|L21 ≥ Geschichte der Quellen und Brunnen. +
|L22 §_53.
|L23 Von der Ursache derselben. ≤
|L24 Die bei den {&g } Naturforschern jetziger Zeit herrschende Meinung von
|L25 den Ursachen der Quellen ist: daß sie von dem Regen- {&e und Schneewasser },
|L26 welches sich in die Schichten der Erde {&v einsaugt } und an einem niedrigen
|L27 Orte hervorquillt, entstehen.
|L28 Die oberste Rinde der Erde besteht nämlich aus Schichten von verschiedener
|L29 Materie, die sich blätterweise über einander befinden, wovon
|L30 hernach ein Mehreres. Das Regenwasser {&v saugt } sich durch die {&v nicht zu
|L31 dichten } Schichten von Sand, Kieselstein und lockerer Erde, bis es an einen
|L32 festen, lehmichten {&g } Grund kommt, da es unterwärts nicht weiter sinken kann;
|L33 dann schleicht es nach dem Abhange der Schichten, woran es stehen bleibt,
|L34 fort, macht verschiedene Adern und dringt an einem niedrigen Orte hervor,
|P_274_
|L01 {&v wodurch eine Quelle entsteht }, die noch lange fortdauert, wenn gleich
|L02 der Regen eine Zeit lang ausgeblieben, weil das Wasser aus der Quelle
|L03 nur langsam {&v hervorfließt }, aber aus einem großen Umfange des nahen
|L04 Landes einen allmähligen Zufluß erhält, und die Sonne auch diese in der
|L05 Erde befindliche Feuchtigkeit nicht austrocknet.
|L06 Dieses ist die Meinung des {&v Mariotte }, Halley und anderer mehr.
|L07 Die Schwierigkeiten, die dawider gemacht werden, sind diese: daß der
|L08 Regen in ein ausgetrocknetes Erdreich nicht über 2 Fuß eindringt, da
|L09 doch bei Grabung der Brunnen öfters mehr als 100 Fuß tiefe Quelladern
|L10 angetroffen werden. Allein darauf wird geantwortet, daß:
|L11 Erstens durch Ritzen und Spalten der Erde das Wasser nach einem
|L12 langen Regen in die Steinkohlengruben wohl 250 und in ein Bergwerk
|L13 wohl 1.600 Fuß tief eindringe.
|L14 Zweitens, daß, wenn man eine lehmichte Schicht +M ab +, welche abhängig
|L15 ist, annimmt, welche bei a zu Tage ausgeht, und über der ein Berg
|L16 {&v befindlich ist }, das Regenwasser, welches darauf fällt, durch kleine
|L17 Adern, die es sich ausarbeitet, in der Richtung +M ab + nach dem Berge
|L18 fortläuft und also, wenn aus der obersten Spitze des Berges ein
|L19 Brunnen +M cd + gegraben worden, {&g } daselbst Quelladern angetroffen werden,
|L20 die aber nicht von dem auf dem Berge gefallenen Regenwasser,
|L21 sondern von dem, das auf die Ebene außer dem Berge gefallen und
|L22 auf der abhängigen Schicht, die durch ihn fortläuft, sich {&v durchgesaugt }
|L23 hat, herzuleiten seien. {&g } Daß oft auf hohen Bergen Quellen anzutreffen
|L24 sind, ist bekannt, z. E. auf dem Blocksberge, dem Tafelberge
|L25 am {&v Cap usw }. Allein man findet bei genauer Untersuchung, daß
|L26 doch ein Theil des Berges höher liegt als die Quelle, die auf ihm
|L27 entspringt.
|L28 Drittens, daß einige Quellen bei der größten Dürre ohne Verminderung
|L29 fortfließen. Dieses rührt von der Tiefe der Schichten her, die sich,
|L30 wenn sie sich einmal voll Wasser gesogen haben, beständig naß erhalten,
|L31 indem sie aus ihrem weiten Umfange nur einen geringen
|L32 Theil in die Quellen liefern.
|L33 Dahingegen dient zur Bestätigung dieser Meinung, daß in Arabien,
|L34 wo es wenig regnet, es auch in sehr dürrem Sande {&v kleine } Quellen giebt,
|L35 daß die meisten Quellen in einem Jahre, in dem es wenig regnet, eine
|L36 allgemeine Abnahme an Wasser leiden, auch wohl gar versiegen {&v usw }.
|P_275_
|L01 {&v Descartes } erklärte den Ursprung der Brunnen also: In dem Inwendigen
|L02 der Berge, sagt er, befinden sich weite Höhlen, in diesen {&v giebt }
|L03 es durch {&v viele } Gänge, die zum Meere führen, Meerwasser, welches vermöge
|L04 der unterirdischen Hitze in Dampf verwandelt wird, und indem
|L05 dieser in die oberste Schicht der Erde hineindringt, {&v bildet } er eine immerwährende
|L06 Quelle. Ein gewisser Jesuit und {&v Peravet } bestätigten diese
|L07 Meinung des {&v Descartes } mit Exempeln, welche wir aber ohne Schwierigkeit
|L08 auch nach unserer Hypothese erklären können. {&g }
|L09 ≥ §_54.
|L10 Besondere Arten der Quellen und Brunnen. ≤
|L11 Einige Brunnen fließen periodisch. Einige derselben können durch
|L12 das Aufthauen des Schnees, andere durch hydraulische Beispiele, noch
|L13 andere, wie es scheint, durch die Einwirkung des Mondes erklärt werden,
|L14 {&e zu welchen letztern mehrere Quellen in Island gehören, die mit Fluth
|L15 und Ebbe des Meeres Zeit halten }. Exempel der ersten Art sind häufig
|L16 in der Schweiz, Italien, Frankreich und an andern Orten, ingleichen im
|L17 Bisthum Paderborn der Bolderborn, der alle sechs Stunden sich verliert
|L18 und dann mit einem Getöse wiederkommt. {&g } Es giebt süße Brunnen wie
|L19 bei Toledo, der oben süß gleich Zucker, unten aber säuerlich ist. In
|L20 Deutschland sind etliche hundert Sauerbrunnen, diese enthalten das +L Crocum +
|L21 +L Martis +. Einige sind bitter, viele salzig, noch {&v mehrere } haben Eisentheilchen
|L22 und andere Mineralien in sich, etliche führen Gold. Bei Neusohl
|L23 {&e in Ungarn, in Sachsen und Irland sind } Quellen, die eine vitriolische
|L24 Feuchtigkeit auströpfeln, die mit Kupfer imprägnirt ist, welche das sogenannte
|L25 Cementwasser mit sich führt, dadurch man Eisen in Kupfer
|L26 verwandeln kann. Einige {&v übersteinern } die hineingelegten Körper. Ein
|L27 heißer Brunnen in Peru {&e bei Guanabalika } ergießt sich in das benachbarte
|L28 Feld und verwandelt sich in Stein. Einige entzünden sich, wenn
|L29 man sich ihnen mit einem Lichte nähert. Es giebt auch Brunnen, über
|L30 deren Wasser ein Öl {&g } oder Naphta schwimmt, das {&g } wegen der herausgehenden
|L31 brennbaren Dünste das Feuer gleichsam an sich zieht. Bei Bagdad
|L32 werden täglich wohl 100.000 Pfund Naphtha geschöpft. Es giebt auch sehr
|L33 kalte Brunnen, welche entweder deswegen, weil die Adern, wodurch sie
|L34 Zufluß bekommen, sehr tief liegen und daher von der Sonne nicht erwärmt
|L35 werden können, oder weil das Wasser {&e über Gyps fließt, } {&g } diese Eigenschaft
|P_276_
|L01 {&v der Kälte } besitzen. Ungemein viele Brunnen {&e mineralischer Berggegenden }
|L02 haben sehr heißes Wasser, als die warmen Bäder in Deutschland, Ungarn,
|L03 Italien usw. In Island sind verschiedene heiße Brunnen, in deren
|L04 einem, {&e der Geyser genannt, der zugleich zu großer Höhe spritzt, } ein Stück
|L05 {&v Fleisch } in einer halben Stunde gar kocht. Ingleichen in Japan. Alle
|L06 diese Wasser, z. B. im Karlsbade, müssen {&v verschiedene } Stunden stehen,
|L07 bis sie sich abkühlen, daß man sie am Körper leiden kann. Obgleich es
|L08 so heiß ist, muß es doch eben so lange über dem Feuer stehen, als gemeines
|L09 kaltes Wasser, bis es kocht. Die Ursache liegt in dem mineralischen {&v Gehalte },
|L10 {&v durch den sie Luft einsaugen, und an dem sie sich erhitzen und zugleich
|L11 schwerer werden }.
|L12 ≥ Geschichte der Flüsse. +
|L13 §_55.
|L14 Von dem Ursprunge derselben. ≤
|L15 Sie entstehen aus den Bächen, die ihr Wasser vereinigen, diese aus
|L16 den Quellen, die letztern endlich aus dem Regen und Schnee.
|L17 Wenn man das Wasser, welches ein Fluß in einem Jahre ins Meer
|L18 ergießt, berechnet: so wird die Menge des Regen- und Schneewassers,
|L19 welches auf die Fläche desjenigen Landes fällt, das sein Wasser in den
|L20 Schlauch des Flusses liefert, groß genug befunden werden, um nicht allein
|L21 die Bäche und die aus ihnen entstehenden Ströme zu unterhalten, sondern
|L22 auch den Thau, das Wachsthum der Pflanzen und dasjenige auszumachen,
|L23 welches vom festen Lande wieder ausdünstet. Dieses wird dadurch bestätigt,
|L24 daß nach langer Dürre auch das Wasser schwindet; daß in Ländern,
|L25 wo es wenig regnet, wie in Arabien, auch sehr wenige Flüsse entspringen;
|L26 daß die gebirgigen Gegenden, wie {&v Abessinien }, in Peru die Cordilleren
|L27 usw, {&v auf die } ein fortdaurender Regen fällt, auch Quellen zu den ansehnlichsten
|L28 Flüssen enthalten. Also giebt es freilich einen {&v Kreislauf } des
|L29 Meerwassers und des Wassers der Flüsse, nicht aber einen solchen, wie
|L30 man sich gemeiniglich einbildet, nämlich nicht vom Meere unterwärts unter
|L31 dem festen Lande bis an die Höhen desselben und von da wieder ins
|L32 Meer, sondern durch die aus dem Meer steigenden Dünste {&e gleichsam vermittelst
|L33 einer Destillation, da sie } in Wolken, Regen und Schnee verwandelt
|L34 werden und auf die Fläche des festen Landes herabfallen.
