|F_78'
/≥ Zweiter Theil
/der
/Physischen Geographie.
/δ_Schnörkel ≤
|F_79
/≥ Das Thierreich.
/Zweyter Theil. ≤
/Wenn wir nur die drey Reiche der Erde durchgehn, so
solte das Mineralreich wohl das erste seyn, denn die
Natur_Geschöpfe aus dem Mineralreich sind von der
einfachsten Struction und <man> sieht an ihnen wenigstens
keine innere Zweke. Bei einer jeden Pflanze, ist ein
Theil um des andern willen da, und zum Theil sogar
durch den andern da. Der Halm kan nicht ohne Wurtzel
wachßen, und ohne Halm kan die Wurzel nicht existiren.
So auch beim Menschen. Die Hand kan ohne Magen
nicht da seyn und ist auch durch ihn da. Wegschneiden
kan man einem die Hand, ohne %das der Mensch davon
sterben muß, davon ist die Ursache, die Natur hat ein
Mittel sich selbst zu helfen und %das zu ersetzen, was
ihr weggenommen wird, so %das wenn man etwas
wegschneidet, doch noch neben andere da sind, durch
welche das Blut umcirculiren kann. Ein Stük Stein
aber ist nicht um das andere Stük da, %das Mineral¥
reich bietet den ersten Stof zu den übrigen Producten
des Thier und Pflanzen_reichs dar, es solte also,
(wie gesagt) wohl zuerst abgehandelt werden
aber nach unserer Absicht fangen wir beim ersten Zwek
der Natur an, und das ist beim Thierreich, so fern der
Mensch mit dazu gehört. Das Thierreich hat vieles
/ an
|F_79'
/an sich, daß mit dem Pflantzen_reich überein komt. Z E. Die
Haare, Nägel und Klauen der Thiere wachßen wie die Pflanzen.
Das Thierreich ist auch mineralischen Ursprungs. So
wie die Materie, woraus der Mensch bestehet, mehrentheils
KalkErde ist, wir fangen also beim Menschen an, weil in
ihm die Natur alle ihre Zweke vereinbart.
/Es frägt sich zuerst, ob das %.menschliche Geschlecht gleich %.an-
fänglich unter %.einerley Titel begriffen worden, und ob alle
Menschen von einerley Art sind, oder ob es verschiedene
Menschen enthält, die nicht aus einem Stamm haben ent-
sPringen können, sondern verschiedene Stämme gehabt
haben müßen? Ob sie %.würklich alle aus %.einerley Stamme
entsprungen sind, kan die Vernunfft nicht ausmachen,
sie kann nur die Möglichkeit davon fragen, und zeigt
sich diese, so hat sie schon einen Grund es anzunehmen.
Die Frage reducirt sich darauf, ob alle Menschen auf der
Erde ein Species von Thieren ausmachen? und das
machen sie da eben aus, wenn sie alle aus einem
Stamm haben entstehen können. - Es giebt unter den
Thieren, die zu %.einerley Gattung gehören, viele Ver-
schiedenheiten; die eine ist die Verschiedenheit der Racen.
Die andere ist die Verschiedenheit der Raritaeten.
Die Racen sind nothwendiger weise erblich. Raritaet
bedeutet die Verschiedenheit, die nur individuel ist, %.und
nicht nothwendiger weise anartet, nun wollen wir
Z. E. die Hunde nehmen, alle Hunde werden zu %.einerley
Gattung gezählt, da sie doch eine so verschiedene Bauart
/ haben
|F_80
/haben. Gattung bedeutet die %.gemeinschafftliche Ursache
wodurch sie haben entstehen können. Da sich nun alle Hunde
unter einander fruchtbar «g»begatten, so wurden sie wegen
der Verwandschafft ihrer Abstammung zu %.einerley Gattung
gezählt. Dieß, daß sie fruchtbar begatten, kan nicht von
ohngefähr seyn, sondern, sie müßen %.ausdrüklich dazu
gemacht seyn. Aber wie verschieden sind nicht die Hunde,
man nehme nur ein %.eigentliches Windspiel und einen
Pudel_Hund, das erste ist ganz glatt und dünn, ge-
wöhnt sich auch wohl an den Menschen, ist aber sonst
sehr dumm, der Pudel hingegen ist sehr zottigt, hat
aber dabei einen großen Grad von hündischer Klugheit.
Sind die verschiedene Racen oder Raritaeten, wenn
sich solche zwey untereinander begatten, so zeigt sich
daß es verschiedene Racen sind. Wenn man z. E. den
%.kleinen spanischen Pudel und den %.kleinen WachtelHund sich
begatten läßt, so wird der Bologneser_Hund daraus,
das ist ein Bastard, denn er hat Aehnlichkeit vom
beiden Eltern und die Frucht ist gemischt worden.
So wie auch unter den Menschen, die Bastard_Hottentotten,
ein Halbschlag zwischen Europaeer und Hottentotten
sind. Die verschiedene Farben der Hunde aber sind
Raritaeten, diese nehmen sie nicht nothwendiger
weise an, denn zwey weiße Hunde zeigen auch
schwarze, die Racen hingegen sind Verschiedenheiten,
die nothwendiger weise anarten.
/ Sind
|F_80'
/Sind die Verschiedenheiten der Menschen Verschiedenheiten
der Raritaeten oder der Racen? Denn daß alle %.Menschen
zu %.einerlei Gattung gehören, erhellet daraus, weil sie
sich alle fruchtbar begatten können. Wenn mann von
gantz Europa und Asien, die Calmuken und Indianer
ausnimmt, so ist übrigens in diesen zwey Welttheilen
keine Verschiedenheit der Racen, sondern der Raritaeten,
zwischen diesen Leuthen: daß es unter den ersten Blonde
giebt, unten im %.südlichen Asien giebt es keine blonden
mehr. Wäre dies eine Verschiedenheit der Racen, so
müste ein Kind, daß einen bruneten Vater und eine
blonde Mutter hat, eine Mittelfarbe haben, aber das
finden sich nicht, sondern es schlachtet entweder nach dem
Vater oder der Mutter nach, wir finden also unter
diesen Europaeern und Asiaten keine eintzige Eigen-
schafft, die nothwendiger weise anarthet. Sonst arten
noch viele Dinge an. Z E. die Hectic: wie das vom
holländischen Artzt Kampfer weitläufftig auseinander
gesetzt worden, aber auch nicht nothwendiger weise.
Ein hectischer Vater und eine muntere Frau zeugten
Söhne und eine Tochter, die Tochter zeigt die gantze
Bildung des Vaters, der Sohn hatte das gantze Wesen
der Mutter und war hectisch. Wir haben dennoch keine
Eigenschafft, die da macht, daß das Kind nothwendig
dar nacharten muß, sondern alle Verschiedenheiten,
als blonde, brünette, erhabene und geplattene Nasen
/ p. p.
|F_81
/p.p. arten bald den einen bald den andern nach.
/Wenn wir nun das %.nördliche Hemisphaerium nehmen
und hier den %.nördlichen und %.südlichen Theil der alten Welt be-
trachten, so finden wir im %.nördlichen Theil diese Völker:
Europäer, Asiaten und Calmuken. Der Calmuken
Gesicht unterscheidet sich mehr von die Europaeer, als
das Gesicht eines Negers, er hat fast gar keine
Nase, d. i. man kan auf dem Gesicht fast mit der
Hand faßen und gar keine Erhöhung fühlen, er
hat kleine lang gespitzte Augen, wobei die beiden
Augenwinkel bei der Nase schnell herablaufen.
Er hat sehr hoch erhabene Augenbraunen, er siehet
sehr scharf. Was die Gesichts Farbe betrifft, so fällt
sie %.gemeinglich ins Braune.
/Sie haben keinen Bart; man sagt wohl, sie rupfen
sich ihren Bart aus; aber die Nationen, die keinen
Bart haben, rupfen die wenigen Haare aus, die
ihnen hin und wieder wachßen, so wie bei uns
das alte Frauenzimmer. Wenn ein Europäer sich
mit Calmuken in Sibirien vermischt, so ist der erste
Schlag halb Calmukisch, halb Europäisch, die Nase
ist schon etwas größer und es wächßt auch ein
kleiner Bart. Hier ist also schon die Verschiedenheit
der Racen zu sehen, denn es kann kein Europäer
und Calmuke, oder auch umgekehrt, ein Kind be-
kommen, daß einen von beiden Eltern vollkommen
/ ähnlich
|F_81'
/ähnlich wäre, sondern ihre Zeugung ist ein Mittelschlag.
Doch merkt Pallas an, daß sie zuweilen zusammen
recht hübsche Kinder zeugen, so daß sie sehr der Euro-
päischen Race %.ähnlich sind. Sie scheint also nicht sehr
groß zu seyn, und die Calmuken scheinen eine nicht
gantz vollendete Race zu seyn, sondern eine Abart.
Wenn wir die Europäer mit den Indianern in Asien
vergleichen, so finden wir daß die Augen einerley sind,
daß auch das Relief der Nase und der Bart mit den
Europaeern einerlei ist. Auch daß sie jederzeit brunette
sind, macht keine Verschiedenheit der Race, denn es ist
schon oben gezeigt, daß das nur eine Raritaet ist. Die
Haupt_Farbe ist Leichen_gelb und fällt ins Olivengelbe.
Wenn Europäer und Indianer sich begatten, wird ein
Halbschlag draus, den sie δ_Lücke nennen. Dieser
ist gleich zu erkennen, weil er immer etwas und doch
nicht so ganz ins Zigeunerhafte fällt. (Die Zigeuner¥
Farbe ist Schwefelgelb und fällt ins Braune) Ist
er der Sonne viel ausgesetzt, so bekomt er schwarze
Fleken auf der Haut. Aber hier ist zu merken, wenn
man Nationen nach ihre Farbe charactirisiren
will, so muß man solche Leute haben, die wenig
aus dem Zimmer gekommen sind, denn da kan man
die angeerbte Farbe sehen, sind sie schon viel in
die Sonne gewesen, so sind sie verbranndt %.und haben
nicht mehr ihre %.eigentliche Farbe. Z E. die Mohren in
/ den
|F_82
/den Gegenden von Algier und Tripoli, unter denen
man sich %.gemeiniglich einen schwarzen mit krause Haare
denkt, wie wohl das nicht ist, denn Mohren sind %.eigentlich
weiß, wie man das an ihren Kleidern und Frauen,
die nicht in die Sonne kommen, sehen kann, da man
ihnen aber das nicht ansehn kann, weil sie durch die
Sonne verbranndt - braunfarbig aussehn, so hat
man die Indianer auch Mohren genandt, sie sind
aber von den Indianern himmelweit unterschieden
und nur durch die Sonne verbrannt, sehn sie fast
eben so aus; also Europaeer und Mohren sind eine
Race, %.nehmlich. die weißen. Die erste Race war also
die Race der Europäer und Asiater, die weiße sind,
hernach die der Calmuken, denn der Indianer, und
%.endlich δ_Lücke. Die Race des Negers und δ_Lücke
oder der schwarzen, unter die δ_Lücke möchte mann
auch wohl die δ_Lücke mitzählen. δ_Lücke. Das
characteristische des Negers, ist schwarze Haupt_Farbe,
ferner in Ansehung der Beschaffenheit ihrer Haut,
ist sie von der unsrigen unterschieden.
/Ihre Haut ist geöhlt und diese Schmierigkeit der
Ausdünstung mag auch wohl den Gestank, den man
an ihren Cörper spührt, verursachen wollen, die
krappkraus ist. Hier ist also der Weltstrich, wo die
Menschen Wolle und die Schafe Haare tragen, denn
die Schafe haben in der That nichts weiter als eine
/ Art
|F_82'
/Arth von langen Haaren, sie haben keinen Bart; Das
Haar der Caffern hat auch etwas wollartiges, aber
sie können ihre Haare doch auskämmen, die Caffern
haben auch alle einen Bart, den einige an der SeeKüste
mit einer Art von KreidErde pudern. Die Negers
hingegen haben gar keinen Bart und das wenige
wolligte, was sie noch haben, ist ein Milchbart, wie
ihn manche FrauenZimmer bei uns haben.
/Die δ_Lücke möchten wohl weis seyn, ob sie
jetzt gleich schwarz aussehen, denn ihre Kinder sind
weis, mit ihnen scheinen auch die Araber aus einem
Stamme zu seyn, denn es können sich durch Egypten
(ehemals Kypt) von δ_Lücke Völker nach
Arabien gezogen haben, daß die δ_Lücke weiß
sind, wird auch dadurch bestätigt, daß es im Innren
von Abyssinien blondhaarige geben soll, daß sind
%.vermuthlich Vandalen, und man könnte hier würklich
Spuren der alten deutschen Sprache finden. Die alten
Gothen und Teutsche zogen immer den Donstrom hinab,
und können auch wohl hier gekommen seyn. Am
schwarzen Meer mags also noch allerhand Deutsche
geben. Die Negers haben außer den wolligten
Haaren, noch den Umstand, daß sie aufgeworfene
Lippen haben und die Nase unten dik und oben
flach ist; man glaubte anfangs, die Mütter drükt
/ ihm
|F_83
/ihm den Nase_Knorpel, daß er zerbreche und dadurch würden
die Nasen platt, allein der berühmte Anatomicus
Kampfer, anatomirte einen Neger, und fand es alles
gantz und das nichts zerdrükt war. - Wenn ein
Weißer und Neger sich begatten, zeigen sie nothwendig
ein Mittelschlag, und es fehlt nie, %daß %das Kind nicht
halbschlächtig seyn sollte. Das Kind, so ein Weißer und
Neger zeugt, heißt Mulatte. Die Küste der Schwarzen
geht von Senegal bis Capo nigro. Zu Guinea giebts
keine %.würkliche Negern mehr, sondern es sind Caffern,
weil sie einen Bart haben.
/Die neue Welt zeigt durch und durch dieselbe Gaben,
dadurch unterscheidet sie sich von der alten Welt, denn
hier giebts die 4 benandten, %.nehmlich Weiße, Calmuken,
Indianer und Schwarze, sie sind in der neuen
Welt alle brunett, in der Bildung des Cörpers unter-
scheiden sie sich gar nicht von uns, aber sie haben ins-
gesamt eine Kupfer rothe Farbe, wie wenn mann
Eisen_roth mit Oehl beschmiert, sie haben ferner keinen
Bart, darin kommen sie mit den Calmuken, Jakuten
und den übrigen Völkern, die Calmukise Racen
sind, und in Nord_Asien wohnen, überein. Da nun
Asien und America in diesen Gegenden nicht weit
von einander entfernt seyn können, wie neuere
See_reisen das bestätiget haben, und die Thiere in
beiden Gegenden sich sehr %.ähnlich sehen: Denn man findet
sowohl, das Elend, Bison p. p. auf der Asiatischen,
als auf der gegenüberstehenden Americanischen Küste,
/ so
|F_83'
/so möchten sie wohl zu einer Race gehören. Denn da die
Menschen in den Gegenden unbärtig sind, die nach America
liegen, %.nehmlich die Calmuken, die ehedem auch noch weiter
in Norden gelegen haben, jetzt sind sie fast ausgerottet;
so sind die Americaner vielleicht Abkömlinge einer
Calmukischen Race. Hievon zeigen auch Nachrichten
welche sagen, daß die Esquimos an der Hudsons Bay
den Calmuken so ähnlich se«e»in sollen. Daß auch ihre Augen
oben so geschlicht sind. Bei den Calmuken ist ihr Character
nicht sehr gewurtzelt, daher zeugen sie bei der zweiten
Generation schon ein solches Kind (wenn sich %.nehmlich ein
Europaeer mit einem Calmuken begattet, und hernach
diesen Bestand wieder mit einem Europäer) daß gantz
Europäisch ist. Aber in America ist die Race noch in 3
und 4ten Generation zu kennen. Die Calmuken haben
das Characteristische sagt Pallas, daß ihre Augen-
Winkel halb_mondförmig ausgeschnitten sind. Man solte
glauben, daß das eine soviel bedeuten soll, als das andre,
doch hätten die Herrn beßer gethan, wenn sie das in
Kupfer gezeigt hätten. - Die Chinesen scheinen ein
Halbschlag von Calmuken und Indianer zu seyn.
Im %.Nördlichen Clima haben sie wenig Bart, und kommen
also den Calmuken näher, im %.Südlichen haben sie mehr
Bart und nähern sich den Indianern mehr.
/Bei den Americanern sind alle %.menschliche Eigenschafften
im höchsten Grad verloschen, sie haben gar keine Fähig-
keit, keine Triebfedern etwas zu unternehmen, da
/ hingegen
|F_84
/hingegen die Kalmuken lebhafft sind. Sie sind unem-
pfindlich. Seinen Hund wird der Americaner niemals
schmeichlen, er füttert ihn nur gantz kümmerlich, ja er hat
sogar wenig %.körperliche Gefühle. Die Europäische Aertzte
haben sich verwundert, wie diese Menschen bey den
Operationen solche Schmertzen, so standhafft aushalten
können. Der Geschlechts Trieb sogar ist bei ihnen sehr
schwach, denn ein SPanischer Pater schreibt, daß junge
Manns Personen mit jungen FrauenZimmer in einem
Hause waren, und man fand nichts, daß sie etwas von
%.menschlichen Folgen zeigen sollten. Von America aus ist
auch gar nichts bevölkert worden. Inseln die nicht
weit von ihnen liegen, sind ohne Menschen. Der Halb-
schlag zwischen Europaeer und Americanen, heißt
Mestizo. Ein Europaeer hingegen, welcher in Europa
%.würklich gebohren und von hieraus nach America ge-
gangen ist, heißt Lapatone. Den Halbschlag zwischen
Americaner und Schwarze nennen die Hollander Labegel,
weiße Europäer, die aber in America gebohren sind,
ob sie gleich von spanischem Stamme sind, heißen Creolen
in diesen ist keine Verschiedenheit der Race. Denn
wenn sie nach Europa kommen, bekommen sie alle die
Lebhafftigkeit, die den Europäern eigen sind, bleiben
sie aber dort, so haben sie etwas eigensinniges un-
empfindliches an sich. Ein δ_Lücke in America
bildet sich mehr als ein Creol. Ein Creol aber mehr
als ein Amerikaner. Im Spanischen America
/ heißt
|F_84'
/heißt der Halbschlag zwischen Weißen und Americanern:
Mulatte. Der Halbschlag zwischen Mulate und Weißen
Trocrot. Der Halbschlag zwischen Trocrot und Weiß. Quar-
terot. Der Halbschlag Quarterot und Weißen. Quinterot.
Der Halbschlag zwischen Quinterot und Weißen, sind selbst
weiß. Hier hört die Americaner Race auf. Es ist also
bewundernswürdig, wie tief die Eigenschafft der Race wurtzelt
Soviel Grade darf der Indianer nicht durchgehn und der
Calmuk noch weniger, um weiß zu werden.
/Die Indianer haben außer der Gelben Farbe noch diese
Eigenschafft, daß sie, wenn ihnen gleich sehr warm ist und sie
gleich sehr schwitzen, dennoch kalte Hände haben, sie müßen
also kühler Blut haben, als die übrigen Völker, %.und es ist
%.würklich zu bewundern, daß noch keiner einen Termometer
adhibiret hat, um der niedern Grade des Bluts zu bestimmen.
Mann würde daraus erklären können, wie sie eine
solche Kaltblütigkeit und Resignation des Gemüths
beweisen können, sie können Z. E. den feinsten Müslin
mit den Fingern machen, den der Europäer mit dem
feinsten Instrumente zu Stande bringen muß. -
Nachdem wir nun alle diese Verschiedenheiten ange-
geben haben, so frägt sichs: sind es wahre Racen oder
nur Raritaeten? Hier ist zu merken, wenn wir von
den %.würklichen Verschiedenheiten der Menschen reden; so
ists nicht die Frage, wo die Menschen jetzt gebohren sind,
sondern von welchem Volke sie abstammen, und unter
welchem Clima das Volk, von welchem sie abstammen,
/ gebohren
|F_85
/gewohnt haben. Das %.Menschliche Geschlecht hat jetzt schon
alle Racen entwikelt, die in seinem Clima lagen,
jetzt wird keine Race mehr, sondern sie bleibt wie sie
ist, sie mag in ihrem Clima bleiben oder nicht. Aber
ehemals, als sich die clima entwikelten, kann die Sonne
wohl die Modification veranlaßt haben. Man hat in
America schon seit anderthalbhundert Jahren Negers, die
ihr Gesicht da fortgepflantzt haben und im geringsten nicht
ausgeartet sind, und doch hat gantz America sonst nicht
einen eintzigen Neger gehabt. Die Racen der Weißen,
der Indianer, der Neger und der Amerikaner, oder nach
der Farbe, die weiße, Olivengelbe, schwarze und Kupfer
rothe Farbe, enthalten wohl %.eigentlich die 4 HauptRacen,
deren Eigenschafft erblich sind, von ihnen gehet keine von
selbst, durch die Veränderung des Clima aus, obgleich
der erste UrsPrung derselben vom Clima muß hergerührt
haben, so daß die Clima des neuen Menschen Geschlechts
sich so entwikelt haben, als die Beschaffenheit eines jeden
Climas es mit sich brachte. Es ist merkwürdig, daß diese
4 Racen, jede ihre besondere Welt_Gegend hat, die
Kupferrothe Race ist gantz allein in America, die
Neger_Race auf dem gantzen Africa, die Oliven_gelbe
in Ost_Indien und %.endlich die weißen im %.Nördlichen Theil
der alten Welt; doch giebts auch im Americanischen
Grönland weiße. Daß sind weit geschiktere Leute,
und nicht %.unempfindliche Menschen, wie die übrigen
/ Americaner
|F_85'
/Americaner. Mit ihre Kanots oder %.kleine FischerKähne wißen
sie auf das pfeilgeschwindeste zu fahren und dieselbe sind so
%.künstlich gebauet, daß die Europäer %.etliche 100 %.Florin davor bezahlen,
wenn sie diese Raritaet herüber bekommen. Ein gewißer
Demanet, Missionarius in America, der verschiedenes
über dortige Negers und Amerikaner geschrieben hat,
und viel Behauptung gelehrter Männer mit dem Beweis
umstoßen will, er habe es selbst gesehn, da doch dieses
vielleicht nur eine eitle orroganc ist, die am allerwe-
nigsten Glauben verdient, dieser sagt: die Negers arten
würklich nach Veränderung des Clima aus, und in Paris
würde man bald aus Negern, Weiße machen können.
Aber gewiß so wenig aus schwarze Vögel weiße werden
entstehen können, eben so wenig können aus schwarze,
weiße Menschen gezogen werden, denn die schwarze
Farbe liegt mit in den Clima dieser Racen. - Aber
man würfe doch ein: Die Neger sind doch schwarzer in
Guinea als in Paris. Das ist wahr, aber besehet nur
einmal die Kinder und unterscheidet das von der Schwärze
der Race, von dem was Schwärze des Sonnenbrandes
ist, so werdet ihr findet, daß die Leuthe in Guinea müßen
stärker von der Sonne verbrandt werden, als bei uns,
wo die Sonne nicht so stark ist. Denn Kinder in Guinea
der Neger und der in Paris sind sich immer gleich. - Ein
gewißer Kayser der Schwarzen ließ sich einmal von
seiner Frau scheiden, da sie ihm ein ins weiße fallende
Kind gebahr, denn er konnte gleich sehen, daß er nicht
/ Vater
|F_86
/Vater davon war. - Ferner wirft man ein, daß die
Portugiesen, die sich zu erst beim Capo negro nieder-
ließen, in der Folge alle Negers geworden sind,
aber daß komt daher, die Portugiesen hatten keine
Weiber mit sich, und musten also Neger_Weiber nehmen,
und dadurch generiren sie denn %.natürlich so lange von
der weißen Farbe aus, bis sie zuletzt schwarz werden.
Aus eben der Ursach, kommen auch die schwarze Juden,
die im mittlern von Africa seyn sollen; daß sie Juden
sind, zeigt ihre Beschneidung und alle übrige Jüdischen
Gebräuche, auch die Aufschrifft auf den Gräbern, die
nach der Beschreibung der Matrosen, lauter Schlangen
und Eydexen seyn sollen, davor mögen sie wohl die
Ebräischen Buchstaben angesehen haben. Da sie
auch %.vermuthlich ohne Weiber unter diese schwarze
gekommen sind, so könnten sie auch nicht weiß
bleiben. Es scheinet daß die Vorsehung in die Thiere
Keine gelegt hat und ihnen zur Entwikelung ihres
Keimes, just das Clima angewiesen, worin sie leben
sollen, %.folglich weil das heiße Clima dem Europäer bald
zu Boden gedrükt haben würde, so leget sie in den
ersten Menschen den Keim, der sich zuletzt als eine weiße
Race im %.Nördlichen Theil der %.Nördlichen HalbKugel fest setzen
sollte. Z. E. Kein Europäer kan in einem heißen Clima
so aushalten, was der Neger erträgt. Mann kann sich
4_erley Lufft Sorten denken, nach welchen die Clima
des Menschen müßen eingerichtet gewesen seyn, damit
/ ein
|F_86'
/ein jeder seinem Clima angemeßen war. Die Lufft
war entweder feucht und kalt, oder troken und kalt,
entweder feucht und heiß, oder troken und heiß.
/Europa ist vormals mit Wäldern dik überwachßen ge-
wesen, wodurch denn die Lufft kalt und feucht wurde.
Dies scheint der erste Sitz der blonden und weißen ge-
wesen zu seyn, denn die blonde Farbe zeigt sich noch
immer da, wo die Lufft diese Beschaffenheit hat, daß sie
%.merklich kalt und feucht ist.
/Es giebt einige Abweichungen von den 4 Racen der
Menschen. Darunter ist der seltenste der Albind unter den
Negern. Es wird %.nehmlich zuweilen unter den schwarzen
ein weißes Kind gebohren, ob nie unter den weißen
ein schwarzes Kind zum Vorschein komt, wenn man ihn
aber recht betrachtet, so ist er %.würklich kein weißer,
daher wird er auch der weiße Neger genandt, ob
das gleich eine Contradiction zu seyn scheint. Seine
gantze Organisation und die Theile der Ausdünstung
sind wie bei den Schwarzen, dabei hat er eine Kalk¥
weiße Farbe, aber daß ist keine Lebens_Farbe, sondern
er siehet dabei aus, als wenn er todt wäre. Ueber-
haupt verlieren alle Negers wenn sie tod sind, die
schwarze Farbe und werden weiß. Dieser Albino
hat dike Lippen und ist also kein Weißer, von der
weißten Race. Sie dünsten auch sehr aus und stin-
ken so sehr, als die Negers; dieser Gestank des
Negers komt nicht von der Unreinigkeit her, denn sie
/ laden
|F_87
/laden sich offt aus, sondern weil sie in einem Lande
wohnen, daß viele Ausdünstungen hat, weil es sehr
waldig und Gewächßreich ist. Nun kann die Lunge des
Negers die Menge der faulenden Parthien allein
nicht herausbringen, daher dünsten sie auch durch ihre
Haut aus. Der Albino, der auch dondoc heißt, hat weiße
Wolle statt schwarze Wolle, wie die Negers haben, er
hat Rebhüner_Augen, %.nehmlich eine rothe Iris im Auge,
am Tage kan er nicht wohl sehen, sondern hauptsächlich
im Schimmerlicht. Er ist sehr dumm und hat wenig
menschliches. Die Neger in Africa halten ihn für ein
solches Geschöpf, mit dem der böse Feind bei der Erzeugung
sein SPiel gehabt habe. Es ist aber in der That eine %.würkliche
Krankheit, denn schon bei Thiere zeigt die Farbe einen
Fehler an. - Ganz weiße Hunde, Tauben p. p. haben
einen Fehler an die Augen, und können nicht wohl
sehen. Z. E. die Albions. Wenn Menschen gantz weiße
Haare haben, so haben sie %.gemeiniglich einen Fehler an
die Sinnen und %.gemeiniglich ist der Fehler der Sinne
auch mit einer bleichen Farbe versehen: Es ist also
nichts als eine bloße Krankheit bei den Negern, die
sich auch bei den Europaeern zeigt und da die Krankheit
nicht nothwendigerweise erblich ist, so ist auch dies nicht
nothwendig erblich, denn nichts erbt nothwendig an,
als was zum Character der Race gehört. Diese
Albinos heißen auch Kakerlass, und denn sind sie
sie nicht von Schwartzen, sondern von Indianern ab-
gestammt. Es giebt %.nehmlich unter den Indianern auf
/ den
|F_87'
/den %.Südlichen Inseln Trinos, Balina, Leute, die statt gelb zu
seyn, auch die Farbe haben, sie haben nicht weiße Wolle,
sondern rothe Haare auf dem Kopf. Sie sind sehr stupide,
werden aber doch ihrer großen Seltenheit wegen an
dem Hofe ihrer Indianischen Könige zur Aufwartung
gehalten. Es werden die rothe Haare also hier noch eben
so hoch gehalten, als ehedem bei den Römern, deren
Frauen zur Zierde rothe Haare trugen, die sie von den
alten Deutschen hatten. Die Kakerlacks haben den Namen
von einer heßlichen Insel gleiches Namens, daß sehr
stinkt und feuerroth ist. - Es giebt auch Albinos am
Istmus von Darien in America. Diese Americaner
sollen weiße Wolle haben und kommen den Albinos der
Neger sehr nahe, übrigens sind sie Kupferroth. Es sind
dies also nicht besondere Racen, denn wenn ein Albino
mit einer Negerin zeugen könnte, so würde er auch ein
gantz gesundes schwarzes Kind zeugen. Es ist eine
Raritaet, wo das Kind sowohl in die Art des Vaters
als der Mutter schlagen kann.
/In den Morgen_Ländern ist ein Unterschied der
Schwärze. Die Negern am Senegal sind die schwärtze-
sten, hübschesten unter allen, und haben nicht so sehr
dike Lippen, als die andern. Mann kann die Schwarze
hübsch finden, wenn man viel mit ihnen bekandt ist,
denn unser Abscheu vor der schwarzen Farbe, ist
nichts als Gewohnheit. Adam schon berichtet, daß die
Kinder der Schwarzen sich vor ihm gefürchtet hätten,
/ und
|F_88
/und zwar, weil er weißer gewesen wäre. - Wie
ist nun die Neger_Schwärze, die Kupferrothe, die Oliven¥
gelbe und weiße Farbe entstanden.
/Dieß bloß die Würkung des Clima beizumeßen,
gehet gar nicht an; es war bloß eine receptivitaet
in Menschen von der Sonne so und so modificiret
zu werden; es sind in den Menschen Organisationen
geleget worden, die durch den Eindruk der Sonne
und Lufft sich wohl entwiklen konnten, aber sie
lagen nicht in der Lufft, sondern waren in der
Organisation gelegt. Die Neger haben eine so zwek-
mäßige Einrichtung ihrer Natur zu ihrem Clima,
daß eine große Weisheit des Schöpfers daraus
hervorleuchtet. Ihre Haut ist sehr geöhlt, und wieder-
stehet dennoch sehr den großen Ausdünstungen;
es müßen also Keime in der Einrichtung und in
den Bau ihrer Haut gelegt seyn, die sich bei der
großen Hitze haben entwikeln müßen. Die von
Guinea sind nicht so schwarz, diese wohnen in einem
flachen Lande, und die feuchte Hitze muß es verursacht
haben, daß sie nicht so schwarz geworden sind, wie
das bei den Americanern zu sehn ist. Die Caffern
sind mehr so recht schwarz und haben auch Bärte, die
von Congo sind noch etwas schwärzer. - Die
schwarze Farbe stekt nicht in die Epidermis, denn
diese ist bei jedem Menschen weiß. Die Epidermis
/ ist
|F_88'
/ist ein feines dünnes Häutchen, daß alle andere Häute
bedekt, es trennt sich zuweilen ab, wenn man sich ver-
brennt oder in hartem Waßer stark wäscht; unter
dieser ist das Corpus reticulari, das Netzhäutchen,
dies ist bei dem Neger schwarz und scheint mit einer
Art von tintenmäßiger Schwärze angefärbt zu seyn,
die Schwärze findet sich sogar im Mark des Gehirns,
ihr Blut ist schwarzer, als bei den andern, ja selbst im
Saamen finden sich schwarze Puncte, welches zeigt: wie
gewiß es ist, daß die eine %.würkliche Race ist. Der
berühmte Preisley hat verschiedene Versuche mit dem
Blut der Menschen gemacht. Läßt man das Blut
auf einen Teller gerinnen; so ist oben das rothe und
unten setzt sich das schwarze, welches das phlogistische
im Blute ist und die Lunge nicht hat ausdünsten können,
Kehrt man dies geronnene Blut nach oben, so wird man
gewahr, daß das Schwarze darin in die Lufft verdunstet.
%.Vermuthlich ist nun das Blut der Neger von solchen %.phlogistischem
so voll, indem sie eine Lufft einhauchen, die durch die
häufigen Wälder, die wieder durch Moräste angefüllt
sind, angestekt wird, und welche Dünste, da sie sich
in so großer Menge im Blut befinden, die Lunge nicht
aushauchen kann, so mag das Blut der Neger die
Schwärze bekommen. - Sie bleicht auch gar nicht in
andern Climaten aus, was sich verliert, hat in die
Sonne und die Lufft gegeben, aber was ihm erblich
/ war
|F_89
/war, giebt er auch erblich wieder ab. Mann giebt die
sonderbare Ursache der schwarzen Farbe an, daß der
Fluch des Noah auf den Cham, der der Vater der
Neger seyn soll, die Ursache der schwarzen Farbe sein
soll. Aber daß ist keine Strafe von ihnen, denn der Neger
würde es für eine große Strafe halten, weiß zu seyn,
weil der Bau der weißen gantz %.unschiklich für dies Clima
seyn muß. Mann kan nicht absehn, wie der Fluch des
Noah, daß haben sollte hervorbringen können, mann
weiß ja nicht einmal, was Noah oder Adam für eine
Farbe gehabt haben, denn überhaupt kan aus der @Sonnen@¥
Gattung von keinem Thier recht bekandt seyn, denn es
lag in jeder Thier Gattung eine Organisation, die sich nach
Verschiedenheiten der Umständen, je nachdem sie ein-
gerichtet war, verschieden entwikelte. ZE. Die
Sperlinge, Hänflinge, Canarien_Vögel, scheinen alle
von einer Gattung abzustammen, weil sie sich alle
fruchtbar begatten und Bastardte erzeugen. Als
vor 200 Jahr die gelben Tulpen aus Macedonien
gebracht wurden, wurde durch die Aussämung des
Samens und nicht durch die Ablegung, Zwiebeln, aus
einer eintzigen Samen Gattung eine Menge von Racen
gezogen, dieses geschieht nicht von ohngefehr, sondern
der Schöpfer hat schon die Krafft im Samen gelegt.
/Wie verschieden sind nicht die Hunde_Racen. Hier glaubt
man, daß der Stamm von Hunden; ein Hund in
/ Africa
|F_89'
/Africa sey, der den Schwanz hängen läßt und nicht wie die
unsrige ihn gekräuselt hat und den Schäfer_Hund ähnlich
komt. Beim Menschen ist die Gestalt der Stamm_Gattung
verschwunden, durch das sich die Keime, die in ihm gelegt
waren und wodurch die Kinder den Clima, in daß sie
kommen würden, anarten könnten, in der Folge der Zeit,
entwikelte. Adam hat gewiß wie keiner von den heutigen
Menschen ausgesehn, aber in ihm haben die Keime zu allen
gelegen, denn wär er von einer Race gewesen, so hätten
in ihm die Keime von den übrigen nicht liegen können,
wäre er aber von keiner Race, so könnte er keinen von
jetzt lebenden Menschen %.ähnlich sehen; war er aber von
einer der Racen, so konnte er auch keine andre Kinder
zeugen, als die, von deren Race er war, so viel ist
wohl zu glauben und anzunehmen, daß er brunett ge-
wesen sey, denn das scheint der Mittelschlag zwischen
alle Racen zu seyn, das blonde ist die größte Abwei-
chung aufs weiße, das hochblonde ist schon eine Krankheit,
und zeiget ein kaltes Clima an. Die weiße Farbe war
bey den Celten, denn diese bewohnen Wälder welche
kalt und feucht sind, sie hatten rothe Haare, blonde
Augen. Die Angelsachßen und @Angelmann@ hatten diese
Farbe gleichfals. Und Schweden, denn Engelländer scheinen
samt allem Europäern ein großer Stamm zu seyn
weil sich die Celten auch %.würklich von da immer so herab
nach Europa zogen.
/ Im
|F_90
/Im AuresGebürge soll es auch %.würklich gelbhaarigte
Weiße geben, die %.vermuthlich Vandalen sind. Der
berühmte P. Büttner in Göttingen, die die verschiedene
Sprachen alter Völker zu untersuchen, bemühet, wird
die Arbeit übernehmen, und die Abkunfft der Allemannen
auch untersuchen; denn diese scheinen ein ganz aparter
Schlag von Menschen zu seyn und ein Volk, deßen Ur-
Sprung sehr verdienet aufgesucht zu werden: Als sie
sich %.anfänglich ausbreiteten, kamen sie nach Schweden, unter
dem Odin, welches damals von lauter Furien be-
wohnt war, so verbreiteten sie sich durch die Völker-
Wanderungen, durch gantz Europa, jetzt aber sind sie mit
Römer und alte Völker vermischt worden. Die blonde
Farbe findet sich noch unvermischt nordwärts dem
Humberstrom und sie würde es auch noch bei uns seyn,
wenn sich nicht die alte Deutsche mit andern Völkern
vermischt hätten, woraus das brunette unserer
Nation entstanden ist. Der erste Mensch muß auch
nicht von der Indianer gelbe Farbe gewesen seyn,
weil er denn keine andre als lauter gelbe hätte zeugen
können, denn wie sich die Race einmal festgesetzt, so
bleibt sie, wenn Negers auch 100 Jahre in Lappland
wären, so werden sie nichts anders als Schwarze zeugen.
Daß wir brunett sind, ist bei uns keine Race, sondern
eine Raritaet, und gehört also schon zur weißen Race,
also kan der erste Mensch auch nicht brunett gewesen
seyn, wie wir %.anfänglich behaupteten, denn da wäre
/ er
|F_90'
/er ein Weißer gewesen und hätte keine Kupferrothe zeugen
können. Also kan man sagen der erste Mensch war in
solchem Grade vollkommen, daß er für alle Climaten
vollkommen war, aber er war auch unvollkommen, denn
was für alle Climaten vollkommen ist, paßt für keines
recht. - Seine Nachkommen gingen zum Theil nach Africa.
Diese wurden nun durch Ueberschwemmungen von
andern Völkern abgeschnitten, und so entwikelten sich in
diesem heißen Ofen, die schwarzen Keime und so entstand
die NegerRace. - Indien liegt sehr glüklich und ist gegen
Norden durch ein sicher hohes Gebürge geschützt. Flüße reinigen
das Waßer und Feuchtigkeit, und ist also troken, da nun die
Indianer die Würkung einer trokenen Hitze erfahren
müßen, so entstand daraus diese Beschaffenheit ihres Bluts,
daß es %.nehmlich Ingredienzen von Galle hat, weil es
gantz gelb aussiehet und kühler ist als andre Blut der
Menschen. Auch ihre Krankheiten sind so, wie sie in den
trokenen und heißen Clima entstehen müßten. Der
Schwarze ist so organisirt, daß er wieder beßer in
feuchter Hitze leben kann. Die Länder der recht Schwar-
zen sind von einem so feuchten Boden (wodurch %.natürlich
die Lufft so ungesund wird) und so %.schädlich, daß wenn
die Matrosen der Europäer in das Land fuhren, Fleisch
von den Negern zu holen; sie auf der Stelle sterben.
