spur von uralter Befestigung, welche die Anwohner nach
sibirischer Gewohnheit Tschudisch nennen, merkwürdig macht. [...] Der übrige
Umfang ist durch einen ohngefähr auf der mittlern Höhe des Hügels
ausgestochnen Graben, von welchem das Erdreich gegen den Hügel aufgeworfen worden,
fest gemacht. Der Graben scheint sehr alt und verwachsen zu seyn, und itzt nirgend / bis
auf einen Faden tief; die Länge desselben beträgt etwan 60 Faden; er ist wie ein
Kranz um den Hügel gezogen; [...].
|P_311: (August 1770)
[...] und dieses ist ein neuer BewegungsGrund zu glauben, daß ein in
gewissen feuchten Gegenden und bey heissen Sommertagen sich vermehrendes und in der Luft
erhebendes giftiges Ungeziefer, welche zufälliger weise in die Haut bey Menschen und
Thieren eindringt, die Ursach der gefährlichen, zum Brand ausschlagenden und dadurch
tödtlichen Geschwulste seyn müsse. Vielleicht ist diese Ungeziefer mit dem durch
Schwedische Naturforscher beobachteten, welches der Ritter Linne furia
infernalis benannt und wovon man noch wenige Nachrichten erhalten hat, verwandt; [...].
--------
[Note:] Lin. Syst. natur. Edit. XII. vol. II p. 1325.
|P_375 (März 1771): Der Herr Capitain von Ritschkof, welcher sich den Winter über gröstentheils bey mir aufgehalten hatte,
|P_393 (April 1771): [...] daß die wilde Schweine, vor welche diese feuchte Steppen ein erwünschter Aufenthalt sind, dasselbe [ein Wassergras] begierig verzehren, und besonders wegen seiner grossen harten Saamen, die in Aehren beysammen sitzen, lieben sollen.
|P_439f. (Mai 1771):
/ £{Doe-113}
Indeß [...], hatte ich auch in der benachbarten Birkenholzung nach fliegenden
Eichhörnern (Sciurus volans, rußisch Ljeraga) suchen lassen. Dieses
wunderbare Thierchen ist vom uralischen Scheidegebürge an durch das ganze nordliche
Asien oder Sibirien, insofern es Birkenwaldungen, mit oder ohne Fichten und andern
Bäumen hat, allgemein. [../.]. Wenn es von einem Baum auf einen andern springt, so
breitet es die Häute oder Verlängerungen des Felles, welche von den
Vorderfüssen bis an die Schenkel an beyden Seiten durch einen Knochen ausgespannt
werden kann, mit allen Füssen von einander, und schwebt damit gleichsam durch die
Luft, kann sich auch durch Hülfe seines wolligtbreiten Schwanzes in der Luft allerley
willkürliche Richtungen geben.
[Nicht nehmen: schon Holstein p. 152 / nach Halle / 29.01.2019]
|P_468-470: Salzseen / [Passen nicht zu Kae-081]
|P_509f. Instrumente zum Bergbau aus Kupfer [bar 249]
Unzählig sind bey diesen Erzten die alten Schürfe und Tagearbeiten
derjenigen uns unbekannten Steppenvölker, welche am ganzen Altaischen
Erztgebürge vormals so fleißig den Bergbau betrieben haben, daß wenig
Erztstellen heut zu Tage entdeckt werden, wo nicht auch Spuren ihrer alten Arbeiten
sollten zu finden seyn, durch welche sie dasjenige Gold und Kupfer gewonnen haben, welches
man itzt in ihren Gräbern am Irtisch findet. [...] Uebrigens ist die Aehnlichkeit der
kupfernen / Werkzeuge, Waffen und Hausgeräte, die man am Irtisch und Jenisei aus den
ältesten Gräbern erhält, so groß, daß man kaum zweifeln kann,
das erztreiche Gebürge dieser beyden Flüsse sey von einerley Nation bearbeitet
worden. [...] - Es ist übrigens dieses der Anfang des ergiebigen Altaischen
Erztgebürges, dessen allgemeines Streichen ohngefähr von Südwesten gegen
Nordosten ist und welches sich in dieser Richtung bis an den Ob und weiter, gleichsam am
Rande des hohen weitläuftigen und wilden Hauptgebürges erstreckt, das zwischen
dem russischen Reich und denen von China bemeisterten wüsten Gegenden von Sjungorien
die natürliche Gränze macht, sich ostwärts über das nordliche Asien
immer mächtiger ausbreitet und vom Irtisch bis an den Ob den wohlverdienten Nahmen
des Altaischen, vom Ob bis an den Jenisei aber des Sajanischen Gebürges bekömmt,
jenseit letzterem Fluß endlich die gröste Breite von Sibirien einnimmt und
zwischen dem Amur und der Lena bis an das ostliche Weltmeer ununterbrochen fortläuft,
so daß es ohnstreitig vor das mächtigste Gebürge des Erdbodens gelten
kann.
