Knopf:UB Sonnerat (1777) Knopf

Sonnerat, Pierre (1777): Reise nach Neuguinea. Aus dem Französischen übersezt von J. P. Ebeling der Arzneygelahrtheit Beflissenen. Mit dreyßig Kupfern [Vorrede, 71 S., Register] (Leipzig: Weygand)

Exemplar: <4> VIc B 194

//===Adickes===>>=== Untersuchungen: 206, 261
Besprechung: WN, 2. März 1778
EphMen, 1777, 5tes Stück, S. 209-218: Eigenständige Übersetzung des 10. Kap. nach dem französischen Original (Paris 1776)


========Mss===>>===
{Doe f.: 146', 181'}}

Gliederbau

    S. 1: [Zwischentitel] Reisen nach dem neuentdeckten Guinea, nebst einer Beschreibung der philippinischen Inseln und Molukken.
  1. Kap. / S. 03-06:Abfahrt der beyden Schiffe; Reise von Isle de France nach den Inseln Sechelles. Beschreibung des großen Palmbaums der Insel Praslin, der gewöhnlich Meerkokosbaum genannt wird.
  2. Kap. / S. 07-10: Fahrt von den Inseln Sechelles bis nach Luson: Anmerkungen über die Inseln Para und Pissang.
  3. Kap. / S. 10-12: Beschreibung des Hafens von Cavite. Zwey merkwürdige Insekten.
  4. Kap. / S. 12-14: Aufenthalt in Manila. Sitten der Einwohner dieser Stadt. Beschreibung des Galeonen und ihrer Ausrüstung zur Reise nach Acapulco. Producte der Insel Luçon.
  5. Kap. / S. 14-21: Reise in das Innere des Landes. Sitten der Einwohner. Beschreibung etlicher Pflanzen, die die Indier als Heilungsmittel gebrauchen.
  6. Kap. / S. 21-34: Beschreibung einiger neuen Vögel von der Insel Luçon.
  7. Kap. / S. 34-38: Fortsetzung der Reise im Innern des Landes. Beschreibung einiger unbekannten Früchte der Insel Luçon.
  8. Kap. / S. 38-45: Abreise von Cavite; Fahrt bis Antigua; Beschrebung etlicher Vögel dieser Insel.
  9. Kap. / S. 46-49: Fahrt bis Sambuanga; Beschreibung der Insel Mindanao.
  10. Kap. / S. 49-52: Beschreibung der Insel Yola. Nachrichten von ihrem jezigen Könige.
  11. Kap. / S. 53-56: Fahrt von Sambuanga nach * *. Aufenthalt auf der Insel * *. Anmerkungen über die Papu.
  12. Kap. / S. 56-64: Beschreibung einiger Vögel von Neuguinea.
  13. Kap. / S. 65-68: Anmerkungen über die Einwohner der molukkischen Inseln.
  14. Kap. / S. 68-70: Beschreibung einiger Spezereyarten, die wir von den Papu erhalten.
  15. Kap. / S. 71: Abreise von der Insel * *. Rückfahrt nach Isle de France.

    Register


S. 4:
/£{Pil-309,12} / £{Doe-008,20} /
Man untersuchte sie 1767 genauer und nannte sie die Insel Praslin; doch ward dieser Namen, durch Gewohnheit, die überall ihren Einfluß zeigt, nachher wieder in Palmeninsel verwandelt. Auf dieser Insel fand man den Palmbaum, von dem die seltne Frucht herkömmt, die bis dahin nur unter dem Namen Meerkokos, Salomonkokos, und maldivischer Kokos bekannt war. Die Seltenheit dieser Frucht, ihre besondere Gestalt, ihr unbekannter Ursprung machten, daß man ihr allerhand wunderbare Eigenschaften zuschrieb, und viele Fabeln von ihrer Entstehungsart herumtrug, so wie dieß überall bey unbekannten und sonderbaren Dingen zu geschehen pflegt.

