MS_Wolter

Columbia University Library, New York: X 193 K 13
Fassung vom: 23. Januar 2006 / ... / 31.10.2010 / 28.08.2011 / 19.11.2014.
Geht allein bis p. 40;
p. 40ff.: Passagen wörtlicher Übereinstimmung mit ›Kaehler‹ (p. 130ff.)
p. 61ff.: weitgehend wörtliche Übereinstimmung mit ›Messina‹ (p. 84ff.).
Grünliche Schrift: Sondergut /p. 217

Knopf

 

/|P_1
/ ≥ Die physische Geographie
/ vorgetragen
/ vom
/ Herrn Professor E. Kant
/
/
/
/ Königsberg C. Friedrich Wolter.
/ Im SommerhalbenJahr d. G. G. B. aus Curland
/ 1796. ≤
/

/|P_2

/{2- Wolter 1796. -2}

/|P_3

/≥ Articulus 1.

/Anfangs-Gründe der physischen Geographie. ≤

/Die Weltkenntniß ist noch etwas, was ver-
dient auf Academien vorgetragen zu werden.
Es ist nöthig einen allgemeinen Abriß von
den verschiedenen Kenntnißen in der Welt zu
machen, wie wir nöthig haben in Gesellschaften,
und auf Reisen uns vorzubereiten. Diese
Vorbereitung ist nöthig, weil wir von dem gan-
zen Schauplaz einen Plan verlangen. - 
Die Kenntniß des Menschen kann uns also
zum Umgang mit Menschen dienlich seyn.
Es fehlt noch eine gewiße Instruction von
der Unterweisung, die wir hierin erlangt haben,
um davon in Gesellschaften einen nützlichen
Gebrauch zu machen, der seinem Verhältniß
angemeßen ist, worin er mit andern Men-
schen stehet. Es ist also noch eine Urtheils-
kraft nöthig, in welchen Umständen ich einen
klugen Gebrauch davon machen kann; oder <um> ei-
nen praktischen Gebrauch davon zu machen.
Die Welt ist der Schauplaz, in welcher

/ das

/|P_4

/das Spiel unserer Geschicklichkeit vor sich
gehet, ich muß aber erst die Umstände
kennen lernen, in welchen ich meine Geschick-
lichkeit kann sehen laßen. Man muß das
Subiect, das Substractum kennen lernen, in
welchem dieses alles zu Stande gebracht wer-
den soll, und daß wir die Gegenstände aller
Erfahrungen kennen lernen, dies hilft zur
Erkenntniß der Welt, also sollen wir
nicht ein Aggregat, sondern ein System vom
Ganzen, wo das Ganze «her» vor<her>gehet, und
dann die Verhältniße der Theile bestimmt
werden, erwerben. Die Idee ist architecto-
risch und also soll sie auch hier seyn, diese muß
der Möglichkeit der Theile vorhergehen,
um uns eine Idee von diesen Vorübungen zu
machen Es geschiehet dieser Vortrag, damit
uns dadurch eine Einheit und Zusammenstimmung
entspringe. Also müßen wir hier ein gewißes
Ganzes erwägen, welches wir in gewißen
Feldern, und dieses wiederum in Unterabthei-
lungen betrachten können. Dieser Schauplatz
der Gegenstände ist zwifach.

/ 1.)

/|P_5

/1) der äußern Erfahrung, d. i., der Natur.

/2) Die Kenntniß des Menschen, d. i., das Innere
des Menschen - Umgang und Reisen
erweitern die Kenntniße dieser Felder.
Es dauert aber sehr lange, und wir erhalten
dadurch einen «g¿¿¿» <gewissen> Begrif der Menschen
und eine Einleitung der auszubreitenden Er-
kenntniß. Hier sehen wir Ordnung beobachten,
denn ohne die ist keine Deutlichkeit. Das Rei-
sen ohne vorher erworbene Kenntniße ist
uns wenig nütze.

/Das 2te Stück der Weltkenntniß ist die
physische Geographie; der Grund von aller
Erkenntniß liegt also in der Erfahrung und in den
Sinnen, entweder in unserer eigenen, oder anderer
Leute Erfahrungen. Die Sinne sind die Materie,
und der Verstand macht eine gewiße Form daraus.
Wir erlangen also dadurch eine gewiße Gegen-
wart, als wenn wir da gewesen wären.
Geschichte und Geographie sind die zwei Hülfs-
mittel dazu. Geschichte enthält Nachrichten,
Geographie Beschreibungen, und ist also von
der Geschichte sehr unterschieden. Die
Beschreibung geht auf das, was zu gleicher

/ Zeit

/|P_6

/Zeit im Raum ist, und die Geschichte geht auf
das, was auf einander folgt. Eins der ver-
nünftigsten Art der Beschreibung der Natur
ist die Naturgeschichte, diese aber hat das
beschwerliche, daß man sie mehr durch Expe-
rimente als durch Nachrichten errathen
muß. Die Naturgeschichte kann als ein System,
in welchem ich die Begriffe abhandle, als eine
physische Geographie abgehandelt werden.
Das System der Natur ist nichts anders, als
die Registratur der Dinge in der Natur.
Das System zeiget also den Dingen ihre Stellen
an, in der Claßen-Abtheilung: die Geographie
hingegen ihre Stellen, die «sich» <sie> würklich auf der
Erde einnehmen. Daß die Dinge in der Natur
an ihre würkliche Stellen gebracht werden,
dieses hat die physische Geographie, als eine be-
sondere Disciplin, für allen andern voraus.
Die Geschichte stellt vor die Beschreibung
in der ganzen Strecke der Zeit, die Geogra-
phie aber die Mannigfaltigkeit auf der
Erde «im» in Ansehung des Raums, da die Dinge
zugleich in der Zeit sind. Die Mannigfaltigkeiten

/ aber

/|P_7

/aber, die zu gleicher Zeit sind an verschiedenen
Orten, geben eine ganz andere und neue Ge-
ographie, weil sie veränderlich sind. Die Ge-
ographie der Alten kann mit der neuen durch
Verbindung der Geschichte vereinigt werden.
Es ist nichts was den Menschen den gesunden
Verstand erläutern kann, als die Geographie
Da extendirt sie unsern ganzen Begriff. Die-
jenigen, die einen extendirten geographischen
Begriff haben, sind zu sehr eingeschränkt. Es
giebt Leute, die sich gar nichts aus Zeitungen-
lesen machen; hierin gehen die Engeländer ganz
von uns ab, deswegen sind sie auch Leute, die
viele Erfahrung haben und große Kenntniß von
Nachrichten besitzen. Die Geographie ist das Fun-
dament von aller Geschichte und unter allen
Völkern ist das, was zu Eroberungen am meisten
zu gebrauchen ist, die Tartaren.

/ ≥ Von der mathematischen Geographie

/Die Erde ist nicht ganz kugelrund, sondern hat
die Figur einer Pommeranze, und die Eindrückungen <betragen>
«@bedrungen@» an beiden Polen 9 bis 10 teusche
Meilen. Daß die Erde rund ist, sehen wir aus
den Schatten, den die Erde auf den Mond wirft

/ Die

/|P_8

/Die Alten hielten die Erde für Tellerförmig,
da sie doch rund ist. Es können auch die Berge,
die auf der Erde seyn, nicht viel die Runde ent-
stalten, weil die höchsten Berge @nie@ eine teutsche
Meile hoch sind; der höchste Berg ist der Szim-
borasso, und der Diameter <der Erde> 1720 Meilen, also
wäre es nur der 1720ste Theil des Durchmeßers
der Erde. Wenn man 15 Meilen nach Süden reiset,
so steht der Polarstern einen Grad niedriger,
und 15 Meilen nach Norden einen Grad höher.
Unter dem Aequator verliert @ein@ Körper den
279 Theil seiner Schwere, die er in den Polen
haben würde. Die Erde ist 40 mal größer als der
Mond und man könnte zwischen der Erde und den
Mond nicht mehr als 30 Erdkugeln legen. Die
Geographische Meile beträgt den 15ten Theil
von einem Grad. In Sachsen beträgt eine
Meile 30.000 Bergschu, und ist größer
als eine geographische Meile«,» weil nur
12 auf einen Grad gehen. Die deutsche Meile
ist 23,056 Bergschu lang, die geographische
Meile hingegen 24.000 Bergschuh. Man
nimmt 2_1/2 Schu auf einen Schritt. Um der runden
Zahl sagt man aber auch, daß eine deutsche

/ Meile

/|P_9

/Meile 24.000 Fuß betrage. Ein geographi-
scher «Fuß» Schritt ist 6 Fuß, %und eben so lang
als ein Klafter oder Faden. SeeMeilen gehen
20 auf einen Grad, und französische 25. Die
Erde bewegt sich in 24 «Minuten» <Stunden> um ihre Axe.
Der Punkt der von Morgen und Abend gleich
weit absteht heißt der Aequator. Die Grade
im Aequator zählt man von Osten nach Westen.
Von Osten nach Westen nennt man die Länge,
von Norden nach Süden die Breite. Die ruhenden
Punkte nent man die Pole«n». Die Linie, die von ei-
nem Pole zum andern geht, heißt man die Axe.
Die Linie, die @nur@ die Erde durchschneidet, heißt
der Meridian. Den Punkt der gerade über uns
ist, nennen wir Zenit, und den unter unsern
Füßen Nadir.

/Das Solstitium hibernum ist den 22ten December

/Das Aequinoctium vernale [_ist den 22ten_] Märtz

/Das «Aequinoctium» <Solstitium> aest@ivu@m [_ist den 22ten_] Iunu

/Das Aequinoctium autumnale [_ist den 22ten_] %September

/ ≥ Von der Beschaffenheit der Erde

/Hiezu gehöret.

/A. Land. Dieses wird eingetheilt in a Contenent

/ b Insuln

/B. Meer. Dieses wird eingetheilt in a) den Ocean

/ b) Meere %und Seen

/ Bay

/|P_10

/Bay oder Meerbusen ist der jenige Theil
des Meeres, der tief ins Land sich erstrekt.
Golfo bedeutet ein sehr langer Meerbusen.
Meerenge nennt man denjenigen Theil des Meeres,
der zwischen 2 sich nahe liegenden Ländern ist,
und Landenge, den Theil des Landes, der sich zwischen
2 sich nahe liegenden Meeren befindet zB. Land-
enge von Panama pp Barre ist eine hohe Sand-
küste, die sich ins Meer erstrekt. Reif oder Ruf
nennet man eine Sandbank«¿», die vom Lande ab ins
Meer gehet. Vorgebürge nennt man eine spitze
berg«g»igte Gegend, die sich ins Meer erstrekt.
Cap heißt ein solcher Theil des Landes, der sich ins
Meer erstrekt. Rhede ist ein Theil des Meeres
nahe am Ufer, wo guter Ankergrund ist, %und wo
die Schiff@er@ beim ersten Sturm gleich in die hohe
See gehen können.

/ ≥ Vom Boden des Meeres und deßen Tiefe: ≤

/Der Boden des Meeres wird mit ein Loth oder Senk-
blei gefunden und gemeßen, welches 32 %Pfund schwer
ist. Der Grund des Meeres hat die größte Aehnlich-
keit mit dem festen Lande; es giebt eben so wie
auf dem Lande Thäler und Berge. General Mas¥
sini
[[Marsigli]] hat das mittländische Meer 5.000 Fuß

/ tief,

/|P_11

/tief, hingegen hat man es an den Küsten von
Peru 22.000 Fuß tief gefunden. Die Taucher-
glocke ist von Holz, wo aber unten Blei ein-
gegoßen ist, damit sie untergeht und hat die
Figur ad marginem

/Ie weiter nun die Glocke unter das Waßer
kommt, ie tiefer dringt das Waßer ein; es sitzt
nun der Taucher in der Glocke unter dem Waßer
in der Glocke, welche über 12 Schu hoch ist, oben
ist ein epistomium aplicirt, damit er die verpeste-
te Luft aus der Glocke heraus laßen kann. Es
wird ihm auch wenn ihm Luft fehlt, solche ver-
mittelst einen verpechten Fäßchen heruntergeschikt,
er öfnet dann den Hahn des Fäßchens und läßt
die frische Luft in die Glocke. Es kann der Taucher
auf diese Art 2 Stunden sich unter dem Waßer
aufhalten, reden kann man unter der Glocke
nicht weil sich der Schall gar nicht ausbreiten kann
«bringt» <und> eine gar zu große Erschallung zu wege <bringt>
Es laßen sich an den Küsten von Engeland oft
einige in solchen Glocken unter das Waßer und
einer erkühnte sich sogar unter der Glocke ein
Posthorn zu blasen; die Glocke wurde aber
hierdurch so erschüttert, daß er beinahe ins
Waßer gefallen wäre.

/ Anmerkung

/|P_11R δZ_10

/{3- @injury noted@ -3}~

/|P_12

/Anmerkung. In den Eiszonen übersteigt die
Kälte des Meeres noch die Eiskälte, sonst hat
es gemeiniglich nur Kellerwärme.

/Einige Taucher geben an, daß wenn man Oel in
den Mund nimmt %und hernach wenn man auf dem
Grunde des Meeres ist, es heraus läßt, es das Waße@r@
ebnet; durch diese kleine Fläche soll das Licht wie
durch ein Fenster auf den Boden fallen.

/Das Meerwaßer ist durchsichtiger als das Flußwaße@r@
und ist blaugrün; es ist zu vermuthen, daß es
von etwas, was sich im Meere befindet entweder
grün oder blau schimmert. Die Durchsichtigkeit komm@t@
wohl von dem im Meerwaßer befindlichen Saltze
her. Die kleinen Bläschen Luft, die im süßen
Waßer vertheilt sind machen es <un>durchsichtiger@.@
Das Salz vermehret die Contie@n@nitaet des Wa-
ßers, und dieses wird dadurch zusammengehalten
und folglich durchsichtiger. Wenn es ein weißer
oder grüner Sandboden ist: so wird das Licht stär¥
ker reflectiret. Das durchsichtige reflectirt da-
her bisweilen eine scheinbare Farbe des Waßers@.@
So hat das rothe Meer einen rothen Boden,
weil rothe Corallen drauf wachsen. Man
nimmt aber die Benennung der Meeresfarbe mehr
aus andern Umständen als vom Waßer her.

/ Wenn

/|P_13

/Wenn man die Farbe des Waßers von weitem
siehet, so siehet selbige grünblau aus, so wie
der Luft das blaue angemeßen zu seyn scheinet,
weswegen wir auch den Himmel mehrentheils blau sehen.
Es bekommt das Meer auch die Farben von Materien
die darauf schwimmen z B. bei den bermudischen
Insuln, Sargasso und Porra ist ein Unkraut, was be-
ständig auf dem Meere schwimmt. Am mexicanischen
Meerbusen schwimmt Meergras. Es giebt Frösche
die oben schwimmen. Ein Schiffer [[????]] hat im offnen Mee-
re Bimsteine schwimmen gefunden, und bemerket
daß selbige bei der Wärme untersinken. Diese
Bimsteine haben vielleicht ihren Ursprung, weil
daselbst im Meere einstens ein Erdbeben ge-
wesen. Hier ziehen sich die Ströme von Osten
nach Westen so, daß sie einen Wirbel ausmachen
der aus entfernten Gegenden das Meergras
hieher treibt. Die Seepflanzen werden auf
dem offenen Meere nicht angetroffen, aber
an den Küsten von Teina, Malabar und Cali-
formien. Die Schiffer richten sich darnach und wißen
allemal wie weit sie vom Ufer sind. Daß
das Meerwaßer leuchtet, komt von den vie-
len kleinen Inseckten Nereis genannt her.
Bei den molukischen Insuln hat es oft eine
Milchfarbe Das Seewaßer trägt nicht wenig

/ zur

/|P_14

/zur Gesundheit bei; das hat man gefunden
an Menschen, die eine faule Krankheit
hatten, <diese> haben sich durch Seereisen gehol-
fen. Die Luft des Seewaßers ist gesund,
weil keine faule Materien darin enthalten
sind. Man [[Lind]] hat daher angerathen schwimmen-
de Hospitäler zu bauen, damit sie sich im
Seewaßer baden können, weil das Baden
im Seewaßer die schwachen Nerven stärket.
Das Baden im warmen Waßer ist die Ur-
sache von dem frühen Verhalten der Weib@er@
in warmen Ländern. Das Baden im kalten
Waßer hat den Nutzen, daß es das Blut
durch die plözliche Kälte näher in die innern
Theile des Körpers treibet. Brackwaßer
heißt das Waßer was einen SeewaßerGe-
schmak hat. Deswegen will man behaupten,
daß wer einen feinen Geruch hat, das Brak-
waßer in der See riechen kann. Harze
nennt man Refinöse, wenn sie aus dem
Pflanzenreiche sind, aber Bytumöse, wenn
sie aus dem Waßerreiche sind. Bei der
Insul Malta ist die Salzigkeit des Waßers
so groß, daß 1 %Pfund Waßer 4 Loth Salz enthält

/ Das

/|P_15

/Das Seewaßer ist salzig nach den verschie-
denen Meeren, es ist aber eine Bitterkeit
darin, welche einen kalten Schweiß und Erbrechen
verursachet. Es ist hier die Frage, ob @«und»@ es was
bitumöses in der See gebe? Dies ist aber wohl
ganz falsch, denn die Bitterkeit des Waßers
möchte wohl vielleicht von den kalkartigen
Materien oder Theilchen herrühren, welches
mit dem Salze verbunden ist. Die See-Salz hat
die Kochsalzsäure in sich. Die Schiffer nehmen
wohl süßes Waßer mit, aber dieses geräth
durch die Länge der Zeit in Fäulniß, und giebt
oft einen brennbaren Durst von sich oder es
werden lange Würme aus der Fäulniß. Die Krank-
heit aus dem Waßer möchte wohl daher entstehen,
weil die Fäulniß des Waßers eben so schädlich
ist als wenn man sich an einen faulen Sumpf auf-
hält. Man könnte wohl das salzige Waßer
süß machen:

/A. Durch filtriren durch Gefäße voll Sand

/B. Durchs Laufen und praecipitiren.

/C. Durch frieren und wieder aufthauen.

/D. Durch Distilliren durch Trichter von weißen
Wachs, allein die Bitterkeit behält es doch.

/Die Grade der Salzigkeit der Meere sind: Daß
die Ostsee den 60ten Theil seiner Salzigkeit hat,

/ das

/|P_16

/und das Nordmeer den 30ten Theil. Die Salzig-
keit der Nordsee ist kleiner als im Ocean.
Dieses rühret daher, weil sich darin viele Ströme
vereinigen, die süßes Waßer hinein«fließen.»
führen.

/Nachdem die Küsten trocken sind, nach dem
Verhältniß ist auch die Salzigkeit. Im Eismeer
ist die Salzigkeit so groß als in irgend einer Ge-
gend, weil dieses als @locker@ anzusehen ist.
auch nach dem Clima sind die Gegenden in Anse-
hung der Salzigkeit unterschieden. Die Salzig-
keit ist auch größer, je tiefer der Boden
ist, weil das Salz @mehr@ nach dem Boden be-
strebt ist. Im kalten ist die Salzigkeit
größer, weil im Warmen die Ausdünstungen
größer sind; folglich frieret hier wohl das
süße Waßer, aber das salzige Waßer
wird hierin sehr temperirt viele Iahre
hindurch und die Ausdünstungen eines Meeres
z B. das Caspische nehmen weg was die Flüße
hinzubringen. Das mittländische Meer ist an
der fränkischen Küste salziger als der Oce-
an. Wir haben allerlei Kochsalz, welches
außer der Koch-Salz-Säure noch eine Kalk-
säure hat, welche man Alcalifixum nenne@t@

/ das

/|P_17

/das macht es giebt in der See die Grunderde
%und auch Berge, die aus Kalk bestehen.

/SeeSalz, Stein-Salz, QuellSalz. sind die 3
Arten von Salz. Stein_Salz wird in den Gebürgen
angetroffen, das Seesaltz in der See; <es> wird an
den Küsten gemacht, wo, das Meer sehr salzig
ist. Die nördlichen Länder geben kein Salz, weil
es keine salzige Oerter da giebt. Einige Gegen-
den, z B, auf den blonischen Insuln, welches meh-
rentheils SandInsuln sind, werden zum Salz-
machen gebraucht. Dieses thut man mehrentheils,
daß das Salz zubereitet wird in Aequinoxium,
wenn das Waßer wächset; dieses nennt man
Bay-Salz %.oder französisch Salz@.@ Das Salz von
den Küsten Genua soll sehr klar werden, und
auch einen starken Geschmak haben, allein es hat
noch immer eine Säure bei sich. Die Groenländer
scheuen alle«¿»s, was salzig ist, sie eßen ihre
Hunde ohne Salz. Dieses macht wohl weil sie
weit von der See liegen.

/Was ist die Ursache der Salzigkeit?

/Es ist immer eine Frage gewesen, ob das alte
Waßer süß oder salzig gewesen sei. Der
Sand scheint ein niederschlagendes Praecipitaet
des süßen Waßers zu seyn und also scheint
das erste alte Waßer süß gewesen zu
seyn, durch die Abspülung aus den inwendigen
Ländern ist es durch eine lange Zeit salzig

/ ge- 

/|P_18

/geworden. Es hat doch aber ein großes
Ansehen, daß die See dem Lande Salz gebe
als es ihm nimmt, auch die Ströme saugen
noch ehe etwas vom Lande aus als sie ihm
geben. Der Regen entspringt aus dem Meer,
also giebt das Meer die Säure und die Salzig¥
keit dem Lande ehe zur Nahrung, als daß es
ihm selbige nimmt. Das Meer ist salziger ge-
worden, die Berge, die feurige Theile ausspeien
haben zugleich salzigte kalkigte Theile hinein-
geworfen. Dieses nennt man aber das Laugen-
hafte Salz: Nun hat es zwar lange an der Luft
gelegen, um dieses auszuziehen, daher hat es mit
der Zeit gesäuert deswegen auch die Säure
des Salzes entstand. Das Salzwaßer süß zu
machen, wurde in vorigen Zeiten vor unmöglich
gehalten, weil man meinte das Waßer halte
eine pechartige Bitterkeit in sich. Der Nutzen
der Salzigkeit des Meeres ist unermeßlich, weil
es vieles zur Conseruation des Menschen bei-
trägt, und daß soviel saures in der Luft steig¿
Wegen seiner Salzigkeit kann es größere Schiffe
und Thiere tragen, als das süße Waßer,
daher wir im Meer auch größere Thiere
finden die sich im süßen Waßer schwerer

/ erhalten

/|P_19

/erhalten würden. Etwas können sie sich wohl
durch die Schwimmblase helfen aber nicht viel, also
kann man beßer im Seewaßer als im süßen
Waßer schwimmen. Admiral Bradrigs [[Brodrick]] Historie
mit einem Matrosen gehört hieher. Dieser bat sich
seine Kleider aus und wurde dadurch eher gerettet
als iener deßen Schiff verbrannt war. In den
wärmern Ländern ist es «g»leicht möglich aus dem See-
waßer Salz zu machen. Das Seewaßer frieret
auch nicht zu, daher die Oceane immer fahrbar sind.
Die Ausdünstungen des Meerwaßers verwandeln
sich in Tropfen, die herabfallen und die Felder frucht-
bar machen. Die Wärme scheint im Grunde des Oce-
ans gleich zu seyn und ein Keller ist nach dem Fah-
renheitschen
Termometer 52_1/2 Grad wärmer,
folglich nimmt sie verhältnißmäßig bei der Kälte
z B. die innere Tiefe von 10 bis 15 Klafter ist
im Sommer kälter als die Luft, und im Winter
soviel wärmer. Von 100 Klafter ist es tempe-
rirt; in großen Tiefen sehr kalt, solches
bezeugen die Perlenfischer z. B. Bei der Küste
von Zegla von Mama, wo Perlen gefischt wer-
den, wenn die Taucher aus der See herauskommen
frierert ihnen sehr stark. Die Ursache ist weil
die Sonnenwärme durch eine Schicht Waßer eben
so wenig durchdringt als durch eine Schicht Erde.

/ Im

/|P_20

/Im Sommer kühlen also die Winde die über
See- oder Meerwaßer kommen die Länder, da
sie hingegen im Winter erwärmen. Eben-
daher bringen die Winde über die Nordsee eine
reine Luft mit sich. Die Insuln Schottland und
Island, auch die arkadischen Insuln würden
wegen ihrer Kälte keine Einwohner dulden, wen@n@
nicht der Wind Wärme brächte: Im Gegentheil
könnte auch die Küste von Guinea, die Küste der
Caffern des @Capobende@ nicht bewohnt werden,
wenn nicht der Wind die tödtliche Hitze dämpfen
möchte. Auf dem Boden oder Grunde des Meeres ist
es sehr ruhig.

/ ≥ Vom Druk des Meerwaßers

/Ie höher das Meerwaßer ist, deßto mehr drukt @es@
daher ist der Druk in großen Tiefen ganz unge¥
heuer. Man [[Marsigli]] hat gefunden, daß das Waßer
in Bouteillen eingedrungen ist, welche mit Stopseln
von Korkholz zugemacht gewesen, oben verpicht
und mit Leder bedekt waren, ja daß sie den
Pfropfen in der Bouteille hineingedrukt, wenn
man sie am Faden tief herunterläßt; folglich
kann das Seewaßer auf eine gewiße Art als
eine Preße dienen, daher kommt es auch, daß die Tau-
cher nicht bis auf den Grund herabgehen können
weil ihre Brust gepreßt wird, und daß Waße@r@

/ in

/|P_21

/in die Ohren dringt. Der berühmte Halles [[Hales]]
wollte wißen, wie sich die Luft zusammendrüken
läßt. Er nahm nemlich ein Gefäß, füllte es mit
Waßer, h@e@rin hatte er ein Termometer <gesezt> und oben
etwas Oehl über die Röhre gegoßen, und diese
Maße machte es gefrieren.

/ ≥ Die Bewegung des Meeres

/Die Bewegung des Meeres geschiehet durch die Wellen,
und die Bewegung verursachen die Winde. Es scheint
wohl zwar, als wenn die Wellen das Waßer
weiter bringen, allein dieses ist nur eine fallen-
de und steigende Bewegung, mithin nicht fortrückend,
dieses bemerket man, wenn man Spreue auf die
Wellen wirft; diese steigen und fallen zwar
mit den Wellen, allein sie verändern ihre Stelle
nicht. Die Wellenhöhe ist von verschiedener Grö-
ße, und die größten steigen von 10-12 Fuß, daher
scheint es, daß ein Schiff von den Wellen gleichsam
verschlungen werde, bisweilen aber geschiehet es
doch <durch> einen Seesturz, wenn Seeschiffe den Fall oder
Strand abhalten wollen. Im großen weiten
Meere haben die Schiffer dieses nicht zu befürch-
ten. Auf der spanischen See haben die Schiffe,
wenn sie aus dem Canal kommen, ganz andere Wellen.
Einige Wellen sind lang und gleichförmig, andere

/ kurz

/|P_22

/kurz und zurükschlagend z B. In der Ostsee
Dieses ist auch die Ursache warum das schwarze
Meer in so übeln Ruf gekommen ist. Nemlich
die lange und gleichförmige Wellen sind den Schif-
fen gar nicht gefährlich, die kurzen und zurük-
schlagenden aber machen die Sache unsicher und zer-
schlagen die Schiffe z B. Das schwarze Meer, Ostsee
und caspische Meer. Die Ursache der kurzen Wellen
sollen die nahen Küsten seyn, aber mit mehrerem
Recht verursachen es die Untiefen die große Meere
haben; denn eingeschloßene Meere haben keine große
Tiefen, das trifft ein bei Meeren, die enge sind;
wo aber ein Meer nicht tief ist, da ist es seicht, es
wird also vom Winde bis auf den Grund bewegt, %und
die Welle muß ordentlich gebrochen werden. - 

/Bei der größten Bank bei Terre «new¿» <neuve> ist das
Meer nicht sehr tief, weswegen daselbst auch kurze
Wellen sind. Ein @Riß@ hat eine neblichte Luft
über sich, dieses ist ganz gewiß bei der Bank
bei Terre newe. Das Waßer im Meer hat
eine Kellerwärme, in tiefen Wäßern
aber spülen die Wellen das untere Wa¥
ßer nach oben, folglich erkältet die
Luft. Die größten Wellen sind
in einer Tiefe von achtzehn Klaftern
nicht zu spüren.

/ Von

/|P_23

/ ≥ Von der holen See

/Eine hohle See ist, welche nach der Windstille
hohe Wellen treibt, und als dann hat die See
keine Kraft, sie ist ein purer Ball. Diese Bewe-
gung ist den Schiffen gefährlicher als der größte
Sturm, denn der Wind hat das Vermögen die Schiffe
steif und im Gleichgewicht zu erhalten, hier aber
geht das Schiff hin und her, die Flotten fahren zu-
sammen und <zer>bersten. Bei dieser Noth ist nichts an-
ders möglich, als daß der Mensch abergläubig wird,
daher versichert man, daß diese Unruhe des Meeres
sich lege wenn man Oel darauf gießet. Es
ist wohl wahr, daß Oel eine kleine Waßerbe-
wegung ruhig und durchsichtig machet, allein Muschen-
bruk
[[Musschenbroek]] zeigt aus Erfahrung, daß dieses nichts ge-
fruchtet. Die Seeleute schreiben diese Bewegung
den Ausdünstungen des Waßers zu, die aus dem
Meere hervorbrechen und also diese drohenden
Wellen verursachen; allein wahrscheinlicher ist
dieses, daß das Waßer an denjenigen Oertern,
wo dieses vorgehet von solcher Tiefe sey, daß
durch den Sturm das Waßer bis auf den Grund
bewegt werde, und die Wellung noch länger daure

/ ≥ Von den Brandungen
Diese Brandungen sind bei den Seeküsten an zu-
treffen; das Waßer schlägt an steile Küsten,
welches mit einer gewißen Abdachung der Wellen

/ ge- 

/|P_24

/geschiehet. Diejenige höchste Qvelle, die wenn
sie sich gebrochen wiederum das Spiel der
Wellen «aufhängt» <anfängt> und zurükschlägt ist die Brandung@.@
An manchen Küsten sind sie mit Lebensgefahr
verbunden. z B. An den Küsten des schwarzen
Meeres, die sehr flach sind, daher müßen die Schiffer
allemal wahrnehmen, daß sie alsdenn anlanden,
wenn der Schlag der Welle vorbei ist. Eine starke
Brandung ist auch bei Messina; @Fluctus@ Decummana¿
wird sie am schwarzen Meer genannt. Hier ist die
10te Welle die, die <am> gefährlichsten ist. Ein Schiffer
muß allemal sehr gut unterrichtet seyn von den
Strömen der Seen. Wenn die Ufer eine allmählige
Abdachung haben: so laufen die Wellen eine Strecke
ins Land, sie fahren zurük und fallen auf die kom¥
menden Wellen, so, daß selbige eine große
Höhe bekommt. Diese Welle läuft wieder «aus»
ans Land, schlägt zurük und formirt eine Höhe¿
«Qv»Welle. Die Brandung geschiehet nach der 5, 6¿
oder 7ten Welle nach der Heftigkeit des Sturm¿
und der Lage der Seen. Es finden sich auch Brandu@n@¥
gen bei obgedachten Sandbänken. Zuweilen
kommt auf der Ostsee eine Welle, die das Verdek
abreißt, die «W» Fäßer und Waaren mit sich
nimmt, die Maste zerbricht und das Loth ab-
reißt. Die Ursache ist eine Untiefe oder Sand-
ä»ank«e», an welcher eine Welle verläuft und

/ über

/|P_25

/über sich gewaltig in die Höhe färth und herab-
stürzet.

/ ≥ Von dem Meeres-Ströhmen

/Die erste Ursache der Meeresströme sind die Winde;
obgleich der Ocean im Waßer sich gleich hoch steht,
Durch die Wellenbewegung wird das Waßer in keinen
Strom versezt, sondern bleibt nur immer schwanken.
In allen ofnen Meeren, im Ocean zwischen Afrika
und Brasilien, im Ocean zwischen Ostindien und
Africa, und einländischen Seen bewegt sich das Waßer
von Morgen nach Abend: Aus dieser Bewegung ent-
springen Ströme im Ocean, und vornemlich an den
Küsten. Solche Ströme sind in der Straße von
Madagascar. So gehet ein Strom zwischen Sumatra
und Malacca, von Guinea bis in den Meerbusen
von Berbice¿. Es giebt also Ströme im Meer,
die immer dieselbe Richtung behalten. Ein östlicher
Strom ist im indianischen Meer, doch an den Küsten
verändert der Strom seine Richtung; es folgt daraus
auch dieses, wenn die Winde abwechseln und ihre Peri¥
oden halten (die Ströme) Im SommerhalbenIahr
wehet der Südwestwind, im Winterhalbeniahr
der Nordostwind. Diese Kenntniß der Ströme interessirt
den Schiffer gar gewaltig, denn wenn der Strom
anhält: so scheint es als wenn das Schiff und Both
auf einer Stelle bleiben. Die Meeresströme entste-
hen auch noch, wenn sie wieder den Wind gehen
von der Ebbe und Fluth, nemlich von der Kraft des Mondes

/ diese

/|P_26

/diese würkt aber wie ins Centrum der Erde, und
also gehen die Meeresströme, die ihre Ursache von
der Ebbe und Fluth haben, bis auf den Grund der See;
die aber vom Winde erregt werden, gehen bis in
gewiße Tiefen. Die inländischen Meere haben immer
eine Ausdünstung; in manchen Meeren aber bringen
die Ströme mehr Waßer hinein. Nun ist aber die
Ausdünstung nicht in allen gleich, deswegen ist dieses
allemal das, was die Schiffer auflösen müßen,
wie sie fahren sollen, ob das Meer auch einen gro¥
ßen Zufluß bekomme. Es ist was besonderes, daß
in jeder Straße 2 Ströme sind; so ist z B. im mitt-
ländischen Meer ein oberer und mittlerer Strom,
diese sind sich fast immer entgegen; deswegen muß ein
Schiffer wohl wißen, an welche Küste er fahren
soll. Bei den Dardanellen geht das Waßer immer
heraus; Das Meer kann im Ganzen genommen nichts
mehr ausdünsten, als es wieder bekommt. In manche@n@
Meeren aber bringen die Ströme doch mehr herein,
daraus folgt daß <das> Waßer des mittländischen Meeres
tiefer liegt als der Ocean. Die Seiten des mittlän-
dischen Meeres sind schwerer und größer, als des
attlantischen, wegen der Salzigkeit, welches leztere
süß ist; folglich muß eine Straße daraus entstehn.
Das obere Waßer des Sundes fließt heraus, %und das
untere herein. Mit dem schwarzen Meer ists eben so

/ Da

/|P_27

/Da fließet das obere Waßer durch die Dardanellen
heraus und das untere herein. Es finden sich in allen
Meerengen 2 Ströme, davon der eine oberwärts, der
andere unterwärts in entgegengesezter Richtung fließt.
Dieses entsteht durch die Schwere des Waßers, welche durch
die Salzigkeit verursacht wird, %und nun kann eine flüßige
Materie von einer schweren Art weit niedriger stehn,
als eine andere von einer leichtern Art, %und doch das
Gleichgewicht mit ihr haben. Das schwere Waßer drukt
also gegen das leichtere und geht von unten herein.
Das atlantische gehet von oben in das mittländische Meer,
die Ostsee von oben in die Nordsee etc: In den Mittel-
strichen des Meeres findet man jederzeit einen
Strom, der von Morgen gegen Abend ziehet.

/ ≥ Von dem EisMeer

/Wir haben eine Eiszone von der nördlichen und süd-
lichen Seite. In dem nördlichen Eismeere, bis an die
Straße Davids, bis außer der Gegend vom Nordpol, <und>
bis an den Südpol, in der Gegend der magellanischen
Straße, bis an den Feuerinseln treiben große Eis-
schollen, die bisweilen eine Länge von einigen Meilen
haben. Bey der HudsonsBay fand Kapitain Ellis
1,745 Eisfelder, die 1.000 Fuß dick waren. Oben
ragen Spitzen hervor, die nicht von derselben Farbe
sind. Das Eis gehet sehr tief im Waßer; das
was im Waßer hervorragt möchte wohl den 8ten
oder 10ten Theil der Dicke ausmachen, welches
ganze Gebürge formiret. Es giebt ganze

/ Eis- 

/|P_28

/Eisfelder, welche man kaum in 24 Stunden abseglen
kann. Diese Eisfelder werden oft von denjenigen
besucht, die auf den Wallfischfang ausgehen, und
diese liegen in Busen sicher vor Anker, die in die-
sen Eisfeldern gebildet sind, denn der größte Sturm
kann sie nicht bewegen. Ein solches Eisfeld zerspringt
zuweilen von sich selbst in etliche Tausend Theile,
deswegen nehmen die Schiffer zur Sicherheit bisweilen
ein Both mit sich. Einige Theile dieses Eises geben
einen blauen Schein von sich, und diese haben eine
große Ähnlichkeit mit den Glitschern %.oder Spitzberger-
Eise, welches ein Zeichen einer langen Dauer ist.
Man findet auf den Eisfeldern ganze Teiche von
süßen Waßer, ja wohl Erde und Gesträuche. Zwi-
schen den Eisschollen ist die Gefahr größer, als
zwischen den Eisfeldern. Die«jenige» Eisschollen er-
kennt man in der Nacht von der Kälte, die um sie
her ist, und am Tage kündigen sie sich durch dicke
Nebel von weiten an, die sie mit sich haben. Bis
in der Gegend von Terre«N»neuwe werden nach Süden
Eisschollen getrieben. Der Nebel ist sehr kalt.
Den Eisschollen ist wohl beizumeßen, daß Länder,
die diesem Meere nahe liegen, einen ofnen und
großen Nebel sehen, worunter sie ein Land zu
sehen meynen, welches doch nur ein bloßes
Nebelland ist. Auf diesen Eisstücken halten sich
eine große Menge Thiere, besonders der weiße

/ Bär

/|P_29

/Bär, der sich auf eine Eisscholle sezt, und oft bis nach
Nor«d»wegen getrieben wird, wo sie ihn alsdenn fangen,
auf. Er schwimmt in der Absicht weg, um Wallfische
auf zu freßen. Auch die Seehunde halten sich hier unter
dem Eise auf. Es hemmt das Eis die Fahrten zwischen
den Ländern, die ihnen nahe liegen, und macht die Schiffarth
nicht nur gefährlich, sondern auch unmöglich.

/ ≥ Von nordischen Treibholz. ≤

/Es ist was besonderes, daß an allen Küsten der
Eiszonen, wo kein Holz wächst, die Natur <dafür> gesorgt <hat, und> den
Einwohnern solcher Oerter solches zu«ge»fl@ö@ßt «¿»längst den
Küsten Groenlands, und Kamschatka's treibt durch die
HudsonsBay und die Straße Davi«d»s das Meer stets
von Osten nach Westen eine große Menge Holz,
welches es an diesen Küsten ans Land wirft. Aus
Mangel an Holze würde keines dieser Länder be-
wohnt werden können, und sollte es etwa nur 1/2 Iahr
ausbleiben: so müßten alle Einwohner der Eiszonen aus-
sterben «müßen». Die größte Dürftigkeit wohnt in die-
sem äußersten Norden. Rennthiere und gedörrte
Fische, dieses ist ihr ganzer Vorrath. Ihr Land ist
kahl und wüste. Bis in den 75ten Grad der Breite
wächst bei ihnen nichts, außer ein gewißes Löffel-
kraut. Ia die nördlichen Groenländer haben nicht
einmal Gras genug es sich in die Schuhe zu stopfen
und reisen daher wohl 100 Meilen, um sich etwas davon

/ in

/|P_30

/in reichere Gegenden einzukaufen. Kein Gesträuch,
kein Gebüsch ist bei ihnen zu finden, alles ist wüste
und kahl. Das Treibholz ist noch das einzige Mit-
tel, wodurch sie sich erhalten; denn hätten sie kein
Holz, so könnten sie keine Cabanen oder Hütten, keine
Causux oder Kähne bauen, oder den Schaft zu ihren
Harpunen verfertigen, folglich fiel die Schifferei
weg; auch von der Iagd könnten sie alsdann nicht le-
ben, denn zu ihren Wurfspießen und Pi«¿¿¿»<quen> brau-
chen sie auch Holz. Iezt sind sie aber durch die Vor-
sorge der Natur völlig damit versorgt. Es treibt
dieses Holz alle Iahr in einer solchen Menge, daß
daher ein gewißer Engelländer [[????]], <de@r@> nahe der Hudsons-
Bay dergleichen begegnete, sagt: es treibe daselbst
in einer solchen Quantitaet, daß man glauben
sollte, es werde dahin geflößt. Wenn nun ein solch
Stück Holz an den Küsten anlandet: so haben die
Groenländer die Gewohnheit, daß der erste der es
aus dem Waßer ziehet einen Stein herauf leget
zum Zeichen, daß es schon occupirt sei, und dieses
ist bei ihnen ein heiliges Gesez, welches nie über-
treten wird. Wo kommt nun aber das Holz her?

/Am Treibholz werden 2 Stücke bemerket:

/1. Es ist so dick daß es nicht in der zona torri-
da auch selbst nicht einmal in der benachbarten
Zone gewachsen seyn kann.

/ 2. Es

/|P_31

/2. Es ist auf das Mark von Würmern zerfreßen.
Hieraus schlüßen wir, daß große Ströme, die durch
holzreiche Gegenden fließen, diese Bäume, nachdem sie zu-
vor die Wurzel untergraben, mit sich fortreißen. Dieses
bestätigt das Exempel vieler Flüße. Der Missi-
sippi und Missuri sind so voll von treibenden
Bäumen, daß die Schiffe nicht einmal des Nachts fahren
können, aus Furcht Schaden zu leiden, ja diese
Bäume verstopfen die Mündung der Flüße dermaaßen,
daß durch den antreibenden Sand ordentliche In-
suln von diesem Holz mit der Zeit formirt wer-
den. Zwischen den Eisschollen werden biswei-
len ordentliche Flammen gesehen, dieses kommt
daher: Wenn das Holz zwischen den Eisschollen
kommt: so wird es mit solcher Gewalt zu-
sammengedrükt, daß es in Brand geräth.

/ ≥ Von der Ebbe und Fluth. ≤

/Das Meer schwillt in vier und zwanzig
Stunden zweimal auf, welches die Fluth
genannt wird, so daß 6 Stunden die Ebbe
und 6 Stunden die Fluth dauert, doch ist jeder-
zeit an den 2 entgegengesezten Enden der
Erde zugleich Ebbe und zugleich Fluth.

/ Man

/|P_32

/Man concipire sich, daß der aus dem Centro
C. gezogene Cirkul, unsere Erde sei; der
länglichte Bogen ADBE: sei daß Waßer,
so wird, wenn in A Fluth ist, solche auch zu-
gleich in B seyn, und in D %und E Ebbe: Die größte
Fluth ist, wenn der Mond entweder durch den
obern, oder untern Mittagskreis der Erde gehet,
und die größte Ebbe 6 Stunden zuvor und 6
Stunden darnach. So wie der Mond den folgenden
Tag 3/4 Stunden später durch den Meridian des
Orts gehet, so verspätet sich auch die Ebbe und
Fluth zu eben der Zeit. Im neuen %und vollen
Lichte sind beide größer, als in den Virteln,
und denn heißt die Fluth die Springfluth, sonsten
aber die todte Fluth. Die Ostsee hat keine,
die mittländische See nur eine geringe <Ebbe, und Fluth>. Die
«iählige» Abschüßigkeit des Ufers trägt auch viel
dazu bei sie merklich zu machen ob «Ob» das Waßer
nicht höher steiget, als anderwärts, noch tie-
fer sinket. Wo viele Meerbusen sind, da
steigt die Fluth 20 bis 40 Fuß hoch, wie in
Bristoll und Sc:_Malo. Die Insuln im stillen
Meer aber haben nur eine Fluth von 6 Fuß.
Die Ursache der Ebbe und Fluth ist in den ver-
einigten Anziehungen des Mondes und der Sonne

/ zu

/|P_32R δz10

/δFigur ~

/|P_33

/zu setzen. Die Gewäßer unter dem Monde werden
sowohl, auf der dem Monde zu-, als abgekehrten
Seite erhoben, und 90 Grade nach dem Meridian
dieses Orts sinkt das Waßer. Die Anziehung
der Sonne hebt das Waßer 2 Fuß, des Mondes
aber 10 Fuß; durch die Beschaffenheit der Küsten
aber wird beides an manchen Orten weit höher
getrieben. Im Neu- und Vollmonde verbinden sich
beide Anziehungen, und daher ist dann die Springfluth
12 Fuß. In den Virteln schwächt die Anziehung des ei-
nen das Vermögen des andern, und daher ist die
todte Fluth nur 8 Fuß. Der Nutzen der Ebbe und
Fluth ist vielfältig. Es giebt an der Mündung vie-
ler Häfen Barren, über welcher man nur bei
hoher Fluth kommen kann. Mit der Ebbe %und Fluth
kann man auch oft wider den Wind in der See fort-
kommen.

/ ≥ Vom Nutzen des Oceans

/Die Größe des Oceans hat einen großen Nutzen,
obgleich einige glauben, daß es beßer wäre, wenn
es mehr Land als Waßer gäbe; allein wenn
der Ocean um die Hälfte kleiner wäre: so würde
um die Hälfte weniger regnen. Alle Thiere auf
dem Lande vergiften die Luft, und diese <Dünste> verschlingt
der Ocean. Die Gemeinschaft der Länder ist nur

/ durch

/|P_34

/durch die Meere möglich. z B. Die Hinreise von Eu-
ropa nach America dauert 6 Wochen, die Zurük-
reise aber wegen des beßern Windes nur 3 Woche@n@
welches zu Lande nicht so geschwind geschehen kann.
Die Landreisen sind auch sehr beschwerlich, und die
größten Landreisende sind die Armenier. Es ver-
breitet sich auch dadurch die Kenntniß der Welt,
indem viele glauben, es ist anderwärts nicht so,
wie bei ihnen; so ist es natürlich alle Länder
am Meere blühen zuerst in Künste %und Wißen-
schaften. z B. Egypten und besonders Griechenland,
so daß die kleinsten Insuln Königreiche und eine gro-
ße Macht haben, daher sich auch alle Nationen
bemüht haben an die Meere zu wohnen. Es ist
schwerer die Gemeinschaft der Länder, die durch
eine Wüste, Sara als die durch ein Meer geschie-
den sind, zu unterhalten

/ ≥ Von den Meerstrudeln. ≤

/Der Mehlstrom ist der vornehmste. Der Charibdis
bei Messina, war schon den Alten bekannt. An den
Küsten von Italien streicht ein Strom südwärts,
und beim Südwind strömt das Waßer zwischen
Sicilien und Neapel nordwärts heraus, und daraus
entspringt dieser Strudel, der den kleinen Fahr-
zeugen sehr gefährlich wird; er zeigt sich aber
nicht immer, dieses ist ein Nordstrom. Wenn

/ nun

/|P_35

/nun ein Südwind ist begegnen sie sich beide; der süd-
liche hält sich an die Sicilische Küste und der nördliche
@an@ der andern Küste. Große Schiffe, wenn sie guten
Wind haben gehen über diesen Strudel weg; die
kleinere Fahrzeuge hingegen sind beständig in Gefahr
sobald aber der Südwind aufhört, hört auch der Strudel
auf. Diese beiden Winde wenn sie gleich einen Strudel
formiren, haben doch zwischen sich ein ruhiges Waßer.
Die See wirft alles aus nach der Seite, wo das Waßer
ruhig ist, denn was dem Strome nicht folgen kann, das
wird zur Seite getrieben. Ein Meerstrudel entsteht
wenn sich 2 Ströme in einer entgegengesezten Richtung
begegnen. Der Mahlstrom bei Drontheim ist rund-
herum mit Klippen besezt, und ist eigentlich ein
Meerstrom, der ganz eben in einen Zirkel läuft. Es
ist auch ein Strom, der beständig seine Richtung ver-
ändert, und in 6 Stunden um den Compass herum.
Wenn dieser südliche Strom von Norden der Fluth
entgegen kommt: so entstehen zurükschlagende
Wellen, die ein Fahrzeug umwerfen können. Nach
Verlauf dieser 6 Stunden ist alles stille. Der Euripus
ist weiter nichts, als eine wunderliche Bewegung
der See. Nach den ersten 8 Tagen nach den Neu und
Vollmond ist die Ebbe %und Fluth recht regelmäßig,
und 2 Tage nach dem 1sten Virtel hat man wohl 15 mal
an einem Tage Ebbe %und Fluth; dieses währt 4
Tage lang und aus dieser Unordnung entsteht

/ die

/|P_36

/die unruhige See, und gefährliche Wellen, die einen
Strudel ausmachen.

/ ≥ Die Beobachtung der Länder. ≤

/Im Grunde des Meeres müßen noch Überreste der
Länder liegen. Wenn die Meere im Verhältniße
der Länder kleiner wären: so würden wir weniger
Ausdünstungen des Meeres haben. Das Land ist noch
immer gegen die Erde wie 1/3 vom Ganzen der Erde.
Der Ocean schloß alle Länder als Insuln in sich.
Das Land wird in das feste Land %und in die Insuln ein¥
getheilt. Das feste Land unterscheidet sich von den In-
suln, zum wenigsten wird es dem Scheine nach so ge-
nannt, weil es nicht bestimmter ist. Die Figur des festen
Landes ist eine Insul. Das feste Land liegt immer
die Hälfte über dem Meer, die andere Hälfte un¥
term Meer. Viele haben vermuthet, daß nach Süden
viele Länder liegen müßen. Sie sagen nemlich es müße
ein Gleichgewicht zwischen den Ländern seyn. Nimmt
man hier das Wort Gewicht im wahren Verstande:
so müßte man gar die Welt mit einem Schiffe ver-
gleichen, welches auf der eine Seite mehr als auf der
andern trägt. Für einen Körper der schwimmt ist es
nöthig, daß ein Theil im Gleichgewicht soviel ziehe
als der andere, hier aber bei der Welt richtet sich
die Schwere nach den Mittelpunkt der Erde nicht
aber gegen ein Punkt außerhalb derselben.

/ Es

/|P_37

/ Es ist doch eine gewiße Kraft da, von welcher das
Aequilibrium der Erde erfordert wird, und dieses
ist der Umschwung der Erde um die Axe. Diese Schwing-
kraft ist unter dem Aequator am größten, und je näher
@die@ Erde am Pole liegt, desto kleiner ist die Schwingungs-
kraft. Diese Kraft kann die Körper nicht wegschleudern,
da die Schwere immer größer ist. Unter den Aequator
ist der Mensch immer leichter %und verliert den 288 Theil seiner
Schwere. Man hat ein Mittel die Schwere zwischen den
Aequator und den Polen zu finden, %nemlich die Schwenkung
des Perpendikels einer Uhr, wieviel Schläge er hier
@%und@ dort machet. Die Körper haben eine Schwingkraft
sich von der Erde zu entfernen; jede Kraft des
Wurfs eines Körpers, wenn er frei würken könnte,
würde sich zulezt immer näher dem Aequator befinden.
Die Länder der Erde dürfen in keiner genauen Propor-
tion %.oder Aequilibrio stehen. Die «@Abhaltung@» <Abplattung> der Erde ist
eine «würk»<natür>liche Würkung von der Umdrehung der Erde
um ihre Axe, %und diese macht, daß die Erde im Gleich-
gewicht bleibt. Wir können das feste Land als einen
Berg ansehen, deßen Fuß im Grunde des Meeres
ist. Obenh@er \ in@ betrachtet scheint es ein unregelmäßi-
ger und auf einander gehäufter Klumpe zu seyn,
der über dem Waßer hervorragt, aber bei ge-
@na@uer Untersuchung findet man die beste Regel-
mäßigkeit in seinem Bau. Es hat %.nemlich nach seiner
großen Anhöhe Landrücken von denen nach allen

/ Seiten

/|P_38

/Seiten Flüße ins Meer gehen. Die Abdachung des
festen Landes ist noch ziemlich eiförmig, sonst wür¥
den die Flüße an vielen Orten Seen bilden, welche
man doch selten findet. Die Landrücken aber sind
Gebürge, welche mehrentheils in großen Strecken
gehn und nach dem Meere zu immer kleiner werden.

