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Priestley (1778, 1779, 1780) |
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Joseph Priestley (1778, 1779, 1780): Versuche und Beobachtungen über verschiedene
Gattungen der Luft. Aus dem Englischen, 3 Bde (Wien / Leipzig)
Exemplar: <4> X C 828 Rara
Adickes 1911, S. 254f, 261.
[Doe p:041, 088']
Notate: Vorrede des üb: Bd. 1: Leipzig, 17. May 1778
Gliederbau, Bd. 1:
Einleitung.
- 001: 1. Abschnitt. Allgemeine Anzeige der bereits über die Luft gemachten Entdeckungen
- 005: 2. Abschnitt. Beschreibung der Geräthschaft, mit der ich die folgenden Versuche angestellet habe.
Erste Abtheilung.
Versuche und Beobachtungen, die von mir vor dem Jahre 1772 angestellet worden sind.
- 023: 1. Abschnitt. Von der fixen Luft.
- 041: 2. Abs. Von der Luft, in der ein Licht oder Schwefel ausgelöscht ist.
- 053: 3. Abs. Von der entzündbaren Luft.
- 068: 4. Abs. Von der durch das Atemholen der Thiere oder der Fäulnis angesteckten Luft.
- 102: 5. Abs. Von der Luft, in der eine Mischung von Schwefel und Eisenfeilspänen gestanden.
- 105: 6. Abs. Von der salpeterartigen Luft.
- 126: 7. Abs. Von der durch glühende Holzkohlendämpfe angesteckten Luft.
- 130: 8. Abs. Von den Würkungen der Verkalkung der Metalle und den Effluvien von einer aus Bleyweis und Oel verfertigten Farbe auf die Luft.
- 140: 9. Abs. Von der seesauren Luft.
- 151: 10. Abs. Vermischte Beobachtungen.
Zweyte Abtheilung.
Versuche und Beobachtungen, die von mir im 1773sten und zu Anfange des 1774sten Jahres angestellet worden sind
- 159: 1. Abs. Beobachtungen über die laugenartige Luft
- 172: 2. Abs. Von der durch verschiedene Processe verminderten und schädlich gemachten Luft.
- 197: 3. Abs. Von der salpeterartigen Luft.
- 222: 4. Abs. Von der seesauren Luft.
- 233: 5. Abs. Von der entzündbaren Luft.
- 239: 6. Abs. Von der fixen Luft.
- 242: 7. Abs. Vermischte Versuche.
- 248: 8. Abs. Fragen, Nachforschungen, Vorschläge.
Anhang
- 279-323: Nr. 1 -7
Bd. 1 (1778)
S. - (Vorrede): [...]; ich habe die Beobachtungen, die ich über jede Luftgattung
anstellte, nicht unter einander geworfen, sondern mein Werk in zwo Abtheilungen getheilt,
davon die erstere alles enthält, was ich schon in die philosophischen Transactionen
hatte einrücken lassen; wiewohl mit denjenigen Beobachtungen und Verbesserungen, die
mir die nachfolgenden Versuche an die Hand gaben; für die andere Abtheilung dieses
Werkes hob ich eine Nachricht von Versuchen auf, die ich seit dieser Bekanntmachung, und
zwar nach einer sehr langen Pause in meinen philosophischen Unternehmungen, den letzten
Sommer über machte.
[unten folgt leider kein Datum der Vorr.] Am Ende der
Vorrede: Inhalt
S. 3: Die erste Gattung der Luft [erstickender Dampf (Choke-damp)], welche man schon in
verschiedenen Hölen, und besonders in der Hundshöle (grotta del Cane) in Italien
entdeckt hatte, wurde nun auch an der Oberfläche gährender
Flüßigkeiten beobachtet und von van Hellmont und andern deutschen
Chymisten gas (welches eben so viel heist, als Geist, Spiritus,)
genennt; in der Folge aber erhielt sie den Namen: fixe Luft,
besonders als D. Black in Edinburg entdeckte, daß sie in Laugensalzen, Kalk,
und andern kalkartigen Körpern in einem fixen Zustande enthalten sey.
- S. 26.
[Künstliches Pyrmonter Wasser durch Luft, die beim Brauen entdeckt.]
- S. 29: Herr Bergmann in Upsal, der mich mit einem Schreiben über die
Materie beehrte, nennt sie die Luftsäure (aerial acid); und unter andern Versuchen,
um zu beweisen, daß sie eine Art Säure sey, führt er an, daß sie den
blauen Saft des Lackmußes roth färbe.