|P_277_
|L01 ≥ §_56.
|L02 Von der Bewegung und dem Abhange der Flüsse. ≤
|L03 Weil dazu, daß ein Fluß seinen Lauf ins Meer erstreckt, ein beständiger
|L04 Abhang des festen Landes von seinen Quellen an bis zum Meere
|L05 nöthig ist: so ist es merkwürdig, daß das feste Land in so großer Strecke,
|L06 als z. E. Südamerika nach der Lage des Amazonenstromes, wohl {&v 800 } Meilen
|L07 einen einförmigen Abhang bis zum Meere hat. Denn wenn es hin
|L08 und wieder große Einbeugungen und Vertiefungen hätte: so würde der
|L09 Strom sehr viele weitläuftige Seen unterwegs {&v bilden }.
|L10 {&g } Alle Ströme haben nicht einen gleich {&v jähen } Abhang. Aus den cordillerischen
|L11 Bergen, wo der Amazonenstrom entspringt, entstehen viele [† Hol-R]
|L12 Gießbäche, die sich in den {&v Stillen } Ocean ergießen. Der letzte Abhang ist
|L13 {&g } viel stärker als der erstere. Die Seine, wo sie durch Paris fließt, hat auf
|L14 6.000 Fuß {&e nur einen Fuß } Abfall, die Loire aber einen {&v dreimal } stärkern.
|L15 Irrthum des Varenius und {&v Kühns }.
|L16 Die Schnelligkeit eines Flusses soll in der ganzen Länge seines Laufes
|L17 zunehmen: weil er aber nahe bei seinem {&v Ausflusse } breiter wird und sein
|L18 Abhang daselbst auch fast aufhört: so fließt er {&e daselbst } langsamer als irgendwo.
|L20 ≥ §_57.
|L21 Einige besondere Merkwürdigkeiten der Flüsse. ≤
|L22 Die Richtung großer Flüsse macht gemeiniglich mit der Richtung der
|L23 höchsten Gebirge, {&v auf denen ihre Quellen befindlich sind, } einen rechten
|L24 Winkel, weil dieser Weg der kürzeste ist, von da in die See zu gelangen.
|L25 {&v Doch laufen zugleich zwei Reihen von Gebirgen, } {&e wenigstens zwei Landrücken }
|L26 von beiden Seiten, {&g } und der Fluß nimmt das Thal zwischen beiden
|L27 ein, in welches die von beiden Seiten daraus entspringenden Bäche sich
|L28 ergießen. Sie haben nahe an ihrem Ursprunge höhere Ufer als an ihrem
|L29 Ausflusse. Sie haben auch wenigere Krümmungen, {&v und ist das Ufer da,
|L30 wo es einen eingehenden } Winkel macht {&e (+F Angle rentrant +) }, höher als bei
|L31 dem ausspringenden {&e (+F Angle saillant +) }. Z. E. das Ufer a ist höher als das
|L32 gegenüberstehende b, und c ist höher als d. Dieses rührt von der Natur
|L33 eines Thales her, welches zwischen zwei ungleich abschüssigen Höhen am
|L34 tiefsten nahe an der steilsten Höhe ist.
|L35 Die Flüsse zerstören nach und nach das höhere Ufer und setzen die
|L36 abgerissene Erde und Sand an die niedrigen ab, daher die öftern Veränderungen
|P_278_
|L01 {&v des Bettes eines Flusses rühren }. Man errichtet daher öfters
|L02 {&v Buhnen }, {&v durch die der Strom indessen nicht selten nur noch } mehr in Verwirrung
|L03 gebracht wird. Man findet hin und wieder trockne Fluthbetten
|L04 von Flüssen, am Rhein, {&g } am {&v Gihon } {&g } {&e und andern }. {&v Dem letztern sind die
|L05 Arme, durch die er sich in den Kaspischen See ergoß, jetzt verstopft, und
|L06 fließt er fast allein in den See
Aral. }
|L07 ≥ §_58.
|L08 Von den ansehnlichsten Flüssen der Erde. ≤
|L09 Die den längsten Lauf haben, sind der {&v Nil }, der Niger, der Senegal,
|L10 der {&v Jenissei }, der auf {&v den Grenzen der Mongolei } entspringt und ins
|L11 Eismeer fließt, der {&v Hoangho } oder Saffranfluß, der Amazonenfluß,
|L12 der Silberfluß, {&e der St. Laurentiusstrom } und der Mississippi.
|L13 Sonst gehören auch noch hierzu die Donau, der Oby und Ganges.
|L14 ≥ §_59.
|L15 Erläuterung der Art, wie sich ein Strom ein Bette bereitet. ≤
|L16 Man findet bei den meisten Strömen, daß ihr Bette öfters viel höher
|L17 liegt als das zu beiden Seiten liegende Land, sonderlich nahe an ihren
|L18 Ausflüssen, {&e wie am Rhein, Po usw. } Bisweilen sieht man sie durch
|L19 enge Pässe streichen zwischen zwei hohen Ufern, welche sie wie Mauern von
|L20 beiden Seiten umschließen. Dies thut der Amazonenfluß nicht weit
|L21 von seinem Anfange und die Rhone, wenn sie aus der Schweiz in Frankreich
|L22 fließt, u. a. m.
|L23 Man kann leicht errathen, daß sich im ersten Zustande der noch nicht
|L24 ausgebildeten Erde die Wasser von dem Gebirge in die Thäler ergossen
|L25 und also diese nicht nur das Meer werden erreicht, sondern auch weit und
|L26 breit das feste Land werden überschwemmt haben, weil die vielen Unebenheiten,
|L27 die sich unterwegs vorfanden, die Ströme nöthigten, oft große
|L28 Thäler anzufüllen und sich in viele Arme zu theilen. Allein da das
|L29 Wasser, wo es den stärksten Abhang findet, auch am schnellsten fließt: so
|L30 mußte hin und wieder ein schnellerer Zug des Wassers sein als anderwärts.
|L31 Nun muß das Wasser in diesem ursprünglichen Zustande mit dem
|L32 aufgelösten Schlamme sehr stark sein angefüllt gewesen, und diesen kann
|L33 es nicht in der Richtung seines stärksten Zuges, sondern an der Seite {&g } angesetzt
|P_279_
|L01 haben; daher erhöhte es den Boden zu den Seiten so lange, bis die
|L02 Ufer hoch genug waren, alles Wasser zu fassen, und so bildete sich der
|L03 Strom sein Bette.
|L04 An den Gegenden, wo er steile Höhen herabstürzte oder mit reißender
|L05 Geschwindigkeit einen Boden herabfloß, arbeitete er diesen Boden so
|L06 lange aus und trug den abgerissenen Schlamm in die niedern Gegenden,
|L07 bis er durchgehends eine gemäßigte Geschwindigkeit bekam. Daher sieht man
|L08 in der Nähe des Ursprunges aller Flüsse sie zwischen hohen Ufern fließen.
|L09 Zuweilen sind die Ufer wie steile Wände, z. B. bei der Rhone,
|L10 wenn sie sich aus der Schweiz nach Frankreich wendet, und bei dem
|L11 Amazonenstrom nahe bei seinem Anfange. Daher sind auch die meisten
|L12 Flüsse {&g } fast an den mehrsten Örtern nicht unschiffbar, {&g } außer an einigen
|L13 Gegenden, wo der Boden felsicht ist, der sich nicht so leicht durch den Fluß
|L14 ausarbeiten läßt.
|L15 Von den Veränderungen der Erde durch die Flüsse wird weiter hin
|L16 das Gehörige gesagt werden.
|L17 ≥ §_60.
|L18 Von den Wasserfällen und andern Bewegungen der Flüsse. ≤
|L19 Der Rhein hat unterschiedliche Wasserfälle. Der bei Schaffhausen
|L20 ist senkrecht 75 Fuß hoch. Der Velino in Italien fällt von einer
|L21 perpendiculären Höhe von 200 Fuß. Der höchste in der Welt ist der vom
|L22 Flusse {&v Bogota } in Südamerika, der senkrecht 1.200 Fuß herabstürzt.
|L23 Allein der Fluß Niagara in Nordamerika ist dennoch der entsetzlichste,
|L24 weil dieser Fluß eine ungemeine Breite hat und senkrecht 150 Fuß herabstürzt.
|L26 Besondere Phänomene der Wasserfälle {&v finden nur da Statt, } wo der Fluß
|L27 über einen felsichten Boden läuft, welches man auch an den Wasserfällen
|L28 des Nils sieht. Der Fluß {&v Tunguska } in der westlichen Tatarei fließt
|L29 auf einem schiefen, felsichten Wege von einer halben Meile mit einem solchen
|L30 Gebrause, das über fünf Meilen zu hören ist, fort. {&g } Der {&v Tigris }
|L31 und {&v Niger } haben gleichfalls dergleichen.
|L32 Von den Flüssen, die eine Zeit lang unter der Erde fortlaufen und
|L33 dann wieder hervorkommen, ist zu merken die Guadiana, die diese Eigenschaft,
|L34 wie man vorgiebt, hat, weil sie nur in tiefen Thälern fortläuft. Die
|L35 {&v Greatha }, ein Fluß in Yorkshire, läuft wirklich eine halbe Meile unter
|L36 der Erde fort.
|P_280_
|L01 Einige Ströme versiegen, ehe sie die See erreichen. Z. E. der Arm
|L02 des Rheins bei Katwijk unweit Leiden, der {&v Hotomni } in der chinesischen
|L03 Tatarei und viele in Persien {&e und im Glücklichen Arabien. }
|L04 Einige {&v Ströme, die einen sehr weiten Lauf haben, } z. E. der Amazonenfluß,
|L05 der Senegal, haben {&e einige Meilen von der See } Ebbe und
|L06 Fluth. {&v Die Bewegungen einiger } sind noch weit in der See zu spüren, in
|L07 die sie fließen. Z. B. {&g } der Amazonenfluß {&g } . Doch hat keiner seinen besonders
|L08 kenntlichen Strom in der See, wie von der Donau im Schwarzen
|L09 Meere, von der Rhone im Genfersee, vom Rhein im Bodensee vorgegeben
|L10 wird, obgleich die Ströme das Meerwasser weit von den Ufern des
|L11 Meeres süß machen, vornehmlich der Amazonenfluß {&e und der vierzig
|L12 Meilen breite de la Plata. Endlich giebt es auch noch Ströme, die
|L13 durch Seen sich einen Weg bahnen. }
|L14 ≥ §_61.