/ ≥ Von den unbekannten Ländern

/Die Kenntniße der Menschen sind dadurch erweitert
worden, daß sie die Produkte neuer Länder kennen
lernen. Die wahren Vortheile hievon sind, daß die Wiߥ
begierde der Menschen dadurch befriedigt werde.
Wenn wir in Norden durchs Eismeer kommen
könnten: so würden wir leicht die ganze Welt kennen
lernen. Die nördlichen Passagen hat man schon pro-
bieret, hier ist aber der Schlagbaum, der uns zur Kennt-
niß der Welt vorgelegt ist. Hierauf probierte
man nach NouaZembla zu gehen, und von hier
noch weiter, da aber blieb man im Eis
stecken; hierauf gieng man nach der Hudsonsbay,
diese Reise aber schlug auch fehl, zulezt ist
man gerade nach Norden gefahren. Es ist
wunderbar, daß die Nordseite auf der Erde
so weit benannt ist. An den Küsten vom
Eismeer bei NovaZembla sind im Herbst sehr
große stinkende Nebel, wofür sich die
Rußen sehr fürchten müßen, wenn sie auf der

/ Iagd

/|P_39

/Iagd sind. Diese Nebel sind sehr giftig, so daß
sie große Krankheiten verursachen. Bei Tibet
@w@o die Indianer herstammen sollen, findet wohl das
höchste Alterthum statt. Es ist sehr was verführerisches,
daß in Africa so viele Länder benannt sind, da die
doch nicht solche Namen führen; denn wenn die Leute
@n@icht weiter kommen können: so geben sie vor, daß alda
Menschenfreßer wohnen. Barbarer sind die Bewohner
der Gebürge, %und Allares, der Thäler. Die Wüste Sara
in Africa macht eine solche Hinderniß, daß man das
innere von Africa nicht erkennen kann. Es wird uns
die Erde wohl solange unbekannt bleiben, bis die Eu-
@r@opaeer mildere Mittel werden erfunden haben
mit den Indianern umzugehen. In Europa ist ein
Streich von Archangel bis an den Oby %und vom Lande
der Samojeden nebst Lappland noch ziemlich unbe-
kannt. Von Sumatra hat man glaubwürdige Nach-
@r@ichten, daß es daselbst eine Art geschwächter Men-
schen gebe. In Asien ist Indien, die Tartarei,
Arabien, Borneo %und die neuen philippinischen In-
suln noch sehr unbekannt. In Africa ist
noch sehr vieles zu entdecken; die barbarische
Küste, das Land von Capo verde, Senegal, Guinea,
die Küste der Caffern kennt man sehr wenig.
Man sagt von den Einwohnern zu Ameico %und Miecco
daß der König öffentlich Menschenfleiß

/ ver 

/|P_40

/verkaufen laße; von einer Nation der Gegas wel¥
che hereinbrechen %und «P¿¿der» Kinder rauben sollen@,@
von den Menschenfreßern in Sumatra und der-
gleichen Völkern, von denen man nichts gewißes
sagen kann. Was America betrifft: so kennet
man daselbst SüdAmerika im Inwendigen noch sehr
wenig. Brasilien ist nur 30 Meilen ins Land be¥
kannt, das Land der Amazonen, Perianer, die
Nation der Caesarer [[César]],das goldreiche Land Eldorado,
die ohnköpfigte Nation am Or«o»in«a»ocostrom sind sehr
unbekannt, von denen mehr Fabeln als gegründete
Nachrichten sind. Man vermuthet auch, daß es Aus-
stral_Länder gebe, man hat Küsten davon ge-
sehen aber man wagt es nicht selbige zu ent-
decken, obgleich es aus verschiedenen Ursa-
chen nothwendig zu sein scheint, daß es Länder
sind. Es sind auch einige Länder verlohren gegan-
gen z B. Das alte Groenland welches östlich lag,
welches schon so cultivirt war, daß 2 Bischthümer
daselbst waren und andere Städte %und Dörfer;
allein iezt ist nichts mehr aufzufinden %und es ist in
der Gegend nichts mehr als Eisfelder %und Felsen
die unermeßlich sind. Die Salamonischen In-
suln sind auch nicht mehr zu finden.

/ ≥ Articulus II.

/ Vom Lande. ≤

/Unter dem Wort Land versteht man das, was übe@r@

/ die

/|P_41

/die Oberfläche des Meeres erhaben ist,
ob man gleich auch die Sandbänken darunter
versteht, wodurch nachgehends mehrere Mate-
rien durch die Ausspühlung aus dem Waßer
mit sich führen kann, die Insuln entstehn.
Diese Muthmaßung bekräftigt die Erfahrung,
daß alle Spitzen der Nordgebürge sich nach
Süden richten. Es wird solches in das fest¿e
Land und in die Insuln eingetheilt, obgleich ienes
gleichfalls nichts anders als eine Insul ist, von
deßen Grenzen man nur eine obscure Idee hat.
Man hat wahrgenommen, daß sich das Land an ein-
ander zu hängen bemüht, und daß auf der einen
Halbkugel mehr Land und auf der andern mehr
Waßer sei, daß auch in der Mitte im Ocean
sehr wenig beträchtliche Insuln sind, sondern,
sie sind «im» in der Nähe vom festen Lande z B.
die Azarischen und Bermudischen, allein sie
sind mehrentheils klein. Die Länge der Insul
läuft mit der Küste des benachbarten Landes
sehr parallel. So geht z B. die Küste Groß-Brit-
taniens auf der einen Seite mit Frankreich, auf
der andern Seite mit Norwegen parallel. Wir
können also die Insuln als Längen ansehen deren
Fuß auf dem Meergrund befindlich ist. Buklichte
Insuln halten ein Gebürge in sich %und haben

/ meh- 

/|P_42

/mehrentheils einen hohen Berg in die Mitte.
z B. die Insul Teneriffa.

/Auf dem festen Lande findet man:

/a) Länder, deren Umfang und inwendiges
bekannt ist.

/b) Länder, deren Umfang nur bekannt ist

/c) Länder, von denen man nur die Küsten
kennt.

/d) Länder, die man würklich gesehen und nicht
mehr gefunden.

/e) Länder, die den Alten bekannt gewesen,
aber iezt verlohren sind.

/f. Länder, die man nur vermuthet.

/Unter den Ersten rechnet man Europa; zum
2ten gehört Asien, in welchen man z. B die
freie Tartarei, die große und kleine Bucharey,
wo der Lama residiret, die Länder, die am cas-
pischen Meer, und am See Ara liegen, das
ganze Stück vom glüklichen Arabien, worin
Mecca und Medina liegt, wohin die Europaeer
gar nicht kommen können, so daß in einer
Stadt 200 Meilen von ihnen zur Zeit des Han-
dels de<r>s«t»elben, die Thore zugeschloßen werden,
damit sie ihrer Meinung nach die heilige Luft
nicht ersticken, sehr wenig kennet. Weiter
hin in Africa sind auch sehr wenig Küsten den

/ Eu- 

/|P_43

/Europaeern bekannt, und die Mitte entzieht sich
ganz ihren Augen. Die furchtsamen Portugiesen
besitzen die inwendigen Gegenden von Africa und
Canibalen, die Menschen zum Schlachten mästen
sollen. Allein überhaupt dürfen wir solche Nach-
richten von Menschfreßern nicht trauen, weil
die Erfahrung lehret, daß sie nur ihre Kriegs-
gefangenen, wenn sie lebendig sind, mit der größ-
ten Solennitaet schlachten: Hiezu gehört auch
America, deßen nördlicher Theil nach Rusland
zu, noch nicht entdekt ist, und in deßen südlichen
Theil auch noch Länder unbekannt sind. Meisten-
theils sind es die Berge«n», die von weitern Unter-
suchen abschrecken, da doch die Berge die Grund-
vesten %und das Erste sind, was man im Lande an-
trift, daher man nicht ohne Grund vermuthen
kann, daß dasjenige Land, welches von den
Bergen am Waßer übrig ist, von demselben
angespühlet sei, daß man aber nur bei den
Küsten von Africa stehn geblieben %und beim
Anfange die Entdeckung der übrigen Länder
inne gehalten, scheint wohl eines Theils der
Endzwek aller Schiffarthen und die Haabsucht,
andern Theils aber die Unfruchtbarkeit de«@s@»r
Ufer«s», die Ursache gewesen zu seyn. Peru
wäre wohl niemals wegen der Unfruchtbar-
keit seiner Ufer entdekt worden, wenn die

/ Spanier

/|P_44

/Spanier nicht so glüklich wären gewesen
in das Paradies von America von der Landseite
einzudringen. Unter die Länder, deren Küsten
man kennet, gehören die Ufer in den südlichen
Haemispherio, welche «¿¿¿»von Rhoden [[Rhode \ Redern]], einen Mit-
glied der Academie der Wißenschaften in
Berlin, in einer daselbst verfertigten Charte
verzeichnet hat. Eben dieses ist der Ort, wo man
noch jezzo Länder vermuthet. Zu den Ländern,
die man vorhero gekannt hat, nachher aber ver-
lohren gegangen sind, gehört theils das alte
Grönland, worauf zu den Zeiten der Wahl der
Königin Margaretha 2. Städte %und verschiedene
Klöster gewesen, und deren Bischof bei dieser
Wahl der Königin Margaretha, da dieselbe die
Herrschafft über die 3 nordischen Königreiche
bekam, gegenwärtig gewesen ist, welches
aber durch die nordischen Kriege %und durch den
Zwang der Margaretha, den sie den Kaufleu-
ten, die dahin fuhren auferlegte, ganz vergeßen
w@o@rden, und deßen Einwohner vielleicht in den
Stand der Wildheit gerathen sind, welches be-
ständig geschiehet, wenn nicht genug Personen
sind, eine Gesellschaft auszumachen: theils auch
die Salamonischen Insuln, welche aber nicht be- 

/ trächtlich

/|P_45

/beträchlich gewesen. Das Land, welches die
größte Erkundigung verdiente, ist wohl Africa.
Dieses muß den Alten mehr den innern als den äu-
ßern nach bekannt gewesen seyn. Iezt findet
man unter den Landreisenden keinen als die Arme-
nier, welche durch ihr vieles Reisen am berühmte-
sten sind. Sie reisen nach Hindostan %und alle teutsche
Länder; sogar die dortigen befindlichen Völker mü-
ßen noch vieles von der Weisheit der Aegypter
besitzen. Es interessiren den Naturforscher 3 Oerter
%.nemlich: 1. Tibet ist die höchste Gegend der alten Welt.
Es scheint, daß dieser Ort der 1ste Stammort der
Völker gewesen ist, es grenzet dieser Ort an
Hindostan. Dieses Tibet scheint die Stammmutter
der Religion von Hindostan zu seyn; hier scheint
beinahe alle Wißenschafft %und Gelehrsamkeit
hingekommen zu seyn, %und dieses könnten die Engländer
am Besten erforschen, welche nach Bengalen
Handlung treiben. Wir haben die Ziffern oder
Zahlen von ihnen, also auch die Rechnungen - 
Das Schauspielen haben wir auch von ihnen.
Gatterer meint, daß Abraham an den Grenzen
@v@on Hindostan gewohnt. Vor den Dalay_Lama, als
den Obersten der Priester, haben die Eroberer
@v@on Asien alle mögliche Hochachtung gehabt,
auch seinen Sitz verschonet. Herodes [[Herodot]] redt von
einer Nation der Unsterblichen. Der Dalay_Lama

/ wird

/|P_46

/wird der Unsterbliche genannt, folglich wird
sein Volk hiermit gerühmet. Die Zahl 4 ist be@i@
ihnen in heilgen Andenken; dieses findet man
auch bei alten gothischen Völkern, welche ihre
erste Satzungen von ihnen entlehnten.

/Egypten enthält die alten Überbleibsel der Bau-
kunst. Ihre Pyramiden sind noch etwas, was des
Erforschens verdienet, sie sind allein inwendig
künstlich %und mit vieler mechanischen Geschick-
lichkeit gemacht. Calley [[????]] hat fast seinen ganzen
Schatz darauf verwendet, diese Pyramiden dem in-
wendigen nachzuforschen, und sie durchzugraben
und dieses hat er bekannt gemacht. Die Steine
sind 16 Fuß lang und 10 Fuß breit. Man hat un-
ter den Pyramiden die Pharaonen begraben. Es
fehlt auch nichts mehr, als daß wir das pharaonische
Alphabeth lesen könnten; könnte man dieses her-
ausfinden: so würde man die Mumienschrifften
lesen können, welche auf Leinwand geschrieben
sind. Das phönizische Alphabeth hat man schon
durch Hülfe <von> 30 Münzen entdekt. %.Professor Büttner
in Göttingen hat schon 2 Buchstaben vom phara¥
onischen Alphabeth heraus, er behauptet, daß
auch nicht mehr sind. Aus «Hebrusch oder abst¿¿¿» <Habesch oder Abeßinien>
scheint Egypten bevölkert zu seyn, und ihre

/ Wißen 

/|P_47

/Wißenschaften daher entlehnt zu haben.
Alle Völker thun Wahlfarten nach den Oer-
tern ihres Ursprungs, so walfahrten zB die
Indianer nach Tibet, welches also vermuthlich
ihr Ursprung ist. Nibur [[Niebuhr]] nimmt an, daß <wenn> man die
Schrifften der Egyptier der Klöster_Mönche lesen
könnte, man sehr vieles entdecken würde. Hiervon
wird ein Lexicon in Engelland herauskommen.
Jablonsky hat diese koptische Sprache erlernt,
von diesem sollte sie auch Michaelis lernen, aber
Jablonsky starb darüber. Ein gewißer Ritter
Preuss [[Bruce]] hat Abessinien 3 Iahr durchreiset,
und es erforschet, und man erwartet auch
von ihm seine Reisebeschreibungen. Die bar-
barische Küste wird auch von den Europaeern
besucht. Der Strom Salum enthält gewaltig
viel Goldstaub, wenn man den Boden von Bembarn
besucht, zu den man durch diesen Strom kommt.
Diese Nation ist von gelber Farbe. Das inwendige
von Africa ist deswegen schwer von den Euro-
paeern zu bereisen, weil es voller dicker
Wälder ist, die man nicht leicht durchwan-
dern kann. Die Engelländer schleppen wohl
alle Iahr auf 6.000 Neger aus dem Lande,
«jeder» ohne was die andern Europaeer mit sich
nehmen, so daß man iährlich auf 8.000 Neger
rechnen kann, die aus Africa nach America geschlepp@t@

/ %werden.

/|P_48

/werden. Die Portugiesen haben von Loango nach Mo-
sambique einen Weg entdekt, durch welchen sie
das Land kennbar werden könnten Die Durchfarth
von Nordost erwartet man noch von den Rußen,
daß sie America erforschen sollen. Das ordent¥
liche America ist noch den größten Theil unbekannt.
Ein gewißer Maezor Roschenwitsch [[????]] hat im süd-
lichen America weiße Americaner gefunden.
In NordAmerica ist ein großes Messurisches Ge-
bürge vom Messuristrom. Dieses Gebürge ist 500
große Cajennen groß und gehört den Franzosen.
Die Indianer, «sind insgesammt wilde Völker», bei
denen man sich vom Inwendigen des Landes
erkundigen könnte, <sind insgesamt wilde Völker> Das Neuseeland besteht
aus 2. Insuln: Das Neuholland ist der größte
Stand der Wildheit. Diese Nationen machen sich
keine Höhlen, sie sind überhaupt so gleichgültig,
daß sie alles wegwerfen, was man ihnen giebt
An der magellanischen Meerenge hat man gefun-
den, daß das VernunftsVermögen der Menschheit
fast ganz und gar verloschen ist, %und sie sich so
der Thierheit nähern, daß wenn man weiter
reisen möchte man fast gar keine Menschheit
finden möchte. Ihre Verfaßungen %und Begriffe
sind sehr elend und eingeschrenkt. Die Groenländer
distinguiren sich gänzlich von ihnen, welche sehr

/ ge 

/|P_49

/geschikt sind. Das alte Grönland oder die
östliche Küste ist am allermerkwürdigsten;
dieses liegt dem Eislande so nahe, daß es kaum
15 deutsche Meilen beträgt. Vor ohngefehr 500
Iahren war dieses Land von Island aus bevöl-
kert worden. Garde %und Abbe waren die 2 Bisch-
thümer, die diese stifteten. Diese Einwohner der
Bischthümer sind iezt gänzlich unbekannt, da die
Völker ganz verwildert sind. Vom westlichen
Grönland haben die Hernhuter versuchet, ob man
nicht in dieses Land kommen könnte, allein es sind da-
selbst Gebürge, die mit ewigen Eis bedekt
sind, und die Reisen verhindern. Sonst giebt es
Länder, die an den Küsten bekannt, %und im Inwendigen
ganz unbekannt sind z B. Borano, wo Menschen
mit Affenschwänze seyn sollen.

/ ≥ Von den Insuln. ≤

/Große Insuln sind dem festen Lande sehr nahe
und ihre Länge geht mit den Küsten des Landes
sehr parallel. Die Archipelagi liegen da
wo das Meer einen sehr großen Busen hat.
Die maldivischen Insuln liegen auf einer sehr gro-
ßen Felsenbank, und mitten durch ist nur eine
Durchfarth. Zur Zeit der Fluth sind sie sehr
mit Waßer bedekt. Die Sandbänke haben

/ eine

/|P_50

/eine sehr große Verwandschafft mit In-
suln, und sie sind nur darin unterschieden,
daß die Insuln mehr erhaben sind. Es
giebt Stein- %und Sandbänke. Terreneuve
ist die größte Bank von Stein, %und hier werden
viele Stockfische gefangen. Es ist hier
auch eine große Kälte. Das Seewaßer
wird bei einer Bank in die Höhe getrieben,
das Waßer hat aber die Kellerkälte,
folglich ist es hier sehr unruhig und das ober-
ste Waßer wird kalt, %und alsdenn entsteht ein
großer Nebel, die Wellen sind alsdann immer
gebrochen, weil das Waßer von Grund auf
bewegt wird. Bei den Banken sind immer die besten
Fischereien. Beim Bemerk des festen Landes
unterscheiden wir dreierlei

/1. LandRücken

/2. Baßeins und

/3. platte Formen.

/Landrücken sind, wo zu beiden Seiten das Waße@r@
ablaufen kann. Bisweilen entstehen auf den
Landrücken auch Berge, allein sie sind am Fuß
sehr schwer zu unterscheiden. Den Berggrund
kann man auf den Charten nicht unterscheiden,
aber wohl den Bergrücken. Ein Berggrad ist der
Grad, den man oben durch die Spitze des Berges
durchziehet. Wenn man sich den Bergrücken

/ nähert

/|P_51

/nähert: so formiren sie eine krumme Linie, als
einen halben Cirkel oder mehrentheils als
eine Basin. Alle Länder sind abgelaßene
Teiche, denn ehedem sind fast lauter Baßins von
Länder gewesen, die sich aber durch ihren
Ausfluß einen Weg und Strom gemacht haben.
Platte Formen haben die Länder, die keinen de-
cidirten Abhang, weder an der einen, noch an der an-
dern Seite haben. Sie sind hohe Ebenen, die
gar keine Abschüßigkeit zum Meer haben,
dergleichen sind in Asien %und Africa. In Europa
sind gar keine, denn hier haben alle Länder einen
Abhang zum Meere. Alle platte Formen sind Sand-
wüsten. Die rußischen Steppen haben mit diesen
Sandwüsten eine große Ähnlichkeit. Diese haben
@e@inen guten Boden %und die berühmtesten Steppen
liegen zwischen Ströme z B. die barbarische
Steppe hat im Sommer kein Waßer, keine
Qvellen p, weil sie eine hohe Lage hat.

/ ≥ Man hat angemerkt. ≤

/1.) Daß die Berge in einer immerwährenden
Stelle fortgehen, und daß nicht auf einmal
und hinter einander hohe %und niedrige Berge
anzutreffen sind, sondern nach und nach die Berge
zu und abnehmen.

/2.) daß wie schon gesagt, die beträchtlichsten

/ In- 

/|P_52

/Insuln nahe am Lande waren, %und im indischen
Meer, %und überhaupt in allen Meeren,
die Insuln vom Abspühlen des Meeres entstan-
den sind, da «d¿¿» <sie> auch gemeinhin von der einen
Seite, von welcher sie Zuwachs erhalten steil
sind, an der andern aber sehr flach. Es ist daher
leicht die Ursache einzusehen, warum die größten
Insuln nahe am Lande sind, weil die höchsten
Berge auf dem Lande und nahe an selbigen sich
befinden, daher sie auch am meisten hervorragen
können. Bänke«n» sind nichts anders als Erhöhungen
unter dem Waßer, über den Boden des Meeres,
daher sind auch überall, wo Bänke«n» sind, Untiefen@.@
Untiefen sind aber den Schiffen zuweilen schädlich,
zuweilen auch nützlich. Der 1ste Fall findet statt
wenn die Schiffe wegen der Untiefe sitzen bleiben
müßen, im andern Fall sie aber die Untiefen
zu Ankerwerfen gebrauchen können, denn zu
einem guten Ankergrund wird erfordert

/1.) Daß das Seil den Grund des Ankers reichen
könne, und daß das Schiff von ihm nicht aller Be-
wegung beraubt werde, folglich daß das Seil
eine schräge Lage bekommen kann und daß das
Meer nicht gar zu tiefe sei; ferner daß das
Seil nicht zu schräg liege, damit das Schiff durch

/ das

/|P_53

/das gar zu viele herumschleudern nicht Schaden
bekomme, folglich das Waßer nicht gar zu niedrig
seyn müße, daß eine Tiefe von ohngefehr 10 bis
12 Faden haben muß.

/2) Daß der Boden weder sumpfig, noch voll kleiner
Steine sei, «¿¿¿» oder gar aus Pflugsand bestehe,
sondern daß er entweder von groben Sand oder
eine gute Tonerde sei; denn im 1sten und lezten
Fall sinkt das T«h»au gar zu tief hinein, daß es
nicht in die Höhe gezogen werden kann, im andern
Fall zerreibt es sich an die Steine, wodurch dem
Schiff ein großes Unglük gedrohet wird. Die
merkwürdigsten Felsbänke sind die bei Terreneuwe,
welche 100 Meilen lang sind, %und worauf ein starker
Stokfisch und Kabliausfang ist. In Europa
ist die doggersche Bank die größte, woselbst
auch starke Fischerei-Nahrung getrieben wird.
Überhaupt wird an allen Bänken eine Fischerei
getrieben, weil die«selbe» <{2- Fische -2}> sich nicht gerne, sowohl
weil es im Grunde des Meeres sehr finster,
als auch weil in der Höhe eine gemäßigte
Kellerkälte angetroffen wird, auf den Boden
des Meeres aufhalten mögen. Sie ist deswegen
von weiten zu kennen, weil die Wellen von den
Felsen zurükgeschlagen werden, und in eine Un-
ordnung gerathen. Es befindet sich auch über ihr

/ ein

/|P_54

/ein sehr kalter Nebel. Ferner diejenige Fels-
bank worauf die maldivischen Insuln <@ruhen@>, deren
Anzahl ohngefehr 1.000 ist, von denen sich der
maldivische König, obgleich in übertriebener
morgenländischer Sprache Herr über 1.000
Insuln nennet, «ruhen». Einige Straßen zwischen
diesen Insuln sind so geschaffen, daß man gar
nicht durch selbige durchkommen kann. Die vornehmste
Sandbänken sind die Dünne, die bey der englischen
Küste sich befinden. Ihre Figur zeigt schon an,
daß sie vom Abspülen des Meeres entstanden
sind. Rheden nennt man endlich die Sandbänke«n»,
welche an den Hafen zu ihrer Bedeckung sich befin-
den. Auch sind die sogenannten Muschelbänke zu
merken, worauf der größte Perlenfang getrie¥
ben wird. Sie ist im rothen Meer. Der Landrücken
ist derjenige Ort, wo die höchste Gegend eines Lan-
des ist; er ist gemeinlich das Fundament von
den Bergen, doch findet man auch öfters auf ihr
keine Berge. Ein allgemeines Kennzeichen sie zu
unterscheiden ist, daß sich auf ihnen die Flüße
nach allen Gegenden ausbreiten. Man hat
angemerkt, daß dieser Landesrücken sich be-
mühet, die Länder in Baßins abzutheilen.
Insbesondere ist dieses zu merken, wo die
politische Grenze mit den physischen überein¥ 

/ kommt

/|P_55

/kommt. Böhmen ist ein Land von dieser Art. Es
enthält all sein Waßer von den %herumliegenden
Bergen, die es einschlüßen, welches durch ei-
nen Canal der Elbe wieder abgeführt wird;
und es würde wenn die Oefnung verstopft %werden
sollte ein Waßerbehältniß werden. Es sind
auch vermuthlich in den alten Zeiten die politischen
Grenzen mit den physischen überein gekommen,
ehe noch die vielfältigen Kriege ent-
standen.

/Der Ocean ist wohl der größte von diesen
Baßins, welche durch Africa und America
und durch eine Reihe von Bergen, wie
Burschen [[Buache]] meldet, daß er bemerket,
die unter dem Waßer von America bis
Africa fortgehe, eingeschloßen werden.

/ ≥ Von den Bergen. ≤

/Berge sind Erhöhungen über die Oberfläche
des Landes, sie sind durch die vielen Bäche,
die auf der Oberfläche der Erde entstanden,
vermuthlich erzeugt worden, wie denn auch
noch im Lamkosisischen Gebürge viele Ber-
ge, die aus einer thonartigen Materie be-
stehen, zum Vorschein kommen, die aber
weil die Natur mehrentheils zu ihrer Reife
gedeihen, eine solche Härte nicht erlangen

/ können

/|P_56

/können, als die übrigen Berge, die aus ihrem
flüßigen Zustand in dem ietzigen übergegange@n@
sind. Die Berge bestehen entweder aus einem
einzigen Stamm, welches die Felsberge sind, oder
aus Erde und Sand, welche Sandberge heißen
Wenn viele Berge beisammen sind, so heißen
sie ein Gebürge; wenn «a»über diese Gebürge in
einer immerwährenden geraden oder krummen
Linie fortgehen, so heißet solches eine Berg-
kette. Es bestehet aber eine solche Bergkette
aus Stamm und Aeste. Der Stamm der Berge ist
der, wo sehr viele Berge beisammen sind. Aeste
aber sind Berge, die eigentlich aus dieser Linie ent-
springen, %und eine andere Richtung nehmen.

/Die Schweitz scheint eigentlich der Stamm von allen
Bergen in Europa zu seyn. In Schweden ziehe@t@
sich gleichfalls eine Bergkette um das ganze
Land, von welcher viele Aeste ausgehen, %und von
den Bergen zur Seite mehr Zuwachs erhalten,
zwischen denen die Flüße sind, die von den
Landsrücken und den Bergketten ausgeh@en@, und
sich in den finnischen Meerbusen ergießen.
Eine andere Bergkette ziehet sich von dem Capo
finis terrae zu den pyrinäischen Gebürgen,
von da zu den Alpen u.s.w. fort. Noch eine
andere Kette umgiebt das halbe America, eine

/ andere

/|P_57

/andere aber schl@«ü»ie@ßt einen großen Theil von Rus-
land, und das Eismeer in sich. Überhaupt findet
@m@an fast niemals einen Felsberg ganz allein, son-
@de@rn beständig viele zusammen. Diese werden
gegen das Meer zu immer niedriger, und auf ei-
@n@er etwas großen Insul trifft man iederzeit
wenn sie länger als breit ist, durch die größte
Länge eine Bergkette, als in Sumatra, oder wenn
sie eben so breit als lang ist, in der Mitte einen
Stamm von Bergen an, deßen Aeste sich nach allen
Seiten gegen das Meer erstrecken. Die Erde,
welche sich auf verschiedenen Bergen findet, scheint nur
zu fällig dahin gekommen zu seyn, weil man unter
derselben Muscheln und andere Dinge findet. Die
unmittelbare Würkung der Sonne ist am größten
zur Mittagszeit, im Solstitium ist alsdenn nicht just
die heißeste Zeit bei uns. Vieles vom Glätscher-
@e@ise ist sehr klar. Die Eisthürme werden durch
eine Eistafel erzeuget, und <¿¿¿> entspringt aus dem Schmelz-
waßer des Schnees, welches in dieser Gegend ge-
frieret, und im Sommer aus andern Ländern hieher
getrieben wird. Die Eisthürme wachsen und
nehmen ab: wenn es wieder mehr schmelzet als
frieret nehmen sie in der Höhe zu, aber in der
Dicke ab. Alpe bedeutet in der Schweitz eine
Viehweide, indem dieselbe in der Schweitz auf den
Bergen die Beste ist. Das Eis nimmt in der Schweitz
von Iahr zu Iahr zu, und verdirbt eine Alpe

/ nach

/|P_58

/nach der andern. Zwischen diesem Schnee %und den Alpen
sieht man auch Bäume hervorragen, also nimmt die Wär¥
me in gewißen Zeitaltern ab und in gewißen wieder
zu auf unserer Erde, und so ist es auch mit der Kälte@.@
Die Bäume wollen in Siberien nicht fortgehen. Man
sieht Spuren, daß es wärmere Lufft daselbst muß
gegeben haben. Dieses Eis hat in verschiedenen
Gegenden eine blaue Farbe, es ist auch härter als
sonst, wenn man es im Sommer in einen Schatten
sezt, wenn es auch nur ein kleines Stük ist: so dau¥
ert es doch 10 bis 12 Stunden bis es schmilzt. Von
diesen Glitschereise hat man auch einen Spiritus,
der Gletscherspiritus heißt. Hohe Berge zeugen
dünne Lufft, diese ist so giftig, daß sie die dasigen
Wanderer so angreift, daß sie athemlos in ei-
ner @Ermüdung@ an die Berge kommen, und ihre
Lunge anstekt. Es giebt auch eine reine Lufft,
wo die Lufft nicht äußerst dünne ist, so hat sie
auch den Nutzen, daß sie das Blut verdünnet und
sehr zur Gesundheit dienet. Diejenigen Völker
empfinden offt ein Heimweh, die der gar zu dün-
nen Lufft in der Nähe liegen. Die Sehnsucht ist
eine gar zu große Bestrebung, mit dem Bewust-
seyn der Ohnmacht nach dem Guten, was man
haben will. Dieser Krankheit sowohl als dem
/δLücke sind die Schweitzer unterworfen

/ Diese

/|P_59

/Diese Krankheit erwekt oft in den Schweitzern
eine Sehnsucht nach ihrem Vaterlande, %und sie werden,
wenn sie in ihr Vaterland kommen, wieder gesund.
Die Unzufriedenheit nimmt mit der größten Gegenständen
der Begierde zu. Bei manchen Nationen findet man
immer am wenigsten Anhänglichkeit an einander. Ie-
mehr der Mensch mit Ueberfluß beladen ist und mit dem
Intreße des Landes, deßtomehr entfernen sie sich
von einander; da hingegen die Menschen weit mehr
zusammen halten, die mit den Bedürfnißen ihres Landes
zufrieden sind. Die Dünheit der Lufft ist eine klare
Durchsichtigkeit derselben. Ueberhaupt die lange
Gewohnheit der Bedürfniße machen den Menschen
zulezt ganz gleichgültig. Der Pilatusberg hat eine
ganz besondere Art von Einwohner, welche ein Über-
bleibsel von den alten Römern seyn müßen. Dieser
Berg hat oben eine Stelle, die noch nicht entdekt ist.
Oben hat man eine Höhle in Gestalt einer Säule
gesehen über der Höhle hängt ein überhangender
Fels des Berges über. Auf diesen Gebürgen wohnen
Völker, die mit der größten Lebensgefahr auf
die Gemseniagd gehen, da diese sich nun in tiefe
Felsen und Thäler aufhalten: so laßen sie sich
die hohen scharfen Gebürge herunter; wenn sie
@nun@ unten sind, und ihre Bedürfniße befriedigt
haben, so sehnen sie sich wiederum heraufzukommen,

/ da

/|P_60

/da sie aber wegen der steilen Felsen nicht herauf
klettern können: so schneiden sie sich Ritzen in die
Hände, um sich etliche Fuß herauf zu helfen. Dieses
Blut ist so beschaffen, daß es einen klebrichten
Schleim hat. Es haben sich einige unterstanden
die Höhe dieses Pilatusberges zu erforschen.
Es ließ sich Iemand [[????]] an einem Säule herunter, durch
das Schwanken aber wurde das Seil dünner und
zerriß zulezt. Hierauf hat ein gewißer Auctor [[????]]
die Anecdote gemacht: daß diese Thäler so tief
wären, daß wenn ein Mensch herunterfiele, seine
Eingeweide eher herunter fallen, als er selbst her-
unterkommt. Die Ursache kann man nicht angeben
vielleicht wird es dem Druk der Lufft zugeschriebe@n.@
Der Pilatusberg ist einer der berühmtesten Ber-
ge, er wirfft seinen Schatten über 12 Meilen,
und um diese Gegend ist die Lufft sehr schwarz,
wegen der Reparcutirung des Schattens gegen
die Luft.

/ ≥ Von der Höhe der Wolken auf den
Bergen, die hoch sind.

/In England gab es den Fall, daß Iemand auf den
Bergen in den Wolken erstickte. Man sieht die
Wolken weit unter den Füßen. Die Berge scheinen
auch die Wolken an sich zu ziehen. Dieses ist
auch die Ursache warum«e» es auf den hohen Ber-
gen weit mehr regnet. Die Gebürge sind

/ über 

/|P_61

/überhaupt die Mütter der Wälder; diese vergrö-
ßern den Regen auch, %und dieser fließt in die Tiefe
der Thäler, dieses ist auch offt die Ursache von ent-
standenen Flüßen gewesen, die dadurch erzeugt wor-
den.

/ ≥ Von den Höhlen.

/Die größten Höhlen sind in großen Gebürgen, und
nicht im platten Lande. Wie dieselben entstanden
sind, ist schwer zu bestimmen: Es giebt Höhlen,
die ihrem Wesen nach 1.) natürlich, 2.) künstlich. - 
3.) natürlich, aber verbeßert sind.

/A Unter den natürlichen können wir rechnen:

/1) Die adelbergsche Höhle in Krain, welches die
größte ist, und ohngefehr 1. deutsche Meile
beträgt.

/2) Die Baumanshöhle im Erzgebürge; darinnen sie-
het man allerhand Säulen und Figuren, die von
Steintropfen erzeugt sind, die von der Decke des
Gewölbes herunterfallen.

/3) Die Drachehöle, worin eine außerordentliche
Kälte ist, besonders im Sommer, wenn die Luft
warm ist. z B. in Selicz in OberUngarn in c«¿¿¿»arpa-
tischen Gebürge, diese Höhle hat eine Oefnung
gegen Mittag, so geräumig wie ein großes Thor,
wo man Stücke Eis herabhangen siehet, welche
eine Dicke haben, die der Dicke breiter Fäßer
beikommt. Dieses Eis welches im Sommer gefroren

/ ist

/|P_62

/ist, schmilzt wenn der Winter ankommt.

/Um eine Sache in der Wärme kalt zu erhalten,
hat man ein chymisches Mittel, nemlich wenn man
die Kälte durch Salmiak, Küchensalz pp hervor-
bringt; indeßen giebt es noch ein ander Mittel und
dieses ist: Man schlägt in der Flasche in der man et-
was kalt und frisch aufbehalten will, naße
Tücher, verstopft sie und hängt sie in die frische
Luft, wenn die Luft frisch und trocken «wird» ist
so bleibt auch das Getränke recht kalt. Die
Spanier sollen es, wenn sie nach Manilla reisen,
thun. Die Bauern in Ungarn haben dazu wie¥
der ein anderes Mittel, nemlich sie vergraben
es ein Fuß tief in die Erde, decken es zu und
machen darauf Feuer, und laßen die Kohlen
entweder drauf, wenn sie es kalt erhalten
wollen, oder nehmen sie weg, wenn sie das Ge-
tränk gleich wieder ausgraben wollen. Die
Ursahe, weshalb das Getränk auf diese Art
kalt bleibt ist: Von unten aus der Erde steigt
alle Wärme in die Höhe, indem sie sich zum
Feuer ziehet folglich bleibt unten die Kälte
zurük.

/4) Pallas führt eine Höhle an, die eine außer-
ordentliche Kälte bei sich führet, er merkt

/ als

/|P_63

/als die Ursache davon an, daß alle Höhlen in
Allabaster %und Gipssteine liegen, woher es al-
so kommt, daß das Waßer daselbst recht
kalt ist, welche Kälte nicht bloß daher kommt, weil
das Waßer aus den Tiefen der Qvellen kommt, son-
dern weil es über solche Gipssteine fließt. Gips-
stein ist ein Kalkstein vermischt mit Vitriol-Säure
Vitriol aber bringt Kälte hervor, wenn es mit Wa-
ßer vermengt ist.

/B. Viele Höhle sind auch durch Menschenhände ange-
legt worden, darunter z B. die Salzwerke gehören.
Davon die vornehmsten sind

/1.) Das Salzwerk von Wabinia %und Wiluzka ohnweit
Cracau. Sie gehen in so großen Tiefen herab, daß
der Umkreis eine δQuadrat Meile beträgt %und «¿¿¿» <100> bis 800 Fa-
den perpendiculaire Tiefe haben soll. - 

/Bei Mastricht ist auch eine, wo ein ordentlicher Handel
mit Bremen geführt wird. Man fährt daselbst be-
ständig mit großen Wagen herein, und siehet auch Spu-
ren von der vorigen Farth, woraus man schlüßen
kann, daß die Höhle damals nicht so tief gewe-
sen ist. Iezt siehet man, daß sie immer tiefer
und zwar Gewölbeförmig eingegraben wird.
Es ist daselbst eine große Menge Säulen, daß
man sie für einen Labyrinth ansehen kann. In
den Steinkohlenbergen finden sich auch solche

/ Höhlen

/|P_64

/Höhlen, welche nach und nach entstanden sind, in-
dem man immer tiefer gegraben hat, diese ge-
hen unter der See fort, über welche die größten
Schiffe segeln. Iezt frägt es sich, ob es wärmer
oder kälter in den Höhlen sei? Ein gewißer
Naturforscher Jacob Berneville [[Bernoulli]] ist der Mei-
nung daß in dem Inwendigen der Erde eine gleich-
förmige Wärme sei. Diesen mittlern Grad der
Wärme woll@e@ er gerne ausfindig machen. In
den Observationskeller in Paris welcher 70 Fuß
tief ist hängt ein Termometer nach dem man be-
merkt hat, daß die Differenz der Winter und
des Sommers <nur> einen Grad betrage. In den Ge-
bürgen von Brasilien hat er in einer Höhle,
welche 500 bis 700 Fuß tief ist, bemerket,
daß die Lufft darinnen temperirt sei, und ohngefehr
die Wärme 52_1/2 Grad nach dem Fahrenheitschen Ter-
mometer beträgt; aus diesen will er schlüßen, daß
sich eine gleichförmige Wärme im Innern der Erde
befinde. In dem Harzgebürge ist der Rommelsberg,
in dem sich ein Schacht von beträchtlicher Tiefe be-
findet; daselbst ist eine solche Wärme, daß man
gleich seine Kleider ablegen muß, wenn man dahin
kommt. An dem Schacht aber ist eine Qvelle, deren
Waßer aber so kalt ist, daß man es kaum trin-
ken kann. Diese große Kälte des Waßers aber
kommt daher«¿», weil die Qvelladern über Alabaster

/ %fließen

/|P_65

/fließen. Das Waßer aber welches über Kies fließt,
führt eine gewaltige Hitze mit sich, weil der Kies
Schwefeltheilchen in sich enthält. Auch in Bergwer-
ken, wo es viel Schwefelschachten giebt, ist eine große
Hitze zu vermuthen. Die Lufft auf den Bergen ist weit
kühler, als die in den untern Gegenden, so daß das be-
ständige Eis %und Schnee das Kenntzeichen der höchsten
Berge sind. In einer Höhle von 1/4 Meile ist keine
Abwechselung der Witterung, sondern ein beständi-
ger Winter, hieraus siehet man, daß der Zusatz
der Sonnen-hitze, nicht eigentlich durch die Sonnenstrahlen,
sondern durch die Erregung der Erdenwärme hervorge-
bracht wird. Diese Erdenwärme ist der Erde eigenthüm-
lich, weil in den Tiefen, wo man hineingräbt und die <{2- Sonne -2}>
«¿¿¿» nicht hereinkommen kann, <{2- man es -2}> doch allezeit warm
findet. Daß die Kälte der Lufft und der Berge vom
Mangel der Erdwärme entstehe, zeigt an, daß im Som-
mer auf den höchsten Bergen der Schnee liegen
bleibt, der untere hingegen schmilzt. In der Zona
torrida erheben sich hohe Berge und auf den Spitzen <liegt>
ewiges Schnee und Eis. Es muß also die Wärme
darunter nicht so stark seyn, als sie beschrieben
wird, ja nicht einmal so groß als in den längsten
Tagen der temperirten Zonen, weil die Sonne da-
selbst länger auf den Zenith bleibt, als in der

/ Zona

/|P_66

/Zona torrida, wo die Nacht beständig 12 Stunden
dauert, %und es also eher daselbst, als in den ge-
mäßigten Zonen, wo die Nächte nur kurz sind,
abkühlen kann. Der Schnee fällt in einer Höhe von
12.000 Fuß herunter, und wenn man also weiß, wenn
der Schnee in einer Bürde schmelzt: so kann man
ohngefähr wißen wie hoch der Berg ist. In
der Zona torrida schmilzt der Schnee in einer Höhe
von 12.000 Fuß, und endlich über den Polen nicht ein-
mal von der Erde herab. Es dürfte also der Schnee
auf Wolken, die eben so hoch von der Erde sind,
herunter fallen. Oefters geschieht es, daß der
Schnee durch den Staub, welchen die Luft stets bei
sich führt, und sich auf den Schnee sezt der Schnee
auseinander ge«sezt»<bracht> wird und herunter stürzt, wodurch denn
in weniger als einer Minut ganze Dörfer unter
Schnee gesezt werden und Personen die überschüttet
sind, hierauf so gefunden werden, als wenn sie einbal-
samirt sind. Es ist zu glauben, daß nach vielen
Iahren solche Personen, wenn man viele reizende
Materien als Niesewurz pp adhibiren möchte wie-
der zum Leben gebracht werden können,
weil die Maschine ihres Lebens gleich einer Uhr
stille gestanden. Weil dieser Schnee von einer
dünnen Kürste zusammengehalten wird, so
kann dieselbe durch einen geringen Vorfall, wenn

/ sich

/|P_67

/sich nur ein Vogel drauf sezt, gebrochen werden,
worauf denn der Schnee, wegen Steilheit des Berges,
herunterfällt; dieses sind die Staub-Lawinen, die
nur die Gegenden bedecken, und sind von den vollen-
deten Lawinen in dem Stücke unterschieden, daß
diese Häuser, Bäume, und alles, was ihnen im Wege
steht, zerknicken.

/Die Gewitterwolken sind mehrentheils die niedrigsten,
deswegen ist man auf hohen Bergen vor aller Ge-
fahr sicher. Es sammeln sich auch die Wolken gerne
unter die Berge herum, daher auch der Pilatusberg
hievon seinen Namen hat, weil die Spitzen kegelför-
mig sind %und die Wolken gleichsam den übrigen Theil
des Hüthchens ausmachen. Es scheint, als wenn die Berge
die Wolken anziehn, denn alle Wolken sind elektrisch.
Zwei Engeländer [[????]] bestiegen in ihrem Vaterlande einen
Berg, es umgab aber selbigen damals «selbigen»
eine Gewitterwolke, da sie nun durch selbige durch-
steigen wollten, mußte der eine, durch«,» die in der
Wolke enthaltenen Dünste, ersticken. Fürchterlich
soll es auf den Gebürgen aussehen, wenn man, sowohl
über als unter denselben, das blaue des Himmels
siehet. Wenn man auf ihnen einen Pistolenschuß
thut: so ists als wenn ein Stock zerbrochen wird;
nach einer langen Zeit kommt es, nachdem es in allen
Winkeln %und Gegenden repercutirt worden, und
ein huntertfältiges Echo zuwegegebracht, mit

/ einen

/|P_68

/einen erschreklichen Krachen zurük.

/ ≥ Vom Erdbeben.

/Es giebt tief in der Erd liegende Höhlen, dies zeigen
die Erdbeben, %und da sie öffters ganze Welttheile
durchlaufen: so muß es tief seyn. Vor dem Erd-
beben gehen verschiedene Prognostica vorher,
die aber nur von den Einwohnern der Länder, wo
die Erdbeben öffters sind, bemerkt werden.

/1.) Die Luft ist ängstlich stille.

/2.) Die Menschen fangen an schwindlicht zu werden
Dieses kann nicht vom Schwanken der Erde herkommen,
weil dieser Zustand vor dem Erdbeben vor-
hergeht, sondern vermuthlich daher, weil gewiße
Dünste aus der Erde hervorsteigen.

/3.) Alle Thiere werden unruhig. Die Thiere haben
überhaupt feinere Witterung als die gesittete
Menschen.

/4.) Daß Ratzen und Mäuse, so wie auch am Ufer des
Meeres alles Gewürme aus seinen Löchern hervor-
läuft.

/Diese Merkmaale zeigen an, daß Veränderungen
in der Lufft vorgehn. Es herscht zu dieser
Zeit mehrentheils eine Windstille. Das Erdbeben
bindet sich an kein Clima, und wir bemerken hiebei
selbst:

/I. Eine schwankende Bewegung, die in den obersten

/ Etagen

/|P_69

/Etagen hoher Häuser zu merken ist, und auf ho-
hen Thürmen und Bergen. Besonders ist an den
Gebürgen, wo selbige den Küsten parallel laufen,
der Schauplaz der Erdbeben, weil dieselbe im
Schaukeln einen großen Bogen beschreiben; hält
dieses Schaukeln lange an: so werden sie in ihren in-
wendigen Theil erschüttert und fallen ein. Es wird
die Erde von einer Materie unter ihr gleichsam auf-
geblähet, und weil sie immer nach einer Seite
fortgehet: so sagt man, daß die Erdbeben einen
besondern Strich halten, welches man aus der Be-
wegung der Kronleuchter, Umfallen der Stühle,
nach welcher Seite es geschiehet, beurtheilet.
Das Meer erhalt öfters gleichsam eine Schwen-
kung, die mit der Ebbe und Fluth gar keine Ver-
wandschafft hat, und zwar weil der Bogen an
einer Seite niedriger und an der andern Seite höher
war, gleichfalls damit es in ein Gleichgewicht
komme, solches ist aber nur bei Gewäßern,
die weitläuftig sind, zu merken. Wenn in den
Straßen das Erdbeben die Länge hergeht, so wird
die ganze Straße zerstöhrt, weil die Häuser
von der einen Seite zur andern sich schwankeln
und mal auf mal aufeinander stoßen, gehet es
aber in die Breite der Straße: so werden die

/ Häuser

/|P_70

/Häuser, weil sie sich einstimmig bewegen, erhalten
weil eigentlich das Umfallen der Häuser vom
Fortrücken der sich aufblähenden Erde herkommt.

/II. Giebt es auch Stöße, die nicht länger als eine
Secunde währen. Auf der See empfinden die Schiffe
nur allein Stöße, welche ihnen sehr fürchterlich
vorkommen, weil sie dadurch <am> den Boden des
Meeres gebracht zu werden glauben. Die
Ebenen sind der Gefahr des Erdbebens nicht
so sehr ausgesezt, als die gebürgigten Länder,
daher man in Preußen und Pohlen niemals et-
was davon gehört. Sie breiten sich ferner nach
und nach zu weit entlegenen Oertern in einen
immerwährenden Striche aus, so daß sie in kur-
zer Zeit von Lissabon aus bis nach der Insul
Martinique fortgehn. Merkwürdig ists, daß
sie einen Weg nehmen, der dem Striche der Ge-
bürge fast gleich kommt. Ist die Ursache der
Erdbeben nahe an der Oberfläche oder tief
im Innern der Erde? Hierin können sich die Phy-
sici noch nicht einigen.

/Lehmann erklärt es durch Kieß, weil <wenn> man
Feilspäne mit Schwefel vermischt und vergräbt,
so erhizt es sich, und speiet Feuer aus. Aber
in der Erde giebt es kein Eisen, aber Schwefel

/ wird

/|P_71

/wird mit Kieß geschmolzen und Kieß wird
durch Lufft erhizt. Bei Zwickau brennt ein Stein-
kohlenbergwerk schon seit 100 Iahren, wie lang-
sam geht dies und wie schnell geht ein Erdbeben.
Es muß also die Ursache nicht an der Oberfläche,
sondern tief zu suchen seyn. Unsere Erde
ist flüßig gewesen: man findet keinen Kör-
per, der nicht Kenntzeichen seiner ehemaligen
Flüßigkeit haben sollte. Alle Steine, <auch> unsere
Knochen sind erst flüßig gewesen. Die Bäume
sind aus einen flüßigen Saft entstanden.
Ein ieder flüßiger Körper wird erst auf
der Oberfläche hart, also wurde die «K@ür@ste»
<Kruste> der Erde hart, %und «al»so giengs nach dem Centro hin,
immer weiter. Ieder Klumpen troknet
erst <von> außen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß
in der Mitte der Erde ein weiches Wesen ist,
wenn die Erde aber ganz fest seyn wird, würde
sie auch aufhören bewohnbar zu seyn, denn aus
dem Inwendigen steigen auch die Dünste auf,
die die Erde fruchtbar machen; wäre sie fest:
so könnte auf ihr keine andere Veränderung
geschehn als durch Sonne und Mond, da aber
unsere Witterungen von Sonne und Mond unab-
hängig sind: so muß unter unsern Füßen
die Ursache liegen.

/ Von

/|P_72

/ ≥ Von den feuerspeienden Bergen

/Diese kann man als Kanonen ansehen, durch deren
Mündung eine ihnen angemeßene Ladung
herausgeworfen wird. D«ie»erjenige«n», d«ie»en man
in den ältesten Zeiten gekannt hat, ist
der AEtna. Wenn dieser zu speien anfangen
will: so hört man zu der Zeit um und in Neapel
ein großes Krachen und Raßeln eines Wagens;
hierauf erhebt <sich> aus der Oefnung des Berges eine
Säule von Dämpfen, welche bei Tage wie ein Rauch,
bei Nacht aber wie Feuer aussiehet, sonst aber
wie Plinius berichtet, wie ein Baum gestalt seyn
soll, wie denn der Rauch anfänglich wie eine
Säule heraufsteiget, von der Luft aber von
allen Seiten gedrukt wird; hierauf wirft er
eine Menge Asche aus, worauf große Steine
folgen unter denen auch B@i@rnsteine anzutreffen
sind. Oefters kommt aus ihm eine Menge <heißes> «Ruß,»Wasser,
alsdenn qvillt eine gewiße Lava heraus, welches
eine geschmolzene und öfters Metallartige Ma-
terie ist, aus welche@r@ die neapolitanischen Gold-
schmiede etwas Gold herausbringen: Meh-
rentheils kommt diese Lava so dick als Brey
hervor, manchmal ist sie auch so flüßig,
daß sie in kurzer Zeit einige Meilen weit

/ fort- 

/|P_73

/fortrükt, sich aber zulezt so verhärtet, daß
sie in Neapel zum Straßenpflaster gebraucht
wird. Die Lava des Aetna und des Vesuvs
ist doch einigermaaßen von einander zu un-
terscheiden. Der Auswurfft des Aetna geschiehet
mehrentheils nach der südlichen und westlichen Seite,
und weil einige Weine zum guten Fortkommen
einen steinigten Boden erfordern: so findet man
auf seiner nördlichen und östlichen Seite die
besten Weine z B. Die Lacrymae Christi - 
Wenn der Aetna dem Meere nicht so nahe wäre:
so würde er weit größern Schaden thun als
iezt. Die erste Nachricht vom Auswurf des
Vesuvs haben wir von der Zeit, da die Stadt Her-
culaneum von seiner Asche bedekt wurde. Diese
Stadt hat man vor einigen Iahren beim Graben
entdekt, und darinnen viele <HausMobilien gefunden,>
worunter auch einige Bilder sind, von denen
man mehrentheils die Farbe noch frisch siehet,
nur kein Licht und Schatten kann an ihnen aus-
findig gemacht werden. Viele derselben findet
man a_la_Fresco im Aegyptischen Kalk
gemahlen, Bücher findet man sehr selten darin
und da sie auf Schlif geschrieben und die in
Rollen zusammengewickelt sind, auch durch
die Asche locker geworden: so muß die größte
Behutsamkeit angewandt werden, sie von ein- 

/ ander

/|P_74

/ander zu bringen. Merkwürdig ists, daß die Nah-
men, die die Alten den Büchern gaben, mehrentheils
von Schilf, Baumrinde, Bast pp herkommen.
Da man auch iezt das Amphitheater gefunden,
und keinen Menschen darin erblikt hat, wie man
überhaupt nur 3 angetroffen hat, die sich aber noch
zur rechten Zeit haben reteriren und selbst alle
Alte und Kinder mitnehmen können: so muthmaßt
man, daß sie damals nicht im Amphitheater ge-
wesen wie mans in den alten Schriften findet.
Weil der Vesuv alsdenn auszuwerfen pflegt, wenn
der Aetna aufhört: so muthmaßt man, daß sie
beide Communication haben. Der Hecla auf der
Insul Island, der mehr nach America als nach
Europa gehört, und davon die eine Hälfte unter
der Zona temperata, die andere unter der Zona
frigida liegt, wirft eine große Menge Asche
und Waßer, die von der erstaunlichen Menge
des auf ihn liegenden Schnees herkommt, aus.
Man will aber keine Lava von ihm gesehen
haben und der Berg Callopaico unter den Cor-
dilleras in Amerika hält im Speyen eine
ordentliche Zwischenzeit und Pausen.
Man kann also alle dergleichen Berge als
Kalköfen ansehen mit einer Oef-
nung.