- S. 34 [Tiere ersticken
darin]
- S. 35: Ueberhaupt erzeuge ich mir allemal die Luft aus Kreide und Wasser, worauf ich
Vitriolöl gieße, so oft ich fixe Luft brauche, die so rein als möglich
seyn soll, und fange sie hernach in einer Blase auf, die ich an den Hals der Phiole binde,
in welcher die Materialien enthalten sind.
- S. 37: Vielleicht schreibt sich also dieses principium inflammabile von einigen
thierischen Ueberbleibseln her, die nach einiger Meynung zur Erzeugung aller kalkartigen
Materien Gelegenheit geben sollen.
- S. 53: Ich habe immer die entzündbare Luft nach einem Verfahren, das Herr
Cavendish in den philosophischen Transactionen beschreibt, aus Eisen, Zink oder
Zinn, wiewohl möglich aus den beyden ersten Metallen erzeugt, weil mir dieses die
wenigste Mühe machte.
- S.91: Die Proben, die ich im Kleinen über die Wiederherstellung der Luft durch die
Vegetation der Pflanzen, wiewohl in einem verschlossenen Raume und unnatürlichen
Zustande angestellt habe, machen es überaus wahrscheinlich, daß die
Atmosphäre, welche bey einer so großen Anzahl von Thieren, die alle ausathmen,
und bey einer so großen Menge sowohl thierischer, als vegetabilischer Körper,
die alle in die Fäulniß übergehen, beständig angesteckt werden
muß, wenigstens zum Theil durch das Pflanzenreich wiederhergestellt werde.
- S. 173f.: Nach meinen Beobachtungen aber kommen alle diese Processe in einem einzigen
Umstand, und wie ich glaube, in keinem andern mit einander überein, daß das
Principium, welches die Scheidekünstler Phlogiston nennen, sich losgemacht hat. Daher
schloß ich auch, daß die Verminderung der Luft auf eine oder andere Art Folge
der mit Phlogiston überladenen* Luft wäre / und daß also das Wasser und
das Wachsthum der Pflanzen, in dem sie das überflüssige Phlogiston absorbirten,
die Luft wiederum in einen zum Athemholen geschickten Zustand zu bringen vermöchten.
Es dienten mir auch verschiedene Versuche, die ich seither angestellt habe, zur
Bestätigung dieser Muthmaßung.
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Note *) Daher würde es auch nicht ganz unrecht seyn, wenn man es anders für
schicklich halten sollte, ein neues Kunstwort einzuführen, (oder vielmehr von einem
unter den Scheidekünstlern bereits üblichen eine neue Anwendung / zu machen,)
die Luft, die vermindert, oder durch einen der oben erwähnten, oder andere
ähnliche Processe schädlich gemacht worden wäre, schlechtweg phlogisticirte
Luft (phlogisticated air) zu nennen, und wenn es nöthig, alsdann noch den besondern
Proceß, durch den sie phlogisticirt worden, beyzufügen. Z.B. gemeine von
Holzkohlen phlogisticirte Luft; salpeterartige mit Schwefelleber phlogisticirte Luft, u.
s. w.
- S. 186: D. Hales hatte beobachtet, daß die metallischen Kalke eine und die
andere Gattung Luft enthielten, und fand durch Vergleichung der metallischen Kalke mit den
andern Metallen, aus denen sie war erzeugt worden, daß die Luft etwas zu ihrer
Schwere beytrüge.
- S. 187f.: Da ich nemlich vermöge der oben angeführten Versuche die
elektrische Materie für ein Phlogiston, oder eine in Phlogiston enthaltende Materie
hielt, so bemühte ich mich, den Bleykalk damit zu reduciren, und wie sehr verwunderte
ich mich nicht, als ich sahe, daß sich eine beträchtliche Menge Luft entband.