|L15 Von den Überschwemmungen der Flüsse. ≤
|L16 Einige treten zu einer gesetzten Zeit, vornehmlich nahe an ihren Ausflüssen,
|L17 über die Ufer und überschwemmen das Land rund umher, welches
|L18 niedriger liegt als der Schlauch der Flüsse. Die Ursachen sind der Regen
|L19 in den Gebirgen, daraus der Fluß entspringt, und der abthauende Schnee.
|L20 Unter allen solchen Flüssen ist der Nil der vornehmste. [† Hol-R] Er schwillt
|L21 mit dem Anfange des Sommermonates {&e oder Juni } und überschwemmt
|L22 ganz Ägypten, wobei doch die Einwohner durch Leitung des Wassers {&v vermittelst }
|L23 verschiedener Canäle und Erhöhung derselben auf den Äckern sehr
|L24 vieles beitragen. Ägypten ist zu der Zeit ein Meer, worin die Städte
|L25 und Dörfer Inseln sind. Im Anfange des Septembers tritt er wieder in
|L26 seine Ufer zurück.
|L27 Die Ursache dieser Überschwemmung ist der Regen, der alsdann in
|L28 den ägyptischen Gebirgen fällt. {&v Zum Theil auch } der Nordwind, der auf
|L29 die Mündung des Nils gerade zu bläst und sein Wasser zurücktreibt. Zur
|L30 Zeit der Überschwemmung hört die Pest, {&v wenn sie gleich } die übrige Zeit
|L31 des Jahres wüthet, auf. Wenn das Wasser nur zwölf Ellenbogen hoch
|L32 steigt, so ist eine Theurung zu befürchten, steigt es 16, so ist Überfluß,
|L33 18 oder 20 Fuß sind zu viel. Vor Alters soll der Nil das Land viel höher
|L34 überschwemmt haben als jetzt, weil nun durch den abgesetzten Schlamm
|L35 das Land schon erhöht worden. Da sich nun in den heißen Landstrichen
|P_281_
|L01 der Regen zur gesetzten Zeit einfindet: so ist es kein Wunder, daß die
|L02 Flüsse die Überschwemmung zu gewissen Zeiten halten, als der {&v Nil }, {&g } Indus
|L03 und Ganges.
|L04 ≥ §_62.
|L05 Von den Materien, welche die Wasser {&v oder } Flüsse bei sich +
|L06 führen. ≤
|L07 Weil die Quellen der Wasser entweder Eisentheile, oder lockre Erde
|L08 und Salzpartikelchen bei sich führen, wie auch andere Mineralien: so ist
|L09 es kein Wunder, daß das eine Flußwasser leichter ist als das andere.
|L10 Gemeiniglich führen die kleinen Ströme, die sich in größere ergießen,
|L11 schwerere Wasser als diese. Das Neckarwasser ist schwerer als das
|L12 Wasser des Rheins, und eben so ist der Main, {&v der bei Mainz }, {&e die Mosel },
|L13 die bei Coblenz in den Rhein fallen, von schwererer Art als {&v dieser Strom, }
|L14 welches man dann auch am Eintauchen der Gefäße erkennen kann. Die
|L15 Ursache ist, weil das Wasser, das mit erdichten und andern Theilen untermischt
|L16 in einem kleinen Strome dahinfloß, sobald es sich in einen weiten
|L17 Schlauch ergießt, seine Materien kann leichter fallen lassen. {&v Für das
|L18 andere aber kann auch die Vereinigung unterschiedlicher Wasser die Präcipitation
|L19 der Materien, die eins oder das andere mit sich führt, befördern. }
|L20 Das Themsewasser hat den Ruf, daß es sich auf langen Seefahrten am
|L21 besten erhält und, ob es gleich stinkend wird, sich doch selbst reinigt. Vielleicht
|L22 rührt dieses vom verborgenen {&v Steinkohlengeiste her, der Schwefel
|L23 enthält, } welcher sonst auch die {&v Weine } conservirt.
|L24 Verschiedene Flüsse führen Goldsand; in Europa der Rhein, die
|L25 Rhone. Diese nebst dem Paktolus und Tigris waren vordem deshalb
|L26 berühmt. Auf der Goldküste von Guinea wird jetzt der Goldstaub
|L27 aus {&v Bächen } gesammelt, vornehmlich nach starkem Regen. Woher er
|L28 komme, und wie er abgesondert werde.
|P_282_
|L01 ≥ Dritter Abschnitt. +
|L02 {&e Atmosphäre. } +
|L03 §_63.
|L04 Geschichte des Luftkreises. ≤
|L05 Der Luftkreis drückt mit einem eben so starken Gewichte, als wenn
|L06 die Erde durch ein Meer zweiunddreißig rheinländische Schuhe hoch bedeckt
|L07 würde. Weil die Luft durch die Last, die auf ihr ruht, sich zusammendrückt,
|L08 so muß sie, {&v je näher sie dem Mittelpunkte ist, } desto dichter sein;
|L09 ja, wenn ihre Verdichtung immer so fort ginge, so würde sie in einer Tiefe
|L10 von sieben deutschen Meilen das Wasser an Schwere übertreffen; in einer
|L11 Tiefe aber, die noch nicht ein Drittheil des {&v Radius } der Erde wäre, würde
|L12 sie schon dichter sein als das Gold. Diese Dichtigkeit der Luft könnte,
|L13 wenn unterirdische Erhitzungen dazu kämen, viel zu den gewaltigen Erschütterungen
|L14 der Erde beim Erdbeben beitragen.
|L15 Die Atmosphäre theilt man in Regionen, die unterste geht von der
|L16 Meeresfläche bis zu der Höhe, wo der Schnee im Sommer nicht mehr
|L17 schmilzt. Diese erste Region ist nicht in allen Gegenden der Erde gleich
|L18 hoch. In der {&v heißen Zone } unter dem Äquator ist die Höhe der Berge,
|L19 wo der Schnee nicht mehr schmilzt, nicht unter drei Viertel einer deutschen
|L20 Meile; im Anfange der {&v gemäßigten Zone } nur eine halbe Meile, in den
|L21 Alpen nur eine Viertelmeile und unter dem Pole beinahe der Oberfläche
|L22 des Meeres gleich.
|L23 Die zweite Region hebt beim Ende der ersten an und geht bis zur
|L24 größten Höhe, in die sich die Wolken erheben. Die Höhe dieser letztern
|L25 ist an keinem Orte der Erde völlig bestimmt. Bald gehen die Wolken
|L26 hoch, bald niedrig. Überhaupt scheinen sie nicht über eine deutsche Meile
|L27 über die Meeresfläche emporzusteigen. Wenn man diese zweite Region
|P_283_
|L01 bis dahin extendiren wollte, wo die leuchtenden Meteore entstehen: z. E.
|L02 Nordlichter, Feuerkugeln u. a. m., so würden viele deutsche Meilen erfordert
|L03 werden, ihre Höhe zu bestimmen.
|L04 Die letzte Region fängt an, wo die zweite aufhört, und geht bis
|L05 zur Grenze des Luftkreises. Man bestimmt diesen durch die Höhe der
|L06 Dämmerung, welche neun und eine halbe deutsche Meile hoch gefunden wird.
|L07 Die Luft hat folgende Eigenschaften:
|L08 Erstens, sie ist feucht. Alle Luft hat {&v zwar } Feuchtigkeiten in sich, wenn
|L09 diese aber in ihren Zwischenräumen wohl vertheilt sind, so ist sie
|L10 heiter und wird für trocken gehalten. In einigen Gegenden wird
|L11 sie mit feuchten Dünsten {&v übermäßig } beladen, wie in morastigen und
|L12 waldichten Gegenden, z. E. {&g } in der nördlichen Gegend der Landenge
|L13 von Panama. {&e Oder sie ist: }
|L14 Zweitens sehr trocken, wie in Persien, Arabien, im obern Theile von
|L15 Ägypten, wo man die Luft durch künstliche Springbrunnen oder gesprengtes
|L16 Wasser in den Zimmern anfeuchten muß, weil sie sonst der
|L17 Lunge schädlich werden würde.
|L18 Drittens, sie enthält Salze in sich; z. E. {&v die Salpetersäure, welche
|L19 man durch dazu bereitete Erde aus der Luft anzieht. Daher haben
|L20 die mit Salz bedeckten Felder in Persien und am Cap ihr Salz
|L21 vermuthlich von dem, was Regenbäche aus salzigem Boden ausgewaschen
|L22 und über niedrigere Felder geführt haben. Auch vielleicht
|L23 etwas Kochsalzgeist, } daher die corrosivische Luft auf den Azorischen
|L24 Inseln. Ingleichen der aus der Luft sich angesetzte {&v Mauersalpeter
|L25 oder Aphronitrum. } Ölichte und selbst mineralische Theile hält sie
|L26 auch hin und wieder in großen oder kleinen Quantitäten in sich. Die
|L27 Seeluft ist von andern Eigenschaften als die Landluft. {&g }
|L28 Viertens, einige Luft ist sehr rein; daher das ruhige und heitere Licht
|L29 der Sterne in Persien, Arabien und Chaldäa, wodurch vielleicht die
|L30 Astronomie in diesen Gegenden noch erleichtert worden, vornehmlich
|L31 da man daselbst die Sommermonate hindurch auf Dächern unter
|L32 freiem Himmel schläft.
|L33 Fünftens, einige Luft ist wegen ihrer Gesundheit, andere wegen ihrer
|L34 Ungesundheit {&v berüchtigt }. Alle sehr waldichten {&e und sumpfichten } Länder
|L35 sind wegen ihrer ruhigen Feuchtigkeit ungesund und bringen Fieber
|L36 zuwege. Z. E. Virginien beim Anfange der Colonien daselbst;
|L37 vornehmlich [† Hol-R] wenn mit dieser Feuchtigkeit eine große Hitze verbunden
|P_284_
|L01 ist, wie zu {&v Puerto Belo }. Wenn ausgetretnes Seewasser in
|L02 Pfützen auf dem Lande fault, wie in Sumatra, oder auch emporgetriebenes
|L03 Flußwasser, wie in Siam, so bringt dieses Krankheiten
|L04 und Fieber zuwege. {&g } {&e Von endemischen Krankheiten (Pest, Aussatz,
|L05 gelbem Fieber) und ursprünglichen Contagionen, als Kinderpocken
|L06 und Venusseuche. }
|L07 Sechstens, die Luft einiger Orten scheint gewisse Ungeziefer {&e und Thiere }
|L08 nicht zu leiden. Es sind keine Ratzen in Augsburg, Malta, Kandia;
|L09 keine giftige Schlangen in Gozzo, Faizza, in Irland gar keine giftigen
|L10 Thiere, auf dem Jagdhause Einsiedel in {&v Württemberg } keine Ratzen.
