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Robertson 1777
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William Robertson / Johann Friedrich Schiller (Ueb):
Geschichte von Amerika, 2 Bde.
(Leipzig: Weidmann & Reich 1777)
Exemplar: StUB Göttingen; digital // UB Marburg: VII m C 1238 c
Warda 1922, S. 26
⇒ Adickes 1911, S.: 206, 332.
GGA, Zugabe, 18. Oktober 1777, 42. St., S. 657-667 [engl. Ausgabe, Bd. 1]
GGA, Zugabe, 1. November 1777, 44. St., S. 689-699 [engl. Ausgabe, Bd. 2]
ADB, Anhang zu den Bdn. 25-36, 3. Abt., S. 1531-1532 [dt. Uebersetzung]
VII: 299,24-25.
Anthropologie: Pillau: 128 / 142.
Geographie: Crueger: 127f. .
Inhalt
- Bd. I: in 4 Büchern: 1) Schiffahrt 1ff., 2) Columbus 67ff., 3) Kolonie Hispaniola
203ff., 4) Amerika 283ff. Dazu Anmerkungen und Erläuterungen 487ff. Ende 574
- Bd. II: in 4 Büchern: 5) Eroberungen 1ff. 6) Pizzaro; Bürgerkriege 170ff. 7)
Sitten der Mexikaner und Peruaner 310 ff. 8) innere Regierung 398 ff. Ende 618 + Anhang:
Register
Band 1
Adickes 1911, S. 332: ⇒ 418f.
- 212: Als Columbus Hispaniola entdeckte, wurde die Anzahl der Einwohner dieser
Insel wenigstens auf eine Million geschätzt. Und nun waren sie in Zeit von funfzehn
Jahren, bis auf sechzig tausend zusammengeschmolzen. Diese eben so erstaunliche als
schnelle Abnahme dieses Geschlechts von Menschen rührte von verschiedenen
zusammentreffenden Ursachen her.
- 303-322: [Ursprung der Einwohner / Menschen]
S. 312:
/£{Doe-083,25}
Aus der Betrachtung der Thiere, mit welchen Amerika versehen war, können
wir schließen, daß der nächste Berührungspunct zwischen der alten
und der neuen Welt gegen das nördliche Ende beyder Welten hinliegen muß; und
daß dort die Communication zwischen ihnen eröffnet worden, und ein Verkehr
zwischen ihnen statt gefunden hat. [...] Die nördlichen Länder der neuen Welt
hingegen enthalten eine Menge solcher wilden Thiere, die in denen Theilen unserer
Hemisphäre, welche eine ähnliche Lage haben, gemein sind: der Bär, der Wolf,
der Fuchs, der Haase, der Hirsch, der Rehbock, das Elendthier, und verschiedene andere
Thierarten, sind in den nordamerikanischen Wäldern ebenso häufig anzutreffen, als
in den Wäldern des nördlichen Europens oder Asiens.
- 320f.:
S. 312:
/£{Doe-193,08}
Diese entscheidenden Fakta beweisen nicht nur die Blutsverwandtschaft der
Esquimaux und der Grönländer, sondern auch, daß Amerika vom
nördlichen Europa her bevölkert worden seyn kann. [...]
Ob es aber gleich möglich ist, daß Amerika seine ersten Einwohner aus
unserer Hemisphäre, entweder aus den nordwestlichen Gegenden Europens, oder den
nordöstlichen Ländern Asiens erhalten hat; so scheint es doch gute Gründe
für die Muthmaßung zu geben, daß die Stammeltern aller amerikanischen
Völker vom Kap Horn an bis an die südlichen Gränzen von Labrador, eher aus
den erstern Gegenden eingewandert seyn. Die Esquimaux sind das einzige Volk in Amerika,
das an Bildung und Charakter einige Aehnlichkeit mit den nördlichen Europäern
hat. Augenscheinlich sind sie ein besonderes Geschlecht, das an Sprache, Neigung und
Lebensart von allen Völkern jenes Welttheils verschieden ist.