Daher man auch den Europäern gerathen hat, nicht
selbst hinein zu fahren, sondern die Negers hiezu
zu gebrauchen.
/ Die
|F_91
/Die Americaner scheinen alle aus Nord_America bevölkert
zu seyn. America nähert sich in %.Nordlichen Asien, und daß die
Thiere, die an beiden gegenüberliegenden Küsten sind,
sich %gleichen, scheint eine ehemalige Vereinigung beider
Länder in Norden zu beweisen. Dort in Norden haben
sie zuerst trokene Kälte ausstehen müßen. Die
Trokenheit dort komt von den wenigen Gewächßen her,
und weil der Boden fast das ganze Jahr von der Kälte
verschloßen ist. Da bey der Hudsonsbay, eine überaus
kalte trokene Lufft ist. Als sie nun die Keime so weit
hier entwikelt hatten, um Kalmuken zu werden, so
wurden sie durch einen andern Umstand zu einer
Race, den wir gleich zeigen werden:
/Calmuken sind %.würklich wie es kalte Trokenheit
hervorbringt. Sie und die Lappländer haben wenig
gespitzte Augen, und daß müßen alle die Völker, die
in Norden wohnen, haben, weil der Schnee sehr
blendet, weswegen sie auch bei der Hudsonsbay
Brillen haben, die von Knochen gemacht sind. Die
Kälte greift die höher stehende Theile mehr an, daher
sind die Calmuken, die Theile auch sehr verkürtzt;
daß die Nase nur ein wenig über dem Gesicht hervor
ragt. Deswegen müßen sich die Rußen in Jaketzkoi
auch sehr in Acht nehmen, daß ihnen die Nasen nicht
abfrieren, die dike BakKnochen die sie haben;
schwellen bei starker Kälte auf, (so wie man daß auch
bei uns sehen kan, bei Leuthe die dergleichen haben)
/ und
|F_91'
/und dadurch suchte die Natur die Augenbraunen zu deken.
Das Gesicht ist flach und sie haben keine Baken, weil der
Bart noch mehrere Säfte von ihnen abziehen würde, die
so sehr durch die Kälte vermindert werden. Die
Americaner, so den Keim der Calmuken auch entwikelt
hätten; kommen aus der Trokenen %.endlich in die feuchte Kälte,
denn sie kamen in Wälder, wo mehr Feuchtigkeiten sind,
daher auch die %.Nördlichen Americaner mehr Calmukisch aus-
sehn, daß die %Südlichen das unterscheidende Merkmahl, ist
hier daß sie Kupfer_roth sind, dieß muß daher kommen,
weil sowohl in kalten, als in warmen Ländern, eine
braune Haut und schwartze Haare sich finden, denn die
große Kälte, würkt eben so, als wie die große Hitze.
Die rothe Farbe muß durch die starke Braune sich ge-
bildet haben; daß die Americaner so zu ihrer Race ge-
kommen sind, läßt sich daraus sehn; weil alle ihre
Lebens_Krafft fast erloschen ist, sie nehmen gar keine
Cultur an und sind sehr digradirte Menschen (da im
Gegentheil die Neger sehr gelehrig und cultiwirbar sind)
daß zeigt an, daß ihre Lebens_Kraft einen großen Verlust
muß erlitten haben, sie wurden vielleicht durch Erd-
Revolutionen aus Norden heraus getrieben, wäre daß
nicht geschehen, so wären sie Calmuken geworden,
da sie aber weit nach Süden in die feuchte Gegenden
kamen, so entstanden sie aus dem Keim eines India-
ners, und eines Calmuken zusammen; die beide zu-
gleich würkten und etwas hervorbrachten, daß zwischen
/ beyde
|F_92
/beyde war, da die Calmuken aber sehr lustig sind, so
scheint die %.menschliche Natur dabei gelitten zu haben.
/De Guignes sagte, daß die Mongallen nur lustig sind,
und immer was zu plaudern haben, aber der Americaner
lacht nicht und wenn eine gantze Stube von denselben
voll ist, so reden sie nicht ein Wort. Die Feuchtigkeit scheint
auf den %.menschlichen Cörper %.schädliche Wirkung vorzubringen,
daß siehet man an der teutschen Nation, die, wenn
sie sich mit andern gemischt hat, einen weit beßern
Schlag hervor gebracht hat, als wenn sie unter sich ge-
blieben sind. Die Deutschen hatten schon wegen ihres
feuchten Bodens, weil sie in lauter Wälder wohnten
eine gewiße Trägheit, als sie hernach nach Engelland
kamen, rottenten sie die alte Brittanier alle aus.
Hernach kamen die Normänner dazu und mit diesen
vermischten sie sich, und aus dieser Mischung ent-
standen die Engelländer, welche Mischung mit fremden
Blut, das Deutsche sehr verwandelt hat. Eben so gings
mit den alten Franken, u. s. w. Aber da, wo die
Natur der Deutschen zu Hause war, hat sie immer
gelitten, selbst an der Fähigkeit, so wie die Americaner
auch durch die Feuchtigkeit in ihrem Calmukischen
Stamme sehr gelitten haben. Mann könnte mit den
Racen noch manchen Z. E. die Malaiten, auf einer
Insel im Pacifischen Meer liegen, haben %ziemlich die
Gestalt eines Afen, denn die Stirne fällt gleich nach
hinten, so daß keine Hervorragung der Augenbraunen
/ statt
|F_92'
/statt findet. Wenn das wahre Racen sind, so müßen sie
wenn sie sich mit Indianern verbinden, auch keinen
Halbschlag erzeugen.
/Die Raritaeten haben sich durch die Länge der Zeit so
eingewurzelt, daß sie wie eine Race anzusehen sind,
doch nicht so, daß sie wie die Racen nothwendig an-
arten, denn wenn sie in denselben Clima bleiben, sind
sie gantz gewöhnlich, werden sie in ein anderes versetzt
so verschwinden sie. Ehe wir aber die Raritaeten, anführen,
wo die Lufft oder ein anderer Umstand Schuld seyn kann.
In Ceylon und in Mallabar giebts Personen, der einen
Fuß so dik wird, als ein Elephanten_Fuß, er ist sehr
schwammig und nicht viel schwerer, als ein gewöhnlicher
Fuß; beim anatomiren findet man, daß %das celluleuse
darin sich sehr ausgedehnt hat. Dies muß vom dortigen
ungesunden Waßer herkommen. Ferner sind die Kröpfe
im Walliser Lande, in der Schweitz merkwürdig. Es
wird ein Kind mit einem ungeheuren Kropf gebohren,
ein solches wird nicht alt, sie heißen Cretinen. Der
Kropf bedekt einem solchen Kinde sogar den Magen,
es ist sehr dumm und zeigt nicht die geringste Spur,
daß es etwas verstehe, ob es gleich immer freudig ist.
Die Eltern halten aber das für ein Geschenk des Himmels
und geben sich sehr mit dem kleinen Balg ab, die
Ursache in dem luftigen Waßer liegen. De Luc führt
an, daß wenn die Leute nur etwas Geld dran wenden
wollten, sie leicht Waßerleitungen anbringen könnten,
/ weil
|F_93
/weil nicht weit davon beßer Waßer ist.
/Nun zu den Raritaeten.
/Die Antiopischen Weiber in Abyssinien haben die Selt-
samkeit, daß sie eine %natürliche Schürtze haben, %.nehmlich eine
Haut, die vom Osso pubes an, eine Hand breit über die
Genetalia herab hängt, man hat es aber %.anfänglich dafür
nicht halten wollen und diesen Bericht des Ludolffs
wiedersProchen. Die Engländer Byron, Wallis und
andere haben diesen Bericht auch epanirt; und der eine
Theil sagt, als sie sich nach den Schürtzen der Hottentottenschen
Weiber erkundigt hätten, wären sie ausgelacht worden,
als hernach Seeländer hinkamen; und sich auch hernach, bei
dem Doctor auf dem Capo bonae spei erkundigt hatten, so
hatte der gesagt, es sei kein einziges Weib unter den
Hottentotten, daß keine Schürtze haben sollte, und doch
wird Calbe; der daß 10 Jahr vorher berichtet, verworfen.
Es scheint auch %.glaublich zu seyn, daß es wahr sey, denn
diese gelehrte Männer würden sich ja nichts haben
einbilden laßen. Die Einrichtung scheint einen Zwek
zu haben, warum sie da ist.
/Im inwendigen von Madagascar soll ein zwergmäßiges
Volk seyn. Sonst aber ist alles, was Z E. Plinius von den
Pygmaeen sagt falsch. Aber dieser erwehnt Commens,
sie heißen Quinioses, sie sind nicht über 4: Fuß hoch.
Commens sagt, er habe selbst ein Weib gesehen. Sie sind sehr
lebhafft und %.gefährlich. Denn sie sollen offt die Europäer
überfallen.
/In vielen Inseln sind deutliche SPuren, das an den Küsten
/ neue
|F_93'
/neue Einwohner sind und daß die alten sich ins Gebürge
zurükgezogen haben. Z E. auf Manilla, Celebes, Mucasas,
Borneo, Neu_Guinea. Hier sind die Bewohner der Küste
vom neuen bedrängt worden und haben sich in die
Gebürge zurük gezogen. So finden in dem Gebürge
auf der Insell Formosa eine gewiße Arth von Menschen,
die eine Arth von Affen_Schwantz haben, und die in China
gefangen gewesen sind, haben Tartaren gesehen, die
nur ein paar hundert Familien noch ausmachen sollen,
und die auch einen solchen Ansatz von Affen Schwantz
haben, %.nehmlich der Rükgrads Wirbel ist am Ende noch
um ein paar Zoll länger und gehet vom Rüken herab;
Man hat aber Ursache daran zu zweifeln, den in Borneo
nennen sie sie WaldMenschen; welche Affen bedeutet,
denn in Indien hat man eine Art kleinere Affen.
δ_Lücke oder Waldmenschen. Viele erklären es
auch dafür, andere laßen es unausgemacht, bis die
Zeit einmal darüber Licht geben kann.
/Giebts Riesen? Die Engelländer in ihren Berichten wie-
dersPrechen sich in ihren Berichten in diesem Stüke, einige
sagen, sie wären Leute von %.vorzüglicher Größe, wobey
aber nichts außerordentliches wäre: andere hingegen
sagen: ein Mensch der 6 %.englische Fuß hätte, sähe wie
ein Kind «@¿¿¿@»gegen den kleinsten unter ihnen aus.
/Die Leute sind im Grunde so %.erstaunlich groß nicht,
sondern die Ursache rühret von ihrer entsetzlichen
Dicke her. Bei uns ist einer, der 6 Fuß mißt, immer
sehr schmächtig, aber bei ihnen ist die Stärke der
/ Knochen
|F_94
/Knochen so groß, daß jener gegen einen so festen
Cörper nur klein aussiehet. Man muß sie also vor
Riesen ansehen, weil es solche corpulente Maschinen
sind, wo ein paar Zoll Zusatz zu einer gewöhnlichen
Höhe diesen Effect thun können.
/Die Spanier haben schon vormals von ihnen geredt,
aber man <hat> ihnen nicht geglaubt. - Daß sie nicht be-
ständig angetroffen werden, komt daher, sie haben
Pferde und ziehn des Futters wegen zu einer
gewißen Jahres_Zeit nach der Magellanischen Meer¥
Enge, und haben sie von den Europäern manchmal
nicht angetroffen werden können.
/Es finden sich Völker die Raritaeten haben, die den Ländern
angearthet sind; die Samojeden die ehedem weit nach
Süden gewohnt haben, wie man denn auch jetzo wei-
ter nach Süden einen Stamm von ihnen antrifft und
die Lappen sind weit kleiner als andere Völker.
Sind aber dennoch keine aparte Race. Ihre Weiber
bekommen aber so frühzeitig Kinder, als die Weiber
der Indianer. Die Indiannerinnen gebaren schon
im 10ten auch im 9ten Jahre, doch dies ist schon selten.
Eben so auch hier bei den Lappen. Die Warzen bei
den Weibern sollen hier schwarz seyn.
/Die Ostiaken haben ihrem Clima nicht anarten
können, denn ihre Nerven sind so angegriffen, daß
sie auf eine wundersame Arth, von allerhand Nerven¥
Zufällen überfallen werden; Bei jeder ungefehren
Sache gerathen sie in solche Lage, daß sie beinahe
toll werden. Ein Ruße zog einmal einem
einen
/ Handschu
|F_94'
/Handschu auf, %.sogleich gerieth er in die äußerste Wuth, denn
er glaubte nun eine Bären_Tatze zu haben, und er hätte
alles umbringen können, wenn der Ruße ihn nicht ge-
schwinde den Handschu wieder abgezogen hätte, dadurch
ward er wieder besänftigt und erhohlt sich.
/Was das Naturell der Einwohner betrifft, so wird
hievon mehr in der δ_Lücke gesagt.
/Die Americaner sind gantz unempfindlich; die Neger
sehr lebhafft und dabei eitel. Der Indianer hat eine Arth
von Selbstbeherrschung, ist zurükhaltend, hat viel
Talente zu allem, was die Sittsamkeit und Assiduitaet
erfordert, aber kein Talent zu dem was einen feurigen
Muth erfordert. Der Europaeer scheint alle Talente in
sich vereint zu haben. %.Willkührliche Veränderungen, die
die Menschen mit ihren Cörper vornehmen, sind diese:
Die Caraiben, die sonst die Antillen bewohnten und
der Ueberrest noch auf der Insel δ_Lücke ist, haben
die Gewohnheit, mit Platten die Stirne so flach zu drü-
ken, daß ihnen die Augen aus dem Kopf herausstehen,
es soll die Kinder sehr angreiffen und es sollen viele
daran sterben: dieß halten sie für eine Schönheit.
/Ueberhaupt, wenn eine Nation an ihren Kleidern nicht
künsteln kan, künsteln sie an ihrem Leibe, und eige-
nen Fell. Was ist Z. E. von unsern Pudern der Haare,
dem Krausen derselben in eine gewiße Form von
Bartscheerern und Farben der Haare zu urtheilen?
Die thaten wenigstens sehr unrecht, als sie sahen, daß
sich eine Arth Caffern den Bart puderten, darüber
/ zu
|F_95
/zu lachen anfingen, denn sie durften nur an das
Pudern ihrer Landleuthe denken. In America giebts
SpitzKöpfe, wo sie %.nehmlich dem Kinde eine Binde um den
Kopf binden, so daß der Kopf ihnen spitz in die Höhe
wachßen muß. Ferner giebts KugelKöpfe, wo die
Köpfe in KugelFormen gebracht werden, wodurch
der Kopf eine kugelförmige Gestallt bekommt. Ferner
solls Ohn-Köpfe geben, die %.würklich den Kopf zwischen
den Schultern verdekt haben, daß der Kopf in der
Brust zu seyn scheint und als hätten sie gar keinen
Kopf. - Alle Americaner künsteln stets an ihrem
Leibe, um sich %.nehmlich ein Schreken bei andern Völkern
zu geben. Z. E. sie bemahlen sich, sie schnitzlen sich
an ihrem Leibe, manche unter ihnen aber Z. E. die
Mexicaner thun es nicht. Ihre Veränderungen gehen
%.gemeiniglich aufs gräuliche, um Furcht zu erweken.
Und mancher Gebrauch bleibt auch noch übrig, wenn
ein solches Volk schon verfeinert ist und %.dergleichen Gewohnheiten
sich nicht leicht abbringen können, wenn die Menschen gleich
das Ungereimte derselben einsehen. Z. E. Auf China
und den Inseln jenseits des Ganges hat man die Ge-
wohnheit, mit Beken und Trompeten den Drachen zu
verjagen, der bei einer Mondfinsternis den Mond
verschlingen will. Ob sie gleich jetzt davon die Ursache
%.ziemlich wißen, so bleibt die Gewohnheit doch noch immer
bey, sie glauben %.nehmlich daß durch das Geschrei und
Lärmen dahin zu bringen, daß der Drach den Mond
/ wieder
|F_95'
/wieder ausspeyen muß, so sind an manchen Orthen
Gebräuche eingeführt, die, ob man gleich ihre Nichtigkeit
ein sieht, dennoch beybleiben. Colbe erzählt: wenn
der Hottentotte über das Waßer schwimmen will, so
nimt er Sand und legt ihm auf den Kopf und wenn
er hinüber geschwommen ist, so tantzt er. Ferner
wenn sie einen GoldKäffer zu sehn bekommen, so
tantzen sie auch. Wenn man nach der Ursache frägt,
so sagen sie: Es ist Hottentotten ihr Gebrauch. Eine
Gewohnheit findet man bei den Chinaisern %.merklich
daß sind die %.kleinen Füße der Chinaiserinnen. Wenn
ein FrauenZimmer von Stande und feiner Lebensart,
und sich %.folglich über die andern erheben will, so hat es
so kleine Füße, wie ein Kind von 6 Jahren. Auf diesen
können sie nicht gehen, sondern nur im Zimmer ein wenig
watscheln: Man sagt, eine Kayserin habe so kleine
Füße gehabt und darauf sei es Mode geworden, den
kleinen Kindern die Füße so einzuschnüren, daß sie
in der Folge nicht wachßen können. Es ist aber %.wahr-
scheinlich daß eifersüchtige Männer es eingeführt haben,
damit ihre Frauen nicht aus dem Hause gehen können.
Die Mannspersonen der Chinaiser haben die Gewohn-
heit, sich den Kopf zu scheeren und nur einen kleinen
tartarischen Zopf stehen zu laßen. Eben diesen Zopf
tragen auch die Amerikaner, und da ihn auch die
Tartarn, die seit der Mitte des vorigen %.Seculo China
bescherschten, tragen, so beweiset daß auch, daß die
/ Americaner
|F_96
/Americaner Abkömmlinge der Asiater sein müßen.
/Die Wilden schneiden sich die Haare mit scharfen Steinen
und Muschelschaalen ab. Wenn sie nun einen Feind in
ihre Gewalt bekommen, den sie nicht gefangen nehmen
können oder wollen, so schneiden sie ihm den Zopf
rund um die Haar_Haut ein und reißen ihm denn die
Haut samt den Haaren herunter. Selten komt ein
solcher Mensch davon, sondern die mehreste mahle
verblutet er sich. Die Haut gerben sie hernach und
hängen sie als ein Zeichen ihrer Tapferkeit auf.
Die Chinaiser sind jetzt unter der Bothmäßigkeit der
Tartarischen Regenten, die von den Tartarn Niuche
abstammen. Diese führten bei den Chinesern die Zöpfe
ein; aber %.anfänglich hätten sich die Chineser lieber den
Kopf abscheeren laßen als dieses zu thun, nachdem
aber die Tartarn es eingeführt haben, daß einem
Uebertretenden der Zopf abgeschnitten werden soll,
so sind sie jetzt so erpicht auf den Zopf, daß die, die
eine Glatze haben, sich einen erkünstlen. - Bei
den Chinesern ragt die untere Kinnbake über
der obern hervor und daher soll es auch in ihrer
Organisation liegen, daß sie soviel Buchstaben
nicht aussPrechen können. - Mann merkt an, %daß
die Ostindier nach Proportion längere Schenkel
haben, als andere Völker. - Bei uns ist, wenn wir
gerade stehen und die Hand übern Fuß hängen
laßen, noch immer eine SPanne bis zum Knie übrig.
/ Dieses
|F_96'
/Dieses Verhältniß varirt unter den Menschen. - Das
Färben und Schminken der Haut ist auch eine Veränderung
des Ansehnliches. In Paris wirft man einen bloßen
Kleks auf die Bake und zwar nicht um schön auszusehn,
denn es ist so hingeworfen, daß es %.unmöglich Parade
machen kann. Vielleicht ist es von häßlichen Damen
erfunden worden, damit die Schönheit der andern nicht
hervorstechen soll, oder auch damit die Röthe, die den
FrauenZimmer manchmal aufsteigen, nicht gesehn
werden soll. Rothaire erzählt: man fragte einen
Engelländer in Paris, wie gefallen ihnen unsre Frauen-
Zimmer? er antwortete; ich verstehe nichts von der
Malerey. - Das Schminken ist %.würklich etwas von
der Natur der Wilden, es dient gar nicht zur Schön-
heit, sonst möchte man es noch vor einen Luxus halten,
sondern es sieht %.würklich häßlich aus. In Amerika
schminken sich nur die Männer, um sich %.nehmlich ein
%.fürchterliches Ansehen zu geben. Als sie daß erstemal
Zinober zu sehn gekriegt hatten, sagten sie, es sei
nichts köstlichers auf der Welt. Die Araber färben
sich die Lippen blau und die Nägel roth, welches gantz
verkehrt ist, denn man hat doch lieber rothe Lippen
und blaue Nägell, als umgekehrt. Die Chineser
pflegen sich einen schwarzen Strich an die Augen-
Winkel zu machen, damit das Auge noch länger läßt,
als es %.würklich ist und das halten sie für eine große
/ Schönheit
|F_97
/Schönheit. Die alten Pikten haben noch ihren Namen
von der Farbe. Die @Scotten@ und Pikten sind also damals
auch wahre Wilden gewesen und die Chineser sagen, daß
vor 1.000 Jahren die %.Südlichen Chineser noch in δ_Lücke
Leibe herum gelaufen sind. In Asien und America sind
verschiedene Nationen haben eine besondere Veränderung
des Cörpers, daß sie %.nehmlich die Ohren über die maaßen
verlängern. Sie machen ein Loch in die Ohren, steken
Blätter hinein und hängen immer mehr Sachen hinein,
so, daß dadurch die Ohrlappen so sehr erweitert wer-
den, daß sie zuletzt bis auf die Schultern herabhängen.
In Arraca und in Nordamerica ist daß allgemeine
Mode. Die Ursache ist: Der Kopf ist noch am Kopfe und
ist ihnen mithin am wenigsten im Wege. Wir finden
bei den Hottentotten die Gewohnheit, daß sie allen
ihren Kindern im 9ten Jahr einen testiculum weg-
nehmen (Diese Leute heißen denn Monarchi) und
zwar deshalb, weil ihnen sehr bange vor Zwillinge
ist. Denn sie glauben, daß ein Mensch, der in diesem
Fall vollständig versorgt ist, Zwillinge zeugen. In-
deßen zeugen sie so offt, wie %.gewöhnlich Zwillinge.
/Waß die Beschneidung der Weiber betrifft, so kan man
nicht wohl begreifen, wie dem %.möglich wäre. Die
beschnittene Weiber, sind die sogenandte Nymphen. Es
muß wohl ein abergläubischer Gebrauch gewesen seyn,
wo man, indem man einen Gott opfern wollte, zugleich
/ einen
|F_97'
/einen Theil der Fruchtbarkeit mit opferte. (So wie man
einen Theil der Frucht der Erde zu opfern pflegte) Der
Priap bei den Römern war doch allerwärts eingeführt,
und nicht wie man zu glauben pflegt, ein Zeichen der
Wollust, sondern vielmehr ein Talismann. D. i. eine
Figur, die man immer bei sich trug, um %.glüklich zu
werden. In dem vom Vesuv verschütteten Herculanium,
hat man einen große Priapen ausgegraben. Die
Ceremonie der Indianer mit Linqum und Ceremonie
mit Tall@um@ sind eben von der Art. Man kann aber
nicht sagen, daß es der Wollust Zeichen sind; sondern
es waren nichts als Sinnbilder von der Fruchtbarkeit
und Merkmale, daß sie von Gott Fruchtbarkeit er-
bäten. Bei allen morgenländischen Völkern ist kein
größere Schande, als wenn eine Frau kein Kind kriegt.
Eine Frau in Arabien klagte dem Nabucto, ihr Mann
habe sie eine unfruchtbare Hure gescholten. Carlin
führt an, daß die Weiber das Bade_Waßer der Männer
über ihre Leiber gießen, um fruchtbar zu werden.
Eben deswegen gehen sie zur Zeit des Regens unter
dem Galgen, damit das herunter träufende Waßer
auf ihre Cörper falle und %.dergleichen abergläubische Ge-
wohnheiten mehr. Diese Verachtung der Unfruchtbar-
keit muß doch von den Vielerley herkommen, weil
einer von vielen Weibern zugleich Gebrauch machen
kann.
/Das schwartzfärben der Zähne finden wir auf Tunquin
/ und
|F_98
/und der Halb_Insel jenseit des Ganges. Es scheint nichts selt-
samer zu seyn, als %daß Menschen lieber schwarze als weiße
Zähne haben wollen. Sie sagen aber, sie thäten es deshalb,
weil die weiße Farbe eine Farbe der Thiere sey. Es ist
ein Baum, Oykadendon, von dem ein Firnis gemacht wird,
und mit diesem Safft streichen sie denn die Zähne an.
Einige Tage müßen sie alsdenn nichts eßen, weil der
Firniß giftig ist, unterdeßen beitzt sich das so ein, daß
die Zähne ganz schwarz werden. Sie kauen immer ein
gewißes Kraut Bete_lareck und durch dieses Kraut wer-
den ihnen die Zähne etwas braun und da sie also schon nicht
recht weiß sind, so ists wohl freilich beßer, wenn sie gantz
schwarz sind.
/Im innern von Africa ist ein Volk, daß gantz spitze
Zähne hat, %.nehmlich vorn die Schneide_Zähne sind gantz
spitzig. Diese werden denn auch häufig zum Verkauff
nach der GoldKüste und nach Rio volta gebracht, aber
die Engländer wollen die Leute mit den spitzen Zähnen
gar nicht kaufen, denn sie sind ein unzähmbares Volk
und freßen Menschen_Fleisch. Einer, der bei den Englän-
dern war, stahl einmal das Fleisch deßen vom Galgen,
der den Tag zuvor gehangen war, fraß es und sagte:
Daß sei eine rechte Leker_Kost für ihn, nachdem er so
lange von Hause gewesen. Römer sagt; sie haben
rechte Thier_Gesichte, d. i. spitz zusammen gesetzte Ge-
sichter, welches %.würklich ein Zeichen eines unzähmbaren
Volks ist. Mann brachte ihm einen zum Verkauf, er
wolte ihn aber nicht haben. Man brachte ihm zum
/ zweiten
|F_98'
/zweitenmahl, als man ihm die Zähne abgefeilt hatte;
um nicht noch einmal überlaufen zu werden, bezahlte
er ihn und warf ihm sodann ins Waßer.
/In einer Abhandlung von Egyptischen Mumien wird
gesagt, daß die Vorder_Zähne bei ihnen @Tronen@, wie bei
uns die Bakzähne haben. Man schiebt daß auf die
Lebensart der damaligen Völker, daß sie nehmlich
Wurtzeln nagen mußten, aber diese Erklärung möchte
nicht hinreichen, denn wir finden ja %.dergleichen Völker noch,
die von Wurzeln leben. Um Gewißheit in dieser Sin-
gularitaet zu erlangen, solte man nur die Zähne der
heutigen Copten untersuchen, die Abkömmlinge der alten
Egypter sind. - Auf Macassar ziehn sich die Leute die
Vorder_Zähne aus, und setzen Gold in deren Stelle ein. -
Noch wunderlicher ist, was die Souczi im nördlichen Asien
am Eismeere vornehmen, sie machen sich ein Loch
durch die Baken, nehmen dann einen Wallroß_Zahn;
feilen ihn dünn und machen ihn da am Kinnbaken
fest, so daß er aus dem Loch der Bake wie ein Schweins¥
Hauer hervorragt, vielleicht um furchtbar zu laßen. -
Andere ziehen sich einen Ring durch die Nase, und zwar
ist derselbe so groß, daß er der Frau dadurch einen
Kuß geben kann. - Bei δ_Lücke nordwärts von
Lorgo und Neuholland machen sich die Wilden in der
Scheidewand der Nase ein Loch, und steken einen hölzernen
Zapfen durch das Loch. Wenn der Zapfen herausfällt,
sieht das offene Loch abscheulich aus. Es ist unbegreiflich,
wie die Leute das ausstehen können.
/ Auf
|F_99
/Auf Malicolo, daß die SPanier Spirito Santo nennen,
sind die Einwohner fast %.ziemlich untereinander aufgewekt;
aber sie haben die Gewohnheit, sich einen Strik um den
Unterleib zu binden und ihn so fest zusammen zu ziehen,
daß er sich gantz ins Fleisch hinein drükt. Vielleicht
um die Stärke des Hungers zu vertreiben. - Die
Brasilianers haben ein Lapis metricus, einen blauen
Stein, Amazonenstein Stein genandt. Es schneidet
einer ein Loch in die Unterlippe und legt denn den
Stein hinein wenn er heraus fällt, sieht es aus, als
wenn er zwei Mäuler hätte, Das Ritzen der Haut
haben viele Nord_Americaner. - Die Tungusen
nähen sogar ihre Haut. Die Ursache ist diese: Vor
Alters trugen ihre Helden solche ausgenähte Häute
und weil die Mutter auch gern ihr Kind zum Helden
machen will, so näht sie ihm die Haut. Das Nähen
geschieht folgender gestalt: Die Mutter nimt ihr
Kind zwischen die Beine, und näht es dann mit
einem Faden, den sie mit Kohlen schwarz gemacht
hat, die Stirn und Baken, und beschmierts dann mit
Kohlen_Schwärtze. Das Kind schreit alsdenn, als wenn
es auf dem Speer stäche, aber sie näht weg, ohne
sich daran zu kehren; als wenn sie einen Strumpf
stopfte. Wenn das Kind nun durchkomt, so bleiben
solche blaue Fleken von der Kohlen_Schwärtze. -
Auf Neuholland und Othaheite hat man die Gewohnheit,
zu tettoviren. D. i. Verzierungen und Puncte in der
Haut zu machen. Die Abzeichnungen sind in der That
/ sehr
|F_99'
/sehr künstlich und es komt einem in der Nähe %.würklich
schön vor, ob es gleich in der Ferne die Haut verunstaltet.
Es giebt %.nehmlich Laubwerk zu den Seiten des Cörpers
herunter, und über diese Verzierungen bringen sie offt
ihr gantzes Leben zu, weil sie noch immer etwas neues
hinzuschnitzlen. Die Othaheiter thun daß nur bloß mit
den HinterBaken. - Es ist «i»am Geschmak der Menschen
eine große Verschiedenheit, selbst da, wo sie es beßer haben
könnten. Z. E. Es ist kein ekelhaffter Insect unter denen,
die den Menschen verfolgen, als die Wanzen, aber wenn
der Chineser eine erhascht, so zerreibt er sie zwischen den
Fingern und riecht recht lange dran. - Die Assa
foedita ist wohl ein gut Mittel, die Blähungen zu vertreiben,
aber des Wohlgeruchs wegen wohl nicht beliebt, aber
auf der Küste Malabar baken sie auch das Brodt
mit davon.
/Faule Fische ißt wohl keiner, aber in Arracan,
Bengalen laßen sie, sie immer erst faulen, ehe sie sie
eßen und aus %.kleinen faulen Fischen sollen sie doch ein
Gericht machen, daß zu Saucen gebraucht wird, um
den Speisen einen haut gout zu geben.
/Es giebt also Verschiedenheiten des Geschmaks in
Ansehung der NarungsMittel, aber es giebt auch einen
verschiedenen Geschmak im Urtheil der Augen über
die Schönheit. Calbe führt an, daß wenn ein hottentottensches
Mädchen ihren Liebhaber erwartet, mahlt sie sich 6
Striche auf dem Gesicht welches sie für liebenswürdig
hält, ob sie gleich wie ein Ungeheuer darin aussieht. -
/ Keiner
|F_100
/Keiner Nation will unsere Music gefallen. Die
Chineser sagen es sey bloßes Geräusch. Daß indeßen
die Music eine große Krafft habe, die Menschen stutzig
zu machen, erhellet aus folgender Geschichte: Es geschah
daß einige Engelländer auf einer Insel ein wenig zu weit
ins Land hinein geriehten; sie sahen einige Wilde geschwind
auf sich zukommen, in der völligen Intention sie zu tödten,
denn sie waren mit großen Prügeln bewafnet. Einer
unter ihnen, der eine Violine bei sich hatte, resolvirte
sich geschwind und fing an zu spielen. Sogleich standen
sie still, waren vergnügt und baten es zu wiederholen.
So retteten diese sich das Leben. - Aber zu delicat
muß die Music, die mann ihnen macht, nicht sein.
Der König von Othaheite war durch den Dudelsak
erstaunlich charmirt, den einer noch dazu sehr schlecht
sPielte. -
/Nachdem wir die Menschen betrachtet, folgen die
übrigen Thiere.
/≥ Unterschied der wilden und zahmen Thiere. ≤
/Die Europaeer und Asiater haben sich eine %.ziemliche
Anzahl von Thieren zu zähmen gewust. Manche
Thiere halten sich beim Menschen auf und haben doch ihre
Freyheit. Z. E. die Ratten, Mäuse p. p. sind dem Willen
der Menschen nicht unterworfen.
/America hat niemals zahme Thiere gehabt, das Lama
ausgenommen, welches eine Ziegenart ist, aber größer
als unsere Ziegen. Dies wird in Peru zum Lasttragen
/ gebraucht.
|F_100'
/gebraucht. Buffon merkt an, daß wir Menschen von
300 Gattungen vierfüßiger Thiere und 1.200 VögelArten
über 19 Gattungen zahm gemacht haben. Diese sind:
Pferde, Esel, Cameel, Elephant, Rindvieh, Schaaf, Ziege,
Schwein, Hund, Kaze, Haushuhn, Taube, Gans, Ente, Fasan,
Pfau, der Kalecutsche Hahn, das PerlHuhn und das
Rennthier. Mehr möchte man, weder zu zähmen gut
finden, noch im Stande seyn. Das Elend möchte sich
wohl zähmen laßen, aber es würde keinen %.sonderlichen
Nutzen haben. Den Schwan kan man auch gewißer-
maßen zähmen, aber man könnte ihn nicht gebrauchen.
Daraus erhellet, daß nicht nicht Thiere sind, die da
verdienen, aus ihrer Wildheit in die Häuslichkeit auf-
genommen zu werden. Das allerhäuslichste Thier ist
der Hund. Er ist so zu sagen, ein Mittglied und Wächter
des Hauses. In den ältesten Zeiten war das Schaf das
häuslichste. Die Katze ist nie gantz zahm, sie zieht
auch nicht mit dem Herrn des Hauses fort, sondern
bleibt und zeigt also auf gewiße weise immer Freyheit.
Aber der Hund zieht mit dem Herrn mit, er gesellet
sich zuerst an den Menschen. So auch das Schaf, daher
ist auch der Gott Amma ein weit älterer Gott, als
der Gott Apis. - Cameele zähmt man in heißen
Zonen, und man sieht wohl, daß der Besitz eines
solchen zahmen Viehes die Cultur %.möglich gemacht hat,
worin wir jetzo sind, denn da wir uns diese Thier¥
arten so zu eigen gemacht haben, so haben wir eine
/ große
|F_101
/große Unterstützung und mit den Getreide_Arten
verbunden, Narung, für sehr viele Menschen.
/Das Pferd ist das erste unter den Inventis. Es giebt
noch bis dato wilde Pferde. Mann findet sie in den
Wäldern in der Grafschafft Tippi. In den Steppen
laufen auch welche herum, sie laßen sich aber nicht
leicht haschen, daher legt man Schlingen, oder es wirft
sich einer geschwind hinauf und legt ihm dann, wenn er
schon darauf sitzt, einen Zaum an und lenkt es. In der
Donschen Steppe giebts wohl wilde Pferde, die alle %.einerlei
Farbe haben, %.nehmlich Mausefahl und haben lange Ohren
wie Esel. Sie sind sehr dauerhafft, wenn sie gezähmt
werden; und beßer als alle übrige. Mann möchte
gern welche zur Zucht zähmen, aber es ist keine Möglichkeit,
denn sie brechen lieber den Hals. Das Steppenland
ist auch so eben, daß sie die Menschen von weitem
riechen können und sich also nicht zu nahe kommen
laßen. Die Kosaken stellen ihnen, ihres wolligten
Felles wegen nach, daß sie zu ihren Kleidern gebrauchen.
In den Gebürgen von Indien, in der großen Wüste,
sind die Zagatar, sonst auch Sigetti genandt, diese
sind von den Donschen Steppen-Pferden noch etwas un-
terschieden; haben auch lange Ohren, wie alle wilde
Pferde haben. Ueberhaupt sind die besten Pferde immer
in flache SandWüsten. In feuchte Länder gerathen sie
nie recht. Feuchte Länder haben große, aber nicht
schlanke und %.zierliche Pferde. Die Hollsteinischen Pferde
/ sind
|F_101'
/sind gute KutschPferde, in Rom, denn die Cardinäle
mögen gern rechte Colossen vor dem Wagen haben.
Hingegen die Pferde auf hohen und trokenen Gegenden sind
von mehrerer innren Würde und also auch die, in den
SandWüsten. Deshalb sind auch die Arabischen mit die
besten, dieß sind die sogenandten Barben, sie sind
nicht sehr an Schönheit %.vorzüglich als an Tugend, großer
Leichtigkeit. Die Barben werden gar nicht scheu, laufen
nicht weg, wenn der Reuter abfällt und haben nicht
das falsche brausende Feuer, was die unsrigen haben,
sondern stehn stille, wie Lämmer und wenn sie laufen
sollen, geht es mit der größten Leichtigkeit. Aber sie
haben doch nicht die Schnelligkeit der Englischen Pferde,
denn diese laufen viel schneller, %nehmlich 62 Fuß in
einer Sekunde. In Rom hat man auch Wettrennen
wo aber der Reuter nicht drauf sitzt, wie in Engelland,
sondern die Pferde laufen allein; Hier in Rom läufft
eine Arabische Barbe nur 52 Fuß in einer Sekunde,
welches doch auch schon viel ist. - Die Pferde in den
trokenen Ländern sind mäßiger als die Menschen,
und brauchen auch weniger Futter und weniger Waßer.
Wenn der Araber sein Pferd einmal tränkt, so hälts
den gantzen Tag aus, übrigens geben sie durch die
Vermischung mit andern Racen %.vortreffliche Pferde.
Ein solches Pferd, daß mit einem Arabischen gezeugt
ist, komt zuweilen 2.000 %.Reichsthaler Sie führen ein genealogisches
Schema ihrer Pferde_Racen an, und darnach bestätigen
sie genau, daß dies Pferd von einem Pferde abstamme,
/ auf
|F_102
/auf dem vor 200 Jahren der und der Calife geritten habe,
dies macht die Pferde so theuer bezahlt. Sehr kleine
und dabei schnelle Pferde sind auf der Insel Gothland,
gerade über der Küste von Gothland. - Die
Neapolitanischen sind die besten Kutsch_Pferde, die
Englischen sind die besten Renn-Pferde.