|L11 {&v Kolb } berichtet, daß die Europäer, wenn sie auf dem {&v Cap } ankommen,
|L12 das Ungeziefer verlieren, was sie sonst auf ihren Schiffen oder in
|L13 ihren Kleidern mitgebracht, und niemals wiederbekommen. Dagegen
|L14 haben die Hottentotten wegen ihrer garstigen Lebensart einen
|L15 guten Vorrath davon.
|L16 Die blaue Farbe der Luft erklärt man am wahrscheinlichsten aus
|L17 dem weißlichten Schimmer der Dünste, der auf dem schwarzen Grunde
|L18 des leeren Raumes gesehen wird, und eine blaue Farbe muß es sein, weil
|L19 Weiß auf Schwarz, dünne aufgetragen, blau macht.
|L20 ≥ §_64.
|L21 Von den Winden überhaupt. ≤
|L22 Der Wind ist dasjenige in Ansehung der Luft, was ein Strom in
|L23 Ansehung des Meeres ist. Er wird auch wie die See durch die Richtung
|L24 des festen Landes und der Berge sehr eingeschränkt. Wie zwei
|L25 Ströme, die einander entgegengesetzt sind, einen Meerstrudel machen: so
|L26 machen zwei Winde, die in verschiedenen {&v Richtungen } auf einander wirken,
|L27 Wirbelwinde.
|L28 Die vornehmsten Ursachen der dauerhaften Winde sind folgende:
|L29 Erstens, wenn eine Luftgegend mehr erwärmt wird als die andere,
|L30 z. B. die über dem Lande mehr als über dem Meere, so weicht sie
|L31 dieser, weil sie leichter ist als die kühlere Luft, und es entsteht ein
|L32 Wind in dem Platz der Erwärmung, und dieser dauert so lange fort,
|L33 als die vorzügliche Erhitzung des Ortes währt.
|L34 Zweitens: wenn eine Luftgegend nach und nach erkaltet, so faltet sie
|L35 sich zusammen, verliert ihre Ausspannung und macht der erwärmenden
|P_285_
|L01 Luft Platz, gegen {&v sie zu strömen }. Wenn es im Anfange des
|L02 Herbstes im tiefen Norden anfängt kalt zu werden, so zieht die südliche
|L03 Luft nach Norden über, so lange als die Zunahme der Wärme
|L04 dauert, und hernach kehrt sie wieder zurück.
|L05 Drittens: Bei plötzlichen Stürmen, die nicht lange währen, sind aus
|L06 der Erde ausgebrochene Schwefel- und mineralische Dämpfe, welche
|L07 die Elasticität der Luft schwächen oder in Gährung gerathen, die
|L08 Ursache ungleicher, auf einander stoßender Winde, die sich anfänglich
|L09 aufhalten und Windstillen machen, hernach mit Heftigkeit sich drücken
|L10 und entsetzliche Wolkenbrüche und tobende Stürme machen. Ingleichen
|L11 macht heftiger Platzregen oder Hagel einen Wind, der sehr
|L12 heftig sein kann.
|L13 Die Eintheilung, die die Seeleute von den Winden machen, ist diese:
|L14 Sie nehmen die vier Hauptgegenden, Norden, Osten, Süden, Westen.
|L15 Dann theilen sie jeden Bogen des Horizontes, der zwischen zwei Hauptgegenden
|L16 enthalten ist, in zwei gleiche Theile. Sie heißen: Nordost,
|L17 Südost, Nordwest, Südwest. Die Buchstaben werden so gesetzt, daß
|L18 die von Norden oder Süden immer zuerst kommen. Hernach theilen sie
|L19 diese ein in Viertelbogen, und vor die vorige Benennung {&g } setzen sie immer
|L20 die Hauptgegend, der sie am nächsten liegen, als: Nordnordost, Ostnordost,
|L21 Ostsüdost, Südsüdwest, Westsüdwest, Westnordwest,
|L22 Nordnordwest. Die Winde von der vierten Ordnung entstehen, indem
|L23 sie die vorigen Bogen wieder halbiren, die vorige Benennung behalten
|L24 und nur zeigen, welcher von den Hauptgegenden sie am nächsten liegen,
|L25 und dieses durch das Wörtchen gen. Z. E. {&v Westnordwest gen Westen,
|L26 Ostnordost gen Osten }. Alle diese Eintheilungen machen zwei und
|L27 dreißig Winde aus.
|L28 ≥ §_65.
|L29 Eintheilung der Winde nach ihren Eigenschaften, Feuchtigkeit, +
|L30 Trockenheit, Wärme, Kälte und Gesundheit. ≤
|L31 Die Abendwinde sind in den meisten Gegenden feucht, sind es aber
|L32 auch in der ganzen Welt, außer wenn sie über einen verbrannten Boden
|L33 streichen, wie in Persien der Abendwind, der über Arabien streicht.
|L34 Es mag ein {&v Westwind } über ein nahes oder entlegenes Meer streichen,
|L35 so ist er immer feucht. Dagegen der Ostwind, wenn er gleich noch über
|L36 größere Meere kommt, mehrentheils trocken ist.
|P_286_
|L01 In den Philippinischen Inseln regieren des Jahres zwei Wechselwinde,
|L02 ein Nordostwind die Herbst- und Wintermonate und dann ein
|L03 Südwestwind die übrige Zeit hindurch. Jener, ob er gleich über das
|L04 {&v Südmeer } weht, ist trocken. Ein gleiches ist in Ost- und Westindien
|L05 zu merken, z. E. in der Gegend von Neu-Cartagena.
|L06 Die Südwestwinde, die über das Atlantische Meer wehen und {&e sonst
|L07 nur } feuchtes Wetter bringen, sollen heiteres und trockenes Wetter {&v verursachen. }
|L08 Dagegen sind nur die Westwinde feucht. Dies geschieht auch
|L09 selbst auf der Stillen See, da die Ostwinde heiter Wetter geben, die Westwinde
|L10 aber, die über die See gehen, regenhaftes. Die Ursachen sollen
|L11 im Folgenden erklärt werden.
|L12 Wenn ein Wind eine Luft mit sich führt, die kühler als der menschliche
|L13 Körper ist: so kühlt er. Ist seine mitgebrachte Luft aber heißer als
|L14 dieser, so erhitzt er denselben desto mehr, je schneller er geht. Solche
|L15 heiße Winde sind hin und wieder in den {&v heißen Erdstrichen } anzutreffen,
|L16 wie der {&v Chamsin } in Ägypten, vornehmlich der {&v Samiel } in Persien,
|L17 Arabien und Syrien sind die ärgsten. Sie blasen mit einer Hitze, als
|L18 wenn sie aus einem Feuerofen kämen. Dieser Wind Samiel sieht röthlich
|L19 aus. Er weht vornehmlich im Juni bis August und ist insonderheit
|L20 am Persischen Meerbusen zu spüren. Die Perser meinen, daß er seine
|L21 giftigen Eigenschaften von einem Kraute, {&v Golbat Samoar } genannt,
|L22 welches häufig in der Wüste von Kerman wächst, habe, weil der Wind,
|L23 der über dieses streicht, seinen Blumenstaub fortführt. Es scheint aber
|L24 der Wahrheit ähnlicher, daß, weil alle diese Gegenden viel Naphtha, insonderheit
|L25 in ihrem Boden enthalten, das Saure der Salzpartikelchen,
|L26 die der persische Wind mit sich führt, mit diesen ölichten Dämpfen aufbrause,
|L27 sich erhitze und die rothe Farbe zuwege bringe. [† Hol-R] Der Wind Samiel
|L28 tödtet, wenn er heftig geht, sehr schnell. Meinungen von dem plötzlichen
|L29 Sterben der Israeliten und dem Heere Sanheribs.
|L30 Es giebt in Arabien, ingleichen in den ägyptischen Sandwüsten
|L31 auch Winde, die Reisende im Sande begraben. Daher die Mumien ohne
|L32 Balsamirung entstehen.
|L33 Winde, die von den Spitzen hoher Berge kommen, sind alle kalt; daher
|L34 selbst in Guinea der {&v Nordostwind (+I Terreno +) }, der von den im {&v innern }
|L35 Theile des festen Landes befindlichen Gebirgen kommt, {&e große Trockenheit } {&g }
|L36 und Kälte bringt. Winde, deren Züge gegen einander streben, bringen
|L37 erstlich Windstillen, dann plötzlichen Sturm, Platzregen und Gewitter zuwege.
|P_287_
|L01 Die Gewitter entstehen vornehmlich aus dem Gegeneinanderstreben
|L02 zweier Winde, {&v welche Wolken von verschiedener Elektricität vermengen },
|L03 daher nach denselben öfters der Wind sich ändert, und die Gewitter gemeiniglich
|L04 gegen den Wind aufsteigen.
|L05 In den indischen oder äthiopischen Meeren folgen in den zwei
|L06 Jahreshälften zwei Wechselwinde auf einander, welche zu derjenigen Zeit,
|L07 wenn sie einander ablösen, erstlich Windstillen, hierauf ein unordentliches
|L08 Wehen aus allen Gegenden rund um den Compaß, endlich aber Sturm,
|L09 Platzregen und Gewitter zuwegebringen, welche, wenn sie höchstens nur
|L10 eine halbe Stunde wehen, +S Tornados + heißen; wehen sie aber etliche Stunden,
|L11 ja wohl Tage, so heißen sie +S Travados. +
|L12 Nicht weit von der Küste {&v Sierra Leona } gegen Abend ist eine
|L13 Gegend, die man die Gegend der {&v Tornaden } nennt, worin mit Stürmen,
|L14 fast beständigem Regen und Gewitter abwechselnde Windstillen
|L15 herrschen.