|P_513 (Juli 1771)
/£{Kae-497,20}
[...]; an die Stelle aber der aufgehobnen Vorposten und Postirungen auf der alten
Linie und in den besten Gegenden, welche die neue Linie einschließt, sind neue
Kolonien und Dörfer angelegt und theils mit polnischen Emigranten, welche
rußischer Abkunft und altgriechischer Religion sind, theils mit ausgehobnen Bauern
aus dem innern Rußland, oder solchen, welche gringer Verbrechen wegen bestraft und
nach Sibirien verwiesen sind, theils auch mit freywilligen Kolonisten aus stärker
bevölkerten Gegenden Sibiriens besetzt worden. Ein solches Dorf ist auch
Krasnojarskaja, [...].
|P_578: (August 1771) [im Gebiet des Tscharysch-Flusses: alter Kupfer-Bergbau am Altai]
/£{Kae-498,16}
|P_579: Kolywanskoi oder Kolywano-Woskresenskoi Sawod, das älteste Hüttenwerk am altaischen Gebürge und nach welchem bis auf den heutigen Tag die ganze hiesige Bergdirection den Nahmen führt, hat itzt nichts mehr als das Andenken seines vorigen Ruhms, seine öden Gebäude und die Hofnung dereinst wieder Nutzen zu schaffen, welche mit der umliegenden Holzung heranwächst, vor sich.
|P_591f. [Neuerer Kupfer-Bergbau am Altai im Gebiet des Alei-Flusses.]
|P_592f.: Der Schlangenberg (Smejefskaja Gora) verdient mit Recht die Krone aller bisher aufgekommenen sibirischen Bergwerke / genannt zu werden, [...]. Die Erzhaltigkeit dieses Berges, nebst den darauf befindlichen tschudischen Schürfen, sind schon vor dem Jahr 1732 bekannt gewesen; allein erst 1745 wurde durch Veranstaltung des Brigadiers Beier eine ordentliche Bergarbeit unternommen.
|P_609:
/£{Fri-463}
Aus diesem allen aber bekommen wird nicht mehr Licht nur zu bestimmen, wer
eigentlich diese izt sogenannten Tschuden oder Tschudaki, wie sie von den Russen in
Sibirien durchgängig genennt werden, gewesen sind. Vom Mungalischen und tatarischen
Stamm scheinen sie nicht hergekommen zu seyn, weil diese Völker von urlaten Zeiten
her wohl das Eisen zu schmelzen gewust, und noch wisen, aber Kupfer und edlere Metalle zu
schmelzen und durch Bergarbeiten zu gewinnen nicht verestehn.
|P_642:
£{Kae-015,02} / £{Mes-006,01} / £{Doe-101,09}
In der zwischen dem Ob und Irtisch weit ausgebreitet und unbewohnten
Barabynischen Steppe giebt es auch wilde Pferde, die hier nur Ditsche genannt
werden. Sie laufen Heerden oder Tabunenweise, und die Hengste werden, wenn sie
ihrer Gewohnheit nach gegen die auf der Jagd liegenden Bauern gleichsam zum
Kundschaften anlaufen, nicht selten geschossen. Sie sollen meistentheils braun,
fahl und Isabelfarbig von Haar seyn.
|P_674 (September: Gegend von Krasnojarsk)
Es wird in diesen Gräbern, welche des anscheinenden Unterscheids ohnerachtet
vermuthlich von einerley Nation herrühren; niemals andre als kupferne Werkzeuge und
Waffen, bey den prächtigsten aber auch verarbeitetes Gold und Silber in Zierrathen,
und bey gemeinen dünngeschlagne Goldbleche ziemlich häufig gefunden.
|B_Bd-3_(1776)_
P_14
/£{Doe-057,14}
Im Januar langte der Student Sujef in Krasnojarsk bey mir an, welcher
im verwichenen Sommer eine Reise längst dem Ob, bis ans Eißmeer
gethan hatte. Ich will also hier aus seinen Bemerkungen und Papieren einen
Auszug geben, und mit der Erzählung seiner Reise den Anfang machen. Er war
den 26sten Februar 1771 von Tscheljabynsk abgereist.