S. 11:
/£{Doe-087',09: sicher nicht.} /
Unter diesen zogen hauptsächlich zwey Insekten meine Aufmerksamkeit auf sich. In unsern Kolonien sind sie unter dem Namen des Kakkerlak*) und der blauen Fliege bekannt. Ich habe sie überall auf meinen Reisen, aber nirgend so häufig, als hier [auf Cavite], angetroffen. Nach den Systemen des Herren Geofroy und des Ritters Linné gehört jener zu den Blaten, und dieser zu den Ichneumons (Schlupfwespen). Der Kakkerlak ist sehr viel größer als die blaue Fliege, von der er daher nichts zu befürchten zu haben scheint. Diese hingegen ist weit lebhafter, kühner und besser bewafnet. [...] Der Kakkerlak ist vierzehn Linien lang und sechse breit. Er hat sechs sehr lange Füße, die ganz herunter, die Hüften ausgenommen, mit Borsten oder Stacheln besezt sind. Er hat vier Flügel, die er kreuzweise übereinander legt, wenn er stille sizt. [...] Er ist das gewöhlichste Insekt in allen heißen Ländern, wo es sich überall einnistet und alles anfrißt. Sein Geruch macht es eben so unerträglich, als der Schaden, den es verursacht.
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*) Blatta orientalis. Lin. Sonst kannte man dies Insekt nur in Indien. Nachher entdeckte man es in Rußland und zu Stockholm. Vor einem Jahre fand ich es auch schon zu Strasburg in verschiedenen Häusern. (E).
[Kein Wort zu den Menschen, die ebenso heissen sollen; W_St]

S. 13: [Gallion]

S. 49f.:
/£{Doe-181',22} /
Die Insel Yolo liegt sechzig Meilen von Sambuange. Sie ist nicht sehr groß, aber ziemlich mächtig, und ihre Bewohner leben glücklich, da der Fürst, der sie beherrscht, sehr gut regiert und ungemein von ihnen geliebt wird. Dieser Fürst hat sich allen seinen Nachbarn furchtbar gemacht *). Er unterwarf sich die Völkerschaften auf der Küste zu Borneo, und nöthigte alle Könige der benachbarten Insel, ihm Tribut zu bezahlen. Die Insel Basittan, die zwischen Yolo und Mindanao liegt, gehört ihm zu; er hat sie aber einem seiner Söhne abgetreten. Es fehlte diesem Fürsten vielleicht nur an hinreichender Macht, um in Indien einen Czar Peter vorzustellen. [...] Der König von Yolo verließ seinen Thron, um regieren zu lernen. Er brachte die ersten Jahre seiner Regierung auf Reisen zu. Er begab sich nach Batavia, wo er seinen Namen und seinen Stand verbarg. Er gieng zuerst unter die Matrosen, um die Steuermannskunst zu lernen, und nachher unter die Zimmerleute, um sich auch in ihrem Handwerk unterrichten zu lassen. Er kaufte die dazu nöthigen Werkzeuge und brachte diese Schäze, mit vielen Ackergeräthschaften, deren / Gebrauch er kannte und andre wieder lehrte, nach seinem Vaterlande. [...] Er gieng nach Mekka, und ließ sich hier im arabischen und in der muhamedanischen Religion unterrichten. Bey seiner Rückkunft machte er zuerst Zahlzeichen und Buchstaben bekannt, und führte den Gebrauch der Scheidemünze ein, der selbst auf den philippinischen Inseln noch unbekannt ist.
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S. 49 Note *) Es ist derselbe welcher der Englischen O[st]. I[ndischen]. Kompagnie die Insel Balambangan schenkte. Die Engländer nennen ihn König von Sulu (Sooloo). Die Spanische Charte von den Philipinen und Combes schreiben den Namen der Insel Jolo, (d. i. Cholo). Siehe von dem jetzigen Könige mehreres in Dalrymple's Plan for Extending de[!] Commerce of Great Britain. Lond. 1772 und sein Full and clear proof that the Spaniards can have no claim to Balamgam. Lond. 1774. 8. (E)