/ Die

/|P_75

/Die feuerspeienden Berge sind niemals allein, sondern
mit vielen verbunden, sie sind auch in der Zona
torrida als frigida, wiewohl in der leztern nicht
so häufig. Man findet auf einigen Bergen
große Höhlen, und in den denselben vielen
Rauch, es müßen daher diese Berge vorzeiten
Feuer gespien haben, und nachgehends ausge-
brannt seyn, wi«¿»e denn auch ganze Insuln ausge-
brannt sind, die vorzeiten Feuer gespien haben

/In Europa sind 3 feuerspeiende Berge:

/A) Hecla und Crabla auf der Insul Island

/B. Stromgelas hat nur einen kleinen
Rachen.

/c) Solforata et Solfoterra

/Der Aetna ist der Vater der feuerspeienden
Berge; er ist 120 Fuß, perpendiculair über
der Oberfläche des Meeres, seine Spitze ist
mit Schnee bedekt, seine Basis ist einige Mei-
len weit. Er hat große Veränderungen, an
seiner Seite sind andere Europtiones oder
kleine Berge außer dem Crater, die aber doch
alle größer sind als der Vesuvius, von denen
ein ieder seinen Crater oder Rachen hat. Ein

/ solcher

/|P_76

/solcher Berg hat nicht zu allen Zeiten Feuer
gespien, sondern war vor einigen 100 Iahren
ruhig. Viele Berge sind mit Wälder bewachsen,
die einen Crater zeigen. So weit die Geschichte
der Römer reicht, hat man Nachricht, daß der
Aetna Feuer gespien, Vesuvius aber nicht. Vesuvius
war ein schöner mit Wald bewachsener Berg.
Er hat von Erbauung der Stadt Rom bis zur
Regierung des Kaisers Vespasians nicht ge-
spien, kann aber doch vorher schon gespien
haben. Zu Vespasians Zeiten hat er ge-
spien und darauf 500 Iahre geruht. Bey Coeln
an den Gebürgen sieht man Spuren von Craters,
die iezt Teiche voll Waßer sind die doch erst
Feuer gespien und noch speien können.

/In Hessen sind viele Craters und man
verkauft dort viele Trossteine, womit man
unter dem Waßer mauren kann, welches nichts
anders ist als die δLücke der Italliener.
Im Berge kocht es, ehe es auswirft. Der
Rauch der Vulcane soll electrisch seyn, indem
er eben so blizt als die Wellenwolken,
und mehr Schaden thut als der Aetna selbst
Beim Auswurf ist gemeiniglich ein Plazregen;
die Lava fließt wie Brey aus den Rachen
des Vulcans, sie ist ganz zähe und fließt

/ lang- 

/|P_77

/langsam, die Lava, die aus dem Aetna fließt, ist
so groß als 4 Berge des Vesuvs, in der Nacht
glühet sie wie Feuer, wenn sie hart wird ist sie
wie Stein, wovon Kirchen gebauet werden;
wenn aber neue Lava auf solch ein Gebäude
auffließt, schmilzt und zerfließt es. Man kann
der Lava auch durch entgegengesezte Hinderniße
einen neuen Weg bahnen. z B. In Batavia,
wo sie vorbei ins Meer fließt. Auf der Lava
will sich nicht gleich die Erde (die man auch DammErde
nennt) festsetzen, obgleich die Gegend %und der Berg
wo die Asche sich befindet sehr fruchtbar und mit
Bäumen bewachsen im Durchschnitt 80 Fuß ist. - 
Die Erde, die auf alte Lava gekommen, hat sich nach
und nach generiret, denn auf glatten Steinen gene-
rirt sich immer etwas. Die Luft bringt erst
Staubtheilchen und dazu immer mehr, bis es endlich
Erde wird, welches aber lange Zeit erfordert
Budon [[Brydone]] sahe eine große Lava, die noch mit
wenig Erde bedekt war, daher sagte er:
sie müße jung seyn, ob sie gleich schon im
2ten punischen Kriege gefloßen war.

/Wenn man zu Catanea einen Brunnen gräbt:
so kommt man durch 5 bis 6 Schichten von Lava
die mehr mit Erde bedekt sind, wozu es 16.000
Iahr rechnete, die dazu nöthig sind. Zwischen

/ mancher

/|P_78

/mancher Lava war schon eine solche DammErde,
daß schon Strauch drauf gewachsen war. Moses
giebt zwar das Alter des Menschen an, aber
nicht das Alter der Erde. Die Erde in dem ganzen
Schöpfungsbau mag sich schon seit einigen 1.000
Iahren gebildet haben, dadurch darf man sich
nicht einschränken laßen den physischen Grün-
den Raum zu geben. Einem Gott ist ein Tag
zu schaffen zu viel, zum Ausbilden der Erde
hingegen zu wenig. Auf Peru sind viele Vul-
cane und man siehet auch verschiedene Schachten
von Lava, die mit Erde bedekt sind. Dieses
ist auch eine Ursach, daß das menschliche Ge-
schlecht zur bürgerlichen Verfaßung keinen festen
Fuß hat faßen können. Solte man noch die Ur-
sache fragen, wodurch die Erdbeben entstehen
können, so meynen einige Physici dieselbe aus
physischen Ursachen herzuleiten, als wenn sie
durch die Elektricitaet des Feuers hervorgebracht
werden, daß der Schwefelkieß, der an der
freien Luft verwittert, und der Regen, der
«¿» nachgehends darauf gefallen, die Ursache
davon sind. Da der Schwefelkies aber nicht
in allen Schichten gefunden wird, das Erdbeben

/ hin- 

/|P_79

/hingegen nach so verschiedenen Länder und Oerter
zieht: so dürfen sie es vielmehr aus mechanischen
Ursachen herleiten. Das Krachen und Raßeln
um Neapel, welches wir in der Luft sausen hören,
daher können es vielleicht Dämpfe seyn, die sich durch
alle unterirdische Höhlen durchziehen und eine Oefnung
in der Oberfläche der Erde suchen. Die Luft kann
sehr zusammengedrukt werden und wird
dadurch elastischer. Man hat sogar ausge-
rechnet, daß die Luft, welche von einer
andern Luft sich senke, die den 7ten Theil
des halben Erddiameters ausmache, so dicht
wie Gold gemacht werde. Es würde alsdenn
die Schwierigkeit enstehen, ob die Athmosphäre
von den Dünsten der Erde nicht alsdenn vergrö-
ßert würde, allein sie scheint eben so
großen Abgang zu leiden als sie Zuwachs
erhält, indem die Schwefeldämpfe eine große
Qvantitaet Lufft verschlucken. Es
geht überdem sehr viel Lufft «über die» auf
die Transpiration der Menschen, Thiere
und Pflanzen und man hat gefunden, daß bei
einem Menschen die Lufft einen großen Theil
an Gewicht habe. Man findet auch die Luft,

/ so

/|P_80

/so wie das Waßer dergestallt voll Materie,
daß man nicht weiß, welches Gewicht der Lufft
zuzuschreiben ist. Es ist auch sehr wahrscheinlich,
daß alles dasienige, was sich über unserem Haupt
representirt, vorher unter unsern Füßen gewe-
sen. Man findet auch feuerspeiende Berge in
der See, nur daß sie, weil der Rauch erst sehr
spät durchs Waßer dringen kann, nicht so leicht
gemerkt werden. Auf diese Art sind ohnlängst
2 von den antillischen Insuln entstanden, und so
läßt sich auf die Entstehungsart aller Insuln
schlüßen.

/ ≥ Von dem Waßer, was zum festen
Lande gehört.

/Flüße, Seen und Morräste sind dasjenige Waßer,
was zum festen Lande gehört. Der Morrast unterschei-
det sich von der See darin, daß wenn er tiefer wäre:
so würde er auch ein See seyn. Das Waßer des
festen Landes kommt aus den Qvellen, und der physi-
sche Ursprung deßelben ist gar nicht schwer einzu-
sehen. Wenn die Erde ein Schutthaufen von aller-
ley Materie wäre so wäre auch keine Qvelle,
so wie solches an der Insul «Assention» {3- <St._Ascension> -3} zu
sehen. Sie ist ein verbrannter Fels aus einen

/ über

/|P_81

/über einander gehäuften Haufen, folglich ist es
gleich natürlich, daß daselbst keine Qvelle entstehen
kann. Nun aber ist die Erde nicht so beschaffen,
sondern es liegt nach gewißen Schichten. Iemehr
man mit flüchtigen Augen die Erde übersieht, deßto
weniger wird man gewahr, wenn man aber unter-
sucht, daß daselbst alles in einer Ordnung neben-
einander liegt, so ist die DammErde die oberste
Fläche von der schwarzen Erde. Bei uns ist dieselbe
oberste Platte sehr klein. Unter dieser befindet
sich der Lehm, welcher als ein Gewächs der unter
ihm todten Erde anzusehn ist. Eben so können durch
/δLücke welche sich in aller Kreide
und Kalk befinden zum Thierreich gerechnet werden
Nach dieser Gewächserde kommen die Schichten, diese
behalten nicht beständig eine gewiße Ordnung, son-
dern sie sind nach großen Gegenden auch in ver-
schiedener Ordnung befindlich diese Erdlagen liegen
so auf einander, wie die Blätter in einem Buche.
Was ein Stratum an einen Ort für eine Dicke
hat, dieselbe hat es auch an einen andern, so weit als
sich daßelbe erstrekt. Diese Lagen sind oft von
sehr großer Dicke, und diese«r» Dicke wird hier
die Mächtigkeit genant. An einen Ort ist ein
mächtiges Lager von Thon, hierauf folgt ein 10 Fuß

/ dicker

/|P_82

/dicker Kieß, hierauf eine Schichte von Kalk pp und
man findet ordinaire, daß sich diese Lager der
physischen «Sphäre» <{2- Schwere -2}> nähern«,». «d»Die Lagen, woraus die
Erde besteht, liegen nicht horizontal, sondern sie incli-
niren sich, so wie die Landesflächen. Die Qvellen
sind aber die Gänge, die sich das Waßer durch die
Schichten durchbohrt. Ein guter fester Thon läßt sie
nicht gerne durch, da die Lager aber abschößig sind,
so fließt es auch natürlich dahin, wie dieselben in-
cliniren. Wenn die Qvelladern ausbrechen dann
entstehn auch viele Bäche, und wenn sie sich wiede-
rum vereinigen so geben sie Ströme %.oder Flüße,
Wenn ich eine Qvellader durchs Graben durchschneide
so mache ich einen Brunnen. Daß die Qvelladern
sehr viel Waßer den Strömen zuführen kann
man daraus sehen, wenn ein Fluß ziemlich abnimmt
in Ansehung seines äußern Waßers führen
sie ihm doch immer soviel zu, daß also der Strom
mehrentheils <nie> aufhören kann zu fließen. Hin %und
wieder entspringen auch solche Qvelladern aus
dem Grunde des Meeres zB. bei den Ort El-
catif, wo man frisches Trinkwaßer aus dem
Grunde des Meeres hervorhohlen kann. Alles
Qvellwaßer kommt von der Luft. Einige glauben
daß die Berge das Waßer von den Ocean

/ wie

/|P_83

/wie ein Stük Zucker an und in sich ziehen und
herauslaßen, daraus läßt sich aber nichts erklä-
ren. In der ganzen Welt ist keine Qvelle
oder Brunen anders möglich, als wenn das Land
herum höher liegt als die Qvelle oder Brunnen.
In den Gebürgen ist alles voller Qvellen weil
sie alle höher sind als das Land an sich.

/In ebenen Flächen kann es auch viele Qvellen
geben, welche doch aber aus einer Höhe ent-
springen, ob sie gleich weit davon entfernt seyn
mögen. Von der Art sind die Brunnen in Africa
und Arabien. Diese sind in diesen Ländern mit sehr
großer Mühe von der ganzen Nation gegraben.
Diese Brunen werden daselbst auf folgende Art
angelegt. Man gräbt Stuffenweise bis 100
Fuß tief in der Erde und zwar so, daß es noch
unten zu immer enger wird. Man muß daselbst
sehr tief graben bis man auf die Schichten kommt.
Dieses kommt daher weil hier ehemals ein inlän-
disches Meer war von dem sich eine so große
Sandschichte gesezt hat, in welche das Waßer
ganz perpendiculaire bis in die Erde dringt. Man
muß also erst diese Sandschichte untergraben, alsdenn
kommt man auf abschößige Schichten worin man
alsdenn Qvellen findet. Die rußischen Steppen

/ sind

/|P_84

/sind schon von anderer Art z B. Die Wüste
Bar«b»<k>a enthält Steppen, die schon können be-
bauet werden, im Sommer aber, wenn es nicht regnet,
trocknet alles aus; Hingegen sind die «Rußen» {3- <Steppen> -3} in Ara-
bien %und Africa, wenn sie auch viel Waßer bekommen,
niemals fruchtbar. Alle Steppen in Rusland
liegen zwischen Zwei Ströme, «l»sie liegen höher
als die Ströme; folglich kann daraus auch
keine Qvelle entspringen, weil die Erde
daselbst nur über einander gehäufft ist
Die Brunnen in gewißen Districken in
Arabien troknen auch aus, oder die Heu-
schrecken fallen herein und verpesten
sie.

/ ≥ Von den Qvellen.

/Was die Qvellen anbetrifft: so fließen einige
per«¿¿»iodisch, aber doch nach gewißen Ab-
wechselungen. Solche periodische Qvellen
giebt es in der Schweitz, davon einige nur
im Sommer fließen, und dieses kommt da-
her. An der Schweitz sind hohe Schnee-
gebürge, wenn da im Sommer der Schnee
einigermaaßen schmilzt: so fließen sie.
Am Tage fließt das Schnewaßer

/ von

/|P_85

/von der Höhe der Gebürge herunter und sammelt
sich, worauf es sich in der Nacht ergießt.
In Groenland und Island giebt es wie-
der Qvellen, die sich nach dem Monde richten;
auch bei Cracau soll eine solche Qvelle seyn
Wir haben angezeigt, daß die Anziehung des
Waßers vom Monde in 24 Stunden 2 mal
geschehe und dadurch, daß er den einen {3- <Theil des Waßers> -3} mehr
anzieht als den andern, welches alsdenn fallen
muß, hier aber ist es nothwendig, daß der
Mond eine merkliche Größe der Fläche an
sich ziehe, damit alle Theile darin horizon-
tal bleiben mögen, welches er aber doch
nicht thun kann oder wir es vielmehr nicht
einsehen können und es doch demohngeachtet
in Island geschiehet. Man merke aber an,
Es giebt gewiße Länder, wo der Mond auf
Gewächse, Witterung pp mehr Einfluß hat
als bei uns z B. unter den Polen und un-
ter dem Aequator. Ein spanischer Autor [[????]]
benachrichtigt uns, daß es in Peru eine
gewiße Art R«¿»ohr gebe in de@r@ Höhe
eines Mastbaums, daßelbe soll inwendig
hohl seyn und viel Waßer in sich enthalten.

/ Man

/|P_86

/Man findet, daß das Waßer in diesem Rohr mit
dem Zu und Abnehmen des Mondes auch zu %und ab-
nimmt. Imgleichen hat Lieth [[Lind]] von den Krankheiten
der Menschen in verschiedenen Weltgegenden
berichtigt, dieser merkt an, daß in Bengalen,
wenn die Landeskrankheit das faule Fieber ein-
gerißen ist, sich das Sterben des Menschen
nach dem Monde richte. Beim Abnehmen des
Mondes sterben sie mehr, als beim Zunehmen;
wenn aber eine Mondfinsterniß ist; dann ster-
ben die Meisten Menschen. Dieses kann
aber aus dem Einfluß, den der Mond auf das
Waßer hat, nicht erklärt werden; indeßen
müßen wir es doch nicht für unmöglich halten.
Der Mond würkt auf unsern Luftkreis nicht
mehr als auf unsere Erde oder aufs Waßer.
Wenn <er> 10 Fuß hoch das Waßer hebt: so
hebt er auch die Lufft 10 Fuß hoch. Wir
können aber nicht wißen, ob es nicht etwa
was einflüßiges gebe, woraus man alle elek-
trische Erscheinungen, die Nordlichter und
Ungewitter erklären könne«n». Wenn sich
dieses hoch und weit erstrekt: so darf es
Mondes Einfluß nicht einmal nahmhaft

/ ge- 

/|P_87

/gemacht werden. Dieses ist nur ein Meer von
lauter Aether, welches die Prospherie genannt
wird; indem diese Materie nun auf alles, auch
auf den Menschen Einfluß hat: so ist es
auch möglich, daß sie auf die Krankheiten
der Menschen einen Einfluß hat. Wir mü-
ßen deswegen nicht die Erfahrungen des Ein-
flußes des Mondes wegwerfen, sondern
wenn wir sie auch nicht einsehen können, doch
annehmen können, denn es scheint, wenn
wir mehr Beobachtungen anstellen,
werden wir auch würklich eine Regel davon
geben können.

/ ≥ Von den Qvellen nach Beschaffenheit
des Waßers.

/Die Brunnen enthalten reines Waßer,
darinnen sich weder etwas vegitabilisches
noch etwas aus dem Thierreich befindet, das
Regenwaßer aber enthält vieles aus
dem Thier- und Pflanzenreich und die-
ses ist auch die Ursache weswegen es oft
so zeitig fault. Vom Mineral ist zwar
das Waßer, was aus der Lufft kommt, rein

/ aber

/|P_88

/aber das Waßer aus der Erde enthält deßto
mehr davon. Unter die Erdwäßer gehört
das harte Waßer, das weiche Waßer aber
oder das Waßer, welches am wenigsten
vom Mineral enthält, ist das Sumpfwaßer,
welches aber in der Stelle viel vegitabili-
sches enthält. Das weiche Waßer lößt
gut die Seife auf, auch laßen sich gut
Gewächse mit kochen, hingegen das harte
Waßer thut das nicht, denn die Gewächse
maceriren nicht gleich darin, das harte Wa-
ßer ist aber gut zum Trinken. Gemei-
ne Leute nennen das, was sich auf dem Grunde
sezt Salpeter, es ist aber der sogenannte
Kieselstein oder Taphus. Die Ackererde
findet sich aufgelößt in solchem Waßer,
und diese enthält viel Luft in sich, welche
die äer fixus genannt wird und von dem
äero libero sehr unterschieden ist. Dieser
äer fuxus kann aus diesem Waßer nicht anders
als durch langes Kochen herausgebracht
werden, wenn nun also das Waßer gekocht
wird, alsdann geht der äer fixus und da-
durch praecipitirt sich auch von den Tophus

/ auf

/|P_89

/Auf dem Boden dieser Tophus ist nur durch den
äerem fixum darin aufgelößt. Das Waßer
welches lange in der Lufft steht verliert auch
seinen aerem fixum. Wenn der äer fixus aus
dem Waßer herausgehet: so wird es schalicht.
Man kann ihm aber auch den Waßer wiederge-
ben wenn man ein Stük Kreide hinein legt
woraus man viele Luftbläschen herausgehen siehet
und auf solche Art bekommt das Waßer seine Krafft
wieder. Mit dem pyrmonter Waßer ist
es so bewandt, daß daßelbe den aerem fixum
sehr lange behält und deswegen ist es auch sehr
gesund. Diese harten Wäßer enthalten
viel irdene Theile, imgleichen Eisentheile
mit Vitriol vermischt. Wenn man wißen
will ob das Waßer Eisentheile enthält:
so nimmt man Galläpfel und gießt von dem
Waßer welches man probieren will herauf,
wenn das Waßer Eisentheile enthält wird
es schwarz. Um es zu probiren: ob es alca-
lisch oder laugenhaft sei pflegt man etwas
saures hineinzulegen da es dann zu brausen
anfängt. Will man versuchen, ob Kochsalz
drinn ist: so nimmt man Feilstaub von Silber und

/ Scheide- 

/|P_90

/Scheidewaßer, wenn man dieses auf das Waßer
gießt: so wird es milchicht trübe. Bei einer
chymischen Analysis bemerkt man immer, daß
aus einer flüßigen Materie beständig etwas
verloren geht, und Boerhave sagt auch, daß die-
ses ein gewißer Spiritus rector sei oder es sei
eine große flüchtige Substanz in der Kraft des
Waßer welche verfliegt. Dieses soll also in den
Gewächsen sich befinden. Was diesen Spiritus
rector betrifft so ist er nichts anders als der erwehnte
äer fixus. Wenn man Kreide nimmt und brennt die-
selbe zu Kalk: so steigt da eine Menge Luft her-
aus, welche, wenn <man> sie in ein apartes Gefäß sammelt
1_1/3 von dem ganzen Gewicht der Kreide ausmacht
und man kann damit folgendes Experiment machen.
Wenn man ein Gefäß mit geschabter Kreide hat
und Vitriol drauf gießet: so treibt die leztere
die Luft der erstern heraus, wenn ich nun an dieses
Gefäß eine Röhre anbringe die in ein anderes
Gefäß gehet, so daß sich die Luft in daßelbe
sondern kann: so wird wenn «d» im leztern das
Waßer sich befindet, dieses Waßer eben so
gut als das pyrmonter Waßer und ist be-
sonders kränklichen Personen sehr vortheil-
haft. Das pyrmonter Waßer hat bloß durch
den äerem fixum diese Kraft und daßelbe

/ behält

/|P_91

/behält ihn auch am längsten in sich und zwar auch in
großer Menge. Im Canton Bern ist ein Ort
Pfeffer <von dem gleich die dasige> Qvelle «genannt» Pfefferqvelle genannt
wird, welche auch von eben derselben Beschaffenheit
ist. Die Ursache davon ist diese: Die Erde daselbst ent-
hält viele Kreideschichten und auch Vitriol, da nun
die Qvellen über diese Schichten flüßen: so spülen
sie auch zugleich Vitriol ab, wovon es alsdenn den aerem
fixum und auch diese Beschaffenheit erhält.
Die Ursache der Bitterkeit, des bittern Waßers
ist das Nitrum. Von der Art ist auch das Glauberische [[Glauber]]
Salz, welches mit dem bittern Salz übereinkommt, und
ein Medium purgationis ist. Eisenhaltige Wesen
corroboriren sehr, dieses Waßer ist auch unsern
Körper so angemeßen daß es <so> zu sagen die Röthe
des Bluts daher zu kommen scheint. Das Eisen hat
also eine nahe Verwandtschafft mit unsern Körper.
wie es auch wahrscheinlich ist, daß unsere Fasern
und Muskeln daher ihre Festigkeit haben. Das
rechte Leben der Theile scheint aber nur vom äere
fixo zu kommen. Die Hälfte des Gewichts
des menschlichen Körpers beträgt wohl die
Luft. Diese Materie ob sie gleich sehr flüßig
ist dient doch zu einem festen Zusammenhang der
Theile die davon ausgeschloßen sind. Diese

/ Ge- 

/|P_92

/Gesundbrunnen schaffen uns Nutzen:

/1. Wenn man sich eine genaue Diaet verschreibt

/2) Wenn man kaltes Waßer trinkt besonders
des Morgens. Viele Brunnen nicht sowohl durchs
Trinken als durchs Baden zuträglich. Es giebt
auch Schwefelbrunnen. Alle heiße Brunnen
entspringen aus Qvelladern die über Strata
von Kies gegoßen sind. Diese Strata sind von
Metall und Schwefel vermischte Stücke und sehen
wie Meßing aus. Dieser Kies welcher Marcasita
oder Pirytes genannt wird hat folgende Eigen-
schaft an sich, daß wenn er in der freyen
Luft liegt und es darauf regnet: so erhizt er sich
von selbst und dieses scheint auch der Ursprung
von den warmen Brunnen zu seyn. Alle kalte
Brunnen entspringen aus Qvelladern die über
Strata von Gips und Alabaster fließen Der Gips
ist ein Kalk der mit VitriolOel gesatigt ist
und der Alabaster ist darin von ihm unter-
schieden, daß er sich beßer bearbeiten läßt
Wenn Waßer mit Gips vermengt ist: so ist
alsdenn ein ganz anderes Phoenomen als beim
Kalk, denn hier wird der gebrante Gips
bald fest und kalt. Wenn also Gipsadern
in der Erde angetroffen werden und Qvelladern

/ darüber

/|P_93

/darüber flüßen, dann nehmen sie davon die Kälte
an. Mergel ist wieder von Gips unterschieden,
denn es ist ein Compositum von halb Kalk, halb
Thon. Es wird Thonmergel genannt, wenn
mehr Thon als Kalk sich darin befindet,
Kalkmergel hingegen wenn eine umgekehr-
te Proportion ist. Durch diesen Mergel wer-
den die sehr strenge lehmigten Aecker
verbeßert, hingegen werden diejenigen Ae-
cker die viel kalkigtes enthalten dadurch
fruchtbar gemacht, daß man Gips darauf
streuet, welcher alsdenn die Vitriolsäure
in sich ziehet, und das Land dadurch befruch-
tet wird. Das Carlsbad und Achnerbad sind
heiße Brunnen. In Groenland und Island,
sind auch heiße Gewäßer welches in den
Fontainen bis über 60 Fuß getrieben wird.
Dieses ist eine chymische Hitze die durch Rei-
nigung gewißer Materien entspringt und welche
von der physischen Hitze sehr unterschieden
ist. Die chymische Hitze wird in ihrer Effer-
vescenz durch die Luft befördert. Wenn man
ein solches Waßer kochen will: so muß erst ein
physisches Feuer den äerem fixum heraustreiben
und dann erfordert es noch soviel Zeit zu kochen

/ als

/|P_94

/als das gemeine Waßer. Dieses Waßer soll wenn
es warm ist mehr wiegen als da es kalt war
wovon man aber die %.eigentliche Ursache nicht ange-
ben kann. Es giebt auch solche kalte Brunnen,
daß man das Waßer draus nicht in den Mund
nehmen kann ob es gleich in der Sonne liegt. Solches
kaltes Waßer lößt Materien auf welche die
Kälte noch vergrößern und das ist Vitriolsäure.
Es giebt aber auch brennbare Brunnen, diese sind
zwar kalt, wenn man aber brennbare Mate-
rien ihnen nahe bringt, so werden dieselbe
davon entzündet z B. Bei Edinburg in Schottland
ist ein Brunnen, wenn man in denselben einen
Strohwisch hält, so entzündet er sich. Es giebt
Brunnen die %würklich Metalle in sich enthalten.
Es ist aber kein Metall in größerer Menge
im Waßer anzutreffen als das Kupfer, das
Cementwaßer in Ungarn und Liefland hat
eine Art von Kalk, die alle Witterung und
Näße widerstehet weil er sehr stark
bindet. Um unter Waßer zu mauren be-
dient man sich des Perasso, welches eine
Asche aus den feuerspeienden Bergen ist,
dieses mit Sand und Kalk vermischt: so wird
es nicht aufgelöset, sondern vielmehr immer
stärker. In China verwandelt man die

/ Me

/|P_95

/Metalle in Kalk, oder eine metallische Erde
die gemeine Art solches zu thun ist: z B. wenn ich
gesottenes Silber durch Scheidewaßer auflöse und
thue etwas Sal tartari dazu, so ist das Silber
welches zu Boden fällt ein Silberkalk. Wenn
Kupfer in Vitriolsäure aufgelöset wird, denn sezt
sich was auf den Boden und das Waßer heißt
alsdenn das Cementwaßer. Wenn man Eisen
in solches Waßer thut dann wird es aufgelöset,
jemehr Eisen darin aufgelöst wird deßto mehr
Kupfer sezt sich auf den Boden und das Eisen
schwindet ganz. Das Cementwaßer vom Kupfer
wird zum legiren der Münzen gebraucht. Legieren
heißt wenn man zB. Kupfer unter Silber bei
den Münzen nimmt. Es giebt auch giftige Brunnen,
sie enthalten zwar nicht Gift in sich aber der
Dunst aus selbigen ist giftig, denn er tödtet wenn
man ihn nahe kommt. Das eigentliche Gift darin
bestehet aus dem Schwefeldampfe: ist aber als-
dann gesund, wenn man eine Stube worin eine Zeit-
lang Kranke gelegen, mithin die Luft mit schäd-
lichen Dünsten angefüllt ist, damit räuchert. Bei
Gelegenheit der heißen Brunnen waren noch an-
zumerken die Dampfbäder. In Pyrmont ist
ein solches Dampfbad, wo man in eine gewiße

/ Höhle

/|P_96

/Höhle sich auszieht, und von dem heißen
Dampf überschwizt wird. Auch kalte Brunnen
haben Ritzen in der Erde woraus ein Dampf
aufsteigt, der die Vögel in der Luft erstickt.
Es ist aber nichts schädlicher als die Luft welche
lang still gestanden hat und also zur Respiration
untauglich geworden. Eine solche schädliche Luft kann
auch durch den Athen der Menschen entstehen, wenn
viele zusammen sich in einer Gesellschaft befinden
Das Gefängniß-Fieber macht auch eine schädliche
Luft. Die Schwefeltheile sind sonst gesund, wenn
sie nur nicht in großer Menge in die Menschen
kommen. Um die schädliche Ausdünstung zu verhüten
muß man

/1. Die Wände in der Stube mit Eßig waschen

/2. Auch mit Schwefel durchräuchern, solches ist
besonders in Lazarethen nöthig, auch in Bergwerken
und großen Gesellschaften. Wenn man alte
Gewölbe und Keller ausräumet: so muß man sich
vor der verpesteten Lufft in Acht nehmen und
besonders kann man die schädliche Luft daran
bemerken, wenn ein Licht an einem Ort nicht brennen
will oder wenn eine Pistole nicht los gehen kann,
alsdenn kann der Mensch auch nicht mehr drinn leben.
So ist beschaffen die Grotte del Cane %.oder die Hundsgrotte.

/ Sie

/|P_97

/Sie wird so genannt, weil man mit Hunden probiret, ob
sich Menschen darin ohne Gefahr aufhalten können,
aus der Ursache, weil daselbst viele Fremde reisen.
An dem Orte wo ein Kohlendampf ist, da ist es auch
sehr gefährlich, er destiturt die Nerven,
und bringt die Hypochondrie hervor, auch der Ge-
ruch vom den Blumen; zE der Veilchen, Lilien, be-
sonders wenn sie trocken sind, ist gefährlich.

/In einigen Ländern giebt es Salz-qvellen,
auch Salzteiche zE in Rusland ist ein Salzteich,
wo sich wenn das Waßer ausdünstet, das Salz
in großen Stücken auf den Grund setzet.
Es muß aber gereiniget werden, weil es schwarz
ist, und hernach wirds der Krone zugeschikt.
Haller [[Pallas]] hat in seiner Reisebeschreibung ange-
merkt, daß alle Spuren da sind, daß das cas-
pische Meer sich soweit erstrekt hat,
daß es mit dem schwarzen Meer zusammen-
hieng und daß folglich die ganze astracanische
Steppe unterm Waßer lag. Man findet daher
in allen Steppen, die nicht weit vom schwarzen
Meer, auch in den Ländern die zwischen Ströme
liegen, und keinen gehörigen Abgang des Waßers
haben sehr viel Salz. In Europa sind keine
Salzteiche, nur gegrabenes Salz zE in Pohlen

/ und

/|P_98

/und in England, welches aber erst geläutert
werden muß. Das Salz in den Brunnen heißt die
Salzsoole zE in Halle, es wird also erst gradirt, und
dieses geschieht in aparten Häusern. Das Waßer
fällt von oben auf einige Strohbündel, die auf
Gefäßen liegen, da sezt sich nun ein Tophus drauf,
diesen kocht man, hernach dünstet das Waßer aus,
und es bleibt das Salz übrig, dazu pflegt man
gemeinhin Steinkohlen statt des Holzes zu ge-
brauchen, «W»<w>eil in Halle vorher sehr viele Krank-
heiten sollen grassirt haben, welches man den
Dünsten des vielen brennenden Holzes zuschrieb,
denn die Holzkohlen haben etwas arsenicalisches
bei sich, daß sie äußerst schädlich seyn, be-
sonders der Dunst welcher entstehet, wenn
bloß die Kohlen da sind. Dieienigen die das Salz
verfertigen heißen Haloren. Es ist ein Unter-
schied welcher ist zwischen dem Versteinern und
Besteinern, das erste heißt die Petrifaction,
das leztere aber die «Instrucation» {3- <Incrustation> -3}, welche
geschwinder geschiehet. Es haben die warmen
Brunnen zE. bei Eger und Carlsbad außer den
mineralischen Theilen auch einen gewißen To-
phus. Was dieses ist, ist schon erklärt. Ein
solches Waßer kann nun etwas versteinern

/ und

/|P_99

/und überziehen. In den inwendigen dieser Qvellen
sind nun viele Steine, welche nun besonders vielen
Leuten Anlas geben, sich um ehemalige Merk-
würdigkeiten zu bekümmern, da sie doch nur
auf solche zufällige Art entstanden sind. Wenn
aber die Einbildungskraft einmal «spiegelt» spielet,
so bringt sie auch besondere Produkte hervor,
daß einige Steine von Personen von allerhand
Figuren angesehen werden, und da nennen sie die-
ses ein Spiel der Natur. Von der Art ist die
Baumanns_höhle, da sollen einige Steine die Fi-
gur der Taufsteine, andere die Figur der Mönche
haben. Ein solcher Tropfstein entstehet durch
Herabtröpfeln solches Waßers von der Ober-
fläche der Höhle. Dieses Waßer dünstet sich
alsdenn aus und da sezt sich der sogenannte Spatus.
Der Tropfstein wird auch sonst der Aninites ge-
nannt, der aber zu nichts gebraucht werden kann,
weil er poreuse ist. Ob sich gleich solches
Waßer in Crastam sezt, so habens die Men-
schen doch genoßen, denn alle unsere Nah-
rungsmittel enthalten vielen Stof feste Steine
hervorzu-bringen, und man muß nur eine
Disposition haben das Waßer zu elaboriren.
Eben so ist es auch mit den Würmern beschaffen,

/ denn

/|P_100

/denn durch nähere Untersuchung findet man, daß
ein iedes Thier seine aparte Würmer habe«¿».
Klein ein berühmter Physicus und Secretaire
in Danzig hat auch solches bemerket, denn wür-
de irgend in einem Element kein Thier anzu-
treffen seyn, so würde es beym Menschen seyn.
Weil nun aber der Mensch schon von seiner
Zeugung den Wurmsaamen hat: so hat man würk-
lich geschloßen, daß auch schon Adam solche
gehabt und auf alle fortgepflanzt habe.

/Man hat sonst zu allen Zeiten eine generatio-
nem aequvivocam angenommen i. e. daß aus den-
selben rohen Materien auch etwas so rohes
entstehe. Aber iezt hat man angenommen eine
generationem onivocam, daß nur bloß aus einer
Art solche progenerirt werden.

/ ≥ Von den Flüßen. ≤

/Die Natur hat es so geordnet, daß das Wa-
ßer der Luft sich nicht im Sumpfe oder inn-
ländischen Meere versammlet, sondern daß es
so regelmäßig durch Canäle durch den ganzen
Erdboden geführt wird. Dazu gehören alle
Bedingungen des Bodens, nicht aber bloß daß
es gegen den Strom abschüßig ist, sondern
selbst das Bette des Stroms zum Meer geführt

/ %werden

/|P_101

/werden könnte. Bei allen Strömen kann man dies
als eine Regel annehmen. Sie entspringen so,
daß sie mit den Bergreihen aus den sie ent-
springen, einen rechten Winkel machen. Die
Ströme die aus den Alpen entspringen machen
mit denselben einen rechten Winkel. Gemein-
hin erstrekt sich auch ein Berg-Rücken zu
beiden Seiten des Stroms, und dieses war auch
nothwendig; denn weil die Ströme durch den
Fortfluß immer größer werden sollen: so
müßen sie auch durch Qvellen unterhalten
werden, denn sonst würden sie versiegen.

/Von diesen Strömen wollen wir die allgemeinen
Merkmahle erwägen.

/1. Die Bewegung und den Abgang der Flüße
Die Ströme laufen deßto schneller, iemehr ihr
Boden abschüßigkeit hat. Die Gefälle
macht eine Ursache von der Geschwindigkeit
des Stroms aus. Übrigens wenn 2. Ströme ver-
schiedene Gefälle haben: so hat das Waßer
welches ein größeres Gefälle hat, auch eine grö-
ßere Geschwindigkeit, und die andern lange Ströme,
wenn sie auch ein kurzes Gefälle haben, laufen
doch geschwinder als andere. Ie tiefer der
Strom ist: deßto schneller ist auch sein Lauf.
Man hat gefunden, daß die Ströme, welche nicht

/ weit

/|P_102

/weit vom Meer sind gerade laufen, und wiederum
bey Qvellen sehr schnell «laufen» fließen.

/2. Die Größe. Dieses kommt auf die Länge an.
Der Amazonen-Fluß ist der längste, denn er
läuft über 700 deutsche Meilen. Nach ihr sind
der Nil, Senegal, der noch größer ist als der Nil.
Der Missisippi der aus dem Missanischen Gebürge
entspringt und der Ganges, der von Nordwest nach
Südost fließet. Er entspringt aus dem Gebürge,
welches Indostan{2- Hindostan -2} von der Bucharey absondert.
Die Doina{2- Düna -2} ist in Europa der größte Fluß.

/Ein Fluß kann aber auch groß genannt werden,
wenn er viel Waßer in sich enthält. Was
die Breite betrifft: so ist de_la_Plata 60 Mei-
len breit. St:_Florentinus in Canada ist auch
so breit, daß man aus der Mitte des Stroms
kein Land sehen kann. Der Amazonen-Fluß ist
noch tiefer als der de_la_Plat«t»a, denn er ist
wenigstens auf 200 Faden tief, und die Höhe
von welcher er fällt beträgt 12.000 Schuh. - 

/Auch die kleinen Ströme, die in denselben flie-
ßen, als Rio {2- <Janeiro> -2} Baco, Vruluga sind sehr groß,
und zwar größer als der Nil bei Cairo.

/Große Gebürge und Wälder verursachen, daß
die Dünste in der Ausspannung erhalten und
hernach zusammen geprest werden. Der Zairis {2- Zaire -2}

/ ist

/|P_103

/ist sehr schnell. Rio «Gallo» {2- <Grande> -2} aber ist der schnellste
Strom in der Welt. Er hüpft wenn er ins Meer
fließet. Es sind zwar viele schnelle Ströme,
doch sind die meisten so beschaffen, daß sie mit-
telmäßig fließen, so daß sie schiffbar sind.
In den alten Zeiten haben die Ströme weit grö-
ßere Gefälle gehabt als iezt, welches man an
den hohen steilen Gebürgen sieht, die von beiden
Seiten des Stroms stehen. Die Waßerfälle fin-
det man nicht auf den Boden von der Erde, sondern
auf den Felsen, denn sonst möchte das Waßer die
Erde so lange wegspühlen, bis der Grund des Flußes
gleich wäre. Dergleichen Waßer ist in Eu-
ropa am Rhein bei Schaffhausen, wo das Waßer
75 Fuß tief fällt, aber nicht perpendiculaire.
Der Magana in Nordamerica fällt ehe er
sich in den Setonio ergießt über 150 Fuß und
zwar perpendiculaire. Bageta ein kleiner Fluß
bei Sartaffa in Südamerica hat einen perpendicu-
lairen Fall von 1200 Fuß. Da man nicht weiter
auf solche Art auf den Flüßen fahren kann:
so macht man sich daselbst Bothe, die man von
einem Fluß in den andern tragen kann, solche
werden von den Rußen Hallachs und von den
Franzosen Portage genannt. An einigen Flüßen

/ aber

/|P_104

/aber giebt es Canäle, wo man aus einen Fluß
in den andern fahren kann als zE. der Canal von
Langvedoc, imgleichen der Lodogische Canal, welcher
15 Meilen lang ist. Einige Flüße scheinen sich in der
Erde zu verlieren und kommen hernach wieder
hervor zE. die Rhone, daselbst soll ein Getöse
seyn, als wenn ein Wagen mit Eisenstangen
führe. Man siehet, daß ehedem das Waßer
die Oberfläche daselbst überschwemmt habe,
und hernach sich da durch gearbeitet habe.
Der Guadiana fließt auch zwischen Gebürgen
und Wäldern, daß man ihn nicht leicht «vorher»
wahrnehmen kann. Auch in der Wüste von Bucharest
und Persien, wo es platte Formen giebt, die kleine
determinirte Landesrücken haben, da sind Ströme,
die in die sich daselbst befindlichen Sandwüsten
stecken bleiben, und ihren Strom nicht continuiren
können. Fast kein Strom hält sich <so> in seinen
Ufern, daß er nicht sollte aussteigen. Im An-
fange sind sie nicht in ihre Ufer eingeschloßen
gewesen, aber in der Folge, da der Zufluß
des Waßers immer kleiner wurde, haben sich
die Ströme immer tiefer eingegraben zE. in
Ungarn sieht man, daß die Donau selbst sehr
viele Seen gemacht hat, und so überschwemmen

/ iezt

/|P_105

/iezt auch einige Flüße die Wiesen. Dies Austreten
der Flüße ist mehrentheils dicht an dem Ausfluße,
welches zu verhindern sich die Menschen bemühen,
indem daselbst von beiden Seiten der Strom mit
Dämmen verbaut wird, damit er sich an einem andern
Ort ergieße. Deswegen sind am Ausfluß der Ströme
die fruchtbarsten Länder. Dies Austreten ge-
schieht besonders im Frühiahr. Es giebt aber auch
Länder, wo diese Ueberschwemmungen regelmäßig
geschehen und ohne die das Land nicht kann culti-
virt werden. Unter diesen können wir die 2 Länder
Aegypten und Siam rechnen. In Egypten er-
gießt sich der Nil und in Siam der Strom
Menan. Das rechte Ufer vom Nil ist eine
Steinküste, und das linke eine Sandküste,
da ergießt sich der Nil, überschwemmt den
Aker mit Lehm und macht ihn auf solche Art
fruchtbar. Siam könnte bewohnt werden, wenn
sich auch der Menan nicht ergießen möchte, denn
es regnet auch daselbst. In Egypten aber
regnet es aber gar nicht, und die Überschwemmung
des Nils geschieht im Sommer von Iuly bis
August. Ohne menschliches Zuthun könnte diese
Überschwemmung nicht regelmäßig seyn. Egypten
führt sehr viel Waizen aus und bauet auch
sehr viel Reis. Dieser Reisbau füllet

/ auch

/|P_106

/auch die Luft mit vielen faulen Fiebern an, weil
er nicht anders wächset als auf einen sehr naßen
Boden, so daß er auch unterm Waßer wächst. Nun
giebts in der ganzen Welt nichts, was eine schädli-
chere Luft macht als ein lange stehendes Waßer
und das ist auch die Ursache, daß Egypten so
schädlich ist. Die Kinderpocken haben auch von
da ihren Ursprung. Wenn aber der Nil nach seiner
Überschwemmung wieder in sein Bette tritt: so ist
es ein wahres geseegnetes Land, weil alsdenn ein
schöner Wuchs des Grases und überdem, weil es als-
denn einer der fruchtbarsten Bodens ist. Es ist zwar
dieses für das Land gehalten, welches zuerst ist
bewohnt worden, wir müßen aber den Ruhm
dem Indostan geben, dieses lieget unterm 32sten
Grade, welches für den glüklichsten Ort gehalten
wird, in diesem District ist der Sitz des Tamerlans,
da liegen einige Gegenden, wo der Fluß Gihon
durchfließet, imgleichen einige Gegenden von
Persien, wovon so viel gutes geschrieben
wird. Ueberhaupt die Araber und alle Völker
redeten beständig von Indostan. Die ietzige
Ueberschwemmung ist in Ansehung der alten Ueber-
schwemmung des Nils um eine Elle geringer.
An einigen Orten steigt das NilWaßer

/ 18

/|P_107

/18 bis 20 Fuß hoch und alsdann vermuthet man die
größte Fruchtbarkeit, wenn er aber zu hoch oder
zu niedrig steigt, so erfolget daraus ein Mißwachs.
Alle Flüße führen Materien bei sich aus den Ländern
wo sie ihr Waßer herführen. Wenn man den In-
halt der Materie, die die Flüße besonders im Früh-
iahr führen, untersuchen möchte: so könnte man daraus
auf das mineralische des Landes selbst schlüßen
Die kleine Ströme führen ehe sie in große Ströme
fallen schwereres Waßer, als wenn sie sich hernach
schon mit andern vereiniget haben, weil sie ge-
schwängert sind von der Materie die sie aus dem
Gebürge fortgespület haben. Wenn sie sich aber
mit großen Strömen vereinigen, denn vertheilt
sich die Materie auch in das übrige Waßer,
folglich muß es nothwendigerweise leichter
seyn. Keine Materie wornach die Men-
schen fragen ist so wie das Gold. Die Alten
halten das Gold nur bloß aus den Strömen.
und nicht aus den Gebürgen, iezt wird gar aus den
Rh«¿¿»einStrom Gold geläutert, dieses bringt
aber so wenig ein, daß daselbst sich nur
faule Leute damit beschäftigen und sie fin-
den auch nur kaum soviel, als sie des Tages zu
ihrem Unterhalt brauchen. Man höret zwar

/ daß

/|P_108

/daß in den alten Zeiten die Ströme mehr Gold ge-
führet haben, dieses ist aber nur so zu verstehen,
das Gold war nur damals von einem größeren
Werth als iezt. Am Rheinstrom wird das Gold
nicht in so großer Menge gewaschen als in Gvi-
nea. Das rechte Bergwerk ist aber in Brasilien
Dieses Goldbergwerk von gewaschenem Golde,
ist ein Seifenwerk, es wird aus der Erde gewaschen
In Papeco«¿»chon in der Audienzia Quitto laufen
die Regen und Gießbäche in großen Praecipitien
und reißen sehr viele Erde mit sich weg. In
der Erde liegt aber Gold, weil es aber nicht
so schnell wie die Erde mit dem Waßer fortlau-
fen kann: so fließet es nur so lange bis es einen
tiefen Ort oder Busen antrift wo es sich denn
absetzet, und hier wird es auf folgende Art
aufgefangen. Man nimmt Bretter mit Flanell
überzogen, drauf legt man ein Stück Erde,
gießt so lange Waßer drauf bis der Sand
abgespület ist, und nur das bloße Gold am Fla-
nell hängen bleibt, man trocknet hernach
den Flanell und klopfet das Gold heraus.
In Arabien wovon man so viel redet ist
gar kein Gold.

/ Von

/|P_109

/ ≥ Von Landseen und Morrästen

/Unter die Landseen können wir auch die Salzseen
rechnen. Das sind alle Waßer, welche irgend einen
Abfluß haben zum Meere, entweder einen sicht-
baren oder unsichtbaren, so ist zE. der Genfersee
in der Schweitz %und auch der Bodensee. Von der
Hoefensee giebt man vor, daß man sehen kann
wo der Strom fließet, der Schein davon kommt aber
daher, wenn der Rhein aus dieser See fällt und
die Rhone dahin fließt: so muß nothwendig ein Zug
des Waßers seyn und da ist alsdenn unten ein Strich
zu sehen, welche_«¿»r weiß ist.

/Die Morräste verpesten die Luft. Bei Essex sind
viele Morräste, daher sehen auch die Menschen
alle aschfärbigt aus, von denen daselbst herschenden
Quartalfiebern. Ungarn hat auch eine solche
Lage, hievon kommt auch die ungarische Pest, welche
in Flekfiebern bestehet, und das ist auch die
Ursache, weswegen Ungarn der Deutschen Kirchhof
genannt wird. Diese Flekfiebern schreiben
sich daselbst von dem Obste her, wie bei uns
die Ruhr, die aber so wenig daraus, wie bei
uns die Ruhr entspringen. Vielmehr ist das
Obst ein Remedium dafür. In Feldlagern
kommen auch die Krankheiten größtentheils

/ von

/|P_110

/von den Morrästen her, die nicht weit davon
liegen. Die berüchtigsten Sümpfe sind die Pam-
tinische von Rom nach Capua zu. Viele kleine
Ströme haben daselbst nicht ihren rechten Abfluß
sondern bleiben da einigermaßen stehen %und daher
entstehen die Sümpfe. Der Wind, der von da wehet,
der kann in der Entfernung einen plötzlich«en»
ersticken. Hernach giebts auch Morräste
in Engelland und zwar bei Lincoln.

/ ≥ Von der Luft

/Man theilt die Luft in 3. Regionen ein:

/1) Der erste erstrekt sich soweit bis in die
Höhe, wo der Schnee nicht mehr schmilzt.

/2) Die 2te bis zu der Höhe über welche
Meteoren i. e. Lufterscheinungen, sowohl
feurige als waßrigte nicht mehr steigen

/3. Die dritte geht bis zu der Höhe der Admo-
sphaeren.

/Die Höhe in welcher der Schnee nicht mehr schmilzt
beträgt bei uns 6.000 Fuß und in Frankreich
1.000 Fuß, und auf den Cordillaren 15.000 Fuß
perpendiculairer Höhe. Die zweite Region
fängt da an, wo die erste aufhöret, nemlich
nur bis zu der Höhe, über die die Meteore nicht
mehr steigen. Die Wolken gehen in dieser Höhe

/ nicht

/|P_111

/nicht höher als eine deutsche Meile. Sehr wenige
Wolken steigen über 6 bis 10.000 Fuß, die
übrigen Meteore aber, als Sternschuppen, Nord-
lichter, Feuerkugeln kommen von einer weit grö-
ßern Höhe. Doch befinden sich auch die Nordlichter
nicht sehr hoch; denn nach den Beobachtungen, die
in Waxthus angestellt sind, hat einer [[Hell]] gefunden,
daß die Nordlichter nichts anders als Repercussiones
und Refractiones der Luftstrahlen, so wie bei
dem Regenbogen sind, die aus den Schneetheilchen
in hohen Gegenden erzeugt werden, und wenn das
ist, so müßen sie nicht hoch steigen. Wo hört
alle Luft auf? Da wo ihre Verdünnung so
groß ist, daß «sich» sie sich nicht weiter mehr
ausdehnen kann. Es ist dünner als das Licht, ob die-
ses gleich von zarter Natur ist, daß es von
allen Körpern überhaupt reflectirt wird.
Der Raum der mit Luft angefüllt ist, beträgt
ohngefehr 300.000 Fuß, oder 9_1/2 deutsche
%Meilen. Iezt wollen wir ihre Eigenschaft über-
haupt erwägen, und zwar:

/1. Ihre Feuchtigkeit und Trockenheit. Eine
Luft heißt nicht feuchte, wenn sie viel
wäßrigte Dünste in sich enthält, sondern
wenn sie nicht viele Feuchtigkeit verschlukt,

/ trocken

/|P_112

/trocken aber, wenn sie dazu fähig ist. Man
beurtheilt also die feuchte und trokne Luft
nach den verschiedenen Gegenden darin sie entwe-
der Feuchtigkeit anzieht oder fahren läßt. Die
größte Feuchtigkeit kommt nicht sowohl von den
nahen Meeren als:

/a) Von dicken Wäldern %und

/b) von Morrästen; denn es giebt schöne trokne
Gegenden, wo keine Landseen, aber um deßtomehr
Morräste sind. Daß die Wälder eine Feuchtig-
keit verursachen sieht man daraus: Die Blätter
der Bäume dünsten erstaunend viel aus zE ein
Hopfengarten dünstet mehr aus, als eine gleich
große Fläche Waßer. Die Gewächse aber
pflegen auch in der untern Luft die Feuchtigkeit
in sich zu ziehen; daher an solchen Orten zE.
in Porto_bello einem Hafen, die franzoische Academie
ihr Papier nicht brauchen kann, weil wegen der
Feuchtigkeit der Luft die Tinte auf dem Papier
gleich verfließt. Weil die Morräste auch dem
Schein der Seen nicht entgegengesezt sind: so ver-
ursachen sie auch eine schädliche und gefährliche
Luft. In den nördlichen Gegenden von Egypten
giebt es eine sehr trokne Luft, wo die Einwohner
kein anderes Mittel haben, als daß sie künstliche
Fontainen machen, womit sie das Waßer in

/ die

/|P_113

/die Luft spritzen, um sie etwas feucht zu machen
Am arabischen Meerbusen ist ein Hafen Iamron,
daselbst troknet die Luft den Schweiß gleich weg
und die europaeischen Völker werden daselbst auf solche
Art gleich verrükt, denn dadurch daß die Luft so
austroknend ist, troknen die Blutgefäße und verur-
sachen dadurch eine Inflamation. Sehr trokne Luft
muß also soviel als möglich vermieden werden.
Wir athmen die Luft in uns, %und dadurch thut sie uns
Zwei Würkungen.

/a) als eine prevmatische Maschine, da sie die Lunge
aufbläset, und dadurch zu wege bringt, daß das
Blut in den Adern gut circuliren kann.