P_34f.
Wer sollte glauben, daß die Ueberbleibsel von Elephanten, welche unter dem
Nahmen Mammonts-Knochen bekannt sind, bis unter den Nordpol zerstreut gefunden
werden. Und doch ists gewiß daß die Samojeden viele Knochen von allerley fremden
Thieren auf den sumpfigen Ebnen und Sandhügeln des nordlichen Erdsaums an die
Trbutkasse liefern, oder an Russen vertauschen. Ich habe in den Abhandlungen
der Kayserlichen / Akademie der Wissenschaften [* Nov. Com. Tom. xvii, p.
601, t. 17.] die sonderbaren Schädel einer ziemlich unbekannten Art von wilden
Stieren beschreiben, deren einer ebenfalls aus der nordlichesten Gegend gebracht
worden ist. Auch habe ich einen Rhinocerosschädel gehabt, der von den Samojeden
in der Nachbarschaft des Obflusses auf der sogenannten Tundra gefunden worden
war.
Ehe der Student die Obdorische Gegend verließ, that er des rauhen,
nordlichen Herbstwetters ungeachtet, noch zwey Reisen, deren ich kürzlich
Erwähnung thun muß: Die eine mit den Rennthieren an den
Sobfluß, gegen das Uralische Gebürge; die andere zu Wasser nach der
Obskaja Guba oder dem Busen, mit welchen sich der Obfluß in den Ocean
ergiest.
P_32: Also machte man sich den 28sten Julius auf die Rückreise.
P_37
An der Wasserkante sind die Ufer voll grosser, brauner Thonsteinmassen, die
von einem Flötz herzurühren scheinen. Darunter fanden sich ein paar
kalkartige Massen ganz voll versteinter Muschelschaalen, die einen Ueberzug wie
von Strahlgips hatten; auch lagen allerley Mammonts-Knochen und andre
Ueberbleibsel von fremden Gerippen am Wasser herum, die aus den Ufern
hervorgespült werden. Darunter war auch ein Stück von einem
Stierkopf, die der obenerwähnte, mit Hörnern welche sich über
die ganze Stirn ausbreiten.
[...] Daselbst legen sich an dieser Seite hohe Hügel an den Ob und
machen demselben steile, sandlaimigte Ufer. Die Knochen liegen daselbst
häufig auf dem niedrigen Strand zerstreut ausser ihrer natürlichen
Erdlage, aus welcher sie durch das hohe Wasser, welches die Hügel
unterwäscht, zum Vorschein gebracht worden. Ich habe daher einen sehr
grossen Armknochen (Humerus) vom Elefanten, nebst andern Fußgelenken,
ingleichen Wirbelbeinen, Rippen und Kinnladen dieses Thiers, auch einen
ungeheuren Schädel von der beym gemeinen Büffel gewöhnlichen
Gestalt erhalten.
|P_38ff.
Die Obischen Ostiaken eine der ersten Sibirischen Nationen, welche die Russen
entdeckt und unterwürfig gemacht haben, sind zwar, wie fast alle Sibirische
Völker, seit der Eroberung / des Landes hauptsächlich durch die Blattern und
andre ihnen zuvor unbekannte Krankheit vermindert worden, doch machen sie noch
eine beträchliche und im Beresofschen Gebiet die stärkste Völkerschaft aus;
erstrecken sich auch den Obfluß hinauf bis ins Narymische und Surgutische
Gebiet.
Von Gestalt sind sie mehrentheils mittelmäßig und kleinlich, schwach von
Kräften und besonders dünn und mager von Beinen. Ihre Gesichter sind fast
durchgängig unangenehm, bleich und platt, doch ohne irgend eine
charakteristische Ausbildung. [...] Die Ostiaken sind furchtsam, abergläubisch und einfältig,
sonst ziemlich gutherzig, in ihrer mühsamen und schlechten Lebensart von
Jugend auf arbeitsam, aber über die Nothdurft auch zu nichts als zum
Müßiggang geneigt, sonderlich das männliche Geschlecht, und in
ihrer ganzen Haushaltung recht eckelhaft und unflätig.