/Das Zebra hat große Aehnlichkeit mit der Gestalt eines
Pferdes, hat lange Ohren, wie das Pferd; aber daß
%.eigentliche bei ihm sind die Bandstreiffen, ein schwarzer
Streif zieht sich vom Kopf über den Rüken weg und
braune und weiße Streifen wechßeln sich sehr schön
auf seinem Cörper ab, indem sie immer neben einander
vom Rüken unter dem Bauch herablaufen. Auch
der Hals und die Schenkel haben solche Streifen.
Es wird in Africa angetroffen.
/Beim Esel, ist zuerst der Wald_Esel merkwürdig,
der sich auf der Insel Clandia findet. Ehedem war
der Esel hochgeachtet und weiß nicht, wie es zugegan-
gen, daß er so verachtet ist, daß man nun etwas
%.verächtlich zu nennen, einen Esel mit dem Menschen
vergleicht. Homer um den Ajaz recht zu preisen,
vergleicht ihm mit dem Esel. Der Esel nimmt mit dem
schlechtesten Futter vorlieb, er macht ein wiederliches
unangenehmes Geschrey. Von der Eselshaut wird in
Persien Chagrin gemacht, womit die Uhrgehäuse
überzogen werden. Mann streuet %.nehmlich SandKörner
auf die Haut und drükt sie denn in einer Preße zu-
sammen; daß macht die Haut so knospig. Die
/ Bastard
|F_102'
/Bastard_Pferde und Esel, die MaulEsel entsPringen, wenn
eine PferdStutte mit einem EselsHengst belegt wird. Die
@Berdau@ entstehen, wenn ein PferdeHengst eine EselsStutte
belegt hat. Der Unterschied zwischen beiden ist. Der
MaulEsel ist groß, der Berdau aber klein. Man hat keinen
Nutzen vom Berdau, deshalb zieht man ihn auch nicht auf.
Ausgenommen in Piemont; weil da bergigt ist und er gut
klettern kann. Dieser Berdau hat Veranlaßung zu einem
Irrthum gegeben, %.nehmlich zu dem eingebildeten Pumans,
der von einer Esels_Stutte und Bollen; oder von einer Kuh
und Esels_Hengst entstanden seyn soll, weil %.nehmlich der
Kopf so ungestalt aussah. Aber es ist gefunden, daß es
nichts als Berdaus sind. - Es ist eine allgemeine
Regell, die Größe des Cörpers artet sehr der Mutter
nach, die Extremitaeten aber arten dem Vater nach.
Der MaulEsel wird auch darum nur gekünstelt, weil
man gern ein größer Thier haben will, um aber auch die
Langsamkeit des Esels zu haben; so giebt man den
Pferden einen Esels_Hengst. - Bastardte haben alle
böse Eigenschafften der Eltern an sich, ohne aber die
guten dabei zu haben. Deswegen sind auch die Maul-
Esel schwer zu zähmende, halsstarrige Geschöpfe, %.obgleich
das Pferd gleich zu zähmen und der Esel sehr gedultig
ist. Aber auch bei dem Menschen findet sich das, denn der
Gabazza, die der Halbschlag zwischen einem Americaner
und Schwartzen, soll ein sehr wiedriger und aufsetziger
Mensch seyn.
/Das Rinder_Geschlecht wird wilde gefunden, aber so,
/ daß
|F_103
/daß man wenig Aehnlichkeit mit dem gezähmten Rind-
Vieh antrifft. - Der Auer_Ochs scheint das Original
zu seyn. - Lat: bos. Uros. Wie leicht soll das heißen,
der Auer_Ochs. d. i. der älteste Ochß. Er hat Mähnen,
ist vor der Stirn sehr bewachßen, schlankenden Beinen,
und von ungeheurer Stärke, hat große Hörner.
Den Elephanten, Rhinoceros und Löwen ausgenommen,
ist er der stärkste unter allen Europäischen Thieren.
Bären, die man auf den Auer_Ochßen hetzt, sind vor
ihm pures SPiel. - Selbst unter den wilden Rindern
giebts eine große Abweichung. Der Bison ist der, der
bei den Franzosen δ_Lücke genandt wird, er
hat einen Pukel, wie ein Cameel. Er wird in den
Ländern von Bengalen angetroffen, auch in Asien,
er hat einen Ziegen_Bart. Schikt sich in heißen Ländern
beßer, als auf Europäischem Boden. Alle Barbarische
haben einen breiten Kopf. - Die Nutzung des Rinds
ist sehr groß, die Haut wird zu Sohlen gebraucht.
In Indien sind sie Last_Thiere, und man reiset dort
mit ihnen, aber diese sind die Büffel. Der Büffel hat
Hörner, wie die Ziege und scheint überhaupt eine
Mittelart zwischen Rinder und Ziegen zu seyn. Bey
uns werden die Rinder nur vor den Pflug gesPannt.
Wir unten ihre Milch. In den Gebürgen der Schweitz
macht man den sogenandten Milch_Zucker aus den
Molken, und eßen ihre Käse und Milch. Das Fleisch
wird eingesaltzen und nach America verführt. Die
/ inwendige
|F_103'
/inwendige Haut, die vom Mastdarm abgezogen wird,
dient den Goldschmieden, um das Gold in dünne Blättern
zu schlagen. In Island ist das Rindvieh sehr klein und
bey_nahe ohne Hörner. In Schottland sind sie alle ohne
Schwantz. Wenn die Schottlaender in der größten Hun-
gers Noth sind, zapfen sie ihrem Rind_Vieh Blut ab. Daß
mischen sie unter ihre Speisen und vermehren dadurch
ihre Nahrung. Dadurch nun, daß das Rindvieh schlecht
Futter hat, wird es sehr mager. Um diese Zeit kaufen
die Engelländer es ihnen ab, eben weil es mager ist,
und bringen es auf ihre fetten Weiden, wodurch ein sehr
delicates Fleisch entsteht, welches theuer gnug bezahlt
wird.
/Das SchaafGeschlecht können wir uns nicht concepiren;
wie es in wilden Stande seyn mag, denn bei uns würde
es sogleich ein Raub der Wölfe werden. Man findet sie
%würklich wild, aber nicht in der Gestalt der Schafe, sondern
sie sehen den Ziegen so ähnlich, daß sie auch statt Wolle,
Haare haben, und es ist wahrscheinlich, daß sie auch
beyde %.uranfänglich aus einem Stamme herkommen müßen.
weil sie in der Anatomie soviel Aehnlichkeit beyder
Arthen zeigen und weil sich auch beyde begatten. -
Das wilde Schaf wird in der Mungaley. d. i. in den
großen SandWüsten, die zwischen den Sibirischen
und Indischen Bergen, oder zwischen der kleinen
Bucharey und der am @Ha@strom liegt, gefunden. Es
heißt Argaly, und hat Aehnlichkeit mit dem Muflon
/ auf
|F_104
/auf Corsica. Indem Corsica noch allerhand SPuren der
alten Wildheit zeiget, indem es auch Affen enthält. - Dieser
Muflon ist ein starkes, knochigtes Thier, hat Haare statt
Wolle, hat keinen Bart, ist das wahrhaffte Schaaf. Der
Argaly, der ihm ähnlich ist, ist streitbar, fürchtet sich nicht
für den Wolf. Das Thier muß sich %.anfänglich können und es
hat sich demnach unter der Menschen Hände«n» verändert.
Denn jetzt ist seine Wolle von gantz anderer Substantz
und seine übrige Eigenschafften sind unter der %.äußerlichen
Sklaverey verschwunden, denn jetzt hat es nichts mehr
streitbares an sich. In China verliert ein dort hinge-
brachtes Schaf alle Wolle, und bekomt Haare. Und
alle dortige Schafe haben auch Haare. In Island
haben sie grobe Wolle und 4 Hörner. Mann macht
aus der Wolle ein grobes Zeug zu Handschu, Strümpfe p. p.
In terre, nordwärts den Arcadischen Inseln, er-
nähren sie sich bloß von der Schäferey. Da sollen
offt gantze Schaf_Heerden verschwinden, so daß sie
auch von den Hirten nicht können wieder gefunden
werden, denn freßen sie sich ein ander vor Hunger
die Wolle ab, bis sie wieder hervorzukommen im
Stande sind. - Die SPanische Wolle ist die beste, mann
nennt sie %.gemeiniglich die Segovische, nicht weil sie dort
alleine wäre, sondern weil sie dort verarbeitet wird.
Die Englischen Schaafe sind Abkömmlinge der Spanischen,
deswegen schleicht man auch offt mit einem Widder aus
SPanien heraus, um die SPanische Race zu renoviren.
/ Dieses
|F_104'
/Dieses muß man immer thun, wenn man eine Race ver-
pflantzt. Z. E. Wenn man hier einen Holländischen Bollen
herbringt, so giebt daß eine größere Race, daß ver-
liert sich aber nach und nach durch einige Ziehungen
wieder, wenn es nicht renovirt wird. - Mit den Spani-
schen Schäfereyen ist eine gantz andere Einrichtung als
bei uns, sie sind nicht auf den Land_Güttern vertheilt,
sondern alle Heerden machen eine eintzige aus, die
wohl an 1.000.000 stark ist, es giebt einige Hunde und
SchäferKnechte dabei, die einen %.gemeinschafftlichen General
oder Oberhaupt haben, welches ein ansehnlicher Posten ist.
Aus dieser Heerde kan man sehen, wie wenig Spanien
noch bewohnt seyn muß. Im Sommer sind sie in Asturien
bei Santilana. Je kälter es wird, je mehr gehen sie nach
Süden und im kältesten Winter sind sie in Andalusien.
Dies ist nun eine große Reise für die Schaafe, da sie nun
durch viele defilees kommen, wo sie gar nicht freßen
können, weil sie so gantz geschwind laufen müßen,
(wie das der Schaafe Arth in Defileés ist) so soll doch
das Gras, was sie im Laufen, zwischen den engen
Wegen, freßen, die beste Wolle geben. - Daß
Schaafe so wenig als %.möglich eingesPerrt werden
müßen, hat man auch in andern Länder gesehen;
man sollte sie also auch bei uns nicht den gantzen Winter
einsPerren, sondern auf den Schnee herauslaufen
laßen, denn ihre Wolle wird dadurch feiner. -
/ Das
|F_105
/Das breit geschwäntzte Schaaf ist in Arabien. Das langge-
schwäntzte ist in der Barbarey und Marocco. Der Schwantz ist
bei diesen wie ein Stük Fell anzusehen, ist von großem Ge-
wicht und so groß als 1/4 vom übrigen Schaf. Man macht den
lang geschwäntzten einen Wagen unter den Schwantz, damit
es sich nicht zerreißt, weil man das für eine delicate
Speise hält.
/Das ZiegenGeschlecht. Man hat die Haus_Ziege nicht gerne
in Länder, wo große Cultur ist, weil sie den Heken Schaden
thut, indem sie Bäume benagt und vor die Wälder schädlich
ist. Sonst kostet sie wenig zu unterhalten und ist von
großen Nutzen. Es hat eine große Aehnlichkeit mit dem
Schaaf_Geschlecht, daher auch einige Naturforscher glauben,
daß beide nur eine Gattung sind. - Die Angorische
Ziege aus Angora im alten Glacien am schwartzen
Meer, hat nicht wie die andern, glattes Haar, sondern
ein 8 Zoll langes, gekräuseltes Haar, daß von Silber¥
Farbe ist, daß ist das sogenandte CameelGarn, welches
also %.eigentlich Ziegen_Haar ist. Der Camelot, der aus
dem Haar, das aus dem Rüken der Cameele heraus
fällt, ist, gemacht wird, ist rar. Doch wird er in Astra-
chan vor die Vornehme verfertiget. Was man aber
sonst davon hat, ist von dem Cameel_Garn, welches
so heißt, weil diese Ziege in Angora, Kemmel heißt.
Es ist also eigentlich Kemmel_Garn und zwar nicht
Cameel_Haar, darum, weil es als Haare nicht ausge-
führt werden darf, sondern erst muß gesPonnen
werden. Doch ist es dem Churfürst von der Pfaltz
/ gelungen
|F_105'
/gelungen, dergleichen Ziegen dort heraus zu practisiren,
und in seinen Boden zu verpflantzen. Sie haben sich bei
ihm fortgepflantzt und scheinen gut fort zu gehen, denn
er hat schon über 100. Daß muß ein guter Artikel
in seinen Revenueen seyn. - Die CameelZiege,
Lama, Clava, daß sogenandte Schaaf-Cameel ist ein
Thier, welches in Peru zum Lasttragen gebraucht wird.
Es ist hier das eintzige Haus_Thier, hat eine Art von Wolle.
Das Thier arbeitet nur eine gewiße Zeit und darnach
mag man es schlagen wie man will, so arbeitet es
dennoch nicht länger, als bis Abend. Es ist so wie mit
dem %.eigentlichen Cameel, daß, wenn es zu stark bepakt
ist, nicht aufstehet, weil es schon fühlt, daß die Last zu
groß ist. - Der Steinbok begattet sich mit unsere
HausZiege, hat aber stärkere Knochen als diese,
hat Hörner die krumm sind, hat gleichsam eine
Knorre auf dem Kopfe. An den Hörnern hat er
dike Knoten, kann auf den steilsten Felsen gehen
und ist der Bewohner der höchsten Gegenden des Erd-
bodens. - Mann kann hieher auch die Gemsen rechnen,
Ihr Haar ist schwarz und endigt sich am Ende in einen
Haken, halten sich in den mittlern Gegenden auf. Sie
werden in den Gebürgen der Schweitz sehr verfolgt,
diese Gemsen_Jäger haben ein Gewehr mit 2 Schlößer
woraus sie zwey Schüße abfeuren können, dieses
muß aber in einem Moment geschehen, denn indem
die Gemse durch den einen Schuß stutzig gemacht wird,
/ so
|F_106
/so muß sie der andre sogleich einholen. Sie sind %.erstaunlich
furchtsam und stellen deshalb immer einen zur Wache,
und sobald dieser nur durch einen %.kleinen Laut ein Zeichen
giebt, so laufen sie alle fort. Auf dem Pilatus_Berge
schießt man zuweilen Gemsen an den steilen Höhen,
wo sie gar nicht herab geschafft werden können, denn
sie fallen in die unten liegende Thäler. Aber sie stehen
schon mit den untenliegenden im Vertrage, so, daß sie,
sie ihnen, wenn sie herunter kommen, ausliefern müßen.
Gazellen oder Antelopen sind schöne Thiere, stehen zwischen
den Ziegen und Hirschen, von Ihnen haben diese die Gestalt
von diesen die Hörner. Die Gazelle hat ein paar schöne
Augen, womit vielleicht im hohen Liede Salomonis an-
gespielt wird. Sie werden in Arabien auf LeopardThiere
gehetzt, denn dort werden die Leoparden zahm gemacht.
Der Bontillop wird in Asien gefunden und überhaupt
hat diese große SandStreke, die zur Mungaley ge-
hört, den Sitz aller Thier_Arten. -
/Der Moskus_Bok wird gefunden an dem Jenisey und
weit in Sibirien. Ueberhaupt macht der Jenisey eine
Art von Grentze in Europa und Asien. Denn auf
jene Seite findet man gleich mehr Asiatische Thiere;
%.haupsächlich ist er in Tibet anzutreffen. Er hat eine
Nabel_Tasche, worin ein flüßiger Safft enthalten
ist, wenn er eingedrukt wird, sieht er dunkelroth
aus, und riecht so sehr, daß man den Blutsturtz
davon kriegen möchte. Sie betriegen aber damit,
/ indem
|F_106'
/indem sie das Blut des Thieres darunter mischen, weil
es eben so riecht. Es wird in der Medicin gebraucht.
/Bezuartis, der Bezoarstein ist ein gelber Stein in
der Blase des Thieres. Ein jeder Mensch hat bei der
Gelbensucht einen Gallenstein in der Blase und mann
will bemerkt haben, daß wieder die Gelbe sucht ein
ohnfehlbares Mittel der Qväk seyn soll, den die Bauren
mannigmal auf dem Felde zu verbrennen pflegen;
solte er ein Jahr beim Menschen seyn, so müste er ohnfehl-
bar sterben. Dieser Bezoarstein wurde ehedem sehr
hoch gehalten, man hing ihm in ein SPitzGlaß mit Wein,
so daß der Wein das Galligte heraus zog, und etwas
bitter schmekte, dies hielte man sehr gesund. Mann faßte den
Stein sogar in Gold ein. Aber nach der Zeit hat sich dieser
Glaube verlohren. So wurde ehedem der Nieren_Stein
in der Medicin gebraucht, aber daß ist auch vorbey. Jetzt
ist ein %.würklicher Bezoarstein eine rare Sache und in den
meisten großen Naturalien_Cabinetern ist er nicht an-
zutreffen. Man zeigt wohl etwas ähnliches vor, aber daß
ist nur ein Hirsch_Stein und kein echter Bezoarstein.
/Stalla hat in Kamschatka ein Thier gefunden, daß dem
Einhorn nahe komt. %.Nehmlich ein Thier mit einem Horn. Die
Alten haben auch viel von einem starken Thier gesagt
wovon sie das Horn ausgegraben haben, aber das war
nichts, als die Zähne des Fisches Narval. Doch gantz neue
Berichte vom Capo sag«¿»en, daß die Einwohner soviel
gesagt hätten, von einem Thier mit einem Horn, so, daß
/ die
|F_107
/die Beschreibung der Alten wohl nicht gantz zu verwer-
fen wäre.
/Der Giraffe. Cameelopard. Ist wie ein Parder geflekt,
hat vorwärts gebogene Hörner. Es ist das einzige Thier, daß
man nicht nach Europa bringen kann. Es ist in Abessinien,
und von da bis zum Capo. Es muß sehr zärtlich seyn. Es
ist vorne hoch und hat hinten runde kleine Beine, so, daß
bei diesem Thier, vom Hals der Rüken schräge herab läufft
indem die hinter_Füße weit kürzer als die Vorder_Füße
sind, da doch bei andern Thieren der Hintertheil höher ist,
als der Theil nach dem Halse zu. Die Vorder_Beine sind
so hoch, daß ein Mensch mit einem kleinen Pferde durch-
reiten kann und daß es einen hohen Baum beim Gipfel
abreißen kann. Ist sehr furchsam.
/Zu den wiederkäuenden Thieren mit ästigen Geweih gehöret
das HirschGeschlecht. Die Schätzung des Alters des Thieres
durch die Enden des Geweihes ist nicht sicher. Es ist nehmlich
bekandt. Sein Geweih wirft er ab, aber er setzt doch nicht
so gantz sicher wieder an; (so pflegt man bei den Kühen
nach den Ritzen an den Hörnern zu sehen. Am aller
sichersten kann man das Alter der Fische an den Schuppen
sehen. Durch das Microscopium sieht man nehmlich,
wieviel Schuppen sich übergesetzt haben und doch
werden die Jahre gantz richtig bestimmt) Ihr Geweih
ist höchstens 66 Enden. Die Brunst_Zeit dauret 6 Wochen
dann wird ihr Haar dunkler, ihr Fleisch uneßbar.
Jungen verschiedenen Hirschen wachßen keine Geweyhe.
/ Das
|F_107'
/Das Reeh ist gleichsam ein Zwerg_Geschlecht gewißer
Hirsche mit kurzen Geweih. - Das Turiamische Hirsch-
chen ist ein %.würklicher Hirsch mit kleinen Geweihe, ist nicht
viel größer als ein Haas, hat einen nachliegenden Bauch. -
/Das Panische Zwergbökchen ist klein und von er-
staunlicher Leichtigkeit, sein Fuß ist so dünn, daß man
ihn in Gold einfaßt und zu Tabaks-Stopfer braucht.
Der Anto in Paraguay könnte auch hieher gerechnet
werden. - Das Elend ist hier in Preußen bekandt.
Es hat schauflichtes Geweih, sehr starke Beine, es läufft
über den Morast weg indem es seine Füße dicht am
Leib zusammen zieht und so über den Morast weg-
rutscht.
/Der Corribe in NordAmerica ist eben das, was bei uns
das Elend ist. Es ist eine Verderbung unserer SPrache,
daß wir Elend sagen: denn wir sollen Elen sagen. Elen,
Olen, bedeutet in der Sklavonischen SPrache einen Hirsch.
Die Rußen geben deshalb einem Volke den Namen;
Elentungusen, weil sie Elende haben. Mit diesem ist
das Moses_Thier bei den Engelländern gleich, doch soll
es viel größer seyn, vor einigen Jahren haben sie
es in Irrland aus der Erde gegraben, daß noch ein-
mal so groß war, als jetzo. Ueberhaupt findet man
jetzt so große Knochen von Thieren, daß man nicht
weiß, wofür man sie ausgeben soll. Legerten mit seiner
Gesellschafft brachten aus Mexico einen Zahn mit, der 8 %.Pfund wog.
was für ein ungeheures Thier muß das gewesen seyn?
/ Daß
|F_108
/den Elephanten 8 mal an Größe übertrifft.
/Der DammHirsch, Dama. Hat flaches Geweyh, ist größer als
ein Reeh und kleiner als ein Hirsch.
/Das Renn Thier ist darum merkwürdig, weil es in den
Ländern, wo es ist, auch zahm gehalten wird. In einigen
Gegenden ist es gantz wild. In Asien zähmt es niemand.
Die Tungusen ausgenommen, wo es gezähmt wird. Es ist
sehr nützlich. Es ist in dem Clima, daß nichts hervor
bringt, ein gewißes Mooß, daß weislicht aussieht, %.und
in unsern Fichten_Wälder wächßt, ist seine Nahrung, ja
seine hinreichende Nahrung und es wird %.ordentlich fett
dabei. Und in Lappland wächßt nichts anderes, als
dieses Rennthier_Mooß. Der Lappländer sPannet
es im Winter vor seinen Schlitten, der wie ein Kahn aus-
sieht, und auch unten nur einen Kiel hat. Das Seil woran
er zieht, geht ihm durch die Hinter_Füße durch, die
Leine ist ihm an dem Geweyh befestigt: Er der Lapp-
länder wikelt sich in ein Tuch, daß am Schlitten fest ist,
damit er nicht heraus fällt. Er hat einen Stok womit
er in den Schnee stößt, damit er nicht einsinken kann.
Nun läufft das Thier, als wenn es in völliger Freyheit
wäre, aber er kan doch balanciren, daß es gut
geht, ob es gleich sehr gefährlich aussieht. - Mann
nutzt ihre Milch. Verkaufft die Käse. Seine Haut giebt
ein gut Pelzwerk. Wenn es gefroren hat, so kratzt
es sich selbst den Schnee weg, sucht Futter, man darf
also für seine Narung nicht sorgen. In Spitzbergen,
/ so
|F_108'
/soweit man es kennt, giebts Rennthiere; sogar im %.Oestlichen
Spitzbergen, haben einige Rußen, die einmal dahin ver-
schlagen waren, durch seinen Fleiß sich das Leben ge-
rettet. Er hat eine GeweyhKrone. Seine Sehnen werden
zu Zwirn, seine Knochen zu Nadeln verarbeitet.
/Thiere mit Zwey Klauen, dahin gehört das SchweineGeschlecht.
Dieß ist ein besonderes Geschlecht, und differirt so sehr
mit andern Thieren, daß es vor die Natur_Forscher noch
immer ein Räthsel bleibt; das wilde Schwein ist immer
schwartz, aber da sie sich in der Eichel_Mast manchmal
mit zahme Schweine begatten, so giebts manchmahl
weiße wilde Schweine. - Das Antiopische Schwein
hat große Hauer und Knollen an den Seiten, so, daß
es sehr fürchterlich aussieht. Der Tajoc oder Amta
hat große Aehnlichkeit mit dem Schwein, ist ein fürch-
terliches Thier, hat eine bewegliche Schnautze, lebt
wie die Schweine im Sumpfe. Ja es scheint daß selbst
der Hippopotamus Aehnlichkeit mit dem Schwein
habe, weil er ein paar große Hauer hat.
/Das Muskus_Schwein hat oben am Rüken nahe beim
Schwantz eine Ritze, worin durch verschiedene Gänge ein
wahrer und starker Muscus enthalten ist. Es heißt auch
Baberosa, und ist nirgends, als auf den Moluccischen
Inseln angetroffen, wenn es da ausgerottet würde,
so würde es nirgends in der gantzen Welt anzutreffen
seyn. Dergleichen Thiere giebts mehrere. Die Orientalischen
/ Schweine
|F_109
/Schweine sind gantz anders, als die Europäischen. Sie
sind tauglich, und ihr Fleisch ist eßbarer und gesünder,
und selbst Kranken wird der Artzt in Asien sogleich
Schwein_Fleisch recommendiren. Dies kann also nicht
die Ursache seyn, warum sie im Mosaischen Gesetze
verbothen sind. Die Borsten sind in den Nordischen Ge-
genden anzutreffen, %.nehmlich von der besten Sorte. -
Schweine und Hunde sind in den Inseln des Pacifischen
Oceans allein noch anzutreffen und machen eine
große Nahrung der Einwohner aus. Sie sind aber
alle beide kleiner, als bei uns, schlagen in der Asia-
tischen Arth. - Die 3 Colossen unter den Thieren, der
Elephant, Rhinoceros und Hippopotamus scheinen
alle 3 Sumpf_Thiere zu seyn. Wir wollen sie be-
trachten, und zwar;
/1.) Der Elephant übertrifft an Geschiklichkeit und Natur¥
Fähigkeiten alle andre Thiere und ist der klügste unter
allen Thieren. Die Indianer suchen bei ihm eine große
Ueberlegung. Bei seinem Bau ist der Rüßel das
merkwürdigste, mit diesem kan er machen, was er
will, er kann mit dem Maul nicht freßen, sondern
der Rüßel dienet ihm anstatt der Hand; daher nann-
ten die Lateiner Probociis auch Manus. Seine
Stoß_Zähne sind ihm sehr schwer, deshalb ruhen die Ele-
phanten, die herumgeführet werden, auf die Bäuche,
daß sie sich mit dem Rüßel nach Belieben schnauben.
Er nimmt mit dem Rüßel das Graß, und stekt sichs ins
/ Maul
|F_109'
/Maul, wenn er trinken will, saugt er Waßer in den
Rüßel hinein, stekt ihm ins Maul, und bläset das
Waßer heraus. Er bläst so stark damit, daß wer
in der Nähe ist, immer bestürtzt wird. Mit dem Rüßel
hebt er seinen Reuter auf und setzt ihn sich auf den
Naken. Es ist in dem Rüßel eine Arth von Finger,
mit dem er den kleinsten Theil von der Erde aufheben
kann. Er kan ihm schwingen wie er will. Es ist ein
musculeuser Theil, den ihm die Natur doch nicht umsonst
gegeben haben muß, sondern hat ihm dadurch zu ein
geschiktes Thier gemacht. Jemehr ein Thier einem
Menschen in seiner Organisation gleich ist, um soviel
näher komt es ihm auch an Geschiklichkeit. In Indien
gebraucht man ihm die Waaren in den Pakhäusern zu
rollen und wenn er abgerichtet ist, thut er das zuletzt
allein. Ja wenn ein Faß zurük rollen will, so
schiebt er einen Stein vor, muß also sehr klug seyn!
Er ist sehr sanftmüthig, gegen den aber der ihn nekt,
fast er einen Groll, der ihm denn nicht zu nahe kommen
darf, wer ihn aber pfleget, dem ist er sehr gut. -
Z. E. Ein Englischer Matrose war gewohnt, einem
Elephanten Futter zu geben, als er nun einmal gantz
besoffen nach Hause gekommen war, so fand er den
Morgen darauf, daß er zwischen den Füßen des
Elephanten lag, der so behutsam war, ihm nicht zu
treten, weil er ihm mit einem Tritt die Gedärme
/ aus
|F_110
/aus dem Leibe getreten haben würde. - In Zeilon
sind die größten Elephanten, hier fühlte ein Elephanten¥
Reuter einmal die Rache eines beleidigten Elephanten,
denn da er in dem puren Sande nicht wuste, wie
er einen Cocos_Nuß aufschlagen sollte, so nahm er
einen Hammer, hielte den Elephant für den Kopf und
schlug sie auf, der Elephant litte das, weil er glaubte
auch etwas von der Nuß abzukriegen, da er aber sah,
daß jener allein alles auffraß, gab er ihm einen
tüchtigen Hieb mit dem Rüßel. Die Academie der
Wißenschafften zu Paris hat mit ihm viele Beobachtung
angestellt, er hat gerne einen Schaaf-Bok um sich,
wenn dieser ihm mit den Hörnern ein bischen zu unsanft
vor den Kopf stieß, so warf er ihn, als einen kleinen
Verweis auf den Heu_Hauffen. (So wie die aller-
größten Thiere gerne kleine um sich haben mögen. Z. E.
der δ_Lücke der vor einigen Jahren in Königsberg
war, hatte gern ein Hündchen um sich) Seine Augen
sind klein, aber daß scheint nur so gegen den großen
Cörper. Die Ursache ist, die Augen eines Thieres, müßen
immer nach Proportion eines Cörpers groß seyn, je
größer also ein ein Thier ist, desto kleiner laßen die
Augen. Eines von seinen besondern Eigenschafften
sind die Stoß_Zähne; andere haben es weit richtiger
Maul_Hörner genandt, weil sie mit Zähnen nichts
%.ähnlich haben und in Absicht der Materie von Horn sind,
denn man kan das Elfenbein im Waßer gantz weich
/ machen
|F_110'
/machen und preßen und dadurch die Figuren, die mann
darin antrifft, hervorbringen. Mann findet diese Zähne
häufig in den Wäldern. In Indien werden die Elephanten
16 in Africa aber nur 12 Fuß hoch. Wenn ein Nabob in
Indien einem mit einem Elephanten beschenkt, so darf er
ihn nicht abschaffen, indem dieß eine Schmähung des Ge-
schenks seyn würde. Durch ein Praesent von 2 Elephanten
kann er also einen seiner Unterthanen völlig ruiniren,
weil dieser sie füttern muß. In Surinam muß der Ele-
phant die Schiffe ins Waßer ziehen; denn da werden
sie nicht, wie bei uns auf den Stappel erbauet. Wenn er
im Waßer schwimmt, ist nichts als der Rüßel zu sehen.
Er schwimt sehr geschwinde, seine Füße sind so dik als
wie Klötze und doch kann er sehr laufen und ist sehr
gelenksam. Sein Huff am Vorder_Fuß ist 1_1/2 Schu breit,
am Hinter_Fuß ist er länglich rund 1/2 Schu lang und ein
Schu breit, seine Ohren sind wie große Kalbs_Felle anzu-
sehen. Seine Zähne sind wie ein 4 mahl eingeschnittener
Huff vom Pferde. Sein %.Männliches Glied ist länger als
eines Menschen, und hat in der größten Dike 2_1/2
Schu in die Breite. Seine Haut ist fast undurchdringlich
hat aber viel Ritze und SPalten, die jedoch durch einen
herausgetriebenen Schleim wieder verwachßen.
Er muß die Stoß_Zähne auch gebrauchen, um etwas aus
der Erde heraus zu wühlen, denn er bricht sie zuweilen
ab und die Negers haben manchmal soviel, daß sie
ZaunPfeiler davon machen. Er begattet sich in der
/ Gefangen-,
|F_111
/Gefangenschafft beim Menschen niemals, es ist also doch
nicht ein vollkommenes rares Thier, so gelinde er auch
immer beim Menschen ist, denn er kann gar nicht dahin
gebracht werden, sich mit seinem Weibchen zu begatten
und muß also immer aufs neue gefangen werden.
In Africa hat man ihn gar nicht gezähmt, hier wühlt
er alle ihre Hirsen_Felder auf und zerstört alle ihre
Tobaks_Felder. Die größten Thiere sind immer die
gelenksamsten; die größten Thiere bringt er mit dem
Rüßel zum Gehorsam, aber der Tiger soll manchmal
unter ihm durchgehn und ihm den Rüßel abreißen,
denn muß er sterben, denn er kann weder eßen noch
trinken. Seine Haut ist geruntzelt und er kann sie
bewegen, wie der Mensch vor der Stirn. Sein
Fleisch soll gut zu eßen seyn.
/2. Der Rhinoceros wird in Africa und den Inseln Asiens
häufig gefunden. Es hat das besondere, daß es ein
Horn auf der Nase hat, worin es wenig Kraft haben
muß, denn das Horn scheint nicht zur Gewehr zu
seyn, sondern nur die Moräste aufzureißen, um
seine Nahrung zu erlangen; denn es ist nur in die
Haut und nicht in die Knochen gewachßen. Manche
haben ein Horn hinter dem andern und nicht neben
dem andern; wie andere Thiere. Daß Thier ist sehr
dumm und gewaltig groß und größer als ein Ochß.
Seine Haut besteht aus lauter Schildern und wenn
er geht, schiebt sich eins über das andere; so daß es
/ von
|F_111'
/von hinten scheint, als wenn es Hosen anhätte, sie ist
gantz undurchdringlich.
/3. Das FlußPferd ist im Nil und häufiger am Gambea
und am Capo bonae spei anzutreffen. Die Zähne liegen
ihm halb aus dem Kinnbaken hervor. Die Hörner sind
Schweinshörner %ähnlich. Er ist sehr schüchtern, geht auch aufs
Land sich zu begatten, aber darauf sogleich wieder ins
Waßer. Mann kan es nicht anders schießen, als wenn
es den Kopf zum Waßer heraus stekt. Es könnte
eine Mittel_Arth zwischen Pferd und Esel seyn.
/Cameele sind zweierley. Daß eigentliche Cameel hat
2 Brüste und einen Rüken_Pukel. Der Dromedar
hat eine Brust und 2 Rüken_Pukel. Dieser Pukel
sind nicht erhöhete Stellen d«er»es Scellets, sondern der
Haut. Es ist %.nehmlich eine dike schwimlichte Haut, die
auch viel Fett enthält, solche Schwülen hat er auch
an den Knochen, auf die er sich niederlegt, wenn er
beladen werden soll. Er hat eine häßliche Gestalt,
sein Kopf und Hals haben keine rechte Proportion.
Seine Milch ist dik und zähigt und wenig flüßig.
Der Dromedar unterscheidt sich dadurch von ihm
daß er beßer auf langen Reisen ist, sein Gang ist
sehr beschwerlich, denn er stößt sehr und trabt wie
ein Pferd, er hat einen Magen, worin Fächer ent-
halten sind, in denen er Waßer auf 3 Tage aufbe-
halten kann, er säuft %.nehmlich auf Vorrath und 3 Tage
/ lang
|F_112
/lang durstet er, indem sich soviel von diesem Waßer
in die Fächer absondert, als das Blut bedarf. So
ein Thier ist recht vor die Wüste gemacht, wo es lebt.
Die mehresten in Arabien sind Dromedarii. Pallas
erzählt: daß sie eine besondere Liebe zu ihre Jungen
haben. Nun bisweilen könnten sie uns gar nicht leiden,
Damit sie das junge Thier aufseugen, so machen es die
dortigen Einwohner so; sie stellen sich an das junge
Thier und geben einen kläglichen Laut von sich, daß %das
alte von der Krippe weggeht und zu den Kleinen
hinkommt und es säugt, ja es sollen ihn sogar große
Tropfen aus den Augen laufen: - Pallas ist ein glaub-
würdiger Mann. - Mann lehret sie in Arabien
tanzen, indem sie auf eisernen Platen gestellt
werden, worunter Feuer gemacht wird. Sobald
sie nun merken, daß es unter ihren Füßen heiß
wird, fangen sie an zu sPringen, sogleich fangen
die Araber an zu musiciren, je heißer nun
wird, je stärker sPringen sie und je lauter komt
auch die Music. Die imprimirt sich so bei ihnen
daß wenn der Araber die Music ein andermal
anfängt, sie wieder auf eiserne Platten zu stehen
glauben, und anfangen zu tanzen. (Das kleine
Post_Cameel. Persische Schaaf_Cameel.
/Das Faul_Thier in America ist ein seltsames Thier,
/ es
|F_112'
/es hat Aehnlichkeit mit den Affen, ist gantz rauch bewachßen,
hat große Klauen und ist sehr träge, es lebt %gemeiniglich
von den Blättern eines Baumes, und wenn der abge-
freßen ist, so bringt es viele Tage zu, ehe es auf einen
andern komt, bei jeden Tritt den es thut, schreit es a. i.,
a. i., die SPanier nennen es Pericola Legero. Es
ist schamhafftig, hat weißgraue Haare.
/Die AmeisenFreßer sind gepantzert und behaart.
Unter den behaarten ist der AmeisenBär merk-
würdig, dieses Thier hat eine lange Zunge, die so lang
ist, als das Thier selber, sie rollen sie im Munde
zusammen, sie ist mit Klebrichtem Schleim bedekt.
Diese steken sie in einen Ameisen_haufen, denn
bleiben «s»die Ameisen dran hängen und schluken
sie auf. Dieß continuiren sie solange, bis der A-
meisen_Haufen ledig ist und ein so großes Thier lebt
also von Ameisen. Zu den gepantzerten Arten, ge-
höret das sogenandt Formosanische Teufelchen
oder Armadillo. Wenn sie ihre Füße ein_ziehen, kann
ihnen das wildeste Thier nichts anhaben, weil sie mit
einem Kugel_festen Cürass gepantzert sind. -
Hieher gehöret auch das Ferkel_Kaninchen, das
Meer_Schwein und die Brasilianische Buschratte, das
Parinamsche Caninchen und der Japonische
Halb_Haase.
/ Das
|F_113
/Das HaasenGeschlecht. Es hat kein
«¿»scharf Gesicht, aber ein
beßer Gehör, ist verliebt und furchtsam, begattet sich
alle 4 Wochen, säugt die Jungen nicht über 6 Wochen.
In Norden und auf den Alpen sind weißen Haasen. Schwarze
sind selten. bisweilen hat man auch gehört, Haasen mit
einem schaufligten Geweyh angetroffen zu haben.
/Das Kaninchen ist ein ZwergHaase, werden in Sibirien
angetroffen, die sind sehr nett, haben sehr feine Haare
laufen %.erstaunlich schnell. Sie bauen sich Häuser, worin
sie alles zusammen tragen und sich Heuhaufen auf den
Winter verwahren. Im Winter machen sie ihre Gänge
unter dem Schnee. Die Faulen und bösen Tungusen
stehlen diesen armen Thieren auch das Heu weg, wo-
durch sie offt im Winter umkommen müßen. Unter
den nagenden nagenden Thieren gehöret das Eichhorn,
Das Rauchwerk könnte auch von unsre weichen Eich-
hörner genommen werden, aber da wir graue haben,
wollen, so müßen sie von da, wo sie grau haben,
von Sibirien gebracht werden. Sie werden da in
Fallen gefangen. Das Americanische Eichhorn hat weiße
Bandstreiffen über den Leib. Das fliegende Eichhorn ist
ein allerliebstes Thier, es hat keine %.eigentliche Flügell,
sondern die Haut ist zwischen den beiden Vorder_Füßen
ausgedehnt, «d»so daß es wohl damit von einem Baum
auf den andern herauf fliegen kann. Ein sanftes, kleines
leichtes Thierchen. Die Zähne continuiren immer bei ihm.