/b) Daß sie die faulen Theile aus der Lunge wegnimmt.
Unsere Lunge ist dasienige Viscus, wodurch die Natur be-
sorgt war die faulenden Partikelchen wegzuschaffen.
Unsere Lunge nimmt aber auch aus der Luft Nahrungsmittel
die mit dem Blut vermischt werden. Wenn wir riechen,
so ziehen wir die Dünste mit in die Lunge. Die Passage
nach der Lunge ist mit Nerven verwehrt: Riechts gut:
so nimmts die Lunge auf, behälts, weil es ihr dienlich
ist, was übel riechet nimmt sie nicht auf, weil sie
einen Widerwillen dagegen bezeiget. Vitriol, Alaune
und Schwefel sind der Lunge nachtheilig, denn der Dampf
des Schwefels, den wir in uns ziehen, ziehet die Lunge
zusammen, welches das Stipti¿¿ genannt wird. Eine
feuchte Luft troknet nicht, folglich ist sie auch für
uns nicht so nützlich, als eine mittelmäßig trokne Luft,

/ weil

/|P_114

/weil diese die Dünste aus uns wegschaffet, die feuchte
Luft aber schlukt die faulen Dünste nicht leicht auf,
sondern sie werden in unsern Körper aufbehalten,
folglich ist sie der Gesundheit nachtheilig. Ist die
Luft aber wiederum sehr trocken, denn troknet sie
die Lungenbläschen zu geschwinde aus, welche da sie
nicht leicht feucht werden zum zerreißen aufgelegt
sind, wodurch die Blutgeschwüre entstehen und andere
Krankheiten, daß also in einer sehr troknen Luft
nur lauter hektische Personen leben.

/2. Die Reinigkeit der Luft beurtheilen wir so wie
alles andere durch ihre Durchsichtigkeit, wenn die
Dünste ganz aufgelößt sind, denn ist sie auch durch-
sichtig und rein. Solche Luft befindet sich auf
hohen Bergen. Ein Beweisgrund von der «höchsten»
größten Reinigkeit der Luft ist, wenn die Ster-
ne das bebende und wankende Zittern nicht haben.
Wir sehen sie sonst immer zitternd, welches daher
kommt, weil die Dünste in der Athmosphäre durch
die wir sehen müßen in beständiger Bewegung
sind (In Tra¿ Arabien %.oder im alten Chaldaea
sind die Häuser mit solchen Dächern, daß man
darauf schlafen kann, weil die Luft da so
trocken ist, daß sie gar keinen Tau mit sich
führet. Nun wird begreiflich wie die Astronomie

/ in

/|P_115

/in diesem Lande hat so früh entstehen können Die
Einwohner daselbst haben lange Nächte, indem die Sonne
um 7 Uhr des Morgens aufgehet und um 7 Uhr des Abends
untergehet; daher ist in den Ländern wo der Regen so
sparsam ist die Luft so heiter, daß die Einwohner bei
ihren langen Nächten, ob sie gleich einigermaaßen kälter
sind, als bei uns, erstlich einem Theil der Sterne Nah-
men gaben, hernach nach ihrer Laufbahn spürten pp
daß es also ganz natürlich zugieng, weswegen sie sich
eher als andere Völker auf die Astronomie ge-
legt haben.

/3. Die Gesundheit der Luft. Die Luft ist entweder
zuträglich oder nachtheilig. Wo es keine epidemische
Krankheiten giebt, da ist eine gesunde Luft zE.
in Groenland und überhaupt im kalten Clima wer-
den die Menschen nicht sehr alt, und ihr Körper
wächst auch nicht so groß. Da die Maschine irgend
einer Kraft beraubt ist: so ist es auch kein
Wunder, warum die Menschen daselbst so kurz
leben. Aber eine Luft ist besonders berufen, als:

/a) Die Luft auf der Insul Bernhardus, wohin
man Reisen anstellt um die gesunde Luft zu
genießen

/b) In Brasilien. Das Land liegt an der See, so wie alle
Länder, die wegen der gesunden Luft berühmt sind,
das Seewaßer corroborirt mehr als das süße Waßer;

/ daher

/|P_116

/daher hat man auch gefunden, daß in den kalten Län-
dern das Seewaßer mehr Würkung thut als das andere
Waßer.

/c) Montpellier %.in Frankreich hat auch eine gesunde Luft
imgleichen

/d) in Lissabon. Die Engelländer besuchen diesen Ort sehr

/NB Die Reisen scheinen in Ansehung vieler Krankheiten
Mittel zur Genesung zu seyn, besonders für Personen,
die Abzehrung und Hypochondrie haben. Montpellier
ist der Hauptort, wo man hinreiset, um durch die Luft
und die Lage des Orts seine Gesundheit zu repariren

/e) Nizza. Dies scheint auch ein vortheilhafter Ort für die
Gesundheit zu seyn, nur daß er nicht so angenehm
ist wie Montpellier.

/Hingegen giebts eine sehr ungesunde Luft, die wir
nun betrachten wollen.

/Der haupsächlichste Grund der ungesunden Luft ist das
lange stehende Waßer %und wenn vornemlich noch die
Sonnenhitze dazu kommt. Wenn solche Waßer da sind,
wo die Nächte kälter sind als die Tage, denn ist daselbst
die Luft am schädlichsten. Dieses ist auch die Ursache von
den Krankheiten an den Morrästen der Donau.

/In Afrika ist die Insul St:_Thomas, die unter
dem Aequator liegt von einem unvergleichlichen Boden,
hat schöne Gebürge und Wälder. In der Stadt der-
selben siehts so gefährlich mit der Gesundheit aus,
daß Fremde daselbst in einer Nacht sterben müßen.

/ Die

/|P_117

/Die Holländer haben eine sehr große Liebe zum Vaterlande
besonders aber zu Amsterdam. Als sie nach Iava reise-
ten: so bauten sie sich auch eine Stadt, welche iezt Ba-
tavia heißt und Amsterdam gleich kommt, wo aber auch
die Luft höchst ungesund ist; denn %.erstlich liegt der Boden
sehr niedrig, die Canäle sind stehend und mit Bäumen
bepflanzt, welche noch verhindern, daß die Sonne die
Feuchtigkeit daselbst nicht austroknen kann. Dieses alles
ist die Ursache von der Ungesundheit in Batavia, so
daß alle Iahr fast die Hälfte von Europaeern, die
dahin kommen, sterben. Deswegen können sie sich auch
hier nicht vermehren und sie hätten weit beßer gethan,
wenn sie Batavia wenigstens eine halbe Meile von dem
Ort, wo es iezt stehet, gebauet hätten; denn die
ungesunde Luft in Batavia erstrekt sich gar nicht
weit. In Africa beim Ausfluß gewißer Ströme
wird der Boden sehr flach und bestehet aus einer
schwammigten Erde. Die Engelländer nennen diesen Districkt
Senegambien, weil es zwischen Senegal %und Gambi«en»a liegt.
Wenn nur das Fleisch von solchen Oertern in die Schiffe
gebracht wird: so sterben viele Menschen bloß von
dem Geruch deßelben: daher sind schon gewiße
Neger dazu bestimmt, die diese Luft vertragen können
In Sumatra konnten die Engländer auch keine dauer-
hafte Factorei errichten, denn die mehresten Leute
starben ihnen daselbst immer aus, bis sie den

/ %sumpfigten

/|P_118

/sumpfigten Boden bemerkten, und nicht weit davon
die Factorei gebaut haben. Es sind Länder die weit
entfernt sind einen feuchten Boden zu haben als Egypten
und Arabien und die doch der Sitz von solchen anstecken-
den Krankheiten sind desgleichen in der ganzen Welt
nicht zu finden. Unter diesen Krankheiten sind beson-
ders.

/a) Der Aussatz, der an Einheimische in Arabien %und Egypten
anzutreffen ist, solche Personen sind gemeinhin sehr
verderbt und verliebt, und bekommen zulezt ein
ganz scheußlich Gesicht.

/b) Die Kinderpocken haben sich aus diesen Ländern
in Europa, ia in der ganzen Welt ausgebreitet

/Im Anfange des 7ten Iahrhunderts hat man die erste
Nachricht davon gehabt. Sie werden die Krankheit der
Franken und Europaeer genannt, weil sie sie weiter
ausgebreitet haben. Die Pocken befinden sich auch
in America, Groenland pp Sie sind nicht anzusehen
als eine Krankheit, die aus sich selber entspringt
sondern nur als eine Contagion bloß durch Berührung
der Kleider, auch durch den Athem (Madame de la Mon-
tagne
[[Montague]] brachte zuerst aus Konstantinopel die Kunst
die Pocken zu oculiren, hieher (Die Constantinopo-
litaner haben sie von den Braminen bekommen.

/c) Die Pest scheint in Egypten mehr als in Arabien
zu wüthen. Man ist in einer falschen Meinung,
wenn man glaubt, daß sie hier in Europa bei uns

/ %entstehen

/|P_119

/entstehen kann; denn es mögen ansteckende Krankheiten, die
so nachtheilig sind als die Pest in unsern Ländern entstehen,
so ist es doch keine Pest, denn diese kann nicht anders ent-
stehen, als sie müße entweder aus Egypten kommen oder wir
recipiren sie von einem, der sie schon gehabt hat. Diese
Pest war allen ein Merkmaal, und das ist das Karbuckel-
geschwür. - Aleppo bekommt sie von der Südseite von
Palestina. Die Meinung der Mahomedaner, indem sie glauben,
daß die Verhinderung und Vorbeugung der Pest als ein
Frevel wider die %.göttliche Religion anzusehen sei, macht,
daß die Pest so sehr um sich greift. Man behauptet,
daß die Pest in China noch nicht gewesen ist, ob sie gleich
fast alle Länder des Erdbodens durchstrichen hat. - 

/d) Die venerische Krankheiten kommen auch nicht anders
als durch eine Contagion und zwar kommen sie aus America.
Es giebt noch epidemische Krankheiten, die gewißen
Völkern eigen sind, aber zu gewißen Zeiten aufhören
zE die Pocken und die Viehseuche, die lezte hat ange-
fangen, da man die Viehweide anfieng einzuschränken,
wo das Vieh zu freßen gezwungen ward was es
nicht zehren mag, alsdann bekommt es erstlich einen
Schnupfen, wenn dieser bösartig ist: so entstehet eine
Contagion. Und wenn auch die Stallfütterung aufgehoben
würde, denn würde auch alle Viehseuche abgeschaft
werden.

/ ≥ Von den Winden

/Wenn die Luft von der Sonne an einem Ort mehr afficirt
wird, als an dem andern, imgleichen wenn die Luft in Norden

/ zu- 

/|P_120

/zusammengepreßt wird und im Süden alsdenn nothwendig
dilatirt wird: so wird das Aequilibrium der Luft
aufgehoben und es entstehet daraus ein Wind. - 

/Alle Insuln in heißen Erdstrichen als zE in Iamaica,
Barbadeaux, de_la_Cruze haben 2 Winde

/1. Der See und

/2. Der Landwind. Den Tag durch weht der Seewind, die-
ser kühlet die Insul: Wenn der Abend kommt: so läßt
der «Südwind» Seewind nach und schon um 7 Uhr des Abends
fängt ein Landwind an, der warm ist. Nach Sonnen-
aufgang hört er wieder auf. Dieser Wechsel der
Winde macht, daß man mehrentheils zwischen den In-
suln Winde antrift, die bald wärmen bald wieder
abkühlen.

/ ≥ Von der Qualitaet der Winde

/Die Westwinde sind bei uns feucht. Die Ursache <daß wir sie für feucht %halten> ist, daß
sie über große Meere kommen; aber diese ist
falsch, denn ob sie gleich Dünste mit sich führen: so
folget doch noch nicht daraus, daß sie dieselben sol-
ten fallen laßen, eben so wenig, als das Waßer
worin Salz aufgelößt ist, daßelbe von sich laßen
wird. Die wahre Ursache weswegen die Westwinde
die Feuchtigkeiten fahren laßen, ist uns noch unbekannt.
Der Westwind in NordAmerica ist troken. Im-
gleichen sind die Winde die über Sandwüsten, be-
sonders über hohe Gebürge wehen, trocken, weil
die obere Luft auch von gewißer Trockenheit

/ ist.

/|P_121

/ist. An der Küste von Gvinea ist eine sehr trokne
Luft, wo das Holz, wenn der Wind wehet, solche
Spalten bekommt, daß man die Hände drinn legen kann,
und sobald «sich» dieser Wind aufhöret, sich so zusammen-
zieht, daß man es nicht merken kann wo es gespalten
war. Die Winde aus Nordosten und Nordwesten sind
kalt, aus Südosten und Südwesten aber warm. Unter
den heißen Winden ist in Italien berühmt der Sirocco, den
die Alten Africus nannten, der in einer kurzen Zeit
die Steine so erhizt, daß man die Hand nicht dran halten
kann. Es geht die Hitze des Sirocco weit über die
Hitze der Blutwärme. Ein ieder Wind, den wir in Preu-
ßen empfinden kühlet uns. Aber es ist nicht aller Or-
ten so, und vor einigen muß man sich sehr hüten,
indem sie einen Menschen so erhitzen, daß er in Ge-
fahr stehet aufgerieben zu werden. Wir leben in
einem solchen Strich, wo die Hitze der Winde niemals
den 6ten Grad des Fahrenheitschen Termometers
erreicht, daher kühlen uns immer die Winde, weil sie
kälter sind, als die Hitze unseres Körpers.
Wenn aber der Wind heißer ist, als die Hitze des
Bluts, denn muß er nothwendig viel Schaden anrichten.
So sind die Ohamsen in Egypten, wenn die im Iunio
zu wehen anfangen; denn verschließen sich die Leute
in ihre Zimmer, und spritzen Waßer in die Luft,
um sie zu erkühlen. Der Sirocco macht aber in
sehr kurzer Zeit ganz matt, so daß er in 24 Stunden
einen ganz aufreiben kann. Noch gefährlicher aber
ist der Samiel in Persien, der kommt aus Nordwesten

/ aus

/|P_122

/aus Arabien und zwar über Sandwüsten. Wenn dieser
Wind wehet, denn ist der Luft ganz röthlicht. Er
gehet nicht hoch und scheint auch nicht die Erde zu be-
rühren. Wehe aber dem, der sein Gesicht diesem Winde
entgegenstellt, besonders die Nase, denn er erstikt
gleich. Wenn der Körper getödtet ist, denn ist er auch
gleich aufgelöset, und so klebricht, daß wenn man sein
Bein anfaßt, es sogleich in der Hand behält. Die
Ursache von diesem Winde ist: Er wehet über Sandwü-
sten, der Sand ist electrisch, und denn scheint er we-
gen der Hitze viel electrische Materie zu exhaliren,
welche hernach die Winde mit sich führen. Dies ist
auch die Ursache von den Windwirbeln. Indostan ist das
von der Natur am reichsten versehene Land, es enthält
viele Produkte der Natur. Hier hat die Natur auch
viele Sandwüsten mitten unter den fruchtbaren Ge-
genden verbreitet, die auch heiße Winde verursa-
chen. Man hat gefunden, daß wenn die heißen Winde
wehen, auch fast alle Leute krank werden, darauf
ist aber die Luft so gesund, daß sie auch fast
alle wieder gesund werden. In Narbam werden
die Einwohner wenn der Südwind wehet mager und
krank. Ueberhaupt thut es auch in Griechenland solche
Würkung, daß er die Kräfte der Munterkeit
des Gemüths auf einige Zeit stumpf machet, daß er
aber durch «solche» seine @Fahr@ über die atlantischen
Meere diese Eigenschaft nicht verliert, ist unbegreiflich.

/ Wenn

/|P_123

/Wenn man die Geschwindigkeit der Winde mißt,
wozu man ein Instrument hat, das animus metris
genannt wird, so findet man, daß der Wind, der in
einer Secunde 24 Fuß zurükgelegt der größte Sturm-
wind ist, der Bäume und Häuser umwirft.

/Die englischen Rennpferde laufen in einer Secunde
60 bis 67 Fuß. Der Condamine ein französischer
Academicus hat dieses beobachtet und merkt an,
daß es, wenn manns nicht siehet, ganz unbegreiflich
ist. Ein Pferd aus der Barbarei läuft ohne
Reiter 50 bis 51 Fuß in einer Secunde. Solche
Sturmwinde sind bei weitem nicht anzutreffen,
Unter den Sturmwinden sind die berühmsten die Or-
cane (%.eigentlich sollte man nur die Winde bei den
antillischen Insuln, die die Holländer Westindien
nennen, Orcane nennen) Er bricht aus Nordost
und treibt Wolken die sich pumpen und immer
kräuseln. Ein solches Kräuseln wird Typhon ge-
nannt. Wenn dieser Wind wehet: so kocht das
chin«i»esische Meer und wird warm. Vormalen
richteten die Orcane großen Schaden an, ehe
man ihre nahe Anwesenheit gemerkt hatte; be-
sonders sind die Schiffe dieser Gefahr ausgesezt.
Hernach sind noch Stürme, die die Holländer Ochsen-
augen nennen zu merken. Sie entstehen über

/ dem

/|P_124

/dem Tafelberge bei Capo bonae spei. Oben
entsteht ein kleines rundes Wölkchen, und das ist
auch die Ursache, weswegen dieser Wind ein Ochsen-
auge genannt wird. In heißen Weltstrichen
gehen schon die Winde nach andern Regeln als
bei uns. ZE im bengalischen Meerbusen, Attilli-
schen und chinesischen Meer, die nahe an den Ländern
liegen. Diese Winde werden von den Engländern Mor-
zan und Monschans genannt; diese wehen nach den
Iahreszeiten. In unsern Sommermonaten wehet
von Anfang Aprilis bis %September Westwind mit Regen,
und in andern Monaten Nordostwind mit troknen Wet-
ter. Zwischen dem Wechsel dieser beiden Monschons,
welches nur im Frühlinge und Herbst ist, sind die
zweifelmonate, da entstehen denn entweder Stürme
%.oder Windstille. In diesen Monaten mag man
nicht gerne auf Reisen seyn. Beständige Winde
nennt man Passatwinde, die in gewißen Gegenden
wehen. Die östliche Passatwinde sind zwischen den
beiden Tropicis, über den Tropicis ist der nem-
liche Passsatwind. Außer den Passatwinden sind
nachstehende Winde, die von der Art sind, daß sie
beständig in einer Gegend wehen zE. an der
Küste von Südamerika wehet ein beständiger

/ Süd

/|P_125

/Südwind. Unter den mancherle@i@ Windwirbeln ist die
Waßerhose die beträchtlichste. Von weitem hört
man kein anderes Geräusch, als wenn Gänse fliegen.
Wenn er dem Meere nahe kommt: so fängt das Meer
an zu brausen; hierauf steigt eine Menge Waßer
darein und ziehet sich mit dem Winde weg, da
sie denn, wenn sie über ein Schiff kommt, daßelbe
zu Grunde richtet. Bei der Stadt Sanana (Sananen
heißen Wiesen die neben den Flüßen liegen)
war auch eine solche Waßerhose. Die Verwüstung
ist eimal so groß gewesen, daß sie, als sie in
die Stadt gekommen war alles wie Spreu zer-
streut hat.

/ ≥ Von den Verhältnißen der Witterungen zu den
Iahreszeiten. Climatibus und Landstrichen

/In dem ganz heißen Climate heißt die Regenzeit
der Winter. Was wir Sommer nennen heißt bei ihnen
Winter und umgekehrt. Dies ist nicht der Sonne wegen,
sondern weil es alsdenn regnet So ist zE in Indostan
der Regen sowohl wegen seiner Menge als seinem
Effekt nach unterschieden. In Frankreich be-
trägt der Regen durchs ganze Iahr 16 Zoll, im mit-
lern 18, %und im ganzen naßen 22. Zoll. In Indostan
%und Bengalen regnet es in 3 Tagen soviel, %und also sezt
es die Erde in einem Tage 7 Zoll unter Waßer. Bei uns können
die Wolkenbrüche mit dem Regen in heißen Climatibus ver- 

/ glichen

/|P_126

/verglichen werden. Auf dem flachen Lande thun sie
keinen großen Schaden, indem sie bloß das Getreide
niederschlagen, wohl aber den Gebürgen, denn wenn von
denselben sich das Waßer in den Thälern sammelt,
so entspringen Gießbäche«r» und reißende Flüße.
An der Küste von Guinea ist auch ein solcher großer
Regen. Die Regenzeit ist alsdenn, wenn der Südwest-
wind wehet und dieses geschiehet 3 Wochen nach dem
Aequinoctio, auch wohl gar einen Monath darnach;
welcher der Zweifelmonat genannt wird. Diese
Länder im heißen Climate bauen dahero nur Reiß;
denn dieser erfordert einen sehr harten Boden.
Man kann daraus sehen wie ungesund diese Länder
daher seyn müßen, indem die Luft von dem stehen-
den Waßer verpestet wird. Auch hat die weise
Vorsehung auch diese Länder mit Sandwüsten be-
gabt, damit die Winde, welche darüber wehen,
zum Gegengift dienen können wider die Aus-
dünstungen die aus den stehenden Waßern und Süm-
pfen aufsteigen und die Luft verpesten.
Man sieht auch, daß der Regen in diesen heißen
Ländern auch denen zu statten kommt, wo es gar
nicht regnet. ZE. wenn es in Aethiopien geregnet
hat: so ergießt sich das Waßer in den Nil,

/ und

/|P_127

/und schwängert ihn so, daß er sich in Egypten wo
es gar nicht regnet, ergießen kann, um die Felder
zu befruchten. Es giebt Länder wo es gar nicht, auch
wo es beständig regnet. In OberEgypten wie
auch an der Küste Chili bis Peru, einem
District von 180 Meilen regnet es niemals. Anno
1633 soll es da geregnet haben. In Deta in
UnterEgypten regnet es 3 oder 4 mal im Iahr,
sonst aber gar nicht. Die Ursache davon scheint diese
zu seyn. Egypten ist ein Thal, welches <zwischen> 2 Gebürge
liegt, davon das eine eine Stein-, das andere eine
Sandküste ist. Es ist ein schmales Thal, wel-
ches eigentlich nur 4 Meilen breit ist. Dieses
Land welches zwischen troknen Sandwüsten liegt,
deren Sand durch die große Hitze eine electrische
Kraft bekommt, und auf solche Art werden durch
die electrische Würkungen die Wolken weg-
getrieben. An der Küste von Chili wehet
ein beständiger Südwind, mit es daselbst so
bewandt ist als bei uns mit dem Nordwind.
Die Regenzeit fängt im heißen Climate schon
im Aprill, in Spanien im Iunio, %und bei
uns im August an.

/1. Alle Landstriche die an der See liegen,
haben eine temperirte Luft als die, welche
tiefer ins Land hineinliegen, und zwar kühlt

/ die

/|P_128

/die Seeluft im Sommer, und vermindert die Kälte
im Winter. Bergen in Norwegen hat eine
60 Grad größere Breite als Petersburg, und
da ist auch ein so geringer Grad der Kälte,
daß es im Winter nur regnet und schneyet.
Man darf aber nur einen kleinen Weg thun,
über das SeraGebürge: so ist daselbst eine
solche Kälte, die die entsezlichsten Würkungen
thut. Die Arcadischen Insuln liegen noch nordwärts
von Norwegen, und dennoch haben hier die Leute
noch Schafe, die den ganzen Winter durch im
freien bleiben. Hieraus kann man sehen wie
sehr die Seeluft die Kälte vermindert. Dieses
kommt aber daher, weil in der Tiefe des Meeres
eine Kellertemperatur ist. Da nun die Winde
das Waßer bewegen: so daß das untere nach
oben kommt: so wird dadurch die Luft die im Sommer
ist dadurch gekühlet, im Winter aber gewärmt.
Überhaupt hat man bemerkt, daß die Ostseite
der Länder beständig kälter ist, als die Westseite.
So hat Virginien einen Winter der eben so strenge
ist, wie bei uns, ob es gleich eben so hoch liegt wie
Marocco, wo man doch von keinem Schnee, vielweniger
etwas von einem Winter weiß. Auf der Westseite von Africa
sind die Neger, auf der Ostseite die Caffern %.oder Capern, die
schon lange nicht so schwarz sind, als iene.

/ 2)

/|P_129

/2) Im südlichen Haemisphaerio ist es kälter als im
nördlichen. zE Terra_del_fuego liegt im 55 Grad der
Breite und also fast in eben der Breite als Königsberg,
und dennoch war im Sommer die Kälte so groß, daß 2
Leute erfroren

/3. Die ganze neue Welt ist kälter als die alte. Die
größte Hitze ist doch wenigstens 10 Grad geringer.
Hieraus sollte man fast glauben, daß die neue Welt
nach ihrem Ursprunge auch neuer wäre, als die alte,
weil man überdem auch findet, daß die ganze Natur
sich daselbst noch nicht ausgebildet hat. In den alten
Zeiten schienen alle Länder kälter gewesen zu seyn
als iezt %und das macht uns vermuthlich die verschiedenen
Nachrichten die uns übrig geblieben von der Beschaffen-
heit der Luft in verschiedenen Ländern zu den alten
Zeiten. Wenn man zE lieset die Beschreibung der Rö-
mer zu den alten Zeiten von dem nordlichen Theile
von Italien und von der Gegend von Genua, daß es
wegen seiner Kälte unfruchtbar gewesen, welches
man doch iezt nicht findet, sondern es ist iezt viel-
mehr ein warmes und mit vielen Früchten geseegnetes
Land. Man findet weiter, daß die Tiber iährlich
einmal gefroren gewesen, dies geschiehet iezt
nicht mehr: Caesar gieng mit seiner ganzen Armee
über die gefrorne Rhone, dies würde man iezt
nicht thun können, weil das Eis niemals eine solche
Stärke erlanget. Zu der Zeit des Constantini
capronimi war das ganze schwarze Meer zugefroren,

/ dies

/|P_130

/dies geschieht auch iezt nicht mehr. Die Gegend von
der Dniester, wo sich Ovidius wahrscheinlicherweise
im Exilio befunden, beschreibt er so schreklich als
wenn es an den äußersten Grenzen von Siberien
gewesen wäre, da doch zu dieser Zeit die Luft
daselbst sehr temperirt ist. Die Römer beschreiben
die Länder am Rhein sehr rauh, iezt aber hält
man sie vor die fruchtbarsten in ganz Deuschland.
Es giebt aber auch Beweisthümer, daß einige Länder
vorher wärmer gewesen als iezt. In der Schweitz sieht
man aus dem tiefen Schnee noch Fichten hervorragen,
die unmöglich unter dem kalten Schnee können gewachsen
seyn, sondern schon vor seiner Zeit müßen da gewesen
seyn. Ferner sieht man in diesem Lande am Rhein Eis-
gebürge deren Höhe auf 6.000 Fuß perpendiculairer
Höhe beträgt, und die allenthalben von Bergen
umgeben sind, mit denen sie sogar nicht zusammenhängen,
und an die sie nicht einmal anstoßen. Es muß folglich
eine Zeit gewesen seyn, wo das ganze Thal zwischen
den Bergen mit Schnee voll gewesen; weil man sonst
nicht begreifen kann, wie ein so großer Berg n»solirt
von allen andern habe «be»<ent>stehen können. Dieser Schnee
aber hat sich auch nicht zu einem Berge häufen können,
wenn er nicht erstlich geschmolzen und als Glätscher
von den Gebürgen herabgefahren %und sich angesezt hätte.

/ Hieraus

/|P_131

/Hieraus kann man ersehen, daß die Sonne in vorigen
Zeiten weit stärker auf dieses Land gewürkt hat,
denn iezt schmilzt der Schnee in einer so großen Höhe
nicht mehr. Es ist <hier> also schwer etwas zu unterscheiden.
Man sieht aber wohl aus allen diesen, daß verschie-
dene Evolutiones auf der Erde müßen gewesen seyn,
welche durch die magnetische Kraft bewürkt werden.
Viele von den Physicis haben die Veränderung der Tem-
peratur von Deuschland aus der Ausrottung der vielen
Wälder erklären wollen, doch kann dieses kaum seyn.
Die Wälder machen zwar kühl«er»e Luft, aber sie halten
auch die Kälte ab, indem sie die kalte Winde nicht
durchlaßen. Tlanklin [[Franklin]] sagt in Nordamerica sind gro-
ße Wälder gewesen, deren Ausrottung, welche von
den Engländern geschehen, dennoch keinen Einfluß auf
die Witterung gehabt haben.

/ ≥ Von der alten Geschichte der Erde.

/Wenn wir in einigen Gegenden die Erde durchgraben:
so finden wir unterirrdische Wälder. Von den Luene-
burgschen an bis Friesland findet man ein ganzes Stra-
tum von Bäumen, die alle niedergestrekt liegen, und ihre
Gipfel nach Westen und ihre Wurzel nach Norden ge-
kehret haben. Auch bei uns giebt es eben solche
Lagen von Bäumen. Ferner findet man ganze Strata
von Knochen der Landthiere, als in der Höhle auf
dem Fichtelberge, wo man Knochen von Elephanten

/ und

/|P_132

/und oft von ganz unbekannten Thieren antrift.

/Daß es große Ueberschwemmungen gegeben, sieht
man an den verschiedenen Stratis von Muscheln,
die man in ihrer wahren Lage selbst auf hohen Gebür-
gen, als auf d«ie»en Gebürge in der Schweitz, die 100
Fuß über die Fläche des Meeres erhaben sind,
antrift. In Modena, wenn man die Erde durchgräbt,
so findet man erstlich einen Nußwald, hernach ein
Stratum von Muscheln, und denn wieder Knochen von
Landthieren. Hieraus sieht man, daß Ueberschwemmungen
zu verschiedenen Zeiten auf der Erde müßen gewesen
seyn. Die Sündfluth wird uns als eine Waßerfluth
vorgestellt, welche die Menschen und Thiere nur fort-
gespület. Was aber die Revolutiones anbetrift, wo-
von wir auch iezt reden: so sind die so von ganz anderer
Art, denn diese haben alles zugerichtet. Doch müßen
diese Ueberschwemmungen %und Revolutiones nicht zu gleicher
Zeit gewesen seyn: denn die Erde hätte sich fast samt ih-
ren Geschöpfen nicht anders als durch «ie»eine neue Schöpfung
fortpflanzen können. Die Oberfläche des festen Landes
scheint sich iezzo nicht merklich zu verändern, obgleich ei-
nige glauben, daß nach einer langen Zeit den Boden ver-
alte. Gruener [[Gruner]] in seiner schweitzerischen Reisebeschrei-
bung behauptet, daß selbst das feste Gest«irn¿»ein die Felsen
durch die Länge der Zeit etwas leiden, obgleich diese Zeit er-
staunend lange seyn muß. Einige haben sogar geglaubt,

/ daß

/|P_133

/daß die großen Sandwüsten in Arabien %und andern Län-
dern nichts anders als eine große Strecke verwitterter
Felsen seyn, welche sich in Sand aufgelöset haben, wo-
raus sie vorher entstanden sind. Buffon glaubt, daß
die Berge durch den Regen abgespühlt und erniedrigt
worden. Einige wollen auch beobachtet haben, daß die
Felsen in der Schweitz sehr poreuse %und durchlöchert
sind. Doch geschiehet dieses alles sehr unmerklich.
Ein gewißer Engländer Wood scheint aber diesen
vorigen Beobachtungen zu widersprechen, indem er
die Gegenden von Troia besichtiget hat %und dieselben
eben so unverändert gefunden wie sie Homer vor
3.000 Iahr beschrieben. Eben so hat ein gewißer
Ratschkow [[Rytschkow]] seine Reisen vom Orenburgischen Gou-
vernement beschrieben. Dieser hat noch die alten
Vestungen angetroffen, welche mit hohen mit Gras
bewachsenen Wällen umgeben sind, %und die vor vielen
Iahrhunderten von den alten Tartarn, welche die Rußen
Schudi nennen sind aufgeführt worden. Man sollte auch
nach diesen Berichten glauben und keine merkliche
Veränderung auf der Oberfläche der Erde vorgeben.
Indeßen haben wir auch Grund das Gegentheil
zu glauben, denn

/1. Man findet die Merkmale von alten Meeren, wo
iezt festes Land ist. Auch selbst in hohen Gebürgen
als zE in der Schweiz die über 6.000 Fuß hoch sind,

/ findet

/|P_134

/findet man ordentliche Lagen von Seethieren, die
so untermengt sind, daß man daraus abnehmen
kann, daß sie nicht bloß dahin gespühlet, sondern würklich
erzeugt worden sind, und dies wird in allen Ländern
angetroffen

/2) Man findet auch wiederum Spuren vom festen Lande,
welches vorher eben gewesen, %und iezt tief unter der
Erde liegt und mit ganz andern Schichten bedekt ist.
Als in der Mansfeldschen Gegend gräbt man Schiefer,
worin allerlei Abdrucke von Fischen wahrgenommen
werden, und zwar so deutlich, daß man unterscheiden
kann was es für Fische gewesen sind. Aus diesem
Schiefer wird daselbst Kupfer geschmolzen. Bei
Bielefeld findet man in der Erde 140 Fuß tief ein
Stratum von einer Wiese wo noch Produckte von
Blumen und das Kraut Astromontanus ange-
troffen werden.

/3) Man findet auch Knochen in den Stratis der Gebür-
ge von Landthieren und noch mehr in den Erdschich-
ten des festen Landes. Seethiere findet man
auch in Marmorfelsen. Die Gegend am Eismeer
enthält viel ElephantenKnochen, imgleichen führt
der Donaustrom solche bei sich, welche man auch son-
derlich häufig in den Morrästen daselbst fin-
det. Sonderlich bemerkt man große Veränderungen

/ des

/|P_135

/des Climatis; denn wir finden indianische Thiere,
auch solche Muscheln bei uns, %und einiges liegt
sogar auf der Ober-fläche. Im Harzgebürge fin-
det man sogar Crokodillen Gerippe, Knochen
von Einhörnern. Bei Furerra in Frankreich «findet»
wo strenger Aker ist, dünget man denselben mit
lauter Muscheln, welche kalkartig sind und die
man auf der Oberfläche der Erde in großer Menge
findet. Durch die Sündfluth hat dieses alles nicht
geschehen können, denn diese war nur eine Waßer-
fluth, die die Erde so gelaßen hat, wie sie war,
sondern es müssen nothwendig andere Revolutiones,
wie man aus den angeführten Ursachen ersehen
kann mit einmal über die Erde gekommen seyn.
Sie haben zwar alle Länder betroffen, aber nicht
zu einer und eben derselben Zeit und vielleicht
auch eher als die Menschen auf der Erde gewesen,
denn ob man gleich allenthalben Knochen von
See und Landthieren findet: so hat man doch
nirgends Menschengerippe entdekt. Man darf
auch nicht die Schrift widersprechen, wenn man
das Alter dieser Erde weiter hinaus setzt,
als es Moses bestimmt, denn er beschreibt nur
die Erde wie sie damals gewesen als Gott
die Menschen geschaffen. Die Naturbeobachter

/ müßen

/|P_136

/müßen einen ganz andern Gang gehen und sich an
keine Offenbarung halten, und «wenn» man kann das
Alter der Erde schon immer viele 1.000 Iahr vor Er-
schaffung des Menschen annehmen, ohne die heilige
Schrifft zu widersprechen.

/Ein Theil von Naturbeobachtern behauptet, daß das
feste Land immer mehr zunimmt und daß sich das
Meer zurükziehet, und wenn sie zurükgehen in
die alten Zeiten: so sagen sie, daß das Meer
im Anfange die ganze Erde bedekt habe und
sich nur allmälig zurükziehe. Ein anderer Theil
aber welcher klein ist, behaupten umgek«¿»ehrt,
daß das «Land» <Meer> immer mehr Land occupire. Ein
dritter Theil behauptet, daß hierin keine Verände-
rungen vorgehen, sondern daß alles so sei, wie
es war. Vor %Anno 1740 war über diesen Punkt
kein Streit, nur der Professor Celsius in Upsal
hat diese Meinung in Flur gebracht, weil er be-
sonders seine Aufmerksamkeit darauf gerich-
tet hatte. Er merkt an, daß über 30 Meilen
von Stockholm ein Hafen mit Nahmen Goewel
ist, wobei sich Felsen oder Seehundssteine befin-
den, diese besuchte er selbst, %und fand, daß inner-
halb 50 Iahr das Meer sich soweit vom Felsen
entfernt, daß man aus dem Meer dasienige Stük
des Felsens, welches ihnen vorher zur «Leitfaden» «@L¿tter@»

/ Leiter

/|P_137

/Leiter den Felsen zu ersteigen diente, iezt gar nicht
mehr erreichen kann. Er verglich die Länge der Zeit
mit dem Zurükziehen des Meeres %und fand, daß das
Meer in 100 Iahr auf 45 Zoll sich zurükziehe. - 

/Dalins [[Dalin]], ein berühmter Gelehrter schrieb die Ge-
schichte von Schweden, worin er saget, daß Schweden
in den alten Zeiten ganz unter Waßer war. Man
führt auch noch an, daß zur Zeit der Kreuzzüge
im 11ten und 12ten Seculo die Stadt Toce dicht in der Mün-
dung des Nilstroms war und daß sie iezt 5 Meilen
davon entfernt sei; indeßen sieht man auch Ruinen
der alten Stadt am Nil und nur wegen der Unbeqvem-
lichkeit haben die Einwohner 5 Meilen davon eine
Stadt gebauet.

/Von dem Gegentheil, daß das Meer sich nicht zurükziehe
führt Bring [[Browallius]] folgendes an: Die d@än\eu@sche Schlößer, die
über 800 Iahr alt sind und an der See liegen, also
daß das Waßer anspühlen kann, müßen vorzeiten
nothwendig bis in die oberste Etage das Waßer
gehabt haben, indem das Meer damalen so hoch
stehen müßte, dieses ist aber nicht wahrscheinlich
Lunnacus [[Linnaeus]] führt aber wieder Gründe an, die ganz ge-
wiß das Gegentheil beweisen. Er führt folgendes
an: An der Küste von Schweden in der Gegend
von Gothland siehet man es an den Muscheln, die sie
in sich enthalten. Es ist also wahrscheinlich, daß
die See solche errichtet hat, indem sich dieselbe allmählig

/ zurük

/|P_138

/zurükzog. Hernach findet man noch an den Küsten
Höhlen, welche anfänglich müßen klein gewesen seyn,
einen Stein, welcher, da das Waßer noch diese Küste
überschwommen hat, darin von demselben steil herab-
gerollt, und also diese runde Höhle so weit gemacht
worden. Iezt kann er aber nicht mehr gerollt wer-
den, weil das Waßer schon von der Stelle sich zurük-
gezogen hat.

/An der Küste von Phoenicien sieht man auch noch die
großen Baßins, wo man ehemals das Waßer
hereinließ, daß es von der Sonne ausgetroknet
und nur das Salz zurükbleiben möchte. Iezt gehet
es aber nicht mehr, weil das Waßer allzuweit
davon entfernt ist. Imgleichen führt auch der Etats-
rath Müller an, daß eine Meile vom Ufer des Eis-
meers alle Fahrzeuge, imgleichen sehr viel Treib-
holz liegt, welches noch nicht versenkt ist, und
woraus man also schlüßt, daß sich das Meer in
kurzer Zeit muß zurükgezogen haben.

/Daß die See aber immer höher steige sind nachfolgende
Beweise, welche von morrastigen %und anderen Gegenden
hergenommen sind zE bei Wenedig, Padua Ravenna herum
sind große Sümpfe, da sind auch die Lacunen, welches un-
tiefe Meere an der Spitze des adriatischen Meeres sind,
wo Insuln sind. Die Stadt Wenedig liegt auf 70 solchen
Insuln, wovon Riatto die vornehmste ist. Auf Riatto
liegt der MarcusPallast der 600 bis 700 Iahr alt ist,

/ an

/|P_139

/an diesem ist eine marmorne Treppe, über welche man
in die Gondeln gehet. Die um einige Stuffen über welche
man auch vorhero in die Gondeln herunter steigen konnte
iezt ganz unterm Waßer sind: so glaubt man auch daher
daß die See immer höher steige. So ist auch Holland beschaf-
fen. Die Holländer sind durch Dämme vom Meer geschüzt
Würde die See sich weiter vom Lande entfernen: so hätten
sie eine sehr glükliche Aussicht, das Land würde größer
werden und die Besorgniß, daß das Land dereinst ein Grund
des Meeres seyn werde würde wegfallen. Man findet
aber daselbst das Gegentheil. Sie haben bei ihnen ge-
wiße Ingenieurs die besondere Zeichen an den Pfählen
haben, wornach sie den Rand des Waßers beobachten
und diese finden, daß das Waßer immer höher steige,
bis es endlich die Dämme überschwemmen wird, wie
solches auch der Ingenieur Krukius [[Cruquius]] dargethan hat,
daß die Academie von Harlem solches untersuchte. Man
ist also genöthiget einzustehen, daß das Land zu be-
fürchten habe von der See überschwemmt zu werden
Holland ist eben so wie Wenedig entstanden, da sich die
See zurükzog. Der Rheinstrom scheint derjenige zu seyn,
der das Erdreich ersetzet woraus Holland bestehet
Wenn man in Amsterdam bauen will: so muß man Mast-
bäume einrammen, %und ehe man den alten sandigten
Boden erreicht, muß man noch zum 2ten male
Mastbäume drauf setzen. Der Boden ist also noch

/ nicht

/|P_140

/nicht getroknet, daher es nothwendig sinken %und die See
höher werden muß. Wenn von Meeren gesagt wird,
daß es sich vom Lande ziehe: so ist dieses nicht bloß von
einem Theil des Landes zu verstehen, sondern von allen
Ländern die daran liegen. Wenn man aber dieses aufs Land
appliciren sollte: so kann hier nicht gesagt werden, daß
wenn ein Land sinkt, daß auch alle übrige sinken, so wie
bei der See, wo man kein partiales Zurükziehen be-
haupten kann, ohne gleich ein totales zuzugeben. Das
Sinken der Länder läßt sich leicht verstehen, solches fängt
sich gemeiniglich von sumpfigten Orten an. Imgleichen
auch selbst die Qvellen die unter der Erde sind spühlen
auch innwendig sehr vieles vom festen Lande ab: so
daß also die Oberfläche wegen ihrer Schwere sinken
muß. Ein gewißer Obrister Reneberg [[Runeberg]] führt an,
daß es in Italien an den Küsten höher sei als
in der Mitte und zwar aus verschiedenen Gründen
Unter andern führt er an, daß die via Appia von
Rom bis Brandisium, welchen Appius ein reicher
Orator zu Rom mit Qvaderstücken hat pflastern
laßen, daher bei Gelegenheit ein Berg durch-
stochen werden mußte, damit sie auf diese Art eben
und gleich war, die doch zulezt ungleich und der
größte Theil iezt über Sümpfe gehet. Imgleichen
war der Flamische Weg, den Flaminius ein römischer

/ Consul

/|P_141

/Consul hatte pflastern laßen eben so beschaffen, der
doch iezt bald Berg ab, bald Berg auf gehet. Es sind
sehr große Ursachen zu vermuthen, daß unsere Erde aus
dem flüßigen Chaos noch nicht tief fest %und trocken gewor-
den sei, so daß noch um den Mittelpunkt das alte Chaos
herscht, %und sich erstlich nach %und nach ausbildet. Es können
aber viele Reihen von Iahr_hunderte vorbeifließen ehe
die Erde die Festigkeit, die man iezt nur auf der Ober-
fläche siehet bis zu ihrem Centro erhalten wird. Aber
alsdenn ist es auch so zu sagen der Tod der Erde, indem
nichts darauf wird wachsen %und bestehen können, wenn die
Circulation in ihrem Innersten aufhören wird; denn man
wird die vielen Triebfedern entbehren müßen, die zum
Wachsen der Pflanzen %und Unterhaltung der Geschöpfe
das Meiste beitragen. Nevton in seiner Philosophia
nimmt an %und beweiset, daß weil die Erde eine solche
Figur hat, die ein flüßiger Cörper bekommt %und auch an-
nehmen muß, wenn er um seine Axe bewegt wird
(eine solche Figur heißt Sphaeroides) so muß sie vor-
her flüßig gewesen seyn. Als einen Grund und
Beweis führet er davon auch noch an; alle Materien
die nur auf der Erde sind müßen vorher flüßig ge-
wesen seyn; denn zE die festen Steine enthalten
Substanzen, Knochen und Muscheln in sich. Man hat
also Ursache genug zu vermuthen, daß der erste Zu-
stand der Erde chaotisch, folglich ein flüßiger
Körper war. In diesem Chaos sind die Materien

/ unter

/|P_142

/unter einander gemischt %und die Luft ist auch darin ver-
schlukt worden. Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß
in der Athmosphaere noch mehrere Veränderungen als
in der Luft vorgegangen sind, indem dieselbe allmählig
durch die feuerspeiende Berge aus dem Innwendigen
der Erde einen Zusaz von Luft bekam, %und noch immer
daraus mit Luft gleichsam abgespeiset wird. Es
ist schlimm, daß die Alten kein Barometer gehabt
haben, daß man iezt sehen könnte, ob die Athmosphäre
höher gestiegen sei oder nicht. Da also das fest werden
der Materie in der Oberfläche angefangen hat, folglich
in der Mitte der Erde es noch flüßig ist: so senken
sich die schweren Körper zum Mittelpunkt, %und die leich-
ten worunter auch die Luft ist, suchen alsdenn auch
empor zu steigen; daher können auch Erdbeben ent-
stehen wenn sie heftig herausgelaßen wird. Weil aber
das Innwendige der Erde Wärme enthalten muß, weil
nichts flüßiges ohne Wärme gedacht werden kann.

/Diese Wärme aber kommt nicht vom Sommer, sondern sie
ist ursprünglich. So sucht auch aus dieser Ursache die
Luft %und andere Materien als ein Geschwänger von
der innwendigen Hitze ihren Ausgang woraus sich al-
so das Entzünden der Materie im Schooße de@m@ Erde erklä-
ren läßt. Da nun die Erde innwendig im chaotischen
Zustande ist, indem sich daselbst die Materie natür- 

/ licher- 

/|P_143

/licherweise modificiren: so ist keine andere Folge, als
die Erde müße immer kleiner werden %und zusammentrocknen,
indem daselbst sehr viele Luft stekt, welche da sie
herausbricht, einen leeren Raum läßt, wohin sich nothwendig
die Materie senken muß. Selbst die Veränderungen auf
unserer Erde zeigen davon, %.nemlich wäre die Erde fest: so
müßte auch unsere Witterung keinen größern Einfluß haben
als Sonne %und Mond, weil sie uns am nächsten sind. Da diese
aber solche würken sollen: so müßten die Witterungen nach
solchen Epochen eintreffen, als sonsten Veränderungen,
mit diesen beiden WeltCörpern vorgehen. Unter unsern
Füßen ist aber der große Keßel, worin die Materien
kochen, welche, indem sie heraussteigen, Veränderungen
in unserer Luft verursachen.

/Es ist sehr sichtbar, daß die Länder noch große Basins
%.oder abgelaßene Teiche sind. Die Schweiz hat 6.
Oefnungen, wodurch ihr Waßer abfließt, %.nemlich 3
Ströme gehen nach Italien ins adriatische Meer, die
andern 3 sind die Rhone, der Innstrom der in die Donau
fließt %und der Rhein deßen Oefnung am weitesten ist.
Der Innstrom fließt zwischen steilen Bergen %und es ist da
so dunkel, daß die ganze Gegend die finstere Münze
heißt. Man findet daselbst Muscheln und andere
Seeproduckte, die aber unter einander vermischt
sind. Man sieht das ausgebreitete Meer, wo unter
allen das pacifische Meer zwischen Asia %und Africa
das größte ist. Hier findet man Insuln, welche bewohnt

/ sind

/|P_144

/sind, %und wobei man sich wundern muß wie die
Menschen hieher gekommen sind. Wenn man
sagen möchte, sie sind durch die Schiffarth hin-
gekommen: so müßte man wißen, wo diesel-
be iezt geblieben sei, dieweil diese immer
cultivirt wird, wenn sie schon einmal im Lande
ist. Wie haben die Menschen nach Othaheite und
andern Insuln kommen können, welche iezt nicht
nur bewohnt sind, sondern auch solche Leute ha-
ben, die an Künsten die Unsrigen, wo nicht
übertreffen, doch ihnen gleich kommen. In
Banks Reisen werden viele Handarbeiten
von ihnen erzählt, als Kästchens zu machen,
zeichnen im Laubwerk, dergleichen kein Künstler
bei uns von Elfenbein machen kann. Wie
ist es aber möglich, daß sie diese Künste
von sich selber haben können. Allem Ver-
muthen nach ist das Meer, welches die In-
suln von einander scheidet, ein Continens ge-
wesen: Ein Umstand macht es sehr wahrschein-
lich. Die Leute in Neu-Seeland und Otaheite
haben einerlei Sprache, dazwischen nur so ein
Unterschied ist, wie zwischen unserer deutschen
Sprache und der Sprache in Tirol %und vor An- 

/ kunft

/|P_145

/kunft der Engländer wußten diese von iene nichts. Auch
die Leute in Neu-Seeland sind eben so geschikt.

/Sie machen sich Kähne, die sie, wenn dieselbe bloß
aus Brettern zusammengeschlagen sind, Chaneaux,
wenn sie aber aus einem Stück geschnitten %und einen
Mastbaum haben Peraugen nennen. Wie sollen diese
Nationen sich so ähnlich seyn, da sie doch über 300
Meilen von einander entfernt sind. Die See ist
zwischen ihnen entstanden, da sie noch alle von
einer Nation waren. In Otaheite giebt es kleine
Schweine und allerhand Produkte, die sich die Einwohner
aus Neu-Seeland, wenn sie mit ihnen einige Gemeinschaft
hätten, würden in ihr Land gebracht haben, imgleichen
auch die in Otaheite sich befindende Brodtfrucht
die sie Baslon nennen %und so wie Semmel schmecken.
Es ist also sehr zu glauben, daß diese Insuln vor
Zeiten zusammengehangen haben, die eine hat solche
Produkte in der einen Gegend gehabt, was die an-
dere nicht hatte und die sie vormals vermuthlich
auswechselten, hernach aber sind sie durch ein
Meer getrennt und sie konnten einander gar nicht
erreichen.

/ ≥ Vom Bauwerk des Schiffes %und der Farth.

/Wir wollen hier die verschiedene Figuren des
Schiffes betrachten.

/1. Es giebt Schiffe, die groß %und spitzig sind, damit

/ sie

/|P_146

/sie die Wellen durchschneiden können, und welche die
Gestalt eines Vogels haben.