P_41
Als eine Zierde betrachten die Ostjakischen Weiber sich die Haut, wenigstens
auf dem Rücken der Hände, dem Vorderarm und an den Schienbeinen herunter mit
allerley blaulichten, punktirten Figuren einzuätzen.
P_42
Man kann die Ostjaken mit eben dem Recht eine Nation von Fischern nennen,
als sich die nomadischen Völker mit Hirten vergleichen lassen. Denn die
Fischerey ist den ganzen Sommer und auch zum Theil des Winters das Hauptgeschäft
und die Hauptnahrung der Ostjaken. Jagd und Vogelfang sind die Nebengeschäfte
und verdienen, wie der Obische Fischfang, eine besondere Erzählung, die ich
unten liefern werde. Um dieser Geschäfte willen führen die Ostjaken zwar eine
etwas unstäte Lebensart und ziehen zur Sommerszeit mit beweglichen Jurten
fischreichen Gegenden nach; allein sie haben daneben, wie die Baschkiren und
einige Sibirische Tataren, ihre feste Winterwohnungen, die sie jährlich
beziehen, und sind an diese Lebensart von jeher gewohnt gewesen.
P_46
Im Winter essen sie eben so begierig die gefrornen Fische roh, und schaben
das Fleisch allmälig von den Gräten. Beydes thun ihnen die
benachbarten Russen begierig nach, und halten letzteres vor ein
Bewahrungsmittel wider den Scharbock.
P_49
Bey dieser Winterbeschäftigung da der Ostjak der strengsten Kälte, allem
Ungemach und oft Hunger ausgesezt ist, leistet ihm der Tabak trefliche Dienste,
den sie zu rauchen und am meisten zu schnupfen ausserordentliche Liebhaber sind.
|P_76-77
Als etwas ausserordentliches verdient angemerkt zu werden, daß nicht
wenige unter den Samojeden, sonderlich Zauberer, eine sonderbare Art von
Schreckhaftigkeit an sich haben, die theils von einer
übermäßigen Spannung und Reitzbarkeit der Fibern, durch die
Würkungen des nordlichen Clima und der Lebensart, theils durch die vom
Aberglauben verderbte Einbildungskraft verursacht zu seyn scheint. Aus
zuverläßigen Berichten weiß ich, daß dergleichen
reitzbare Leute auch unter den Tungusen und Kamtschadalen anzutreffen sind; der
Herr Maior Islenief hat mich von deren Gegenwart unter den Jakuten
versichert, und ich habe dergleichen, doch in einem etwas geringern Grade
behaftete unter den Buräten und Jeniseischen Tartaren gesehn. - Eine jede
unvermuthete Berührung z. Ex. in den Seiten oder andern reitzbaren Stellen,
unversehenes Zurufen und Pfeifen, oder andere fürchterliche und schleunige
Erscheinungen bringen diese Leute ausser sich, und fast in eine Art von Wuth.
Bey den Samojeden und Jakuten, welche die Reitzbarkeit im höchsten Grade zu
haben scheinen, ([../.]), geht diese Wuth so weit, daß sie, ohne zu wissen
was sie thun, das erste Beil, Messer, oder andre schädliche Werkzeug
erhaschen und die Person, welche der Grund ihres Entsetzens ist, oder jeden
andern der ihnen alsdenn in den Wurf komt zu verwunden oder gar zu tödten
suchen, wenn sie nicht mit Gewalt abgehalten und alle schädliche Werzeuge vor
ihnen weggenommen werden.
|P_77-78
£{Doe-094,29} / £{Bar-127,09}
/ £{Ber-280?}
Nachmals kam ihm [dem Studenten Sujef] bey der im 1772sten Jahr über
Mangasea gethanen Reise ein junger Samojedischer Zauberer vor, der da er
ihn sahe, so verwirrt ward, daß er glaubte man wolle ihn schlagen, wenn
man ihm daher nur einen Finger ausgestreckt entgegen hielt, denselben mit beyden
Händen angriff und sich endlich davon machte. Nach vielem Zureden des
Dollmetschers, daß er sich vor nichts zu fürchten habe, kam er wieder
zu sich; da zog man ihm unter freundlichem Zureden einen schwarzen Handschuh an.