Denen Eichhörner wächßt das Maul zu, und zwar so, daß
/ wenn
|F_113'
/wenn man ihnen nichts zu eßen giebt, wovon es die Zähne
abnagen und abfeilen kann, es zuletzt das Maul nicht
mehr aufmachen kann. Es fütterte einer ein Eichhorn
mit lauter NußKerne, ohne ihm die Nüße aufzubeißen
zu geben, und in Jahres_Frist, war das Maul nicht
mehr, der Länge der Zähne wegen, aufzubringen.
/Die Ratten scheinen aus America überhaupt zu seyn,
denn die Alten wusten ehedem nichts von Ratten, Glis
bedeutet bei den Alten eine gewiße HaselMaus, der
sie Gliceria bauten, worinn sie sie fütterten.
/Der Hamster sammlet sich das schönste Getreyde in sein
Magazin zu samten, indem er sich tiefe Löcher in der Erde
macht, worin er den größten Getreyde_Vorrath aufschüt-
tet. Er hat ein paar Taschen, in welchen er alles aufnimmt
und fort trägt.
/Die Schlafratten, schlafen den Winter über in einer Arth
von Unempfindlichkeit, ihr Blut wird mit der Lufft immer
kalt. Mit dem Menschen_Blut ist es nicht so, sondern %daß
behält immer gleiche Wärme. Die Fische haben auch die
Eigenschafft, daß ihr Blut so warm, als %daß Waßer
ist, worin sie sind. Zu diesen Schlafenden Thieren gehört
auch das Murmelthier. Wenn die Kälte anfängt groß
zu werden, wird sein Blut dik und zähe. Wenn er
gekniffen wird, kan er seinen Cörper nicht im ge-
ringsten bewegen und schreyt nur, sobald es in
die Warme komt, bekomt das Blut seine vorige Flü-
ßigkeit, und das Thier sein Leben wieder. (Mann
/ sagt
|F_114
/sagt auch vom Bären, daß er im Winter schlafen soll, aber
er liegt nur in seiner Höle und saugt seine Pfoten, und
lebt da von der fetten Haut die unter seiner obern
Haut ist: gerade so wie der Dachß, der eine FettRitze
hat, wo er die Schnautze hinein stekt und das Fett heraus
saugt. Aber dies ist nur Angewohnheit, allein beim Bären
sind die Theile schon so geordnet, daß er von seinem
Fett leben muß. Daß erste, was der Bär, im Frühlinge,
wenn er aus seiner Höhle heraus geht, zu sich nehmen
soll, ist ein Ameisen_Haufen, der ihm zur Purganz
dienen muß) die gemeine Haus_Ratte ist sehr listig.
Mann vertilgt sie durch zerstoßene Krähen_Augen, wenn
sie daß freßen, müßen sie crepiren. Eine noch grau-
samere Arth ist diese: Mann nimt einen gut ausge-
scheuerten Keßel sucht auf eine andere Arth einige
Ratten zu fangen, und setzt diese in den Keßel.
Nun läßt man sie hungern, da denn die größern
immer die kleinern auffreßen, bis nur eine übrig
bleibt, diese ist nun schon so an das Ratten_Fleisch
gewöhnt, daß sie, sobald man sie in die Freyheit setzt,
unter den Ratten des Hauses zu morden anfängt.
Dieß giebt eine solche Furcht unter den Ratten, daß
sie sich alle aus dem Hause fortmachen, oder selbst
verzehren. - Dies ist die Ursache, warum sich aus
einem Hause bisweilen alle Ratten verlieren,
weil %.nehmlich unter ihnen selbst Krieg ist.
/ Wenn
|F_114'
/Wenn die Ratten schon vor Alters bekandt gewesen waren
müste man doch wenigstens in den alten Europaeischen
Schrifften etwas davon antreffen, es ist vielleicht %.möglich
daß sie zur Zeit der Kreutz_Züge aus dem %Südlichen Asien
übergebracht sind. Sie vertreiben sich sehr geschwind;
deshalb ist sehr %.wahrscheinlich daß Schiffe von America
sie zuerst mitgebracht haben. Wo Schiffe hinkommen
sind sie gleich Z. E. die FalcklandsInseln, die fast gantz
bewohnt sind, hatten sonst keine Ratten. Aber als die
Franzosen dort landeten, brachten sie welche mit, jetzt sind
sie den dortigen Einwohnern sehr beschwerlich.
/Die BergMaus ist in den Nordischen Gebürgen und in
America, hält sich ordinaire in Gebürgen und nicht in den
Häusern der Menschen auf. Nach Verlauff von 6 Jahren
stellen sie immer einen General_March an, und gehen
gerade nach dem Meere zu, worinn sie umkommen
müßen. Sie stellen ihn in gerader Linie eine hinter
die andre an und laßen sich in der geraden Linie
von nichts abhalten. Um einen Stein gehen sie nicht
herum, sondern kriechen herüber, wenn sie aber doch
herum müßen, so gehen sie nur soweit herum, daß
sie wieder in ihre gerade Linie hinein kommen. Sie
gehen über einen Menschen eher hinüber, als ihn aus
dem Wege. Wenn man ihnen einen Stok vorhält,
beißen sie drauf, ohne im geringsten aus dem Wege
zu gehen.
/Der Aeneas in America trägt seine Jungen auf dem
/ Rüken
|F_115
/Rüken; ist ein Bischen größer als der Haus_Wiesel, wenn Gefahr
ist, klammern sich die Jungen an den Schwantz der Alten,
die den Schwantz emporrekt.
/Der Philander. Das Weibchen hat einen besondern Beutel
unter dem Leibe, der eine Schließungs_Kehle hat, wodurch
der Beutel kann auf und zugeschnürt werden. Innerhalb
deßelben sind die Zizzen und wenn die Jungen saugen
wollen, müßen sie da hinein kriechen. Wenn die Jungen
Gefahr merken, lauffen sie alle in den Beutel, denn
schnürt sie ihn zu und läufft mit den Jungen auf die
Bäume. (%dergleichen Verschiedenheiten unter den Thieren
giebts viele. Z. E. das Gebähren auf dem Rüken, daß der
Kröte Pipa eigen ist, die sich in America aufhält. Wenn
die Begattung geschehen ist. d. i. Wenn das Weibchen
den Leich hat fahren laßen, den das Männchen mit
seiner Milche besPritzt, so reibt das Männchen dem Weibchen
diesen Leich in die Grubchen des Rükens ein, und die
junge Kröte kriecht den auf den Rüken seiner Mutter. -
/Der Maulwurff ist bei uns bekandt. Alle Mittel, die
man ersonnen hat, sie zu vertilgen, wollen nicht recht an-
schlagen; doch glaubt man, wenn man Haselnüße kocht; in
Waßer einweicht, und mit den sogenandten Krähen_Augen
bestreut, und diese Nüße in ihre Gänge stekt, daß sie
daran crepiren. Doch mag dieses Mittel soviel anschlagen,
als alle Mittel, die man versucht hat, die Wantzen zu ver-
treiben. Diese Krähen_Augen sind ein Gifft für alles was
blind gebohren ist. Der Maulwurf ist den Gewächßen
/ schädlich
|F_115'
/schädlich, indem er %vorzüglich Regenwürmer sucht. Sie haben
%.würkliche Augen, sie sind aber unter den Haaren ver-
borgen. Gegenstände aber kann er nicht dadurch erkennen,
denn durch die Anatomie hat man gefunden, daß sie da-
zu zu trübe sind.
/Zu den Wieseln, gehöret der Hermelin und der Zobel.
Der Hermelin ist ein Wiesel, hat eine schwarze Spitze am
Schwantz und dadurch vom Haus_Wiesel unterschieden.
Der Zobel ist ein Sibirisches Thier, deßen Fell von großen
Nutzen ist, wird theils in Fallen gefangen, theils mit
stumpfe Pfeile geschoßen. - Ichneumon. Pharaons Maus.
ist so groß, als eine Katze, doch hat sie die Gestalt eines
Wiesels, rottet die Crocodille aus, und wird in einigen
Gegenden von den Egyptiern göttlich verehrt. Es ist aber
falsch, daß man erzehlt, daß, wenn die Crocodille sie
verschlingen, sie durch den Bauch deßelben sich durchfreßen
und ihn tödten. Auch ist falsch, daß sie die Crocodillen¥
Eier ohne Nutzen zerstören, sondern sie säuft sie aus.
In der Gegend der Pyramiden ist Musjakuly, deren Vorder-
Füße so kurz sind, daß sie nicht drauf gehen kann, und
springt also bloß auf die HinterFüße. Die Vorder_Füße
braucht sie als Hände, um etwas zu langen. Eben ein
solches Thier ist der Cangera in Schotland, der so groß
wie ein Schöps ist, und eben auf die Arth springt. -
/Zu den Stachel_Thieren gehöret der %.Jemeninische SchweinIgel.
der sich gegen die Feinde mit seinen Stacheln vertheidiget.
So hat die Natur verschiedene Mittel gebraucht um die Thiere
/ in
|F_116
/in den Vertheidungs_Stand zu setzen. Der Armadillo ist
rund um mit einem Panzer eingeschloßen, und ihn kann
ein Tieger nichts anhaben. Das StachelSchwein ist allent-
halben mit Stacheln umgeben. Der Stein_Dachs rettet sich
gegen einem Feinde, daß er seinen sehr stinkenden
Urin von sich pißt. Der Tinten_Fisch sPrützt einen so
schwarzen Tint von sich, daß das Waßer um ihm her
düster wird, und der Fisch der ihn verfolgt, ihn nicht mehr
sehen kann. u. s. f. Die Stachel_Schweine in Africa haben
Stacheln in der Länge eines Feder_Kiels. Diese sind braun,
und flekigt und werden gebraucht, um Pinsel darin
zu steken. Sie gehen aber sehr sPitzig zu, und was man
sagt, daß sie diese Stacheln abschießen, um damit
andere Thiere zu verfolgen, ist deshalb falsch, weil sie
zu leicht sind, als daß sie in die Cörper eindringen
könnten. Es hat einen Stein in der Gallen_Blase, den
man den Bezoarstein nennt. Eigentich komt dieser
Stein von dem BezoarThier her %.vide Pag: δ_Lücke Aber
man hat auch sonst Asten_bezoar, Bezoar von den
Tauben in den Mikobarschen Inseln, Bezoar vom
Bibarosse. - Der Asten_bezoar sieht graulich aus. -
Sonst brauchte man sie in der Medicin. Jetzt aber
nicht mehr und sie werden nur noch in Naturalien_Ca-
binetten, obwohl selten gefunden. -
/Hunde. Alle Hunde begatten sich fruchbar, sind es also
Gattungen oder Racen von einerley Gattung, die
von einem Stamm herkommen? Mann glaubt, daß
/ die
|F_116'
/die verschiedenen Hunde ihrer Mannigfaltigkeit in dem
Stamme gelegen, die sich nach und nach entwikelt haben.
Der Wachtel_Hund, Jagd_Hund, Dachs_Hund, Bollenbeißer,
Englische Windspiel, Pudel, sind so verschieden, daß man
dem Ansehen nach schwerlich glauben sollte, daß sie zu
einem Stamme gehören. Wenn aber Hunde wild gelaßen
werden, so werden sie alle dem SPür_Hunde ähnlich, und
daß möchte also der Stamm_Hund seyn. - Mann bringt
auch Bastard_Arten von Hunde zuwege. Z E. der Bologneser
Hund ist ein Bastard vom Wachtelhund der glatthaarig
ist und vom kleinen SPanischen Pudel. - Der Mops der
jetzt nicht mehr Mode ist, ist ein Bastard vom Bollenbeißer
wodurch er das Langhaar kriegte und den Kopf hat, und
vom Wachtelhund. - Die wild herum laufenden Hunde
findet man %.vorzüglich in Africa, sie tragen den Schwanz
nicht geringelt, sondern laßen ihn hängen. Sie gehen
in gantzen Rotten in Africa herum, und scheinen doch da
in ihrer Wildheit schon keine Feindschafft gegen die
Menschen zu haben, sondern haben eine Anhänglichkeit
gegen sie. Die Negers reisen auch gerne in ihrer Ge-
sellschafft, weil sie durch ihre Menge sie gegen die
Löwen schützen. - In dem Inwendigen von Patagonien
findet man Hunde, die sich nach Art der Fische und Kaninchen
lagern und die auch von Menschen gezähmt werden. -
Doch sind alle Americanische Hunde nicht so lebhafft,
als die Europäischen. - Die Hunde in Guinea bellen
nicht, die Negers haben daher die Europäische Hunde gern,
/ und
|F_117
/und glauben, daß sie denn reden, wenn sie bellen.
Hunde, die man auf den Antillen ausgesetzt hatte
und die von den Bukaniers geschlachtet wurden, waren
wild geworden, und hatten viel besonderes an sich.
(Bukaniers waren Abentheuer, die vor anderthalb
hundert Jahren die Meere sehr unsicher gemacht, da-
durch, daß sie die Schiffe beraubt und das Fleisch der
Thiere auf der Insel trokneten d. h. denn bukanirtes
Fleisch. %.vide pag: δ_Lücke So machten sies mit dem Fleische
der Rinder, die die SPanier dort ausgesetzt hatten, als
die Spanier das sahen; so setzten sie die Hunde aus)
Diese ausgesetzten Hunde gingen so, daß vorn immer
ein Leithund war, der voran ging. Sie hatten das
Bellen so verlernt, daß wenn man einen aufgefangen
hatte, so konnte er nicht bellen. Wenn sie Europäische
Hunde bellen hörten so machten sie es nach, mann
sahe aber wohl, daß sie es nicht verstunden. -
/Mit den Hund_Racen komt auch der Wolf und Fuchß
überein. Ehedem zweifelte man dran, daß sie sich
untereinander begatteten, aber jetzt ist die Sache
außer Zweifel gesetzt worden. - Der Fuchß komt
hier noch näher als der Wolf und der Wolf zeigt immer
etwas Fuchßes an sich, selbst bei jungen Wölfen
zeigen sich diese Tüken, denn wenn sie mit andern
Hunden sPielen, sie darunter beißen; deshalb auch
die andre Hunde sie manchmal zu todte beißen. Der
Fuchß ist dem Hunde schon mehr analogisch. - In
/ Norden
|F_117'
/Norden werden die Wölfe weiß. - Braune Füchße sind
am Schwantz und Ohren schwarz, sonst grau haarig
und auf dem Bauche röthlich. - Dem Kreutz_Fuchß
läuft vom Maul längst der Stirn über den Rüken
und Schwantz ein schwartzer Streif, der vor einem
andern über die Schultern und Vorder_Läuffe
durchschnitten wird. - Der Blau_Fuchß hat Asch¥
Farbe und grau blaue Haare. - Der Americanische
Silber_Fuchß, der schwartze und weiße Fuchß. -
Mit dem Fuchß Geschlecht komt der
/Jackal überein, dieser ist das, Thier, daß in der
Geschichte Simsons Iudic: 15. 4. Fuchß genandt wird.
300 Füchße kann soleicht keiner fangen, weil sie alle
in ihrem Bau verborgen liegen und da wird mann so
viele nicht so leicht fangen. - Der Jackal. Lupus
aurus ist gelb von Farbe, gehet immer in gantzen Rotten,
%.gesellschaftlich nähern sie sich den Häusern, machen
ein großes Lermen durch ihr Bellen und stehlen da
von den Häusern was weg. Sie sind in Asien in
der Gegend der Mungalischen Tartaren. Zum Hunde
Geschlecht gehört %.nehmlich der Hiaene. Es ist lange
streitig gewesen, was daß für ein Thier sey. Einige
sagten: es sey eine Katze, andre der Vielfras; aber
jetzt weiß man, daß es der Dubback sey, der in
Algier und Asien gefunden wird. Dieser hat ein
fürchterliches Ansehen, ist groß und stark von Knochen,
und giebt ein fürchterliches Getöse von sich.
/ Pallas
|F_118
/Pallas sagt: daß er den Grund zu unsern großen Hunden
gelegt habe und daß er zu Alexandri %.Magni Zeiten nach
Europa herübergebracht sey, und sich mit unsren Hunden
begattet habe. - Die Hunde werden in America zur
Jagd gebraucht. Im %.nördlichen Asien werden sie vor die
Schlitten gesPannt, aber sie werden offt ungedultig %.und
wiedersetzen sich ihrem Führer. Sie werden mit Fischen
gefüttert und bisweilen, wenn er nichts zu eßen hat,
frißt der Asiate ein paar von seinen Hunden %.und führt
ein paar weniger nach Hause. - Der Stink_Fuchß in
den Englischen Colonien hat die Eingeschafft, einen Urin
von entsetzlichen Gestank auszusPrützen, daß wenn
er ihn auf eine Schwelle sprützt, die Leuthe auf einige
Wochen aus dem Hause wegziehen müßen. Dieß
braucht er gegen seine Feinde und kein Thier kann
ihm denn nachfolgen: Merkwürdig ist, daß wenn man
ihm geschwinde die Blase ausschneidet, man sein Fleisch
hernach eßen kann. So wundersam hat die Natur
durch besondere Gütte den scheußlichen Saft vom andern
Fleisch abgesondert; so ist es auch bei den Geschwüren
der Menschen.
/Das KatzenGeschlecht. Die Stirne der Katze läßt sich mehr
zusammen ziehen, als bei einem andern Thier. - Ist das
grausamste unter allen Thieren. - Die Zibeth_Katze
ist ein Halb_Fuchß. Von ihr hat man den Zibeth, welches
eine Arth von Salbe ist; Ein dunkler schwarzer Safft
der aus einer SPalte, die über den Steiß liegt, komt
/ und
|F_118'
/und aus einer aparten Drüse ausqvillt. Daß Thier wird
gefangen, mit Honig gefüttert und nimt man ihm von
Zeit zu Zeit diesen Safft weg, mann muß sich aber dabei
sehr in Acht nehmen, weil es ein sehr aufsäßiges und
wiedersPänstiges Thier ist. - Der Iltis soll dieses
auch haben, nur mit dem Unterscheide, daß diesem ein
übel riechender Safft ausqvillt. - Die Wilde oder
Tiger_Katze in Indien und America, fällt von Bäumen
herab, Menschen oder Thieren auf den Kopf, kratzt ihnen
die Augen aus und kann durch ihre Wuth, Thiere fällen,
und zu Grunde richten. Der Katzen_Luchs, Kalb_Luchs,
Pantherthier, Leopard, Tiger und Löwen haben alles
daß an sich, daß sie Klauen haben, die sie zurük biegen
können, so, daß sie «s»nicht so hervorstehen, wie die Klauen
anderer Thiere, so, daß sie auf den Füßen gehen
können, ohne die Klauen abzunutzen. Wenn sie aber
auf den Raub ausgehen, laßen sie ihre scharfe
Klauen herausstehen. Der Rüken des Luchßes ist
schwarz und roth gefärbt. - Das Panterthier hat
schwarze wie Hufeisen gestaltete Fleken. Sein
Kopf ist wie ein Katzen_Kopf. Sein Fleisch ist angenehm.
Tieger. In Europa sind keine Tieger_Felle, was
man davor ausgiebt. Z. E. Die die Ziethensche Husaren
haben, sind Asiatische Leopard_Häute. - Der Tieger
hat Fleken auf der Haut, wie Rosen gestellt. Auf
Africa giebts gar keine Tieger. Der Asiatische
wahre Tieger ist auf der Insel jenseit des Ganges
/ und
|F_119
/Summatra, ist beynahe so stark wie ein Löwe.
Seine Haut ist von grauen Grund mit schwarzen Streifen,
er ist furchtbar und zeigt was grausames an sich.
Denn ohne Schonen macht er alles todt was er kann
und frißt doch nur ein Stük auf, anstatt, daß der Löwe
nur, wenn er hungrig ist tödtet, und wenn er nicht
hungrig ist, nicht tödtet, so, daß man ihm mit Prügeln
aus dem Dorfe jagen kann. - Der wahre Tieger
läßt sich nicht zähmen, man hat zum wenigsten
gar kein BeisPiel davon.
/Der Löwe hat die Ehre der König der Thiere genandt
zu werden. Es soll dadurch auf den HeldenMuthe des
Löwen gezielet werden, so ging diese Benennung
wohl an, denn er wird sehr bald zahm, thut ohne Noth
keinen Schaden, indeßen muß man sich doch bei ihm
in Acht nehmen, denn er pflegt dem Menschen die
Hände zu beleken und hat dabei so scharfe SPitzen an
der Zunge, daß er dem Menschen die Hände beritzt,
sobald er nur das Blut zu leken kriegt, zerreißt er
den Menschen, denn Blut kann er nicht leiden. Dem
weiblichen Geschlecht thut er nichts. (so wie es auch
sonderbar ist, daß viele Affen keine FrauenZimmer
leiden können und welche Affen keine Männer aus-
stehn können. Pantoppidan erzählt auch, daß die
Norwegische Bären den Weibern nachstellen sollen)
Man hat BeisPiele, daß ganz fremde Frauens_Per-
sonen einen gefangenen Löwen gestreichelt haben,
/ welches
|F_119'
/welches ein anderer Mann nicht hätte wagen sollen.
Ein Löwe in Engelland kam aus seinem Thier_Behälter
loß und zu einer Frauens_Person, die aber unten <in> der
Straße stand: Er ging an sie herum und lekte ihr die
Hände, aber die Leuthe deliberirten, wie sie diese
Person wohl vor dem Löwen erretten möchte, sie
fielen darauf, einen Strik herunter zu laßen und sie
dann gantz schleunig in die Höhe zu ziehen. Indem sie
nun den Strik schon fest gemacht hatte und ein Zeichen
gab, herauf zu ziehen, merkte es der Löwe und
zerriß sie in Stüken. Er fällt alle Thiere an, doch
sucht er lieber einen schwarzen, als einen weißen
Menschen, vielleicht, weil der ihm mehr bekanndt ist,
und weil er nakt ist, und der Weiße bekleidet ist.
Der Löwe hat eine Mähne, die Löwin nicht, eine runtz-
lichte Stirn und fliegende Augen. Er kann die Kälte
nicht ertragen und zittert in unsern Gegenden
immer. Seine dike Knochen haben nur eine Höle
zum Mark!
/Der Bär frißt in 2 Monathe nichts. - Der weiße in
Sibirien hat einen Hunds_Kopf. Einige von den Nordischen
sind hoch. Der Vielfraß ist schwarz, so groß als ein
Hund, ist wegen seiner geraden Därme unersättlich.
indem er sich des Unflahts bald wieder entledigt. Er
wird in den nordischen Wäldern angetroffen.
/Daß Geschlecht der Affen. Mann kann diese Affen
/ 1. In
|F_120
/1.) In ungeschwäntzte oder MenschenAffen.
/2. In langgeschwäntzte Affen oder Meer_Katzen, und
/3. In kurz geschwäntzte oder Pawiane eintheilen.
/Zu den ungeschwäntzten Affen gehört der Ourang
Outang. Ourang heißt ein Mensch und Outang
wild. Beides zusammen heißt also so viel, als ein
Wald_Mensch. Er wächßet zu einer Höhe von 5 Fuß,
in 3 4 Jahren. Er hat viel %.ähnliches mit dem Menschen.
Geht auf 2 Füße. Hat %.erstaunlich lange Ober_Lippen.
Das Gesicht ist voller Runtzeln: Auf den HinterKopf
hat er Haare, sonst ist er gantz unbehaart. Er
nimt sehr geschwinde Cultur an. In Franckreich
hatte man einen, der sich mit hin setzte und Thee trank
und wenn er sich eine Mütze auf setzte und ins Bett
legte, so sahe er gerade wie ein Mensch aus.
/Der Chimpanzen in Asien gehet auf 2 Füßen. Sie
brechen sich Prügell von den Bäumen und verthei-
digen sich damit in gantzen Horden gegen ihre
Feinde und %.vorzüglich gegen die Löwen, denn die
gröste Leker_Speise der Löwen, ist ein Affe. (Der
Löwe fürchtet sich vor dem Feuer, man hat aber
angemerkt, daß die Americanische Affen gern
Feuer sehen, so daß, wenn Portugiesen sich Feuer
gemacht haben und denn davon gingen, so kamen
die Affen hinzu und saßen gantz zu Stunden lang
/ und
|F_120'
/und sahen dem Feuer zu, hätten sie nur einen Grad
von Verstand, so würden sie doch, da ihnen das gefiel,
Holtz zum Feuer hinzulegen und vielleicht die
Wälder von Africa bald ausbrennen, aber dazu
haben sie zum Glük keinen Verstand) Der
Chimpanzen ist nicht größer als ein Kind von 3
Jahren. - Der Gibbon. Longimanus. darf sich
nur ein klein wenig büken, so reicht er mit den
Händen bis zur Erde, ist der gutartigste unter allen
Affen, ist sehr still und fromm, schläft nicht auf der
Erde, sondern hängt sich mit den Klauen an die
Aeste der Bäume.
/Die langgeschwäntzte Affen. MeerKatzen sind
sehr bösartig und schlimm. Sie haben Taschen in
den Baken, wo sie Reiß hineinpfropfen, sie zer-
reißen mit ihren VorderPfoten alle ReisFelder
und thun vielen Schaden. Einige Negers brachten
den Europäern Affen auch Saaten, indem sie sagten,
diese wären eben so schadlich, wie die Affen, denn
sie glaubten, die Engländer brauchten die Affen
nur, um ihren Nachbarn Schaden zu thun, denn
daß konnten sie sich nicht einbilden, daß sie sie
brauchten, um damit allerhand Poßen anzustellen.
Die Negers sagen auch die Affen könnten wohl reden,
/ wenn
|F_121
/wenn sie nur wollten. Aber sie verstellen sich nur,
damit sie nicht arbeiten müßen. - Diese Affen können
sich mit dem Schwantz von den Bäumen herabhängen,
und wenn sie fallen, schlagen sie geschwinde den Schwantz
an einen Ast und fallen nicht zur Erde.
/Die kurzgeschwäntzte Affen. Pavians. sind sehr stark
behaart, haben einen diken Wulst im Gesicht und ein röthliches
Gesäß. Der Macon. Eine Arth von ihnen ist sehr stark %.und
thut den Gärten vielen Schaden: Hieher kann auch gerechnet
werden der Sugulus d. i. daß Schooß_Affchen, ist nicht
größer als eine Manns_Faust, ist behangen wie ein
kleiner Löwe, ist artig von Ansehn, munter und
poßierlich, sie sind aber zärtlich und sehr schwer nach
Europa hinzuschaffen, wenn sie auch so sauber in Baum-
wolle eingewikelt werden.
/Thiere die im Waßer und auf dem Lande zugleich leben
können, dahin die gehört die See_Otter. Wird theils
in America, theils in Kamschatcka gefunden. Ihr
Fell oder Pelz ist sehr schwarz und schwer, daher muß die
Haut sehr dik seyn. Ein einziger Balg wird zu 100 Rubel
verkaufft, sie werden aber alle von den Sinesern
weggekaufft und es komt nicht davon nach Europa.
Ueberhaupt lieben die Sineser die Pelzereyen gar
sehr. Die Engländer kaufen Bären und Bieber_Felle
im Canal auf, die ihnen die Chineser begierig abkaufen.
Die Bieber sind entweder Gruben_Bieber oder Gesellschafts¥
Bieber. Die Gruben_Bieber findet man auch in Preußen.
/ Diese
|F_121'
/Diese bauen sich paar_weise in einer abgelegenen Gegend
wo sie nur ein fließendes Waßer finden. Sie werden
nicht viel geachtet, werden auch schwer aufzutreiben seyn,
weil sie zerstreut und eintzeln sind. In Canada wo
der rechte Sitz der Bieber ist, giebts auch Gruben_Bieber,
vielleicht müßen sie also etwas an sich haben,
warum sie aus der Gesellschafft der Andern verstoßen
sind.
/Der %.gesellschaftliche Bieber hat einen breiten schuppigten
Schwantz, den er über das Waßer hängt und den
er braucht, wenn er seinen Damm macht. Er hat
Zähne, die wie Hauer eingerichtet sind, so daß er
damit Holtz sPlittern kann. Mit diesen Zähnen schwächt
er einen Baum so lange, bis er nach der Zeit umfällt,
wohin er ihn haben will. - Denn verfertigen sie
ihren Damm, wobei sehr viele beschäftigt sind und
zwar auf folgende Arth: den umgehauenen Baum
hauen sie in verschiedene Klötze, die sie zum Bau brau-
chen und nehmen die Rinde ab, welche sie im Winter
nagen, welches ihre Narung ist. Wenn sie sich ihre
%.Gemeinschaftliche Behausung machen, «wo ein» so nehmen
sie eine Gegend, wo ein Bach durch eine Wiese fließt,
den sie so verdämmen, daß der Bach einen Teich %.ähnlich sieht,
diesen Damm führen sie in 2 Etagen auf, wovon die
untere 9 Fuß, die obere 3 Fuß hoch ist, und also so
proportionirt ist, als es die MenschenHäuser nur
/ immer
|F_122
/immer seyn können, sie sehen wie ein Ey aus. Wenn das
Waßer steigt, sind sie in der obern Etage, wenn es
fällt in der untern, und hängen ihren Schwantz ins Wa-
ßer. - Wenn das Waßer fällt, fangen sie an das
Hauß zu bauen. Sie brauchen dazu Faschinen, Leim
und Thon, dieß alles führen sie auf ihren breiten
Schwantz herbei und klatschen hernach den naßen
Leim mit dem Schwantz fest an. Sie sind hiebey sehr
geschäftig, so daß das Getöse in der Ferne scheint, als
wenn Zimmerleute arbeiten. Sobald sie etwas %.gefährliches
hören, plumpen sie ins Waßer. Auf die Art werden
%.große Stämme gantz von ihnen verbaut. Z. E. der
LorenzoStrom hat einen Arm, der zwischen einer
Insel und der Küste durchgeht, an diesen bauen die
Bieber alle Jahr einen Damm, so daß die Schiffe, die
dort gehen wollen, ihn %.jährlich durchbrechen müßen.
Sie sind schwer zu fangen, weil sie so behutsam
sind, im Sommer können sie nicht gefangen werden,
wegen der Tiefe des Waßers, im Winter wegen
des Eises. Im Winter wenn das Eis aufgehauen wird,
kommen sie geschwinde und steken die Schnautze hervor,
um frische Lufft zu schöpfen, da denn der Indianer
sie auf eine behutsame Arth zu fällen weiß. Das
Bieber_Haar kostet sehr viel, dieses Haar und die
Wolle des Schaaf_Cameels geben ein Tuch, wovon die
Elle 5 %.Reichsthaler kostet, es wird nicht gefärbt, und hat eine
/ röthlich
|F_122'
/röthlich braune Farbe. Außer dem Bieber_Haare ist noch
der Bieber_Geil merkwürdig. Es sind ein paar Muscus
Säke des Thiers, die im Leibe sind und also nicht
Testiculi des Thiers, von welcher Meinung nach die
alte Benennung, das BieberGeil herkommt. Die
Testiculi heißen auf deutsch Geilen, es ist daher
falsch, was die Fabel sagt, daß der Kastor sich diese
Geilen abbeiße, wenn er vom Jäger verfolgt wird,
weil er schon wiße, daß er deswegen verfolgt
werde. - Sie liegen inwendig im Bauche.
/See_Thiere, die stumpfe Vorder_Zähne haben; dahin gehöret:
das Wallroß. Hat Aehnlichkeit mit einem Pferde;
Aehnlichkeit in Ton und Stimme, doch mit dem Ochsen
gar nichts ähnliches. Aus dem Maul ragen ihm ein
paar große Zähne hervor, die von oben herunter
gehen, diese werden den Elfenbein vorgezogen,
aber das Elfenbein ist auch kein Zahn, sondern eine
hornigte Substantz, die gepreßt werden kann. Er
hat stumpfe Vorder_Füße, mit denen er sich auf dem
Lande forthilfft, die Hinter_Füße sind Schwein_Füße.
Mit seinen Zähnen kan er sich auf den Eisschollen
aufhalten. Wird in der Straße Davids gefunden.
Die Meer Kälber, SeeHunde oder Robben. Die Hinter¥
Füße sind hinter sich gestrekt und können nicht von
einander gebracht werden. Der Rachen ist vom
Hunde. Seine Haut wird gebraucht, um unsre Coffers
zu beschlagen. Die Grönländer bekleiden sich damit,
/ und
|F_123
/und leben bloß von ihm. Sie tödten ihm, indem sie
Harpunen auf ihn werfen. d. i. Ein Wurfspieß, der
an einem Riemen bevestigt ist und geworfen wird,
wenn er mit diesem verwundet ist und sich verblutet
hat, so kommen sie mit Lantzen und tödten ihn. Er hat
viel Trahn, der Grönländer trinkt ihn aber nicht,
wie man fälschlich vorgiebt.
/Die See_Löwen und die See_Bären sind beide zu
nichts zu gebrauchen. Sie werden bei Kamschatka
gefunden.
/Der See_Bär ist grimmig und wehrt sich tapfer und
hat daher auch den Namen. Sonst hat aber der See-
Bär mit dem Land_Thier gleichen Namens nicht die
geringste Aehnlichkeit. Der See_Bär muß sich vor den
See_Löwen in Acht nehmen. Die δ_Lücke hat Floߥ
federn, mit denen sie sich auf dem Lande forthelfen
können. - Sie werden auf den Falcklands_Inseln
angetroffen. Sie sind sehr sanfft. Die Engländer
haben auf dem Lande auf Sie geritten, ohne daß sie
sich im mindesten gewährt hätten, ja wenn sie nicht
geschwind gingen, haben sie solche angesPannt. Die
Leber ist tranigt, daß übrige Fleisch eßbar, so
wie alle Lebern der See_Thiere trahnigt schmeken.
Die Leber vom Hay_Fisch enthält ein gantz Gefäß
voll Trahn. Ja selbst unsere so sehr gepriesene
Hecht_Leber schmekt immer nach Trahn.
/ Zu.
|F_123'
/Zu den Amphibien gehört der Crocodill und Alligator.
beide haben kalt Blut, wie alle Amphibien haben, halten
sich im Waßer und auf dem Lande auf und legen ihre
Eier aufs Land in den Sand und verscharren sie.
/Der Krocodill ist 20 Fuß lang und legt ein Ey, so groß
wie ein Gans_Ey, aber eine größere Anzahl - Sie wißen
die Zeit ohngefehr, wenn die Jungen auskommen sollen,
denn gehen sie aufs Land und holen sie ab. Der Alligator
ist vom Crocodill darin unterschieden; er trägt den
Schwantz in die Höhe. Der Krokodill aber läßt ihn hängen.
Er hatt einen Bisam_Geruch, ist in America. Der
Crocodill aber in Asien und Africa. Der Crocodill ist
gantz bepantzert und kann sich deshalb nicht wohl drehen,
wenn mann ihn recht betrachtet, so ist er nichts, als eine
ungeheure Eidechße, denn in der Anatomie findet man,
daß er mit der Eydechße Structur der Eignweide hat,
und man findet wohl noch Thiere, die in den äußern
Theilen so sehr differiren, und doch eine Species sind,
als diese beyde. - Die Eydechße Jekko ist dem
Crocodill noch ähnlicher, als unsere Eydechße, wiewohl
mann es auch bei dieser schon %.ähnlich nennen kann. Die
Alligators treiben in den Buchten Fische zusammen
und freßen sie denn, sie freßen aber auch Menschen.
Das Crocodill ist im Senegal, um den Nil ist es sehr selten
zum wenigsten hat unterhalb des Nils kein Europäer
in vielen Jahren einen gesehen. Aber im Senegal
/ sind
|F_124
/sie sehr gefährlich. Ein Schiff, daß sich da aufhält, legt sich
mitten in den Strom und feuert alle Morgen und Abende
eine Canone ab, dieser Knall verjagt alle Crocodille.
Wenn ein Both mit Negern fährt, so gehen schon Crocodille
zur Seite, um einen wegzuschnappen, welches sie ihres
Panzers wegen nicht so leicht bewerkstelligen können,
es ist aber doch die größte Gefahr dabei. Zu Lande tödtet
man sie, vermittelst eines Holzes, wie ein Morgenstern
gestaltet, mit Stacheln die mit Fleisch bestekt sind, wenn
er nun zubeißt, so stekt er sich die Stacheln so tief in
den Mund, daß er sich nicht helfen kann, denn treiben
sie ihren Spaaß mit ihm und tödten ihn endlich.
/In Egypten schwingen sie sich auf seinen Rüken, sperrt
er nun den Rachen auf, so stekt ihn der, der darauf
sitzt, einen Stok in den Hals und hällt ihm den Halß
auf, da ihm nun der Stok im Halse stekt, so kann
er nicht unter Waßer gehen, weil er den Mund nicht
zumachen kann und also ersaufen würde und mit
diesen Stok kann er ihn lenken, wohin er will. Er
hat eine Zunge, kann aber nur die SPitze derselben
bewegen, daher läßt es, wenn man ihm in den Rachen
sieht, als wenn er keine Zunge hätte. Einer erdrei-
stete sich und hielt ihm eine Pech_Kugel vor, welche auf
einem Stoke befestiget war, hiemit verbog sich der
Crocodill so die Zähne, daß er getödtet werden
konnte, indem er seinen Rachen nicht aufmachen konnte.
/ Die
|F_124'
/Die Natur hat schon davor gesorgt, daß ihre Eyer verringert
werden, denn die Jalmis paßen auf und sobald er sie
gelegt hat, freßen sie sie wieder auf. Die Männchen
gehen mit wenn das Weibchen die aus den Eyern ge-
kommene Jungen abholt, daß nun auf den Rüken der
Mutter anklammert, daß bleibt, fällt eins herunter, so
frißt der Vater es ohne Verschonen auf. - Auch
Schweine und Ratten freßen ihre Jungen auf.
/SchildKröten. Hier sind merkwürdig die FulSchildKröte
in Deutschland und die Karet SchildKröte in America.
Die Schale ist das Schildpatt, wo man in den Schnupf¥
Tobaks_Dosen macht; die größten SchildKröten sind
so groß daß sie 3 - 4 Centner wägen. Eine hatte
sich einmal auf die Küste von Franckreich verlohren;
die wog 5 Centner. Wenn man sie aufschneidet, haben
sie soviel Eyer bei sich, daß die Leuthe von 2 Schiffe
sich daran satt eßen können und denn noch 2 %.Centner
sehr wohlschmekendes Fleisch. Die See_Leute halten
sich für sehr glüklich, wenn sie eine SchildKröte
antreffen. Ihr Fett ist grün, es ist aber so wie %das
Fleisch sehr gesund und wohlschmekend. Es ist falsch,
daß sie ein Ochßen, Vogel und Fisch_Herz haben. Es
sind daß nur verschiedene Herz_Ohren der SchildKröte.
/See_Thiere, die warmes Blut haben. Sonst haben die
meisten Fische kaltes Blut. d. i. ihr Blut ist so warm,
als das Waßer, worinn sie schwimmen.