/2) Daß die Indianer wegen ihrer geschickten Bau-
kunst eine Art von Schiffen erfunden haben, welche
sehr schnell fortgehen: Es heißt Flona, hat von der
Seite die dem Winde entgegen ist einen Rahmen, an dem
Ende ist das Bombusrohr. Mit diesem Fahrzeug können
sie auch neben dem Winde fahren. Kein europaeisches
Iagdschiff fährt so schnell als das. Man hat in Engel-
land Proben angestellt. Ein Schiff seegelt leichter
als das andere, ob sie gleich ein Modell haben. Wenn
der Boden des Schifs glatt ist: so macht er das Schiff
schneller, aber es sezzen sich eine «kleine» Menge klei-
ner Muscheln auf den Boden welche das Schiff ungemein
schwer machen, und daher kann es auch nicht geschwinde
fortgehen. Man kann es aber leichter machen wenn
man die Muscheln von dem Boden wegnimmt. Was
die Größe des Schiffes anbetrifft: so wirds nach Lasten
gebauet. Eine Last hat 2 Tonnen und eine Tonne
hat 2.000 %Pfund, mithin eine Last 4.000 %Pfund. In Schweden
macht man ein Modele und man beladet es mit einem ver-
jüngten Maas, und man kann durch Experimente erfah-
ren, wieviel in ein großes Schiff geladen werden
kann. Die Befrachtung des Schifs erfordert soviel
Reflexion wie die Baukunst. Vorzüglich muß man

/ auf

/|P_147

/auf den Mittelpunckt des Schiffes am meisten laden und
zwar mit Ballast oder auch Blei und Marmor und ie
schwerer die Last ist, deßto leichter muß geladen werden,
denn wenns stark geladen ist, so gehts sehr schwer und
es gehet bisweilen zu Grunde. Nach Verschiedenheit
der Meere werden auch die Boden der Schiffe gebauet
zE. die Holländer bauen mit flachen Boden, damit es
deßto schneller gehen möchte. Eben so bauet man ver-
schiedene Schiffe stärker in Ansehung der Meere. Die In-
dianer und Rußen bauen von leichtem Holz, die erstern
von Cedern-Bäumen. Die Engländer von Eichenholz, der
übrige Apparatus von Schiffen sind das Thauwerk etc:

/Nunmehr wollen wir etwas von der Navigation reden.
Auf iedem Schiffe sind 2 Hauptpersonen, der Schiffer und
der Steuermann und diese beide haben einen Compass.
Der Steuermann muß sehen, daß das Schiff nach dem Com-
pass gehe, er hat auch eine Sanduhr, nach welcher er
die Zeit der Geschwindigkeit des Schiffes bestimmt.
Der Steuermann führt sein Journal, der Schiffer auch
ein Journal. Diese beide haben das Geräthe und den
Compass. Nachher haben sie Lagnige, welches eine Ma-
schiene von Bretter ist, die wie ein Triangel gestaltet,
und oben in der Spitze sich Blei befindet. Von der
Spitze gehet eine Leine und damit weiß er die Schnelligkeit
des Schifs zu bemerken und zu meßen. Sie haben
ferner Tubos und andere astronomische Instrumente

/ Zur

/|P_148

/Zur Nachtzeit haben sie einen Tubum %und man kann be-
merken was dem Schiffe bevorstehet zE ein anderes
Schiff kommt entgegen, %.oder eine Küste pp Er muß
auch einen Quadranten um die Höhe und Breite der
Sonne zu finden, wornach sie die Mittage bestimmen.
Sie haben auch einen metallenen Spiegel, der wie ein
Creis aussiehet dadurch sie es auch bestimmen können.
Sie haben auch einen Schifsstuhl, der an den Masten an-
gebunden wird, und wenn sich auch das Schif dreht: so
stehet er doch perpendiculaire. Die Länge des Orts
zu finden ist schwer, indeßen wurde ein Praemium von
2.000 %Pfund Sterlinge ausgesezt, wer eine solche Schifs-
uhr machen könnte, wornach die Länge des Orts be-
stimmt werden könnte. Es fand sich ein Uhrmacher [[Harrison]]
in London der hat 30 Iahr daran gearbeitet, bis
er es zu Stande brachte. Euler ist derjenige der
die Mondsbewegungen und deren Ungleichheiten unter
Regeln gebracht hat. Meyer %.Professor zu Goettingen
calculirte dieses auf eine Tabelle und sie brachten
dadurch also MondsTabellen, die überaus nützlich wa-
ren, zu Stande. Nachdem starb er, und England
schikte seiner Frauen 3.000 %Pfund Sterlinge. Sie fand
ietzo die einzigen Hülfsmittel zu Beobachtungen

/ ≥ Paradoxon über die Tour der Welt. ≤

/Derjenige, der von Morgen bis Abend reiset, verliert
einen Tag, hingegen reiset er von Westen nach Osten
so gewinnt er einen Tag. Um 30 Grade zu absolviren

/ braucht

/|P_149

/braucht sie 2 Tage. Wenn bei uns 8 Uhr ist: so ist im
Lissabon 10 Uhr, weil es 30 Grade von uns entfernt
ist; hingegen wenns in Constantinopel 10 ist: so ist es
bei uns 12 Uhr

/Ein Seefahrer muß Perspective und SeeCharten haben.
Die Vorsorgung des Schifs ist Brod und Waßer.

/Das Brod ist der sogenannte Bisquit, welches doppelt
gelegt ist und nicht schimmelt. Iezt hat man erfunden
das Seewaßer süß zu machen, %nemlich durchs Distelliren
und es gehet eben so wie beim Brandtwein zu.

/Ferner die Gewächse, Sauerkraut soll nützlich seyn,
woraus sie saure Suppen machen. Hales hat eine
Maschine er funden, wodurch das Schif von der Luft
rein gemacht wird.

/Linth [[Lind ??]] hat ein gewißes nahrhaftes Pulver erfun-
den, wovon die Menschen bis einen Monath leben
können, es ist eine gewiße Wurzel Saleb (sie
wird in England %.oder auch sonst in der Levante ge-
graben) wenn diese gerieben wird: so nennt man
das Pulver Boullon en Pache. Von einen Loth solchen
Pulvers kann man vollkommen einen Tag leben. Saleb
wird auch bei hectischen Krankheiten gebraucht.

/ ≥ Von der Gefahr des Schifs

/Es giebt Seewürmer die man auch Seepflanzenwürmer
nennt, die nichts anders als Fulades oder Bohrmuscheln
sind, die bohren «un» <%und verderben> mit ihrer scharfen Schaale die
Schiffe bei Gvinea. Man hat gesucht daßelbe
mit Kupfer zu beschlagen, aber man hat den

/ %Schaden

/|P_150

/Schaden, daß die Fische von dem Geruch des Kupfers
crepiren. Andere Gefahren entstehen aus dem
Stranden. In unbekannten Meeren ist nicht gut seegeln,
weil es viele Klippen, Felsen und dergleichen
giebt, so sind die Schiffe vielen Gefahren aus-
gesezt. Man hat daher ein Instrument, Scapanger
genannt, erfunden, welches dazu bei einem Schif-
bruch dienet nicht nur die Menschen zu retten, son-
dern sie können auch das Geräthe mit sich nehmen.

/ ≥ Sectio Secundo.

/Nachdem wir die Elemente, aus denen die Erde
zusammengesezt ist, erwogen haben, so ist
es billig, daß wir zu ihren Produckten mit-
hin zu ihren Geschöpfen übergehen. Wir
finden aber unter denselben sowohl solche, bei
denen wir etwas zwekmäßiges wahrnehmen,
als auch bei denen solches nicht entdekt werden
kann. Unter iene nehmen wir die lebendige
Wesen, und nennen solche organisirte Ge-
schöpfe. Weil unter den lebendigen die ver-
nünftigen Geschöpfe die vornehmsten sind,
so wollen wir anfänglich d«en»ie Menschen, de-
ren Cörper, Gemüthsarten pp betrachten, weil
diese Ordnung die beqvemste für den menschlichen
Verstand ist.

/ Articulus I.

/|P_151

/ ≥ Articulus I.
/Von den Menschen

/Einige lebende Wesen sind so beschaffen, daß, indem
sie sich begatten, andere erzeugt werden, die ihnen
in allem ähnlich sind, diese wieder andere hervorbrin-
gen, die auch nach ihnen schlachten, mithin sich fort-
pflanzen können. Bei andern findet man, daß sie,
wenn sie sich gleich begatten, entweder gar keine
Frucht, oder solche die nicht lebend ist, hervorbringen
(wie man [[Reaumur]] erzählt, welches aber %.unwahrscheinlich ist, daß
ein Kaninchen mit einer Henne ein Ei erzeuget, so kei-
nen Dotter hatte) höchstens nur eine die zwar ein
Leben haben, aber dabei nicht weiter von ihrer Seite
zeugen können (wie ein Maulesel aus Vermischung ei-
nes Hengstes und einer Stutte) ihre Producte müßen
im mittlern und leztern Fall von beiden Eltern gleich-
viel an sich haben und zweischachtig seyn: Die
lebende Wesen und die andern, die «d»sich gleichen
und die lezte wiederum, die eben dergleichen durch Be-
gattung hervorbringen können, heißen eine Gattung
Einige lebende Wesen, welche verschieden sind,
können durch Begattung andere hervorbringen, die
sich weiter fortpflanzen können, und soviel ähn-
liches von dem einen als andern Theile der Zeugenden

/ an

/|P_152

/an sich haben, und diese werden Racen genannt.
Bei andern lebenden Wesen behauptet man, daß
wenn sie gleich verschieden sind, dennoch solche Pro-
dukte hervorbringen, die sich selbst fortpflanzen
und entweder dem einen oder dem andern von den
zeugenden vollkommen ähnlich sind und diese %werden
von Buffon Varietaeten genannt, weil der Unter-
schied der Thiere keinen Einfluß auf die Zeugungs-
kraft alsdenn hat. Weil die Menschen sehr noch
unterschieden «ist» seyn, dennoch aber durch die Be-
gattung ihnen ähnliche Wesen, die sich wiederum
fortpflanzen können, erzeugen: so sind sie von
einer Gattung, und es ist gar nicht philosophisch
da wo man einen Stamm annehmen darf deren mehre-
re zu setzen. Da nun dieselben so sehr nach ihrer
Farbe unterschieden sind: so werden wir leicht fin-
den, welches von ihren Racen %.oder Varitaeten sind
zE. die Blonden %und Brunetten, wenn sie öfters meh-
rere zeugen, die eine ihnen ähnliche Farbe haben,
dennoch auch andere zeugen. In den Racen aber
durch deren Vermischung andere erzeugt werden
die halbschlächtig sind, rechnen wir 4, als:

/1. Die Weiße, wozu die Europaeer bis an die
chinesische Mauren, zu deren Stamm die partische
Sceltische, Scytische, %und Sclawonische Nation
gehören.

/ 2.

/|P_153

/2) Die Indianer, welche eine grüngelbe oder braune
Farbe haben, wozu nicht allein die Einwohner von
Indostan, sondern auch die in umliegenden Ländern
und Insuln wohnende gehören. Wozu auch die
Zigeuner, die schon über 500 Iahr in Europa
sind und ihre eigenthümliche Farbe noch behalten
haben, gerechnet werden konnen.

/3. Die Mungalen, welche eine rothbraune Farbe haben,
dabei alle ohnbärtig sind, überdem auch eine
besondere Leibes und Gesichtsbildung haben.
Ihre Augen stehen ihnen tief im Kopfe, und
die Augenknochen ragen sehr hervor, haben ein
breites Gesicht, kleine und flache Nasen und
dünne Lefzen, ihre Augen sind sehr groß, doch
die Lieder etwas gespalten, daß sie nicht or-
dentlich sehen, sondern vielmehr blinzen. Sie
haben sich in America ganz ausgebreitet
und sich nichts anders als die Calmucken; an man-
chen Orten sind sie ganz kupferroth.

/4. Die Negers %.oder ganz schwarze sind sowohl im %.nordlichen
als südlichen Haemisphaeri %und zwar in ienem
nur einzig in Africa, obgleich die Zona torrida
sich auch über andere Länder erstrekt. Im süd-
lichen aber halten sie sich in NeuGuinea und den um-
liegenden Insuln auf. Sonst sind diejenigen die
man auch wo anders antrift nur Criallen, das
heißt die von fremden Eltern %und Einheimischen geboren

/ sind

/|P_154

/sind. Sie sind von den Mohren ganz unterschieden
indem leztere, weil sie beständig an der Sonne arbeiten
schwärzlich aussehen, sonst stammen sie von den alten
Mauris her. Der Neger_Farbe sind von den Schwarzen
unterschieden, %und am Senegal-Strom bei den Salcans
am stärksten. Sie ist nicht etwa aus einer braunen
Farbe entstanden, %.oder gar selbst eine Art derselben,
indem die Terzonen und Quartenen noch von den sehr
braunen Spanier unterschieden sind.

/Um die Terminologie inne zu haben merken wir,
daß wenn ein weißer sich mit einer Negerin vermischt
das Kind ein Mulatte, wenn aber derselbe mit einer
Indianerin cohabitirt, ein Mistice und wenn ein India-
ner sich mit einer Negerin verheirathet, wird das
Kind Camul genannt. In der ersten Erzeugung
dieser verschiedenen Racen entstehet eine Halb-
schlacht, in der andern wenn nemlich die Kinder
sich mit derselben Race vereinigen eine Virtelschlacht
und in der 3ten eine Achtelschlacht. Die 1sten werden
Terzonen, die andern aber Quartenen genannt
und ist zu merken, daß bis zu der 4ten Zeugung
(exclusive) die Kinder noch allemal halbschlächtig,
wiewohl immer weniger sind. Ie weiter sie von
der ersten Zeugung abstehen, bis sie denn endlich
in der 4ten ganz zu der einen Race übergehen,
welches eine Abartung ist, dagegen diejenigen, die sich

/ nicht

/|P_155

/nicht fortpflanzen können, Varietaeten, Ausartungen
genannt werden. Negers haben außer ihrer schwar-
zen Farbe noch andere Kennzeichen, %.nemlich Wolle an-
statt Haare, wenn man dasienige das auf den Fellen
der Schaafe ist so nennen will, eine Nase die oben ganz
dünne, unten aber dicke und ganz klein ist. Ihr Blut
ist ein schwarzer Saft, ihr Gesicht und das Fleisch nebst
der Haut ist dicke und wie Sammet anzufühlen, dage-
gen unsere ganz glatt ist. Es sollen sich in ihrem
Saamen schwarze Flecken befinden, sie sollen roth
geboren werden %und der schwarze Flecken, der alsdenn
bei ihnen schon wahrgenommen wird, breitet sich
innerhalb den 1sten 4 Wochen über den ganzen
Leib aus. Wenn sie krank werden und lange liegen bleiben
so bleichen sie etwas aus, wenn sie aber sterben werden
sie deßto schwärzer, vermuthlich weil alsdenn der
Saft auszutreten völlige Freiheit bekommt. Es
giebt auch eine Art weißer Neger, wenn man unter
diesem Nahmen die ganze Bildung versteht, welche von
den Spaniern Albinos genannt werden. Sie sehen ganz
bleich aus, ihre Pupilla ist aschfarbe %und können bei Tage
gar nicht sehen, da sie denn in der Nacht und in der
Dämmerung arbeiten. Von den Portugiesen werden sie
Dapedes und von den Holländern Prapen genannt. Sie
haben in Africa und America weiße Wolle wie Schnee,
in Asien aber rothe. In ersteren Gegenden werden sie

/ ver- 

/|P_156

/vertrieben und sehr verfolgt, in leztern aber hoch und
von den Vornehmen «f» zur Bedienung gehalten. Sie
können sich nicht weiter in ihrer Art fortpflanzen,
und sind dabei erstaunend dumm, wie die so von ih-
nen nach Paris gebracht und daselbst anatomirt wor-
den, zeigen.

/Wenn nun beobachtet wird, daß die Maulesel sehr
tückische Thiere sind, so kann es wohl statt finden,
daß die Vermischung der Racen die Fähigkeiten und
den GemüthsCharacter verschlechtern und dahero
beim Heirathen nicht allein auf die Gleichheit der
Racen, sondern auch ob die Vorfahren von selbigen
gewesen sind, zu sehen ist. Die Chineser, Iapa-
neser sind %.vermuthlich aus der Vermischung der India-
ner mit den Mungalen entstanden, da sie gleich-
falls ohnbärtig sind. Auch würde zugleich eine
curieuse Creatur, die dabei entsezlich aussehen
würde, entspringen, wenn ein Neger mit einer Mun-
galin cohabitiren sollte, welches Manpertuis [[Maupertuis]]
anrathet, um die Ausartung der Menschen kennen
zu lernen. Die Mungalen können als ein Scheusal
der menschlichen Natur angesehen werden, indem
sie sowohl eine entsezliche Leibesbildung besitzen,
als auch viele Unruhen angerichtet haben. Sie erstrekten
sich vormals sehr weit nach Nordosten, und

/ %wurden

/|P_157

/wurden zuerst unter dem Namen der Bulgaren, her-
nach aber der Hunnen bekannt. Sie vertrieben die
Völker aus ihren Wohnplätzen worunter auch die
deutsche sind, welche vorher am caspischen Meer
wohnten, weil man daselbst auch sehr viele
Spuren von ihnen antrift. In Italien sind die
sogenannten Cambrier nichts anders, als Abkömmlinge
von ihnen, %und es ist zu verwundern, daß sie sich so
lange Zeit bei der Reinigkeit dieser Sprache er-
halten haben %und haben zugleich die Türken und Tartarn
gebracht.

/Die Ottische Sprache scheint die allgemeine in ganz Eu-
ropa gewesen zu seyn, woraus nachher die grichi-
sche, lateinisch pp entstanden. Die ursprüngliche
Farbe scheint die weiße zu seyn, welche aus der
Durchsichtigkeit der schleimigten Partikelchen der
Haut entsteht (welches das durchschimmernde des
Blutes %und Adern erweiset) nachdem diese ein Funda-
ment zu allem ist, und durch das Zuthun der äu-
ßern Luft, des Landes, Nahrungsmittel p in andere
Farben degeniren kann. Adam scheint also ein wei-
ßer, und also ein Blonder gewesen zu seyn.
Die bekanntesten Völker sind wohl die Deutschen.
Eben so leicht ist der Übergang der andern Farbe
nicht zu erklären. Einige Völker zogen sich <sehr> nach
Nordost, und also in ein sehr kaltes Clima nach

/ den

/|P_158

/den Polen zu, weil nun aus der Erfahrung bekannt
ist, daß der Frost, wenn er sehr stark ist, die Haut
dünner macht, daß das Blut sehr ins Gesicht steigt:
so ist leicht einzusehen wie die Mungalen in Kam-
schattka %und Bucharei eine rothbraune Couleur haben
und daß diese erblich geworden, ia die Zeugungs-
art selbst afficirt. In der dortigen Gegend ist ei-
ne sehr große Incommoditaet, daß der Schnee die
Augen sehr wegzehret, daß daher die ietzigen Ein-
wohner ein Stük Holz, worin eine ganz kleine Spalte
die «@26@» 26 mal kleiner, als der Diameter der Pupillen
ist, vor die Augen nehmen müßen. In der Zeit aber
wenn bei ihnen der Sommer ist, halten sich die Mücken
daselbst auf, daß Dampier anmerkt, daß die Ein-
wohner vor ihnen nicht einmal die Muscheln, welche
sie bei der Ebbe als ihr einziges Nahrungsmittel
auflesen, sehen können, und sobald sie nur den
Mund aufthun, so fliegen ganze Schaaren herein
Hieraus ist einzusehen, daß die Einwohner ge-
nöthigt gewesen, ehe sie noch ein Mittel dafür
erfanden, die Augen nur ein wenig zu eröfnen
%und da solches iederzeit geschehen müßte: so ist kein
Wunder, daß ihre Augen eine solche Stellung
eerhalten und die Muskeln unbiegsam geworden.
Weil auch iedesmal durch die große Kälte die
Nase als das empfindlichste Glied etwas verliert,

/ so

/|P_159

/so wird sie immer in der Zeugung etwas flacher
und die Lefzen als schwammigte Theile verschwinden
Da wir doch überhaupt bemerken, daß nach Be-
schaffenheit der Gegend diejenigen Glieder sich nicht
entwickeln, die sonst eben dieselben Thiere in an-
dern Gegenden haben, dies zu ihrem Untergange ohnfehl-
bar gereichen würde. Daß bei ihnen endlich der Bart
nicht wächst solches mag wegen Mangel der Wärme,
wie auch daß sie nicht groß werden, geschehen.
In den südlichen Gegenden kann die braune Farbe
auch entstehen, indem die Sonne stark auf die Körper
würkt, daß %.nemlich die Galle, welche wegen der
öhlichten und fettigen Theile seifenartig ist,
sich ins Blut ergießet, und nicht allein daselbst, son-
dern auch die Haut färbet.

/Die Indianer haben so wie die Mungalen schwarze
Haare, weil öfters viele Würkungen der Wärme
und Kälte einerlei sind zE in der Wärme sowohl als
in der Kälte dünsten die Körper sehr aus, es kön-
nen also die schwarze Haare von den gar zu vie-
len Ausdünstungen herkommen. Die Hottentotten be-
schmieren sich mit Fett, und die nordischen Völker mit
Trahn sich vor das viele Ausdünsten zu bewahren.
Wenn Africa fast mit lauter Waßer umgeben,
so kann vorher solches gar eine große Insul gewesen

/ seyn

/|P_160

/seyn, da denn die Wüste @Sara@, Egypten ihre Ufer
gewesen zu seyn scheinen. Wenn nun zu ver-
muthen, daß die alte chaotische Materie und
Schlamm mit der unterirrdischen Erdhitze ver-
mischt gewesen, und dadurch sowohl die Luft
als der Erdboden erhitzet, überdem das Waßer
nach und nach Länder bedecket, die Negers sich,
da die andern sich wegbegeben, auch in dem festen
Lande, vielleicht auf sehr hohe Gebürge werden
reteriret haben, weil sie wegen des Waßers
von ihren Wohnplätzen nicht weggehen können.
Weil nun das Waßer auf den kleinen Insuln
die Einwohner wegen Mangel der Lage daselbst
getödtet und ersäuft: so ist kein Wunder
daß nun auf Guinea und Africa, auf den bei-
den größten Insuln der Erde Negers sich
aufhalten, deren Schwärze daher rühret, weil
ihre Vorfahren sich beständig in dem Lande auf-
hielten und durch die anhaltende Sommerhitze
dergleichen Gesichter überkommen haben, als wozu
viele Iahrhunderte erfordert werden. Die
Africaner sind ohne Zweifel von den Mungalen
entsprungen, sowohl weil sie selbst nach ihnen
schlachten, ohnbärtig, %und dabei kupferfarbigt sind,

/ als

/|P_161

/als auch dieselben Thiere sich in Nordamerika aufhalten,
die «a»im nordöstlichen Theile von Asien angetroffen
werden. Wie %endlich die Austral-Länder (Africa und A-
merica gegen über gelegen) wie %nemlich das Palimesien
hinter dem Pacifischen Meer bevölkert worden,
müßen wir suchen: ob die Einwohner roth %.oder gelbgrün
aussehen, daß sie denn im 1sten Fall Abkömmlinge der Ame-
ricaner, die andern aber der Indianer sind. Es ist eine
berühmte Frage: ob auch der Boden einen Einfluß auf
den Charakter, Temperament, Fähigkeiten, %und Reli-
gion der Menschen habe. Ame [[Hume]] glaubt, nein, weil die
Einwohner in Ländern die dicht zusammen liegen sehr
verschieden sind %und gewesen zE. vormals die sehr
einfältigen Boetier und die vernünftigen Griechen,
«iezt» ietzo gravitaetische Spanier und untreuen und
leichtsinnigen Franzosen, die unter einem Clima lie-
gen. Montesquieu glaubt, ja: und dieses möchte
wohl statt finden, denn bei dem Unterschiede der
Charakter müsten wir auf die Racen, woraus die
Menschen herstammen, Achtung haben. Die Spanier
sind eine Mischung von Saracenen, Iuden %und Mohren.
Die Franzosen eine vielleicht unglükliche Mischung
von Deutschen, Römer und Griechen. Was das an-
dere anbetrift: so zeigt eben dieses, daß bei einigen
Völkern sehr viele Künste erfunden worden, bei an-
dern aber nicht. Wir finden aber bei einer andern Race

/ etwas

/|P_162

/etwas charakteristisches, welches wir hier bemerken
wollen.

/1. Die Nordamericaner sind im höchsten Grad empfindlich,
dieses äußert sich sowohl darin, daß <man> bei ihnen fast keine
Geschlechtsneigung antrift, daher auch die Weiber nicht
anders als Hausthieren, die ihnen das Eßen auf der Iagd
nachtragen, behandelt werden, %und dies bestätigt sich durch
ihre große Kaltsinnigkeit im Kinderzeugen %und auch
durch ihre scheinbare Tapferkeit, welche aber ganz
andere Würkungen, als bei den Europaeern hervorbringt.
Im Anfange werden sie verzweifelt, wenn sie aber
alle Hofnung zum Siege aufgeben: so werfen sie
die Waffen weg und laßen sich ganz gelaßen in Stücken
zerhauen, da die Europaeer im Gegentheil sich bis auf den
lezten Blutstropfen vertheidigen. Condami«l»ne sahe zugleich
einen Spanier mit einem {2- «Spanier» <Peruanier> -2} zum Galgen führen:
Iener war sehr betrübt, dieser aber sahe alle furcht-
bare Anstalten mit gleichgültigen Augen an. Auch die In-
dianer fangen nicht an zu arbeiten bis sie der Eigen-
thümer mit Schlägen dazu antreibt, sobald er aber weg
ist, laßen sie die Arbeit liegen, und fangen eher nicht wie-
der eher an, bis sie den Stock fühlen. Dieses scheint
von der großen Stumpfigkeit ihrer Sinne herzurühren,
sie sind dabei so einfältig, daß «d»sie die Iahre ihres
Alters, die ihnen alle Tage von den Iesuiten, die sich daselbst
große Mühe geben, vorgebetet werden, so bald sie aus
der Kirche gehen, wieder vergeßen, doch scheinen sie nach

/ nordosten

/|P_163

/nordosten etwas vernünftiger zu seyn.

/2. Die Indianer scheinen ein Analogon der americanischen
Tapferkeit %und überhaupt sehr beherzt zu seyn. Ob sie
nun wohl im höchsten Grade rachsüchtig, wollüstig und
geldgeitzig sind: so sind sie dennoch sehr feige und
furchtsam, daher auch sehr viele von ihnen, sobald der
Europaeer zornig wird, sich von ihm wegbegeben,
auch nicht eher wiederkommen, bis er besänftigt ist.

/3. Die Negers haben ein sehr hurtiges %und flatterhaftes
Wesen an sich, werden früh klug, daher sie auch im
15ten Iahr wie beiahrte Alte werden, wobei es auch
sein Bewenden hat, und iederzeit kindisch bleiben, wie
sie denn den einen Sonntag, der ihnen einzig zur Belusti-
gung frei gelaßen wird, mit Tanzen zubringen, da
sie die übrigen Tage vor die Spanier arbeiten, und
daneben für ihren Unterhalt aus den Früchten die sie
selbst pflanzen, sorgen müßen. Um die Beschaffenheit
der Muskeln und überhaupt der ganzen LeibesConstitution
der Menschen auf die Eigenschaft der Fasern zu gründen,
welche in ganzen Bündeln zusammenliegen: so kann ihr Un-
terschied wenn sie nemlich mehr stark und gar nicht reitzbar
oder wenn sie gleich stark und reizbar, oder wenn sie mehr
reizbar als stark sind den Unterscheid der LeibesConstitution
herauszubringen. Wie sich aber ihre Kraft auf
die Fähigkeit der Menschen erstrekt, ist nicht einzusehen.

/ Es

/|P_164

/Es ist aber auch sehr wahrscheinlich, daß die Nah-
rungsmittel, die Luft und Sonne auf den Körper
sehr großen Einfluß haben. Als eine sehr große
Empfindung ist das anzusehen, daß die Menschen
einige Thiere entdekt, die sich zahm machen la-
ßen, durch deren Hülfe die Grasarten und der Boden
angebauet werden können, denn so lange dieses nicht
geschiehet: so kann keine Gesellschaft zu Stande
kommen. Es bestehet aber auch das Mehl der Gras-
arten aus mehlichten und klebrichten Theilen, welche
erstern dem Pflanzenreiche, die andern aber dem
Thierreiche sehr nahe kommen, und deren erstere
die Wurzel zE Iannies %.oder die rothen Rieben der In-
dianer, deren aber die leztern die Thiere in Menge,
aber @eher@ Menschen beisammen haben. Zuerst sind
allem Vermuthen nach der Reiß, denn der Waitzen,
Roggen pp erfunden worden. Und wenn wir eine
Rangordnung unter diesen Eßsorten machen wollen
so würden Korn, Waitzen, Gerste, die durch den
Anbau zu weit größerer Vollkommenheit gedie-
hen, ferner der Reiß und %.endlich das Fleisch der
Thiere %und Fische folgen. Was die verschiedenen
Größen der Racen anbetrifft: so ist zu merken, daß
diejenigen Völker, die an den Polen und nach Norden

/ zu

/|P_165

/zu wohnen klein sind, so daß ein Grönländer selten
über 5 Fuß hoch wird, wo es denn leicht zu erkennen
ist, daß hiezu eben nicht der Mangel der Nahrungs-
mittel behülflich sei, indem die Groenländer solche Speisen
wovon man fett wird zE. Seehundefleisch %und Fische
in Überfluß haben, sondern vielmehr die Kälte,
welche die Glieder constringirt, hievon die Ursache sei.
Unter dem Aequator und Zona torrida gelangen die Leute
frühe zu ihrer Reife, allein bei der Mittelmäßigkeit
ihres Verstandes hats auch sein Bewenden. Sie werden
ziemlich groß und fett, doch dürfte ihre Specifische
Schwere nicht soviel betragen als die Einwohner in
den temperirten Zonen. Über dem auch leztere eine Größe
haben, daß also die Hitze nichts weiter befördert, als
daß sie den Wachsthum treibt. Die Weiber fangen
an frühe im 8ten und 10ten Iahr Kinder zu zeugen,
hören aber im 24<%ten> wieder auf welches auch mit den Einwohnern
der nördlichen Gegenden geschieht, daß also in diesem
Fall, vornehmlich wegen der übertriebenen Ausdünstungen
in beiden die Hitze und Kälte vielerlei Würkungen
hervorbringen, sonst wäre hier anzumerken, daß
da ohngeachtet der verschiedenen Diaeten %und ver-
schiedenen Ländern, dennoch beständig einerlei Propor-
tion der Anzahl der Menschen statt findet, die in ge-
wißen Perioden des menschlichen Alters sterben

/ zE

/|P_166

/zE von 20 bis 30 Iahren, vermuthlich mechanische und
physische Ursachen vorhanden, die Länge des Lebens
dem determiniren und deßen Ziel die Menschen durch Aus-
schweifungen nicht verkürzen, sondern daßelbe nur sauer
und elender sich machen kann. Doch sind hiebei zufälli-
ge Ursachen, die die ganze Maschine des menschlichen
Lebens destruiren, als der Schlagfluß, Pest pp Doch
es macht es noch wahrscheinlicher, daß gewiße Ursachen
sind, die die Zeit unseres Wachsthums bestimmen.
In den südlichen Ländern, %und besonders in Patagonien
soll das Mittelmaaß der Menschen im Durchschnitt ge-
nommen kleiner als das unsrige seyn. Daher könnten
auch wohl die Großen bei den Patagoniern bei uns Rie-
sen heißen. Wenn nur die Größe des Wachsthums
beständig auf die Stärke der Elasticitaet der Fasern
beruhen und entstehen, wenn die Fasern denen sich aus-
spannenden Kräften der Nahrungsmittel widerstehen
können: so ist eine sehr hohe Statur eine Krankheit,
und man wächst %würklich wenn man krank ist sehr. So
ist «d¿» auch das sanftmüthige Wesen der Patagonier
eine Anzeige von ihrem kränklichen Zustande und daß
ihre Fasern nicht die gehörige Stärke haben, der aus-
spannenden Kraft der Nahrungsmittel zu wider-
stehen. Sonst müßen wir auch anmerken, daß die

/ Teiche

/|P_167

/Teiche einer Stadt, ob sie von einem Sumpfberge %.oder
Walde umschloßen %und sie dem Nord oder Ostwinde
ausgesezt sind, nicht gering zu schätzen. Es wird ge-
meldet, daß die Abessinier eine sehr große Vorhaut
haben, und daß vermuthlich dieserwegen die Be-
schneidung bei den Heyden eingeführt ist. Allein
dieses dienet bei ihnen zum Opfer, weil sie so-
wohl als ihre Weiber sehr fruchtbar seyn wollen,
daher diese leztere auch von der Nymphen sich be-
schneiden laßen, um der Göttin der Fruchtbarkeit ein
Opfer zu bringen, welche Erzählung also grundfalsch
ist. So sollen sie auch an einige Orten Felle von Fleisch
vor ihrer Schaam haben, welche aber von ihnen als
eine Unanständigkeit angesehen wird. In Florida
werden viele Hermaphrauditen angetroffen, welche
mehrentheils nur %.eigentlich Männer, und nur bloß
eine Schaam im Bauch haben, welche sowohl aus ih-
rer Neigung zum weiblichen Geschlechte, als
auch weil die Anatomices keinen offenen bei ihnen
zu fühlen %und zu sehen ist, wiewohl auch nicht zu
leugnen, daß es würkliche Hermaphrauditen
giebt die zugleich %.männlichen und %.weiblichen Geschlechts
sind. Endlich sollen die Leute in Bornea An-
sätze von Affenschwänze haben, wenn uns dieses
Vorgeben gleich unwahrscheinlich vorkommt, indem

/ die

/|P_168

/die Schiffer Thiere für Menschen angesehen haben kön-
nen: so macht doch die Nachricht eines autorisirten
rußischen Scribenten [[Rytschkow]], doch noch einige Familien am
schwarzen Meer affenschwänzig, oder die einen %äußerlich
verlängerten Rükgrad haben, wahrscheinlich, die von
den übrigen Tartarn verfolgt werden und durch
diese Verfolgung allmälig (wie ein Geschlecht der
Menschen, welche flekigt wie die Tiger gewe-
sen seyn sollen, iezzo aber ausgegangen ist)
wird ausgerottet werden. Noch müßen wir die
Cretins merken, welche die Köpfe bis an das Ende
des Bauchs hängend haben und von denen ihre Mit-
brüder wegen des sanften Temperaments, das aber
aus der Vernunft rühret, hochgehalten werden,
da im Gegentheil die Alten und Unsinnigen
für heilig gehalten werden, weil ihre Seelen ihrer
Meinung nach schon im Himmel sind. Der Türken-
Character ist sehr witzig, der Araber sehr p«f»hleg-
matisch. Die Menschen sind iederzeit geneigt schön
zu seyn und das Clima kann was dazu beitragen
Wenn nun in Europa dieselben ihre Leiber mit Kleider
bedecken, und durch ihre Pracht sich hervorzuthun
bemühen: so müßen die Einwohner anderer %Gegenden
in Ermanglung der Kleider unzufrieden mit dem

/ was

/|P_169

/was die Natur ihnen verliehen, mit ihrem Leibe
Veränderungen vornehmen: Die Cariben in Nord-
america, welche die Insul Lucia bewohnen,
belegen ihren Kindern die Stirne mit blechernen
Platten, damit sie breit werden und ihre Augen
hervorragen, mithin nicht nöthig haben den Kopf
aufzuheben, wenn sie in die Höhe sehen wollen.
Außer der schleimigten Materie, die ihnen im
Anfange aus der Nase fließt, und außer den
vielen Kindern, die in der Probe sterben, scheint
es ihrer Gesundheit nicht schädlich zu seyn.
Andere Nationen in America können nicht leiden
daß der Kopf eckigt, und der eine Durchschnitt
derselben größer als der andere sey, und zwingen
daher denselben in Kugelformen, welche den Zucker-
hüthen gleich sind, woher denn die Kugel und
Spitzköpfe zu merken. Sonst machen fast alle
americanische Einwohner Ritzen in den Leib, schmie-
ren allerhand Säfte von Kräutern und Blumen
hinein und machen ihn dadurch fleckigt. Manche
von diesen Nationen haben unter der Lippe ein
rundes Loch eingeschnitten, welches niemalen zu-
heilet, worin sie einen grünen Stein von ziemlichem
Werthe tragen. Eine von ihren gewöhnlichen
Zierrathen ist auch ihr Gesicht mit allerhand

/ Vögel

/|P_170

/Vögelfedern auszuschmüken, welches zu ihrem
Gesicht sehr wunderlich abstechen muß. In
Asien müßen die Chineser-Frauen, um kleine Füße
zu erhalten selbige in enge Bandagen einklemmen,
wodurch dieselben als Klumpen ohne Zehen aussehen,
und dieselben vom Ausgehen abhalten, welches die
Männer vermuthlich als eine Schönheit angesehen
haben, damit sie von Ausschweifungen abstehen
möchten. Die Mungalen nähen ihren Kindern das
Gesicht nach dem Beispiel ihrer vorigen Helden mit
blauen, und mit Feilstaub gefärbten Zwirne, Zeichen
aus. In Afrika punktiren die Frauenzimmer
ihr Gesicht. Die Schuckzy im nordlichen Asien machen
sich Löcher in den Backen, setzen Wallroßzähne
ein. In Turcky färbt man die Zähne mit dem gifti¥
gen Safte Dupicadcada schwarz. Die Maraschkaden
in Borneo setzen 2 goldene Zähne in die Stelle
derer, die sie sich ausschlagen herein. Auf der
Küste von Gabo stecken die Einwohner Holz in die
durchbohrte Scheidwand der Nase. In Asien und
besonders in Malabar ist gewöhnlich einen Nasenring
durch die Nase zu ziehen, und bis über den Mund
hängen zu laßen, wie denn auch einige Nationen
ihren Kindern durch die Vorhaut, und die Nymphen

/ zogen

/|P_171

/zogen wie vormals die Römer, welche diesen Actum
infibulatio nannten, um ihren Könige bis zu sei-
nem Eintritt in die Ehe vor Ausschweifungen zu be-
wahren, worauf selbige herausgenommen wurden.

/Auf der Habinsul ienseit des Ganges in Canada
schneiden sie sich Löcher, durch die man öfters mit
2 Finger fahren kann, und bis auf die Schultern herab-
hangen ihre Vampons oder gewiß«sch»e Muscheln,
die violet aussehen, hinein. Endlich sind die obern
Kinnladen bei den Chinesern mehr als die untern
hinterwärts, daher sie viele Buchstaben nicht aus-
sprechen können zE K und N. Die einf«ältig»<ach>ste Art
sich zu ernähren sind die Wurzeln, wie in Norda-
merika, die Neis oder türkscher Waizen, und in
Südamerika die MarkokWurzeln, die zwar giftig
sind, dennoch aber, wenn ihr Saft ausgepreßt ist,
nähren, denn folgen die Iagd, %und %.endlich die Fischerei.
Die elendsten aller Nationen sind die Esquimaux.
Nahe am Meer fahren sie auf ihre Cajacken oder
Kähnen, um Seehunde zu fangen, mitten im Lande
finden sie keine Wurzeln, sondern die Einwohner
müßen sich etliche 100 Meilen entfernen, daher
es eine große Wohlthat ist, wenn sie ihre Eltern
umbringen. In Gvinea werden Hunde gegeßen,
welche alle stumm sind, auch wenn einer von den

/ %europaischen

/|P_172

/europaeischen dahin kommt, verstummen muß.
Esquimaux heißen die Einwohner des Lorenzen-
Stroms an der HudsonsBay. Zu den Esquimaux
können auch in Ansehung des elenden Zustandes
die Neuholländer gezählet werden, die bloß
von Muscheln leben. Die Negers nähren sich von
den Wurzeln Iams. Die gesitteten Nationen
brauchen Hausthiere und GetreideArten. Die
Ostuaken müßen öfters im Winter %gräulich hun-
gern, weil sie faul sind auf die Zukunft zu sor-
gen. Endlich ist auch zu merken, daß am Aus-
fluß des Senorib ins schwarze Meer, <dumme> Gänse
gefunden werden, und sie werden auf folgende Art ge-
fangen: Es wird eine Hütte gebauet, hierauf nähert
sich einer von den Einwohnern mit einem weißen
Pelze, ein anderer gehet von hinten und klappert
wenn alsdenn die Gänse dem vordersten folgen, in-
dem sie ihn für eine Gans ansehen, und wenn sie
in eine dazu gebaute Hütte eingeführt werden:
so wird die Thüre hinten zugeschloßen. An
der Spitze von der Magellanischen Meerenge
lebet man allein von Pferden. Die Vicuner haben
eine Art von Ziegen von der Wolle sie sich kleiden,
und die von den Spaniern so hoch gehalten wird,
daß sie nicht aus dem Lande geführt werden darf.

/ In

/|P_173

/In den wärmern Ländern gebraucht man die Ochsen,
und in Indien die Büffel zum Fuhrwerk. Die
Asiaten aber leben neben dem Reiße von den Palmen-
bäumen dem Koshes Lago und Dattelbaum. Was die
Arten der Wohnungen betrifft: so wohnen die Groen-
länder in Zelten, die sie mit Erdstücken und Seehunds-
fellen bedecken und Caballo nennen, welche aber
sehr dem im Winter hereintropfenden Waßer aus-
gesezt sind. Im %südlichen Amerika in Cuba und
auch Brasilien sind die Einwohner alle nakend
und wohnen in ihren Caballen. In Guinea müßen
die Galety ihre Hüttchen auf solche Bäume
aufschlagen, um sich vor den wilden Thieren, %und
den daselbst reißenden Ströhmen zu retten.

/Was das Verhältniß des %.weiblichen Geschlechtes zum
männlichen betrifft: so werden sie von den Americanern
als Maulthiere angesehen, denen alle Geschäfte
außer dem Iagen und Kriegen obliegen. In
Asien werden sie in Zimmer eingesperrt, von aller
Arbeit befreit, und so lange sie nicht Jalousie er-
wecken, wohl gehalten.

/ ≥ Articulus II.
/Von den Thieren

/Wenn wir ietzo von den Thieren reden wollen, so
werden wir den Anfang mit den Hausthieren machen
und davon folgendes anmerken.

/|P_173R δseparat

/|P_174

/1. Das Pferdegeschlecht. Außer denienigen Tugenden
auf welche die Einbildungskraft der Menschen einen
Werth setzet, und {2- <die> -2} ihre Gestalt, Größe pp be-
treffen, sind folgende remarquable. Die Leichtig-
keit und damit verknüpfter schneller Wuchs,
die Dauerhaftigkeit, und %.endlich eine Fähigkeit sich
discipliniren zu laßen, welche sie {2- <auch> -2} im Zustande der
natürlichen Freiheit haben. In der Wildniß fin-
det man selbige selten, außer in den Steppen,
wiewohl es eine Art von wilden Pferden in der
Grafschaft Lipp@a@ giebt; auch sind viele von den
spanischen {2- <Pferden> -2} in Amerika in der Wildniß gerathen,
welche von den Patagoniern gefangen werden,
und wovon sie sich nähren. Die arabischen Pfer-
de sind die besten, und beständig von einer
Race erzeuget, wovon denn auch die Araber
Geschlechtsregister haben, und dieselbe öfters
für 8 bis 10.000 %Reichsthaler verkaufen. Nach {2- «ihnen» <diesen> -2}
folget eine Race von ihnen, die barbarischen
Pferde in Algier, die sehr leicht und disciplinable
sind; die spanischen Pferde sind eine Race
von ihnen. Die englischen Pferde so eine Race
von ihnen sind, laufen am schnellsten und zwar
in einer Secunde {2- «61» <83> -2} Schuh, da nun die wilden
Pferde in derselben {2- <nur> -2} 52. Schu zurüklegen;

/ und

/|P_174R δseparat

/|P_175

/und die hollsteinschen sind unter «ihnen» {2- < diesen >-2} die Besten.
Wenn verschiedene Racen von Pferde zusammengelaßen
werden: so pflegt das Iunge in der Größe, Farbe pp
in den Extremitaeten in Kopf und Schweife nach
dem Hengste zu schlachten. In der Zona torrida
sind sie schuligt und in der Zona frigida sehr klein.
In Spanien aber am Besten, in der Niedrung sehr
faul, auf der Höhe aber munter.

/2) Der Cebra ist eine Art Pferde, welche lange Ohren
wie die Esel haben, sonst aber wie ein Pferd aus-
sehen. Es hat dunkelbraune weiße und gelbe
Streifen, die seinen Cörper in Gestalt von großern
Cirkeln umgeben, und wird in OberBethinien bis
zum Capo bonae spei, wie auch in Abessinien an-
getroffen.

/3. Das Eselgeschlecht, welches zur commoden Reise
beqvem und zum Tragen geschikt ist. Es giebt
auch eine Art Waldesel.

/4. Maulesel. Eine Halbschlacht und Ausartung von
den Eseln und Pferden, sie sind sehr tückisch

/5. Das Rindergeschlecht. Hiezu zählen wir nicht
allein die barbarischen Kühe, sondern auch den
Büffel mit zurükgebogenen und sehr spitzigen
Hörnern, welches nach dem Elephanten das stärkste

/ Thier

/|P_175R δseparat

/|P_176

/Thier ist und nur in Norden sich aufhält, und den
Elephanten, Ochsen, welcher von erstaunender
Höhe ist, wie fast alle Thiere in der Zona
torrida. Die syberische Kuh kratzet im Winter
ihr Futter unter dem Schnee hervor. In America
sind viele von den aus Spanien mitgebrachten in die
Wildniß gerathen, haben sich sehr vermehrt, werden
aber auch von den verwilderten Hunden sehr verfolgt
und aufgerieben. Vor der Spanier Ankunft in Ame-
rica waren die Ochsen so wie die Pferde daselbst
unbekannt. [Der Waldesel ist größer als der
zahme, und wird in Candia gefunden.] Die barba-
rische Kuh hat einen Kopf wie ein Pferd.

/Ein Büffel wird in Ostindien gebraucht.

/6. Das Schafgeschlecht hat bei uns Wolle, iedoch mer-
ket Condamino [[Condamine ??]] an, daß {2- <es,> -2} wenn es wild ist Haare
und dabei Hörner hat, sich auch tapfer wehret.
Die Aluparische Schaafe sind diejenigen, von welchen
man die Cameelhaar bekommt, weil das Schaaf bei
den Türken Cameel heißt. Es wird aber von ihnen
nicht %.eigentlich die Wolle, sondern nur das von ihnen
ausgeschorne Garn ausgeführet, wovon der Kameel{2- <garn> -2}
verfertigt wird, wiewohl auch einige Zeuge von den
%.würklich abgeworfenen Haaren des Cameels verfertigt
werden. Die Schaafwolle ist gegen Norden zu größer
in der Zona torrida aber feiner. Die besten Schaafe

/ sind

/|P_176R δseparat

/|P_177

/sind die spanischen, überhaupt leben sie im Sommer in
den SchneeGebürgen von Asturien, gegen den Herbst
aber marschiren sie nach Andalusien und bleiben den
ganzen Winter daselbst und unter ihnen ist die beste
Wolle von Segovia, {2- <nicht gerade> -2} weil hier die beste Weide ist.
Die englischen Schaafe sind eine Race von den spanischen
In Africa giebt es breitschwänzige, in «Monaco» {2- <Maroxo> -2} aber
langschwänzige, welcher in einem Wagen, welche die
Einwohner ihnen apliciren, geführt wird.

/7. Das Bockgeschlecht. {2- <Dazu gehören> -2} die Steinböcke und Gemsen, wel-
chen leztern sehr schwer beizukommen ist, und wenn sich
die auf sie eifrigen Iäger versteigen: so sind sie
bei der Rükkehr in Lebensgefahr, {2- «im» <indem> -2} wenn die
Gemsen nicht weiter fortkommen können, {2- <sie> -2} einen Satz
thun, und dadurch entweder sich, oder den Iäger in
die Klüfte herabst@o@ßen. Auf der Insul Island
sind die Hörner der Böcke sehr durcheinandergeflochten.

/8. Die Gasellen sind Ziegen in Persien, welche von ihren
Einwohnern vermittelst der Leoparden verfolgt werden.
Sie sollen sehr schöne {2- <sanfte> -2} Augen haben, und diejenigen {2- <Thiere> -2}
seyn, von denen im hohen Liede Salamonis [[Salomon]] Erwäh-
nung geschiehet. Von den Ziegenfellen wird der
Corduan gemacht.

/9. Das Bisemthier, welches unter dem Bauche eine
Blase hat, worin sich der sogenannte Bisam sammelt,
welches ein röthlicher Saft und ein starkes Oel ist.

/ Dasjenige

/|P_178

/Dasienige Thier, worin es gefunden wird, heißt
Muskus_Bock. {2- Es ist sehr furchtsam. -2}

/10. Das Bezoar_thier ist eine Art von Ziegen; {2- <es> -2} hat
unter dem Bauch 2. Morgenbellen, welches der Bezoar-
stein heißt, und dabei roth aussiehet, sonst aber
verfälschet wird. Es siehet wie eine Zwiebel aus,
und hat eine gallenartige Bitterkeit welche«s» vor
der Fäulniß praeserviren soll.

/11. Das Ziegenhorn, welches sich in Amerika aufhält,
und das einzige Einhorn in der Welt ist.

/12 Das Guineische Glasgebe Bokchen und

/13 {2- «Chinaff» <Giraffe> -2} oder der Cameel{2- «@leopara@»<leopard> -2} ist in Asien, %und
hat solche Beine, daß ein Reiter mit einem mittel-
mäßigen Pferd, unter seinem Bauche fortreiten
kann. Es ist wie ein Leopard fleckicht, und hat
einen langen Hals und Hörner.

/14. Das Hirschgeschlecht. Die Hirsche werfen jährlich
ihre Geweihe und bekommen mehrentheils meh-
rere Ender. Iedoch kann man %.eigentlich nicht aus
denselben die Anzahl ihrer Iahre bestimmen.
Sie sind schwer zu fangen. An einem Hirsch-
geweihe hat man schon 66 Ende gefunden.
Von diesem Geweihe wird der Geller verfer-
tiget, und insbesondere liefert daßelbe, wenn
es zu wachsen anfängt, und also noch knorplicht
ist, sehr wohlschmeckende Speise. Das Reh ist
auch eine Art von Hirschen, wie auch das Carmenische

/ Reh,

/|P_179

/Reh, welches nicht größer als ein Hase ist; dem
Dammhirsch, das Elendthier, welches einen Kopf hat,
der dem Kopfe des Rhenoceros gleich kommt, seinen
Weg durch Dichte und Morräste nimmt, {2- «so» <und> -2} gut schwimmt,
aber ein unschmakhaftes Fleisch hat.

/15. Das Rennthier, welches das einzige Thier in Norden
ist, so Gewächse frißt, da die meisten Bäre{2- n -2} Fisch
freßen. Es behilft sich mit ganz troknen Most,
welchen er noch dazu unter dem Schnee hervorsucht;
sonst hierin die Einwohner bei ihm alles entbehren.
Sein Fell giebt ihnen Kleidung, ziehen seine Milch,
woraus sie Käse machen, seine Sehne brauchen sie
zu Zwirn, und ihr schneller Lauf dient ihnen ihre
Kahnförmige Schlitten fortzubringen.

/16. Das Schweingeschlecht. Ihre Borsten sind ein
vornehmer Artikel der Handlung, weil sie zu
den Bürsten und Besen nothwendig sind; sie sind
aber nicht allenthalben dazu zu gebrauchen, sondern
nur bei einigen, welche in Rußland, Brittannien ¿
gefunden werden. In der Südersee hat man daßelbe,
wo es das größte Thier ist, und die Höhe eines
kleinen Hundes, auch eine ziemliche Länge hat. Die
wilden Schweine sehen schwarz aus, haben zur
Seite Klauen, womit sie sehr tief eindringen,
sind sehr verwegen, ja sie laufen, sobald sie
verwundet werden, gerade auf den Ort, wo der
Schuß geschehen. Sie halten sich in Morästen

/ auf

/|P_180

/auf, woraus man sie in Deuschland mit «Schafe» Schwe-
feldampf verjagt; sie setzen durch den Rheinstrohm
wo sie von den Bauren, indem dieselbe bei den Hinter-
füßen gefaßt und mit den Kopf im Waßer stecken,
ersäuft werden, welches ihnen aber jetzo verbothen
ist. Die asiatische Schweine sind lang; dabei sehr gesund.
Es gehören hieher das mexicanische Muscusschwein,
und der Schweinhirsch, der %.nemlich Geweihe hat, und auf
der Insul Malacco ganz allein angetroffen wird

/17. Der Hippopotamus %.oder das Nilpferd, welches
denen Schweinen ähnlich ist und mit den beiden folgen-
den das größte unter den Landthieren ist. Es hat {2- <eine> -2} ganz
besondere Art Zähne, mit 2. Hörnern, die eben so noch
feinere Knochen in sich enthalten, als die Elephanten¥
zähne, die auch so groß als Ochsen-Hörner sind. Es
hält sich in den Flüßen von ganz Africa und sonst
nirgends auf. Sein Leder ist so dick, daß kein Schuß
außer hinter den Ohren, ihn verletzen kann. Seine Schwere
beträgt 30 Centner.

/18. Rinoceros ist gleichsam mit einem Panzer umgeben,
obgleich derselbe nicht so stark als der Schildkröten
ihrer ist. Er @würde@ also ganz unbiegsam seyn, wenn
ihm die Natur nicht Falten «¿d» in demselben verliehen,
mittelst derer er sich bewegen kann, welche von
weitem wie Stiefel, Hosen pp aussehen. Es hat sein
Horn auf der Nase, öfters 2 hinter einander, wenn
der unterste am größten ist, beide aber stumpf
sind, daher sie {2- <ihm> «nicht» -2} wahrscheinlicherweise nicht zur

/ Wehre

/|P_180R δseparat

/|P_181

/Wehre, sondern um Wurzeln aufzusuchen gegeben worden.

/19. Der Elephant ist in Asia %und Africa nur anzutreffen.
In Asien beträgt {2- «ihre» <seine> -2} Höhe 14 Fuß, in Africa aber
nur 12. Die größte Sorte von ihnen trift man in Ostindien
und zwar auf der Insul Ceilon und der Halbinsul ienseit
des Ganges an. Seine Ohren sind «¿¿» 2 Kalbfellen gleich,
{2- <es> -2} hat gleich dicke ungeschickte Füße mit 5 Klauen,
eine graue Couleur, wiewohl auf der Halbinsul ienseit
des Ganges auch zu weilen weiße gefunden werden,
und von den Indianern als Heilige, worin die Seelen ihrer
Heiligen gefahren, gehalten werden. Das merkwür-
digste von ihnen ist sein großer Rüßel, deßen Spitze
sehr musculeuse, sonst aber ganz beweglich ist, er
kann denselben bewegen und biegen wie er will, sogar
das Freßen und Saufen zum Munde, welcher unter
dem Rüßel befindlich ist, bringen; auch befindet
sich seine größte Force darin, ob er gleich seine unge-
schikte Kräfte nicht so als andere Thiere zu ge-
brauchen weiß: so brauchen sie ihn doch stark zur
Handlung, welche sie sehr verrichten. Vom Tabaksrauch
wird er ganz betrunken, läuft wie ein gutes Pferd,
hat übrigens einen kurzen Schwanz, deßen Haare we-
gen ihrer Dicke zu Tabakspfeifen gebraucht werden.
Sie werden vermittelst zahmgemachten Weibchen
der Elephanten in enge Oerter gelokt, und gefangen.
Sonst sezt man ihnen Sänfte, auch wohl bis weilen
kleine Thürme auf.