|L16 Im Mexikanischen Meerbusen steigt bei abwechselnden Winden
|L17 gen Nordwest eine schwarze, flache Wolke etliche Grade über den Horizont;
|L18 diese heißt man die Nordbank; darauf fängt ein reißender Sturm von
|L19 Nordwest an, welchen man den Nord nennt. Alle niedrigen Wolken treiben
|L20 mit großer Schnelligkeit, nur die Nordbank ruht, bis der Sturm vorüber
|L21 ist. Weil vor diesem Winde, Nord genannt, gemeiniglich ein sanfter Südwestwind,
|L22 hernach eine stille Luft vorhergeht: so sieht man wohl, daß die
|L23 entgegenströmenden Luftzüge erstlich einander aufhalten, dann eine Drehung
|L24 in der obern Luft verursachen, wo sie die Dünste in eine dicke Wolke
|L25 zusammentreiben, woraus die Nordbank entsteht, und daß die daselbst sich
|L26 häufende Luft unterwärts mit großer Gewalt herausbreche. Die Wolke
|L27 selbst, weil sie im Mittelpunkte dieses Wirbels ist, muß ruhen. Wenn der
|L28 Wind nach Süden springt, so ist das Unglück am größten. Diese Winde
|L29 sind dem December und Junimonate eigen. Die Südwinde, die im Juni,
|L30 Juli und August häufig sind, herrschen zu der Zeit, wenn die Südwestwinde
|L31 in dieser Gegend vornehmlich {&v wehen }, die Zurückströmung aber der
|L32 nördlichen Luft ihnen bisweilen widerstrebt.
|L33 Die Orkane {&e (+S Ouragans +) } in eben diesem Meere und an den umherliegenden
|L34 Seeküsten treiben Wolken, die wie Pumpen aussehen, anstatt
|L35 daß die Nords eine flache Wolke machen. Ihre Farbe ist gräßlich:
|L36 1) blasse Feuerfarbe, 2) kupferroth und 3) schwarz. Erstlich kommt der
|L37 Wind aus Südost, dann Windstille, dann Südwest.
|P_288_
|L01 Am {&v Cap } herrscht der Orkan, der aus einer Wolke, das Ochsenauge
|L02 genannt, zu brechen scheint. Man glaubt fälschlich, daß diese Wolke nicht
|L03 größer sei als ein Ochsenauge. Sie scheint größer als ein ganzer Ochse
|L04 zu sein und breitet sich vornehmlich über den Tafelberg aus. Sie entsteht,
|L05 wenn auf den Nord- ein Südwind folgt, aus Ursachen, die schon angeführt
|L06 worden; doch muß man auch die Gebirge, an die sich die Winde
|L07 stoßen, mit in Betrachtung ziehen.
|L08 Dieses gilt auch von andern plötzlichen Stürmen. Sie herrschen
|L09 mehrentheils in den Gegenden der Vorgebirge, Meerengen, und
|L10 wo viele Inseln sind, und zu der Zeit, wenn die Winde stärker abwechseln,
|L11 wie im Herbste und Frühjahr, mehr als in irgend einer andern
|L12 Jahreszeit.
|L13 Im Chinesischen und Japanischen Meere herrschen die Typhons,
|L14 welche von den aus dem Meere hervorbrechenden Dämpfen zu entstehen
|L15 pflegen; denn das Meer sprudelt und wallt an dem Orte, die Luft ist mit
|L16 Schwefeldünsten angefüllt, und der Himmel sieht kupferfarbig aus. Das
|L17 Chinesische Meer ist im Winter {&e wärmer } als eins von den angrenzenden,
|L18 und dieses scheint die angegebene Ursache zu bestärken. Der Typhon
|L19 bleibt an einer Stelle und treibt nicht fort.
|L20 Mit diesen haben die Wasserhosen eine große Ähnlichkeit. Die
|L21 sinesischen Meere und das Rothe Meer haben diese Luftphänomene öfters.
|L22 Man sieht, daß das Wasser an einem Orte gleichsam kocht, endlich sich
|L23 einen Fuß hoch erhebt. Es steigt ein Rauch mit einem düstern, zischenden
|L24 Getöse hervor, und dann scheinen sich die Wolken in den Gegenden herabzusenken
|L25 und mit den Röhren die Figur eines Trichters oder einer Trompete
|L26 anzunehmen. Es windet sich das Wasser in dieser Röhre in die Höhe
|L27 und fällt außerhalb derselben nieder. Schiffe, die davon ergriffen werden,
|L28 werden ihrer Segel beraubt, sie treiben mit dem Winde fort.
|L29 ≥ §_66.
|L30 Schnelligkeit der Winde. ≤
|L31 Ein gelinder Wind geht nicht schneller als ein Mensch im Gehen; ein
|L32 ziemlich starker wie ein Pferd im Laufen. [† Hol-R] Ein Sturmwind, der Bäume
|L33 ausreißt, legt 24 Fuß in einer Secunde zurück. Es giebt auch Stürme,
|L34 die bis 60 Fuß in einer Secunde durchlaufen. Diese werfen selbst Häuser
|L35 um, auf die sie treffen.
|P_289_
|L01 ≥ §_67.
|L02 Von den {&v Passatwinden }. ≤
|L03 Ein Wind, der einem Erdstriche ein ganzes Jahr hindurch mehrentheils
|L04 eigen ist, heißt ein {&v Passatwind }.
|L05 Zwischen den {&v Wendekreisen } weht fast beständig, wenn man sich
|L06 vom Lande entfernt, ein Ostwind um die ganze Erde. Dieser entsteht
|L07 nicht von der zurückgebliebenen Luft, die, da die Erde sich von Abend gegen
|L08 Morgen zu dreht, nachbleibt und in der entgegengesetzten Richtung
|L09 widersteht, sondern von der nach und nach von Morgen gen Abend durch
|L10 die Sonne rund um die Erde geschehenen Erwärmung; denn wie eben gesagt,
|L11 so strömt die Luft immer nach der Gegend, die von der Sonne am
|L12 meisten erwärmt wird; folglich muß sie dem scheinbaren Laufe der Sonne
|L13 immer nachziehen. Die Seefahrer können viel geschwinder aus Ostindien
|L14 nach Europa, als von Europa dahin kommen, weil sie in dem letzten Falle
|L15 den generalen Ostwind sowohl auf dem Äthiopischen als Indischen Meere
|L16 gegen sich haben.
|L17 Diese Seefahrer müssen auf der Reise vom {&v Cap } nach Europa wohl
|L18 auf ihrer Huth sein, daß sie die {&e Insel } St. Helena nicht vorbeifahren,
|L19 denn wenn sie dieselbe einmal vorbei sind, so können sie nicht wieder dahin
|L20 gelangen, weil sie ein starker Ostwind forttreibt, und müssen an der
|L21 Insel {&v Ascension } {&v sich mit Schildkröten und Wasser versorgen. }
|L22 Dieses gilt von allen zwischen den {&v Wendecirkeln } befindlichen Meeren:
|L23 dem Atlantischen, Äthiopischen, Stillen und Indischen. Allein je
|L24 weiter vom Äquator zu den {&v Wendecirkeln }, desto mehr weicht dieser Ostwind
|L25 in einer Nebenrichtung aus Süd und Nord ab, je nachdem man sich
|L26 nämlich im südlichen oder nördlichen Hemisphär befindet; dort wird er
|L27 ein Südost-, hier ein Nordostwind {&g }. Diese Winde erstrecken sich auch
|L28 etwas außerhalb den Wendekreisen, doch nicht leicht über den dreißigsten
|L29 Grad, {&e wo ein westlicher Passatwind anhebt, der bis zum funfzigsten
|L30 Grade herrscht, daher man aus England, um nach Amerika zu kommen,
|L31 sich dem Wendekreise nähert und daselbst Ostwind findet, zurück aber zwischen
|L32 dem vierzigsten und funfzigsten Grade der Breite mit einem Westwinde
|L33 eine kurze Reise macht. }
|L34 Die Winde +F Alisés + gehören zu den Wirkungen dieses allgemeinen Ostwindes
|L35 und sind solche, die in einem Erdstriche beständig herrschen, obgleich
|L36 sie nicht die Richtung aus Osten haben. Z. E. so herrscht an den
|P_290_
|L01 Küsten von Peru ein beständiger Südwind, der neben den Küsten von
|L02 {&v Chili } bis an Panama fortstreicht, welcher daher rührt, weil die näher
|L03 zum Südpole befindliche Luft nach dem Äquator hinstreicht, der allgemeine
|L04 Ostwind aber durch die Cordillerischen Gebirge verhindert wird, hier
|L05 seine Wirkung zu thun.
|L06 An den Küsten von Guinea ist ein fast beständiger Westwind, weil
|L07 die Luft über Guinea mehr als über dem Meere erhitzt wird, und die
|L08 letztere daher genöthigt wird, über sie zu streichen, und zwar in schiefer
|L09 Richtung von Südwest nach Nordost, weil die größte Strecke des festen
|L10 Landes von Afrika nach der letztern Gegend hin liegt, da dann die Richtung
|L11 der Küsten den Wind völlig westlich macht.
|L12 ≥ §_68.
|L13 Von See- und Landwinden. ≤
|L14 Alle Länder der heißen Zone haben an ihrer Seeküste die Abwechselung
|L15 der Winde, daß des Tages hindurch ein Wind aus der See ins Land
|L16 streicht und des Nachts vom Lande in die See. Denn des Tages erhitzt
|L17 die Sonne das Land mehr als das Wasser, daher wird die Meeresluft, die
|L18 nicht in dem Grade erwärmt worden, dichter sein als die Landluft und
|L19 diese aus der Stelle treiben. Daher nimmt auch die Stärke des Seewindes
|L20 zu bis nach zwölf oder ein Uhr Mittags, von da er immer schwächer
|L21 wird und des Abends gar nachläßt. Alsdann aber erkühlt die Seeluft
|L22 schneller als die Landluft, die über einem erhitzten Boden steht; jene zieht
|L23 sich also zusammen und macht dieser Platz, folglich streicht alsdann ein
|L24 Landwind über die See.
|L25 Diese Winde sind in allen Inseln des {&v heißen Erdgürtels }, im Mexikanischen
|L26 Meerbusen, in Brasilien, an den afrikanischen und ostindischen
|L27 Küsten anzutreffen. Sie sind ausnehmend nutzbar, nicht allein zur Abkühlung
|L28 dieser Länder, sondern auch für die Schifffahrt zwischen vielen
|L29 Inseln.
|L30 ≥ §_69.
|L31 Von den Moussons oder den periodischen Winden. ≤
|L32 In dem ganzen heißen Erdstriche, wo ganze Länder von dem Äquator
|L33 gen Norden oder Süden sich ausbreiten, herrschen in benachbarten Meeren
|L34 jährlich Wechselwinde, die Moussons, oder wie sie die Engländer {&e (mit
|P_291_
|L01 einem indianischen Worte, welches Jahreszeit bedeutet) } benennen, Monsuns,
|L02 nämlich die Monate April bis September ein Südwestwind, die
|L03 übrigen Monate hindurch ein Nordostwind. Dieses geschieht im Meerbusen
|L04 von Bengalen, den persischen, arabischen Meeren, im {&v Archipelagus },
|L05 bei den Philippinischen Inseln, im Mexikanischen
|L06 Meerbusen und anderwärts. Im südlichen Hemisphär geht eben der
|L07 Wechsel des Westwindes vor sich, nur in den gedachten Monaten herrscht
|L08 der Nordwestwind, in den übrigen der Südwestwind. [† Hol-R]
|L09 ≥ §_70.