/ Zu
|F_125
/zu den Seethieren mit warmen Blut gehöret der
/Wallfisch. Er ist das gröste Thier auf der Welt. Es giebt
verschiedene Arten derselben. Der eigentliche ist der
Grönlaendische Wallfisch. Er hat keine Zähne sondern
Barden. d. i. hervorstehende Schwerdter, die die Kinnlade
bedeken und nicht zum beißen, sondern zum Verschließen
des Mundes dienen: Wenn der Wallfisch viel WallfischAas
im Munde hat, so läßt er das Waßer zwischen die Baarden
heraus und zerdrükt denn mit der Zunge das Wallfisch-
Aas. Dies sind feste Gewürme, die so groß sind als
SPinnen und ein paar Floß_Federn haben. Die dortigen
Meere sind gantz voll davon, er schlukt Tonnen voll
herunter und läßt denn das Waßer, wie beschrieben,
wieder heraus laufen. Der Grönländische Wallfisch
hat einen engen Schlund, und kann nicht ein Ey ver-
schluken, viel weniger den Propheten Jonas. Wenn
er getödtet wird, findet man auch nichts, als die Haut
von diesen kleinen Insekten in seinem Leibe. Er
hat heißes Blut und muß %.füglich Lufft haben, wenn man
ihn also mit der Harpune geworfen hat, und er um
sich zu retten, unter Waßer geht und von ohngefehr
unter ein Eisfeld komt, so erstikt er offt. Er gebiert
lebendige Jungen, die ziemlich groß sind, und säugt
sie an den Brüsten. - Die größten sind 50, 60, 90
Fuß lang; die Größe differirt nicht viel, von der Breite,
/ denn
|F_125'
/denn er ist fast so lang wie er breit ist, zum wenigsten
ist die Breite von der Länge 2/3tel. Er ist in Norden im
EisMeer und wird bei SPitzbergen und in der Straße
Davids gefangen. Wenn die Schiffer auf den Wallfischfang
ausgehen, haben sie die Böthe in denen der Harpunier
ist. - Die Harpune ist an einem langen Seile befestiget
sobald nun die Harpune geworfen ist, geht der Wallfisch
unter das Waßer, mann läßt also das Seil immer
nach. Er muß aber bald wieder herauf kommen, um
Lufft zu schöpfen, sogleich können sich ihm die Harpuniers
nähern; in ihren Böthen. Darauf geht er wieder
unter Waßer und die Leute continuiren daß so lange,
bis er nicht mehr unter Waßer gehen kann, sondern
zu matt ist und sich verbluttet hat. Wenn er nun so liegt
und keucht, so stechen sie ihm Lanzen ins Herz. Der Wallfisch
hat 2 Blas_Löcher %.oder Holungen an den Kopf, aus denen be-
ständig ein paar Fontainen von Waßer mit Grans eines
Kanonenschußes herausfahren. Er thut daß nicht bloß aus
Vergnügen, sondern es dient ihm zur Nothwendigkeit.
Wenn er nun mit Lanzen durchs Herz gestochen ist, so läufft
Blut und Waßer aus diesen Lufft_Löchern heraus und
daß ist denn ein Zeichen, daß er bald sterben wird.
Wenn er todt ist schneiden sie ihm alles SPek herunter.
Das Fleisch überlaßen sie den Vögeln, die dort herum
fliegen, oder den weißen Bären, die es begierig
verzehren, wenn es bei SPitzbergen anschwemmt.
/ Der
|F_126
/Der gewöhnliche Nutzen eines Wallfisches aus seinem Thran
und Fischbein ist 1.000 %.Reichsthaler. - Zum Wallfisch gehört der
Nord_Kapp. Der schon Fische herunter schlukt, ist länger
und nicht so dik als der Wallfisch, aber derber und hat
nicht so viel Thran. Hat nur ein Blas_Loch. - Der Finn-
fisch gehet bis an die Küste von SPanien, hat aber eine
Floß_Feder, welches die andern Wallfisch_Arten nicht
haben. - Der Pottfisch %.oder Cachelot hat Zähne, einen
weiten Rachen und könnte wohl einen Menschen unter-
schluken. Er ist im Mittelländischen Meer. Hat Mark,
woraus das Wallrath, Spermaceti praepariret wird.
Dieser Fisch wird von den Holländern auf der See
schwimmend gefunden, weil dieser Fisch von dem
Narwal oder Schwerdfisch sehr getödtet wird. Wallrath
wird in der Medicin gebraucht, es werden auch Lichte
davon gezogen. Mann findet in seinem Magen harzigt
grauen Ambra, den man auch auf dem Waßer schwimmen
findet, daher es auch kein Birnstein ist, wie die Franzosen
sagen. Der Börnstein schwimmt nicht. Ein Stük daß ohngefehr
so groß wie ein Mensch ist, kostet 100 Rthlr. Mann sticht
mit einer glühenden Nadel hinein, dadurch kann man
gleich den Ambra unterscheiden. Er ist an der Küste
von Japan, Mann findet in seinem Magen FischGräten
und Vögel_Schnäbel und seines weiten Halses wegen
kann er den Jonas verschlukt haben. - Der Narwall
Schwerdfisch gehöret auch zu den Wallfischen. Ihm sticht
/ aus
|F_126'
/aus der obern Kinnlade ein breites Schwerd heraus, womit
er den Wallfisch tödtet. - Der Säge_Fisch hat einen heraus-
ragenden in die Höhe stehenden Zahn, der zu beiden Seiten
wie ein Kamm gestaltet ist. Man kan nicht begreifen, wie
er sich deßelben bedienen muß. Denn wenn er an beiden
Seiten sägt, so hindert die eine ja die andre. Er sägt auch
den Wallfisch den Bauch auf. Dieser und der Narwal setzen
denn Wallfisch viel zu. Daß Schwerd des Narwalls ist 7
Fuß lang, und so hart als Elfenbein, wenn er dem Wall-
fisch die Zunge ausgeschnitten hat, muß er sterben. Man
zeigt das Schwerd des Narwalls in Naturalien_Cabi-
nettern.
/Die See_Kuh an den Küsten von Kamschatcka wird
sehr groß beschrieben, hat einen langen RindsKopf, hernach
endigt er sich in einem Fisch, sie ist so groß als eine
Land_Kuh, schwimmt immer oberhalb der See, und hat den
Kopf beständig unterm Waßer. Mann kan sie sehr nahe
kommen und Haken ins Leib werfen, da sie denn andere
ans Land ziehen. Ihr Fleisch ist sehr schmakhafft und
hat die Eigenschafft, daß es in der Sonne nicht fault.
Ihr Fett schmekt wie Butter. Diese SeeKuh würde zum
Anbau und Cultur viel in Kamschatka beytragen,
wenn das Land nicht übrigens so elend wäre. - Das
Land ist eine Wüste und höchstens am KamschatkaStrom
könnte man Vieh_Heerden haben, deshalb ist auch dort ein
Ochs 100 Rubel werth, %.nehmlich der Schwierigkeit Futter
zu schaffen. Sie müßen also dort die Lebens Mittel
/ aus
|F_127
/aus der See nehmen. Sie gebiert lebendige Junge und
säugt sie.
/Das größte Raubthier in der See ist wohl der Hay_Fisch.
%.Französisch Reqvin %.Lateinisch canis carcharius. - Dieser Fisch ist
sehr groß, aber doch verschieden. Der rechte Carcharius
hat 20 - 30 Fuß länge und eine proportionirte Dike.
Er hat einen weiten Rachen, so daß er einen gestorbenen
Matrosen, den man eingewikelt und mit Ballast behängt.
(welches das Begräbniß der Matrosen in der See ist),
mit samt den Ballast einschlukt. Denn wenn viele
auf einen Raub aufpaßen, so laßen sie sich nicht Zeit
zum beißen oder die Sache zu untersuchen, sondern schluken
alles, so wie es fällt hinunter. Er hat 3 Reihen Zähne
im obern und untern Kinnladen, dergleichen man
auch offt in der Erde versteinert antrifft. Seine Zähne
sind an den Seiten ausgezakt und sehen wie die SPitzen
der Fahnen aus. Mit einem Biß beißt er den Menschen
das Bein ab. Er ist ein großer Feind des Wallfisches, dem
er große Stüke Fleisch aus dem Leibe reißt, so wie
denn dieser Fisch gegen alle dergleichen RaubThiere
sehr schwach und unbewahret ist. Es muß bei der Ge-
schichte des Wallfisches noch angemerkt werden; der
Wallfisch unterscheidet sich dadurch von andern Fische
daß sein Schwantz nicht vertial, sondern horizontal stehet.
Deshalb er, wenn er wieder schlägt, eine Chaluppe in 1.000
Stüken zertrümmern kann. Er könnte also den Hay_Fisch
sehr bald zerschlagen, wenn dieser nicht so behende wäre.
/ Die
|F_127'
/Die Vorsehung hat den Rachen des Hay_Fisches etwas weiter
unter seiner Schnautze gelegt, wie bei andere Fische, daß
er sich etwas auf die Seite legen muß, um seinen Raub
zu erlangen. Dies macht ihm einige Beschwerde, sonst
würde dies Thier die gantze See verwüsten, wegen
seiner Begierde und Stärke. - Trieding der krank war,
und um gesund zu werden, nach Lissabon reißte, weil
man es für einen Orth von gesunder Lufft hält, erzählt:
daß, als man unterwegens ein Stük Fleisch wäßerte,
welches man offt thut, weil das Fleisch dadurch, daß es in
die See hinabgelaßen wird, sich sehr erfrischt, und es
hernach herauf ziehen wollte, so war es von einem
Hayfisch weggeschnapt worden. Darauf befestigten
sie an einer eisernen Kette einen eisernen Haken
und machten an demselben ein Stük Fleisch fest und
ließen es ins Waßer. Bald schlukte er auch dieses ein,
und man zog ihn heraus. Allein mann muste den Heufisch
tödten, ehe man ihn auf dem Vordek hatte, weil er sonst
den Leuten Arm und Bein entzwey drükt und mit dem
Schwantz zerschlägt. Sie hieben ihn also den Schwanz
ab, schnitten ihn auf und fanden das Stük Fleisch in
seinem Leibe, welches sie mit ihm kochten und den Räuber
mit samt den Raub verzehrten. An den Sklaven_Küsten
in Africa sind sie sehr gefährlich, wo es starke Brandungen
giebt, deshalb die Schiffe nicht nahe ans Land kommen
können. Die Böthe mit denen sie ans Land fahren
müßen, laufen Gefahr umgeworfen zu werden.
/ Noch
|F_128
/Noch größere Gefahr haben die Matrosen vom Hay_Fisch.
Denn wenn ein Both umfiel, könnten die Matrosen sich
noch durch schwimmen retten, aber diese Hay_Fische gehen
%.ordentlich neben den Böthen her, und sobald es umfällt,
schnappen sie die Matrose auf. - So schwamm einmal
ein Matrose, aus einen Boot geworfen, in die Brandung
er wurde aber mit der ersten «S»Welle aufs Land ge-
worfen und war also schon beinahe in Sicherheit. Als
er aber sicher zu seyn glaubte, kamen mit der zweiten
Welle zwey Hay_Fische, die ihm mitten entzwey rißen.
Noch merkwürdiger ist die Geschichte von der großen
Freundschafft zweyer Matrosen. Es waren ein paar
%.Englische Schiffe mit Steinkohlen nach Barbados gekommen,
die Matrosen mußten dieselbe aus dem Schiffe tragen
und um ihre Hemde nicht zu befleken, thaten sie es
nakend. Als sie es verrichtet hatten, gingen sie in die
See, sich zu baden und wieder zu reinigen. Auf einmal
entstand ein Geschrey: Schark. Scharck. d. i. auf
Englisch: Hayfisch. - Der eine von ihnen hatte nicht so
viel Zeit, sich gantz ins Boot hinein zu schwingen, sondern
die Hälffte davon war eine Beute des Scharken.
Sogleich der andre Matrose sein guter Freund ein
Meßer, und schwor, entweder dem Mörder seines
Freundes zu tödten oder in eben demselben Bauche be-
graben zu liegen. Er sprang ins Waßer und es war
wundersam zu sehen, wie erhitzt beide aufeinander
loß gingen, denn der Hayfisch war eben so begierig
/ auf
|F_128'
/auf ihn, wie er auf den Hayfisch. Er brauchte die Vorsicht
und kriegte den Hayfisch an eine Floß_Feder zu halten.
Da nun der Hayfisch, wie eben bemerkt ist, das Crocodill-
artige an sich hat, daß er um seinen Raub zu nehmen,
sich nach der Seite drehen muß, so konnte er den Matrosen
nichts anhaben, weil der Matrose, so offt er sich drehete,
sich immer mit drehete, indem er sich an der Floß_Feder
recht fest hielt. Mittlerweile brachte er den Heufisch
verschiedene Stiche bey, welcher denn zu wüten anfing,
worauf er ihn loß ließ, aber immer so faßte, daß er
ihn nichts anhaben konnte. Da er ihm nun so ziemlich
verwundet hatte, daß der Heufisch fast verblutet
war und anfing matt zu werden, so ging dieser
wieder ins Boot. Alle übrige Hayfische, die in der
Gegend waren, waren unterdeßen davon geflohen.
Man zog den verwundeten Hayfisch darauf ans Land,
schnitt ihm auf und fand die Hälffte des andern Matrosen
in seinem Magen, die denn sein Freund noch zu der
andern Hälffte legte, begrub und an seinem Sarge
recht fröhlich war. - Die Hayfische folgen beständig
denen Schiffen von Guinea, auf denen der Kauf der
Neger_Sclaven geschieht, denn da immer ein gut Theil
derselben unterwegens stirbt, so merkt der Hayfisch,
daß für ihn wohl etwas zu schmausen seyn möchte,
und folgt deshalb den Schiffen bis nach America und
wahrscheinlicher weise sind alle Heufische in America
/ von
|F_129
/von Guinea dort hinuntergebracht worden, weil es auf der
%.westlichen Seite von America keine giebt. Sobald etwas aus
dem Schiffe fällt, schlukt er es hinunter, als Beile, Meßer,
u. s. f. denn er hat nicht Zeit wegen seiner Begierde
zu untersuchen, was es sey. Um also verlohrne Sachen
wieder zu bekommen, darf man nur den Hayfisch fangen,
denn wenn einer da ist, so hat er die Sache gewiß im
Magen. Man trifft ihn im Mittelländischen Meer.
/Der Hammer_Fisch ist den Hay_Fisch in allem ähnlich, au-
ßer daß er ein paar dike Baken am Kopfe hat, so, daß
sein Kopf wie ein Hammer aussieht. - Der Manta oder
Makelfisch ist ein großer Rochen (Rochen sind PlattFische)
Er ist den Perlen_Fischern an der Americanischen Küste
sehr gefährlich, indem er einen Taucher wie in einem
Mantel ein wikelt und denn frißt. Der Taucher jedoch
kann sich mit einem Meßer auf eine geschikte Arth gegen
ihn wehren.
/Der Dorrinda ist ein goldgelber Fisch.
/Der Delphin ist ein gerader und nicht gekrümmter Fisch.
Wird zwischen den Tropicis angetroffen. - Fische, die
zwischen den Tropicis angetroffen werden, werden
tropical Fische genandt. Daß was die Franzosen
Delphin nennen, ist porcus. Dieser hat ein paar
Blase_Löcher. Mann giebt vor, daß er seinen Schwantz
über dem Waßer in die Höhe hebe und daß er taumelte,
wenn er auf dem Meer ginge, es ist aber falsch, son-
dern es komt her von dem Ansehen der Wellen,
/ indem
|F_129'
/indem immer Wechsels weise eine über ihn herüber
geht. Dieser Delphin mit Blase_Löcher ist ein gerader
Fisch, der %.eigentliche Delphin ist ein großer langer
Raub_Fisch.
/Noch haben wir einige Meer_Wunder anzumerken.
Das Meer enthält viele Dinge, die für uns seltsam
sind und vielleicht eine Menge von Geschöpfen, die wir
mit der Zeit erst entdeken werden. Mann hat aber
vor Alters vieles aus Fischer_Erzählungen ange-
nommen, daher sind Meerwunder gekommen, ob es
gleich nur Mährchen sind, die aus dem Gerede der
Fischer entstanden sind. Kein Volk verdient weniger
Glauben als die Fischer, und überhaupt ist es dem
gemeinen Mann einerley, ob er die Wahrheit sagt
oder nicht, wenn er nur durch die Geschichte belustiget
wird.
/Die Sirene oder die Meer_Jungfer hat etwas wahres
zum Grunde. Wird an der Küste von Nordwegen, da wo
der große Malstrom ist aber auch an der Küste von
Congo angetroffen. Er ist eine Arth von Platt_Fische,
hat ein paar Floß_Federn wie Menschen Arme,
hat große Ohren, am Kopf hat es eine große Schnautze,
gebiert lebendige Jungen zur Welt und hat völlig
ein paar Zitzen und also gewiße Aehnlichkeit mit
dem Menschen. - Die Portugieser eßen sein Fleisch
und nennen sie auch Meersau. Pantoppidan , ein
gegen den gemeinen Mann zu leichtgläubiger Ge-
schicht_Schreiber, führet unter andern an, daß zwey
/ Cliesten
|F_130
/die von Helsingör nach dem Kattegat gingen, ihn berichtet
hatten. Es sey eine große Windstille gewesen, wobei man
denn gemeiniglich die meisten Thiere auf der Ober_Fläche
des Meers hervorkommen sieht, weil, wenn es oben still
ist, es unten hell ist, denn sobald das Waßer unruhig
wird, ist es unten dunkel. - Da sey auch ein Thier wie
ein Mensch gestaltet, hervorgekommen, es sey immer mit
ihnen fortgetrieben, weil sie aber voller Furcht gewe-
sen wären, hätten sie angefangen ihre Ruder zu
bewegen. Darauf hatte es seine Baken angeblasen
und sei heruntergegangen. Diese Dinge bestätigen
sich bey keiner Nation, und können also nicht ange-
nommen werden.
/Die Rochen an den Flamländischen Küsten werden von
den Holländern häuffig gefangen, sie haben einen
Schwantz und sehr schwarze Stacheln. Es sind Platt_Fische
%.dergleichen die gemeine Flunder, die Schollen sind. Die
HollFlinder kann schon einen Menschen freßen. -
Die Stachelln aus den Schwäntzen der Rochen brauchen
die Wilden zu ihren Piken, womit sie einem gefährlich
verwunden können. Alle Platt_Fische haben die
Augen auf einer Seite, da doch sonst jeder Fisch die
Augen auf beiden Seiten hat. Die Seiten wo die Augen
sind, ist braun, die andere Seite ist gelb. Die Fische liegen
auf der gelben Seite, so daß die Augen oben sind, die
obere Seite ist braun, damit die andere Fische ihn nicht
/ gewahr
|F_130'
/gewahr werden, weil er denn mit den Boden gleiche
Farbe hat, wäre die hellgelbe Seite oben, so würde
er ihn bald entdeken.
/Der Zitter_Fisch, Torpedo. Krampf_Fisch. ist eine Art
von Rochen, hat ein paar Löcher am Halse und sieht
sehr ungestalltet aus, wird an den Küsten von Africa
und Franckreich in der Spanischen See gefangen,
Wenn er im Waßer ist, kan man ihn gar nicht anfaßen,
sondern man kriegt durch die Electricitaet, die die
Fische bey sich führen müßen, eine Erstarrung im
Arm. Eben daß erfährt man, wenn man ihn mit
einem Stok berührt, ja selbst durch das Netz würkt
die electrische Krafft, daher die Fischer lieber einen
gantzen Fisch_Zug fahren laßen, als ein Netz an-
faßen, indem ein Zitter_Fisch ist. Die Negers curiren
sich damit vom Fieber, indem man den Kranken
einen Zitter_Fisch auf den Bauch legt, wodurch er so
sehr betäubt wird, daß er das Fieber verliert.
/Der Zitter Aal. Jenatus Electicus wird in den
Surinamischen Gewäßern angetroffen, er hat den
Namen Aal, weil er nicht so recht flach ist, wie der
Zitter_Fisch. Dieser giebt %.würklich electrische Schläge
wie dieß durch viele mit ihm gemachte Versuche be-
stätiget ist. Wenn man ihm anrührt, bekomt man
keinen Schlag, weil electrische Sachen einander nicht
mittheilen. Berührt man ihn mit einer blechernen
Röhre, so kriegt man einen viel stärkeren Schlag
/ als
|F_131
/als gewöhnlich, wie dieses bei der Electrisir_Machine anzu-
treffen ist. Mann hat bemerkt, daß, wenn man ihn von
ohngefehr berührt, er keinen Schlag giebt und daß er beym
Berühren ein paar Muskeln an seinem Rüken runtzelt,
durch die die Electricitaet in andre Thiere übergehen kann,
er bedient sich dieses Mittels zur Vertheidigung gegen
andere Fische. Der größt Hayfisch wird ihm gewiß zu-
frieden laßen, weil er weiß, wie sehr ein solcher Schlag
alterirt. Er wird vom Magnet angezogen. Wenn man
ihm aufm Land in ein Gefäß gesetzt hat und den Magnet
dabei gehabt hat, ist er ganz matt geworden, wenn
mann wieder Eisen_Feil_Staub ins Waßer gesetzt hat
bekomt er seine vorige Krafft und Eigenschafft wieder.
Mann findet hin und wieder eine besondere Fisch_Arth:
/Die Rotz Fische. Sie sind roth und weiß, und sehen wie
ein Gallert oder Gilun aus. Menschen können an ihm
keine Organisation antreffen, doch bemerkt man an
ihm Magen und Eingeweide. In einer warmen Hand
zerschmeltzen sie, wie andere Gallerte. - In
Brasilien hat man gewiße Fische, die man Seegler
nennt, sie sehen aus wie eine große Seifen_Blase, sie
haben eine dünne Haut aufgesPannt, in die der Wind
bläßt %.und so seglen sie hin und her.
/Der Blak_Fisch. Tinten_Fisch ist merkwürdig durch seine
Tinten_Blase, die er aus_spritzt, sobald ihm ein anderer
Fisch verfolgt, wodurch er ihm das Waßer dunkel
macht und dadurch unsichtbar wird. Er hat viele Arme
/ aus
|F_131'
/aus dem Leibe hervor ragen, wie der Vielfuß. Er hat
einen Knochen, den man zum poliren braucht und
etwas aus dem Papier auszukratzen und der wie ein
Meerschaum verbraucht wird. Er hat keine Gräten,
sondern diesen eintzigen Knochen, indem alle Muskeln
vereiniget sind. Werden bei Italien angetroffen.
/Die Fliegende Fische fliegen mit den FloßFedern,
sie können aber nur solange fliegen, bis ihre Floߥ
federn troken werden. Sie können sich nicht sehr in
der Lufft wenden und fallen auf die Schiffe nieder.
Sie haben sehr viele Feinde in beyden Elementen:
in der See paßen die Duradas und Delphine ihnen
auf, und retten sie sich in ein ander Element, so werden
sie von den tropical Vögeln erhascht.
/Was die Stokfische anbetrifft. (sie heißen auch Cabliau)
so werden sie in sehr großer Menge bei Terre neuve
gefangen und zwar nur bloß durch Angeln, denn man
darf nur den Angel hinein werfen und den Fisch auf-
ziehen. Sie verschluken alles, was herabfällt, zu
gutem Glük findet man es bald wieder in eines oder
des andern Bauche. In eben so großer Menge kommen
die Herringe und dem Eis_Meer, und theilen sich in
3 Arme, wo sie denn auch in großer Menge gefangen
werden. Die Holländer wißen ihnen durch das Ein-
paken von allen andern den besten Geschmak zu
geben, und holländische Herringe sind darin von den
nordischen zu unterscheiden, daß die Holländer ihnen
/ die
|F_132
/die gantze Kehle ausschneiden, hingegen in Norden wird
nur etwas weggeschnitten.
/Was einige merkwürdige Fischereyen anbetrifft, so ist die
mit der Kropf_Gans zu merken, die in China üblich ist; man
schiebt %.nehmlich der Kropf_Gans einen Ring über den Kopf, und
schikt sie alsdenn nach Fische aus, komt sie nach Hause, so
ziehet man den Ring in die Höhe, und sie muß alsdenn
alle verschlukte Fische wieder von sich geben: Noch
eine merkwürdige Arth zu fischen, hat man daselbst,
deren man sich auch hier bedienen könnte, %.nehmlich beym
Mondenschein des Nachts, man schiebt einen Kahn, an deßen
Seite Bretter gantz schreeg genagelt sind, doch so, daß
die Wellen hinauf spielen können, den Kahn schiebt man
nachdem man die Bretter mit einem Silber Firniss, wel-
cher gläntzt, bestrichen hat, auf einen Strom oder Teich. Die
Fische sind nun beim Mondschein immer auf der Oberfläche,
erbliken sie nun noch die helle Stellen, so vermuthen
sie da Sonnenschein und spielen daselbst, und springen
wohl wenn sie weit genung auf den Brettern gekommen
sind, ins Kahn. Und auf solche weise werden sehr viele
gefangen.
/Der Spring_Fisch an der Küste von Surinam hat eine
spitzlaufende Schnautze, hiemit weiß er einzigen Tropfen
Waßer so geschikt auf ein Insekt zu sprützen, daß das
Insekt vom Blatt, wo es sitzt, ins Waßer fällt, wo er es
als denn verzehrt. Der Spring_Fisch in Neu_Holland geht
mit springen aus der See aufs Land, und frißt da,
und wenn er ein Geräusch merkt, springt er auf die
/ nehmliche
|F_132'
/nehmliche Arth wieder in die See zurük.
/Daß Chinesische Gold_Fischchen ist so groß als ein Grund-
ling. Das Weibchen hat eine Silber_Farbe, das Männchen
eine Gold_Farbe. Auf dem Leibe hat es rothe Stellen. Der
Schwantz ist wie ein goldner Qvast. Die Chineser halten
ihm in Porcellain in ihren Zimmern und füttern ihn mit
Semmell, indem die Fische in die Höhe kommen und ihnen
aus der Hand freßen. Es wäre gut, wenn man auch
bei uns Fische in der Stube hielt, wie man doch andere
Thiere hält, da die kleinen Fische angenehme Thiere sind.
Ueber dieses Veränderungen des Wetters anzeigen.
Man muß ihn aber das Futter nicht ins Waßer werfen,
weil das Waßer davon schleimig wird und ihre FischOhren
verstopft, dieß sind die Lungen der Fische, denn so, wie
bey uns alles Blut durch die Lunge geht, so gehts auch
bey ihnen durch die FischOhren, branchia, und sie
ziehen auch Lufft_Theile in sich.
/Wir kommen zu den großen See_Ungeheuer, die aber
wohl mehr die Imagination der Menschen erschafen
hat, hiezu gehört der Krake und der See_Wurm.
/Pantoppidan, ein sonst guter Natur_Forscher, der aber
dem gemeinen Mann zu viel glaubt, schreibt davon,
und zwar wird von ihm der Krake so beschrieben:
In Bergen würde einer, der nachfrägt, obs auch Kraken
gäbe, eben so behandelt: als einer der fragte. Obs auch
Hechte gäbe: sie gaben Acht drauf, wenn sie aufs fischen
gingen, und von dem, der einen guten Fisch_Zug gethan
/ hat
|F_133
/hat, sagt man, er habe über den Kraken gefischt, denn
wenn das Boot nicht so tief als an andern Stellen gehet, sagen
sie, daß ein Crake unten liege, über dem sich eine solche
Menge Fische versamleten, daher kämen die guten Fisch¥
Züge. Wenn er über dem Waßer hervor käme, kämen erst
Sachen wie große Bäume hervor, hernach der Cörper, der
wohl eine Viertel Meile im Umkreise «k»hätte, indem ihm
eine Menge Fische vom Leibe herunter rollten. Wenn
denn ein KriegesSchiff da läge, würde ers in den Grund
bohren. Wenn er in den Grund gehe, mache er einen
Strudel, wodurch Schiffe verschlungen werden und scheine
eine Ungeheure Medusen-Arth zu seyn. D. i. ein Thier
daß viele Arme und keinen rechten Leib hätte und
führet Fälle an, daß Kraken in einem Strom steken
geblieben sind. u. s. f.
/Der See_Wurm soll eine große See_Schlange gewesen seyn
die er so beschreibt, daß sie diker sey, als das größte
Wein_Faß, die Augen sind so groß, als ein paar zinnerne
Teller, der Kopf sey ein Pferde_Kopf gestalltet. Die Fischer
wenn sie ihn begegnen, suchen sich gegen die Sonne zu
wenden, denn die Sonne blende sie. Er würde im Stande
seyn, daß größte Schiff in den Abgrund zu ziehen. Seine
Biegung gehet über das Waßer weg und ein Boot würde
er ersäufen, daß unter diesen Biegungen durchgehen
wollte, wenn er plötzlich eine andere Biegung an-
nähme, daher müste man ihn anstoßen, worüber er
erschreke und in den Grund herab gehe. Mann kann
/ aus
|F_133'
/aus diesen Umständen die Falschheit der Erzählungen
abnehmen. Die Biegungen der Schlangen sind auch
bei den Land_Schlangen nie über der Erde, erhaben,
sondern flach auf der Erde, daher auch die Schlangen
alle falsch gemahlt sind, wo die Biegungen über der
Erde erhaben sind.
/Zu den SchallThieren gehört die PerlenMuschel. Der
erste Fang geschiehet im Persischen Meerbusen an der
Arabischen Küste bey Bahama und Aruus. Die zweite
Perlen Fischerey ist bey Ceilon, daß Madera gegen über
liegt. Die 1te ist die vornehmste, aber jetzt unterbrochen,
denn wegen der Arnuchi können die Perser den Busen
nicht gegen die Araber in Sicherheit setzen. Daher ge-
schiehts, daß die Engelländer den PerlenFischfang, den
sie ehedem hier verrichtet hatten, nun aufgehoben haben;
und er wird an der Küste Ceilon am meisten getrieben.
Die Holländer, die Ceilon besitzen, machen alle Jahre
bekandt, wenn ein PerlenFang gehalten werden soll,
da kommen denn viele Menschen, die auf ihr eigen
Conto fischen, sie müßen sie aber alle an die Holländer
verkaufen, indem sie kleine nach Untzen; größere
Stükweise behandeln. Man sortirt sie dadurch, daß
man sie durch Siebe sichtet, %.nehmlich durch Löcher, die man
in Pergament eingegraben hat, und die kleine durchfallen
die andre bleiben oben, und so werden sie denn be-
zahlt. Ohngeachtet des heißen Clima, erfrieren sie doch
so sehr, daß sie, sobald sie heraus kommen, sogleich ans
/ Feuer
|F_134
/Feuer laufen müßen. Im Persischen Meerbusen, banden
sie sich beym herunterlaßen Cugeln an die Füße,
um desto eher herunter zu kommen. Bey Ceilon ist das
nicht. Sie sind so erpicht auf den Fang, daß sie sich unter
dem Waßer, wenn einer dem andern Perlen weg-
fischt mit Meßern verwunden. Mit diesem Fangen
sind einige 100 Menschen beschäfftiget. Hernach breiten
sie diese Muscheln am See Strande aus, welches denn
sehr stinkt, wenn das Fleisch an zu faulen anfängt, und
die Lufft an der Küste ist zu der Zeit so ungesund,
hernach thut man diese Muscheln in Fäßer und das
Fleisch verwandelt sich denn in Schleim.
/An der Küste von Mexico nach der Seite von Californien
ist auch eine solche Perlen_Fischerey, aber hier sind die
Perlen nicht so gut, als in Asien. Die Perlen sind
von Natur sehr unregelmäßig und haben gar nicht
die gleichförmige Gestalt, sondern sind ekigt, ab ge-
schliffen können sie nicht werden, weil sie aus Schaa-
len bestehen, die sich in dünne Rinden über einander
gesetzt haben, man würde sonst die Schaalen da-
durch zerschneiden, wenn man also schon gantz
regelmäßige Perlen sieht, kann man schließen,
daß es falsche sind. - Die falsche Perlen bestehen
aus Glaß, welches von großer Dünne ist. Nun
hat man eine kleine Arth Fische, die mann schuppt, %.und
denn die Schuppen im Waßer faulen läßt, weil sich
/ die
|F_134'
/die Schuppen in immer noch kleinere auflösen, man
bemerk %.nehmlich an allen Fischen durch das Microscopium
Reifen, wodurch man das Alter des Fisches sieht, so
wie man eben daß an den BaumRinden sehen kann.
Diese Fisch_Schuppen haben eine PerlenMutter_Farbe.
Dies Waßer nun mit den aufgelößten Schuppen_Blättchen
wird in einem Gummi gethan. Denn nimt man eine
gläserne Kugel, drehet sie darin herum, so daß sich
diese Blätterchen an die gläserne Kugeln ansetzen
die denn mit Wachs ausgegoßen werden. Sie sehen
denn so schön aus, wie die wahre Perlen, doch ihre
Regelmäßigkeit verrätht ihre Unächtheit. Mann er-
zählt von Perlen in Peru, die 100.000 Livres gekostet
haben sollen und man brauchte sie ehedem sehr in
Kronen. Eine in der Persischen Krone, war von
der Größe einer Olive und zog kein Waßer. Sie
nahm keine Unreinigkeit an, doch hat die Nachfrage
nach Perlen sehr abgenommen, so wie bey uns nach
Börnstein. Die Perlen verlieren nach und nach von
der Schönheit und sind sehr zerbrechlich, man sucht
gegenwärtig den Schmuk in Steinen, die fester sind,
und nicht durch Reiben ihre Politur verlieren. In
Asien sind doch noch Leuthe von aller Welt so abge-
sondert, daß sie große Unwißenheit zeigen. Denn
als 1758 eine Caravanne, die von Constantinopel
ging, von Arabern überfallen wurde, und die Araber
/ auch
|F_135
/auch viel Perlen erbeuteten; so warf ein Araber, der sie
vor Erbsen ansahe, sie in den Topf und wollte sie kochen.
Da er aber sah, daß sie nicht weich werden wollten,
warf er sie als eine unnütze Speise weg. - Man ist
noch in Zweifel, wie Perlen entstehen, und was sie sind.
Einige sagen, es sey der Same der Muschel darin ent-
halten, weil alle Fische, die kalt Blut haben, sich durch
Leich generiren (Fische, die kein kalt Blut haben, begatten sich
mit %.ordentlichen Menbris, Gentalibus) der Leich muß sich
aber von beyden Geschlechtern miteinander außerhalb
dem Leibe vermischen, denn bey den Fischen %.Männlichen
Geschlechts findet man kein membrum genitalem
und die Milch vermengt sich mit dem Rögen außerhalb
dem Leibe, doch reibt das Männchen dem Weibchen
unter dem Bauch, worauf es den Rögen fahren läßt,
den er mit seiner Milch besPrützt und mit dem Schwanze
beglätschert; Ehedem, als man daß noch nicht wuste,
war es schwer Karpfen in einem Teich zu unterhalten,
jetzt aber nimt man ein Weibchen und Männchen her-
aus, streicht dem Weibchen auf seinen Bauch, daß es
seinen Rögen fahren laßen muß, thut eben das mit
dem Männchen und vermengt alsdenn diesen Leich,
so ist er fruchtbar. - Die Perlen wären auf die Arth
ordinairer Leich: - Bisweilen ist die Perle im Fleisch
offt in der Schaale, daher meinen eigene, daß wenn
die Muschel irgendwo durch ein SandKorn verwundet
/ ist
|F_135'
/ist, so schwitze von ihr ein solcher Safft aus, als der ist,
wovon die Schaale generirt ist, dadurch erweitere sich
die Schaale und bekleide denn dieses SandKörnchen
mit einer Schichte von dieser PerlMutter_Materie
nach der andren. Dieß scheint auch sehr wahrscheinlich
zu seyn, denn auch der Hirsch und Bezoar hat immer
eine Materie zum Grunde, die nicht aufgelößt wer-
den kann, an die sich doch eine steinigte Materie
ansetzt. - Bey jedem Geschwür des Menschen hat die
Natur sorgfältige Canäle angebracht, um gleich die
eiternde Materie abzuleiten p. p. Man findet auch,
daß durch einige Muscheln ein Loch gehet, indem klei-
nere sich durch größe hindurch bohren, und darin
steken immer die Perlen, da, wo die Löcher gebohrt
sind. - Der Ritter Linneé hat ein Mittel angegeben
es zu machen, daß Muscheln Perlen geben, und daß
Muscheln, die keine haben, welche bekommen müßen:
Er wurde deshalb in den Adelstand erhoben, er hat
das Geheimniß aber verschwiegen, %.vermuthlich weil
er sich dadurch am Schwedischen Hofe verbindlich
machte. - Die Materie der Perle ist mit der, der
Muschel_Schaale von einerley Arth; Daß sie sich in Eßig
auflösen laßen, ist begreiflich, denn alle kalkartige
Substanzen lösen sich in der Säure auf. Wenn Aertzte
%.pulverisirte Perlen verschreiben, so ist dieß nur eine
bloße Charlatanerie, denn es ist nichts weiter als
/ Kalk
|F_136
/Kalk, welcher Säure absorbirt. Gemeine Kreide thut
dieselbe Dienste und der Apotheker soll vielleicht den
Profit genießen.
/Die Purpur Schneke war bey den Alten unter den Namen
Murex sehr berühmt. Mariti, der Consul in Toscana
war, macht eine Beschreibung und Abbildung der Murex
auf Cypern. Sie hat einen rothen ins blaulichte fallende
Safft. Es frägt sich. Wie hat der Purpur der Alten aus-
gesehen? Wenn wir ein Tuch erfinden könnten, so würden
wir es gewiß sagen können, denn aus puren Beschrei-
bungen laßen sich die Farben nicht kentlich machen.
Aber glüklicher weise hat sich in Herculanum ein
Zimmer mit Gemählde vorgefunden in Tresio ge-
mahlte Stüke, wovon auch einige ins Cabinett des
Königes von Neapel aufgenommen sind. Hier ist unter
andern ein Triumphator, der einen Purpur_Mantel
umhaben müste, da sich nun alle Farben sowohl ge-
halten haben, so kann man urtheilen, daß dies die
%.eigentliche Farbe des Purpurs der Alten ist. -
Winckelmann beschreibt sie, wie Weinblätter, die
vom Frost berührt sind. - In Mexico findet man
Purpur_Schneken, von der Arth hat man aber nie ein
gantzes Zeug davon gefärbt gehabt, denn eine Muschel
hat nur immer einen Tropfen, und sie sind auch nicht
in großer Anzahl.
/Unter den Austern sind in China von ungeheurer
/ Größe
|F_136'
/Größe. Eine einzige Schaale wiegt 2 Centner, davon
man zu Coppenhagen eine aufweißt. An der Küste
von Java finden die Holländer in der See an einen
Felsen ein Chamo sitzen. Ein Matrose, der sein Fleisch
fühlen wollte, faßte aus Vorwitz, als er die Schaale
aufmachen, hinein, aber er kniff zu und er muste sich den
Arm sogleich abnehmen laßen, Denn nach Proportion
der Größe ist auch die Stärke größer. - Es ist unglaublich,
was Plinius von den Affen sagt, daß sie, wenn sie eine
See_Muschel finden, so gescheit wären, nicht gerade zu
in die See_Muschel hinein zu greiffen, um %.nehmlich nicht
gekniffen zu werden, sondern vorher einen Stein
hinein werfen, daß sie sich nicht wieder schließen
kann. Eben so wenig Glauben verdienet es, wenn
er sagt, daß ein Hund, der Oehl habe naschen wollen;
so lange Steine in den Krug geworfen habe, bis das
Oehl in die Höhe gekommen sey.