Sogleich fing er an die Hand mit starren Augen zu betrachten und verfiel in eine
solche Unsinnigkeit, daß wenn man sich nicht geschwind des neben ihm
liegenden Beils bemächtigt hätte, gewiß einer oder der andre
hätte unglücklich seyn können. - In Ermanglung dessen lief er wie
rasend herum, schrie, schüttelte seine Hand, die er vor eine
Bärentazze ansahe, damit der Handschuh / abfallen sollte, den er mit der
andern Hand zu berühren sich nicht unterstand, und tobte so lange, bis man
ihn mit Gewalt ergriff und den Handschuh wieder abzog, da er denn nach und nach
wieder zu sich kam.
|P_131
[Von den Chinesern]
Dem Spiel sind sie sehr ergeben, und wenn kein Handel oder ander
Geschäft sie abhält, so findet man die meisten in ihren Häusern
über dem Damenspiel, [...]. Wegen dieser Paßion verkaufen sie gern im
Kleinen gegen rußische Kupfer- und Silbermünze, um sich derselben
beym Spiel bedienen zu können. Doch nicht allein aus diesem Grunde, sondern
auch um damit Victualien und Kleinigkeiten, die sie nöthig haben, desto
wohlfeiler von den Russen erkaufen zu können.
|P_204
Um die Gegend etwas kennen zu lernen und eine Klepperjagd auf die hiesigen
Steppenziegen oder Antelopen (Dseren) abzuwarten, verweilte ich in Akschinsk bis
zum 15sten May. [Auf der Flucht scheuen die Tiere Wasser und Waldungen].
|P_209
Den 23sten May brachte man mir von der bey Nischnei-Ulchinskoi Karaul durch
die Tungusen angestellten Jagd eine gute Anzahl Steppen-Ziegen oder Antelopen
(Dseren) von verschiedenem Geschlecht und Alter [* Nov. Comment. Ac. Petr. Tom.
V, p. 374], mit deren Beschreibung und Zergliederung ich diesen Abend und den
folgenden Tag genug zu schaffen hatte. Das sonderbarste an diesen Thieren und
sonst keiner Antelopenart bemerkte ist, daß beym Bock zugleich mit den
Hörnern auch der Adamsapfel in allen seinen Theilen erwächst, so
daß die alten Thiere aussehn, als ob sie einen starken Kropf hätten.
|P_217f.:
£{Kae-015,02} / £{Mes-006,01} / £{Doe-101,09}
In denen um die Tarei gelegnen Steppen zeigt sich noch immer
von Zeit zu Zeit diejenige Art wilder Pferde, welche von den Mongolen
Dshiggetéi (Langohr) genannt wird. In der Mongoley und besonders in der
weiten, wasserlosen Gobeesteppe soll man selbige noch in grossen Heerden
ziehen sehn. Allein innerhalb der rußischen Gränze bemerkt man,
seitdem die häufigen Gränzwachen angelegt sind, selten mehr ordentliche
von alten Hengsten geführte Heerden, die sonst aus zehn, zwanzig, ja
dreyßig und mehr Stuten bestehn sollen; sondern es kommen nur verlaufene oder
von den Tabunen abgejagte junge Hengste oder Stuten einzeln von der mongolischen
Seite über die Gränze. Und diese sind ausser den Steppen um den
südlichen Theil der Tarei-nor und dem äusersten Winkel der Argunischen
Gegend bey Abagaitu nirgend mehr anzutreffen.
Man kann diese Dshiggetéi eigentlich weder Pferde noch Esel nennen.