S. 55f.: Die Papu bewohnen Neu-Guinea und die benachbarten Inseln. Man kennt sie nur sehr wenig, und ihr Land wird selten besucht. Ihr Anblick hat etwas scheusliches und furchtbares. Man stelle sich große starke Leute mit einer glänzend schwarzen Haut vor, die aber sehr hart und rauh ist, und größtentheils durch Flecken heßlich wird, die mit den Aussazflecken viel ähnliches haben. Sie haben sehr große Augen, eine plattgedruckte Nase, einen übermäßig weitgespaltenen Mund, aufgeworfene Lippen, welches hauptsächlich bey der obersten merklich ist, krause, glänzende, schwarze oder feuerrothe Haare. Ihr Karakter kömmt mit ihrem äußerlichen überein. [...]
/£{Doe-146',17}
Sie zeigten uns etliche Vögel, die ihrer ganzen Bildung nach und durch ihre glänzenden Farben äußerst schön waren, und verschiedene Spezereybäume. Die Bedeckung dieser Vögel dient den Häuptern dieses Volkes zum Schmuck, die Federbüsche davon auf ihren Müzen tragen. Sie schneiden die Füsse ab, wenn sie die Haut bereiten. Die Holländer, welche auf diesen Küsten handeln, kaufen solche zubereitete Häute und / verschicken sie nach Persien, Surate und Indien, [...]. Dies gab zu der Fabel Anlaß, daß der Paradiesvogel keine Füsse hätte; daß er auf langen Borsten ruhte, [...].

S. 56-64: Zwölftes Kapitel. Beschreibung einiger Vögeln von Neuguinea. Die schönsten Vögel, die ich von den Papus erhielt, waren sechs Paradiesvögel und zwey Wiedehopfarten.
S. 57f.:
/£{Doe-146',17} /
[Über den Goldkehlchen genannten Vogel:] Das Hauptkennzeichen, wodurch dieser Vogel sich unterscheidet, sind drey sehr lange Federn, die über und hinter den Augen an jeder Seite des Kopfes entstehn. Sie liegen rückwärts über den Leib und erstrecken sich bis auf ein Viertel der Länge des Schwanzes. [...]

S. 67:
/£{Doe-087',09}
Ich werde diesen Abschnitt mit der Beschreibung des Sagubaumes (Cyca circalis) beschliessen.*). Dieser Baum ersezt zum Theil den Mangel das Getreides. Er ist ein kostbares Geschenk der Natur für Leute, die zur Arbeit nicht aufgelegt sind, da er gar keine Wartung verlangt. Er gehört zu den Palmen und wäscht wild in den Wäldern. Seine Höhe beläuft sich auf dreyß Fuß, und oft wir er so dick, daß ein men ihn kaum umklammern kann. [...] Sobald der Baum zur Reife gelangt, [...], so hauen sie den Baum um, zerschneiden ihn in verschiedene Stücke, die sie wieder der Länge nach theilen. Sie nehmen das Mark heraus, lassen es in Wasser zergehn, und giessen es nachher in einen Filtrirsach von feinern Zeuge, um die Fasern, mit denen es umgeben ist, desto besser abzusondern. Wenn dieser Teig etwas durch das Verdünsten trockner geworden ist, so kneten sie ihn in Formen von Ton und lassen ihn darin trocknen und hart werden. Dieser Teig ist eine gesunde Nahrung, und hält sich etliche Jahre.
Wenn die Indier den Sagu essen wollen, so lassen sie ihn blos in Wasser zergehn, oft kochen sie ihn auch. Sie verstehn die Kunst das feinere Mehl abzusondern, und in Körner, von der Größe des Reisses, zu bringen. Dieser Sagu wird bey alten Leuten und bey Kranken dem gemeinen vorgezogen.
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*) S. vom Sagu umständlich das Leipz. Allgem. Magazin, 8. Th. und Dr. Brückmans Abhandlung von Sago. Braunschw. 1774. 4.


Datum: 14.01.2010 / 02.05.2016 / 13.03.2018 / 21.08.2018