/Der Bohr_Muschel, Faladen, sind eine Gattung Muschel
die auf der Ober_Fläche des Meeres fließen und sich in
die Felsen bohren, %.anfänglich sind sie klein, in Felsen
wachßen sie hernach größer, indem sie sich immer
tiefer hinein bohrt und verliert sich am Ende so, daß
man sie gar nicht mehr in der Oeffnung vermuthet.
Ihre rauhe Haut ist %.hinlänglich genug, um die Steine
abzureiben, %.vermuthlich aber sinds nur Kalkarten,
woraus der gantze Appenin und die Felsen am
/ Adriatischen
|F_137
/Adriatischen Meer bestehen, denn vom Granit und Kiesel
ists nicht zu glauben, daß eine Muschel, deren Schaale
doch nur Kalkartig, einen Feldstein werden zerreiben
können.
/Balanen: Eine Arth Muscheln, die in einem Stein %.würklich
wohnt. In der Mitte eines Steins %.nehmlich ist eine kleine
Muschel, die die Eigenschafft hat im Finstern zu leuchten.
%.Vermuthlich hat sich da auch die junge Brut, so wie bei den
Faladen eingegraben und kann denn nicht zurük
kommen. - Greuner, einer der besten Beschreiber der
Alpen_Gebürge führt an, daß man in einer Höhe von
5.000 Fuß in einerley Horizont eine gantze Linie
siehet, wo alles voller Löcher ist, <in> die sich Faladen hinein
gebohrt haben. Da diese nun immer auf der Ober¥
Fläche der See gehen, so muß die See ehemals
5.000 Fuß höher gestanden haben, und zwar lange
Zeit, weil die Faladen viel Zeit gebrauchen, um sich
einzugraben. Dies ist einer der größten Beweise;
daß das Meer sich Jahrhunderte lang in einem so
hohen Stande müße verweilet haben.
/Der Pfahl_Wurm thut den Schiffen und den Pfählen
vielen Schaden. Gantz Amsterdam war seinetwegen
einmal in großer Angst, denn sie fanden sich in den
Pfählen ein, worauf ihre Häuser gebaut sind. Sie
haben Schaalen und bohren sich gleich den Faladen ins
Holtz hinein; deswegen beschlägt man jetzt die Schiffe
/ in
|F_137'
/in Indien mit Kupfer, da können sich die Muscheln theils
nicht durchbohren, theils tödtet auch der Grünspann,
den das Kupfer bey sich führet, alles Ungeziefer.
/Die NagelMuschel ist eine große Muschel, in der man
einen kleinen Krebs, der TaschenKrebs findet, der gantz
ruhig drinn liegt, wenn sich nun die Muschel geöfnet
hat und ein ander Insekt sich hinein macht, so kneift der
Krebs sie, zu erinnern sich zu zuschließen. So erhalten
sie sich beständig von Insekten und werden sich ge-
meinschafftlich. Die Sache wird von glaubwürdigen
Leuthen bestätiget, ob sie gleich unwahrscheinlich ist.
Mann spricht von giftigen Muscheln, sollte man %.dergleichen
gegeßen haben, so hebt ein Schlag Eßig den gantzen
Schaden wieder auf. Woher komt aber das Gifft von den
Korallen, eines See_Insekts, daß 5 Strahlen und viele
kleine Füße hat, diese findet man offt in den Muscheln
und ihr Leich, wenn er in die Muscheln komt, vergiftet
sie so, daß es eine kleine Alteration im menschlichen
Cörper macht, obgleich der Mensch noch nicht stirbt.
Deshalb hat man in Holland die Muscheln am liebsten;
die sich an die Pfähle ansetzen, die unten im Sande
liegen, bringen offt etwas von den Leich der Ko-
rallen mit sich.
/Korallen sind jetzo auch nicht mehr in einem so sonder-
lichen Werth, indem werden sie in allerhand Figuren
/ gearbeitet
|F_138
/gearbeitet, es sind aber nichts anders, als gebundene
von See_Insekten, die an den Corallen_Zinken
herab wachßen, daß gantze Gebäude ist voller Löcher,
und in jedem Loch stekt immer ein Polype, die sobald
sie in ein %.ländliches Waßer gesetzt werden, ihre Füße
ausstreken. - Die gantze Substanz der Corallen ist
kalkartig, mann hat weiße und rothe, und es ist
alles nichts weiter, als Gebäude von See_Insekten;
wenn man nun bedenkt, daß große Corallen_Felsen
an den Küsten von Neu_Holland herum schwimmen, so
kann man denken, wieviel Zeit dazu gehört haben
muß, ehe die See_Würmer eine so große Substanz
zusammen gebracht haben, vielleicht auf die Arth, wie
die Muscheln ihre Zahle erzeigen. - Die Indianer
schneiden allerhand hübsche Figuren heraus.
/Von der MuschelSeide glaubt man, daß sie ein Mittel
wieder die Gicht sey, sie wird in Palermo angetroffen
und ist ein Product der Pinna manna, die sich bey
Messina aufhält, sie hängt sich %.nehmlich mit gewißen
Fäden, die sie aus sich selbst nimmt, an die Felsen an,
die Seide siehet braun aus und würde an sich
grobe Strümpfe geben, aber des Vorzugs wegen,
den sie haben soll, wird sie gesucht.
/Der Mantilus hat viele Windungen, die alle in
den Kelch der Muschel hinab gehen, er hat viele
/ Klammern
|F_138'
/Klammern, die er, wenn er Lust, oben zu schwimmen hat
ausPumpt, denn in die Höhe kömt und das übrige
ausgießt, hierauf schwimmt er, wie ein Schiff, indem er
eine Haut wie ein Segel aufspannt und damit hin und
her fährt. Sobald er etwas gefährliches merket, legt
er sich auf die Seite, läßt Waßer hinein laufen und
geht in die Tiefe. Kauris, sind kleine Muscheln; die
mann auch Porcellain Muscheln nennt; Als die Europäer
das Erden_Zeug der Chineser zu erst sahen, so nandten
sie es von diesen Fischen, weil es damit eine Aehnlichkeit
hat, Porcellain. Und jetzt nennt man die Fische von dem
Porcellain so. Sie sind so lang als ein Glied vom Finger.
und 1 Zoll dike und inwendig wie eingezakt. -
/In Ostindien und Africa gelten sie statt Müntzen
und ohngefehr 10 davon gehen auf unsern Schilling
wofür sie allerhand kleine Sachen einhandeln. Mann
fischt sie bei den Maldivischen Inseln, und sonst haben die
Maldivier fast nichts verkaufen. Man braucht sie in
Bengalen, und da sie sie doch nach und nach verlieren, so
gehen immer ein paar Schiffe und holen neue; anfänglich
wurden sie in Africa gebraucht, da aber die Negers
sahen, daß die Europäer sich nichts daraus machten, so
laßen sie solche auch fahren. Sonst nimmt auch man noch viele
Sachen vor baar Geld an; bey vielen Indianern sind
Kokos_Nüße dazu bestimmt. - Ferner in Guinea hat mann
/ eine
|F_139
/eine Braune Frucht, eine bittre Mandel. - Die Indianer,
von Nord_America, die Granader haben eine Gattung
wahren, die ihre größte Kostbarkeit ausmachen, %.nehmlich
eine Muschel, die entweder weiß oder violett ist, diese
reihen sie auf kleine gedrehte Walzen auf. Eine solche
Muschel heißt Vampuer. Eine Reihe heißt
Gürtel.
/Zu den Insekten, die außerhalb unsern Welttheilen
angetroffen werden, gehört die Rena %.Medinensis Faden-
Wurm auch Gobub rilla genandt, der Wurm ist so fein,
wie der feinste Faden, einige Zoll lang. Dieser komt
in die Waden des Menschen und arbeitetet sich immer
tiefer hinein und wächßt hernach immer größer. Die
Entzündung, die daraus entstehet, ist sehr gefährlich.
Wenn man ihn wegschaffen will, muß man ihm be-
hutsam allmählig beym Kopf heraus ziehen, würde
man ihn zerreißen, so würde der Wurm, der nichts
als ein Schlauch vieler anderer Würme ist, die gantze
Brut auslaßen und die Wunde unheilbar machen.
Gantz ist dem %.südlichen America der Nigue, von den Englän-
dern Schik genandt, eigen, dieser ist ein Floh, der sich
hinter die Haut ins Fleisch hinein arbeitet, wächßt und
immer größer wird. Man muß ihn samt dem Fleisch
ausgraben und das Thier ja nicht zerdrüken, weil
es den kalten Brand verursacht. Ein Missionarius,
dem %.dergleichen arrivirte, glaubte sich zu helfen, wenn er
/ bey
|F_139'
/bey der gelehrten Gesellschafft zu Paris angelangt
wäre, er muste sich aber den Fuß, auf dem halben
Wege abnehmen laßen, denn auch dieses Thier ist
voll junge Brut, die den Cörper des Menschen zu
durchgraben anfangen.
/Der Loge ist ein Insect von der Größe einer Wanze,
und hat eine äußerst dünne Haut, wenn ein solches
Thier einen Indianer, so faßt er nicht hin, um es
wegzunehmen, sondern bittet einen andern, es
wegzublasen, denn das Blut des Thieres brennt
entsetzlich und ist sehr gefährlich. - Die Musquitos
sind schädliche Müken in Ost_Indien und Panama.
Die Naturforscher unterscheiden sie noch von den
gewöhnlichen Müken.
/Der Kakerleit sieht aus wie ein Käfer, stinkt ab-
scheulich, beißt und frißt weg, was er findet.
/Die Stech_Fliegen in America und alle die genandte
Thiere machen, daß die Menschen sich ohne Verschläge
nie recht sicher schlafen legen können, und die Indi-
aner, die dies nicht haben können, müßen sich beinahe
im raum versenken. Diese alle kommen von den
unreinen und sumpfigten Boden her, und die Natur
hat dadurch gleichsam befehlen wollen, daß er den
Boden austroken soll, der ihm schädlich ist. - Mann
hat gefunden, daß, sobald man einen Boden ausgetroket
/ hat
|F_140
/hat, sich das Ungeziefer dadurch verlohren hat. Es ist
schlimm, daß wir uns selbst Ungeziefer auf den Hals
bringen, so haben die Rußen die Taraanen nach Eu-
ropa gebracht. Sie haben Aehnlichkeit mit unsern Haus-
Grillen, sie verzehren die Lebens_Mittel der Menschen.
Da jemanden in der Höhe schlief und vielleicht zu viel
stark Getränke zu sich genommen hatte, wurden ihm
die Ohrlappen weggefreßen. Und dem ohngeachtet
setzen die dortigen Leute noch eine Arth von Heiligkeit
in dies Thier und erlauben sich es nicht zu tödten,
so wie unsere Bauren keine Haus_Grillen verfolgen
werden, weil sie glauben, daß sie ihnen Glük ins
Haus bringen werden. Jetzt heißt es, die Rußen
hätten vo«m»n China ein kleines Insekt mitgebracht, daß
%.vorzüglich der Zunge %.schädlich seyn soll, indem es dieselbe
durchfrißt.
/Der Tausend_Fuß ist eine Insekt, wie eine Raupe ge-
stalltet, hat einige hundert Füße, der Stich deßelben,
wenn er nicht tödlich ist, zieht doch ein Fieber nach sich.
Der Ritter Linneé studirte zu Lund und gedenkt eines
Thiers daß von der Dike eines Fingers, von der Länge
eines Zolls sey, aber roth und mit subtilen Haaren
besetzt. Er nennt es fana infernalis. Es fiel auf ihn
zu, er wurde aber noch gerettet. Er sagt, es bohre sich
gleich in die Haut ein, woraus eine Entzündung ent-
stehe, die total wäre, und selten käme ein Mensch
davon. Er führt verschiedene Fälle an, wo Menschen
/ davon
|F_140'
/davon gestorben sind. Jetzt aber will man an der
Existentz dieses Thieres zu zweifeln anfangen, weil
es nicht nirgends vorfindet. Der berühmte Pallas
der auf Befehl des rußischen Hofes Merkwürdigkeiten
in Sibirien aufsucht, sagt: daß müße das Thier seyn,
was die Thiere, die sehr wenig behaaret sind, als das
Pferd, Mensch p.p. auf der Stelle tödtet, da hingegen
ein Schaaf davor gar nichts zu befürchten habe. -
/Die Wander_Ameise, die man auch Tarante nennt, ist eine
große weiße Ameise, die sich in der Wüste von Africa
aufhält. Sie baut daselbst einen Hauffen, der aus weißen
Thon besteht und Kugelförmig ist und ein Thor hat. Offt
kommen alle die Ameisen aus der Wüste in die Dörfer
und Städte in großen Schaaren. Denn fliehen die
Menschen, weil sie, wohin sie kommen; alles verzehren
und auch Menschen angreifen würden. Im Grunde
aber die Menschen gerne ihre Ankunfft, denn sie
verzehren alles Ungeziefer bis auf die kleinsten
Gewürme und machen Kasten auf. Wenn man nun
weiß, daß sie abgezogen sind, komt man zurük %.und
findet sein Haus von allem Ungeziefer, Mäuse und
Ratten gereinigt.
/Die Heuschreken. die in der Türkey so großen
Schaden thun, ist sehr groß und hat die seltsame Eigen-
schafft, immer nach Norden zu ziehen, außer da, wo
ihr ein Gebürge entgegen stehet, weshalb sie ihren
/ Zug
|F_141
/Zug unterbrechen muß. Anfänglich zweifelte mann,
ob die Thiere, die Johannes gegeßen, %.würklich Heu-
schreken gewesen und einige Exegeten wollten
Krebse daraus machen, bis man nachher erfuhr, daß
die Heuschreken noch bis diesen Tage, welche eßen.
Ludolff, die die Beschreibung von Abessinien geschrieben
hat, kochte dem Rathe in Franckfurth ein Gerichte Heu-
schreken und zwar von diese, die 1693 Deutschland
verwüsteten; die mit Eßig und Pfeffer abmachten und
ihnen sehr gut schmekten. Worauf sie fallen, verzehren
sie alles und die Verwüstung, die sie anrichten, ist
die schreklichste. Bei uns dauren sie immer über
das 2te Jahr.
/Alles was ehedem von der Tarantel Spinne erzählt
wurde, ist Gaukeley. Alle Beobachtungen wiederlegen
es. Daß die %.vorgebliche Spinne, durch deren Stich die Tanz-
Tollheit entstehen soll, zu welchem Tanz man auch Stüke
componirt hat, dadurch die Menschen in Schweiß gerathen,
und das Uebel vergehen soll, sey nichts.
/Es ist eine FeldsPinne, und die Leuthe auf dem Felde
werden am wenigsten davon angegriffen, sondern
die Leute, die ein Sitzleben führen und dabei schlechtes
Waßer trinken, verfallen in Krankheiten, aus denen
hysterische und hypochondrische Zufälle entstehen,
wobei sich denn auch solche Zufälle des Tanzens ehedem
können zugetragen haben. In Häusern ist die Spinne
gar nicht, sondern bloß eine Feld_Spinne. In der
/ Folge
|F_141'
/Folge aber gabs Gaukler, die dies nach gemacht
haben.
/Von den Bienen geben einige Naturforscher vor, daß
wenn man sie in ein wärmer Clima gebracht hätte,
so hätten sie keinen Stok formirt, sondern sich zer-
streut, indem sie auch nicht nöthig hätten, sich Vorrath
auf den Winter zu sammlen. Aber wie kann ein
solches Thier nach Reflection handeln? Mann hat
aber im Gegentheil Nachricht, daß sie selbst am
Senegal ihre Stöke bauen und man hat vielleicht
Wespen davor angesehen, die der Weiser dieser Bienen
mag verlohren haben. Ehedem sind keine Bienen
in America gewesen.
/Die Cochenille. Baum Wanze ist so groß, wie eine
Wanze, breitet sich auf die Blätter eines Indianischen
Feigen_Baums aus, von da man sie mit Borsten
abkehrt und denn in einen Bakofen sterben läßt.
Mann muß aber dabey behutsam seyn, weil sie sonst
ihre delicate Farbe verlieren. Durch ein Microscop
wird mann öffters noch gewahr, daß die Thierchen
Füße und Kopf haben, wenn sie zu uns herüber ge-
bracht werden.
/Die 2te rothe Farbe aus dem Thierreich ist das Gummi
Lak. - Daß aus Ostindien und Mungalen gebracht
wird. Mann stekt %.nehmlich große Bäume in die Erde,
an denen denn eine große Arth Ameisen, eine Arth
Gummi (nicht Wachs) in Zellen, wie die Bienen ver-
fertigen. In diesen Zellen generirt sich endlich eine Made
/ die
|F_142
/völlig roth ist, und da sucht mann denn, ehe sich die
Raupe verwandelt hat, dieses Gummi abzubrechen
und in heißen Waßer werden alsdenn die Maden
abgesondert und drükt sie durch Leinwand.
/Die 3te rothe Farbe aus dem Thier_Reich ist die Purpur
Schneke, die Preußischen Körner, coccus poloneus.
in Pohlen und West_Preußen sind gewiße Körner, die
sich an Erdbeeren_Kraut ansetzen und die nur im Julio
gesammlet werden. Es ist nichts weiter, als eine Made,
die ein Insekt in ein Blatt hinein gelegt hat. Die
Türken sollen sich nach der Pohlen Bericht, sehr darum
bemühen, vielleicht um das Türkische Garn damit
zu färben, von dem man noch nicht eigentlich weiß, wie
sie die Farbe zubereiten.
/Von den Schlangen hat man viel wundervolle aber
auch wahrhaffte Beschreibungen. - Fliegende Schlangen
oder Drachen giebts gar nicht und man kann nicht be-
greiffen, wie sie in die Immagination des Menschen
gekommen seyn müßen. Die Chineser haben alle ihre
Tapeten mit großen Drachen bemahlt. Mann hat
wohl fliegende Eydechßen, dieß sind kleine und niedliche
Thierchen, die andern Eydechßen so ähnlich sind, wie
Fleder_Mäuse den andern Mäusen: Sie sind mit einer
Haut an den Füßen versehen, die sie aussPannen und
sich damit ein wenig in der Lufft erhalten. Mann nennt
sie daher Dracun culi. In den heißen Ländern giebts
sehr große Schlangen. Eine Haut, die Wanckroff aus
/ Guinea
|F_142'
/Guinea mitbrachte, war 30 %.englische Fuß lang. -
Braconstraktor heißt er, weil er große Thiere und haupt-
sächlich den Tieger dadurch umbringt, daß er sich um sie
herum schlingt; zusammen drükt und die Knochen zerbricht.
Wenn sie gantz zerdrükt hat, belekt sie ihm und schlukt ihn
gantz hinunter. In Ceylon giebts Schlangen, die gantze
Menschen verschlungen haben. An einem kleinen Reh müßen
die Schlangen gemeiniglich sterben, weil es die Eingeweide
der Schlangen beschädigt. Die Zauber_Krafft der
Schlangen bestehet darin, daß dieß äußerst langsame
Thier die Eigenschafft hat, andere behendere Thiere gantz
%.schwindlich zu machen und außer Stand zu setzen, sich auf
die Flucht zu begeben. Von dieser Arth ist die δ_Lücke
δ_Lücke Klapper_Schlange
im %.nördlichen America. Sie heißt so, weil die verschiedene
Gelenke ihres Schwantzes mit einer diken Haut bezogen
sind, die bei trokenem Wetter krachen, oder ein Getöse
wie eine Tonne machen. Sie ist sehr lang und entsetzlich
dik, kan nicht sPringen und reicht einem Menschen, wenn
sie sich aufrichten, höchstens bis ans Knie, sieht sehr
%.fürchterlich aus und kein Mensch soll sie ohne Grauen
ansehen können, wenn sie ihre rothe Augen gerade auf
ihn abzielt. Bewegt sich der Mensch, so sPringt sie zurük, steht
er still, so sitzt sie auch mit unverwandten Augen ihm
gegen über. Durch ihre Zauber_Krafft frißt sie Vögel
/ und
|F_143
/und Eichhörnchen, die sie auf keine Weise anders kriegen
kann. Peculm sah eine Klapper Schlange ein Eichhörnchen
gegen über sitzen, daß auf einem «R»Baum saß, ängstlich
von einem Zweige zum andern sPringen, sprang
%.endlich auf niedrige Zweige herunter und fiel am Ende
gerade an der Klapper_Schlange hinunter, die es be-
lekte und herunter schlukte. - 2 Engelländer sahen
einen Haasen vor einer Klapper_Schlange hin und her
laufen, sie paßten die Zeit ab, und gerade, da sie den
Haasen hinunter schlukte, schnürten sie sie mit Schlingen
und practisirten sie in einen Sak und brachten sie auf
daß Schiff. Die Matrosen, die sie sehr gut nach England
hätten hinüber bringen können, da das Thier auf 3
Wochen (denn so weit waren sie von London) mit den
Haasen %.hinlänglich gefüttert war, aber sie hatten einen
solchen Abscheu vor dem Thier, daß sie sie tödteten und so
überbrachten. - Der Hauch der Schlange muß doch in
gewißer Weite etwas beneblendes Haben, einem
Menschen kann dies wohl nicht schaden, aber kleine
Thierchen, die feinere Organen haben, können doch wohl in
eine Betäubung fallen. Solche Schlangen können sehr
wohl gegeßen werden, ihr Fleisch hat mit der Aale
etwas ähnliches. Daß Gift der Schlange wird in einer
aparten Drüse separirt. Sie haben auch ganz aparte
Gifft_Zähne, die im Kinnladen nicht fest steken, wie
die Beiß_Zähne, sind hohl und durch dieselben gehet das
/ Gift
|F_143'
/Gift aus der Drüse durch in die Wunde, es ist schädlich, wirds
aber hin unter geschlukt, so schadet es nichts. Wunderbar
ist es, wie erstaunlich schnell das Gift tödtet, indem offt
kaum eine Minute Zwischen_Zeit dabei ist, indeßen kommt
doch vieles auf die Species der Schlangen und Hitze des
Climas an. Von dieser Arth Gift Schlangen ist nun
die Klapper_Schlange. Die Schweine freßen sie ohnge-
hindert fort und ob sie ihnen gleich mit den Gift_Zähnen
sticht, so schadet dieses doch nichts, indem sie nur in die
Fette Haut der Schweine eindringen und keine eigentliche
Wunden machen. Einem Engländer stach eine Schlange, er
fielte keinen Stich und glaubte daher, sie habe keinen
Gift_Zahn gehabt: Als er den andern Tag seine Stiefeln
anzog und mit der Bürste darüber her fuhr, drükte
er sich den zurükgebliebenen Gift_Zahn ins Fleisch ein
und muste auf der Stelle sterben. Der Zahn hatte nicht
tief genung eingeseßen und ihm daher nicht eher getrofen,
bis er ihm mit der Bürste hinein drükte.
/Die Haut_Schlange Capillo so genannt, wegen einer Haut
die den Kopf und Hals umgiebt, soll den Schlangen_Stein
enthalten, der in Indien verkaufft wird. - Sie geben vor,
es sei ein Stein, der im Magen der Schlange gefunden
würde, es ist aber nichts anders, als ein Stein, der aus
calcionirten Ochßen_Knochen gemacht wird. Sein Verdienst
ist, daß er sich dicht an die Haut ansetzt und das Schlangen
Gift aussaugt. Indeßen kann jedermann einen andern
das Gift sicher aussaugen und ohne Schaden herunterschluken,
/ wenn
|F_144
/wenn nur sein Mund ohne Wunden ist.
/Der Skorpion ist in Italien, nicht größer als ein Finger¥
Huth, beinahe eine Krebs Gestalt und verwundet seinen Gegner
mit dem Schwantz, woran er einen Haken hat. Das
Chameleon gehört zu den Eydechßen, er hat die Eigenschaft,
daß er die Farbe von den Gegenständen, worauf er sich
befindet annimmt und dies soll von seiner durchsichtigen
Haut herkommen. Aber die Sache ist noch streitig und man
behauptet, daß er seine Farbe nach seinem Temperamente
verwandeln, daß er, wenn er böse ist, grün werde, wenn
er vergnügt ist, gelb aussehe. Mit ihm hat der Salamander
eine Aehnlichkeit, der im Feuer nicht verbrennen soll.
Die Sache ist gantz begreiflich, denn er hat an beiden Seiten
Oefnungen; woraus er auf die Kohlen diken Schleim
durchspritzt, der die Kohlen auslöscht, wird indeßen die
Glut stärker, so muß er doch crepiren. Mann sagt,
die Eydechßen sollen den Menschen vor Schlangen warnen,
es komt daher, die Eydechße ist ein schmales Thierchen
daß gut hinunter glitscht. Wenn nun ein Mensch auf der
Erde liegt, und eine Eydechße übers Gesicht läufft; so
ist gewiß eine Schlange nicht weit, denn indem die
Eydechße in Furcht ist, ist sie blind und läufft über alles
hinüber.
/Der BrüllFrosch in Canada kann so schreyen, daß
man ein großes Thier vermuthen sollte, und so ent-
setzlich sPringen, daß kein Mensch ihm einzuholen im Stande
ist.
/ Einiger-
|F_144'
/Einiger_maaßen kann man zu den Eydechßen die Squane
zählen oder der Streit_Hahn, heißt so, weil er einen Kamm
wie ein Hahn hat und streitbar ist. Er ist eine Elle lang und
wird auf den Inseln von Westindien angetroffen. Wird
auch gegeßen und einige glauben, daß davon die venerische
Krankheit herrühre. Der Sainmut marinus ist gleichfals
eine Arth von Speisen, die zu den Compas gehören, d. h. sehr
stimulirend und treibend sind, alle Nerven aufs äußerste
sPannen und auf einmal Erschlaffung verursachen.
/≥ Von den Vögeln. ≤
/Unter den Vögeln hat der Mensch das Haus_Huhn, die Ente,
Gans, den Calecutschen Hahn aus Louisiana, den Pfau
aus Ostindien, das Perl_Huhn aus America gezähmt.
Das Perlhuhn nennen die Portugiesen Pintato. Die
Gesang_Vögel können wir zu den Haus_Thieren nicht rechnen
weil sie, so bald sie in Freyheit gesetzt werden, davon fliegen.
Unter den vierfüßigen Thieren hat man einige zum Dienst
abgerichtet. So bedient man sich der Schweine in einige
Länder, Trüffeln zu suchen, indem man ihnen einen Ring
um die Schnautze legt, so, daß sie sie ausgraben, ohne
sie freßen zu können, doch zum %.eigentlichen Arbeiten bringt
man die Schweine nicht. Mann hat aber auch einige Vögel
zum Dienst abgerichtet? Eine Kropf_Gans in China muß
Fische fangen, indem mann ihr einen Ring um den Hals
legt, so, daß die Fische ihr im Kropfe steken bleiben,
/ schiebt
|F_145
/schiebt man hernach den Ring in die Höhe so muß die Fische
alle von sich geben. Endlich werden sie so gewöhnt, daß 2
sich einander helfen, eine große Karpfe aus dem Waßer zu
ziehen. - Was die Abrichtung der Falken betrifft, so kann
er nur gebraucht werden, sofern ihm sein thierischer
Verstand verrükt wird, indem er 3 Tage und 3 Nächte
nicht schlafen muß und ihm alle Besinnung vergehet, denn
ist er dumm, und kann vom Menschen zu allem gebraucht
werden. Er schießt auf alle wilde Thiere, Hasen, selbst auf
die Rehe in Persien los, und schlägt so seine Klauen
in ihren Kopf, daß das Reh dadurch confus wird, und
so erreicht werden kann. Es ist dies keine wahre Zähmung
denn das Thier ist gewißer maaßen um seine thierische
Substanz gebracht.
/Der Strauß ließe sich zwar zum δ_Lücke gebrauchen und
Adamson erzählt %.würklich daß Neger_Jungen auf zahmen
Straußen herum reiten und er gehet so behende, daß kein
Pferd so laufen kann und eine Straußen_extra_Post würde
würde alles bei weitem übertreffen. Er schlägt mit seinen
Flügeln und macht dadurch den Lauf leicht, ob er gleich sonst
nicht fliegen kann. Der größte unter den Vögeln ist
der Strauß; Einige Vögel fliegen wohl nicht mit den
Flügeln, sondern klatschen nur im Waßer damit, dahin
gehört der Pengvin, andere erleichtern sich den Lauff
nur durch dieselben, als: der Strauß und der Casuar;
denn auch letzterer kann nicht fliegen. Der Trappe muß
auch sehr laufen, ehe er sich in die Lufft schwingen kann,
/ indeßen
|F_145'
/indeßen kann dieser doch fliegen. Der Casuar ist ein
wenig kleiner als der Strauß. Struthio camilus heißt
bey den Alten der Strauß, weil er einen Hals wie ein
Cameel hat und einen Kopf, der in Proportion des
Cörpers klein ist; und weil sein Rüken so krum gebogen
ist, als ein Cameels_Pukel, er hat starke Füße und
Klauen, Wenn ihm ein Mensch um den Hals faßt, so kann
er mit ihm machen, was er will und verliert denn
allen Muth und Stärke. Er hat noch die besondere Structur
daß er an beyden Flügeln ein paar Sporn hat, die so
sitzen, daß man nicht recht sagen kann, wozu er sie
gebrauchen mag.
/Der Casuar hat etwas hornigtes auf den Kopf und
seine Federn sind gleichsam wie Haare. Mann unter-
scheidet, wie bekandt ist, bey den Federn den Kiel von
der Fahne, und am Kiel wieder Schaale und Seele;
nun sind bei unsern Vögeln die Fahnen_Federn, die
Fasern alle in einander gezakt, aber dem Casuar
hängen sie wie Haare um den Kiel herum. Beyde
Thiere sind in Africa und Arabien zu Hause. Der
Casuar ist seltner, als der Strauß und sieht graulich
aus. An einem Straußen_Ey, daß wie ein Enten_Ey
schmekt, können sich wohl 6 Persohnen satt eßen.
Er legt seine Eyer in den Sand, wohl nicht des Tages,
aber doch des Nachts. Der Araber der ihn jagt, hat
2 Tage zu thun, ehe er ihn durch müde machen einholt.
Hat der Araber ihn getödtet, so schneidet er ihm ein
/ Loch
|F_146
/Loch in die Haut im Halse, und bindet es wieder zu.
Da sind den 2 3 und mehrere, die schütteln den
todten Casuar, damit das Fett in der Fett_Haut loß,
und zu Oehl werde. Darnach nimmt der Araber die
Binde wieder ab und läßt es hieraus laufen. Aus
diesem Straußen_Fett wird Oehl gemacht, welches
für sehr nützlich gehalten wird.
/Der Condor welcher fliegen kann und die grösten Einöden
und höchsten Gebürge bewohnt. Er ist so groß, daß wenn
er seine Flügel ausgebreitet hat, 16 Fuß von der
einen SPitze bis zur andern lang ist. Mann hat keinen
ausgestopt und nirgends einen im Naturalien_Cabinett.
Eine von seinen Federn ist im Brittischen Museo zu
finden. Mann trifft ihm in Peru an. Er ist von der
Geier_Arth, die sich von dem Adler durch den Kopf
unterscheiden, indem sie einen geraden Schnabel
haben, aber %.hauptsächlich durch den kahlen Hals. Sie
sind sehr gefräßig, freßen aber auch Aas, da hingegen
der Adler nichts frißt, als was er selbst getödtet hat.
/Der Lämmer_Geier in der Schweitz hat Aehnlichkeit
mit dem Condor, und holt bisweilen Lämmer und Kinder
weg. In Peru binden sie ihre Kinder an, daß der
Condor sie nicht wegnehme. Sonst thun die Indianer
auch dies, daß sie seine Jungen nehmen und irgendwo
anbinden, da müßen denn die Alten kommen und solche
füttern, und das Wildbrett stehlen denn die Indianer
weg, indem sie die Zeit gut abpaßen.
/ Der
|F_146'
/Der Colibri. Müken_Vogel. Sumpf_Vogel ist der kleinste
Vogel, er ist, wenn man ihn abgepflükt, wie eine Erbse
groß, die Federn machen ihm noch so groß, daß er
wie eine Blüte am Baum ist, «d»ist sehr schön, gehet auf
die Bäume wie die Bienen und saugt den Saft derselben.
Wenn er an der Sonne stehet, hat er viele Farben, worun-
ter auch das Gold gehöret. Er ist so unruhig, wie die
kleinen Vögel sind. Z. E. ZaunKönig. Mann kan ihm
nicht zahm halten, weil man ihm sein Futter nicht geben
kann, einige wollen sagen, er kann auch singen, mann
kann sich aber nur ein schwaches Gesumse gedenken. Er
soll mit seinem sPitzen Schnabel einen großen Vogel
tödten, indem er ihm unter die Flügel sticht, wo er ihn
nicht erdrüken kann. Eine große Spinne in
America, die ein dikes Netz webt, soll den Colibri
darinnen wie eine Fliege auffangen.
/Der Paradies_Vogel. wird zu den Schönheiten der
Naturalien_Cabinetern gerechnet. Ehedem glaubte
mann, er hätte keine Füße, sie sind ihm aber abge-
schnitten. Sonnenrat beschreibt ihm in seiner Beschreibung
der Moluccischen Inseln und mann muß über die
Mannigfaltigkeit in der Gattung der Paradies_Vögel
erstaunen. Eine Art hat 2 Federn vor dem Kopf
die länger sind, als er selbst und in einem Bogen
herab hängen. Wie mag er sich damit bewegen
können? eine eben so große Mannigfaltigkeit findet
man unter den Papagayen, wo große und Zwerg
/ Papagayen
|F_147
/Papageyen sind, sie werden gesucht, weil sie gelehrig;
reden lernen, auch artig aus sehen.
/Unter den Fasanen ist der Chinesische Fasan, das goldene
Huhn zu merken. Es sPielt in der Sonne mit seinen
goldnen Farben. Wird auch im Haag angetroffen.
Fasanen, komt vom alten Fluß Fasis, jetzt Fazo her.
indem das alte Colchis lag. In China fliegt er frey herum
und man geht auf seine Jagd
/Der Pelikan hat unter dem Halse einen Kropf, den er so
ausdehnen kann, daß er viel Waßer enthalten muß, und
er fliegt in Persien Meilen weit, um in wüsten Gegenden
seinen Jungen Waßer zu bringen. Er soll sein Nest von
dichtem Thon machen und nachher Waßer hineingießen:
Dieß ist unwahrscheinlich. Tieger wenn sie durstig sind,
sollen das Waßer aus dem Kropf des jungen Pelikans
saugen. Er hat einen Haken an der Schnautze, womit er
sich selbst Aderlaßen soll, man muß also doch, wenn es
wahr ist, glauben, daß dieser Vogel einen Instinkt
habe, sich, wenn er Ueberfluß an Blut hat, deßen zu
entledigen, doch ist es nicht recht wahrscheinlich.
/Der Flaminßo in Africa hat die Gestalt des Reihers,
hat ein unvergleichlich Kupfer_roth auf dem gantzen Leibe,
die Roemer machten an ihren ausschweifenden Ueppig-
keiten der Tafel Gebrauch von seinem Gehirn, so daß
unter andern Sulpitius ein Gericht von Gehirnen des
Flaminsso gegeßen haben soll.
/Der Ibes_Vogel komt den Störchen nahe. Wurde in
/ Egypten
|F_147'
/Egypten heilig gehalten, und sie werden in Egypten ein-
balsamirt gefunden. Sie beten ihn an, weil er alles
Ungeziefer tödtete.
/So wie der tropical_Vögel giebt, so giebts auch nördliche
Vögel, die sich in Norden aufhalten, um dort das Wallfisch¥
Aas und Fische zu freßen. Unter diesen führen die
Dänische Autoren den Strandt_Jäger oder Diebs_Vogel
an, der Fische frißt und doch keine fangen kann. Er
heißt auch dort Jäger. Er hat die Gewohnheit einen an-
dern Vogel so lange zu änstigen, bis er seinen Fisch
fahren laßen muß oder wenn er keinen hat, seinen
eignen Unflat, den er geschikt aufzufangen weiß,
%.gemeiniglich glükt es ihm, Fische abzujägen. Denn hat
die Natur also würklich zum Diebe gemacht und er ist
so naseweis, daß er auf die Norwegische Fischer_Böthe
komt und stehlen will, wo er denn todtgeschlagen
wird.
/Der Sturm_Vogel ist bekandt, weil, ehe ein Sturm entsteht,
er sich in der Nähe der Schiffe aufhält. Einer unter ihnen
heißt Frigate. Dieser hat große Flügel und ist sehr
unproportinirt, so daß der Wind im Sturm ihm in die
Flügel bläßt und fort schleudert, doch weiß er sich
mit den Flügelln geschikt auf den Wellen zu halten. -
In America %.vorzüglich in Louisianna soll es sehr ge-
putzte Vögel geben, die aber nicht fliegen können.
In den Nachrichten von Rußland wird folgendes
gesagt: Bei den Ausflußen der Ströme giebts viele
/ weiße
|F_148
/weiße Gänse und die dortige Einwohner fangen sie
auf eine besondere Arth. Sie sind sehr dumm und
laßen sich fangen, indem einer eine Haut angezogen
hat, die aus lauter weiße Gänse_Fellen zusammen
gesetzt ist, denn schleicht sich einer auf der andern Seite,
so daß die Gänse ihm nachlaufen und glauben, er sey
auch eine Gans, er gehet denn in die Hütte und sie
gehen alle mit hinein.
/Die @Salan@ Gans, von den Engländern so genandt, schießt
sehr schnell aus der Lufft auf einen Fisch. Mann kriegt
sie, indem man auf ein dünnes Brett einen Fisch bindet,
welches sie unter dem Waßer nicht sehen kann und sich
folglich den Kopf daran zerstößet.
/Der Garten_Vogel ist auf der Insel Bourbon und Isle
de france. Dies kleine Vögelchen ist den Gärten sehr
nützlich. Es ist sehr munter, frißt lauter Raupen
und beschäfftigt beständig damit, welche an die Dornen
anzuspießen. Dieser Vogel würde in unsern
Gärthen sehr vortheilhafft seyn, es käme nur darauf
an, ihm im Winter Futter zu geben.
/Der Honig_Weiser. Kukulus in die Cator, ist am Casta
merkwürdig. - Es ist in der Gegend, wo der Honig¥
Weiser ist, noch ein Thier, daß halb ein Fuchß, halb ein
Dachs ist, dieses Thier hat ein zottiges Fell und es
können ihm keine Bienen stechen, denn das Fell
hängt ihm wie ein Sak vom Leibe und muß in der
/ Fett-
|F_148'
/Fett_Haut abgesondert seyn. Es mag gerne Honig freßen,
kann ihm aber nicht immer entdeken. Unser Honig¥
Weiser mag auch gerne Honig freßen, kann aber
nicht immer dazu kommen, weil ihm die Bienen stechen
deshalb hokt er, und der halb_Fuchß verstehet dieses Ho-
ken und klettert hinauf und holt den Honig an der Stelle
heraus, wo gehokt wird, ohne sich an das Stechen der Bienen
zu kehren und was er denn übrig läßt, frißt der Vogel.