|L10 Ursache der Moussons. ≤
|L11 Indem ich die Ursache der Moussons erkläre, so gebe ich auch eine
|L12 allgemeine Theorie aller beständigen, periodischen und der meisten veränderten
|L13 Winde. Ich sage nämlich, daß ein Wind, der von dem Äquator
|L14 nach einem von den zwei Polen geht, eine Nebenrichtung nach Westen bekomme,
|L15 wenn er {&v sich erst } eine Weite hindurch bewegt hat. Z. E. in unserm
|L16 nördlichen Hemisphär muß ein Südwind {&e nach und nach } in einen Südwestwind
|L17 ausschlagen und auf der südlichen Seite des {&v -quators } ein Wind,
|L18 der von dem Äquator nach dem Südpole hin geht, ein Nordwestwind werden.
|L19 Denn da die Erde sich um die Axe dreht: so {&e beschreiben } die Theile ihrer
|L20 Oberfläche {&v desto größere Parallelcirkel, nachdem sie dem Äquator näher
|L21 liegen, und desto kleinere, je näher sie zu dem Pole liegen, } und die Luft,
|L22 welche die Erde bedeckt, hat allenthalben, wenn kein Wind ist, gleiche Bewegung
|L23 mit dem Theile der Oberfläche der Erde, auf welchem sie ruht.
|L24 Also wird die Äquatorsluft mehr Schnelligkeit der Bewegung von Abend
|L25 gegen Morgen haben als die unter den {&v Wendekreisen } und diese weit mehr
|L26 als die zwischen den Polarcirkeln usw.
|L27 Dieses aber macht an sich noch gar keinen Wind, weil die Luft auf
|L28 der Oberfläche der Erde ihren Platz nicht verändert. Sobald aber die
|L29 Äquatorsluft nach einem von den Polen, z. E. zu dem Nordpol, zieht: so
|L30 {&v giebt dies zuvörderst } einen Südwind. Allein diese nach Norden ziehende
|L31 Luft hat doch von der Drehung der Erde einen Schwung von Abend gegen
|L32 Morgen, der schneller ist als alle Parallelcirkel, wohin sie bei weiter Entfernung
|L33 vom Äquator anlangt; also wird sie sich {&v über } den Örtern, an
|L34 welchen sie ankommt, mit dem Überschusse ihrer Schnelligkeit von {&v Abend
|L35 gegen Morgen } fortbewegen, mithin durch die Zusammensetzung mit der
|L36 südlichen Richtung einen Südwestwind machen.
|P_292_
|L01 Aus eben den Gründen wird aus der Bewegung der Äquatorsluft
|L02 nach dem Südpole hin ein Nordwestwind entstehen. Dagegen wenn aus
|L03 einer vom Äquator entfernten Gegend die Luft zum Äquator hinströmt:
|L04 so wird in unserm Hemisphär dieses erstlich ein Nordwind sein. Da er
|L05 {&e aber } aus solchen Gegenden der Erde ausgegangen, wo er wegen der {&v kleinen
|L06 Parallelcirkel }, in denen er sich befand, weniger Schnelligkeit von Abend
|L07 gegen Morgen hatte, als diejenigen Theile der Oberfläche der Erde, die
|L08 dem Äquator näher liegen, {&v und zu denen } er sich bewegt: so wird er, weil
|L09 er {&v keine so starke } Bewegungen von Westen nach Osten hat als die Örter,
|L10 bei denen er anlangt, nachbleiben, also sich {&v von Osten gegen Westen zu
|L11 bewegen scheinen }, welches, mit der nördlichen Richtung verbunden, in unserm
|L12 Hemisphär einen {&v Nordostwind } macht, also wird ein {&v Nordwind } in
|L13 unserer Halbkugel, je mehr er sich dem Äquator nähert, in einen {&v Nordostwind }
|L14 ausschlagen, und im südlichen Hemisphär wird ein Südwind sich in
|L15 einen Südostwind aus eben den Gründen verändern.
|L16 Hieraus nun kann zuerst der allgemeine Wind unter der Linie erklärt
|L17 werden, denn daselbst und vornehmlich zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche
|L18 ist die Luft mehr als anderwärts verdickt. Die Luft bei den Polen
|L19 und andern zwischen ihnen und dem Äquator gelegenen Gegenden zieht
|L20 also zum Äquator hin, der Nordwind {&g } verändert sich eben dadurch in einen
|L21 Nordostwind und der Südwind in einen Südostwind. Diese Winde werden
|L22 auch zwischen den {&v Wendekreisen }, ein jeder in seinem Hemisphär, anzutreffen
|L23 sein; allein unter dem Äquator werden sie, da sie in einem Winkel
|L24 zusammentreffen, in {&v bloße Ostwinde } ausschlagen. Da nun vom März bis
|L25 in den September die Sonne den {&v heißen Erdgürtel } in unserm Hemisphär
|L26 am meisten erhitzt: so werden die Länder, die in derselben oder ihr nahe
|L27 liegen, ungemein erwärmt werden, und die nahe dem Äquator liegende
|L28 Luft wird den Platz, der über dieser verdünnten {&e befindlich ist, } einnehmen;
|L29 es wird also ein Südwind entstehen, der um des vorher erwähnten Gesetzes
|L30 willen in einen Südwestwind ausschlägt: allein in den übrigen
|L31 Monaten thut die Sonne dieses im südlichen Hemisphär, also wird die
|L32 Luft der nördlichen Halbkugel herüberziehen und einen Nordwestwind
|L33 machen. In der Zeit, da diese Moussons mit einander abwechseln, werden
|L34 Windstillen und Orkane regieren.
|P_293_
|L01 ≥ §_71.
|L02 Noch einige Gesetze der Abwechselung der Winde. ≤
|L03 In unserm nördlichen Hemisphär pflegen die Winde, wenn sie von
|L04 Norden nach Nordosten gehen, auf diese Weise den ganzen Cirkel von der
|L05 Linken zur Rechten zu absolviren, nämlich nach Osten, dann nach Süden,
|L06 dann nach Westen zu gehen. Allein diejenigen Winde, die auf eine entgegengesetzte
|L07 Art aus Norden nach Westen usw. laufen, pflegen fast niemals
|L08 den ganzen Cirkel {&v zurückzulegen. }
|L09 Im südlichen Hemisphär, da die Sonne ihren Lauf von der Rechten
|L10 gegen die Linke hat, ist dieser Cirkellauf auch umgekehrt, wie {&v Don Ulloa }
|L11 im {&v Stillen Meere } angemerkt hat.
|L12 Es scheint dieses Gesetz vom Lauf der Sonne herzurühren, denn der
|L13 Nordwind schlägt natürlicher Weise in einen Nordostwind aus, allein
|L14 wenn ihm die südliche Luft endlich widersteht, so wird er völlig östlich;
|L15 dann fängt die Luft aus Süden an zurückzugehen und wird durch die Verbindung
|L16 mit dem Ostwinde erstlich Südost, dann völlig südlich, dann
|L17 nach dem oben angeführten Gesetze Südwest, dann durch den Widerstand
|L18 der nördlichen Luft völlig West.
|L19 Die Winde sind am meisten veränderlich in der Mitte zwischen einem
|L20 Pol und dem Äquator. In dem {&v heißen Erdstriche } sowohl und in den
|L21 nahe gelegenen Gegenden, als in dem {&v kalten Erdgürtel } und den benachbarten
|L22 {&e Landstrichen } sind sie viel beständiger.
|L23 Öfters {&e und gemeiniglich } sind Winde in verschiedenen Höhen der Luft
|L24 verschieden, sie bringen aber hernach Windstillen und darauf plötzlich
|L25 Stürme oder einen veränderten Wind in den niedrigen Gegenden zuwege.
|L26 ≥ §_72.
|L27 Vom Regen und andern Luftbegebenheiten. ≤
|L28 In dem {&v heißen Erdstriche } ist es am regenhaftesten; daselbst fallen
|L29 auch größere Tropfen und mit mehrerm Ungestüm. In den äthiopischen
|L30 Gebirgen und in den Cordilleren regnet es fast immer. Die Südwestwinde
|L31 bringen in den Theilen der {&v heißen Zone } und der anliegenden Gegend,
|L32 die in der nördlichen Halbkugel liegt, die anhaltenden Regen zuwege,
|L33 welche die Flüsse so aufschwellen machen.
|P_294_
|L01 In Sierra Leona und einigen andern Gegenden der Küste von
|L02 Guinea fällt der Regen in sehr großen Tropfen und erzeugt {&v Wärme. }
|L03 Die Neger laufen vor dem Regen als vor dem Feuer, und in einem Kleide,
|L04 mit Regen {&v durchnäßt, schlafen, ist tödtlich, } wie denn solche Kleider, wenn
|L05 sie naß weggelegt werden, in kurzem verfaulen.
|L06 In einigen Ländern regnet es gar nicht, in andern selten. Der niedrige
|L07 Theil von Peru, wo Lima liegt, ist ganz vom Regen frei; daher
|L08 man daselbst flache Dächer hat, darauf Asche gestreut ist, um den Thau
|L09 einzusaugen, {&g } {&e weil ein beständiger Südwind daselbst weht, der ihnen das
|L10 ist, was bei uns ein Nordwind. In Oberägypten regnet es niemals. }
|L11 In Quito hingegen regnet es alle Tage wenigstens eine halbe Stunde
|L12 lang. In dem obern Theile von Ägypten ist es einem Wunder ähnlich,
|L13 wenn es in sieben Jahren einmal regnet. In dem wüsten Arabien sind
|L14 die Regen gleichfalls selten.
|L15 ≥ §_73.