/ 20

/|P_182

/20. Das Camehl, welches von den Dramedariis unter-
schieden ist, die nur einen Rücken und einen Buckel
haben, indem die Camehle 2 Buckel %und 2 Rücken haben.
Es hat einen langen Hals; wenn es beladen wird,
kniet es nieder, und weiß wohl die Last die es tra-
gen soll zu unterscheiden, indem es nicht eher,
falls es auch geprügelt wird, aufstehet, bis sie
daßelbe auf heiß gemachten Platten anbinden, und
dieses so oft wiederhohlen, bis daß es die Musik,
die die Einwohner von Asien dabei hören laßen, wahr-
nimmt.

/21. Das Faulthier wird nur allein in {2- <Süd> -2}America ange-
troffen, sieht wie ein Affe aus, nur daß es anstatt
der grünen, weiße Haare hat. An einer Streke von
12 Schue bringt es oft den ganzen Tag zu und bei
iedem Schritt schreit es so %.erbärmlich, daß man denken
sollte, daß alle seine Knochen zerbrochen wer-
den, und eben dieses Geschrei ist es, dadurch
es von den übrigen Thieren, die es nicht leiden
können gesichert ist.

/22. Der Ameisenfreßer. Er hat seinen Nahmen davon,
daß er Ameisen frißt, hat eine sehr lange
Zunge, die so groß als er selbst und dabei kleb-
bricht, wie eine Leimruthe, ist. Wenn die Ameisen
durch ihn aus ihrem Nest gestöhret werden: so lau-
fen sie auf seine Zunge, bleiben dran kleben,
«womit» wobei er denn die Zunge mit den Ameisen

/ in

/|P_182R δseparat

/|P_183

/in sich schlukt. Sonst ist es wunderbar, wie solche gro-
ße Thiere als ein Bär sich mit einer so wenigen Nah-
rung behelfen könne.

/23. Das Eichhörnchen sieht in allen Gegenden der Welt
gelblicht aus; ihre Art über die See zu schwimmen
ist sonderbar, indem sie %.nehmlich auf einer Bank «auf» von
Holz sitzen und mit ihren Schwanz den Wind auf-
fangen.

/24. Das Rattengeschlecht. Die Ratten sind Thiere, welche
sowohl alles im Hause verwüsten, als auch wegen
ihres scharfen Gebißes gefährlich sind. Es giebt
gewiße Ratten deren Iunge in Gefahr ihre Schwänze
um die Schwänze der Alten winden, und sich von ihnen
fortschleppen laßen. Die Beutelratten welche
unter dem Bauche einen Beutel haben, worin die Iun-
gen wenn sie verfolgt werden, sich sammlen. Noch
ist zu merken:

/25. Das Hundegeschlecht. Der Original-Hund scheint der
Schäferhund zu seyn, weil alle Hunde wenn sie in
die Wildheit gerathen dergleichen werden; daher ist
es auch wahrscheinlich daß alle Hunde, sie mögen so
verschieden seyn als sie wollen, dennoch nur einen Stamm
haben, weil in großen Produkten überhaupt solche
Keime liegen, welche sich unter der Begünstigung
der Nahrungsmittel der Luft eines Landes sich ent-
wickeln. In kalten Gegenden haben alle Thiere
weit dickere Pelze, als in den warmen, und Vögel

/ eine

/|P_183R δseparat

/|P_184

/eine Schichte Federn mehr als in den Zonis temperatis.
Folgende Halbschlachten sind merkwürdig. Von dem
spanischen Pudel %und Wachtelhunde fält der Bologneser,
von dem Bollenbeißer und Wachtelhunde der Mops.
Die wilden Hunde in Africa sind stumm, und ist ver-
muthlich der Mangel des Bellens bei ihnen anzu-
treffen, weil sie gewahr werden, daß sie das
Wild dadurch verscheuchen. Wenn sie auf die Schiffe
gebracht werden, so fangen sie an zu gnurren,
endlich gewöhnen sich auch solche ans Bellen. Sie
ziehen dorten in großen Heeren herum, aus welchen
einer von ihnen {2- <sie> -2} als Leiter anführt. Diese scheinen
die vollkommensten Thiere zu seyn und das Analogon
rationis am stärksten zu zeigen, maaßen sie
das ihnen auferlegte Amt sorgfältig in Acht nehmen.
und bei ihren Herren bleiben, wenn sie böses ge-
than: unruhig werden, und wenn selbige ihren Herrn
zornig sehen, ihn gleich durch eine demüthige Stel-
lung zu gewinnen suchen. Zu weilen werden sie
auch toll, und der Biß ist alsdenn von ihnen sehr
gefährlich, weil die Menschen in eine ähnliche
Raserei verfallen. Sonst scheint das Salz«b@a@¿d»
<bald> nach dem Biß in die Wunde gerieben, und im Waßer
aufgelößt, nützlich zu seyn.

/26. Der Wolf ist dem innern Bau nach von den Hunden

/ nicht

/|P_184R δseparat

/|P_185

/nicht unterschieden, %und weil selbiger mehr frißt als er
zu seinem Unterhalt braucht, ein grausames Thier.
Zum Wolfgeschlecht rechnet man @a@uch den Scha«m»oal
welcher größer ist als ein Fuchs %und kleiner als ein Wolf.
%.Vermuthlich sind des Simsons Füchse dergleichen gewesen,
weil selbige in einem Haufen beisammen sind

/27. Das Füchse-Geschlecht. In Siberien giebt es 3erlei Arten
von Füchsen, der weiße, braune %und blaue Fuchs, der
aschfarbig aussieht, deßen Haar aber nicht beständig
und dauerhaft sind, wozu noch der schwarze kommt, der
wegen seiner Kostbarkeit ein Regale ist. Der Stinkfuchs
hat einen solchen Gestank, daß alle Menschen und
Thiere fliehen müßen, wiewohl sein Fleisch schmakhaft
ist. Zu ihnen zählt man auch die Igel und Bisam-
katze, die ihnen in allen Stücken, außer dem Gefährte
und Klauen, nach welchen sie einer Katze ähnlich
sind, gleichen. Hinter dem Schwanz und außerhalb dem
Ano hat sie eine Drüse, aus welcher ein klebrichter
Saft, welchen man das Cibet nennet, gedrukt wird.
Er ist im Anfange scharf, hernach leidlicher und übri-
gens hält man seinen Geruch für vortreflich.
Allein weil die Kinder sowohl als die Wilden keinen
Abscheu vor gewißen Dingen wegen ihres Geruchs ha-
ben: so scheint das Gefallen und Mißfallen an ei-
nem Geruch nicht natürlich, sondern eine Mode zu seyn.

/28. Das Katzengeschlecht wird nirgends so gelitten
als in der Türkei, weil sie glauben, daß kein Thier

/ ins

/|P_185R δseparat

/|P_186

/ins Paradies als des Mahomets Katze kommen wird.
Sie läßt sich nicht discipliniren, und gewöhnt sich mehr
ans Haus, als an ihren Herren. Eine Art davon ist
die Tiger_katze und bei uns der Luchs.

/29. Der Tiger wird in Asien, ienseit des Ganges an-
getroffen, hat schwarze und weiße Streifen,
die um den ganzen Leib gehen, ist sehr grausam und
ganz indisciplinable, dabei so stark, daß er selbst
einen Löven über wältigen kann, sonst muß man
ihn nicht mit dem Panter verwechseln.

/30. Der Dubal, welches bei den Alten der berufene
Hiaena ist, bei Algier angetroffen wird, und die
Todten aus ihren Gräbern hervorscharret.

/31. Der Löwe. Er wird wegen seiner Großmuth,
nach welcher er, {2- «¿¿¿» <wenn er> -2} gesätiget ist, «und» iedes
Thier in Ruhe läßt, gerühmt. Der africanische
ist der mächtigste von ihnen, hat lange, aber sträu-
bige Mähne; dagegen der asiatische ist im Gesicht
der Katze ähnlich. Sein Brüllen ist fürchterlich,
er erhebet solches sowohl Abends als Morgens,
auch bei ieder Veränderung des Wetters; hat er-
staunende Force in seiner Brust, frißt übrigens
am liebsten Affen, nachgehends das Vieh, %und
endlich den Menschen, und unter diesen einen
schwarzen lieber als einen weißen und eine
Mannsperson williger als ein Frauenzimmer

/32. Das Affengeschlecht. Sie haben entweder keine

/ Schwänze

/|P_186R δseparat

/|P_187

/Schwänze, und denn sind es Menschenaffen, oder lange, und
denn heißen sie Meerkatzen, oder «k¿¿ze» kurze, welche
man {2- «Pacnora» <Paviane> -2} nennet. Obgleich nun die Affen ein Analogon
rationis haben: so wird doch das Analogon moralitatis
bei ihnen vermißt, indem sie jederzeit boshaft, tückisch
und eigensinnig sind, und allenthalben wo sie können Schaden
thun. Sie haben Menschenfinger und ist deshalb ihre Or-
ganisation nicht auf etwas besonderes eingeschränkt,
ia wenn dieses zu einem allgemeinen Gebrauch ein-
gerichtet ist: so zeigt sie auch ganz sicher von den
allgemeinen Fähigkeiten des Thieres. Die größten
von den ungeschwänzten Affen werden Waldmänner
genannt, sind 5 Fuß hoch, haben wenig Haare,
eine herabhangende Oberlippe, Runzeln im Gesicht,
können sich einem widersetzen, und haben von weitem
die Gestalt eines alten Mannes. Die kleinen von die-
sen ungeschwänzten Affen sind noch böser als die Gro-
ßen und äußerst flatterhaft, brechen sich Prügel
von den Bäumen %und können damit (sintemal sie äußerst
gesellig und in großen Haufen gehen) einen Löven
und Tiger vertreiben. Die langschwänzige brauchen
ihre Schwänze sich um die Bäume zu schlä<n>gen, und ver-
mittelst diesen sich über die Bäche, weil sie nicht schwim-
men können, zu setzen. Sie haben einen Schlauch in
den Backen, den sie zu einem Magazin brauchen, allein

/ weil

/|P_187R δseparat

/|P_188

/weil sie sehr flatterhaft sind: so pflegen sie bald
von Obst und Reiß überdrüßig zu werden und an-
deres zu hohlen. Endlich werden die Paviane bis
zum Capo bonae spei angetroffen; sonst sind noch
die Schooßaffen, welche nicht größer als die Eichhörn-
chen sind, anzumerken, welche aber in Europa nicht
wohl leben können.

/33. Das SchaafCameel wird in America und zwar im
obern Theil angetroffen, wo es vormals das einzige
Lastthier war, {2- <es> -2} hat einen langen Hals und das sonder-
barste an sich, daß es den Menschen starr ansieht,
wird auch Reaunna genannt.

/34. Das Haasengeschlecht, theilet sich in Sandhasen, welches
die stärksten Läufer sind, und in Waldhaasen. «Ihre»
Ihre Furchtsamkeit, schneller Lauf und ihre Intriguen,
wenn sie verfolgt werden, sind bekannt. Sie machen
in allen Gegenden Gefährte, um die Hunde von
ihrem wahren Lager abzubringen. Die weißen Haa-
sen sind mehr eine Aus- als Abartung.

/35. Das Meerschweinchen oder Ferkel wird aus Brasilien
gebracht.

/36. Das {2- «Maulthier» <Murmelthier> -2} wird in Savoyen und Piemont an-
getroffen, kommt mit der Sch<l>aafratte darin über-
ein, daß sie öfters in einer Art von Erstarrung
liegen, %und ohne daß es sich bewegt, forgebracht

/ %werden

/|P_188R δseparat

/|P_189

/werden kann. Die Ursache davon ist die: Im Schlaf küh-
let sich das Blut immer mehr %und mehr ab, weil nun das
Blut dieser Thiere nicht so warm als das Blut der
Menschen ist: so wird es mit dem anhaltenden Schlaf käl-
ter als die Luft %und kann also durch dieselbe nicht erregt
werden.

/37. Vom Bären. Von ihm ist dieses zu merken, daß er im
Winter von seinem Fette, welches aber durch seine
innerliche und zurükführende Gefäße selbst zur Nahrung
wird, leben kann, und sind von den Dachsen darin unter-
schieden, daß diese von den 2 Hand_breiten Spek, so sich
unter ihrer Haut befindet, welches sie vermittelst eines
Lochs oberhalb dem Ano saugen, ernährt werden

/38. Die Maulwürfe haben kleine Augen, welche aber dennoch
hinreichend sind den Tag von der Nacht zu unterscheiden.
Man bemerkt, daß wenn ein Maulwurf verworfen,
verstirbt unter der Erde. Gladitsch [[Gleditsch]] aber hat beobachtet,
daß solches von den Käfern, welche zur Zeit die Erde
erheben, und diesen Maulwurf damit beschütten, be-
würkt wird.

/39. Das Stachel-schwein hat lange Stacheln, die wie Feder-
kiele zugespitzt sind %und welche es nach Gefallen
abschießen kann. Der Stein Becoi«s»r, der in seinem
Magen wird, ist von großem Werthe. Übrigens sind
folgende Thiere merkwürdig.

/Die Fledermäuse, welche zu beiden Seiten ausgespannte
Häute haben %und dabei die abscheulichsten unter

/ den

/|P_190

/den Nachtthieren sind.

/Die fliegenden Katzen in Ostindien und die fliegenden
Eichhörnchen, welche nur wegen der zur Seite befindlichen
Haut größere Sprünge als die gewöhnlichen machen
können.

/Der Hermelin oder der Wiesel, die Schen@c\i@hel@Wiese, welche
den Mäusen nachstellen, die Marder, die man durch das
Schleifen, als welches Geräusch sie nicht vertragen
können, hervorlocken kann. Die Husso die man durch
das Eingeweide einer Gans fangen kann und denn die
e»rettel zu merken, welches kleine Wiesel sind, die die
Kaninchen aus ihre Löcher stöhren. Man könnte sich in
Europa nach dem Beispiel der Engländer %resolviren
die Kaninchen fortzupflanzen, weil sie sich selbst
ernähren, ein schönes Fell haben, sich sehr multi-
pliciren und durch Hülfe des Frettel aus ihren
Löchern hervorgeiagt werden können.

/ ≥ Unter den Amphibien oder den Thieren, die
sowohl im Waßer als auf dem Lande leben
können, sind zu merken

/1 Die Flußotter. Sind in den Flüßen zu finden,
graben sich Gruben von den Ufern bis zu den
Wäldern, und werden durch ihr Fell zu Brähmen
an den Mützen brauchbar.

/2. Die Seeotter werden bei Kamschatka gefunden

/ und

/|P_190R δseparat

/|P_191

/und haben ein so glänzendes feines schwarzes Fell, daß
es bis 80 bis 100 %.Thaler kostet, haben übrigens Floßfedern
an den Füßen.

/3. Der Biber, hat 4 Füße und einen eirunden Fisch-
schwanz, den er beständig ins Waßer hälten
muß, auch Zähne die hervorragen. Sie sind
iezt seltener als ehedem. Die Länder scheinen
vormals mit Wäldern bedekt gewesen zu seyn,
außer die Sandwüsten und Steppen, weil man
überhaupt die neu erfundenen Gegenden voller Wäl-
der antrift, so mag es auch die Ursache von der
Verminderung derer Thiere seyn, die sich im Wal-
de aufhalten. Ihre Mode den Damm an den
Ufern zu verfertigen, den sie von der Flußseite
steil, von der Landseite aber abgedacht, nach
den Vorschriften der Baukunst aufführen, ist son-
derbar. Er hakt mit seinen vordersten 2 Zähnen
den Baum ab, und führt ihn bis ans Waßer, mit
seinen Schwanz transportiret er den Thon um die
Faschinen auszufüllen, Bauet sich darauf im
Lande am Ufer ein Haus von 2 Etagen, damit er
nach Proportion des Waßers seine Wohnung ver-
ändern kann, im Winter ißt er die Baum_rinden.

/4. Die Meerkälber oder Seehunde, werden in der
Ostsee %und beständig im Eismeer gefunden.

/ 5.

/|P_191R δseparat

/|P_192

/5. der Wallroß, oder Meerochs welchen Nahmen er
keinesweges verdienet. Er hat einen großen
Kopf und hervorragende Zähne, die aber unten
herabgehen. Die Seebären und Seelöwen
werden auch bei Kamschatka angetroffen.

/6. Die Crocodillen sind äußerlich und innerlich mit den
Eidechsen einerlei und nur der Größe nach von
ihr unterschieden, halten sich bei Africa selten
und nur bei Catatacta häufig auf, und sind in
der alten Welt das, was in der neuen der
Alligator ist, nur daß der Schwanz des lez-
teren herabhänget, und eine etwas verschie-
dene Farbe hat. Gleichwie aber die Natur so
schädliche Producte nicht häufig hervorbringt,
also frißt die Pharaonsmaus die Eier des Croco-
dillen und die Gallinosen ein den Gänsen ähn-
licher Vogel die Eier des Alligators auf, welche
beide deren «Ausübung» Ausbrütung der «Summe»
Sonne überlaßen und in den Sand verscharren

/7. Die Schildkröten. Die größesten von ihnen sind
in Sudamerica und wiegen bis 3 Centner, haben
so starke Knochen als ein Ochs, schwimmen
und legen auf dem Lande 2 bis 300 Eier, ihr
Fleisch ist wohlschmeckend und den Panzer braucht man,
doch nur von den kleinen zu Tabaksdosen %und Uhrgehäusen.

/ Von

/|P_193

/ ≥ Von den Fischen

/Überhaupt ist anzumerken, daß sowohl die würkende
Ursach als auch der Endzwek erfordern, daß in dem
Waßer die größten Bestien gefunden werden, weil theils
die Landthiere in selbiger Größe, daß ihr eigen Ge-
wicht, nach des Gallilaei Beobachtung zerbrechen
würde, theils aber auch im Waßer schwimmen und
die Füße entbehren können.

/1. Die Wallfische sind die größesten Thiere, und
in den Eismeeren am größten, vermuthlich deswegen
weil sie schwammigt sind und es ihnen in den heißen
Zonen zu warm. Die verschiedene Arten von ihnen
sind der grönländische, der Nordkapp, der Pott-
fisch, der Fünfisch, der «M»Narhwal, Iupiterfisch,
Plackfisch, Knobbelfisch, Cachillote, der Wittfisch,
Butzkopf, Meerschwein, Delphin %.oder Tümler,
Schwerdfisch. Was das Zeugen dieser Thiere
anbetrift, so muß man einen Unterschied
machen zwischen Fische, die kaltes und die heißes
Waßer haben. In den süßen Wäßern
haben sie alle kalt Blut und unter dieser
Bedingung ist keine Beiwohnung, sondern das Weib-
chen läßt den Regen fallen und das Männchen
vermischt denn seinen auch damit, folglich ge-
schieht die Befruchtung außer dem Leibe.
Diejenigen Fische, welche heiß Blut haben

/ ge- 

/|P_194

/gebähren lebendig und säugen ihre Iungen, die-
ses leztere geschiehet mit den grönländischen
Wallfischen. Sie haben einen ungeschikten Kopf,
welcher 1/3 von seiner Länge und eine Dicke welche
im Durchschnitt 2/3 beträgt, hat kleine Augen, wel-
che nicht größer als eines Ochsen und wie überhaupt
die Pupille das Thier mag so groß seyn als es
will, nicht so groß sondern empfindlich seyn muß
an der Seite haben sie starke Floßfedern, auf der
Nase 2 Blasen, aus welchem mit einem großen
Getöse das Waßer in Gestalt zweier Fontainen
herausfließet, einen weiten Rachen aber engen
Schlund dabei, %.endlich findet man bei ihnen nicht
Zähne, sondern Kracken an seinen Gaumen, wel-
che wie Schwerdter gelegt und oben mit Borsten
versehen sind, wovon man den Fischbein verfer-
tiget. Seine Nahrung ist eine Menge Gewürme,
die sich zu gewißen Zeiten ohne Zahl im Eis-
meer aufhalten, die er sammt dem Waßer ein-
schlukt, welches leztere er aber vermittelst
seiner Laden wieder ausspritzen kann. Weil
nun diese Würmer ganz tranigt sind: so ist kein
Wunder, daß er selbst von solcher Art wird.
Er hat eine große Force in seinem Schwanz,

/ welchen

/|P_195

/welchen er horizontal nicht aber wie andere Fische
vertical hat, und ist damit im Stande ein kleines
Boot zu zerschmettern. Seine Länge beträgt
80 bis 120 Schuh und wird von ihm nichts als
das Spek, deßen Absonderung von dem übrigen
Fleisch flemsten nennen, nebst dem Fischbein
verbraucht. Der Walfischfang ist sehr
important, und ein ordinairer von diesem
Fisch liefert bis 2.000 %.Reichsthaler Einkünfte. Er
wird %.eigentlich in Groenland, oder Spitzbergen,
in der Davids und Hudsonsstraße, wohin er
sich im Sommer verirret, sonst aber im Winter
im Eismeer angetroffen. Man fängt ihn fol-
gendergestalt: Es wird ihm eine Harpune
in den Leib geworfen, welche an einem lan-
gen Knaul Garn bevestiget ist; hierauf
fährt er mit großer Behendigkeit unters
Waßer, weil er aber beständig Luft
schöpfen muß, so kommt er bald wieder
hervor, fährt aber wieder herunter, bis
er endlich mit vielen Keuchen auf die
Oberfläche des Waßers sich wieder erhebt
Man nähert sich alsdann mit Böten, versezt
ihn viele Lanzenstiche, bis das Waßer,
daß er aus den Blasen sprizt mit Blut ver- 

/ menget

/|P_196

/menget ist, in welchem Fall er bis aufs Le-
ben verwundet ist. Die größte Schwierig-
keit beim Fangen war vormals, wenn er sich
unter das Eis reterirte, iezt aber weiß man
die Methode ihm auch alsdenn beizukommen, nur
muß man sich für die Eisstücken in Acht nehmen.
Seine Feinde sind die Wallfischläuse, welche
sich an seine genitalia setzen, sonst aber nicht
größer als ein Käfer sind. Ferner der
Heufisch, der Narval, welcher ihm mit sei-
nem gewundenen Horn durchläuft, und der
Schwerdfisch, welcher nur seine Zunge ver-
zehret. Einige Arten der Wallfische sind erstlich
der NordCapp hat nur bloß ein Loch im Nacken
frißt gerne Heeringe, hat aber nicht so gutes
Spek, wie ein grönländischer Wallfisch.

/2) Der Finnfisch hat seinen Nahmen von den
großen Floßfedern auf dem Rücken und
führet Zähne im Rachen.

/3. Der Pottfisch welcher einen Kopf in der Ge-
stalt einer Flintenkolbe und Zähne hat,
dabei auch sehr lang ist. Man findet in ihm
eine Tonne Hirnöhl, welches man Wallrath
nennet, er streicht durch die mittländische

/ See

/|P_197

/See und wird für den gehalten, der den
Jonas verschlungen.

/4. Der Narval hat ein gewundenes Horn, wel-
ches 5 bis 6 Schu lang ist, wiewohl auch einige
2 haben.

/5. Der Schwerdfisch hat einen hervorragenden
Zahn der wie ein Schwerd gestaltet ist. Eine
Art von ihm ist der Sägefisch.

/Die Seekuh wird bei Kamschatka und den großen
antillischen Insuln angetroffen, haben vorne
statt der Füße 2. Stumpfen ragen mit ihrem
Cörper über die See hervor, den Kopf aber
tauchen sie unter das Waßer. Sie nähren sich
von der Seeruthe, welches ein Seekraut ist,
haben ein schmakhaftes Fleisch und ein Fett
welches wie Butter und niemals in Fäulniß
geräth.

/Der Heufisch oder Seewolf hält sich in der
spanischen See am meisten aber an der Küste
von Guinea, und dem schwarzen Meer auf,
hat einen langen Kopf gleich einer Flinten-
kolbe. In seinen Rachen 3 Reihen von Zähne,
einen weiten Schlund (daher man öfters ganze
Matrosen in seinen Magen gefunden) eine
Schnauze die wohl einen Fuß über seinen Rachen
hervorraget, und wodurch einigermaaßen

/ die

/|P_198

/die Seethiere vor diesem größten Raubthiere
der ganzen See, gesichert sind, hat eine große
Force in seinem Schwanz %und ist bis auf 50 Fuß
lang. Er frißt ohne zu untersuchen was ins
Meer fällt, weil beständig 3 oder mehr sich
darnach reißen, indeßen haben sie die Eigenschaft,
daß sie wie die Stokfische ihren Magen umkeh-
ren und reinigen können. Weil nun diese Fi-
sche sobald sie etwas gefreßen, was ihnen
vorgeworfen worden die Schiffer von Africa
bis America, wo sie die Ladung von den Schwar-
zen, die sie in Guinea gekaufet hinführen
verfolgen so ist es leicht sie vermittelst einer
Kette mit Widerhaken, woran ein Stük Fleisch
befestiget zu fangen. Die Remora sonst
auch Sauger genannt, hält sich bei den
Küsten von Africa auf und ist derjenige Fisch,
von welchem die Alten vorgaben, daß er
das Schiff unbeweglich machen kann. Wenn
nun das Schiff wenn der in dem Waßer befindliche
Theil glatt ist geschwinder seeglen kann: so
geschieht es wohl, daß wenn sich eine große
Menge von diesem Fisch an das Schiff ansaugen
und daran hängen bleiben der Cours langsamer ist.

/ Der

/|P_199

/Der Mantelfisch ist eine große Roche %.oder Plattfisch
hat wie die Flin«t»der die Augen auf einer Seite, ist groß
und hat einen der Pritsche ähnlichen Schwanz, dabei
der Perlenfischerei sehr gefährlich. Die Flindern
sind auf der einen Seite gelb auf der andern schwarz.
Der Seeteufel eine Art von hohen Rochen hat Hör-
ner und Haare.

/Der Zitterfisch oder Krampffisch roga torpida
(ist eine Roche) hält sich in dem africanischen
Gewäßer auf, und theilt wenn man ihn berühret
starke electrische Schläge aus.

/Der Zitteraal in Surma in den africanischen Ge-
wäßern zu finden, hat die Gestalt eines Aals
und folgendes merkwürdige an sich. Wenn man ihn
mit dem Finger oder auch mit einer metallenen
Stange berührt: so bekommt man einen empfindlichen
Schlag, rührt man ihn mit einem spannenden Holze
überhaupt an: so ist er sehr wenig merklich nähert
man sich ihm aber mit einer gläsernen Röhre
oder Stange Siegellak: so bekommt man gar keinen
Bringt man an ihn einen Magnet: so wird er matt
und verliert seine Kraft, bekommt sie aber
wieder, wenn man Eisenspäne auf den Grund
schüttet, wenn er %.endlich stirbt: so ist sie gar
nicht bei ihm anzutreffen. Dieses aber sind
Würkungen der Elektricitaet und er

/ hat

/|P_200

/hat also würklich eine elektrische Kraft, die
er nach seiner Willkühr ausübet, ob es gleich schei-
nen sollte, daß sie durch mechanische Sachen, «die»da
er bei Anwendung derselben die Haut runzelt,
hervorgebracht wird, und wodurch er sich von den
anfallenden Raubthieren retten kann.

/Der Block %.oder Tintenfisch hat in seinem Magen
eine Blase, worinnen Tinte häufig aufbehalten
wird, welchen er bei der Verfolgung ausspritzet
und sich dadurch unsichtbar machet.

/Die Rothfische sind gallartig %.oder schlammartig,
scheinen keine Organisation zu haben, sind im
der Raute zusammen gewunden, perlenfarb.

/Die fliegenden Fische zwischen den Tropicis, haben
die Gestalt von den Heeringen, erheben sich ver-
mittelst der Flußfedern, die sie in ihrer Seite
haben von dem Waßer in die Luft, wodurch sie
sich der Verfolgung der Tropicalfische ent-
gehen, wiewohl sie in der Luft an den Raub-
Vögeln ihre Feinde finden.

/Der Meermensch, hat nicht die geringste Ähn-
lichkeit vom Menschen und ist ihn dieser Nahme
von diesen beigelegt, welche glauben, daß alle
Produkte in der See seyn müßen, welche sich auf
dem Lande befinden. Er ist ein Plattfisch, wird

/ von

/|P_201

/von den Portugiesen gegeßen und ist ein schöner
Fraß für den Heufisch. Eine Art von ihnen gehört
zu den Meerwundern, der Pantipopidans [[Pontoppidan]] welcher seine
Erzehlung auf den Glauben gemeiner Leute gründet,
welcher aber nebst den Alten die wahrhafte
Erzehlung aus der Acht läßt.

/Der Seewurm soll so dik als das größte Weinfaß
seyn, und so groß, daß er sich im Horizont ver-
liert, soll sich an Norwegen aufhalten.

/Der Korake als das 3te Meerwunder soll wenn
er sich über die See erhebt als eine Insul
seyn und eine virtel Meile im Umfange haben,
und aussehen als wenn es mit kahl gewordenen
Bändern besezt wäre. Man muthmaßet, daß
einer in den Scheeren von Stokholm anzutreffen
sei, weil man bei Verfertigung der Grotte,
bald eine Insul in dieser Gegend zu sehen be-
kommen, welche aber bald wieder verschwunden
Der Spritzfisch hält sich in den sardinischen Gewäßern
auf und von diesem ist seine besondere Art seine
Nahrung zu suchen, anzumerken. Er hält sich
vermuthlich nahe an den Gebüschen am Ufer
auf, @wo@ sich viele Gewürme, Fliegen und In-
seckten aufhalten, sprizt aber auch nur einen
Tropfen, womit er die Vögel ganz genau
und accurat trift, worauf er ins Waßer
fällt und von ihm gefreßen wird. Auf

/ dem

/|P_202

/dem G@run@de des Meeres befinden sich viele Thiere,
die ei@ne@ wunderbare Gestalt haben als zE. die
Polypen mit unzählig viele Füße, ohne daß
man nöthig hat Meerwunder aufzusuchen.

/Hiebei sind die 3 merkwürdigsten Fischfänge
zu merken.

/ ----- 

/1. Der Wallfisch-Fang bei Groenland und
Spitzbergen.

/2. Der Heeringfang. Die Heeringe halten sich
@in@ Eismeer auf, gegen den Sommer ziehen
sie in 3 Heerden herum. Die erste hält sich
an Norwegen auf gegen Drontheim %und Bergen,
begiebt sich bei Gothenburg in den Sund,
von da bis wieder in die Nordsee. Die «hal»
andere hält sich an den Flüßen von Schott- 
und England, besonders aber bei den arcadi-
schen Insuln auf; die 3te gehet durch den Schott
George Canal zwischen England und Irland,
welche leztere auch nach dem Eismeer zurük ge-
het. Es bestehet aber die Frage, warum
sie nicht hieher kommen, da doch zu vermuthen
ist, daß daselbst eine große Kälte anzu-
treffen. Soviel ist gewiß, daß sich alle
Fische nach der Wärme begeben. Wenn wir
aber betrachten, wie in allen syberischen

/ Hütten

/|P_203

/Hütten anstatt Fenster Eisstücke eingesezt werden,
welche nicht abschmelzen, weil die äußere Kälte
der innern Wärme genugsamen Widerstand leisten
kann, sondern vielmehr die Wärme erhalten,
und das Licht durchlaßen: so könnten wir leicht auf
die Vermuthung gerathen, daß in der Tiefe des
Meeres beständig ieder Zustand auf der Oberfläche
der Erde in dem entgegengesezten Zustande anzutreffen
ist, daß wenn es eben friert unten warm seyn
muß et vice versa. Bei Tarm@u@th wird der große
Fang von %den Hollandern in der Johannis-Nacht
pracoise um 2 in der Nacht, wozu ein Zeichen
mit der Kanone gegeben wird, angefangen, und
eine zeitlang fortgesetzet, so daß kein Mangel
an ihnen wahrzunehmen, weil sich diese Fische auf-
einander drängen, müßen aber auf Befehl ihrer Re-
gierung auf den Schiffen von den Eingeweiden gerei-
niget und eingesalzen werden, damit der Credit
der holländischen Heeringe, als wodurch der
gute Geschmak befördert wird, unterhalten
werde. Der Kopf als woran das öhlichte thra-
nigt ist und sich durch den ganzen Körper aus-
breitet, muß weggeschnitten werden. Es wird
auch dieser Fang bei der Rükkehr der Heeringe
widerhohlet, wodurch die Harbstheeringe zu
uns gebracht werden. Die holländische Hee-
ringe sind die Beste. Wie sie aber nach America

/ kommen

/|P_204

/kommen ist unbekannt.

/3. Der Stockfisch-fang bey terre neuwe wohin sich
viele franzoisische, englische und spanische Schiffe
begeben. Sonst müßen die Kabliau und die Stock-
fische nicht für verschiedene Arten gehalten
werden. Die Dapr@e\a@sBänke in der Nordsee ist auch
deswegen zu merken.

/Ietzo kommen die Thiere welche weder zu den
Thieren noch zu den Fischen gezählet wer-
den können. Wozu.

/1. Die Schlangen gehören. Von ihnen ist das Gift be-
sonders zu merken, welches nirgends als in einer
ofnen Wunde schädlich ist, sie mag so klein
seyn als sie wolle, daher auch ein Arzt in London [[Mead]]
die Probe gemacht es zu trinken. Wie aber
führen die Limphadischen Gefäße unter der
Haut, wodurch der Schweiß herausgehet, daßel-
be nicht zum Herzen, da man doch vermittelst
derselben allerhand fluida bei den Curen in den
Leib bringen kann. Einige muthmaßen, daß sie
die merkwürdige Eigenschaft vor allem was
dem Menschen schädlich seyn kann zu verschlie-
ßen und demjenigen was ihm nützlich ist, sich
zur Zeit eröfnet haben. Sie haben Zähne
im Maul, welche sie als die Katzen zurük-
legen können, ihre Liebste Speisen sind die
Eidechsen, weil dieselbe lang sind %und ihnen

/ nicht

/|P_205

/nicht viel Mühe herunterzuschlucken machen, welches
auch die Frösche thun, weil sich die Eidechsen so sehr
für den Menschen fürchten als für die Schlangen,
so kann man sicher urtheilen, daß wenn sie auf ihm
im Schlafe läuft, eine Schlange sie verfolge, weil
sie vor Angst ihre Furcht vergißt. Die vornehm-
sten unter ihnen sind die Klapperschlangen. Sie
haben biegsame Gelenke, die von Knochen und
mit einer dünnen Haut überzogen sind, welche
bei der geringsten Bewegung außer bei Regen-
wetter als zu welcher Zeit die Wilden in die
Wälder fliehen, ein Getöse machen. Sie halten
sich in Amerika auf und haben röthlichte und
fürchterliche Augen, die den Menschen starr
ansehen, daß derselbe in Ungewißheit ge-
räth ob er fliehen oder stehen bleiben soll.
Sie werden von den Schweinen, vor welchen sie
sich fürchten, gefreßen, welches ihnen nichts
schaden kann weil das Gift in ihre Spekhaut
trifft. Sonst sind alle Schlangen gallenartig,
welches auch nöthig ist, damit die flüchtigen
Sachen als das Gift nicht verfliegen, sondern
durch das Zähe, von welcher Art der Gallert
ist, zusammengehalten werden möge. Die
Schlangen sind bis 30 Fuß lang. Man hat auch
die Beobachtung gemacht, daß wenn gleich

/ Vögel

/|P_206

/Vögel und Thiere in Sicherheit sind, sie sich den-
noch ängstlich gebehrden, und so lange Bewegung
machen, bis sie von ihr erreicht und gefreßen
werden können. Da nun die Schlange sehr langsam
frißt und keine große Sprünge machen kann:
so ist es wunderbar, wie solche geschwinde Thiere
ihnen zum Raube werden müßen. Allein da
sie in derselben Zeit sehr stinken: so ist es
wahrscheinlich, daß dieser Gestank sie be-
nebelt. Es giebt in NordAmerika eine Art
Schlangen, welche durch die Posteriora sich in
die Eingeweide schlürfen und so erschrekliche
Schmerzen anrichten. Eine Art von ihnen ist so
schnell., daß sie mit der größten Behendig-
keit über Flüße setzen und den Menschen
auf der Flucht einholen kann, iedoch ist ihr
Biß nicht giftig. Der Schlangenstein ist ein
praeparirter Ochsenknochen.

/3. Der ¿»corpion. Diese halten sich in allen war-
men Ländern, besonders aber in Italien auf,
sehen wie kleine Krebse aus, und haben an
ihrem Schwanze einen Haken, womit sie die
Stiche versetzen, welche doch aber nicht tödt-
lich sind, ob sie gleich große Wundfieber ver-
ursachen. Das ScorpionenOel in Italien ist wider

/ dieselbe

/|P_207

/dieselbe vortreflich.

/3. Das Chamaeleon ist größer als eine Eidechse,
sieht derselben sehr ähnlich und ist daher auf viel-
fältige Art fleckigt. Man berichtet von ihm, daß
er alle Farben, welche die Gegenstände an sich haben
die er ansichtig wird, annehmen kann, welches aber
ungegründet ist, sondern er kann die Säfte in seinem
Cörper nach Belieben ausbreiten und dadurch ver-
schiedene Farben, außer der rothen und recht grü-
nen annehmen. Wenn er muter ist, so verändert
er die Couleur augenblicklich, wenn er aber böse
wird: so sieht er aschgrau aus, wobei er aber
noch einmal so dünne wird als vorher.

/4. Salamander hat zur Seite Drüsen, worin ein
zäher Schleim enthalten ist, vermittelst deßen
er die Kohlen auslöschen kann, wenn er aber
länger über denselben gehalten wird: so muß
er verbrennen. Diese Nachricht aber ist falsch,
daß es Thiere giebt die im Feuer leben können
Iezt kommen wir auf die Thiere die im Meer
sich aufhalten und schaligt sind. Die Schalen sind
alle kalkartig, weil die Grunderde des Meer-
salzes kalkartig ist, so daß aus der Auster-
schaale man Kalk brennen kann. Hiezu
rechnen wir

/1. Die Purpurschnecken. In ihnen findet man
den so genannten Purpursaft, wiewohl nur

/ in

/|P_208

/in wenigen Tropfen. Fäden die damit gefärbt
werden, werden erstlich weiß, denn grünlicht und
zulezt roth, daher zu glauben daß sehr viele
Luftpartikelchen dazu concurriren müßen,
um diese Couleur hervorzubringen. Weil
nun von diesem Saft sehr wenig zu haben
ist: so ists kein Wunder, daß bei den Alten
der Purpur so hoch gehalten worden, wie-
wohl Winkelmann glaubt, daß wir vom
Purpur der Alten gar keinen Begrif haben, in-
dem der Mantel eines triumviratus, welcher in
einem unter den Schutt von Herculaneum ge-
funden<en> Gemählde Allfresco die Farbe der
Weintrauben, wenn sie im Winter gefroren
sind an sich hatte, da doch diese Bilder noch
ietzo ihre wahre Farbe an sich behalten und
der Mantel eines triumvirators von Pur-
pur war. Sie werden an den Küsten von
Malaga und Mexico angetroffen.

/3. Die Perlenmuscheln. Obgleich dieselbe am
Elster«s»strohm in Sachsen, in Schweden im Pritzer-
see gefunden werden: so sind sie doch häufiger
schöner und größer an den Küsten von
Mexico, wiewohl sie daselbst eine irre-
gulaire Figur haben. An den Küsten von

/ Ceylon

/|P_209

/Ceylon %und Capo Camonie, wiewohl sie daselbst
nicht sehr groß sind, und endlich im persischen
Meerbusen, woselbst die größten und schönsten
angetroffen werden, welche Fischerei vormals
der König von Persien gehabt, ietzo aber
von den Seeräubern sehr zerstöhret worden
ist. Die Perlen sitzen gemeiniglich im Fleisch
dieser Muscheln und können wie es auch die
Holländer thun am besten durch die Fäulniß,
worin man dieses Thier gerathen läßt, wenn
er der Sonnenhitze exponirt ist, gesammelt
werden. Es giebt von ihnen 7. Sorten, die der
Größe nach unterschieden ist, und durch aparte
lederne Stäbe abgesondert werden, von denen
die kleinsten nicht größer sind als die Mohn-
saamen, daher sie auch in der Arzenei gebraucht
werden. Wenn nun das Auswerfen der Perlen
eine Krankheit der Muscheln ist: so laßen
sich dieselbe nicht öfter @foihen@, welches zu be-
fördern Limaas [[Linnée]] eine sichere Manier erfunden
haben soll, wo für er von der schwedischen
Regierung in den Baronenstand erhoben
wurde; iedoch ist dieses Geheimniß noch nicht
bekannt.

/3. Die Penna manina. Eine Art von Muscheln
die in Sicilien angetroffen werden, eine

/ bräunliche

/|P_210

/bräunliche Seide spinnen, und die man besonders in
Palermo zu Strümpfen gebraucht, weil sie für
kranke Füße sehr zuträglich sind.

/4. Der Nautelus oder Spicantel ist sehr zierlich
gewunden, so daß das Ende der Windung wieder
in Schaale zurükläuft. Sie können das Waßer durch
eine Ritze aus der Schaale auspumpen, steigt darauf
in die Höhe, spannt seine 4 Füße als Ruder aus,
gebraucht seinen Schwanz statt eines Steuers, und
segelt auf solche Art auf dem Waßer, sinkt aber
gleich sobald Gefahr vorhanden, zu Boden.

/5. Die Vampons in Indien sind Muscheln die an ihren
Ecken violet aussehen. Sie formieren selbige
in Celindern werden in ganzen @Schnuren@ befestiget
und machen das Geld der Indianer aus.

/Sonst ist anzumerken, daß man öfters in den
Steinen Muscheln findet wie dieselbe sich ohnge-
fehr verhalten ist wegen der Zwischenräume
des Raums einigermaaßen zu begreifen, wie
aber selbige hinkommen ist schwerer zu be-
greifen, da man auch bei Bearbeitung des Mar-
mors lebendige Frösche zuweilen darin antrift,
die folglich zur Zeit der Entstehung des Marmors
von demselben und also vielleicht vor vielen hundert
Iahren eingeschloßen worden. So muß man auf

/ eine

/|P_211

/eine ähnliche Art der Entstehung denken. Man sagt
auch ferner von einigen Muscheln, daß sie auf den
Sträuchen wachsen, allein es hat folgende Bewand-
niß damit: An den schottländischen Küsten werden
Muscheln, die die Einwohner Perachous nennen (wie auch
einige Enten heißen) von der Fluth auf die Sträuche
angespühlt und weil selbige sich durch Eröfnung der
Schaale davon kneipen: so werden sie von der Fluth
zurükgelaßen; denn ist noch eine Art von Muscheln
die wie Münzen aussehen Cauris %.oder Schlangenköpfe
genannt, die in Ungarn auf die Pferde Zäu¿¿ ge-
sezt werden@.@ In Ostindien werden sie statt Gel-
des gebraucht wo 10 auf einen Schilling gehen.

/ ≥ Von den Insekten. ≤

/Von den Insekten sind ein Theil nützlich, der
andere aber ist schädlich. Zu den ersten können
wir bei uns die Bienen, und besonders diejenigen
Insekten, wovon die Farben herstammen, nehmen.
Hiezu gehört:

/1 Cochinille welches ein Seidenwurm ist und von
welchem die beste rothe Farbe, nächst dem
Cinnober kommt.

/2. Ein Wurm von welchem der K@a\e@rmeskorn, welcher
eine schöne rothe Farbe giebt, herkommt.
Die Kermeskörner sind Galli auf den arabischen

/ Bäumen

/|P_212

/Bäumen_blättern. Die Galli sind aber Auswüchse der
Blätter; wenn sie von einem Wurm gestochen wird,
wodurch sie nehmlich die Fasern des Blats zer-
schneiden, ihre Eyer einlegen, und wenn daraus
eine Made wird, sie auch zu nehmen und wenn
sie endlich herauskommen, eröfnet werden.

/3. Der Gummilak wird von gewißen Ameisen
in Bengalen die ihre rothen Eyer in Gallen legen,
und darauf zermalmet werden gebracht und
ist eine sehr schöne Farbe.

/4. Der Cypriticus in Cypern, welcher die
Feigen sticht, wodurch sie süß werden, daher
sie auch von den Einwohnern mit Fleiß auf die
Bäume gesezt werden. Die Ursache davon scheint
diese zu seyn: daß da der Raum. durch welchen
der Saft zu laufen hat, verbirgt wird, er
schneller circulirt.

/ ≥ Zu den schädlichen Insekten zählen wir

/5. Die Heuschrecken, welche sich in OberEgypten
und Arabien aufhalten, zuweilen aber ihre
Wohnung verändern, dabei aber beständig ihren
Marsch von Süden nach Norden halten, und bloß
durch die Gebürge davon abgelenkt werden.
In den Ländern wo sie häufig sind werden
sie gegeßen.

/ 6.

/|P_213

/6. Die TarantelSpinne, sie ist häufig in Apulien,
woher sie auch den Nahmen von Tarento einer
Stadt, die darin liegt, bekommen. Durch ihren Biß
sollen alle Menschen einen gewaltigen Instinkt
zum Tanzen bekommen, allein die Tanzsucht ist %.würklich
eine Krankheit, die aus einer sehr großen Melan-
cholie entstehet. Sonst ist das Tanzen sehr natürlich,
wie wir denn auch sehen, daß bei einer wohlge-
spielten Polonoise durch das Zucken der Nerven
derjenige, der nicht tanzen kann, dazu gereizt wird.
Die ernsthaften Spanier selbst sind dem Tanzen
ergeben und die Neger lieben es gar sehr. Der
Spanier-Tanz wird Fandando genannt.

/7. Die Nervenwürme werden bei den Negers angetrof-
fen, setzen sich unter die Haut der Füße,
und müßen behutsam ausgezogen werden, damit
nicht ein Theil von ihnen stecken bleibt, wodurch der
kalte Brand verursacht wird, weswegen sie auch
äußerst gefährlich.

/8. Mos«k»chkitos. Eine Art von Mücken sind in heißen
Ländern in Nordamerika und Lapland in ganzen
Heeren anzutreffen. Ia wenn in leztern nicht
eine solche Menge wären: so würde der Einwohner
Zustand noch erträglich seyn. Ihre Rennthiere
werden dadurch verscheucht, gerathen in die Wild-
niße, und werden dadurch den Wölfen zu theil

/ deren

/|P_214

/deren Gerippe aber allemal mit dem Kopf
nach Osten, und dem Schwanz nach Westen
liegend gefunden werden.

/9. Die weißen Ameisen in den Wüsten von Africa
und America sind größer, als die in andern
Ländern, wohnen in Zellen, die wie Kugeln aus-
sehen und mit Thon überzogen sind, bekommen
zu weilen eine Lust zu marschiren, wodurch
denn alles was zu finden als zE. Ochsen, Kälber pp
verzehret wird.

/ ≥ Den Schluß des Thierreichs machen die Vögel,
unter diesen sind die merkwürdigsten. ≤

/1. Der Strauß hält sich vorzüglich in den Sand-
wüsten auf, ist der größte Vogel, doch sind
ihm seine Flügel nicht zum fliegen, sondern nur
zum schnellen Lauf gegeben, indem er durch
das Ausspannen derselben dem Winde die Force
in zu bewegen giebt, und wenn keiner ist, er
durch das Bewegen seiner Flügel einen erregt,
hat aber in demselben eine große force wie
auch in seinen Klauen, womit er Menschen
und Thiere aufzureiben im Stande ist. Er
wird von den Arabern mit Windhunden gehezt,
und von ihm werden besonders die kleinen
Federn zu Hutplümen verbraucht. Wenn er

/ seine

/|P_215

/Flügel ausspannt, so beträgt seine Breite
wohl 30 Fuß, sein Fett wird durch eine Wunde,
die man ihm im Hals@o@ macht durch vieles Schütteln
herausgepreßt und ist zur Arzenei nützlich. Er
ist besonders in Africa, wenig in Asien, und
gar nicht in America anzutreffen. Sein Hals ist
sehr lang.

/2. Der Casuar kann auch nicht fliegen und sieht übrigens
ganz schwarz aus, legt seine Eier in «¿¿»Sande, und
ist nach dem Strauß der größte. Er wird in Ame-
rica besonders aber in Chili angetroffen.

/3. Der Condor ist der größte von allen Vögeln,
die da fliegen, wird in Amerika angetroffen,
ist im Stande Kälber, auch wohl kleine Kinder
mit sich in die Luft zu nehmen. Die Americaner
berauben ihre Nester, wegen des vielen Wild-
brets, welches sie ihren Iungen zuführen,
doch scheint der Lämmergeyer in der Schweitz ihm
nicht viel nach zu geben.

/4. Der Colibri ist der kleinste unter allen Vögeln,
und ist wegen seiner schönen Gestalt lieblich,
hat allerlei schöne Farben, und soll in SüdAmerica
auch singen können, welches aber vielmehr we-
gen seines kleinen Schnabels ein Pfeifen seyn
kann.

/5. Der Pfau ist wenn er sich ausgebreitet hat, so- 

/ wohl

/|P_116

/sowohl wegen seiner Figur als auch Farbe der schönste
Vogel unter allen, wird aus Asien gebracht, da im
Gegentheil die calecutschen Hüner aus America
kommen.

/6. Der Paradiesvogel ist braun und auf andern Orten
fleckigt und wird wegen seiner schönen Gestalt
von den Americanern zum Kopfputz gebraucht, und
weil sie ihm deswegen die Füße abschneiden müßen
so ist der Wahn in Europa entstanden, daß sie
gar keine Füße haben.

/7. Die goldenen Hüner sind in China und eine
Art von Fasanen, werden wegen der goldfarbe-
nen Federn, die überdem viele andere Arten
von Schattirungen haben, sehr hoch geschätzt.

/8. Der Pelican wird in den nordlichen Ländern von
HudsonsBay in America angetroffen, hat einen
breiten aber langen Schnabel, unter dem Hal-
se einen Kober, worin er viel Waßer auf-
behält, und welchen er im Fall der Noth
mit seinen Schnabel öfnet, wobei zu weilen
Blut mit unterlaufen kann, welches er aber
keines weges für seine Iungen vergißt, indem
ohnedem eine schlechte Nahrung für sie abgeben
würde. Die Iäger stellen ihm wegen dieses
Waßers, wenn sie vom Durst geplagt werden,
sehr nach, %und suchen ihn auf allen Bäumen auf.

/ 9.

/|P_217

/9. Der Meeradler. Von ihm ist zu merken, daß er
in einer großen Höhe einen Fisch in mittelmäßiger
Tiefe des Waßers gewahr werden kann, mit ei-
ner sehr großen Behendigkeit auf ihn schießt, und
ihn in die Luft wegführet. Weil er nun mit seinen schar-
fen Klauen bis in das Fleisch einhakt: so wird er
oft von einen Fisch der schwerer ist als er, mit auf
den Grund des Waßers gezogen, kann auch leicht durch
ein Brett, worauf Fische angenagelt sind, gefangen
werden.

/10 Die Fregatte ist eine Art von Meeven, halten
sich im Ocean häufig auf und verkündigen einen gro-
ßen Sturm. Den Tag voraus schweben sie über den
Schiffen und machen ein änglich«st»es Geschrei.

/11. Der Muschelsammler ist ein Vogel in der Gestalt
eines Storches, und hält sich an den Waßern auf
wo Ebbe und Fluth ist. Er hat einen weiten
Schlund und großen Kropf worin er alle Muscheln
und Austern bei der Ebbe sammelt und nachher wieder
von sich speien kann.

/12. Der Pfefferfreßer. Ein Vogel von der Größe
einer Turteltaube, hat einen langen, krummen und
wie eine Säge gezakten Schnabel, womit er den Pfef-
fer zermalmet, wovon er auch seinen Nahmen
bekommen.
Bei diesem Vogelgeschlecht ist noch merk-
würdig:

/a) daß einige Arten von Vögel gewiße Länder

/ zum

/|P_218

/zum Sitz haben wie in Huanor, einer Insul, Chili
gegen über, eine Art von Gänsen allein bewohnt, da-
her dieselbe auch öfters 2 Fuß Mist über sich hat, wel-
chen die Spanier zum Ackerbau brauchen und von den
Holländer das beschüttene Eiland genannt wird.

/b) Daß die Art des Auffenthalts derjenigen Vögel
die sich im Winter fortmachen schwer zu bestimmen
sey. So viel will man bemerkt haben, daß wenn
hier die Schwalben wegziehen, in Afrika ganze
Heere von ihnen ankommen, und solches ist auch bei den
Vögeln, die einen geschwinden Flug haben. Andere
Vögel scheinen sich den Winter über zu verstecken,
und in einer Art von Betäubung zu liegen, wie die
Lerchen, die bei warmen Wetter wieder hervorkom-
men. Dieienigen Schwalben aber welche aus dem
Waßer hervorgezogen werden, bald aber hernach
völlig crepiren, sind verunglükte Schwalben,
die wegen Kälte des Waßers eingesunken sind,
und das Leben behalten haben.