- 331: Ich werde betrachten: I. die Leibesconstitution der Amerikaner in den
Ländern, von welchen hier die Rede ist; II. ihre Gemüthseingeschaften;
III. ihren häuslichen Zustand; IV. ihren politischen Zustand; V.
ihr Kriegs- und Vertheidigungssystem; VI. die ihnen bekannten Künste;
VII. ihre Religionsbegriffe und Gebräuche; VIII. die sonderbaren
einzelnen Gebräuche, welche unter keines von den obigen Hauptstücken
gehören; und dann werde ich IX. mit einer allgemeinen Musterung und
Schätzung ihrer Tugenden und Fehler schließen. [⇒ 486]
- 344f.: Eben dieselben Fabeln, welche in der alten Welt waren erzählt worden, sind
in Ansehung der neuen Welt wieder auferweckt, und auch Amerika ist mit seltsamen und
phantastischen Menschengestalten bevölkert worden. Die Einwohner gewisser Länder
wurden für drey Fuß hohe Zwerge; die Einwohner anderer Länder für
ungeheuer große Riesen ausgegeben. Einige Reisende gaben Berichte von Leuten mit
einiem einzigen Auge heraus; und andere wollten Menschen ohne Köpfe entdeckt haben,
deren Augen und Mund auf / ihrer Brust angebracht wären. [...]
- 347f.: Diese weißen Afrikaner werden von den Portugiesen Albinos; und die
weißen Indianer von den Holländern Kackerlacken genannt. In Darien haben die
Aeltern dieser Weißen eben dieselbe Farbe, wie die andern Eingebornen in Amerika:
und diese Bemerkung paßt auch auf die abgearteten Kinder der Negern und
Ostindianer. [...]
/£{Doe-193,08}
Die zweyte Gegend, welche von Leuten bewohnt wird, deren Gestalt von den andern
Amerikanern abweicht, liegt in einer hohen nördlichen Breite, und erstreckt sich von
der Küste von Labrador an gegen den Pol hin, so weit das Land bewohnbar ist. Die
über diese öden Weltgegenden zerstreueten Leute sind den Europäern unter
dem Namen Esquimaux / bekannt. [...] Ihre Farbe ist zwar, weil sie der Strenge eines kalten
Himmelsstrichs beständig ausgesetzt sind, etwas schwärzlich; fällt aber
doch eher in die europäische Weiße, als in die amerikanische Kupferfarbe; und
die Männer haben Bärte, die bisweilen lang und buschigt sind. Sowohl aus diesem,
als auch einem noch zuverläßigern Unterscheidungszeichen, ich meine die
erwähnte Verwandtschaft ihrer Sprache mit der grönländischen, können
wir mit einiger Zuversicht schließen, daß die Esquimaux ein von den übrigen
Amerikanern verschiedenes Volk sind.
- 355f.: Wenn bey herannahendem Abend ein Caraibe sich zur Ruhe niederlegen will,
läßt er sich durch / nichts zum Verkaufe seines Hängbettes bewegen. Wenn er
aber des Morgens auf Geschäffte oder Zeitvertreibe ausgeht, giebt er es für den
elendesten Tand hin, an dem er Geschmack findet.
- 374: Die sämmtlichen amerikanischen Völker, die wir nun betrachten,
gehören zur ersten [sc. die sich von Jagd und Fischerei ernähren] von diesen beyden Klassen.
- 379ff.: In Südamerika schränkten die Eingebornen ihren Fleiß auf den
Bau einiger wenigen Pflanzen ein, die in einem fetten Boden und warmen Clima leicht zur
Reife gebracht wurden. Die vornehmste derselben ist das Maize,
oder das in Europa wohlbekannte indianische oder Türkenkorn; ein höchst
fruchtbares, leicht zu erziehendes, schmackhaftes, sehr gesundes und nahrhaftes Korn. Die
zweyte ist Manioc, die zur Größe einer großen
Staude, oder eines kleinen Bäumchens heranwächst, und Wurzeln hat, die dem
Pastinate einigermaßen ähnlich sind. Man druückt zuerst den Saft
sorgfältig aus, zerreibt alsdann diese Wurzeln zu einem feinen Pulver oder Mehle, und
macht dünne Kuchen daraus, die man Cassada-Brot nennt, und die zwar geschmacklos, /
aber eine ziemlich nahhafte Speise sind. Da der Saft der Manioc ein tödtliches Gift
ist, so haben einige Schriftsteller den Verstand, womit die Amerikaner eine
schädliche Pflanze in eine gesunde Speisee zu verwandeln gewußt haben, sehr
gerühmt. [...] Die dritte ist der Platane, der zwar so hoch
als ein Baum, aber doch so geschwinde wächst, daß er in weniger als einem Jahr
den Fleiß desjenigen, der ihn bauet, mit seiner Frucht belohnt. Diese wird
geröstet, vertritt die Stelle des Brodes, und ist zugleich schmackhaft und nahrhaft.