[...] Als ich nun Wasser zu ihr ließ, so fand ich, daß sie von ihm vollkommen
so, wie fixe Luft verschluckt wurde, woraus ich dann schloß, daß es diese
Gattung seyn müsse. *
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Note *) Ich halte es hier für meine Schuldigkeit, den Pater Beccaria, den
vortrefflichen Naturforscher zu Turin, / um Vergebung zu bitten, daß ich geglaubt
habe, daß das Phlogiston, mit dem er Metalle reducirte, nicht von der elektrischen
Materie selbst herrühre, sondern von etwas, das aus andern Stücken Metall, mit
dem er den Versuch anstellte, entbunden worden wäre. Man sehe hiervon History of
Electricity p. 277. u. f. aber diese Wiederherstellung der Metalle durch die
Elektricität beweist vollkommen, daß die elektrische Materie ein Phlogiston
ist, oder doch wenigstens Phlogiston enthält. / 188 / Ich fand hierauf, daß
Herr Lavoisier die nemliche Beobachtung, wiewohl mit einer weit zusammengesetztern
und minder genauen Geräthschat, als ich, gemacht hatte. Er schloß, daß
noch mehr von der aus dem metallischen Kalke erzeugten Luft sich mit dem Wasser vermischen
lasse,als ich angegeben habe. Es schien mir aber, daß ich nie eine reine fixe Luft,
als in dem ersten Falle erhalten habe. Da es nun sehr deutlich erwiesen ist, daß das
Phlogiston bey einer jedesmaligen Verminderung der gemeinen Luft in ihr einen Niederschlag
der fixen Luft, als eines ihrer Bestandtheile bewürkt; so folgt, daß bey dem
Niederschlage des Kalkes, der sich ergiebt, wenn man in das Kalkwasser hineinhaucht, die
fixe Luft, die sich hier mit den Theilen des Kalkes verbindet, nicht aus den Lungen,
sondern aus der gemeinen Luft kommt, welche von dem aus den Lungen ausgehauchten
Phlogiston zersetzt wird, und nachdem es mit den Speisen in den Körper gekommen ist,
seine Function in dem thierischen Systeme gethan hat, nunmehr wieder herausgeht. / 189/
Dieses bestärkt auch noch mehr meine Muthmaßung, daß Thiere in
eingesperrter Luft nicht darum umkommen, weil sie etwa den allergeringsten Mangel an einem
pabulo vitae, welches die Luft enthalten soll, erleiden, sondern vielmehr darum, weil die
phlogistische Materie, mit der ihr System angefüllt war, sich nicht ausladen konnte,
weil die Luft, die nun einmal damit gesättiget worden, kein hinlängliches
Menstruum für dieselbige ist. [...] Ich muß diesem Abschnitte über die
verminderte und schädliche Luft, oder wie sie eigentlich hätte genannt werden
sollen, phlogisticirte Luft, noch einen Brief hinzufügen, den ich an den Ritter
John Pringle über die schädliche Eigenschaft der Effluvien von faulen
Morästen geschrieben habe, und welcher am 16. Decemb. 1773 in einer Versammlung der
königl. Gesellschaft des Wissenschaften vorgelesen worden ist.
- S. 208f.: Als ich nun die zwo Flaschen ohngefähr zween Monate stehen gehabt hatte,
so war zwar nicht die allergeringste Veränderung weder bey den fixen Luft, noch auch
bey dem ihr ausgesetzten Eisen vor sich gegangen; allein bey der salpeterartigen Luft
hatte sich eine sehr merkwürdige und unerwartete Veränderung ereignet; denn sie
hatte sich, da ich den Versuch fortsetzte, in eine Luftgattung, die ich damals, als ich
das erstemal von dieser Materie schrieb, für ganz unmöglich würde gehalten
haben, verwandelt; / in eine Luft, in der ein Licht vollkommen natürlich und lebhaft
brannte, und die demohngeachtet den Thieren so höchst schädlich war, daß
sie den Augenblick, als man sie hineinbrachte, umkamen, da doch gemeiniglich die Thiere in
einer Luft, in der Lichter verloschen sind, mit einer kaum merklichen Unbequemlichkeit
leben. Unterdessen bleibt sie immer salpeterartige Luft, wenn man sie auch noch so lange
über einer großen Fläche von Eisen stehen läßt. Nicht weniger
ist dieses etwas außerordentliches, daß die salpeterartige Luft, wenn ma sie
immer noch länger so stehen läßt, [...], dahin gebracht werden kann,
daß sie nicht nur ein Licht brennend erhält, sondern auch macht, daß es
mit einer größern Flamme brennet. Es kommt nemlich zu der erstern Flamme eine
andere, die sich nach allen Seiten zu unter gleichen Distanzen von jener des Lichtes
ausdehnt, und oft vollkommen von ihr unterschieden werden kann.