/c) Der Reiherfang in Dännemark wird von den
Falken, denen man bis zu der Zeit, da sie auf-
stoßen sollen eine Cappe vorhängt und auf der
Hand trägt, verrichtet. Ehe sie zu dieser Iagd
fähig sind, müßen sie abgerichtet werden, wenn

/ man

/|P_219

/man sie 3 Tage und 3 Nächte nicht schlafen läßt,
wodurch sie ihren thierischen Zustand vergeßen, sich
den Menschen accomodiren und nach ihrer Art ver-
rükt werden. Wenn er auf den Reiher loß ge-
laßen wird, so hänget er in Schrauben über ihn, und
stößt auf ihn, wodurch er gefangen wird. Auf diese
Art könnte man auch durch Habichte die Rebhühner
fangen, weil sie sich wie alle Thiere von ihres
Gleichen mehr vor dem Falk als Menschen fürchten,
und folglich wenn sie ihn ansichtig werden sich an die
Erde drücken.

/ ≥ Articulus III.
/Von den Pflanzen.

/Wenn wir von den Bäumen und Pflanzen reden
wollen: so müßen wir folgende Anmerkungen
voraus schicken:

/1. Daß in der Zona torrida alle Bäume und Pflanzen
höher, als in den temperatis sind, und daß sie
immer kleiner sind, je weiter es nach Norden geht
bis in der Breite 75 Grad auch kein Gras mehr ge-
funden wird; daher dieses in Groenland ein gewißer
Artikel des «L¿¿des» <Handels> ist.

/2. Daß in der Zona torrida die Bäume %und dichteren Stoffen,
als in den temperatis bestehen zE der Eisenbaum.

/ 3.

/|P_219R δseparat

/|P_220

/3. Daß die Gewächse mehr Saft, aromatisches {2- «,» haben, -2}
aber auch in der Zona torrida giftiger sind, als
in den temperirten Zonen, wenn sie nehmlich zu
einer Gattung gehören, welches auch bis auf die
Schlangen gehet.

/4. Daß aber dennoch unter allen Gewächsen
die Getraide und Grasarten die besten Nah-
rungsmittel sind, wie auch

/5. Die Menschen und Thiere von einer Gattung in den
temperirten Zonen beßer, als in der Zona torrida
sei, und zwar vermuthlich deswegen: In der Zona
torrida sind die Knochen der Menschen und Thiere
sehr der Alcarvescens, die Früchte aber der Säure
aus-gesezt, wie denn das süße selbst ein Saures mit
öhlichten Theilen vermischt, ist. Wenn nun die Be-
förderung der Alcarvescens den thierischen Cörpern
den Untergang zuziehet@«,»@ die Pflanzen aber der
Fäulniß exponirt: so ist leicht einzusehen, daß sie
in den temperirten Erdstrichen dauerhafter seyn
werden als in der torrida.

/Wenn nun die Frage entstehen sollte, welches das
erste Nahrungsmittel der Menschen gewesen?
so müßen wir sagen, daß dasjenige deßen Zube-
reitung die wenigste Mühe kostet, es gewesen sei.

/ Da

/|P_220R δseparat

/|P_221

/Da nun das Kräuterlesen viel Mühe kostet, indem die
Kräuter wie sie auf dem Boden sind, des Menschen
Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen, die Iägerei
und Fischerei aber, wie auch das Zähmen der Haus-
thiere viele Kunstgriffe und das Bebauen des Akers
anhaltenden Fleiß und Arbeitsamkeit erfordern: so
können es diese nicht, sondern die Baumfrüchte gewesen
seyn, die durch ihren Geruch den ersten Menschen
zum Genuß werden gereitzet haben, daher ist auch
zu vermuthen, daß die ersten Menschen entweder
in der Zona torrida selbst, oder nahe an selbiger
müßen gelebt haben.

/Erstens sollen diejenigen Bäume und Kräuter
vorgetragen werden, die ihres allgemeinen Ge-
brauchs wegen merkwürdig sind. Dahin gehöret:

/1. Der Brodbaum wird in den latronischen Insuln
angetroffen, seine Frucht sieht wie ein ausgestopfter
Ball aus, und hat wenn sie noch roh ist den Geschmak
eines Semmels, schmekt aber noch viel beßer,
wenn sie gebraten ist.

/2. Der Wunderbaum. Seine Früchte sehen wie Becher
aus, der aber einen Deckel ha«¿¿»@t.@ Diese sind
voll Waßer, welches sie, wenn sie reif sind,
und ihren Deckel geöfnet haben, ausgießen.

/3. Das Bambusrohr wächset sehr gerade. Wenn es

/ jung

/|P_221R δseparat

/|P_222

/jung ist, wird es zu Pfählen der Häuser, auch zu
den Decken derselben [wie es in Siam geschieht] ge-
braucht; wenn es aber älter wird {2- <es> -2} zu Mastbäumen
und Kähnen emploirt.

/4. Der Wachsbaum ist mit dem folgenden in China
anzutreffen. Das Wachs kommt aus den Blättern
dieses Baums, wenn sie von einem Wurme gestochen
werden. Das Wachs ist zarter als Baumwachs.

/5. Der Talgbaum. Der Talg, wie auch die Früch-
te des folgenden Baumes, welchen die Einwohner
zum Brennen gebrauchen wird so praeparirt,
man nimmt nemlich die Schaalen der Früchte ab,
kochet den Kern, und schöpfet die fette Materie
die oben schwimmt, ab {2- «.» <, er trägt eine Hülsenfrucht> -2}

/6. Der Seifenbaum {2- <er trägt eine Nußfrucht, und wächst in> -2} in Mexico ist wegen der Seife
die er den Americanern liefert, berühmt.

/Iezt folgen die Bäume von der Palmen Art, welche
alle keine Aeste haben, sondern deren Blätter
krumm in die Höhe gehen und die Früchte unmittel-
bar aus dem Erdensaamen wachsen. Es giebt
viele derselben zE aus welchen der Palmwein flie-
ßet. Die Dracha C@ou@leur die roth ist und i@m@
der Gestalt eines Schweitzer hervorkommt, ge-
schöpft wird, doch sind sonderlich merkwürdig

/1: Der Dattelbaum in OberEgypten. Seine Früchte

/ sind

/|P_223

/sind, wenn sie getroknet sind gar zu süß, roh aber
angenehmer.

/2. Der Cocusbaum. Seine Früchte sind zu allem zu ge-
brauchen, die Schaale nach Beschaffenheit des Alters,
die Nuß @dient@ bald zu Löffeln bald zu andrem Ge-
schirr. Sein Saft giebt eine angenehme Milch, der
Kern eine wohlschmeckende Nahrung, sein Bast
wird zu Kleidern, die Blätter aber zu Tisch-
tüchern gebraucht.

/3. Der SagoBaum. Seine Früchte sind Sagogrütze, er
wird zu den Palmenbäumen gerechnet, ob er
gleich Aeste hat. Die Sago-grütze, die man %.nehmlich
gekörnt hat, ist das angenehmste Eßen, wel-
ches man auch bis zum lezten Augenblick des Le-
bens zu sich nehmen kann. Ist in Malacca
und Iava und qvillt eine leimigte Materie
aus ihr hervor.

/Iezt folgen die übrigen merkwürdigsten
Bäume.

/ ----- 

/1. Der Baumwollenbaum. Die Baumwolle wird in den
Fächern der Nüße, die er trägt, nebst den Saa-
men gefunden. Ist eigentlich in Africa, iezo aber
fast allenthalben zu finden.

/2. Der Firnißbaum, woraus der Firniß kommt, wel-
ches ein schwarzer Saft ist, so von den Chine-
sern und Indostanern zum Überziehen der

/ Röcke

/|P_224

/Röcke gebraucht wird, zwar nicht glänzt, doch be-
ständig dauert. Sein Saft ist giftig.

/3. Der Eisenbaum deßen Holz ist so hart, «daß»
daß davon die Schwerdter der Indianer verfertigt
werden, und auch eines Menschen Arm zu zerschlagen
im Stande ist. Der Sandalienbaum in China, das Pa-
radies_adlerholz sind die besten Holze in
Indien.

/4. Der Campeschen Baum, wovon die blaue Farbe kommt
und der Farnabuk wovon die rothe gebracht wird.

/5. Der Balsambaum; der Balsam den man von ihm
bekommt wird in den arabischen und indischen ein-
getheilt und dieser lezte wird entweder aus Mexico
oder Peru gebracht. Der beste ist der mexicani-
sche; der aber {2- <nur> -2} an den Höfen gebraucht wird,
und selten zu haben ist. Außer diesem Baumbal-
sam ist der mineralische zu merken, welcher aus
dem Felsen qvillt; {2- <er> -2} ist ein vortreflich Landmittel
und ist in Cairo {2- <wiewohl> -2} selten zu haben.

/6. Der Drohnen_baum, welcher u»ummi oder ein röth-
liches Oel schwitzet; hiebei ist der Unterschied
zu merken, welchen man zwischen dem Gummi
und der Resina macht. Ienes kann man nemlich
in Waßer, dieses aber in flüchtigen Oel auf-
lösen. Die folgenden Gummi sind die merkwür-
digsten. Das Gummi Copal welches im Sande

/ ge- 

/|P_225

/gefunden wird und dem Bernstein sehr nahe
kommt. Das Gummi arabicum, welches aus
Antiochien kommt, und im Fall der Noth von
den «s» Schwarzen statt Eßen und Trinken ge-
braucht wird, und Hunger und Durst stillen
k@ann@. Endlich das Gummi von Sengal.

/7. Kampferbaum ist aus Borneo und schwitzt
aus @seinen@ Blättern d@en@ Kampfer aus, welches auch
sonst aus den Aesten der Bäume qvillt; doch
ist ersteres weit theurer.

/8. Eine Art von Eschenbaum in Calabrien, welcher
den Manna schwitzt und ein anderer auf der In-
sul China, welcher den Terpentin qvillt.

/9. Der Lafa spanisch Lascha ist ein Baum, von
welchem die Oberrinde genommen wird. Hiebei
ist die Gaici oder franzosenholz und der Sassafras,
welches eine Wurzel von einem florentinischen
Baum ist zu merken.

/10. Die P@len@tanins ist ein sehr hoher und wie
ein Baum gestaltetes Baumgewächs, welches
aber die Eigenschaft der Kräuter hat, und
alle Iahr verwelkt, es trägt 50 bis 60 Ge-
wächse in Gestalt der Gurken, welche für
eine große Delice gehalten «werden,» und bei
den Arabern Musa genannt werden.

/11. Der Caffeebaum sieht wie ein Birnbaum aus,

/ und

/|P_225R δseparat

/|P_226

/und seine Früchte, deren Kern die Kaffeebohne
ist, sind roth wie Kirschen. Er wächst eigent-
lich im Lande Gemec in Arabien, welche unter
den Nahmen der levantischen bekannt sind,
und am besten ist, von hier haben sie die
Franzosen ohngefehr vor 100 Iahren nach
Martinique und Guadeloupe gebracht, wo
sie zwar sehr gut fortkommen und fast
ganz Europa damit versorgen, aber die
wenigste«n» Güte haben. Der sogenannte Hal-
tersche Caffee wird aus den zerstampften rothen
Hülsen, worin der Caffee liegt, gemacht.

/ ≥ Iezt folgen die vornehmsten Gewürz-
bäume, und zwar. ≤

/ ------ 

/1. Der Caneelbaum, deßen untere Rinde
an die Sonne gelegt, indem sie abgescheelt,
und ohne andere Beihülfe von derselben
zusammen gerollt wird.

/2. Der Muscatennußbaum und

/3. Der Kreidnägelchen_baum. Beide werden
auf den moluckschen Insuln angetroffen,
worauf die Holländer zwei Gouvernements
haben, in deren einem die Muscatennüße, im
andern aber die Kreidnägelchen Bäume ange- 

/ troffen

/|P_226R δseparat

/|P_227

/troffen werden. Iezt suchen sie die Franzosen
auf ihren Insuln auch zu pflanzen.

/ ≥ Die seltene und merkwürdige Bäume sind.

/1. Der PanianesBaum, deßen Aeste herunterschie-
ßen, Wurzel faßen und solches öfters wieder-
hohlen, so daß sie ordentlich viele Bogen in einer
Reihe formiren, darunter die Heiden ihre Pago-
den bauen {2- «.», d. h. indianische Götzentempel bisweilen
auch bloße Götzenbilder -2}

/2. Der Bao@«¿»b@ab. Ein Baum in den heißen und niedrigen
Ländern am Senegal ist 12 bis 18 Fuß hoch und eben
so dick, daher eine völlige Wohnung darin ange-
legt werden kann. Seine Aeste neigen sich bald, nach-
dem sie aus dem Stamme kommen zu Boden, und um-
geben den ganzen Baum. Er erfordert lange
zeit zu seinem Wachsthum und Andanson [[Adanson]]
glaubt, daß ein solcher Baum von der Sündfluth
muß gestanden haben. Sogar die Ne«¿»gers
halten sehr auf diese Bäume und nehmen, ehe
sie nach Amerika in die Sklaverei gebracht
wurden, einige Calabaschen mit, welches seine
Früchte sind {2- «und.»<, die> -2} wie Kürbiße aussehen, in
der Mitte sich Bohnen befinden.

/3. Der Mangle_Baum schießt seine Aeste herunter,
fast Wurzel und schießt wieder herauf und ver- 

/ flechten

/|P_227R δseparat

/|P_228

/flechten sich ganz, indem sie über eine Stelle
sich ausbreiten, so daß dieser Baum sehr ver-
worren aussieht.

/4. Der Masinetten_Baum hat giftige Äpfel, aus
deren Ritzen ein giftiger Saft fließt, womit die
Indianer ihre Pfeile vergiften, welches sie dennoch
nur gegen die Thiere, nicht aber gegen die Menschen
gebrauchen.

/5. Der Agnapa ist in NeuGranada in America.
Sein Schatten ist so schädlich, daß wenn ein Spani-
er darunter einschläft; er dick aufschwillt, ein
nakter Wilder aber bersten würde.

/6. Die Banzken Ein Gewä«s»chs in America ran-
ken sich um die Bäume und schnüren sie fest zusam-
men. Die breiteste Sorte von ihnen Voranna ge-
nannt, ist das stärkste Gift, welches man kennt,
und wovon ein Thier, wenn es nur von einen Tropfen
der auf einer Nadelspitze Raum hat, verwundet
wird in einer Minute sterben muß. Das Gift
überhaupt muß wohl wegen seiner geschwinden Wür-
kung die Nerven erstarrend machen. Man hat
auch langsam tödtendes Gift.

/ ≥ Ietzo handeln wir die Pflanzen ab, die zu
den Bäumen gehören. ≤

/1. Der Bittermark deßen Blätter die Indianer

/ be- 

/|P_229

/beständig kauen und für eine große Delice halten.

/2. Der Pfeffer ist ein Hauptartikel des Handels und
wächst in heißen Ländern mehr als in kalten.

/3. Der Thee wird von den Blättern des Theestrauchs
in China und Japan und zwar im März, welches
den feinsten, im May, welches den schlechtern und im
Junio welches den elendesten abgiebt, gemacht. Er
wird sodann auf kupfernen oder eisernen Platten
gelegt, wodurch der Unterschied zwischen dem grünen
Thee und Thebon entstehet, welcher leztere am
gesundesten ist, sonst schadet der Thee nicht so
sehr als die viele Feuchtigkeit.

/4. Der Wein wächst in der Zona temperata am mei-
sten, die aber keinen Wein haben bedienen sich
des Opii, welches ein ausgedrükter Saft aus Mohn-
köpfen ist, welche in Persien wachsen, wenig
genommen macht munter, eine große Quantitaet
aber versenkt in tiefen Schlaf, welcher dennoch
mit den angenehmsten Träumen begleitet ist. Wer
sich einmal ihn zu genießen angewöhnt hat, muß
ihn beständig zu sich nehmen, «welch» weil sonst
seine Kräfte abnehmen, und er in 24 Stunden
sterben muß. Die größte Quantitaet die ein
Mensch nehmen kann ist ein Loth.

/5. Die Sensitiua, ein Kraut, welches wenn es be-
rührt wird, sich zusammenzieht, ist in SüdAmerica

/ anzu- 

/|P_230

/anzutreffen.

/6. Das fliegende Kraut ist ein großes Blatt
in America, wenn sich auf dieses eine Fliege sezt:
so kneipet es zusammen und sobald dieselbe ge-
tödtet ist, öfnet es sich wiederum. Man zwei-
felt: ob dieses nicht würklich Empfindung habe,
davon aber können wir keine Ursache angeben,
weil wir die maschienenmäßige Kräfte in
den Thieren selbst nicht genug kennen. ZE wenn
man einen Fuß von einem Frosche, der schon todt
ist mit einer Nadel berühren: so zieht er sich etli-
chemal zusammen, welches Aelle [[Haller]] die @Ja@habilitaet
nennt und auch den Nerven des menschlichen Leibes
zueignet.

/7. Das Scytische Lamm oder Bornone in Casan, wächst
auf einem Stiel, hat eine braune Haut mit Haa-
ren, woraus viele Spitzen ausschüßen, die man
abschneiden kann und statt Nadeln gebrauchen
Da es nun ein schwammigtes Gewächs ist: so läßt
es sich in eine Lammesform eindrücken, woher das
Gerücht entstanden: es wäre ein ordentliches Lamm,
fräße Gras, und würde von den Wölfen
aufgesucht.

/ Articulus IV.

/|P_231

/ ≥ Articulus IV.
/Von den Mineralien

/Unter die Metalle rechneten die Alten vormals
das Gold, Qveksilber, Blei, Kupfer, Zinn
und Eisen, wozu noch ietzo das dobise Metall wel-
ches man die Platina nennet, gekommen ist. Alles
Metall finden wir entweder in Stuffen oder Seifen-
wercken.

/1. Das Gold, das Verhaltniß dieses Metalls zum Silber,
war im vorigen Saeculo, aber nur in China wie 12
zu 1. In England ist es am theuersten. Die
Feinheit des Goldes wird in 24 Caratten, eine Caratte
aber in 12 Gran %.oder 4 Gran eingetheilt. Ein vene-
tianischer Zechin hält 23_7/8 Caratt ein Louidor
aber nur 22. Dasjenige so nur 18 Caratten «fein» enthält
wird Gillon genennt, kein Geld aber ist 24 Caratten
fein, sondern dies Maas ist ein bloßes Ideal

/2. Das Platina ist ein Metall welches schwerer
als Gold ist und eine Silber_farbe hat, wird nur
auf den Silberheiden getroffen und zwar in Körner,
vermuthlich ist es eine Materie, die von Qvek-
silber nicht aufgelößt werden kann. Die größten
chinesischen Feuer selbst können es nicht in Fluß
bringen ohne Zusatz von andern Metallen, doch
sollen einige dieses Geheimniß erfunden haben.

/ Die

/|P_232

/Die Spanier haben den Gebrauch dieses Metalls
untersaget, weil es das ganze Wesen des Goldes
verändert.

/3. Das Silber. Es wird in Stuffen und nicht in Sei-
fenbergen gefunden. Die mehresten Silberbergwer-
ke sind in Europa und America, die reichsten aber
in Peru. Es wird seine Feinheit nach eingetheilt
in Bruto das ist, wieviel in einer Quantitaet noch
Zusatz von andern Materien als zE. Kupfer ist;
denn überhaupt sind die Metalle niemals recht rein,
doch aber mit den schlechten Metallen vermischt.

/In Netto welches das reine Silber in einer Quanti-
taet ist und in Thara; welches der Abzug des
Netto von dem Bruto ist. Die Maaße sind Mark
und Loth 8 %Reichsthaler oder 16 Loth machen eine Mark
Silber aus.

/4. Kupfer wird eingetheilt in Cementkupfer
und in gediegenes Kupfer, welches in den Berg-
werken gefunden wird. Das erste setzt sich an
den eisernen Stäben, die in das Cementwaßer
einge@taucht@ werden und ist das vortreflichste.
Das beste Kupfer von der andern Sorte wird
in Japan in kleinen Stangen verkauft.

/Die berühmsten Kupferbergwerke sind das Hohen-
steinsche, Mansfeldsche und das Talimpsche
in Schweden und das rußische beim Cathari@«¿»n@er-
berge

/ 5.

/|P_233

/5. Das Zinn. Es wird solches am besten in der Pro-
vinz Cornwallis angetroffen und Brittannien
hat sogar den Nahmen davon bekommen. Sonst
ist alles Zinn versezt und besonders in England
mit Kupfer und Wismuth vermengt.

/6. Das Eisen ist in der ganzen Welt in allen
Gewächsen in allem Blut der Thiere, in mancher
Erde und besonders die da roth ist, anzutreffen.
Der Stahl ist nichts anders als das feinste Eisen
und ist durch die Kunst von ihm auf folgende
Art hervorgebracht. Man bringt es in Stangen
in ein Kohlgestäbe, dekt das Gefaß, worin es ge-
sammelt ist, mit einem Deckel zu, und sezt es
am Feuer, worauf es von der Hitze durchdrun-
gen und in Stahl verwandelt wird. Das be-
kannte damascirte Gewehr bestehet aus einer
Mixtur von Eisen und Stahl, ienes bringt die Ge-
schwindigkeit, dieses die Stärke hervor.

/7. Das Blei ist beinahe in allen Gebürgen an-
zutreffen, ist wegen seiner Süßigkeit der
Gesundheit nachtheilig und ist in Rußland
weil es viel Silber enthält am schlechtesten

/8. Das Qveksilber wird zwar zu den Halbme-
tallen gerechnet, weil sich aber dieses von den
wahren und durch die Unreinigkeit und den metalli-
schen Dampf, der aus ihnen fließt unterscheidet,
so ist es mit Unrecht geschehen. Die bekannte

/ Zeit- 

/|P_234

/Zeiteintheilung der Poeten, in das goldene, silberne,
kupferne und eiserne Zeitalter ist bekannt. Das
erste ist der Zustand der Wildheit, weil es
wenig Mühe kostete das Gold zu finden, indem
es sich durch den Glanz sogleich offenbahrte, und
allenthalben zu finden ist, wenn der Fluß sein
Bette verläßt. Das Silber ist in den Bergwerken
und also schwerer zu finden. Mit der Zunahme
dieser Künste nahmen auch die Wißenschaften
ihren Anfang und folglich zuerst in den gebürgig-
ten Gegenden. Weil das Kupfer in den Berg-
werken schwerer zu finden ist: so waren die
Künste weiter gestiegen und macht diese Zeit
das 3te Zeitalter aus. Nachdem endlich das
Eisen gefunden worden, woraus man Gewehre
machte, erreichten die Künste %und Wißenschaften
den höchsten Flor und das macht das lezte
und gesittete Zeitalter aus, in welchem alle
poetische Gemächlichkeit verschwunden

/Es folgen in der Ordnung die Halbmetalle,
deren Unterschied kurz vorher demonstri-
ret worden, wozu wir nun folgende rechnen
wollen.

/1 Cinnabaris factitia ein mit Schwefel ver-
mischtes Qveksilber.

/ 2)

/|P_235

/2 Zink, welches zur Glockenspeise und Prinzmetall
gebraucht wird.

/3 Gallmay woraus mit Kupfer vermischt der Meßing
und die darin enthaltene gelbe Farbe wird.

/4. Arsenicum, ein Gift, welche alle thierische
Maschinen zerstöhrt

/5. Der Kobold, welcher der blauen Farbe ein Stärke
giebt, wird in den sächsischen Berg«werken»<städten>
gefunden. Ietzo schreiten wir zu den brennenden
Mineralien, welche alle Oehle und das sogenannte
Philogisticon enthalten. Doch ist das rechte ali-
mentum ignis unbekannt, welches aber ein sehr
kleines betragen muß, indem die zurükgeblie-
bene Materie fast eben so schwer als der
brennende Körper vorher, ehe er brannte, ge-
wesen, und hiezu rechnen wir:

/1. Den Schwefel, welcher VitriolOehl mit brennen-
dem Schwefel ist, wird bei uns aus Marcasit
oder Schwefelkies geschmolzen.

/2. Das Naphta in Bagdad ist das weiß@e@ und
leichte Erdöhl, von den alten Persis zur Un-
terhaltung des ewigen Feuers beförderlich.

/3. Petrolium in Italien.

/4. Das Erdpech und Alphak schwimmt in gro-
ßen Stücken auf dem Prag-Meer.

/ 5.

/|P_236

/5. Der @Bimmstein@, von ihm hat man gefunden,
daß er ein würklicher Baumharz gewesen
und daß es unterm Waßer gefunden und in
dem Einsinken der Wälder die Ursache liege.
Es hat auch das unter der Erde gelegene et-
was bitumineuses erhalten.

/6. Der graue Ambra wird in der See und öfters
im Magen der Pottfische angetroffen, wel-
cher doch vielmehr ein würklicher Erdharz ist,
und von jenen vielmehr verschlukt als in sei-
nem Magen gewachsen zu seyn scheint.

/7. Die Steinkohlen, deren Grunderde entweder
Thon oder Kieselerde ist und werden polirt.
Die größten Steinkohlenwerke sind in Eng-
land, weil das Waßer in den Bergen einen
Abfluß gegen die Seite hat. Hierauf mü-
ßen wir zu dem Reiche der Steine übergehen
und in Steine von kalkart, thonart und Kie-
selart eintheilen, und bei ihnen sowohl die
on»oag«e»ulation «auf» als auf die Materie, woraus
sie bestehen, erwägen. Es ist aber die
on»oag«e»ulation nichts anders, als die Eigenschaft,
da ein Ding aus dem Zustande des flüßigen
auf einmal in den Zustand der Härte über-
gehet. Gleichwie man solches beim Waßer

/ welches

/|P_237

/welches in eine gläserne Röhre gefüllt bis
zu einem sehr hohen Grad der Kälte ge-
stiegen ist, dennoch nicht gefrieret, bis man einen
Stab von Eisen, welcher %.würklich in einem sehr
hohen Grad der Kälte ist; eingetaucht hat,
wo man alsdann in der Mitte sich das Waßer
in Gestalt eines Sechseks verwandeln sieht

/ ≥ Zu den Steinen von der Kieselart, als
welche nur Congelation erlitten, gehören

/1. Der Diamant. Er ist der härteste Stein
und besteht aus Blättchen, welche von einander
zu trennen, ohne daß der Diamant Schaden
bekommt, sehr schwer ist, kann durch keine
englische Feile, sondern nur durch den Diamanten-
staub verletzet werden. Wenn er ausgear-
beitet wird: so wird er:

/«1»a entweder zu Brillianten verbraucht, als-
dann ist er oben platt, nachgehends aus lau-
ter kleinen Triangeln zusammengesezt, inner-
halb dem Kasten sind die Triangel länglicht
durch den Kasten aber wird der Glanz verstär-
ket.

/b) zu den Rosensteinen. Dieser besteht aus Tri-
angeln, die aber zusammenlaufen und haben
nichts im Kasten.

/c) Zu Dicksteinen sie sind oben platt, und bestehen

/ nicht

/|P_238

/nicht aus kleinen Triangeln, sondern haben zur
Seite abgeschliffene Taçen.

/d) zu den Tafelsteinen. Obgleich die weißen
sehr aestimirt werden: so haben doch die,
so die gelbe Farbe spielen den Vorzug. Die
Diamanten werden nach Caratten gewogen
und ihr Gewicht verhält sich zu dem Werthe,
den sie haben in Thalern, wie das Quadrat des
Gewichts. Der Größte, welchen die Käiser@in@
von Rusland
[[Katharina_II]] hat ist der größte den man kennt
und enthält 771. Caratten. Eine sonderbare
Eigenschaft des Diamants ist diese: daß er
sich durch die größte Hitze in Dünste zertheilet
und aufgelöset wird. Der Brillant bestehet
also aus dem Kern oder den obern, und den
Kasten oder dem untern Theil. Die Folie
die man dem Diamant giebt ist schwarz und
von gebrannten Elfenbein gemacht, damit
er mit seinem eigenen Glanze prange.

/Der rohe die Kieselerde hat auch wie die-
ser die Gestalt eines Catesaden doch mit
irregulairen Ecken. Um nun zu unterscheiden
ob er Wunden, Ritzen und so weiter hat,
ist rathsam unter dem Schatten eines gro-
ßes Baums solches zu bewerkstelligen.

/ Eine

/|P_239

/Eine Caratte hält 4 Gran, er ist aber der
18te Theil der Schwere von einem Ducaten,
deren 27 eine Mark, oder 1/2 %Pfund Goldes ausmachen.
Er wird nicht in Europa, sondern in Ostindien
und zwar in Golconda, Visapas pp einem röth-
lichen und unsichtbaren Erdreich angetroffen.

/2. Der Rubin ist roth und ganz anderer Natur
als der Diamant, indem nach einem Experiment
des Kaisers Francisci [[Franz_I]] der Rubin im Foco
eines Brennspiegels weich geworden. Der
RubinenBallast ist ein bloß rother Rubin.

/3. Der Sapphir ist himmelblau und wird mit
den vorigen in der Halbinsul ienseits des
Ganges gefunden.

/4. Der Schmaragd ist grün, und wird be-
sonders wenn er graßgrün ist sehr hoch
geschätzet, war vor Entdeckung von Ame-
rica selten. Im Kloster Reichenau
soll ein Schmaragd so groß als ein Fo-
liant sein, allein es ist solches vielmehr
ein Glas, welches wegen des Kupfers
so darin ist grün geworden.

/5 Der Dapehon ist ein occidentalischer Stein,
Citronengelb, wenn er beim Feuer gehalten
wird, bekommt er die Couleur des Rubinen Ballastes.

/ 6.

/|P_240

/6. Turcis ist ein grünlich blauer Stein,
kalkartig und ist nur in Japan hat dunkel-
blaue Punkte, welche Couleur sich über den
ganzen Stein zieht, wenn er auch gerostet
wird, und nimmt auch keine Politur an.

/7. Der Karfunkel ist ein hochrother Rubin, falsch
ist es aber von ihm, daß er leuchten soll

/8. Der Oppal ist ein occidentalischer Stein,
sieht wie ein weißbläulichtes Glas aus, und
wirft zwar nicht von seiner Oberfläche seinen
Glanz aber aus seinen inwendigen gelbe Funken
zurük. und ist sehr kostbar.

/9. Der Chrysopas ist grün und goldfarbigt. Eine
Art von Warzen findet sich am meisten in Schlesien

/Was die übrigen Steine anbetrifft zE das der
Hyacinth gelb, der Achat und Carniol in
Ungarn angetroffen werden, daß der Opitz
nichts anders als ein Agat mit einem Flecken,
und der Sarder nur eine Art des Carniols sei
ist von weniger Erheblichkeit. Der BergKristall
wächst in eckigten «C»Zinken und in der Gestalt
einer Pyramide auf den Spitzen der Berge.
Der Lapis_lazuli liefert die kostbarste
blaue Farbe, %nemlich das oltra_marine. Ob
es gleich sehr theuer ist: so daß ein Loth
von dieser Farbe mehr als ein Loth Gold kostet

/ so

/|P_241

/so ist doch ein Loth von ihr einem starken und
geschäftigen Mahler auf zeitlebens hinlänglich.
Obgleich der Marmor fast allenthalben anzu-
treffen: so sind die feinsten unter ihnen doch
sehr selten. Unter diese lezte Sorte ist der
weiße Marmor von Manga_Corone in Italien,
wie auch derjenige, in welchem vermuthlich ein glän-
zendes Steinsaft allerhand figuren in Gestalt
verschiedener Schlößer Ruinen pp eingegraben,
zu merken. Wenn dieser Marmor von Vitriol-
säure durchdrungen ist: so entsteht der Alabaster
Der Granit ist ein Stein wovon die Egyptischen Obe-
lisken verfertiget werden.

/Die Terra_sigillata eine Art von Thonerde. Die
Wolkererde kommt den Bolis %.oder der fetten Erde
sehr nahe und %.endlich ist der Umbra eine braune
Farbe. Noch ist hiebei merkwürdig

/1. Die mosaische %.oder ausgelegte Arbeit. Man nimmt
verschiedene Glasscheiben, denen man alle nur er-
denkliche Farben gegeben, sezt sie in einem mit Ce-
ment_Oehl gefüllten Kasten und läßt diese
Maße verhärten, worauf polirt und zu aller-
hand Geräthen theils in «Knochen» Kirchen als
wovon die St:_Peterkirche in Rom ganz voll
ist, theils in Pallästen pp gebraucht wird.

/3. Die florentinische Arbeit, ist anstatt daß die mo-
saische von Glas ist, von Edelgesteinen von
allen Couleuren verfertiget.

/ Iezt

/|P_242

/Iezt folgen noch einige General-Anmerkungen zum
Beschluß dieser Materie.

/1. Obgleich die Steine eine zuerst aufgelösete hernach
wieder zusammengebundene Erde sind, so scheint doch
außer diesem, doch noch etwas klebrichtes da-
zu «zu» kommen zu müßen, welches aber noch nicht
entdekt ist.

/2. Daß wenn die Kalkerde mit Vitriolsäure ge-
sätigt ist, der Gips, wenn aber die Kieselerde
damit vermischt die Thonerde entspr@in@gen.

/3. Daß die Steine von den Metallen darin unterschie-
den sind, daß je cangeliren, diese aber nur co-
g@«¿»i@liren und langsam aus dem festen Zustande
in den flüßigen übergehen.

/4. Daß der ietzige Geschmak die Farben-Steine
nicht mehr leiden könne und daß die Edel-
steine überhaupt von der Kieselart seyn
müßen, weil sie sonst die Politur nicht annehmen
könnten

/5. Daß die Kieselsteine in 3 Gattungen einge-
theilet werden.

/a) In krystallartige, welche alle in Zin-
ken wachsen.

/b) In die rechten Kieselsteine.

/c In Warzen woraus alle und die größten
Felsen, wenn sie noch mit dem Spat %und Glimmer
untermenget sind, bestehen. Es scheinet
eine noch nicht reife Kieselerde zu

/ seyn

/|P_243

/seyn, woher e@r@ auch milchicht und nicht durch-
sichtig ist.

/6) Daß eine Zusammensetzung von kieselsteinigen
Stücken eine @Dröse@ heiße und daß diese zu-
weilen Warzen bei sich führen, deren Spitzen
farbigt sind und wovon der Menethyso ge-
bra@c@ht wird

/7. Daß endlich die Farben nach dem Della«¿»bald [[Delaval]] in
den Edelsteinen von den Metallen die sie bei sich
führen, sich originiren, daß die rothe Farbe der Ru-
binen vom Gold, die Goldgelbe der Topasen vom
Silber, die orangengelben der Hyacinthen von
Blei, die grüne der Schmaragden und Blaue der
Sapphiren vom Kupfer und endlich die violette
des Amethysten von dem Eisen oder Zinn, daß
allso die Metalle gewiße Couleuren hervorbrin-
gen, die sich nach der Beschaffenheit ihrer spezi-
fischen Schwere richtet, und daß also hiedurch,
das couleurische System von den Farben sehr be-
stätiget wird.

/ ≥ Articulus V.

/Von dem Nationalcharakter, Sitten und Ge-
bräuchen verschiedener Völker.

/Im ganzen Meridian, welcher über Bengalen
gezogen worden, bei den Einwohnern von Tibeth

/ bei

/|P_244

/bei den Tunchinesern, Chinesern pp bemerken
wir so große Ähnlichkeit der Gesichtsbildung,
%.nemlich der calmukschen, als auch die Sprache welche
darin übereinkommt, daß ihre Wörter alle einsilbig
sind. Wir bemerken also, daß das Reich China,
welches ohngefehr 3 mal so groß als Deutschland
ist, der mächtigste Staat iederzeit gewesen,
und noch seyn wird, zwar ist die römische und grie-
gische berühmter noch gewesen. Doch ist dieses
was wir von China gesagt haben immer von der Ein-
heit der Bildung, Sprache, Sitten und Gebräuchen
zu verstehen, die unter diesen Völkern herschen.
Es ist das berühmteste Land, so daß keine Pro-
vincialstadt in ihr weniger als 100.000 Menschen
enthält. Von dieser großen Menge des Volks
zeigt auch die große chinesische Mauer, die ohn-
gefehr 300 Meilen im Umfange hat, und in deren
Mitte sehr viele Thüre sind, wogegen sie aber
auch an viele Berge anstößt. Ihre Bücher denen
man glauben kann gehen nur bis auf die Geburth
Christi hinaus, allein so viel ist gewiß, daß sie
schon 1.000 Iahre vorher gewesen. Ihre Re-
gierung ist monarchisch, doch wird sie von dem
Mandarinen, deren 3 Gattungen sind, %.nemlich Staabs,
Gelehrte und KriegesMandarinen (welches soviel

/ be- 

/|P_245

/bedeutet, als Leute die den Inbegriff ihrer Wißen-
schaften durchgegangen sind) eingeschränkt. Die
chineser werden als Leute gerühmt, die zu aller-
hand Künsten und Wißenschaften geschikt sind, al-
lein es bestehen erstere nur aus einer Kenntniß
von einigen Sätzen aus der Geometrie %und Astronomie
mehrentheils aber ohne Beweise. Ihre Art zu schrei-
ben bestehet darin: ihre Gedanken durch gewiße
Bilder und Zeichen auszudrücken, deren sie 60.000
haben sollen. Sonst sind sie eben zum Betrügen,
und niedrigen Gesinnungen gereizt, weil dieselben
auch nach ihren Gesetzen nicht bestraft werden,
sind übrigens schlechte Helden, weil sie auch
ohnlängst von den Tartarn unter das Ioch ge-
bracht sind, von welchen sie die Gewohnheit ihre
Haare abzuscheeren gelernt haben. Die Buch-
drückerei soll viel eher bei ihnen als uns er-
funden seyn, welches auch wegen der Leichtigkeit
ihrer Buchstaben wahrscheinlich ist, halten auch
sehr auf die alten Gesetze, davon der Monarch
nicht leicht abgehen kann. Die vornehmsten Ge-
setze die sie verehren müßen sind: den Gehor-
sam gegen den Kaiser gegen die Eltern,
deren Verletzung eine große Strafe nach sich
ziehet und denn die Complimente, wodurch sie
die Ruhe im Staat zu erhalten glauben,
und dieserwegen sind die Gesellschaft auch nicht

/ an- 

/|P_246

/angenehm, weil darin alles sehr gezwungen
aussieht, doch haben selbige noch den Vorzug
vor den türkischen, in denen alles still %und leblos
ist und nur im Eßen Trinken und Saufen bestehet.
Da es überhaupt scheint, daß der gute Geschmak
und der scherzhafte Umgang bei den Europaeern
bloß durch die Franzosen ihren Anfang genommen,
und daß bei ihnen die Ursache davon gewesen,
daß das Frauenzimmer welches die Fröhlichkeit
liebt, und denen zu Gefallen eine Hauptsorge
den Mannspersonen ist, mit in die Gesellschaft
gezogen worden. Bei ihren Gastmalen sitzen
sie auf Stühlen und nicht wie die Morgenländer
auf Polstern. Ieder aber hat einen aparten
Tisch, richten sich in allen Kleinigkeiten wäh-
rend der Tafel nach dem Wirth. Sie haben
gewiße Vniversitaeten und diejenige welche
bei ihnen promoviren wollen müßen zuerst
in Pecking, hernach öfters examinirt werden
Ihre Religion besteht @ein@zig in dem Deismo,
das ist, sie statuiren nur ein oberes Wesen
Ihre größte Kunst äußert sich im Garten-
wesen, welchen sie in 3 Theile, in das reitzend
schöne, schaudernd schöne und erhabene Feld
eintheilen und sie der Natur gemäß in einer

/ sehr

/|P_247

/sehr großen Etendu anbauen zE sie führen Hügel,
Felsen, Flüße, Wüsteneien auf, woraus denn
die schönsten Prospecte folgen und hierin übertref-
fen sie alle andere Nationen, auch äußert sich
bei ihnen eine Fertigkeit in den mechanischen Hand-
griffen. In China ist ein ganz natürlicher Markt,
woraus alles, was nur nicht offenbar %schädlich ist, ver-
kauft wird zE Hunde und Katzenfleisch, Schlan-
gen, wobei also der Geschmak der Europaeer
gar nicht beobachtet wird, der von der ersten Aus-
breitung des Christenthums sich zu originiren
scheint, da sich nehmlich die neugewordenen Chri-
sten ein Gewißen machten Hundefleisch zu eßen.
Die Chinesen scheinen eine Abkunft der Aegipter
zu seyn. Ihre Bauart liefert niedrige Gebäude
die flach sind, sonsten aber ein schönes Ansehen
haben, wozu sie noch die Nebenwände so fabri-
cirt haben, daß sie leicht können auseinander-
genommen werden. Ihre Religion bestehet
in den Kings oder heiligen Büchern, die von den
Confutius [[Confucius]] herkommen und nichts als trokne Sitten-
lehren enthalten. Merkwürdig ist es doch, daß
in allen Sprachen und bei allen Völkern dasje-
nige Buch, welches den Grund der Religionsprincipien

/ enthält

/|P_248

/enthält $kat_exochen$ ein Buch heißt zE. Bibel,
Kings, Alcoran.

/Das Reich Japan wird von einem Kaiser und
einem großen Geistlichen, welcher in Dahio resi-
dirt und Lama heißt regieret. Man trift
überhaupt alles an, was zur Nothdurft und Ver-
gnügen des menschlichen Lebens gehöret, wes-
wegen sie auch die ganze Handlung entbehren
können und mit keinem Volke als mit den Hollän-
dern Handlung treiben, haben nur einen ein-
zigen Hafen, welcher ohnedem nicht einmal allen
frei stehet, sondern deßen Zugang verschloßen
werden kann, vor welchem die Schiffe die Anzahl
der darauf befindlichen Personen und Thiere
sorgfältig angeben müßen und bei ihrer Ab-
farth wiederum aufweisen müßen, damit kei-
ner im Lande bleibe. Obgleich die Vornehmen
gleichfalls Deisten sind: so herrscht dennoch
die Religion des Kami nebst einigen andern
und sind eine große Anzahl von Bonzen oder
heidnischen Priestern darin anzutreffen. Das
Christenthum fand einen erstaunenden Eingang
in diesem Lande, wobei aber die Missionarien
den wahren Geist des Christenthums auszubrei-
ten unterließen, und ihnen nur Ceremonien be- 

/ kannt

/|P_249

/bekannt machten. Es gefiel ihnen auch daßelbe
beßer, weil dadurch die Furcht von@ der Seelenwan-
derung vertrieben wurde. Endlich wurde es ganz
ausgerottet. Das Land ist sehr bewohnt und die
Landstraßen beständig und zwar wegen des großen
Gefolges ihrer Großen die öfters 300 Mann bei sich
führen, voll Menschen. Des Lama Abkunft erstrekt
sich von allen Familien am weitesten ins Alter
hinaus und gehet in descendentale@«s»r@ Abkunft 500
Iahr vor Christi Geburth hinaus. Was den Charakter
der Einwohner dieses Landes betrift: so sind sie zwar
nicht so betrügerisch als die Chineser, aber im äußer-
sten Grade hartnäkig, wodurch sie zwar zu guten
Soldaten gebildet werden, aber auch sehr schwer
zu regieren sind.

/Das Reich Indostan hat einen großen Umfang
und mit den Staatsveränderungen in Europa einen
großen Zusammenhang. Es ist sehr volkreich,
und weil es an einigen Oertern unter der Zona
torrida liegt an andern unter den temperir-
ten Zonen: so bringt es fast alle Produkte
hervor, die Europa, Africa und Asia zer-
streut liefern. Ihre Einwohner sind gelb im Ge-
sicht, welches in der Bildung der europaeischen
ganz gleich ist, sehr sanftmüthig, welches
auch die Ursache ist, weswegen alle %.ordentliche
Nationen daselbst anzutreffen, und von den

/ tartarn

/|P_250

/Tartarn so leicht unter das Ioch gebracht werden
können, redlicher als die Chineser, sehr fleißig und
arbeitsam in ihren Verrichtungen, sonst aber schlech-
te Helden und ist besonders die Furcht vor dem Schieß-
gewehr, wie fast bei allen orientalischen Völ-
kern unauslöschlich, ist auch eine ganz reine Race
weil es ihre Religion verbietet sich mit fremden
Völkern zu vermischen, diese aber ohne Verschieden-
heit der Religion gerne dulden, weil sie dieselbe
alle für wahr, und nur für verschiedene Methoden,
die aber gewißen Völkern eigen sind, Gott zu
dienen. Es herscht bei ihnen die braminische Re-
ligion, deren Fundamental-Begriffe zwar rein
aber mit vielen Aberglauben vermischt sind. Sie
statuiren 3 obere Wesen.

/1. Den Brama oder den Schöpfer, welcher den Prie-
ster nebst einem heiligen Buch mit einem melan-
cholischen Temperamente, den Kaufmann
mit einem phlegmatischen und den Handwer-
ker mit einem Beutel und sangvinischen Tem-
peramente und denn den Soldaten mit einem
Degen und cholerischen Temperamente im
Anfang auf die Welt gesetzt, die aber nach-
gehends ihre Instrumente gemißbrauchet

/ 2.

/|P_251

/2. Der Vischka [[Vishnu]] oder Regierer und

/3. Den Rudera [[Shiva]]als Zerstöhrer der Welt, der aber
von einem einzigen Unwesen abstammen, welches
auch mit der Mythologie der Griechen und Römer
übereinzukommen scheint. Ferner glauben sie
4 Welt_Epochen und diese wiederum in verschiedene
Abschnitte eingetheilt an deren Ende der Vischka [[Vishnu]]
in verschiedener Gestalt erscheint, daß die Welt
schon durch Luft Waßer und Erde zerstöhret, mit-
hin 3. Epochen vorbei und wir im 9ten Abschnitt
der %4ten leben, wo alsdenn die Welt durch Feuer
zerstöhret und die Seelen in den Schooß Gottes,
nachdem sie viele Länder durchgewandert, ver-
samlet worden. Merkwürdig ist dieses, daß
alle Nationen iederzeit nahe am Ende der Welt
zu seyn geglaubt haben, weil ihnen die menschliche
Natur die höchste Stuffe des Verderbens erreicht
zu haben schien, welches der gerechte Urheber nicht
würde leiden können. Die Indianer sind sehr zu be-
kehren, welches man überhaupt bei allen Völkern
findet, die heilige Bücher haben, deren Autoritaet
die gemeinen Leute nicht examiniren können.
Sonst sind auch die Husten weit häufiger und
schmerzhafter als in Europa. Dieses Land wird
von einem Mogul regiert, der aber nur ein
Schatten von dem vorigen Regenten ist, nachdem

/ Schach

/|P_252

/Schach Nadir den Schulz dieses Reichs, welches der
größte in der ganzen Welt war und auch den kost-
baren und mit Edelsteinen besezten Pfau, die ihre
natürliche Farben hatten, enthielt, geplündert und
Delli zerstöhrt war, indem die Gouverneurs in den
Provinzen mächtiger als er selbst «ist» sind, und das
Land dadurch, daß ieder dem Mogul beizustehen
vorgiebt, verwüstet wird. Die Engländer haben ein
Comptoir daselbst, welches auch die Regierung, aber
die grausamste von der Welt führet, welches bei
allen geschiehet, wo iede ein Regiment zertheilt
führen, indem einer die Schuld des Übels auf den
andern schieben kann und die Ehre eines guten
Regiments getheilt ist, da sie denn auf nichts als
Eigennutz bedacht sind. Ia es ist gar kein Zwei-
fel, daß wenn die milde englische Regierung da-
selbst solte eingeführt werden alle Indianer
mit der größten Freude sich unterwerfen
würden. Unter andern Provinzen die zu China
gehören ist das Land Flichs zu merken, welche
nur dem Deismo ergeben sind und von einem Col-
legio von vielen Membris regirt werden, auch
alle monarchische Gewalt verabscheuen, woraus
denn die Meinung widerlegt wird, daß das heiße

/ China

/|P_253

/China keiner als der monarchischen Regierung
fähig wäre. Das Land «¿»Tuncky wird von einem Clan
oder Könige, welcher aber nur bloß als ein Götzen-
bild zu betrachten, und den Leuten zuweilen vorge-
zeigt wird, besonders aber von ihren Generalen
regieret. Die Einwohner sind redlicher als die Chi-
nese«¿»r, dabei aber %.erstaunlich arm, sonst aber an
alle«m»n dieser Nation ähnlich. Der vornehmste Ar-
tikel des Handels, der von den Holländern da-
selbst getrieben wird, ist die SeiffenManufactur,
welche zu befördern die Holländer auf eine zeitlang
mit den Landesweibern Pacta einer Ehe eingehen,
wodurch sie denn Gelegenheit bekommen über
die Arbeit zu inspiciren.

/Das Persien ist ein Land, welches gar keine schif-
bare Flüße hat, welche zwar eine breite Ober-
fläche, aber keine Tiefe haben, welche hernach oft-
mals im Sande versiegen. Weil es ohnedem durch
große Sandbänken oder Wüsten von einander un-
terschieden ist: so wird auch dieses Land von vie-
len kleinen Fürsten regiert. Die Nation wird in
die alten und neuen Penser getheilt. Was die
ersten betrift: so ist ihre Religion sehr alt,
und von den Zeiten Darii_Histaspis bis auf
uns gebracht. Das vornehmste was sie verehren
ist das ewige Feuer, vermuthlich weil es wegen

/ seiner

/|P_254

/seiner Reinigkeit das %.göttliche Wesen vorstellen
soll und wird in Bacht durch das Naptha unter-
halten. Es kommt diese Gewohnheit der römi-
schen, das die vestalische Iungfrauen unterhielten,
um das Feuer zu verwahren, sehr nahe und
scheinen beide eine vernünftige Ursache zu haben.
Das Feuer, welches zur Nothwendigkeit ist, be-
kommen sie entweder durch Feuerzeuge, wie
bei uns %.oder durch das Reiben zweier Hölzer,
wie bei den Wilden. Da nun die erste Methode
den Alten unbekannt war, die lezte aber viele
Schwierigkeit erfordert, wie denn auch die Europae-
er fast gar nicht damit zurechte kommen kön-
nen: so ist es %.wahrscheinlich daß zum Vortheil
der Armen ein beständiges Feuer unterhalten
wurde und zur Aufrechthaltung derselben
Frauenspersonen gehalten wurden, die, damit
das Feuer nicht ausgehen möchte, vom unkeuschen
Leben, wovon sie %.nemlich durch die fleißige Un-
terhaltung deßelben abgehalten werden konnten
abstrahiren mußten, welches nachgehends als
die Feuerzeuge erfunden wurden, unnütz war.
Ihr heiliges Buch {2- «Centa vesta» <Zend-Auesta> -2} ist eben so alt
als ihre Religion, wie denn in Persien drei
Sprachen 2. todte und eine lebendige Sprache sind.

/ Sie

/|P_255

/Sie statuiren 2 gleich gültige Urwesen, einen guten
und einen bösen Gott, welchen leztern sie {2- «Argi-» <Arichman> -2}
nal
[[Ahriman]] nennen, und vermuthlich von dem deutschen
Wort arge Mann herkommt, wie denn sehr viele
Wörter in dieser und der lateinschen Sprache aus
dem Deutschen hergenommen, welche vormahls
die celtische hieß, wie das Wort vesta von fest,
weil die Erde, davon sie eine Göttin vorstellet,
fest ist. Die heutige Perser sind nach ihrem Na-
tionalCharakter betrachtet im Umgang und alles
was schön ist eingeführt und durch ihr lustiges
Temperament die andern Nationen aus ihrem rohen
Zustande gerißen haben. Sie sind leichtsinnig in
der Religion und ihre Sprache klingt angenehm,
und in Auslegungen, Scherzen pp sinnreich. Man
findet bei ihnen zwar nicht schöne Gesichter, aber
einen schönen Wuchs, welcher der Mäßigkeit
und Arbeitsamkeit, welches fast allen orientali-
schen Völkern eigen ist, und von den Europaeern,
die %.nemlich im Stande sind commode zu leben, verab-
säumet wird, zugeschrieben ist. Die Religion der
neuen Perser ist mahomedanisch, welches sie aber
nach der Auslegung des Alcali [[Ali ibn Abu Talib]] statuiren,
daher unter den Persiern und Türken der
größte Nationalhaß in der ganzen Welt statt
findet.