Sie sind in der ganzen Gestalt fast so ein Mittelding zwischen beyden, wie die
Maulthiere; daher sie Messerschmid, welcher dieses Thier zuerst bemerkt
hat, fruchtbare Maulthiere nannte. Sie sind aber nichts weniger, als
Zwitter, sondern eine eigene Art, welche viel eignes und eine weit
schönere Gestalt als die gemeinen Maulthiere haben. Diejenige Art von
Steppeneseln, welche wenigstens die westlichen Kirgisen Kulan nennen,
müssen nicht damit verwechselt werden. Denn selbige sind nach
zuverläßigsten Nachrichten, die ich darüber habe, nichts anders
als die eigentlichen wilden Esel oder Onagers / der Alten, und ziehen in den
bergigten Steppen der westlichen Tartarey eben so wie der Dshiggetéi in
den mongolischen Wüsteneyen. - Letzterer hat gewisse Schönheiten die
ihn dem Esel weit vorzüglich machen. Ein überaus leichter Cörper,
schlanke Glieder, wildes und flüchtiges Ansehn und schöne Farbe des
Haars sind seine vortheilhafte Seite. Auch die Ohren, welche noch besser als beym
Maulthier proporzionirt und munter aufgerichtet sind, stehn ihm nicht übel
und man würde es noch übersehn können, daß der
Kopf etwas schwer, und die kleinen Hufe fast wie beym Esel gestaltet sind. Nur
der gerade, eckigte Rücken und der unansehnliche Kuhschweif welchen er mit
dem Esel gemein hat, verunstaltet ihn. [...] Die Farbe des Dshiggetéi
ist licht gelbbraun; die Nase und Inseite der Glieder sieht fahlgelblich; die
Mähne und der Schweif sind schwärzlich, und längst dem
Rückgrad läuft ein zierlicher, aus dem braunen schwarzer Riemen, der
im Kreutz etwas breiter, gegen den Schweif aber wieder ganz schmal wird.
P_219:
Die Schnelligkeit der Dshiggetéi übertrifft einmüthigen
Berichten nach alles was man sich vorstellen kann und ist bey den Mongolen zum
Sprichwort geworden. Keinem Pferde, es mag so flüchtig seyn, als es immer
will, ist es jemals gelungen den Dshiggetéi im Lauf einzuholen. [...]
Wäre es möglich diese Thiere zu zähmen, so würde man
gewiß keine flüchtigere Klepper auf der Welt finden. Allein sie
sollen von einer unüberwindlichen Wildheit seyn; [...]. Man erinnert sich
noch an der hiesigen Gränze, daß ein Nertschinskischer Kasak vor
mehreren Jahren ein gefangenes Füllen vom Dshiggetéi verschiedne
Monathe lang gefüttert und zu zähmen gesucht hat; aber es ist wild
geblieben und hat sich endlich selbst durch gewaltsame Sprünge
getödtet. Indessen wäre doch noch bey gehöriger Vorsicht mit ganz
jungen Füllen, die in den ersten Tagen nach der Geburt gefangen seyn
müsten, ein nützlicher und nicht ganz hofnungsloser Versuch zu
machen.
|P_231f. [Vom Argali]
Die wilden Steinschaafe oder Argali, wie sie auf mongolisch genant werden,
sind von Leibe viel stärker wie ein Damhirsch und wiegen gegen fünf
Pud, die Widder aber noch weit mehr und ihre Hörner allein, wenn sie
ausgewachsen sind, zusammen oft über ein Pud schwer sind. Auf den
Füssen sind sie etwas höher als zahme Schaafe, allein eben so schwer
von Leibe und in der Bildung des Kopfes ist ein wenig Unterschied zu bemerken.
Die Ohren sind klein und aufgerichtet, die Hörner bey den Weibchen
mittelmäßig groß und halb mondförmig gebogen, ziemlich
platt, mit zwey stumpfen Ecken am Rücken und am untern Rand in eine
ziemliche Schärfe verdünnt. Bey männlichen Thieren erwachsen
selbige zu einer ungeheuren Größe und sind, wie beym gemeinen Widder,
auf der Seite des Kopfs gewunden. Der Schwanz ist sehr kurz, die Hufe aber wie
bey gemeinen Schaafen. Das Winterhaar dieser Thiere ist lang und zottig, mit
vieler Wolle gemischt. [../.] Diese Thiere leben auf einsamen, trocknen und
waldlosen Gebürgen und Felsen, wo sie viel bittre und scharfe
Gebürgkräuter weiden können. Sie werfen schon vor Abgang des
Schnees ihre Lämmer, welche mit einem jungen Reh ziemlich viel
Aehnlichkeit, aber schon breite platte Hörnerkeime und ein weiches zottiges
Wollhaar von dunkelgrauer Farbe haben. - Kein Hirsch ist so scheu, als der
Argali, welchem fast nicht beyzukommen ist. [...] So wild das erwachsene Thier
ist, so leicht sind die gefangenen Lämmer zu zähmen und an Milch und
Futter zu gewöhnen, wovon man Beyspiele auf hiesigen Gränzwachen
gehabt hat.