Die vierte ist die Cartoffel, deren Bau und Eigenschaften zu
wohl bekannt sind, als daß / sie einer Beschreibung bedürften. Die fünfte
ist der Pimente, ein Bäumchen, [...].
- 384: Dieß ist vielleicht der wichtigste Unterschied zwischen den Einwohnern der
alten und neuen Welt, und ein großer Vorzug zivilisirter Menschen vor denen, die
noch im rohen Zustande der Wildheit sind. Sowohl die größten Geschäffte
des Menschen in Veränderung und Verbesserung der Gestalt der Natur, als seine
wichtigsten Arbeiten im Feldbaue, werden vermittelst der Beyhülfe der Thiere zu
Stande gebracht, die er zahm gemacht hat und zur Arbeit gebraucht.
- 385: Es ist zweifelhaft, ob die Herrschaft des Menschen über die Thiere, oder
seine Erlernung des Gebrauchs der Metalle das meiste zur Vermehrung seiner Macht
beygetragen habe.
- 404: V. Nach Betrachtung der Staatsverfassung der rohen amerikanischen Völker
wenden wir unsere Aufmerksamkeit zunächst auf ihre Kriegskunst oder ihre Anstalten
zur öffentlichen Sicherheit und Vertheidigung. Die kleinen durch Amerika zerstreueten
Völkerschaften sind nicht nur von einander unabhängig, und nicht mit einander
verbunden, sondern auch in unaufhörliche Kriege miteinander verwickelt.
- 414: Ihr Verfahren gegen ihre Kriegsgefangenen.
/£{Doe-194,15-195,08}
- 418: Die Amerikaner verzehren bisweilen ihre Kriegsgefangenen.
- 424: Sie werden durch ihre unaufhörlichen Kriege aufgerieben. / Die
beständigen Feindseligkeiten der amerikanischen Völkerschaften gegen einander
veranlassen große Verheerungen.
- 428: VI. Die Künste roher Vöker, denen der Gebrauch der Metalle unbekannt ist,
verdienen an sich selber schwerlich einige Aufmerksamkeit; sind aber doch in so ferne
merkwürdig, als sie zur Erläuterung des Genies und der Sitten roher Völker
dienen.
- 439: [VII.] Ihre Religion.
445: Die Manitous oder Okkis der Nordamerikaner waren Amulete, oder Zaubermittel, die
ihrer Meinung nach die Kraft besaßen, diejenigen, die ihr Vertrauen auf sie
setzten, vor jedem Unglücke zu bewahren; oder sie wurden für Schutzgeister
gehalten, die sie in bedrängten Umständen um Hülfe anrufen könnten.
451: [Begräbnisse, Beigaben]
- 456: VIII. Einzelne besondere Gebräuche.
465: Man würde kein Ende finden, wenn man alle die einzelnen Gebräuche,
worüber die Reisenden in Amerika sich verwundert haben, erzählen wollte: einen
aber darf ich nicht übergehen, der eben so sonderbar als irgend einer des bisher
erzählten ist. Wenn ihre Aeltern und andere Anverwandten alt werden, oder in eine
Krankheit fallen, die ihre geringe Kenntniß der Arzeneykunst nicht zu heilen vermag,
verkürzen sie ihr Leben mit Gewalt, um sich der Last sie zu nähren und zu
pflegen dadurch zu überheben. Dieser Gebrauch herrschte unter den rohen Stämmen
in allen Gegenden des festen Landes, von der Hudson's Bay an bis an den LaPlata-Strom;
[...].