- S. 218: Ich werde nunmehr diesen Abschnitt mit einigen vermischten Beobachtungen
schließen. Salpeterartige Luft wird sowohl von Eisenfeilspänen und Schwefel,
als auch von Schwefelleber in gleichem Grade vermindert; sie mag nun mit Quecksilber oder
Wasser eingeschlossen seyn. Uebergetriebenes Wasser, das mit Lackmus blau gefärbt
ist, wird roth, wenn man es mit salpeterartiger Luft anschwängert. Läßt
man es aber eine Woche, oder vierzehn Tage in offenen und flachen Gefäßen an
der atmosphärischen Luft stehen; so erhält es wieder seine blaue Farbe, obgleich
binnen dieser Zeit der größte Theil des Wassers verdampft. Dieses beweist,
daß eben auch die salpeterartige Luft, wie die fixe, sich mit der Zeit aus dem
Wasser, mit dem sie verbunden worden, losmacht, wiewohl lange nicht so geschwind.
- S. 219: Salpeterartige Luft äußert eine ganz besondere Würkung auf die
Insekten, die man in sie hineinsetzt. Ich habe schon angemerkt, daß diese Luftgattung
so schädlich, als irgend eine ist, und daß eine Maus den Augenblick, als man sie
hineinsetzt, umkommt. Alleine wenn man Frösche und Schnecken hinein thut, so werden
sie (und wahrscheinlicher Weise alle andere Thiere, die nicht zu oft Athem zu holen
brauchen,) eine beträchtliche Zeit darinne dauren, ohngeachtet sie endlich auch
sterben.
- S. 220: Wespen
starben allemal den Augenblick, als sie in die salpeterartige Luft kamen.
- S. 222: Vierter
Abschnitt. Von der seesauren Luft.
- S. 239: Sechster Abschnitt. Von der fixen Luft.
- S. 239:
Die beträchtlichste unter allen [Beobachtungen] besteht in einer Muthmaßung, daß die fixe
Luft in eine Verbindung mit dem Phlogiston übergehen, und hierdurch in eine Luftgattung
verwandelt werden kann, die sich nicht mit dem Wasser mischt.
- S. 249: Zur Ablehnung des oben erwähnten Vorwurfs [armseliger Versuchemacher]
erwäge man noch, daß Theorie und Versuch schlechterdings Hand in Hand mit
einander gehen, und ein jeder Versuch bestimmt ist, eine Hypothese zu bestätigen, die
in der That nichts anders, als eine Muthmaßung ist, die sich auf Umstände, oder
die Ursachen einer natürlichen Würkung bezieht; [...].
- S. 250:
§ 1. Gedanken über die Bestandtheile der verschiedenen Luftgattungen, das Wesen und
Ursprung der Atmosphärischen, u.s.w. Alle diejenigen Gattungen von Luft, an denen ich
einen wesentlichen Unterschied habe bemerken können, sind: fixe, saure und laugenartige
Luft; denn diese nebst einem andern Urstoffe, den man Phlogiston nennt, und den ich niemals
als Luft, noch auch bis jetzt an und vor sich selbst unter irgend einer Gestalt habe
erhalten können, schien die Bestandtheile aller mir nunmehr bekanten Luftgattungen
auszumachen.
- S.253: Wenn man ferner bedenkt,was für eine ungeheure Masse entzündbarer Luft
bey dem Anzünden eines kleinen Stückgen Holzes oder Steinkohle sich erzeugt, so
ist es vielleicht nicht so ganz unwahrscheinlich, daß nicht die Vulkane, von denen
man beynahe auf der ganzen Erde Spuren findet, und die damit gleichsam überzogen ist,
unsre Atmospähre sollten erzeugt haben; so wie sie (nach einiger Meynungen,) zum
Ursprunge des ganzen festen Landes Gelegenheit gegeben haben sollen.
- S. 264: Demohngeachtet sind wir vor einigen Jahren mehr als jemals über die
Electricität des Zitterfisches (Raia torpedo) und des Zitteraales (Gymnotus
electricus) in Surinam erstaunet, vorzüglich seitdem Herr Walsh die besondere
Entdeckung machte, daß der erste dieser besondern Fische die Kraft besitze, einen
elektrischen Stoß zu geben, [...].
- S. 272: ### Stop in 2010
Band 2
Band 3 (1780)
- Adickes 261: S. 52-81: Observations on respiration
Datum: 25.03.2010 / 13.04.2016