Er lokt auch den Menschen. Sobald der Hottentotte sein Ge-
schrey tschis, tschis hört, so gehet er dem Schalle nach. Siehet
er, daß der Mensch schon an den rechten Baum ist, so fliegt
er nahe zum Honig_Baum hin und flattert über denselben
und setzt sich denn auf einen benachbarten Baum, wenn
der Hottentotte noch nicht recht finden kann. so schreyt er
sehr. Ist er endlich oben, so nimt er den Honig weg, läßt
aber nur ein klein Stükchen vor den Vogel liegen, da-
mit er bald loke und mehr verlangen möge. Er ist also
ein Verräther anderer Thiere.
/Unter den Meisen ist die Schwantz_Meise Pendulinas
zu merken. Sie hängt ihr Nest durch Faden an einen
Baum, daß wie ein Beutel aussieht und an deßen Seite
ein Loch ist, in daß sie hinein schlüpft. Es ist gestrikt von
einem wolligten Wesen daß an den Disteln zu hängen
pflegt und sieht aus wie ein grober Wollener Handschu.
An den Küsten von Guinea, an der Westseite giebt es
/ eine
|F_149
/eine Gattung Vögel wie Schwalben, die ihre Nester an
den zartesten Zweigen hängen, weil die Affen ihr
alle Nester auffreßen, und die Affen sich auf solche
dünne Zweige, die über dem Waßer hängen, nicht
wagen dürffen. Skilda die %.Westliche Insel unter den
Hebriden ist das wundersamste Land und hat dahero
die Immagination manches Poeten erregt, wegen
der seltsamen Absonderung derselben von aller Welt.
Ihr Land trägt gar keine Bäume und nur zwischen
Felsen wächßt einiges Graß, doch stehen sie noch unter
einem δ_Lücke der ihr Oberhaupt ist. Sie haben
kein Commercium mit der andern Welt, außer daß
alle Jahr ein Schiff komt und ihnen ihre Fische ab-
nimmt; %.Gemeiniglich komt auch von der benachbarten
Insel ein Schulmeister und reicht ihnen die Communion.
Sie haben die gantz besondere Eigenschafft, daß, wenn
einer aus benachbarten Inseln oder irgend ein
Fremder auf der Insel komt, die gantze Insel den
Schnupfen bekomt, ohne Unterschied, bis auf die kleinsten
Kinder und dieser dauret 14 Tage. Es ist ganz
allgemein, und ob gleich keiner daran stirbt, so ist
es doch sehr unangenehm. Mann kann sich gar nicht
vorstellen, was das %.eigentlich seyn mag. Der Autor
der diese Insel beschreibt und dieses erzählt, merkt
auch einen Vogel an, der %.künstlich stehlen kann. Er
stiehlt %.nehmlich Lappen aus dem Nest eines andern
Vogels, die dieser auf der Insel gelaßen hat. Fliegt
/ denn
|F_149'
/denn in die See, thut gleichsam, als wenn er diesen Lappen
in der See gefunden hätte, und trägt ihn denn in sein
Nest, findet jener ihn in der Arbeit, so giebts mannigmal
Schlägerey ab.
/Die Tauben_Post ist wohl kein Gerücht: indem man noch
etwas %.ähnliches hat bei Belagerungen, warum sie sehr
nützlich. Z. E. Als Leiden belagert wurde, hatte die
Garnison von der Stadt mit den Niederländern eine
Correspondence. Man bindet ihnen Briefe unter die
Flügel, und es komt nur darauf an, wie man sie ge-
wöhnt, daß man die Jungen an einen andern Orthe hat.
welchem sie immer nachfliegen. Aleppo hat in Syrien
Alexandretta zu dem Hafen, dieß liegt 15 Meilen
von Aleppo, sobald nun dort ein Schiff ankommt, so läßt
der Consul eine Taube nach Alexandretta abfliegen,
und darauf schikt der Kaufmann, dem es gehört, wie-
der einen Brief mit eben der Taube an den Consul
zurük, so daß in einigen Stunden daß abgemacht ist,
welches, wenn man es berichten wollte, viel Zeit
wegnehmen würde. Es ist beobacht worden, und hat
sich doch in der Folge als wahr befunden, was HE. %.von der
Graeben in seiner Beschreibung von Guinea und dem
gelobten Lande sagt: Die Indianer fangen hier Enten,
indem sie sich einen Kürbis auf den Kopf setzen und
unter dem Waßer schwimmen, so daß die Enten hinein
fallen und er sie nur immer heraus nehmen darf.
/ Andere
|F_150
/Andere legen sich Schilf auf den Kopf, so kommen sie
unter die Enten geschwommen, die unten keinen Menschen
vermuthen, faßen sie unten bei die Füße und ziehen
sie hinab.
/Die Materie von den Zug_Vögeln ist unter den Natur¥
Forschern bis jetzo noch nicht recht ausgemacht, bei uns
sind viele Vögel, die im Winter gar nicht ausdauren
können, deshalb könnten sie aber doch bei uns bleiben,
denn viele Thiere können sich ohne Nahrung erhalten,
weil sie im Schlummer liegen und genugsames Fett
gesamlet haben, daß in das Blut resorbiret wird, Z. E.
der Bär und Dachs. Der Dachs saugt sich %.würklich eine
Fett_Drüse aus, die dazu gemacht ist. Der Bär hingegen
saugt aus den Pfoten nichts aus, sondern macht nur
sein Innwendiges schläfrig, indem er mit der Pfote
die SPeichel_Drüse drükt. So könnten auch Vögel in
eine Art Ertäubung liegen und es soll auch würklich
mit der Erd_Schwalbe so zugehen, daß sie den Winter
im Waßer zubringen. Unter denen, von welchen mann
glaubt, daß sie bei uns bleiben, ungeachtet sie keine
Narung haben, ist %.hauptsächlich die Schwalbe. Es ist in
den Dantziger Merkwürdigkeiten davon bekandt
gemacht worden und Schwabal ist auch auch der
Meinung, daß viele Schwalben in den Landseen sind
gefunden worden. Eben so gewiß ist es auch, daß die
Fischer bei uns auf ihren FischZügen im Schilf oft eine
/ Parthie
|F_150'
/Parthie todter Schwalben fischen, die in der Stube aufthauen,
aber bald aus Mangel der Nahrung sterben, und denn
nie wieder aufleben. - Auch hat ein gewißer Krieges¥
Rath in der See fischen laßen und einen todten Storch
herauf gebracht, der in der Stube auflebte. Hieraus
siehet man, daß daß lauter verunglükte Thiere
sind, die nach und nach doch verfault seyn würden, ob-
gleich kein Wunder ist in kaltem Waßer eine Weile zu
liegen, ohne zu faulen, und deshalb darf man auch nicht
annehmen, daß sie sich muthwillig hinein stürtzen, denn
zuerst sahe noch niemand im Frühlinge welche heraus
kommen, und 2tens sind es Rauch_Schwalben, die immer
so zurük bleiben und im Herbst noch immer herum
schwärmen und sich im Rohr aufhalten, weil der
stille ist und sie da Fliegen und Insekten zu finden
glauben, da werden sie offt matt, klammern sich an das
Rohr an, welches denn knikt und sie fallen in das
Waßer. Frisch hat dieses durch folgende Experimente
sattsam bewiesen: Eine Schwalbe, die unter dem Gesimse
der Thür zu nisten pflegte, der Hausschwalbe, die
keine so rothe Kehle hat, wie die Rauch_Schwalben, einer
solchen band er einen rothen Faden um den Fuß,
deßen Farbe das Waßer auszieht. Die Schwalbe kam
aber im Frühjahr wieder und hatte den rothen Faden
noch unversehrt, ohne daß die Farbe vergangen wäre,
um den Fuß. Adamson, der sich an See_Vögel aufge-
halten hat, findet, daß die Schwalben sich dort einfinden,
/ wenn
|F_151
/wenn sie hier verschwinden p. p. daß sie dort aber nie-
mals nisten, komt daher, weil die Wälder voller
Affen, die alle Nester zerzerren würden und die
Netzer Häuser dazu zu klein sind. Mann will sie sich
sehr hoch in die Lufft haben schwingen sehen, und mann
meynt, daß weil sie hier keine Nahrung mehr finden
sie diese weiter zu haben, thun müßen. Und daher giebts
auch so genandte Strich_Vögel. Nun giebts aber wieder
Vorfälle die eine Verwirrung machen, denn man
findet bisweilen Lerchen im Winter die im Pferde_Mist
sitzen oder im %.Februar wenn heitere Tage kommen
und der Schnee weggethaut ist, so sind Lerchen da,
fält aber wieder Schnee, so sind sie wieder weg und
nirgends zu finden, in der kurzen Zeit können sie doch
unmöglich so weit reisen. Die Wachtel, von denen in
Italien an vielen Orthen ein starker Gebrauch gemacht
wird, den auf der Insel Cagliari, machen sie die
größten Einkünffte des Königes aus, sind nicht so be-
flügelt, daß sie eine so weite Reise thun können. In
Italien ziehen sie immer %.südlich so weit sie kommen können,
%.würklich ist also der untere Theil von Italien ihre
weiteste Reise. In Engelland findet man keine
Ströche, von ihren Zügen hat man keine Nachrichten
gesehen, so viel ist gewiß, daß kein Schiffer, der
viele Meilen in der See gewesen ist, sagen kann, er habe
sie nicht fliegen gesehen und es ist auch wohl keiner, dem
nicht Vögel auf sein Schiff im neblichten Wetter gekommen
/ sind.
|F_151'
/gekommen sind. Diese sind im Nebel verschlagen worden,
und suchen auf dem Schiffe Schutz, weil ihnen das Land
nicht mehr sichtbar sind. Doch können auch manche Vögel
erstaunlich fliegen. Der Falke den der Duodenerva
Goncerneus auf Teneriffa hatte, flog ihm von Teneriffa
weg und in Zeit von einem halben Tage nach Andalusien.
Doch dies alles läßt die Sache da, wo wir sie gefunden
haben, und man kann bis dato nicht dahinter kommen
In Pohlen soll man bei Quavien die nicht frühern
Störche gefunden haben. Auch dieses kann nicht von
von der größten Anzahl der Störche gelten.
/ ≥ Das Pflanzenreich. ≤
/Beym Pflantzenreich bemerken wir zuerst, diejenigen
Bäume, die dem Menschen unmittelbar Nahrung geben
und unter diesen der Brodt_Baum, der auf den Inseln
der Süd_See ist, und vielleicht ein mal mehr möchte
cultivirt werden, hernach der Sago_Baum und der
Dattel_Baum. Die Sache mag immer ihre Richtigkeit
haben, daß die alten in goldnen Zeiten (wie die
Dichter sagen) Eicheln gegeßen haben, denn zwischen
2 Climaten ist in Ansehung eines Gewächßes ein
großer Unterschied. So giebts in Griechenland eine
Zwiebel, die man mit dem größten Wohlgeschmak
zum Früstük verzehret, doch ißt gegenwärtig jetzt
niemand mehr Eicheln. - Die rohen Menschen müßen
/ %.unmittelbar
|F_152
/unmittelbar der Pflege der Natur gefallen seyn,
sonst würden sie vor Hunger umgefallen seyn, weil
sie keinen Instinkt wie die Thiere haben und es gehörte
etwas Zeit dazu, ehe sie ihre Vernunfft cultiviren
konnten. Die SPrache muste ihnen helfen, Begriffe
zu verbinden, aber ehe eine Sprache erfunden war,
mußten sie doch auch leben: Deshalb finden wir auch
in den heißen Gegenden, die recht dazu paßen, daß
auch die faulsten Menschen in ihnen leben können.
/Der Brodt_Baum wird auf den Moluccischen Inseln
angetroffen und in allen Inseln der Südsee, Otaheite p. p.
Da wo er ist, ist gut leben. Wenn ein Mensch in Otaheite
30 solcher Bäume gepflantzt, wozu er ohngefehr eine
Stunde Zeit braucht, so hat er daßelbe gethan, was ein
Kaufmann in 30 Jahren gearbeitet hat, seine Kinder
zu ernehren. Die Frucht ist wie ein Kopf, etwas
runtzlich, ist roh aber auch gerößt zu eßen, weil sie
denn etwas mehlichtes enthält. Es wäre zu wünschen,
daß dieser Baum doch in andern Gegenden ver-
pflanzt wäre.
/Der Sago_Baum wird auf allen sundalischen Inseln an-
getroffen. (Es sind die Inseln, nach denen man durch
die Straße Sanda muß) Von diesem Sago muß man
den Sayo unterscheiden, welches eine Sauce ist, die zu
Ragouts gebraucht wird, und von faulen Fischen ge-
macht wird. - Er ist ein Baum von der Palmen_Arth,
diese Palmen_Bäume kan man von andern Bäumen
/ dadurch
|F_152'
/dadurch unterscheiden, daß sie keine Aeste haben, son-
dern die Blätter wachßen gleichsam an den Baum
heraus. Diese Blätter sind so groß, daß 2 davon
dem Soldaten zum Zelt dienen können. Die Frucht
sitzt im Stamm. Seine Frucht ist der Kern und Mark
des Baumes, welcher gantz voller Mehl ist: 4 bis 5
solcher Bäume braucht ein Mann zum Unterhalt auf
ein gantzes Jahr. Dieses Mehl nimmt mann heraus,
legts ins Waßer und knetts, denn ziehet man die Fasern
aus, so löset es sich in Schleim auf und siehet wie Schleim
aus, eine solche schleimigte Substantz giebt denn der Sago¥
Baum. Er hat auch ein Gummi arabicum, welches eine nach
Egypten ziehende Caravanne aus Hunger verzehrete,
statt es an Stelle und Orth zu überliefern. Vor uns
wird dies Sago in eine Arth von Grütze durch Siebe
gepreßt, man ißt sie mit Wein und ein Kranker
der nichts mehr vertragen kann, kann diese Sago¥
Grütze doch eßen. Diese und der Saliep ist für
hectische Leute sehr nützlich und heilsam. Mann hat
%.nehmlich eine Art von Pflantzen Rüben Kraut orchis
von opsus testiculus, weil zwey aneinander die
Eyförmige Gestalt der Wurtzel bilden. Diese pulve-
risirte Wurtzel heißt Salip, und hat die Eigenschafft
daß sie im Waßer wie ein Gallert, zerfließt. Da sie
aus dem Pflantzenreich ist, ist die Speise leicht und
dabey äußerst nahrhafft. Mit einem %.Pfund davon kann
/ ein
|F_153
/ein Mensch 16 Tage zubringen, ohne sonst im geringsten
etwas eßen zu dürfen, als Waßer zu trinken und man
verliert dabei nicht im geringsten an Kräfften. Der
Palm_Baum zu dem auch
/Der Dattel_Baum gehört, ist bey Bachora, wo sehr viele
Leuthe davon leben. Die Datteln, wenn sie recht gesund
seyn sollen, müßen recht troken seyn. Von diesem
Dattel_Baum giebts 2 Geschlechte -. Es ist nehmlich
zu merken, daß es bei den Gewächßen eben so gut 2
Geschlechter giebt, als bei den Thieren, jede Blume ist die
Natur in ihrer Wollust, ist die Ausfüllung der Genitalien
einer Pflantze. Indem von den Männlichen der Saame
in die Weibliche Pistille geschüttet wird. Bei manchen
Bäumen sind beyde Theile an einer Blume. Z. E. Bei dem
Kirschbaum. Bey der Tulpe hängen die Staubfaden un-
mittelbar über der Pistolle. Der Kirschbaum ist also ein
Zwitter. Manche Bäume haben Männ- und %.Weibliche Theile
apart. Z. E. Die Melone, deshalb muß man an dieser
viele %.männliche Blüthen wegbrechen, weil schon ein wenig
%.männliche alle %.weiblichen befruchten können und sie nur das be-
fruchten verhindern. Hernach giebt es Gewächße, wo ein
Baum %.Männlich der andere %.Weiblich ist; und der %.Weibliche nicht trägt,
wenn sie nicht befruchtet würde, und auch der DattelBaum
ist von dieser Arth. und Mariti sagt in seiner Beschreibung
von Cypern, daß in einer Streke, die so lang ist, daß sie
das Auge nicht absehen kann, ein eintziger %.Männlicher Baum
genug sey, alle Weibliche zu befruchten. Ehedem konnte
/ mann
|F_153'
/mann in Europa keine tragende Dattel_Bäume kriegen
ehe man hinter das Geheimniß kam und ihnen %.Männliche
Saamen in die Pistille schüttete, wodurch sogleich ein
völlig tragender Baum entstand. Durch diese Ein-
schüttung des %.Männlichen Saamens auf %.mancherlei Art hat
man einige Pflantzen zuwege gebracht und bey den
Nelken soll man dadurch %.vorzüglich schöne Raritaeten
hervorbringen können.
/In Europa möchte mann zu den Bäumen die dem %.Menschen
Nahrung geben, den CastanienBaum zählen dürfen.
Da wo die 3 genandte Bäume sind; sind sie hinreichend
ein gantzes Volk zu ernähren. Auf Sumatra leben
gantze Völker vom Sago_Baum und darnach kann mann
denn leicht berechnen, wieviel Land dazu gehört, um es
mit Bäumen für die gantze Insel zu bepflantzen. - Allein
der Sago ist nicht die Frucht des Sago_Baums, sondern
sein Mark und er müste umgehauen werden, wenn
er soll erlangt werden.
/Die Palmen_Arten sind sehr verschieden, kommen aber
alle darin überein, daß sie sehr große und mannig-
faltig Eingerirte Blätter haben und daß die Früchte
oben am Stamme sitzen. Der Indianer um auf den
Baum zu kommen macht einen Strik um den Baum,
und weiß es denn immer höher zu schieben und so
hinauf zu rutschen. - Mit den Datteln wird von
Balsora aus ein starker Händel getrieben, wenn
sie nicht troken gegeßen werden, sind sie nicht so
/ nahrhafft
|F_154
/nahrhafft und scheinen nur den Durst zu stillen, troken
aber sättigen sie, und der Araber trägt immer welche
bey sich, für uns Europäer ist sie aber nicht so angenehm
weil es eine süße Frucht ist. Der Dattelbaum hat
vielleicht Anlaß zur Fabel vom Phönix gegeben, der
sich selbst verbrennen und aus dieser Asche ein junger
Phönix entstehen soll, denn der Dattelbaum heißt auch
auf griechisch δ_Lücke und bis dato ist dort noch der
Gebrauch, den alten Dattelbaum zu verbrennen, da
denn aus den Wurtzeln deßelben ein junger Baum
hervorschießt, der dadurch beßer geworden ist, daß der
alte verbranndt ist, als wenn er so verfault wäre,
und da hat denn die fabelhafte Fantasie der Alten
einen Vogel hineingebracht, denn sie stellen sich alles
in Hieroglyphen vor.
/Der Kokusbaum gehört zu den Palm_Arten; der in
Indien und hauptsächlich in den Inseln auf dem Südmeer
angetroffen worden und eine Haupt_Nahrung der
Indianer ausmacht. Es ist eine hochstämmige Palm¥
Arth und hat seine Frucht auch oben am Stamme sitzen.
Wenn die Kokus_Nuß jung ist, so schneidet man sie in
2 Hälfften und kann alle beide Theile zu Koch_Löffell
gebrauchen, wird sie etwas größer, so kann man schon
Trink_Geschirre draus machen, indem man sie ausholt
und einen Fuß dazu macht, hat sie aber die völlige
Größe erreicht, so nützt bei ihr auch die Bast_Rinde;
/ Die
|F_154'
/Die Natur hat davor gesorgt, daß die Bäume <ihren Samen> auf die
beste Arth verbreiten können, so hat Z. E. der Fichten
«F»Saamen vorn an der Spitze eine Fahne, damit er vom
Winde verwehen kann. Die Kokosnuß hat aber die Natur
das besondere auszutragen, eine Seereise anzustellen
weshalb denn auf dem festen Lande mehr am Ufer, wo
sie ins Waßer fallen, schwimmen und an andre Länder
angetrieben werden, wo sie wieder Wurtzel faßen. Es
giebt im Meer Bewegungen, die die Producte des Lan-
des weit und breit vertreiben können: So findet mann
bey Norwegen Bohnen in der See, die nur in Westindien
zu Hause gehören und Mann findet vieles in den Häusern
der Nordwegischen Bauren aufgestellt, daß sie am
Strande gefunden haben, aber nicht kennen könnten,
aber sehr deutlich, daß es von Westindien käme. So
komt Z. E. das Treib_Holtz von Westindien und treibt so
häufig ins EisMeer, daß die dortigen Leuthe hinreichend
haben, ihre Hütten davon zu bauen. Daß Eismeer hat
in der Mitte einen beständigen Fluß von Norden nach
Süden, an den Ufern aber einen gerade entgegen
gesetzten Strom, an den Küsten schleppt sich das Treib¥
Holz herum, ohne welches dort kein Mensch leben könnte.
So findet man bei Island Färbe_Holtz aus Campeche,
welches alles die Hudsons_Straße herab komt. -
Die Kokos_Nuß hat eine Bastrinde, die einen Finger
dik ist, dieser Bast ist mit einer diken Haut bekleidet,
so, daß sie Monathe lang in der See herum schimmen kann,
/ ohne
|F_155
/ohne zu faulen. Der Bast wird in Indien zu Striken genutzt,
indem er geklopft wird. Damit er sich beßer drehen läßt,
und hat die Eigenschafft, nicht so leicht zu faulen. Das
Holtzwerk des Baumes hat viel Nutzung. Z. E. Ihre
Hütten zu bauen, mit den Blättern dekt mann die
Häuser, faßt man die SPitze eines solchen Blatts an, so
zieht daß Gerippe herab, so hat mann eine Nadel und
Faden. Er hat innwendig einen Kern, der die gantze
Schaale ausfüllt, mann ißt ihn. Die Milch sieht wie
Waßer aus, in daß man hat einige Tropfen Milch fallen
laßen. Diese wird getrunken und hat einen angenehmen
Geschmak, und ist ein so außerordentliches Specificium
wieder den Scorbut, daß die See_Leuthe, sobald sie
diese Milch trinken, wieder gesund werden. -
%.Anfänglich setzte man bloß die Ursache des Scorbuts
in die im Inwendigen des Schiffs angestekte Lufft
und brachten zu dem Ende Ventilators an, wo die Lufft
theils durch den Zug, theils durchs Feuer gereinigt wurde.
Daß half aber nichts, bis man %.endlich auf das Sauerkraut
verfiel, daß so im Gebrauch kam, daß keine See-
reise mehr ohne Sauerkraut angestellt wird, denn
Locke fand, daß auf seiner Reise so wenig Leute starben,
als auch zu Hause gestorben seyn würden. Das
2te Mittel wieder den Scorbut ist durch Maisch oder
Abzug von Malz, ehe es gährt oder Bier wird. Mann
hat also viel Malz im Schiff, gießt Waßer drauf und
trinkt es. Die Ursache ist, dieser Maisch gährt dann
/ im
|F_155'
/im Magen, und dieses Gähren bringt soviel feine Lufft
hervor, daß der %.Menschliche Cörper dadurch geheilt wird,
indem die Fäulniß in den Safft, den der Scorbut ertheilt
dadurch aufgehoben wird. Das 3te Mittel ist die
Kokos Milch weil sie fixe Lufft enthält, ist aber natürlich
nicht immer zu haben.
/Zu der PalmenArth gehört auch der Kohl_Baum. In
Westindien. Oben am Stamm ist eine strumpfigte
stanz
mann darum Kohl nennt. Sonst zapften sie ein gewißen
Palm_Rinden_«Wein»_Safft ab und nennen das Palm_Wein.
Diesen aber muß man von den PalmSekt auf der Insel
de la Palma unterscheiden. Mann macht auch aus dieser
Palmeniren, wie auch aus dem Cagri einen groben Zuker.
Dieser Palm_wein ist an der Küste von Nequiren, wo
er ein gutes Getränk abgiebt, er muß aber nicht über
24 Stunden stehen bleiben, weil er sonst sauer wird.
er komt unsern stärksten Waßer nahe, welches in
Sortillen abgezogen und als ein brausendes Mittel
gebraucht wird. Die PalmBlätter werden zu
papier gebraucht, sie werden in Riemen geschnitten
und radirt mann mit einem Griffel drauf, so, daß
das Blatt gelb, daß geschriebene aber schwarzaussieht
das Papier ist aber nicht durable. Der Talipat ist auf
der Insel Chilon, deßen Blätter wie Fächer aussehen,
so daß man sie ausbreiten und zusammenlegen kann.
/ Ein
|F_156
/Ein Chilonscher Soldat trägt vor den Regen ein solches
auf den Kopf und hat auf dem Marsch immer 2 bey sich, so
wie die Bäume allerhand Mittel zur Nahrung geben
so enthalten sie auch Materien für die Kleidung der
Menschen. Der rohe Mensch im kalten Clima, würde
sich zuerst mit Vieh_Häuten gekleidet haben und in den
Mosaischen Geschichten muß das temperirte Clima
genandt seyn, weil vom heißen Clima nicht gesagt wer-
den konnte, da der Tag kühle war, und an einer andern
Stelle ›Gott machte ihnen Kleider von Fellen.‹ Der
erste Mensch, der im heißen Clima war und mußte sich
zuerst mit Blätter kleiden, die ihm kühlung gaben.
So hat man aus diesem Land ein Schilf, von dem man
Nutzen trägt. Auf einer Insel des stillen Meeres
kleidet man sich auf eine Arth mit Papier, daß von
einem Baum nach Chinesischem System morus
papirissera genandt wird, herkomt. Mann zieht
%.nehmlich die äußerste Rinde des Baumes ab, so ist
inwendig ein Bast, den man scheelt und klopft,
woraus ein Papier entsteht, daß gut genung ist, den
Regen abzuhalten und sich damit zu kleiden.
/Der Talch_Baum auf Lovisianna, giebt eine Art Talch
wenn man den Kern in Waßer kocht, lößt sich eine
Substanz, womit die Kerne umgeben sind, ab, die
mann vom Waßer abschleppen kann. Der Seiff_Baum
in Mexico hat daß besondere, daß seine Kerne, wenn
/ sie
|F_156'
/sie in Waßer gekocht werden, nicht nur etwas tal-
chigtes, sondern auch etwas längligtes und Archalischen
Absonderungen. Der Wachs_Baum hat auch <in> seine Blätter
ein Wachs, daß kleinere in Säken zusammen tragen,
welches fester und beßer ist, als das Bienen_Wachs. Es
ist in China.
/Der WunderBaum auf der Insel Ferro stehet mitten auf
der Insel, über ihr ruhet beständig eine Wolke und
von seinen Blättern tropft beständig Waßer herab, so
daß man auch unter ihm Cisternen angebracht sind
Es haben dadurch Menschen und Thiere hinreichend Waßer
da sonst kein ander Waßer da ist. Wie geht dies zu?
Die Insel Ferro hat in der Mitte ein Gebürge, dieses
macht einen Kreiß, so daß in der Mitte ein Thal ist.
Dieses Thal ist jederzeit beschattet; da es also hier kalt
ist, Ferro eine Insel ist und die See viel ausdünstet
wovon sich die Dünste hier verdiken, so ist hier be-
ständiger Nebel, indem sich die Dünste aber wieder
senken, so fällt ein beständiger Regen von dem
Baum auf die Cisternen herab. %.Hauptsächlich bei Nacht¥
Zeit, nicht so häufig fallen diese Tropfen bei Tage.
Würde dieses Tropfen auch erfolgen, wenn kein Baum
da wäre? So kann man glauben, daß es nicht Statt
finden würde, denn es ist eine Eigenschafft der Bäume
daß sich die Wolken an sich ziehen. Als die Chartelin,
die größten Wälder ausgerottet wurden, so hat es
/ hernach
|F_157
/hernach nicht mehr so viel geregnet, denn Moräste
und Wälder tragen viel dazu bey, die Feuchtigkeit
aus der Lufft auszuziehen und «zu» machen, daß die
Wolken sich über ihnen sammlen, sie selbst dünsten
auch aus, daß wird aber vom Winde verwehet:
/Die Baum_Wolle liefert eine Gattung von Gesträuch
zur Kleidung der Menschen. Mann hat auch Baum¥
Wolle von einem Baum in Mexico, im Spanischen
America. Die Wolle ist sehr fein und fast also mit an-
derer Vermengung, oder man braucht sie Madratzen
auszustopfen, welches theure Matratzen sind. Die
%.eigentliche Baum_Wolle aber wächßt in Hülsen, die in Fächern
getheilt sind.
/Der Firniß_Baum, wird in China, Japan, Cochinchina ange-
troffen. Der Safft davon wird ganz Schwarz vom Baum abge-
zogen und dient dazu, alle Sachen zu laquiren. Er beitzt sich ins
Holtz ein, und hat an sich selbst einen Glatz, der noch vermehrt wird,
indem man einen Bruch Firnitz dazu nimmt.
/Zu den wohlriechenden Bäumen gehört das rothe und gelbe Sandel¥
Holtz, das gelbe ist wohlriechender als das rothe. Es wird ge-
sPlittert und mit Erde gemengt und ein Brey daraus gemacht
damit sich denn die Indianer den Cörper bestreichen, weil es
ihm conserviren und kühlen soll
/Die Färbe_Höltzer kommen aus America, dahin gehört das
Robholtz, das Brasilien_Holtz. Das Blau_Holtz zu Cambaya
wird zu blau und schwartz färben gebraucht, ja, um eine
gute Tinte zu haben, muß man sich nicht mit Vitriol und
Galläpfel begnügen, sondern auch Blau_Holtz dazu nehmen.
/ Der
|F_157'
/Der Balsam_Baum. Man hat Balsam von America, Tula. p. p.
Der Balsam von Tula möchte den Balsam von America am nächsten
kommen. Hasselquist, der vom Könige von Schweden nach der Türkey
geschikt wurde, hatte es mit einem arabischen Printzen abgemacht
ihm etwas Meccanischen Balsam nachzuschiken, die Probe ob er
recht ist, ist, daß man ihn ein Glaß Waßer einen Tropfe«l»n fallen
läßt, so breitet er sich über dem Waßer, wie eine Haut aus, dies
läßt sich mit einem Pferde_Haar wieder zusammen rollen, daß
nichts übrig bleibt, bleiben einige halbe Pünktchen übrig, so ist
es ein Zeichen, daß er verfälscht sey und zwar mit Terpentin
von der Insel Chio.
/Gummi und Harz sind sehr von einander unterschieden. Was im
Waßer aufgelößt wird heiß Gummi. Hingegen was in Spiritus
Vini aufgelößt wird, und im Feuer brennt, heißt Harz, rasina,
doch giebts viele Gummata, die Harz bey sich führen. Wahres Gummi
arabicum und das Gummi von Senegal schwitzen beide aus
einem Strauch aus, es ist gleich dem Gummi, das aus den
Bäumen des Steinastes ausqvillt, dies sind wahre Gummita
das Gummi von Senegal wird in den Seiden Fabriquen
gebraucht, um der Seide einen Glatz zu geben. Gummi
arabicum wird in der Medicin gebraucht. Gummi copol
soll aus gewißen Bäumen, die man ritzt und die copal¥
Bäume heißen, ausschwitzen, es wird in den großen Sand¥
Wüsten und zwar in der Wüste Sara gefunden und muß
mit unsern Bernstein einen ähnlichen UrsPrung haben, hat
aber, wenn es gerieben wird, nicht die Eigenschafft des Bern-
steins, es wird zu Lak gebraucht, es ist aber die größte
Schwierigkeit, wie man es flüßig machen soll, denn bloßer
Spiritus vini will nicht helfen. Man sagt aber, daß, wenn
man ihn einige Wochen in Roßmarin_Waßer liegen ließe,
dieses ihn so praeparire, daß er sich zuletzt durch Spiritus
vini auflösen laße. Gummi dragant fließt aus dem
/ Drachen
|F_158
/Drachen_Baum, der ein Baum von der Palmarth ist %und einen
gleichsam mit Schuppen bedekten Stamm hat.
/Zu den Harz_Bäumen gehört %.hauptsächlich der Kampfer_Baum
der ein Medicament ist, deßen Tugenden sehr in der Medicin
untersucht werden. Er kan unter andern den Puls_Schlag sehr
vermindern. Der gemeine Kampfer ist aus den Wurtzeln
und Blätter des Baums destillirt, hingegen der rechte Kam-
pfer auf Borneo schwitzt aus den Blätter des Kampfer_Baums
aus und ist 40 mal theurer.
/Assa dulcis ein Gegensatz der assa foetida, ist ein wohlriechendes
Harz, das stark zum räuchern und vielleicht auch zum Gewürtz
gebraucht wird.
/Manna schwitzt aus den Blättern eines Eschen_Baums und ist
in Calabrien.
/Terpentin komt eben daher, ist hell %und zitronen_gelb, das ge-
meine aber wird aus Fichten_holtz gemacht.
/Der Kinchina_Baum auch Fieber_rinde genannt, wird in der
Medicin gebraucht, da wo fieberhaffte Zufälle sind, %.und da fast
bey jeder Krankheit sich Fieber äußern, so wird sie fast bey
jeder Krankheit mit Nutzen gebraucht.
/Zu den Gewächßen von angenehmen Geschmak; gehört der
Pisang. Er hat eine angenehme Frucht, die wie Gurken aus-
siehet. Er hat nicht einen holtzigten Stamm wie andere Bäume,
sondern einen krautigen und dauert nur immer das eine Jahr.
/Der Kola_Baum aus Ostindien wird stark beym Getränk
gebraucht, man beißt %.nehmlich ein Stük von der Frucht ab, kaut
es, und dadurch bekomt alles Waßer was man trinkt, einen
angenehmen Geschmak. Die Caca_bohnen werden wie Caffe¥
Bohnen geröstet und wenn er denn mit Zuker gemacht und die
Tafeln verfertigt werden, so heißt das Gesundheits_Tafeln, die
auch gantz gut sind. Die SPanier aber thun Vanille und langen
Pfeffer dazu, welches sehr hitzt, und das ist denn die Chocolade, die
wenn sie das Blut gleich nicht so sehr erhitzt, wie der Caffe, doch den
Magen verdirbt, weil sie viel Oehl enthält.
/ @Pistaziern@
|F_158'
/Pistazien sind Nuß_Früchte in Zuker gelegt, die junge Frucht im
Eßig gehalten, wird in Persien als ein Besatz zu SPeisen gebraucht.
/Der Coffe ist gegen das Ende des vorigen Seculi aus Arabien ge-
bracht und in Arabien selbst ist er erst seit 200 Jahren im Gebrauch.
Sein %.eigentlicher UrsPrung soll in Abessynien seyn. Der levantische
Caffe wird aus Mecca am rothen Meer verführt, der mehreste
Caffe ist aber Martiniquischer, auf einer Insel in America.
/Unter den Gewürtz_Bäumen sind die 3 Haupt_Bäume, der
Nagel- Muskaten- und Canel_Baum. Alle diese 3 Producte
werden von Bäumen genommen und alle 3 sind in den Händen
der Holländer. Der Caneel wird auf Ceylon, die andern beyden
auf den Moluckischen Inseln angetrofen. Der Nagel_Baum heißt
so, weil er wie ein Nagel aussieht und gewiß sind unsere Nelchen
%.anfänglich auch Nägelchen genandt worden. Caneel ist die Baum¥
Rinde, nachdem die oberste Borke abgezogen ist. Der Canel_Baum
geht natürlicher weise immer aus, sobald ihm die Rinde abgezogen
wird, aber es wachßen in den ungeheuren Wäldern von Ceylon
immer mehrere, so daß nie ein Mangel daran ist. Canel heißt
auch Zimmet, das ist zusammen gezogen aus cinna monum.
Eine dortige Krähe in Ceylon verschlukt die Früchte des Canels¥
Baums, kan aber die Kerne nicht verdauen, deshalb giebt sie
ihn wieder von sich und verbreitet so den Samen auf der
gantzen Insel aus.
/Der MangelBaum auf Africa und America, ist eine Gattung
Bäume, die in waldigsten Gegenden wächßt %.und eine große
Verstärkung macht. Er schießt %.nehmlich eine Wurtzel in die
Erde aber auch Lufft Wurzeln, die sich hernach herunter laßen,
%.und die in die Erde faßen %.und ein solches Gewirre machen, daß
kein Mensch durch kommen kann.
/Der Banaianen_Baum wird in Africa angetroffen, und schießt
seine Aeste horicontal aus, denn hängt ein Ast wie ein Faden
herab, der in der Erde Wurzel fast, aus dem Faden wird manch-
mal auch ein diker Stamm, der wieder solche ErdZweige macht,
/ so
|F_159
/so kann ein einziger Baum ein ganzes Thal beschatten und einige
1.000 Menschen können unter einen solchen Baum Schatten haben.
/Der Barbal ist ein Baum am Senegal und hat das besondere,
daß er 24 Fuß dik ist und da wo die Aeste aussPringen, ist
er 12 Fuß hoch, er ist also nur noch einmal so hoch, als er im
Diameter. Mann könnte darin wohl Stuben und Kammern
anlegen, denn er ist der dikste Baum in der Natur.
/Zu den Gifft_Bäumen gehört %.hauptsächlich der Mansarillen_Baum
der eine Arth von Aepfel trägt, die giftig sind. Unter seinen
Schatten zu schlafen ist giftig, unter ihm stehen wenn es regnet, so
daß die Tropfen einem auf die Haut fallen, verursacht Blasen.
Sein Saft den er herunter tröpfelt, ist tödtlich und Pfeile, die
damit bestrichen werden, %.hauptsächlich wenn er vorher eingedrükt
ist, tödtet auf der Stelle.
/Angenehme Früchte. In Ostindien sind die schönsten Früchte
Hapogon, eine Arth OrangenAepfel, die nicht bloß die Süßig-
keit, als die zusammen ziehende Säure der unsrigen haben. -
Citronen und Limonen sind darin unterschieden, daß die
Limonen eine süße, Citronen eine saure Frucht seyn soll.
/Der Thee wird bis jetzt blos aus China gebracht, er ist das
Blatt von einem dortigen Strauch, und ein grünendes Blatt,
sieht wie ein KirschenBaum aus. Der Unterschied zwischen der
feinern und gröbern Sorte beruhet auf die Zeit, worinn er
abgeblättert wird. Die ersten Blätter sind die kostbarsten
und geben den Kayser_Thee, denn folgen die schlechten
Sorten. Der Ziegel_Thee wird von den Tungusen gesamlet,
wird zusammen gepakt und sieht wie Ziegel aus. Es frägt
sich, ob Theebou und grüner Thee unterschieden sey. Das Rösten
ist dem Thee nothwendig, damit er gut troken aufbewahret wird,
ja, man thäte gut, wenn man ihn in Europa noch einmal röstete.
Die Japoneser reiben ihn zu Pulver und kochen den Thee selbst
mit, überhaupt wird hier der Thee wie in Arabien den gantzen Tag
/ ohne
|F_159'
/ohne Zuker und Milch getrunken.