|P_238-243: [Tungusen]
|P_286-297: Baikal]
|P_509: Platte 8
|P_510f.:
£{Kae-015,02} / £{Mes-006,01} / £{Doe-101,09}
Ich fange immer mehr an zu muthmassen, daß die in der Jaikischen und
Donischen Steppe, so wie auch in der Baraba herumschweifende wilde Pferde
gröstentheils nichts als Nachkömlinge verwilderter Kirgisischer und
Kalmückischer oder vordem hier umher ziehenden Hirtenvölker
gehöriger Hengste sind / welche theils einzele Stuten, theils ganze
Heerden entführt und mit selbigen ihre wilde Art fortgepflanzt haben. Daher
komt die Verschiedenheit von Farben, welcher man an den Pferden wahrnimmt, Doch
sind die meisten fahlbraun, gelblich oder Isabelfarbig von Haar. [...] So viel
ich habe erfragen können, so ist diejenige wilde Pferd- oder Eselsart,
welche die Kirgisen und Kalmücken Kulan oder Chulan nennen und die noch nie
gezähmt worden ist, nicht nur von diesen natürlichen wilden Pferden
oder Tarpanen, welche die Kalmücken Takja nennen, sondern auch von dem
Mongolischen Dsiggetei unterschieden.
S. 512: Alle stimmen darin überein, daß der Chulan von einer
ungezähmten Wildheit und schneller, als das flüchtigste Pferd sind.
|P_560-567: Sarepta
|P_569-576 [Zusammenhang zwischen Kaspischem, Schwarzem und Mittel-Meer]
£{Mes-115,21} / £{Doe-063',04}
|P_569: Diese schleunige Erhöhung des Bodens, die sandige steile Böschung des höhern Landes gegen die Steppe, die Buchten und Vorgebürge welche es bildet, und noch mehr die Salzhaftigkeit des niedren und mit Muscheln an ihrer Oberfläche so reichlich vermengten Laimsteppe, veranlassen überaus wahrscheinliche Muthmassungen über den vorigen Zustand der Kumanischen sowohl, als Kalmückischen und Jaikischen Steppe, die sich überall so gleich sind, über die Ausbreitung des kaspischen Meeres in vorigen Weltaltern und über die Gemeinschaft, welche es mit dem schwarzen Meere gehabt haben mag; Muthmassungen, welche mit denen des aufmerksamen Tournefort nicht ohne viele Wahrscheinlichkeit geäusserten Gedanken von der vormahligen Absonderung des schwarzen von dem mittelländischen Meer, dem Anwachs der Gewässer des ersten, weit über die Fläche des andern und den Ablauf dieser Gewässer in die mittelländische See vermuthlich zur Zeit der Deucaleonischen Fluth, recht sehr harmoniren.
|P_570: Es ist ferner ganz augenscheinlich, daß zwischen dem Don und der Wolga das hohe Land längst der Sarpa, so wie zwischen der Wolga und dem Jaik die Höhen des sogenannten Obtschei Sirr, die alten Ufer des weit ausgebreiteten hyrkanischen Meeres gewesen sind.
|P_571: Nimt man an, wie Tournefort es sehr wahrscheinlich gemacht hat, daß die Gebürge des tracischen Bosphorus vormals zusammen gehangen und einen Damm gebildet haben, welcher das schwarze Meer vom mittelländischen absonderte, so daß die durch so mächtige Flüsse als die Donau, der Dnjestr, Dnepr; Don und Kuban sind, zugeführte Gewässer des erstern, als ein eingeschlossener und ungeheurer Landsee, viel höher wie die mittelländische See und der Ocean gestanden; daß nach Zerreissung dieses mächtigen Dammes, entweder durch die allmählige Würkung des Wassers oder durch Erdbeben, das schwarze Meer seine Gewässer mit Ungestüm in die mittelländische See ergossen, um sich mit derselben ins Gleichgewicht zu stellen, und daß bey dem ersten Sturz dieser Fluth diejenigen Ueberschwemmungen verursacht worden, welche nach den ältesten Denkmählern der Geschichte einen Theil von Griechenland und die Inseln des Archipels verwüstet haben: So wird man diese Abnahme der kaspischen See nicht nur erklären können, sondern aus den deutlichen Spuren der ehemaligen Höhe dieser See wird auch die Tournefortsche Meynung noch mehr Gewicht bekommen.
Datum: 02.04.2007 / ... / August 2015 / ... / 29.01.2019 / 30.07.2019