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Sonnerat (1783) | ![]() |
Gliederbau (Zürich):
Band 1 1-126 / Erstes Buch: Von Indien (in 14 Kap.) 127-160 / Zweytes Buch: Einleitung in die Religion der Indier, oder Abriß ihrer Mythologie 161-268 / Drittes Buch: Von der Religion der Indier Band 2
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Gliederbau (Leipzig)
(III-XII): Vorrede des deutschen Uebersetzers (XV-XVI): Inhalt
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S. VII: [Auszug aus dem Tagebuch der Königlichen Akademie der Wissenschaften, vom 23. Januar 1782] Herr Sonnerat, welcher grosse Kenntnisse in der Naturgeschichte, thätigen Eifer, und jenen geläuterten Geschmack besitzt, der einem feinen Beobachter nöthig ist, reiste als Schüler des Herrn Commerson im Jahr 1768 von Paris ab, und durchwanderte mit ihm innerhalb drey Jahren die Inseln France, Bourbon, Madagaskar u.s.f. Von diesem würdigen Lehrer schon zum geschickten Beobachter ausgebildet, unternahm nun Herr Sonnerat eine Reise nach Indien, nach den Philippinischen und Molukkischen Inseln und nach Neu-Guinea. Er kam im Jahr 1773 nach Frankreich zurück, und brachte eine ansehnliche Sammlung von verschiednen Gegenständen aus der Naturgeschichte mit sich, die er in das Königliche Naturalienkabinet zur Verwahrung legte; [...].
004: Indien gab während der Epoche seines Glanzes allen andern Völkern Religionen und Gesetze; Aegypten und Griechenland hatten ihm zugleich ihre Fabeln und ihre Weisheit zu danken.
005: Das, was sie dießfalls mit einander gemeinschaftlich haben, besteht
nämlich darin, daß sie einerley Hauptgötter und dieselben unter Einerley
Namen verehren, wie z.B. den Bruma, Wischenu und Schiwen *); daß sie Einerley
Begriffe von der Seele und ihren Wanderungen aus einem Körper in den andern hegen,
und daß sie die gleichen Bücher als geheiligte ansehen, die nach ihrer Aussage
alle Grundsätze ihrer Religion enthalten.
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Note *) Bruma ist der
Schöpfer, Wischenu Gott der Erhalter, und Schiwen Gott der Zerstörer. S. B.
II von der Indischen Mythologie.
028 Note: Bambus
031: Das Volk ist in Stämme (Castes *) oder Zünfte eingetheilt.
Die Bramanen werden von denen auf Koromandel als Leute von schlechtem Stamme
betrachtet.
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Note *) Von dem Portugiesischen Wort Casta, das ein Geschlecht,
Abstammung oder Familie bedeutet.
034: Surate ist wegen seiner Bayaderen bekannt: Der ächte Name dieser Mädchen
ist Devedaßi; die Benennung Bayaderen, die wir ihnen gewöhnlich geben,
kömmt von dem Wort Balladeiras her, welches im Portugiesischen Tänzerinnen
heißt. Diese Mädchen weyhen sich ganz der Verehrung der Götter, die sie in
den Prozessionen begleiten, indem sie vor ihren Bildern her tanzen und singen. [...]; am
Ende werde[n] diese Mädchen öffentliche Huren. Sie sammeln sich dann in eine
Gesellschaft, nehmen noch Musikanten zu sich, und unterhalten mit Tanz und Musik, der sie
zu sich rufen läßt.
[Dazu Tafel Nr. 3, gegenüber S. 35; allerdings steht
dort nichts über das Färben der Finger und Lippen.]
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128: Die heidnischen Indier haben drey Hauptgottheiten: Bruma, Schiwen und Wischenu, die nur Eine ausmachen; und dann heißt diese Art von Dreyeinigkeit, Trimuti oder Tritwan, welches Vereinigung der drey Mächte bedeutet.
166: Sie [die Brachmanen] befahlen die drey Haupteigenschaften Gottes zu verehren; nämlich die Macht zu erschaffen, zu erhalten, und zu zerstören. Diese drey metaphysischen Wesen wurden in der Folge personificirt, und bildeten nun drey verschiedne Götter, die man Bruma, Wischenu und Schiwen hieß.