/Pfeffer ist ein Gewürtz, wovon große Schiffs_Ladungen nach
Europa gebracht werden, bey uns ist Pfeffer nicht leidlich für
Personen die zärtlich von Geschmak sind, für den gemeinen
Mann aber ist es ein stärkendes Gewächß. Es ist ein kriechendes
Gewächß, daß um Stangen und nicht auf Bäumen wächßt.
Es wird an den Küsten von Sumatra und gantz Indien ver-
führt %.und macht ein größerer Articel dort aus, als die
Muscaten_Nüße. Es wäre zu wünschen, das alle Muscaten¥
Nüße aus allen Küchen verbannt würden, wo man sie an
Fische nimt, um ihnen einen angenehmen Geschmak zu geben.
Es ist aber eine %.gefährliche brennende Sache. Mann hat auch einen
Pfeffer, der genuesische oder Taschen_Pfeffer heißt, weil jedes Körn-
chen in eine Arth von Tasche sitzt. Cubeben, Cordamom gehören
zu den Gewürtzen, die aus Ostindien kommen. Mann braucht
sie %.hauptsächlich zu gewißen Getränken. Z. E. in kalte Schaale.
Wir haben ein Gewürtz, das wir bei einen Namen nennen, den
auswärtige gar nicht verstehen, das englische Gewürtz.
(der %.eigentliche Name ist Pinant) ein rundes Korn, daß aus
Westindien komt, und weils die Engländer von da bringen,
so genanndt wird. - Mann hat auch in Indien den Ge-
brauch ein Kraut, welches Betel genandt wird, zu kauen,
aber nicht so sehr in Ostindien als auf den Molukischen
Inseln. Es ist hier auch noch ein Baum, der Araka_Baum:
von der Palmart und hier haben die Indianer die Gewohnheit
continuirlich Vetil arec im Munde zu haben. d. i. ein Vetel_Blatt
und die Frucht das Arek und etwas Muschelkalk dazwischen.
/Die Vanille pflegt man schon aus der Chocolade wegzulaßen,
weil sie sehr hitzig ist, ob sie ihr gleich einen sehr schönen Geschmak
giebt. Sie sieht wie eine Schote aus, aber schmaler und lang;
Bohnen hat sie inwendig nicht, denn dazu ist sie zu klein, sondern
statt deßen kleine Körner. Sie enthält einen Balsamischen Safft
der überaus hitzig und streng ist. Die Spanier selbst samlen
/ die
|F_160
/die Vanille nicht, sondern die Indianer von Mexico, allwo die
Vanille gefunden wird.
/Ratang ist das Stokrohr, %.oder das sogenante spanische Rohr
komt aus den Americanischen Inseln. Die Bande Ratangs
sind dünner, und werden zu Reifröken gebraucht, oder man
sPaltet sie, und flichtet die Lehnen der Stühle damit. Dieses
SPanier_Rohr wächßt auf den Philippinischen Inseln und heißt
SPanisch, weils die Spanier zuerst nach Europa gebracht haben,
und weil sie zuerst damit spatzierten.
/Das Rambas ist ein Rohr, welches vom spanischen Rohr muß
unterschieden werden, es kan jung gegeßen werden,
denn es ist dann eine saftige Pflantze, wächßt er größer,
so wird er so dik, daß man ihn zu Stangen braucht um
Sänften zu tragen, weil es nehmlich dicht ist. Wächßet er noch
größer, so wird er zu Pfosten an den Häusern gebraucht, in
den Gegenden, wo große Ueberschwemmungen sind. Z. E. in
Siam. -
/Der Reiß ist ein ostindisches Gewächß, ist aber von da nach
America versetzt und aller unser europäischer Reiß ist aus
Carolina. Dies ist der beste Reiß, der auch beßer und größer ist
als der Europäische, ob man gleich in Spanien auch angefangen,
welchen zu bauen. Er ist eine sehr nützliche Frucht, belästiget
aber den Magen mehr, als andere Gattungen von mehligten
Speisen und Getreyde Arten, so daß in Braganza einem
Kranken nicht Reiß gegeben wird, sondern man giebt ihm eine
Suppe in die man Semmel oder Waitzen_Brodt einschneidet,
welches im Waßer gekocht eine @Veraudungs_Suppe@ giebt, bey
uns ist es zur Abwechßelung wohl ein angenehmes Eßen,
zur Narung aber taugt es nicht.
/Das Zuker_Rohr ist in der Welt alt genug, nur der Zuker
ist nicht so lange im Gebrauch. Die Römer haben das Zukerrohr
nicht gekandt und müßen zu ihren Süßigkeiten Honig gebraucht
haben. In Abyssinien brauchte man ehedem den Saft und kaute
/ die
|F_160'
/die Pflantze. - Es ist eine dike schwammigte Substantz, wie eine
Binse ist immer einen Zoll dik und braucht 2 Jahr zur Reife.
Denn wird es unter Waltzen gebracht die es qvetschen, so daß
der Saft in Gefäße läuft. Diesen Saft kocht man so lange, bis
man am Ende das darin enthaltene Saltz, der Zuker heißt, ein-
gedikt findet, daß zerstoßt man dann, %.und d. h. Musquebade
dieser muß um Zuker zu werden, noch rafinirt werden, daß
geschieht aber nicht in Ostindien, sondern man bringts nach
Europa. Mann glaubte anfänglich, daß der Arak, den man zum
Punsch braucht, ein Reiß_Brandwein wäre, es ist aber ausge-
macht, daß aus Reiß kein Brandwein kan gebrandt werden,
und das Arak Zuker_Rohr_Brandwein ist.
/Ananas wächßt in America zur Größe einer kleinen Melone.
Man kan in allen Ländern die Ananas so groß ziehen, als sie
in America wächßt. Mann nimt die Ananas und macht sie
durch Strike fest, so daß die Wurtzel in einer Schaale mit Waßer
stehet. Die Wärme des Waßers muß aber in 90 %Grad seyn, denn
wächßt die Ananas complett zu der Größe, wie in America.
/Merkwürdige Wurtzeln. Rhabarber wächßt in der Chinesischen
Tartarey. Da dieses in einem so kalten Clima ist, so hat man
geglaubt, es würde auch in England wachßen %.und in Schottland
wächßt es %.würklich sehr häufig. Indeßen ist der Rhabarber,
den die Rußen über Land bringen, immer der beste, weil er
gar keine feuchte Lufft verträgt und über See geführt leicht
einen Anstoß nimt, weil es im Schiffe doch immer feucht ist.
/Opium ist zum Theil ein Lekerbißen und Mittel, sich in der
Türkey und in Indien die Zeit zu vertreiben. Es ist aber der
Saft von einer Gattung Mohn, der in denen Ländern wächßt %.und
Aehnlichkeit mit unsern Mohn hat. Die MohnKöpfe werden mit
einem Meßer von 3 oder 4 Schneiden geritzt, wo denn ein
Saft heraus schwitzt, der sich ansetzt, und den die Leuthe abnehmen,
wenn sie den Saft abnehmen, kriegen sie Zittern in alle Glieder,
/ darauf
|F_161
/darauf wird der Saft gekocht. Uns ist er sehr gefährlich, denn
er ist von großer Wirksamkeit, kan aber aus der Medicin nicht
gantz verbannt werden, weil er zu einer gewißen Krankheit
dient und unter andern die gar zu große Wuth des Stein Schmer-
tzes hindert. Er muß aber mit großer Behutsamkeit gebraucht
werden, weil er die Lebens_Kräfte vermindert. Zu den Nahrungs¥
Mitteln, die wir %.kürtzlich aus andern Ländern erhalten haben, gehört
die Kartoffel. Sie kommen aus Peru. Ihr Name wird in Büchern
nicht %.eigentlich gefunden. SPanisch heißen sie Tartuffs. - Den
Buchweitzen haben die Ritter auf ihren Kreutzzügen aus dem
gelobten Lande gebracht, wie auch die Chalotten, welche kleine
Zwiebeln von Ascalon sind. Calaffe ist die Frucht eines
Indianischen Baums, welches der Calabossen %.oder Affenbrod¥
Baum genandt wird, die Frucht gleicht einem großen
Kürbis, sie besteht aber aus einer harten Schaale und aus
einem etwas säuerlichen Fleische darunter, welches keinen
unangenehmen Geschmak hat. Der Schaale bedient man sich
zu Trinkgefäßen. Die 2 größesten Nahrungs_Mittel der
Americaner sind %.erstlich der Mangog, in Süd_America, dieses
ist eine sehr giftige Wurtzel, ist aber der Saft ausgepreßt
und die Wurtzel gerieben, so ist es eine so nahrhaffte Speise,
daß eine Handvoll auf den gantzen Tag zur Sättigung zu-
reicht. Das 2te NahrungsMittel in America ist der Tür-
kische Weitzen. Er heißt vielleicht so, weil er oben einen
Türkischen Bund hat. er heißt eigentlich Mais.
/Hirse ist das Narungs_Mittel aller Indianischen Völker, deshalb
baut man auch in Arabien Durra, eine Art Hirse.
/Es giebt Gewächße die Waßer enthalten, das Menschen und Thiere
zum Getränke dient. Der Baum ist auf der Insel Ceylon, der
Stiel an demselben gehet in die Höhe, an demselben ist ein Gewächß,
/ daß
|F_161'
/daß aber einen Dekel hat, worin Waßer ist. Nun stehet dieses in
die Höhe so lang, bis das Kraut abstirbt, denn kehrt es sich um
so daß der Dekel aufgehet und das Gewächß seine eigene Wurtzel
begießt. So ist auch in @B@aja ein Baum, deßen Stamm und Aeste
allenthalben voll Waßer sind, so daß man nur abzapfen darf.
So hatte die Natur den rohen Menschen versorgt, daß er für nichts
sorgen durfte %.und sich nicht einmal «Qvel»<Waßer> in Qvellen auf-
suchen durfte.
/ ≥ Mineralreich ≤
/Im Mineral_Reich kommen zuerst die Metalle vor.
/Gold wird hauptsächlich aus America gebracht und zwar zum
Theil aus den spanischen, zum Theil aus den Portugiesischen
Ländern. Man berechnet, daß aus dem Portugiesischen Ame-
rica %jährlich 120.000 Piaster Gold gegraben werde, und die Gold
Grube der Portugiesen ist die reichste in der gantzen Welt. Die
SPanier haben mehr Silber als Gold_Bergwerke. Das Gold
wird aus Erzstufen gesucht, indem es %.würklich in Gesteinen ange-
troffen wird, %.oder es wird aus dem Sande der Flüße gewaschen,
%.oder es ist in Körnern in der Erde enthalten. Aus der Erde
wird es gewaschen. Es ist merkwürdig, daß die Länder, deren
Reichthum so hoch beschrieben ist, gar keine %.eigentliche Bergwerke
haben. Z. E. Indostan. In alten Zeiten haben sich die Leute viele
Mühe gegeben, das Gold aus den Strömen zu suchen, um es
von dem Silber zu reinigen. Viele Leuthe in Indien kannten
das Silber gar nicht. - Nebst dem Gold ist ein Metal, daß auch
das weiße Gold heißt; Es hat beynahe die Schwere von Gold;
einige Experimente geben noch eine größere Schwere an, sie
mag wohl bey beyden gleich seyn. Es ist weiß und hat die Eigen-
schafft mit dem Golde gemein, nicht zu rosten. Cornwel hat 100 %Pfund
aus America gebracht, es ist aber durch chinesischen Versuchen alles
/ auf-
|F_162
/aufgebraucht und die SPanier haben die Einfuhre deßelben ver-
bothen.
/Das Silber ist gegen das Gold wie 1 zu 15 im Preise; Nach dem
Conventions Preise soll eine Mark Silber ausgemüntzt werden zu
40 %Reichsthaler %. folglich ist eine Mark Gold 200 %Reichsthaler. Es wird in Europa ange-
troffen, aber noch in weit größerer Quantitaet im SPanischen
America. Im SPanischen America sind 10 Müntz Stellen, diese 10
Städte prägen an Gold und Silber %.jährlich für 60.000.000 Piaster
daß sind für 90.000.000 %.Reichsthaler und wieviel geht nicht in Stangen
heraus.
/Kupfer verhält sich zu Silber wie 1 zu 70. Es wurden ehedem %.vorzüglich
in Schweden in dem sogenanndten Kupperberg angetroffen.
Hernach haben die Rußen beßern Kupfer aus den Kupfer_Rinnen
bey Catharinenburg, geliefert. Aus Japan wird feines Kupfer
in Stangen gebracht, die so klein sind, wie Stangen Siegellak.
Aus China kriegt man sogenandtes weißes Kupfer, welches aber
nichts anders als eine Composition ist.
/Meßing wird aus Kupfer gemacht, indem man Gallmey dazu
thut, welches eine Zinkart ist. Wird es in großer Quantitaet
hinzu gethan, so wird Printzmetall daraus.
/Zinn ist das leichteste unter allen Metallen, es ist merkwür-
dig, weil es eine solche Biegsamkeit hat, daß es zu Geschirren
kann gebraucht werden. In seiner gantzen Vollkommenheit wird
es in England angetroffen. In Deutschland könnte auch wohl
welches gefunden werden, allein man weiß es hier nicht so
gut durch Composition zu verbeßern, als dort. - Vantinak ist
ein grobes Zinn aus Malaaka, ein Zinn mit Zink versetzt.
/Eisen. Das beste Eisen wird aus Steuermark gebracht und
die Engländer können ihre Pfeile von keiner andern Eisen
machen. Anm. Die Verfeinerung des Eisens beruhet auf die
öfftere Umschmeltzung und Bearbeitung im Feuer.
/ Stahl
|F_162'
/Stahl ist ein gereinigtes Eisen.
/Bley ist in vielen Gegenden anzutreffen. Bley wenn es Silber
hat ist desto schlechter, denn es verlohnt des arbeitens nicht, daher
ist auch das Siberische Bley nicht so gut, denn das Silber macht es
steif und es kann zu Schrott nicht gebraucht werden, welches
leicht Bley erfordert.
/Halbmetalle. Das Qveksilber ist von wenigem Gebrauch, und
wenn die Metalle von der Seltenheit ihren Werth haben solten
so müßte Gebrauch deßelben ist in der Metallerei, wenn man
das Gold %.oder Silber aus dem Erz heraus bringen will, so werden
die Stüke Erz in Oehl gebracht %.und Qveksilber darauf geschüttet
denn nimt das Qveksilber alles Gold in sich, und so wird das Gold
oder Silber in Metall geschmoltzen. - Qvek ein alt teutsches
Wort, heißt soviel als Zittern, davon sind noch in England die
Qväker, die Erdbeben. - also eigentlich Zitter_Silber. -
Die vornehmste QveksilberGruben sind in Europa in Friaul,
woraus das Oesterreichsche Haus sehr viel zieht. Von da wird
es nach Holland verfahren %.und von da nach Spanien verkaufft
die es nach den Bergwerken nach America schaffen, denn ob
sie gleich im Spanischen America selbst Qveksilber_Gruben
haben, so reicht da das nicht zu, alle ihr Gold zu reinigen.
/Zink ist das, was, wenn es mit Kupfer zusammen genommen
wird, das Printzmetall ausmacht.
/Gallmey ist ein Zinkerz, daß mit Kupfer zusammen den Meßing
ausmacht, ihm die gelbe Farbe und Geschmeidigkeit giebt.
/Arsenik ist aus Schwefel, Saltz und Metall zusammen gesetzt.
Mann hat mit dem Arsenik bey Krebsschäden einen %medicinischen
Gebrauch zu machen gesucht, doch die Aertzte sind deshalb noch
uneinig.
/Operment. Auripigment. ist auch etwas Arseniksches. Die
Türken bedienen sich des ungelöschten Kalks und Operment
/ zu
|F_163
/zu einer Salbe die alle Wurtzeln der Haare auf den Kopf loß
macht, sie bedienen sich deßelben vermuthlich um von Läusen
frey zu bleiben.
/Von den brennbaren Wesen, die besten Autoren in der Mineralogie
sind der Meynung, daß alle brennbare Wesen in der Natur zum
Pflantzenreich gehöret haben. Wenn man nun Z. E. die ungeheuren
Staaten von Stein_Kohlen bedenkt, die in 1.000 Jahren nicht con-
sumirt werden können, und dabey sich vorstellet, daß dieser
brennbare Stoff nichts als Pflantzen_Oehl war, wo durchs Ver-
faulen nach und nach diese brennbare Substantz zurük geblieben
ist, so muß man sich wundern, indeßen ist die Sache selbst sehr
wahrscheinlich. Mann nennt eine brennbare Materie aus dem
Pflantzenreich, wenn sie fest ist
/Harz resina. Alle Harze können mit Spiritus vini aufgelößt
werden. Aller Torf ist ein Product aus dem Pflantzenreich. Man
unterscheidet den Torf in Pechtorf und Rasentorf. Der Pechtorf
ist ein schwartzer Schlamm, wovon das Oehl sich aber so verdikt
hat, daß es wie Stein_Kohlen gantz klar brennt. Bey Rasentorf
hingegen kan man die @qvasten@ sehen. Die Torfmoore haben
%.gemeiniglich einen hohen Rand, in deßen Mitte der Torf stehet.
Dieser Torfmoor wächßt am Rande immer, und so kann das
Basin inwendig mit der Zeit eine große Tiefe bekommen.
Das Moorwaßer sieht so schwarz wie Tinte aus. Ueber die
SteinKohlen liegen Lagen von Flötzen, die von Schiefer sind, in
denen Ueberbleibsel von allen Pflantzen abgedrukt sind, daher
ists sehr wahrscheinlich, daß alle Steinkohlen aus Torfmoore ent-
standen sind. Der Schiefer, der auf den Steinkohlen liegt, ist immer
bräunlich und hat nicht blos Abdrüke von Pflantzen, sondern im
Mansfeldischen giebts Kupferhaltigen Schiefer, die lauter Ab-
drüke von Fischen haben.
/Bergöhl ist das porificirte Oehl der Steinkohlen.
/ Petroleum
|F_163'
/Petroleum. Felsöl stinkt heßlich, wenn es gebrandt wird.
/Napfta ist flüßig und entzündet sich in der Ferne, stinkt nicht
so stark als Petroleum. Die Rußen hatten zur Zeit der Kaise-
rin Anna am Caspischen Meer Napftaqvellen gegraben,
und auch die Erde dort ist gantz mit Napfta getränkt. Man
kan die Napfta auf viele Weise gebrauchen. In Persien wird
es zum Wagenschmier gebraucht.
/Bergtheer komt mit der Substantz des Steinöhls überein, ist
dichter und klebrichter.
/Es ist %.wahrscheinlich daß der Bernstein %.würklich ein BaumHarz sey, und
daß er dadurch, daß er lange im Torfmoor gelegen, bituminoes
geworden sey, denn man findet kein See Insekt, sondern
lauter WaldInsekten darin, wie er aber bituminös geworden
sey, kann man nicht einsehen. Es wird in vielen Gegenden
Bernstein gefunden, als Z. E. in Italien, die vornehmste Gegend
aber ist in Preußen, und dadurch ist Preußen den alten Völkern
bekandt gemacht. Wie aber haben die Alten den Bernstein von
hier gekriegt? Zu Waßer ist es nicht glaublich, daß sie durch die
Straße bei Gibraltar, durch die Nordsee und Sund in die Ostsee
gekommen wären, denn diese Fahrt war ihnen gantz unbekandt,
daher ist es glaublich, daß die Sarmatischen Kaufleute, wo
die alten ihre Handels_Leuthe hatten %.und so müßen sie hier auch
Römisch Geld hergekriegt haben. Bey uns aus die Erde ge-
grabener Gagat ist schwartzer Bernstein, hat aber nicht die
Eigenschafft des Bernsteins, denn er ziehet, wenn er gerieben
wird, nicht an. Er ist nichts anders, als eine Stein_Kohle, die ge-
schliffen und polirt wird, ist nicht der Agati, sondern eine
Art Stein.
/Asphalt wird am todten Meer gefunden und an allen Orthen
wo Petroleum ist. Er ist ein verdiktes Bergtheer. -
/Schwefel ist %.vorzüglich bey den Feuerspeienden Bergen und
/ bey
|F_164
/bey den Kiesen. Aller unser Küchen_Schwefel ist aus Kiesen.
Die Kiese werden in der Erde gefunden, da wird der Schwefel
ausgezogen und in Stangen gegoßen.
/Zu den Saltzen gehört der Alaun, Vitriol, Salmiak. Dieser gehört
%.eigentlich gar nicht zum Mineral_reich, sondern wird aus der Milch
aller Thiere gemacht, man koche die Milch in Gefäßern, so sublimirt
sich oben ein feines Saltz, das ein flüchtiges Alcali und Koch_Saltz
enthält und kan also zum Mineralreich nicht gehören, doch soll auch
mineralisches Salmiak in der Mungaley gegraben werden. Das
Koch_Saltz wird aus Qvellen genommen %.oder aus der See, dahin gehört
das grobe Saltz der Engländer, das Baysaltz %.und das Spanische St:
Hubert Saltz. Das Saltz an sich wird nicht weniger oder theurer
Bergsaltz liegt in %.ordentlichen Bänken und Straten in der Erde: In
Siebenbürgen heißt das ein Saltzstok und es ist sehr bewunders-
würdig, wie weit die ungeheure Größe eines solchen Saltzstoks
sich erstreket, dieser Stok ziehet sich Südwärts in die Wallachey
wo man sein Ende noch nicht erreicht hat, Nordwärts geht er
unter den Dniester nach Pohlen fort und macht dort eine Streke
von 70 Meilen. Er ist nun schon 600 fuß tief. Die Granit_Gebürge
welches der Stein ist, woraus wir Treppen machen und aus dem
auch die großen Feldsteine bestehen, bestehen aus einem Spat¥
stein der immer glimmert. Diese Granit_Gebürge, die sonst in
großer Tiefe der Erde sind, haben sie bisweilen hier auch und
kommen unter den andern Schichten hervor, deshalb erhebt sie
das Saltz bisweilen, steigt aus der Tiefe und erhebt sich zu hohen
Gebürgen, die auf der Erde stehen. Diese Berge von Saltz sind
viele 1.000 Jahre alt und kein Regen hat ihnen was an. Soviel
ist gewiß, daß wenn man auch kein See_Saltz machen könnte
der eine Stok hinreichen könnte, gantz Europa auf viele 100 Jahr
mit Saltz zu versorgen.
/ Steinreich
|F_164'
/Stein_reich. Es sind 10 Edelgesteine oder %.eigentlich 9 denn der 10te
kann zu der einen Sorte gezählt werden. Diese 9 könnten in
3 Claßen geleitet zu werden. Die der ersten Claße können
nur mit Diamantpulver geschliffen werden, dahin gehört der
Diamant, Rubin und Saphir. Die 2te Claße ist nächst dieser der
Härte nach, %.vorzüglich aber der Farbe wegen berühmt. Dahin ge-
hört der Topas, Smaragd und Amethyst. Der Topas folgt in
der Härte auf die erste Claße. Zur 3ten Claße gehört der
Berill. Chrysolit und Granat. Der Hyacint gehört zu den
Granaten. Der Diamant ist gestaltet wie ein Cristall,
überhaupt sind alle Edelgesteine cristallisirt. Es ist eine 8¥
seitige Figur die außerhalb «mit» von zweyen 4_seitigen Pyra-
miden mit ihrem Bassin zusammen gesetzt sind. Er hat das
besondere, daß, wenn man mit einem geschliffenen Diamant
einen rohen ritzt, so schabt man ein Pulver ab, daß grau ist, und
wenn man mit dem schwarzen Marmor schabt, so ist sein Pulver
immer weiß, und so bey allen Steinen. Seine 2te Eigenschafft
ist diese, daß er gebrannten schwarzen Mastix anziehet. Daß
vornehmste ist, daß er der Feile nicht weicht, und keine Feile
kann in ihm den geringsten Riß hervor bringen. Noch hat der
Diamant das besondere, daß er bey einem Feuer, wobey
noch nicht einmal Silber schmeltzt, sich auf einmal in Dunst
verwandelt. Das thut kein einziger Stein, alle andre wer-
den erst weich. Sie werden von den Künstlern geschnitten,
und hernach eingetheilt, in Brillianten, Rosensteine, Diksteine,
und Tafelsteine, unter welchen der Dikstein der Anfang aller
übrigen ist.
/Wenn bei Brillianten das, was man in den Kasten und in die Krone
nimt, so komt wenn er eingefaßt wird 1/3 in die Krone und 2/3
in den Kasten. Mann hat lang gestrekte Kasten, die wenig Dike
haben, aber die haben nicht soviel Werth, ob sie gleich länger sind,
/ und
|F_165
/und mehr parade machen. Die folio ist nur mit Elfenbein schwarzt
ausgelegt, denn weil diese schwarz ist, so wirft es das Licht
zurük. Ist sie gut geschliffen, so verliert er die Helfte vom Ge-
wicht, je schwerer er also im Gewicht ist, desto größer ist er
zwar, aber er lange nicht das lebhaffte Feuer.
/Der Rosenstein ist ein, in der ersten Bildung carumpirter Diamant
ist unten flach, und läuft oben in einen Triangel ähnlichen
Spitze: - Wird wie der Diamant mit Diamant Pulver ge-
schliffen. Wenn der Rosenstein gefaßt wird, so sieht er hübsch
aus, hat aber das Feuer des Brillianten nicht weil die
Triangel und Rhombe nicht unten im Kasten sind.
/Der Dikstein ist die simpelste Hervorbringung eines geschliffenen
Steins, denn man darf nur die SPitze wegschneiden, so hat er
oben einen 4_ekigte Tafel. Sie sind nicht mehr geachtet und
gebräuchlich, ob sie gleich beßer als der RosenStein sind.
/Die Tafelsteine sind dünne Steine und haben an der Seite in-
wendig geschliffene Fagetten.
/Ein geschliffener Diamant wird bezahlt nach der Hälffte des
Gewichts von einem rohen Diamant, also ein geschliffener
Diamant wird bezahlt wie ein Rohr von 2 Caratt. Ein geschlif-
fener Diamant von 10 Carat hat das Gewicht eines Diamanten
von 20 Carat. Die Gelben sind nicht so gut, denn der Diamant,
der nicht seine natürliche Farbe hat, ist nicht so theuer, als der,
der rein Waßer zieht, ob sie gleich rarer sind.
/Rubin und Saphir sind die beyden besten Farbe_Steine. Vor
Alters konnte man die Steine nicht schneiden und es ist unbe-
greiflich, was sie an den Edelgesteinen schönes müßen gefunden
haben. Rubine werden in allen Gegenden von Pegu gefunden.
Der völlige rothe Rubin ist der Carfunkel, heißt so nicht, weil
er im Tage leichtet, sondern weil er roth wie eine glühende
Kohle ist. Der %.eigentliche Rubin ist der rothe, der blaue aber ist der
/ Saphir
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/Saphir. Man findet bisweilen Steine, die für Diamanten ausge-
geben werden, %.vorzüglich in Petschafften. Aber es ist nichts, als ein
unreiner Saphir, der weiß gebrannt ist, denn dieser kann
gebrannt werden, da er dann an Weiße und Zärte dem Dia-
mant sehr nahe komt und schön polirt wird, so kan ein solcher
Betrug damit vorgehen.
/Der Topas ist der härteste, die 3 vorigen ausgenommen,
wird unter den Schneken Steinen in Sachßen auf den Schneken
Berg gefunden. Es sind kleine 6_seitige Prismata, die an den
SPitzen pyramidenförmig zulaufen.
/Der Smaragd ist den Alten nicht bekandt gewesen, denn in
Loretto findet man viele Geschenke, aber keinen Smaragd,
verstehet unter denen Geschenke, die vor 200 Jahre geschenkt
sind.
/Der Amethyst ist ein gemeiner Stein und ist nichts anders, als ein
Christallirter Qvartz, und man hat große Driesen davon zu-
sammen gesetzt. Seine Farbe ist violett, ist aber schwer rein
zu finden, und deshalb weil er so selten rein ist, ist er noch höher
im Werth als ein Topas Berill. Acquomarium sind grüne Steine
und vom Chrisopas zu unterscheiden, ein laubfärbiger Stein
der nicht durchsichtig ist. Der Berill hingegen ist durchsichtig.
/Chrisolith welcher den Namen von der Gelben GoldFarbe hat.
Der Granat wird in Böhmen gefunden, hat ein starkes dunkel¥
roth, wird in großen Stüken gefunden, die ansehnlich bezahlt
werden.
/Hyazinth sieht zitronen_gelb aus und hat alle Schönheiten an
sich, ist aber sehr weich und deshalb nicht in %.sonderlichem Werth.
Mann kan alle Steine in Christallisirte und Coagolirte
Steine eintheilen.
/Der Türkis, der in der Türkey und Indostan angetroffen
wird, wird für ein Petrifact gehalten, der aber nichts weiter
als der Thier_Zahn eines unbekannten Thieres ist. Er sieht roth
oder blau aus und hat dunckelbraune Puncte. Daß er kein
/ rechtes
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/rechtes Peterfact ist, siehet man daraus, indem er, wenn er
polirt wird, keinen Glantz annimt, weil er aber immer eine
liebliche Farbe hat, so gebrauchen ihn die Türken in ihren Geräthen
und Pferde_Geschiren zur Zierde.
/Opala. sind silbernde Steine, die allerhand Farben aus dem
inwendigen sPielen. Sie sind niemalen gantz durchsichtig, son-
dern halb und gleichsam mit einem Nebel überzogen, wo aus
dem inwendigen eine gelbe oder rothe Farbe durchscheint.
Der gemeine Opal sieht Milch_weiß aus. Der Orientalische ist
kostbar und wird höher als ein Diamant geachtet, weil er
mit einer sehr zarten weißen und blaulichten Farbe umgeben
ist und aus seiner Mitte ein rother Funke hervorscheint. Er
komt sehr selten hieher.
/Coagolirte Steine, die keine bestimte Figur haben und also nicht
christallisirt sind. Z. E. die Topase und andre genandte Edel-
steine sind. Zu diesem gehört der Agat. Er wird als ein gemei-
ner Stein in Sachßen, aber noch häufiger in der Churpfaltz an-
getroffen. Er ist eine ZusammenMischung von verschiedenen
SteinArten, die zusammen geronnen sind. Man sieht bey
einer Agaten_Dose Stellen, die gar nicht durchsichtig sind, die-
se sind vom Jaspis, denn kommen durchsichtige Stellen, die macht
der Calcedon. Charcedon ist ein Milchfarbiger Stein und wird
gebraucht, Figuren darin zu schneiden. Im Agat findet man
auch röthliche Stellen, das ist der Carniol, von diesen 3erley
ist er zusammen geronnen
/Der Chrysograf, nicht wie man sagt Chrysopas. ist ein Stein der
ins gelbliche fällt. Ist von Chrysolith einen grünlichen gelben
Cristall zu unterscheiden. Ist ein undurchsichtiger Stein und wird
in Schlesien gefunden.
/KatzenAugen ist ein Stein, der mit dem Opal darin Aehnlichkeit
hat, daß das Licht aus seiner Oberfläche herum iret. Er ist braun
gelb %.und wenn er liegt, so laufft ein kleiner gelblicher Stein, von
/ der
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/der rechten zur linken auf seiner Oberfläche herum, welches eine
artige Zierde ist. Wird selten gefunden.
/Avanturier ist ein Stein, den ein NichtKenner für einen natürlichen
Stein halten könnte. Er ist ein braungelber Stein auf dem lauter
goldene Punkte sind. Er ist aber nichts als ein Glas_Stein.
/Lapis Caszali ist an sich selbst ein hübscher Stein, er wird zu
StokKnöpfen gebraucht, und ein solcher Stok ist denn sehr viel
werth. Es scheinen auch Gold_Punkte darauf zu seyn.
/Berg_Crystall ist ein Stein, der in den höchsten @Grand@Gebürgen
in der Schweitz angetroffen wird. Er liegt da unter andern Steinen
begraben. Zu den Berg_Cristallen gehören die Böhmische Dia-
manten. Sie können beynahe Glas ritzen, daß es aber nicht
wahre Diamanten sind, siehet man daraus, weil der
wahre Diamant die Feile aushalten muß und jederzeit
einen aschgrauen Staub geben muß.
/Zu der Arth von Agaten gehört der Pierra aus Egypten. Er ist
ein braunstreifigter Agat und noch ein bischen feiner, man
findet Uhrgehäuse davon gemacht.
/Mocca_Steine sind kleine Agate, worauf Abdrüke von kleinen
Bäumen zu sehen sind. Wird auch in Schottland gefunden, wo sie
auch Pubben genandt werden.
/Florentiner Arbeit ist ausgelegte Arbeit. Es werden Steine
von gewißer Farbe genommen, die so zusammen gesetzt werden,
daß die Farben der Natur nachstehen, indem man die Steine
übereinanderlegt und gut preßt. Z. E. Um einen Reuter zu
Pferde zu machen, so macht man das Pferd von einem braunen
Stein, den Rok von Lepus Cazuli blau, die Unterkleider von
gelben Marmor gelb p. p.
/Die Mosaysche Arbeit ist aus Glas_Gießen gemacht. Man
gießt Glaß von allerley Farben, und macht daraus kleine
/ Stiften
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/Stiften, die so ziemlich dik sind, setzt denn einen Stift an den an-
dern in einen Kalk, der lange naß bleiben muß, und so
lange drükt man eins ans andere, bis diese Glas_Stifte
zuletzt ein Gemählde ausmachen, weil sie aus verschiedenen
Farben bestehen. Das Bild, daß daraus entsteht, ist sehr
lebhafft, weil die Glas_Farbe mehr als die Waßer_Farbe
spielt. Was die Sache vorzüglich macht, ist dies: wenn es viel
100 Jahre gestanden hat und die Politur des Glases an-
gegriffen ist, so kan man es wieder abschleifen und poli-
ren, denn bekomt es wieder seinen vorigen Glantz.
/Marmor ist eine Arth Kalkstein, der sich poliren läßt, ist
in den Fleetz_Gebürgen zu ganzen Stüken und Bänken zu
finden. Marmor muß die Feile und Politur gut machen.
Der reine schwarze Marmor ist sehr schätzbar.
/Asbes und Annant sind 2 Steine, die aus langen Fasern be-
stehen, die Annantfasern sind sehr biegsam und laßen sich
sPinnen. Wenn man ihn im Waßer loker macht, kan man die
Fäsern auseinander bringen, man vermischt sie denn mit
Flachs, sPinnt sie und bringet so Leinwand heraus. Man
hat darauf gesonnen, ob man durch den Asbest nicht eine
immerwährende Lampe in unterirrdischen Hölen zu-
wege bringen könnte. Es giebt Qvellen von Petroleum
die nie zu tröflen aufhören, daher dürfte man nur
einen unverbrennlichen Docht haben, so hatte man eine
eigene Lampe.
/Steine von vulcanischen UrsPrung sind die Bimssteine.
Sie werden gebraucht Metalle abzutreiben, er ist leicht
und schwimt auf dem Waßer. Er ist aus FeuersPeyenden
Bergen entsPrungen, man kennt aber den Stein noch nicht,
der, wenn er ausgebrannt wird, zum Bimsstein wird.
/ Der
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/Der Filtrirstein wird im Meerbusen von Mexico angetroffen
Die Leuthe bedienen sich deßelben um ihr Waßer klar zu machen
Der Stein selber wird oben wie ein Trichter ausgehölt, in dem
man das unreine Waßer hereingießt; denn läufft das Waßer
durch und ist klar. Den Stein selbst muß man dann und wann
auswaschen
/Der Bologneser Stein ist ein GipsStein, ist %.ziemlich flach. Er hat
das besondere, daß, wenn man ihm cultivirt, so zieht er das
Licht an. Man thut auch Gips_SPalt hinzu und es ist angemerkt
worden, daß man daßelbe Experiment bey jeden Gips sehen kann.
Wenn man ihm %.nehmlich zu einer Art von Maße macht, und daraus
eine Stern_Figur macht und daß in eine Schachtel legt, über der
ein Licht stehet, so sauget er nach Verlauf einer Stunde alles Licht
in sich, und der Fosphorus ist denn so empfindlich vors Licht, daß
er, wenn Sonnen_Licht dazu komt; auseinander fällt.
/Die SiegelErde hat ehedem große Rollen in der Medicin gesPielt
jetzt aber ist sie daraus verbannt, denn man sieht ein, daß
das Erde eßen von keinem großen Nutzen für den %.menschlichen
Cörper seyn kann.
/Ambra ist eine braune Erde aus Spolita in Italien.
/Adlersteine heißen auch Klappersteine, wegen eines Steins
der in der Mitte klappert.
/Versteinerungen. Mann findet bisweilen Seltenheiten von
Peterfacten. Die Peterfacte sind rarer, als man denken sollte.
Versteinerungen haben über 1.000 Jahr nöthig, ehe ein Cörper
die wahre Natur von Stein hat. So findet man Holtz, daß durch
und durch von Stein_Materien durch drungen ist, daß aber den-
noch beym Feuer SPuren von Holtz zeigt: Versteinerte Melonen
vom Berge Libanon sind nichts anders als Cristall Kugeln,
eine Arth Kugelförmige Steine, die in der Mitte hohl sind und
Cristallische Drüsen haben, die wie Körner aussehen.
/ Donner-
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/Donnersteine werden allerwärts im Waßer gefunden, er ist
so lang und dik wie ein Finger, in der Mitte hat er eine lange
Röhre, wodurch man einen Finger steken kann, wodurch mann,
wenn man ihn zerschlägt, Strahlen hinauf gehen sieht. Bis
jetzt weis kein Natur_Forscher die Entstehung dieses Steins.
Ein Peterfact muß es seyn, denn ein purer Stein kann sich
so regelmäßig nicht finden, aber welcher Theil von Thieren
es sey, weis man bis jetzt nicht.
/Wir finden viele solche Peterfacten, %.dergleichen sind die Ammons¥
Hörner, gantz rund wie Schlangen gewundene Schneken,
die von der Größe einer Linse wie von der Größe eines
Wagen_Rads fortgehen. Gantze Gebürge scheinen daraus zu
entstehen, und doch hat man in der Natur keine Muschel von
der Arth gefunden.
/Man findet Bak_Zähne von Thieren, die viel größer ge-
wesen sind, als ein Elephant. Der große Bak_Zahn eines
Elephanten wiegt 1 %Pfund. Am Olliostrom sind Zähne von 7 %Pfund
ausgegraben. Es ist bey dem Olliostrom eine Saltz_Lake
wo die Thiere gehen Saltz leken und da findet man die
Thier_Knochen. Z. E. Hüfft_Knochen von Greiffen, der
allein in Asien angetroffen wird. Der größte Anatomi-
cus in Europa hat diese Zähne in Händen gehabt und
gesagt: diese ungeheure Zähne muß ein fleischfreßendes
Thier gehabt haben, wie er an den Fang_Zähnen ersehen; es
muß aber ausgegangen seyn, welches auch für das %.menschliche
Geschlecht sehr nützlich ist.
/≥ Ende des Zweyten Theils ≤
/δ_Schnörkel.
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/≥ Dritter Theil
/der
/physischen Geographie ≤
/δ_Schnörkel
Datum: 29.05.2009 / ... / 19.02.2010 / ... / 13.11.2013 / ... / 12.08.2016 / 18.10.2017 / ... / 17.01.2020 / 04.03.2020 / 09.03.2020