/ Um

/|P_256

/Um alle türkische Länder zusammen zu faßen:
so ist zu merken, daß sie keine außerordentliche
Producte als andere Länder liefern, und besonders
Seide und Kameelhaar im Überfluß haben. Die
Einwohner sind stolz, verwegen, melancholisch, %und
im höchsten Grade plump. Arabien ist unter ihnen
das merkwürdigste, und wird in 3 Theile nehmlich
in das wüste Arabien, welches große Sandwüsten
enthält, worin doch aber große Bäume anzu-
treffen sind, denn in das {2- «Hadschas» <Had_jjas> -2}, welches am
rothen Meer liegt und die beiden Städte Mecca
und Medina in sich faßet und in das Land {2- «Gonan» <Oman> -2},
wo die levantische Kaffeebohnen herkommen und
wachsen, eingetheilt. Die Beduiner ein Volk in
Arabien führen eins des glüklichsten Lebens, weil
sie ganz sorgloß sind, in Zelten wohnen, und
von einem Ort zum andern ziehen, worin sie sehr
mit den Völkern, die in den rußischen Steppen
wohnen, und sehr gastfrei sind, wie solches bei
allen Völkern, die arm sind, eintrift; denn bei
den Reichen besteht die Gastfreundschaft nur in
der Höflichkeit, übereinkommen, und zwar den
Reisenden unter dem Vorwande, daß bei der
Theilung der Kinder Abrahams, der Ismael,
deßen Descendenten sie wären, zu kurz gekommen

/ sei

/|P_256R δseparat

/|P_257

/sei; berauben, wobei sie ihnen dennoch das nöthige
laßen nebst dem Leben. Ihre Religion ist ma-
homedanisch, und eins der größten Hauptstücken
dieser Religion sind die Wahlfarthen nach Mecca %und
Medina, wohin alle Mahomedaner iährlich in 3 Kara-
vanen reisen, welche erstere alle Perser, Indos-
taner pp die andern alle aus Manacco Aegypten
und ganz Africa aufnimmt. Das Heiligthum welches sie
verehren ist das viereckigte Gebäude, welches ein
ordentlicher Cubus ist, nicht größer als eine mittelmä-
ßige Stube und mit schwarzen Sammet %.oder Dammast
bedekt ist und Cubba genannt wird, und den schwarzen
Stein, der alle Mohamedaner küßen müßen, enthält.
Auch der heilige Brunnen welcher derjenige seyn soll,
den der Engel der Hagar wieß, als sie von Durst
geplaget wurde und von welchen alle Mahomedaner
trinken müßen. Beide umgiebt eine Gallerie, wohin
die Andächtigen zur Zeit des Regens unter-
treten können. Es ist dieses Mecca auch zugleich
der Augenpunkt der Mahomedaner nach welcher
Gegend sie nehmlich ihr Gesicht unter dem
Gebeth kehren müßen. Der heilige Brunnen
heißt Zenzen.

/Annot: 1. Im deutschen scheint auch was gewißes
zu stecken, weil die 3 berühmtesten Völker
von ihnen herstammen: die Franzoisen von den Franken,

/ die

/|P_258

/die Engländer von den Dänen, Norwegen und Sach-
sen, und denn die Italliener von den deutschen Vol-
kern die es im funfzehnten Seculo «¿»und folgenden
Zeiten überschwemten.

/Annot: 2. Was die Völker zwischen dem caspischen
und schwarzen Meere anbetrift: so sind sie der
Stamm von allerley Nationen als Georgianer, Ame-
ricaner, weil sie alle verschiedene Sprachen
haben. Auch haben wir vermuthlich die Erfindung
des Ackerbaus diesen Völkern zuzueignen, welches
vermuthlich von den Deutschen geschehen, diese
aber vormals an Dan wohneten. Die Steppe
Narba ienseit des Strohms ist sehr fruchtbar
und wird von den nach Siberien religirten Gefan-
genen bebaut. In Siberien ist es sehr kalt, wo-
her sie auch keine Ochsen und Bienen haben, auch
wollen daselbst die Bäume nicht fortkommen,
weil, wenn man gleich im heißesten Sommer
gräbt, dennoch in einer Tiefe von drei Fuß
gefrorene Erde findet und die Bäume also nicht
tief genug Wurzel schlagen können. Es ist
ein Ort, wo die rußischen Gefangene hingebracht
werden, die, indem sie ihrem Schicksal über-
laßen sind, der Republik nicht schaden, sondern
durch die Anbauung ihr noch nützen, aber ihr auch

/ nicht

/|P_259

/nicht ausweichen können, weil sie von der einen Seite
Rußland selbst, von der andern Seite aber die Kini-
gienser eine überaus räuberische Nation vor sich
finden. Dieses Siberien aber hat Bergwerke, wo-
runter besonders das athensische Gebürge gehöret,
welches den Rußen vieles, aber schlechtes Eisen, fer-
ner Kupfer und öfters auch Silber liefert. Was
die in dieser Gegend gelegene Mungalen betrift,
so bauen selbige keinen Acker, die Tungenser zie-
hen nicht Vieh, sondern schwärmen herum, und sagen
im Fluche unter einander, daß du magst das Vieh
selber ziehen wie ein Tartar, dieser sagt: Daß
du magst den Acker bauen wie ein Ruße, überhaupt
richtet sich die Art des Fluches beständig nach der Ar-
beit die einem Volke verächtlich vorkommt. Es sind
auch die Tungenser sehr stolz, welche alle faule Na-
tionen sind. Was %.endlich die Calmucken betrift, die
mit den Mungalen anlanden: so leben selbige von
Pferden, die Bucharn und Tartarn von Usbeck
aber von dem Ackerbau.

/ ≥ Was die asiatischen Insuln betrift: so sind
hievon die größesten. ≤

/ ------ 

/1. Die Insul Ceylon. Ihre Einwohner scheinen von den Ma-
labaren und Arabern abzustammen, haben auch eine
solche kleine eingedrukte Nase als die leztern. Auf

/ ihr

/|P_260

/ihr ist der Berg Pico_d_Adam, worauf sehr viele
Klöster, und auf der Spitze ein menschlicher Fuß-
stapfen im Felsen befindlich ist, welchen sie für
einen Tritt des Vischka [[Vishnu]] halten, und nicht nach der
Europaeer Meinung für des Adams. Sie ist sehr
fruchtbar, weil sie aber auch zugleich an manchen Or-
ten waldigt und sumpfigt ist, ungesund. Auf ihr
wächst Talipnath und Kaneelbaum, von denen
die Blätter zwar groß aber in Falten gelegt sind,
so daß ein Blatt von ihnen wieder allen Regen
dienet, und 2 von ihnen ein Zelt formiren, das
leztere aber ein Monopolium der Holländer ist.
Von dem 1sten Baume werden die Blätter in Rie-
men geschnitten und zu Papier gebraucht.

/2. Die Maldivischen. Diese Insuln sehen als 13
Trauben aus und enthalten ohngefehr 4.000 In-
suln und haben 2 Zugänge, deswegen nebst ih-
rer Armuth sie von den Einfällen der Feinde ge-
sichert sind. Sonst sind sie sehr stolz, und lie-
ben den Rangstreit.

/3 Die philippinischen Insuln dienen bloß zum Waaren-
niederlegen und zwar derer Waaren die von Chi-
na nach America transportirt werden.

/4. Die Insul Sumatra, welche den Europaeern
wenig bekannt ist und an der Spitze des KönigReichs
Achen liegt welches aber nur eine Stadt, die reich

/ und

/|P_261

/und volkreich ist und nur ein kleines territorium be-
sizt, enthält. Die Torts auf ihr sind wegen ihrer
ungesunden Luft verlaßen. Der Handel dahin betrift
Goldstaub und Pfeffer. Sie trennt die Straße Suada
von der folgenden Insul.

/5. Die Insul Iava. Ihr Kaiser hält eine Leibwache
von vielen Weibern. Die Religion ist mahomedanisch
und das Land selbst sehr volkreich, so daß 300.000
Menschen daselbst wohnen sollen, ob es gleich noch
einmal so klein als Frankreich ist, allein es macht,
daß in dieser Insul und allen warmen Ländern
so viele Menschen wohnen, daß es niemalen
Winter ist, sondern beständig gesaet und ge-
erndtet werden kann, daß alle Wälder voll nahr-
hafter Gewächsen und das Land voll Vieh ist, und
die Einwohner mäßig sind. Die Hauptstadt der
Holländer ist Batavia und der GeneralGouverneur
ein Bedienter der ostindischen Compagnie, von
denen einer als er die Macht der GeneralStaaten
räumen, murren sollte: Er der Knecht ihrer Knechte,
ist ein König der Könige.

/6. Die Insul Borneo, welche die größte in der gan-
zen Welt «ist» zu seyn scheinet und rund ist, auf
ihr und den Philippinischen Insuln findet man
Negers, welches merkwürdig ist.

/7. Die Moluckischen Insuln, auf welchen die beiden
Gouvernements der Holländer.

/ Ambuina

/|P_262

/Ambuina wo die Kreidenägelchen und Bende,
wo die Muskatennüße ganz allein wachsen.
Welches beständig eine Hinderniß wider die Con-
versation der Völker seyn muß, kann nicht das
mittländische Meer seyn, weil das Waßer den
Zusammenhang der Völker befördert, sondern
die Sandwüste Chapa. Die Einwohner so an der
Küste wohnen sind äußerst arm zE in Manocco,
die «alte» Nachkömlinge der alten Mauritaner sind,
alle Negers, unter denen die 3 berühmsten Nationen
sind die Tolas, Jolys, und Mondigos, die nach ih-
rer Art gesittete Völker, und mahomedanischer
Religion sind. Sonst sind alle Negers dem Stehlen
und Brandwein sehr ergeben. Die Küsten von
Guinea sind:

/1. Die Zahnküste.

/2. Die Goldküste.

/3 Die Pfefferküste %und

/4. Die Sklavenküste, die den Nahmen von den Waa-
ren womit der Handel getrieben wird bekommen
haben, doch wird ietzo nur die lezte besucht.
Es werden nehmlich von den Elenden bis 120.000
nach America in die Plantagen geschikt, wo sie
mehrentheils sehr grausam gehalten werden,
und sich dennoch etwas mehr als ihre Landsleute
zu seyn dünken, weil nun ein Neger dem andern,
wenn es auch sein Sohn, Vater pp wäre, nicht trauen

/ kann

/|P_263

/kann: daß er ihn nicht als Sklave für den Brandwein
verkaufe: so gehen sie aus einander, und weil die
Europaeer zu den Negers mitten im Lande, wegen
der unzugänglichen Wälder nicht kommen können: so
glaubt Riemer [[Römer]], daß innerhalb 30 bis 60 Iahren
ein gänzlicher Mangel an Sklaven seyn würde und die
Plantagen in Africa werden müßen angelegt werden.
Da ohnedem ein wohlgewachsener Neger ietzo schon
2 bis 300 %Reichsthaler kostet, die beim Verkauf allerhand
Beugungen machen müßen, um zu sehen, ob sie auch
fehlerhaft sind. Ihre Ration ist die Amileten,
oder TalismanerReligion, die die Einwohner fue-
tisch nennen (Talismanne sind Sachen die am Halse
getragen werden und für alles Unglük schützen,
und besteht darin, daß einer von ihren Kababutzcken
oder Priestern eine beliebige Sache einweihet, bei
denen sie hernach schwören, etliche «s»Speisen ihnen
zu Gefallen entsagen, beständig bei sich tra-
gen, und scheint die älteste von allen Religionen
zu seyn. Sie haben auch einen LandesFuetisch,
der mehrentheils ein Baum und einen neuesten Fue-
tisch, welcher das Meer ist. Was die «¿»Länder
der Capern %.oder Caffern betrift: so sind die Natio-
nen daselbst mehrentheils unbekannt, und schei-
nen von den Hottentotten herzustammen, «diese»
diese sind das unschicklichste Volk in der
Welt und eine Race Negers bewohnen ein

/ Land

/|P_264

/Land, welches die Natur sehr wohl versorget hat,
und haben Dörfer die aus Zelten bestehen, welche
rund aussehen und in einem Zirkel gestellet sind.
Sie haben keinen Oberherrn oder auch Aeltesten,
wißen fast von keinem Urwesen, doch haben sie
Feste, die sie Ardensmarken nennen, welches
Wort sie den Holländern abgelehnet haben
müßen, halten ihre Weiber in der größten Er-
niedrigung, die so oft sie sich verändern ein
Glied vom Finger abschneiden müßen. Sie be-
dienen sich der Streitochsen und Hunde zur
Gegenwehr der wilden Thiere, die sie um ihre
Dörfer stellen, haben eine Art von Beschnei-
dung, wobei sie dem Knaben einen Testikul,
damit sie nicht Zwillinge erzeugen können weg-
nehmen, haben keinen Eckel vor den Gestank,
daher alles was nur den Nahmen Unflätherei
verdienet, bei ihnen anzutreffen ist.

/<Die> Insul Madagascar ist mit eine von den größten
Insuln in der ganzen Welt und noch wenigen
bekannt, indem sie von den Holländern nur
der Negers wegen besucht wird, die aber zum
Selbstmorde %.erstaunlich incliniren. Von diesen
Völkern wie auch von den andern @ien@seit des
Ganges bemerkt man, daß sie bei Heirathen
wo nicht gerne sehen, dennoch gleichgültig sind, wenn

/ ihre

/|P_265

/ihre Bräute die Iunfrauschaft verlohren haben.
Abessinien wird von einem Könige beherscht,
der weil das ganze Reich mehrentheils christlich
ist und solches vor vielen Iahrhunderten
gewesen gleichfalls dieser Religion anhängt,
wird aber sehr von den Mahomedanern, die
von den Egyptiern Unterstützung bekommen
eingeschrenkt. Egypten liegt zwischen der Sand-
wüste Sara und der großen Steinwüste. Die
Merkwürdigkeiten dieses Landes machen die großen
Piramiden mehrentheils aus, welche eine
viereckigte Basin haben und aus großen
Fesen-Stücken bestehen, die aus der Stein-
wüste gebrochen werden, dabei es den-
noch wunderbar ist, wie sie so hoch dieselbe
heraufbringen können. Es liegt darin ver-
muthlich ein König begraben und ist wahrschein-
licherweise der Zugang zu ihm verbothen ge-
wesen, da man findet, daß der Zugang zu
der einen Pyramide so gekrümmet und ieder-
zeit mit großen Steinen vermauert worden,
dabei bald abwärts bald aufwärts gebeuget
ist, daß einer von den Califen [[????]] mit der größten
Mühe nur eine von ihnen eröfnen können, da man
denn gefunden, daß in der Mitte der Pyramiden

/ ein

/|P_266

/ein marmormeres Gewölbe, worin %.vermuthlich
vorher ein Sarg gewesen, dem oben zwei
Löcher und unten eines; dieser leztere Um-
stand führet eine fürchterliche Idee mit
sich; denn allem Scheine nach wurden vormals
der königlichen Leiche zur Gesellschaft
zwei Menschen mit eingesperret, wo-
von die obern Löcher zum Athemholen und
das Eßen heruntergelassen, die untern aber
die Excremente von sich zu laßen dienen
mußten, wo sie ohne menschliche Gesell-
schaft und ohne allen Trost niemals das
Tageslicht zu sehen, verbleiben mußten.
Ferner ist auch das Labyrinth zu mer-
ken, wovon auch noch bis hundert Stu-
ben übrig und zu sehen sind, ist aber
von dem auf der Insul Creta weit unter-
schieden. Ob sich gleich die Türken sehr
bemühen solches auszurotten: so gehet es
doch nicht an. Weil man nun von Babel und
Ninive keinen Stein mehr siehet: so mü-
ßen es nicht so große Städte gewesen
seyn, als man gemeinhin glaubt. Es herscht
unter manchen Leuten ein Kunstük, die ihre

/ Zähne

/|P_267

/Zähne und Gift bei sich führen, dabei nicht
böse sind, dergestalt, daß wenn sie nahe
an einem Hund oder anderes Thier gebracht
werden, sie sogleich von dem Gift schwellen
und sterben, in der bloßen Hand frei und
unbeschädigt zu halten, ob sie nun gleich
vorgeben, daß solches von der Einweihung
ihrer Priester herrühre: so liegt doch wohl
eine andere Ursache hierunter, nemlich ein
natürlich Mittel, wodurch die giftige
Thiere einen Eckel und Abscheu vor den
Menschen bekommen, wie das arabische
Kraut Assat für iedes giftiges Thier
seyn soll. Was die barbarischen Küsten
betrift so kommt ihr Nahme von einem Worte
Berbeas, welches soviel als die auf dem Ber-
ge wohnend bedeutet. Die Regierung da-
selbst wird von einem Dey und verschie-
denen Bays geführet, welches erstere soviel
als ein König, das leztere aber soviel
als ein Gouverneur bedeutet, bestehet
nur aus Soldaten und ist ohngefehr zu den
Zeiten Carls_des_5ten von einen Um@streichen@
fundiret, welcher den MaltheserRitter zu@m@ tort

/ Räu- 

/|P_268

/Räubereien auf dem Meere anfieng, so sei-
ne Nachfolger auch fortsetzten. In den
Gegenden weiter landeinwärts müßen
noch viele Merkwürdigkeiten anzutreffen
seyn, weil die Einwohner vorgeben, als wenn
daselbst eine Stadt mit Einwohnern, Vieh,
und allen was darin gewesen, versteinert
worden und obgleich der englische Consul [[????]]
die Falschheit davon entdekte indem auf sein
inständiges Verlangen einen versteinerten
Menschen zu sehen, ihm ein Cupido mit ver-
steinerten Flügeln praesentirt wurde, so
muß doch diese Stadt wenigstens von vielen
Bildern und antiquitaeten voll seyn.

/Die Insul Burbon, worauf der häufige Caffee
wächst, der den martiniqueschen weit vorzuzie-
hen ist. Man hat bei ihrer Entdeckung zwar
keinen Menschen gefunden, aber so viele
Obeliquen und runde von Thon verfertigte
Säulen, die so hoch als die Kuppeln zur
Pfarkirche in Paris sind, daß man leicht un-
ten verirren könnte, welches also die Menge
der «@d@» vorigen Einwohner anzeigen kann.
Man findet auch an einigen Oertern unter diesen

/ Insuln

/|P_269

/Insuln, daß sie vormals Bernstein gehabt
haben, welches sie nothwendig aus Preußen
müßen bekommen haben, und da ist unbegreif-
lich wie die Alten ohne Compasse sehr weite
Reisen mit eben derselben Geschwindigkeit
als iezt haben verrichten können; so müßen
selbige vermuthlich unter andern sich der bekann-
ten Portage, da sie nemlich das Kahn oder
Fahrzeug von einem Fluße zum andern trugen,
wie es iezt noch stark in Siberien gebräuchlich
ist, bedienet haben.

/Die Insul L'asscension ist eine der glüklichsten,
welcher vor den Anfällen der Feinde gesichert
seyn kann. Sie liegt %.nemlich auf einem großen
Felsen von welchem man den Feind bei Tage
weiter übersehen, «kann» als <er> des Nachts in
der größten Geschwindigkeit seeglen kann, mit-
hin nicht sie zu überrumpeln vermag. Man
kann übrigens den Zugang zu ihr, da nur ein
einziger ist, sehr leicht mir einer Canone
oder großem Stücke iedem Feinde verhemmen,
und da überdem diese Insul von allen noth-
dürftigen einen reichen Unterhalt besitzt: so
dürfte leicht die Lust mit %etlichen redlichen Ge- 

/ sinnten

/|P_270

/sinnten auf dieses Adasanokeion transportiret
zu werden bei einem %und den andern entstehen.
America ist von den übrigen Weltheilen ganz
und gar durch seine Produckte die unter dem-
selben Clima verschieden sind, zu unterschei-
den, und wird in das Süd %und Nordamerika ein-
getheilet, so durch die Straße Panoma ver-
einiget wird.

/In SüdAmerika sind folgende Länder merk-
würdig:

/1. Terra_del_Tenga sie bestehet aus einer Men-
ge von Insuln, die von herumstreichenden
Nationen bewohnet werden, welche sich von
nichts als Seevögeln und Fischen ernähren.

/2) Chili. Ihre Einwohner sind die tapfersten
und im höchsten Grade unempfindlich. Diese
Nation ist sehr zum Aufruhr geneigt, und
besitzet eine besondere Gabe ihre Dessins
geheim zu halten, wodurch sie äußerst
gefährlich werden. Sie haben die Gewohn-
heit unter die Lippen ein Loch zu schneiden,
worin sie einen großen Stein einsetzen,
welcher von keinen andern Dinge in der

/ Natur

/|P_271

/Natur, als von dem Diamant angegriffen
werden kann. Man bemerkt von ihm, daß die
Einwohner allerhand Figuren zE. von einem
R@in@dkopf, demselben geben können, woraus
manche geschloßen haben, daß er aus dem
Schlamm der in ihrer Gegend ist, wenn er verhär-
tet wird, erzeuget werde.

/3. Peru wird in den gebürgigten und niedrigen Theil
eingetheilt, in welchen ersteren Linia, und
im andern Quitto angetroffen wird, welches lez-
tere sehr kläglich aus siehet, so daß dieses
Land niemals von den Europaeern besuchet
worden, wenn sie es von der Seite entrirt hat-
ten. Von den Chilianischen Einwohnern ist die
besondere Art, sich der Pferde die in die Wild-
niß gerathen bei der Iagd zu bedienen, welche
sie in dem ganz freien Laufe laßen, nebst
dem Gebräuche ihre Schlingen, vermittelst wel-
chen sie ieden erhabenen Theil eines müden
Thieres mit einer besondern Geschwindigkeit
zusammenschnieren und nach sich ziehen können
zu merken. Es ist auch in diesen Gegenden
ein großes Silberbergwerk, woraus seit
200 Iahren iahrlich auf zwanzig Millionen

/ Piaster

/|P_272

/Piasters nach Europa transportiret werden.

/4 Paraguay in welchen besonders die Cordilleren
große Gießbäche und unterschiedene Regen
verursachen und daher schlimm ist Reisen in ih-
nen anzustellen, weil man bei den großen
und steilen Felsen, die von dem häufigen Waßer
ausgewaschen sind, einzig und allein auf die
Maulesel sein Vertrauen setzen muß, welche
herunterglitschen können.

/5. Brasilien ist wegen der gesunden Luft
bewohnt, weil daselbst ein immerwährender
Frühling und Sommer herscht, und wird beson-
ders zu den Kaffee, Zucker und Tabaks-
plantagen wozu sie Negers brauchen und
sehr grausam halten, ohngefehr 15 Meilen
Landeinwärts, emploiret; die Ursache warum
sie die Negers mit so vielen Kosten zu die-
sen Arbeiten hohlen und nicht vielmehr die
americanische Unempfindlichkeit, nach welcher
sie so zu sagen sich durch nichts bändigen
laßen und welche durchgängig bei ihnen
am Amazonen_fluß angetroffen wird, weiß
man nicht. Ob nun gleich fast mehr Negers
als Europaeer hier angetroffen werden,

/ die

/|P_273

/die wegen ihrer Leichtsinnigkeit leicht zu Em-
pörungen geneigt sind: so werden sie dennoch
durch die Härte der Strafen zE wenn ein Neger
einen Weißen nur schlägt: so wird er schon le-
bendig verbrannt, sowohl als im Fall sie vor-
spielen würden, nirgends eine Zuflucht finden
würden, weil die Amerikaner viel lieber einen
Weißen als einen schwarzen leiden mögen und
dieselben ohnfehlbar tödten würden. Es
schaffen sich aber viele von ihnen durch den
Selbstmord aus der Welt, indem sie glauben,
daß sobald sie an einem Ort sterben, sie in
ihrem Vaterlande wieder auferstehen, wovon sie
auch gar nicht abgebracht werden können. - 
Was die Gallits anbetrift: so ist auch die Art
ihren König zu wählen merkwürdig, welcher
bei seiner Wahl alle Arten von Schmerzen, Hun-
ger, Geißel pp mit der größten Unempfind-
lichkeit aushalten muß.

/6. Das MissionsLand in welchem die Jesuiten die Re-
gierung führen, %und es von den Wilden anbauen laßen,
wobei sie ihnen zwar Ausspeisung reichen, aber nichts
von ihrer Rente zukommen laßen und überhaupt mit
ihnen als Kinder umgehen, doch aber, ob sie gleich
dieselbe mit der größten Mühe zu unterrichten

/ suchen

/|P_274

/suchen: so bleiben sie dennoch mehrentheils so einfältig
wie vorher. Das Zählen beinahe selbst ist ihnen
unmöglich, weil sie von der Zahl 3 schon eine Be-
rechnung von 6 Silben haben, wie man denn überhaupt
bei ihnen eine solche langsilbige Sprache bemerkt,
welches alles doch zeiget, daß bei ihnen würklich
eine schlechtere Fähigkeit als bei andern rohen
Menschen anzutreffen seyn. Was die Meerenge
Perania anbetrift: so findet man daselbst sehr
vile Albinos und in den übrigen Provinzen, Na-
tionen die Menschen freßen, wie auch auf der
Insul Lucia@.@ Die Caraiten, die iezt auf eine
sehr kleine Zahl ausgerottet sind. In Lima
wird besonders ein sehr großer Aufwand
und ein größerer Staat als in Europa getrie-
ben, jedoch sind die Moden etwas verändert
zE daß die Frauenzimmer Tabak rauchen.
Hava@m@ro ist das Rendevou von allen Schiffer
die nach Europa gehen wollen und Barbados
die den Holländern gehört, unter den kleinen
Insuln die Beste.

/In Nordamerika sehen sich die Leute ziemlich
ähnlich und nennen sich auch im Frieden Bürger
untereinander. Ihre größte Tugend setzen

/ sie

/|P_275

/sie in die Tapferkeit und Ausübung der
Rache, wenn sie beleidiget worden, wobei sie den-
noch solches nur allein durch Ehre und nicht durch die
Gewalt erzwingen, sondern ihnen vielmehr völlige
Freiheit laßen, welches anzeiget, daß Kinder
bei der ihnen gelaßenen Freiheit beßer als ge-
zwungen gerathen. Ihre Art Menschen zu eßen
ist folgende: Sie verzehren keine todte Menschen,
auch lebendige nicht mit großem Appetite, wie sol-
ches überhaupt keine Nation thut, sondern nur
ih@re@ Feinde, welche mit gewißen Solennitae-
ten geschlachtet werden Wenn sie in den Krieg
gehen: so hauen sie ihre Axt in den Baum,
und Lanzen um ihn herum, wodurch sie sich zu
bekriegen obligiren, überfallen ihren Feind,
welches sie beständig thun, indem sie in der
Iugend dazu allerhand Künste gelernet
haben zE an einem trockenen Boote die
Fußstapfen eines Menschen zu erkennen,
ob er ein Frauens oder Mannsperson ist und
von welcher Nation er gewesen und sich zu
ordentlichen Treffen sich nicht beqvemen
wollen. Sie führen diejenigen die sie lebendig

/ ge- 

/|P_276

/gefangen haben gebunden mit sich, die sie nach-
gehends bei ihrer Rükkunft den Wittwen
die ihren Mann verlohren, den Vater der seinen
Sohn eingebüßt vorstellen, und wenn sie ihnen
gefallen, diesen, ihren mit Vampans besezten
Gürtel umnehmen, und in ihre Nation aufnehmen,
wo aber solches nicht geschieht bis zu dem Tage
da die Execution vor sich gehen soll wohl gehal-
ten und denn an einen Pfahl gebunden wird, an
welchem sie dem Gefangenen zwar einen melan-
cholischen aber hochtrabenden Todtengesang
anstimmen, welcher dennoch die Freiheit hat,
sich zu lezt mit denen Steinen, die um ihn herum
gelegt werden zu wehren. Hierauf qvält
man sie ganz langsam zE. sie schlagen ihnen
Hölzer unter die Nägel pp denn hacken sie
das Fleisch in Stücken, werfen es in den
Kriegskeßel, und verzehren es bloß um
die Familie zu rächen, wobei aber der Gefan-
gene nicht den geringsten Grad seiner Empfind-
lichkeit bei Verlust seiner Ehre (welches er auch
nicht thut) äußern muß.

/Alle Nordamericaner spielen zwar in ihrer

/ Iugend

/|P_277

/werden aber von ihrem zwanzigsten Iahre ab
sehr melancholisch, und ob sie zwar ihre Frauen
als Hausthiere ansehen: so ist ihnen dennoch, weil
sie an dem Kriege Antheil nehmen, erlaubt, unter
sich Rath zu halten, ob der Krieg vor sich
gehen soll oder nicht. Sie haben keinen Ober-
herren, sondern sind alle unter einander gleich,
wählen sich aber dennoch einen Anführer. Der
Mord wird unter ihnen nicht bestraft, wird auch
selten begangen, weil alsdenn des erschlagenen
Familie so lange trachtet, bis der Todtschläger
gleichfalls ins Reich der Todten wandern muß.
Die Negers verfallen iezt auch auf eine Art von
Tapferkeit, wobei sie ein «Z»Siegeszeichen zu
erlangen, erschrekliche Verwüstungen anrichten.
Sonst aber bemerkt man überhaupt, daß die
Wilden sich einander ähnlich sind, welcher Um-
stand die Original-Triebe des Menschen ei-
niger maaßen entdecken könnte. Ihre Freund-
schaft ist w@ei@t phantastischer als die Euro-
paeische, und hegen besonders gegen den Dieb-
stall großen Abscheu, wobei man dennoch
bemerket, daß sie keinen am Leben bestrafen,

/ sondern

/|P_278

/sondern nur nach der Größe des Verbrechens
bald mit Abnehmung einzelner Finger, bald
der ganzen Hand denselben bestrafen.
Man lebt unter ihnen wie überhaupt unter
allen räuberischen Nationen sehr sicher, weil
sie ihre Raubbegierde nur auswärts zu be-
friedigen suchen, daher die innere Ruhe doch
erhalten wird. Es äußern auch die Einwohner
von NordAmerika unter allen americanischen
Völkern großen Verstand. Das Friedenszeichen
ist bei ihnen eine mit Laub umwundene Pfeife,
welche in der ganzen Gesellschaft herumge-
tragen wird. Ihr größter Reichthum besteht
besteht in Thier und Biberfellen, wovon
sie wiederum einen Keßel, ein Schieß-
gewehr, ein Meßer, ein Hemde, Brandwein,
Zinnober zum Schminken, einen Spiegel und
ein Brennglas umzutauschen suchen. Die
Einwohner dieser Länder leben von den
Meys oder türkischen Waitzen, und denn
von der Iagd. Weil aber zur Iagerei
ein weitläuftiges Terrain erfordert

/ wird

/|P_279

/wird, dieses die Europaeer dadurch, daß sie es nach
und nach einnehmen, schwächen, ferner auch den Ein-
wohnern den Brandtwein kennen gelernet haben, wel-
chen sie so stark saufen, daß sie sich beim völligen
Ueberfluß den ohnfehlbaren Tod zuziehen würden,
und hiedurch sie zur Iagerei ungeschikt gemacht
werden, hiernächst daß die Kinder_Pocken einge-
führt: so kann man sicher behaupten, daß die
Europaeer den Americanern zum Unglük hinge-
kommen sind, so daß mit der Zeit diese Nationen
ausgehen werden, da die Frauenspersonen die Kin-
der, wenn sie schon groß sind saugen, in welcher
Zeit sie gar keine Kinder gebähren können.
Nordwärts vom Laurentius_Strohm wohnen die
Esquimeaux. Ihr Unterhalt ist sehr kümmerlich,
weil sie von nichts als von der Iagd leben, und
um sich vor den Hunger zu erwähren öfters
etliche 100 Meilen in dem größten Froste reisen
müßen, haben auch keine Caballen, weswegen
sie ihre ganze Familie mit sich auf die Iagd
nehmen, und wenn eine oder die andere Person
von ihnen nicht fortkommen kann: so ist die Be-
raubung des Lebens der gewißeste Tod. Die
Art durch angestekten Schwefel die Gesinnung

/ des

/|P_280

/des Frauenzimmers, ob sie die Mannsperson ha-
ben wolle oder nicht. Die dieses Mineral im Bet-
te hält ist bei ihnen zu merken und wird
das Auslöschen dieses Schwefellichtes für ein Zei-
chen der Wohlgewogenheit gehalten. Die Grönländer
sind von kleiner Statur, haben schwarze Haare,
worin sie mit den Indianern übereinkommen. Sie
nähren sich von lauter Fische, und besonders von
Seehundefleisch. Man findet bei ihnen überhaupt
einen großen Grad der Hitze <in> ihren Blut, daher
einige von ihnen in einer Calonne beisammen in dem
größten Frost eine solche Hitze hervorbringen,
daß der Schweiß ausbricht, welches vielleicht von
der Fettigkeit des Seehunds_Fleisches herkommen
mag. Da nehmlich das Oehl das Austroknen ver-
hindert, welches fast die Kälte hervorbringt,
welches man daraus schon sehen kann, daß ein Ba-
rometer, wenn er in den Wind gesezt wird, wenn
er vorher befeuchtet worden, und mit Waßer
inwendig angefüllet, das Waßer in ihm gefallen
Die Nation hat vorher ohne Salz gelebt, haben
kein Gras, außer den, welches auf den alten
Kirchenmauern befindlich und einen großen
Articul ihres Handels ausmacht. Ihre Cabanen
haben kein schräges Dach und sind deswegen

/ weil

/|P_281

/weil sie nur mit Rasen bedekt sind, dem Regen
@e¿@ponirt. Ihre Mannsböthe heißen «¿»Kajacken haben
eine ziemlich große Länge, um diese spannen die Ein-
wohner ein Seehundsfell: so daß nur der Kopf
hervorragen kann, damit kein Waßer hineindrin-
gen möge, welches um zu regieren sie einen Rie-
men statt eines Ruders gebrauchen, und welches
wegen der Structur des Kahns nothwendig ist,
weil die Cajacke zuweilen umschlägt, so werden
bei ihnen viele Kunstgriffe sich vermittelst dieses
Riemens wieder hervorzubringen, erfordert, und
man bemerkt, daß das Zuschauen einer solchen Noth
bei ihnen ein Lachen erregt, welches anzeigt, daß
die Menschen, die beständig in Gefahr sind kein Mit-
leiden haben. Sie empfinden keinen Eckel vor den Ge-
stank und da das Frauenzimmer im wilden Zustande
als ein Hausthier angesehen in einem verfeinerten
und gesitteten Leben sehr hoch gehalten wird,
so daß es gar Befehle ausgeben kann, da doch
die Naturfähigkeiten in ihnen schon liegen und nur
nach dem verfeinerten Geschmak entwickelt werden:
so könnte dieses zum Nachdenken über den
Unterschied dieser beiden Gattungen von Um-
ständen anreitzen. Die Weiber haben gleichfalls
Kähne, die aber von den Mannsböthen ganz %unterschieden

/ sind.

/|P_282

/sind. Ihr Holz, welches sie aus dem Waßer be-
kommen, brauchen sie zu ihren Cabanen und Ca-
jacken, zum Brennen aber brauchen sie See-
hundsfett und dürres Moos, wovon sie eine Art
Lampen machen, indem sie vorerwehnte Materien
in den Zopfst@ein@, der ein sehr weicher Stein ist,
statt eines Keßels werfen.

/ ≥ Finis.

/δRest_leer


|B_Wolter_M
[[ Marginalien in Wolter
(1796)
Die Skizze auf p. 32
scheint vom ersten Schreiber
-------------
Sonst zweiter Schreiber
-------------
p. 256 dritte Hand
************ ]]

/|P_32R
/δ_Figur
[[ Zirkel C in vertikal angeordneter Ellipse; sie ist oben mit A,
unten mit B, links mit D und rechts mit E gekennzeichnet ]]

/|P_173R
/δZ_22

/Eintheilung %der Thiere in

/1.) Hausthiere 2.) wilde Thiere.

/a) wilde als Schwalbe, Fleder¥
maus, Ratte, Wiesel %etc.

/b, gezähmte Hausthiere,

/$a$.) mit Disziplin, als %der Hund,
%das Rind, Pferd, Esel, Cameel
Lama, und %der Elephant.

/$b$) ohne Disziplin, als %die Kazze,
%das Schwein. Auch Ziegen und
Schaafe disziplinirt man
nicht. %Anmerkung. In Menorcka
wird oft ein Esel, und ein
Schwein vor %den Pflug gespant.

/δunten

/%Anmerkung II. Unter den 300 vierfüssigen Thieren und 12.000 Vogel-
arten sind nur 19 gezähmt 1.) Pferd, Esel, Kameel, Elephant, Rind,
Schaaf, Ziege, Schwein, Hund, Kazze, Lama (Kaninchen.) 2.) Haushuhn,
Taube, Gans, Ente, Fasan, Pfau, @Kaltuhn@, und Perlhuhn.

/|P_174R
/δZ_2

/Unter %den Thieren die leben-
dige Jungen gebähren
nimmt das Pferd %den ersten
Plaz ein.

/δZ_14

/Die arabischen Pferde sind
%die vollkommensten, sie zeich-
nen sich aus durch ihre
Behendigkeit, Leichtig-
keit und @Lenksamkeit@.

/δZ_18

/Der barbareske läuft in
einer Sekunde 61 Fuß.

/δZ_21

/Veredlung %der Spanischen Pfer-
de in @Chile@

/Die %englischen Pferde sind keine
eigne Raze sondern @eine@
Vermischung @%von vielen an-
deren@.

/Dänische Pferde gute Zugpfer-
de %die größten sind die aus
@Hollstein@. (@Kardinalwage
in Rom war mit Pferden
bespannt.@

/|P_175R
/δZ_18

/Man unterscheidet %den Maule-
sel vom Bard. (in Italien)
der von %einem Eselhengst, und
eine Eselstutte entsteht.

/δZ_21

/Auerochs, (Urochs) das stärkste
Thier in Europa; den Bi-
samochs (er ist ganz behangen)
Büffel mit %dem Seidenschwanz
in %der Mongolei; daher @Bastar@
von 3 Roßschweifen

/|P_176R δZ_2

/In Indien braucht man ihre
Schwänze zum Windmachen
Bukkelochs in Afrika.
Capersche Büffel in der
Maremma von Neapel.

/In %der Straße von Sunda giebt
es einige Insuln, auf de-
nen man %die Büffel auf
%die Weide bringt; diese
sind sehr wild, und lassen
sich nur %von Kindern leiten
die sie an Seilen, welche
ihnen durch %den Nasenknor-
pel gehn fortziehen.

/δZ_15

/Es giebt auch in Europa
wilde Schaafe, z. B. in %den
Gebürgen %von Corsica (Muflogs)
auch in Sybirien (@Argelli@)
Man nennt sie auch Anga-
rische Ziegen. - Angora,
sonst Galatien; iezt Nato¥
lien, Anadoli, %das Land ge¥
gen Morgen. - Um Ango¥
ra findt man auch die
Seidenhaasen %eigentlich Ka-
ninchen, aus deren Haaren
die schönen angorischen
Strümpfe.

/Amerikanische Cameel¥
Ziege, Schaafkameel, Lama
hat einen langen Hals, und
hohe Vorderfüße. Es ist
das einzige einbürtige
Lastthier in Amerika.

/|P_177R
/δZ_5

.»s sondern weil hier %der Haupt-
markt aller Spanischen
Wolle ist. Es giebt ein
einzige Heerde von Mil-
lionen Schaafen, die aber
verschiedenen Eigenthü-
mern gehört. - 

/δZ_10

/%Die Gemsen sind eine Art Zie-
gen, deren es nur noch
wenige in %der Schweiz, und
in Tirol giebt. %Das Männchen
heißt Geis.

/%Die Steinbökke haben gewunde-
ne knotige Hörner, und
starke Füsse. Sie sind an %den
Gränzen %von Piemont, und in
%der Schweiz noch ziemlich
zahlreich.

/δZ_18

/Sie sind in allen Salzländ-
ern ausgebreitet z. B.
im Caffernlande. Sie
sind sehr furchtsam. Ihr
größter Feind ist %der Viel-
fraß.

/|P_178R
/δZ_3

/Es giebt auch Taubenbezo-
ar auf %den Andamanischen
Inseln.

/δZ_12

/Es ist flekkigt, hat einen
langen <Hals>, hohe Vorderbei-
ne und macht sehr schnel-
le Sprünge.

/δZ_17

/%.Die Zakken auf %dem Geweihe
heißen Enden. Geweih
von 66 Enden in Würtem-
berg.

/|P_179R
/δZ_2

/Elendthiere besonders
in Sibirien, auch in Preu-
ssen. Sie thun %dem Getreide vie-
len Schaden. Blos %die Haut ist
von ihnen brauchbar.

/δZ_6

/Rennthiermoos wächst
auch bei uns in Fichten-
wäldern.

/|P_180R
/δZ_10

/Es ist jezt sehr selten
hat große Hauer, und
lebt %von Fischen.

/|P_181R
/δZ_3

/Sie haben große Zähne,
besser Maulhörner,
die etwas in %die Höhe ge-
bogen sind. Den Rüssel
nannten %die Römer
manus. Verhältniß des
Rindes zum Elephan-
ten wie 1:16. Er ist
sehr leicht zu zähmen.
Im Krieg braucht man
ihn zum Kanonen füh-
ren.

/|P_182R
/δZ_1

/Es giebt 2erlei Kameele
1.) mit 2 Rükken- und Brust-
kuppeln %oder %das %eigentliche Ka-
meel. 2.) mit einem Rük-
ken und Brustpukkel.
%oder %das Trampelthier. Dieses
ist äusserst schnell. Die
Pukkel sind nicht Knochen-
erhöhungen, sondern
hartledrige Stellen mit
Haaren behangen. %Die Brust-
pukkel dienen zum Nieder-
knien beim Bepakken.

/%Das %eigentliche Kameel %oder Das
baktrianische nennen
%.die Araber %.das Schif %.der Wüste,
da es 6 bis 8 Tage nicht sau-
fen darf, und man es
zur Zeit %der Noth aufschnei-
den kann. - Sie sind %.dem Klima
nach %das nüzlichste Thier; sie
sind als wild einheimisch
in %der Mongalei, Afrika
und Arabien, und gedei-
hen nur in Salzländern,
daher in allen großen Wüsten
%die blos Salzkräuter tragen
die das mineralisch Al-
cali Kochsalz enthalten.

/δZ_21

/Einige sind behart; z. B. der
Ameisenbär, andere be-
panzert, als Armadillo
%oder Panzerthier. Wenn es
sich zusammenzieht thut ihn
selbst der Löwe nichts.

/%Die Meerschweinchen sind
eine Art %von Kaninchen, die
grunzen; sie werfen al-
le Monate. - 

/|P_183R
/δZ_3

/Man braucht in Asien eine gro-
ße Menge zum Grauwerk.
Fliegende Eichhörnchen in
Sibyrien vermittelst einer
Haut zwischen %den Vorder und
Hinterfüssen; sie sind nied-
lich von Gestalt aber sehr
zart. - 

/δZ_8

/a.) Hausratte (glis der Römer ist
%.eigentlich %die Rellmaus; sorex,
Schlafratte.) b.) Hamster
Sie sind %dem Getreide sehr schädlich
sie haben Bakkentaschen. Zoll
%von Hamsterfellen in Gotha.
c.) Feldmäuse; sehr schädlich
%.besonders in Holstein. d.) Berg@maus@
in Ißland und Norwegen Wan-
derung derselben in gerader
Linie. Sie gehen immer nach
%der See, wo sie alle ersaufen.

/e.) %Das Murmelthier in Savoien. Man kann sie im Winter anatomi-
ren, ohne daß %sie schreien, obgleich %sie sich bewegen. Ihr Blut hat %die Keller- 
%oder Erdwärme. In geheizten Zimmern wachen sie auf. f.) Fledermaus
fliegende Katze in Amerika,
in Peru sie saugen Menschen
und Thieren im Schlaf das
Blut aus. g.) Wieselgeschlecht.
1.) Weiße Wiesel, %oder Herme-
lin. 2.) Marder (Baum- und
Steinmarder) 3.) Zobel in Sibi-
rien 4.) Pharaonsmaus so
groß wie eine Katze. Sie zer-
stört %die Krokodileneier.
5.) Waschbär %oder Bacoon. Sein Fell
giebt %.d¿¿ Schuppenpellterei.
Er wäscht alles, ehe er es
ißt. - 6.) Stinkthier; es ist wohl-
gebaut, kann aber nicht lau-
fen. Blase mit Stinksaft.
Stachelschwein, es schläft im
Winter. %Das größte am Cap in
Afrika braun, und gelb ge-
flekt. - Schweinigel.

/|P_184R
/δZ_1

/Es giebt auch wilde Hunde
z. B. verwilderte Hunde
in Südamerika, die
sich in %die Erde graben.
Hunde in Nordameri-
ca, auf Neuholland
auch auf den Südsee-
inseln wo man sie
mit %den Schweinen zusam-
men aufs Feld treibt.

/Am Senegal giebt es
wilde Hunde die in
großen Rotten mit ei-
nem Leithunde gehn
und wegen ihrer gro-
ßen Menge selbst Lö-
wen übermannen.

/Verwandt sind: %der Hund
%der Wolf, %der Fuchs, %der Jakal
(%die Füchse %des Simsons)
der in Truppen zieht,
und wild jung einge-
fangen, zahm wird. - 

/Hiäne %oder Dubal. - Sie brül-
len graben Leichen aus.

/Kleine Hunde
in Kaukasien, %die gesell-
schaftlich leben. - 

/Tigerwolf, am Cap bonae
spei, der einen Ochsen fort-
trägt, hält sich nah an
bewohnten Orten auf.
(zu vertreiben durch
%die große Ochsenpeitsche.)

/%Der Neofundlandshund
hat Geschik alles zu lernen.

/δZ_25

/%Der Wolf schlurft, %der Hund
@lapt@.

/|P_185R
/δZ_7

/%.Der schwarze Fuchs liefert
nächst dem Zobel die
beste Pelterei. Man
findet ihn auf den
aleutischen Insuln.

/δZ_27

/Zu %den Katzen gehören alle Thiere
die ihre Klauen zurükziehn
als Hauskazze, %der Luchs,

/|P_186R
/δZ_1

/(Es giebt ¿¿ Arten Kazzen und
@Halbluchs@. Parder, Parda-
lis, Panterthier Panthe-
ra. Onze

/δZ_14

/%Der Afrikanische Löwe ist
@auf %dem@ Rükken 4 Fuß hoch
Er tödtet mit jedem
Schlag. @Doch 2@ Hunde
bezwingen ihn.

/Sein Betragen gegen
Menschen.

/|P_187R
/δZ_12

/%oder Orangoutang. Er geht
auf 2 Füßen, und wird
%eigentlich blos auf Borneo
gefunden. - 

/|P_188R
/δZ_3

/%Die Paviane stehlen sehr. Zu
ihnen gehört: Longima-
nus %oder Gibbon und das
Schoßäffchen, Sangin.

/|P_189R
/δZ_7

/Der Bär tödtet durch wie der
Löwe durch den Schlag.

/|P_190R
/δZ_25

/Ihr Fell wird sehr von den Chine-
sen geschäzt

/|P_191R
/δZ_4

/Grubenbiber findt man,
wiewohl selten, auch in
Preussen. In America
sind %.die Wasserbiber zu
Hause. Oberhalb Quebeck
an Lorenzofluß giebt
es eine Insel, wo sich %.die
Biber, obgleich sie ge-
stört werden, immer von
neuem a«b»nbauen.

/Bibergeil eine Art von
Muskus.

/|P_219R
/δZ_14

/%Das Gewächsreich enthält Pro-
dukte zur Nahrung und
Kleidung.

/ ≥ Von %der Nahrung aus dem
Pflanzenreich. ≤

/Es dienen zur Nahrung:

/1.) Getreidearten, und Brod
aus den selben.

/Korn ist %die von einem
Lande am meisten zum
Brod gebrauchte Getreide-
art - in Preussen ist es
Roggen in Schweden Gerste
in England Waitzen in
Schottland <Haber>. %Der Ursprung %der
Getreidearten aus wil-
den Gewächsen ist unbekannt.

/|P_220R
/δZ_1

/Der sogenannte wilde Wait-
zen in %der Ukraine wächst
nicht wild, sondern ist
bei %der Erndte ausgestreut.

/%Das Getreide gehört zu
den Grasarten so auch
%der Schwaden Buchweizen.
Grikken (ein %orientalisches
Gewächs; sonst bleu grec)

/2.) Mehlichte Getreide-
arten als %der Reis (wilder
Reis in %den warmen Län-
dern.) %Die Hirse Durra
(wilde Hirse in %der Mongo-
lei und an %der Barbares-
kenküste.) Mais, ein nord-
amerikanisches Gewächs,
sonst türkischer Waitzen
@%nach@ der Aehnlichkeit mit dem
türkischen @Bunde@ genannt.

/3.) Wurzeln.

/Salip (Orchis; Knabenkraut.)
in Syrien. %Das Mehl aus
diesen Wurzeln in klei-
nen Quantitaeten ge-
nommen ist sehr nahr-
haft, @wie %die %englische Kraftsuppe@

/Maniok in Südamerika.
Surinam Guiana @¿¿@. - Die
Wurzel wird gepreßt, da-
mit %der giftige Saft ausflie-
ße, und dann geröstet.
%Das Mehl daraus heißt Cos-
save, ist geschmaklos, aber
sehr nahrhaft.

/Iamswurzel auf %den Zuker-
inseln, sie hat %die Gestalt
einer gelben Rübe.

/|P_221R
/δZ_1

/Arun, %oder Aronswurzel
in %der Südsee.

/Kartoffeln. Sie stammen
aus Peru. Sind erst seit
40 Jahren in Preussen
allgemein. Sie arten
bei %der Verpflanzung
aus, daher man sie aus
den Saamen zieht. - 

/%Herrliche Spezies, die man
aus %den Saamen zieht, z. B.
Gelb mit blutrothen Punkten.

/Flechten, %vorzüglich in Island.
Lichen islandicus, Isländi-
sches Felsengras; es ist
sehr nahrhaft, mildert
%die Schärfe des Bluts, und
dient auch in %der Schwind-
sucht.

/ ≥ Von %den Bäumen. ≤

/In Europa: Castanien,
%vorzüglich in Corsica. %Castanien
di cento Cavalli am Aetna
(1 Baum aus vielen zusammen-
gewachsen.) Eicheln als
Menschenkost, unsre sind
dazu untauglich; quercus
ilex in Africa, die
man ißt, auch schon in Valentia.

/In Asien: %Der Brodbaum auf %den
Südseeinseln. Seine Frucht
ist so groß als ein Kinder-
kopf. 8 Monate lang
kann man sie gelb auf-
bewahren. - 

/Auf %der Insel Ferro, die sonst
kein Wasser hat, ist ein Baum,
der soviel Wasser giebt,
daß man unter ihm
@Cisternereien@ anlegt. - 
Ebenso auf St._Thomas, unter
%dem Aequator. - 

/|P_225R
/δZ_26

/Anfangs fand man ihn blos in
Arabien, und Abyssinien.

/|P_226R δZ_2

/In Europa ist %der Caffe erst seit
150 Jahr; in Arabien selbst
300 Jahr im Gebrauch. - Der
Levantische Caffe ist der
erste und beste; von da kam
er nach Bourbon, Iava; da-
nach Surinam; Merebice %etc.
Am häufigsten ist er auf
Martinique, und daher
auch sehr wohlfeil; daher
trinken selbst Araber
Kaffe %von Martinique.

/Cacao, eine Art Mandeln
die in Fächern liegt; mit
Zukker und Vanille giebt
es %die Schokolade. Gesund-
heitschokolade ohne Vanille
(die zwar %den größten Wohl-
geschmak giebt, aber sehr
hizzig ist. - 

/δZ_15

/Kanehl, %von Canna, Rohr
%die Rinde hat unter sich einen
Bast, den man abscheelt, und
sich an %der Sonne aufrollen
läßt.

/%Den Mußkatennußbaum
findt man auf @Bando@ in
%den Molukken, %die Kreide-
nelken, %.eigentlich Nägelchen,
auf Amboina, beide wa-
ren ein Monopol %der Hollän-
der. - 

/|P_227R
/δZ_3

/%Der Banianenbaum hat %seinen Nahmen
von %der indischen Kaste %der Bani-
anen, d. h. Kaufleute. - 
Er schießt horizontal aus
schießt dann perpendikulai-
re Aeste zur Erde, diese
wurzeln, stüzzen vorige %etc.

/δZ_8

/%Der Baobab am Senegal ist oft
dikker als er breit ist. Er
bildet eine Halbkugel
weil seine Aeste von ih-
rer eigenen Schwere nie-
dersinken. Er hat bis 18 Fuß
im Diameter; seine Früch-
te heißen Calabaschen
d. h. Flaschenkürbisse
man holt sie aus, verharzt
sie, und braucht sie dann
als Trinkgeschirre.

/3.) %Die Manglebäume, besser
Mangroven schieß«t»en Luftäste
(trokne Wurzeln,) %die Wurzel
fassen, und wieder in %die Höhe
schießen. Sie wachsen am
Wasser %der Flüsse, und Ufern
%der See, und machen ein so dich-
tes Flechtwerk, daß man über
sie weggehen kann, obgleich
unten Wasser ist.

/|P_256R
/δZ_10

/{3- gewöhnlich theilt man es in das
wüste, peträische %und glükkliche Arabien. -3}