S. 33: Zur Zeit da sich die Portugiesen in dieser Gegend feststzen, fanden sie dieselbe in zwei Königreiche eingetheil: Die Abassys, welche in Europa unter dem Namen der Peguaner bekannt sind, bewohnten das Reich Pegu; und die Barmans das Reich Ava. Diese beyde Nationen lebten nicht lange in gutem Verständniß zusammen. Der König von Ava ward über den Handel seiner Nachbarn eifersüchtig, sammelte im Jahr 1685 ein mächtiges Heer, und kündigte ihnen den Krieg an. Er überwand sie, brachte ihren König samt dessen ganzer Familie ums Leben, und wollte selbst den Namen Pegu gänzlich vertilgen. [...] Im Jahr 1735 warfen die überwundenen Peguaner das Joch wieder ab, und rächten das Blut ihrer ehemaligen Beherrscher; schlugen den Tyrannen mit seiner ganzen Familie ebenfalls zu Tode, und erwählten einen ganz neuen König, [...].
S. 36:
/£{Pil-367} /
[...] aber nach fünf friedlichen Jahren starb er [1765] ohne Erben, und das
Reich fiel an seinen Bruder Zekinmedu. Dieser dachte ebenso wie sein Vater: Er fing
den Krieg mit Siam neuerdings an, und brachte ihn so glücklich zu Ende, [...]. Siam
ward erobert, und der König mit seiner ganzen Familie zu Gefangnen gemacht.
[...] Ungefähr um die Zeit, nämlich im Jahr 1769, suchte die
[französische] Ostindische Kompagnie bey ihm um Einwilligung an, ihre Handlung in Pegu
wieder auf den ehemaligen Fuß setzen zu dürfen. Der Fürst nahm den
Deputirten der Kompagnie mit vieler Achtung auf, gab ihm die glänzendsten Beweise
seiner Zuneigung für die französische Nation, [...].
S. 38f.: Die Siamer blieben nicht lange Unterthanen der Barmanen. Jene, welche sich, um
der Sklaverey auszuweichen, in die Wälder geflüchtet hatten, versammelten sich,
erwählten einen König, der von Chinesischer Abkunft war, rückten unter
seiner Führung zu Felde, und jagten die Peguaner samt den Barmanen aus Siam. [...]
Zekinmedu stellte die Ruhe seines Reiches bald wieder her, und starb darauf im
folgenden Jahr.
[...] Ihrer [sc. der Peguaner] vornehmsten Götter sind sieben, davon sich die
fünf erstern schon verkörpert und auf der Erde gelebt haben, um den Menschen die
Tugend / kennen zu lehren. Die zween übrigen sollen einst die glücklichen Zeiten
der ersten Weltalter wieder auf die Erde bringen. Indessen beten sie eigentlich nur Einen
an, welcher Godeman heißt: er ist der letzte aus den schon verkörperten, und
scheint mit Wischenu Einerley Gottheit zu seyn.
S. 68:
/£{Doe-148,14 ??}
In der Folge nährte sich eine Art von Eisvögeln (Martius),
die man aus Indien gebracht hatte, davon, und die Regierung tat noch das übrige dazu,
diese Insekten [sc. Heuschrecken] vollens auszurotten: [...].
S. 73: Der zwo Meilen von der Kapstadt entfernte Hügel Konstanz trägt einen Muskatwein, der bey allen Nationen beliebt, aber nicht so gesund als schmackhaft ist: Er wiegt einen Grad mehr als selbst das Seewasser, welches man sonst immer für die schwerste flüßige Materie gehalten hat.
S. 75: Die fleischernen Schürzen ihrer [sc. der Hottentoten] Weiber, die sie von
Natur haben sollen, sind ein blosses Mährchen: So viel ist richtig, daß einige
einen Auswuchs an den Wasserlefzen haben, der manchmal sechs Zoll weit herunterhängt;
aber das ist eine besondere Erscheinung, die man nicht für allgemein annehmen kann.
Unstreitig sind die Hottentoten ein Volk, dessen genauere Kenntniß sehr
merkwürdig seyn würde.
S. 81f.: Die von Natur wilden Malaien sind dem Opium sehr ergeben, und werden davon ganz wüthend: Wenn sie eine gewisse Portion desselben zu sich genommen, / verlieren sie ihre Besinnungskraft, und stürzen sich blindlings in den Tod: Es ist dieß eine Art von Krankheit, die man füglich die tolle Wuth nennen könnte. Wenn sie von derselben befallen sind, laufen sie mit einem Dolch in jeder Hand durch die Gassen, und rufen dabey Amock! welches auf Malabarisch heißt, ich schlage alles todt: [...].
Datum: 14.01.2010 / ... / 16.11.2018 / 14.07.2020