- 466: IX. Würdigung ihres Charakters überhaupt.
- 529: [Nach Hawkesworth, Bd. II] Als Herr Banks auf Terra del Fuego, in der Bay des guten Successes, in der
Breite vom 55sten Grade am 16ten des Januars, der mit dem Julius in unserer
Hemisphäre übereinstimmt, gelandet war, erfroren zween von seinen Gefährten
in einer Nacht, und die ganze Parthey war in der äußersten Gefahr umzukommen.
- 530f.:
/£{Doe-168,21}
Die amerikanischen Thiere scheinen nicht allezeit kleiner gewesen zu seyn, als
die Thiere in andern Welttheilen. In der Gegend der Ufer des Osio [lies: Ohio] hat man eine
große Menge ungeheuer großer Gebeine gefunden. [...] Da aber Doctor
Hunter, einer von den Männern unserer Zeiten, die diese Frage am besten
entscheiden können, verschiedene Sammlungen von Fang- und Backzähnen, die vom
Osio [sc. Ohio] her nach London sind geschickt worden, auf genaueste betrachtet hat, so
erklärt er sich, daß er sie nicht für Zähne / eines Elephanten,
sondern eines ungeheuer großen fleischfressenden Thieres von einem unbekannten
Geschlechte halte. Philos. Transact. Vol. LVIII. p. 34.
- 537f. [nach Ulloa]: Eine sehr schmale, gegen ihre Enden hin bis an die Mitte der Augenbraunen mit
Haaren bewachsene Stirne; kleine Augen; eine dünne, kleine, gegen die Oberlippe hin
gebogene Nase; ein breites Gesicht, große Ohren; sehr schwarzes schlankes und grobes
Haar, wohl gewachsene Glieder, kleine Füße; der Leib wohl proportionirt, und
ganz glatt und ohne Haar, bis ins hohe Alter, da sie einigen Bart, aber niemals auf den
Wangen bekommen. [...]
[nach Pinto] Sie sind alle kupferfarbigt; mit einiger Verschiedenheit in den
Schattirungen, die sich aber nicht nach ihrer Entfernung vom Aequator, sondern nach der
Höhe der Lage des Landes, das sie bewohnen, richtet. Diejenigen, welche in einem
hohen Lande wohnen, sind weißer, als die Bewohner der niedrigen Marschländer an
der Küste. Ihr Gesicht ist rund, von einer ovalen Gestalt weiter entfernt, als irgend
eines andern Volks ihres. Ihre Stirne ist schmal; das Ende ihrer Ohren ferne vom Gesichte;
ihre Lippen dick; / ihre Nase flach; ihre Augen schwarz oder von einer Kastanienfarbe,
klein, aber fähig, Dinge in einer sehr weiten Entfernung zu sehen. [...] Beym ersten
Anblicke scheint ein Südamerikaner sanftmüthig und harmlos zu seyn; betrachtet
man ihn aber genauer, so entdeckt man in seinem Gesichte etwas wildes, argwöhnisches,
düsternes und verdrüßliches.
Band 2
Adickes 1911, S. 206: ⇒ 263ff / 422ff / 575 / 582f.
- 398: Die erste sichtbare Folge der Niederlassungen der Spanier in Amerika war die
Verminderung seiner vormaligen Einwohner in einem gleich erstaunlichen und
beweinenswürdigen Grade.
- 575: 78ste Anmerkung, S. 423.
Es giebt kein Gesetz, das die Creolen von bürgerlichen oder geistlichen Aemtern
ausschlösse. In Gegentheil giebt es viele Cedulas, welche befehlen, daß die
Aemter ohne Unterschied sowohl den gebornen Amerikanern als den gebornen Spaniern
ertheilt werden sollen. [...] Allein solcher wiederholten Empfehlungen ungeachtet, werden
die Beförderungen in fast jedem Fache nur gebornen Spaniern zu Theil.
Datum: 19.02.2018 / 06.04.2018