|L16 Von dem Zusammenhange der Witterung mit {&e den Klimaten } +
|L17 und Jahreszeiten. ≤
|L18 Alle Länder, selbst kalte Erdstriche haben im Winter eine desto temperirtere
|L19 Luft oder Witterung, je näher sie am Meere liegen, welches in
|L20 seiner weiten Ausdehnung niemals gefriert {&e und niemals so sehr als das
|L21 Land erhitzt wird }. Daher am Nordkap im Winter nicht strengere Kälte
|L22 ist als im südlichen Theile von Lappland {&e und an der Seeküste von
|L23 Norwegen viel weniger als im Inwendigen. }
|L24 {&v Die östlichen Länder eines großen Continents } haben weit strengere
|L25 Winter als andere, die oftmals viel nördlicher liegen. So ist es in dem
|L26 Theile von China, der südlicher liegt als Neapolis, im Winter so kalt,
|L27 daß es ansehnlich friert. In Nordamerika sind in der Breite von
|L28 Frankreich so strenge Winter als im nördlichen Theile von Schweden.
|L29 {&e Im südlichen Hemisphär ist es kälter als im nördlichen in gleicher
|L30 Breite. } [† Hol-R] Es schwimmen daselbst, wenn es mitten im Sommer ist, {&e wie
|L31 schon oben erinnert ist, } in einer Polhöhe, die der von England gleich ist,
|L32 große Eisfelder, welche nie aufthauen.
|L33 Selbst in Europa war es in vielen Ländern vordem kälter als jetzt.
|L34 Die Tiber gefror im Winter zur Zeit des Kaisers {&v August } gewöhnlich,
|L35 jetzt aber niemals. Die Rhone gefror zu {&v Julius Cäsars } Zeiten in der
|L36 Art, daß man Lasten herüberführen konnte; jetzt aber ist dieses nicht erhört.
|P_295_
|L01 Das Schwarze Meer war zu den Zeiten des {&v Constantins Copronymus }
|L02 dick befroren. Deutschland am Rhein und Frankreich werden uns
|L03 von den Alten wie {&e unser heutiges } Sibirien beschrieben.
|L04 Dieses rührte {&e vermuthlich } von den vielen Wäldern her, welche damals
|L05 die meisten dieser Länder bedeckten, und in denen der Schnee sehr
|L06 spät schmilzt, so daß kalte Winde daher wehen. Jetzt sind die Wälder
|L07 größtentheils ausgehauen, hingegen im nördlichen Theile von Amerika
|L08 und Asien sind sie noch unermeßlich groß, welches eine von den {&e mehrern }
|L09 Ursachen der Kälte in diesem Lande sein kann: doch kann zuweilen die
|L10 Beschaffenheit des Bodens viel hierbei thun, vornehmlich wie in China
|L11 und Sibirien {&g }.
|L12 Im heißen Erdstriche, in dem Theile desselben, der in der nördlichen
|L13 Halbkugel liegt, ist der Winter {&g } in den {&e eigentlichen } Sommermonaten,
|L14 besteht aber bloß in der Regenzeit, denn die Sonne ist wirklich ihnen
|L15 dann am nächsten, wie es dann zu der Zeit eine sehr schwüle Luft, z. E. in
|L16 der Gegend um Cartagena in Amerika und in Guinea, giebt. Die übrige
|L17 Zeit heißt die gute oder trockene Zeit.
|L18 In Persien nämlich, im mittleren Theile, in {&v Syrien } und Kleinasien
|L19 ist die Winterkälte oftmals sehr heftig. In der Halbinsel diesseit des
|L20 Ganges kommt auf der Küste Malabar die Regenzeit einige Wochen eher
|L21 als auf der Küste Koromandel, weil das Gebirge {&v Ghats }, welches diese
|L22 Halbinsel in die Hälfte abtheilt, die Wolken, die vom Südwestwinde getrieben
|L23 werden, eine Zeit lang von der Ostseite der Halbinsel zurückhält,
|L24 daher man daselbst in zwei oder drei Tagereisen aus dem Winter in den
|L25 Sommer kommen kann.
|L26 In der südlichen Halbkugel und dem Theil der +L Zonae torridae + ist
|L27 dieses alles umgekehrt. Die Ursache der Kälte in dem südlichen Ocean
|L28 selbst zu derjenigen Zeit, da daselbst Sommer ist, kommt ohne Zweifel
|L29 von den großen Eisschollen her, die von den Gegenden des Südpols in
|L30 diese Meere getrieben werden {&e (s. oben S. 225 und 294). }
|L01 ≥ Vierter Abschnitt. +
|L02 Geschichte der großen Veränderungen, welche die Erde ehedeß +
|L03 erlitten hat und noch erleidet. +
|L04 §_74.
|L05 Von den allmähligen Veränderungen, die noch fortdauern. ≤
|L06 {&e Noch immer verändert sich die Gestalt der Erde und zwar vorzüglich
|L07 durch folgende Ursachen: }
|L08 1. Durch Erdbeben. Diese haben manche an der See gelegene Landstriche
|L09 versenkt und Inseln empor gehoben. Moro meint {&e zwar } sehr
|L10 unwahrscheinlich, daß die Berge größtentheils daher entstanden.
|L11 Einige aber haben gewiß ihren Ursprung daher.
|L12 2. Durch die Flüsse und den Regen. Der Regen spült die Erde
|L13 von den Bergen und hohen Theilen des festen Landes und schleppt
|L14 den Schlamm in die großen Bäche, die ihn in den Strom bringen.
|L15 Der Strom hat ihn hin und wieder anfänglich in seinem Laufe abgesetzt
|L16 und seinen Canal gebildet, jetzt aber führt er ihn fort, setzt ihn
|L17 weit und breit an den Küsten bei seiner Mündung ab, vornehmlich
|L18 wird er bisweilen die Länder bei seinem Ausflusse beschwemmen und
|L19 setzt neues Land an. Dieses sind Begebenheiten, die durch sehr viele
|L20 Exempel bestätigt sind.
|L21 Der Nil hat das ganze {&g } Delta, ja nach dem Zeugnisse der ältesten
|L22 Schriftsteller ganz Unterägypten durch seinen Schlamm angesetzt,
|L23 da hier vor Alters ein Meerbusen war; er thut aber dieses
|L24 noch. Damiette ist jetzt acht Meilen von dem Ufer entfernt; {&e im
|L25 Jahre } 1243 war es ein Seehafen. Die Stadt {&v Fua } lag vor 300 Jahren
|L26 an einer Mündung des Nils und ist jetzt fünf Meilen davon auf
|P_297_
|L01 dem festen Lande. Ja seit vierzig Jahren hat sich das Meer eine
|L02 halbe Meile weit von der Stadt Rosette zurückgezogen. Nun kann
|L03 man deutlich sehen, daß alles Land von Unterägypten ein Geschöpf
|L04 des Nils sei. {&g }
|L05 Eben dieses ist am Mississippi und Amazonenstrom, am
|L06 Ganges und so weiter zu merken. Dadurch wird das feste Land
|L07 immer niedriger, und das Regenwasser, nachdem das feste Land seinen
|L08 Abhang verliert, wird nicht mehr so viel den Flüssen zuführen,
|L09 sondern versiegt in der Erde und trocknet in Pfützen aus.
|L10 Die Flüsse füllen ihre Mündung oft mit Schlamm und verlieren
|L11 dadurch ihre Schiffbarkeit, so daß neue Inseln und Bänke in der Mündung
|L12 großer Flüsse angesetzt werden.
|L13 3. Durch das Meer. Dieses zieht sich an den meisten Ländern von
|L14 den Küsten nach und nach zurück. Es arbeitet zwar an einigen
|L15 Küsten etwas ein, aber an andern und den meisten Örtern setzt es
|L16 dagegen wieder etwas an. Im östlichen Theile von {&v Gothland } gewinnt
|L17 das Land jährlich zwei bis drei Klafter. {&v In Nordbothnien bemerkt
|L18 Celsius, } daß die See in zehn Jahren 4_1/2 Zoll niedriger
|L19 werde. Daher viele ehemals gute Häfen anjetzt nur kleine Schiffe
|L20 einnehmen können. Die {&v Dünen } in Holland und England, ingleichen
|L21 die preußischen {&v Nehrungen } sind ohne Zweifel vom Meer aufgeworfene
|L22 Sandhügel, jetzt aber steigt das Meer niemals so hoch wie sie.
|L23 Man mag urtheilen, ob es genug sei, dieses daher zu erklären, daß
|L24 die See ihren Schlamm, den die Flüsse hineinführen, am Ufer absetze,
|L25 oder ob das Innere der Erde sich seit vielen Jahrhunderten her
|L26 immer nach und nach fester setze; daher der Boden des Meeres immer
|L27 tiefer sinke, weil sein Bette vertieft wird und sich vom Ufer zieht.
|L28 Das Meer bemächtigt sich auch zuweilen des festen Landes.
|L29 Man urtheilt, daß viele Meerengen nach und nach durch die Bearbeitung
|L30 des Meeres, welches eine Landenge durchgebrochen hat,
|L31 entstanden; z. E. die Straße von Calais. Ceylon soll auch ehedeß
|L32 mit dem festen Lande zusammengehangen haben, wenn nicht die
|L33 Erdbeben auch hieran etwas Antheil nehmen; zum wenigsten lassen
|L34 sich die Raubthiere, die ehedeß in England waren, kaum anders begreifen,
|L35 als durch den Zusammenhang dieses Landes mit Frankreich.
|L36 Der Dollart, eine See in Friesland, ist durch den Einbruch des
|L37 Meeres entstanden. Der Südersee ist ehedeß {&e größtentheils } ein
|P_298_
|L01 bewohntes Land gewesen, das aber durch die See überschwemmt
|L02 worden.
|L03 4. Durch die Winde und den Frost. Der Wind treibt öfters den
|L04 Sand von den hohen Gebirgen über niedrige Gegenden, oder umgekehrt.
|L05 In Bretagne überschwemmte eine solche Sandfluth einen
|L06 ansehnlichen Theil des festen Landes, so daß die Spitzen aller Kirchenthürme
|L07 nur hervorragen von Dörfern, die ehedeß bewohnt waren.
|L08 In andern Ländern aber treibt der Wind den Sand in das Meer
|L09 und macht Untiefen, auch wohl gar neues Land.
|L10 Der Frost sprengt öfters ansehnliche Theile von Bergen ab, in
|L11 deren Ritzen sich Regenwasser hält, welches in {&v denselben } gefriert.
|L12 Diese rollen in die Thäler und richten öfters große Verwüstungen an.
|L13 Diese Veränderungen sind nicht von großer Erheblichkeit.
|L14 {&v 5. } Durch die Menschen. Diese setzen dem Meere und den Flüssen
|L15 Dämme und machen dadurch trockenes Land, wie am Ausflusse des
|L16 Po, des Rheins und anderer Ströme zu sehen ist. Sie trocknen
|L17 Moräste, hauen Wälder aus und verändern dadurch die Witterungen
|L18 der Länder ansehnlich.
|L19 ≥ §_75.
|L20 Denkmale der Veränderungen, welche die Erde in den +
|L21 ältesten Zeiten ausgestanden. +
|L22 A. Beweisthümer, daß das Meer ehedeß die ganze Erde +
|L23 bedeckt habe. ≤
|L24 An allen Örtern der Erde, selbst auf den Spitzen hoher Berge findet
|L25 man große Haufen von Seemuscheln und andere Merkmale des ehemaligen
|L26 Meergrundes. In Frankreich in der Touraine ist ein Strich Landes,
|L27 der neun französische Quadratmeilen begreift, in welchem unter einer
|L28 kleinen Bedeckung von Erde eine Schicht von Seemuscheln angetroffen
|L29 wird, die {&v dreißig } Fuß dick ist. Auf allen Bergen in der Welt, auf allen
|L30 Inseln hat man diese gefunden, und sie beweisen genugsam, daß die See
|L31 alles feste Land bedeckt habe; nur in den Cordilleren hat man sie noch
|L32 nicht gefunden. Weil aber diese die steilsten von allen Bergen sind: so
|L33 wird der Schlamm, der von den Gebirgen durch Regen und Gießbäche
|L34 abgeschwemmt worden, längst die Muschelschichten mit einer sehr dicken
|L35 {&v Lehmschicht }, die man auch allenthalben findet, bedeckt haben.
|P_299_
|L01 Es ist lächerlich, wenn {&v La Loubère } in seiner Beschreibung von
|L02 Siam den Affen diese Muscheln beimißt, die sie bloß zum Zeitvertreibe,
|L03 wie sie dies auf dem {&v Cap } thun, auf die Spitzen hoher Berge sollen getragen
|L04 haben, oder, wie ein anderer dafür hält, daß die asiatischen Muscheln,
|L05 die man auf den europäischen Bergen findet, von den Kriegsheeren
|L06 mitgebracht worden, so die Kreuzzüge nach dem gelobten Lande thaten.
|L07 Man findet aber auch andere Seethiere versteinert oder in Stein abgeformt
|L08 allenthalben auch mitten in dem {&v Gesteine }, daraus die Gebirge
|L09 bestehen. Es giebt darin häufige Schlangenzungen oder versteinerte
|L10 Zähne vom Haifisch, das gewundene Horn des Narwals, Knochen von
|L11 Walfischen, Theile von versteinerten Seeinsecten, dahin die Judensteine,
|L12 Asteroiden, Petunkeln usw. gezählt werden müssen.
|L13 Ferner sind in der Gestalt der Gebirge Beweise vom vorigen Aufenthalte
|L14 der See über dem festen Lande zu finden. Das zwischen zwei Reihen
|L15 von Gebirgen sich schlängelnde Thal ist dem Schlauche eines Flusses oder
|L16 dem Canale eines Meerstromes ähnlich. Die beiderseitigen Höhen laufen
|L17 wie die Ufer der Flüsse einander parallel, so daß der ausspringende Winkel
|L18 des einen dem {&v einstehenden } Winkel des andern gegenüber steht. Dies
|L19 beweist, daß die Ebbe und Fluth auf dem grenzenlosen Meere, welches die
|L20 ganze Erde bedeckte, eben sowohl Meerströme gemacht habe als jetzt im
|L21 Ocean, und daß diese zwischen den Reihen von Gebirgen sich ordentliche
|L22 Canäle ausgehöhlt und zubereitet haben.
|L23 ≥ §_76.
|L24 B. Beweisthümer, daß das Meer öfters in festes Land und +
|L25 dieses wieder in Meer verwandelt worden. ≤
|L26 Zuerst ist die Betrachtung der Schichten nothwendig, daraus die
|L27 obere Rinde der Erde besteht. Man findet verschiedene +L Strata + oder
|L28 Schichten von allerlei Materien, als Lehm, feinen Sand, Kalkerde, groben
|L29 Sand, Muscheln usw., gleichsam blätterweise über einander. Dergleichen
|L30 Schichten sind entweder horizontal oder inclinirt und sind, so weit
|L31 sie sich erstrecken, von einerlei Dicke.
|L32 Nun findet man öfters unter den ersten Schichten eine Schicht des
|L33 Meergrundes, welches man an den verschütteten Seepflanzen und Muscheln
|L34 erkennen kann. Diese Schicht besteht oft aus einer Kreidenerde,
|L35 welche nichts anders als Muschelgries {&g } ist, dann folgt oft eine Schicht, darin
|P_300_
|L01 Pflanzen, Bäume {&g } verborgen sind, bald darauf nach abwechselnden Schichten
|L02 der Grund der See.
|L03 Diese Schichten liegen nicht über einander nach der Proportion ihrer
|L04 specifischen Schwere. In Flandern, Friesland und anderwärts findet
|L05 man erstens Spuren vom vorigen Aufenthalte des Meeres, {&v darunter } vierzig
|L06 bis funfzig {&v Fuß } tief ganze Wälder von verschütteten Bäumen. Ihre
|L07 Wurzeln liegen hier sowohl als im {&v Lüneburgischen nach Nordwest } und
|L08 die Gipfel nach {&v Südost }. In Modena und vier Meilen umher findet
|L09 man 14 Fuß tief unter der obersten Rinde {&v das Pflaster } einer alten Stadt,
|L10 dann eine feste Erdschicht, in der Tiefe von 28 bis 40 Fuß Muscheln in
|L11 einer kreidichten Schicht, hernach in einer Tiefe von 60 Fuß bald Kreide,
|L12 bald Erdgewächse. Im Jahre 1464 ist im Canton Bern aus einer
|L13 hundert Ellen tiefen Grube ein Schiff mit 40 Gerippen menschlicher
|L14 Körper gezogen worden. Unter einem sehr tiefen Felsen fand man in
|L15 Uri ein Messer, ingleichen hin und wieder in den Bergwerken ganze Menschengerippe.
|L16 In England findet man in der Erde Bäume, die behauen
|L17 sind.
|L18 Die Felsen sind ohne Zweifel ehedeß weich gewesen. In Schweden
|L19 fand man vor kurzem in einem Schachte etliche Ellen tief eine Kröte in
|L20 einem Felsen sitzen, die noch lebte, obgleich blind und fühllos. Man findet
|L21 in den {&v Schiefergebirgen } Teiche von versteinerten Fischen, viele Abdrücke
|L22 von indianischen Pflanzen und hin und wieder Elephantenzähne, ingleichen
|L23 Elephantenknochen in Sibirien.
|L24 ≥ §_77.
|L25 C. Theorie der Erde, oder Gründe der alten Geschichte +
|L26 derselben. ≤
|L27 Scheuchzer und viele andere Physiker schreiben diese Merkmale alter
|L28 Veränderungen der Sündfluth zu; allein diese ist erstlich eine gar zu
|L29 kurze Zeit über der Erde gewesen, als daß sie solche Veränderungen hätte
|L30 zuwege bringen können. {&v Übergroße } Muschelbänke, hohe Erdschichten, ja
|L31 wohl gar Felsen aufzuführen, dazu ist eine so kurze Zeit, als die Sündfluth
|L32 war, nicht hinlänglich.
|L33 Zuweilen aber findet man abwechselnde Schichten in der Erde vom
|L34 festen Lande und Seegrunde. Es ist oft, wie in der Gegend von Modena,
|L35 unter einer Muschelschicht ein +L Stratum +, welches Producte des festen
|P_301_
|L01 Landes begreift, und unter diesen findet man oft wiederum Überbleibsel
|L02 des Meeres, so daß zu sehen ist, daß diese Veränderung des festen Landes
|L03 in Meer und dieses wiederum in festes Land oft auf einander gefolgt ist.
|L04 Zudem scheint die Sündfluth nur eine allgemeine von diesen Veränderungen
|L05 gewesen zu sein, nämlich eine Veränderung alles festen Landes in
|L06 Meer und dieses wiederum in festes Land.
|L07 Es sind aber unleugbare Merkmale, daß sich dieses mit einigen Strichen
|L08 der Erde entweder vor oder nachher wirklich zugetragen habe, und daß viele
|L09 Jahre in einem Zustande solcher Veränderungen verflossen. Daß viele,
|L10 ja alle Inseln mit dem festen Lande ehedeß müssen zusammengehangen
|L11 haben, und daß alles dazwischen liegende Land in einen Seegrund verwandelt
|L12 worden, ist aus den Thieren glaublich, die sich darauf befinden.
|L13 Denn {&v wenn } man nicht behaupten will, Gott habe auf jeder weit vom Lande
|L14 entlegenen Insel, z. B. den Azorischen, Ladronischen {&e usw. }, die Landthiere
|L15 besonders erschaffen, so ist nicht zu begreifen, wie sie herüber gekommen
|L16 sind, vornehmlich die schädlichen Thiere. {&g }
|L17 Nun frägt es sich, was alle diese Veränderungen für eine Ursache
|L18 haben. Moro glaubt, die Erdbeben wären im ersten Alter der Erde allgemein
|L19 gewesen; es wären Berge aus der See sammt den Muscheln gehoben
|L20 worden, und anderwärts wäre der Grund des Meeres tiefer gesunken,
|L21 das Salz des Meeres sei von der Asche ausgebrannter Materien ausgelaugt,
|L22 und endlich sei alles in einen ruhigen Zustand versetzt worden.
|L23 Nun ist zwar nicht zu leugnen, daß in Peru ganze Berge anzutreffen
|L24 {&e sind }, die vom Erdbeben erhoben sind; sie unterscheiden sich aber von andern
|L25 {&v auf eine kenntliche Weise }. Die +L Strata + liegen nicht so ordentlich hier
|L26 als anderwärts; auch ist es nicht glaublich, daß bei einer solchen Wuth
|L27 des unterirdischen Feuers, welches Berge aufgethürmt hat, Muscheln und
|L28 Thierknochen unversehrt geblieben {&e sein sollten }. Überdem, wie kommen die
|L29 vielen indianischen See- und Landproducte in diese Gegenden?
|L30 {&v Burnet } bildete sich die erste Erde als platt und eben, ohne Meer
|L31 und Berge, vor. Unter der obersten Rinde war eine große Wasserversammlung.
|L32 Der Äquator der Erde war nicht gegen die Ekliptik geneigt,
|L33 sondern {&e fiel } vielmehr mit ihr zusammen. Die oberste Rinde stürzte ein
|L34 und machte Berge, den Boden der See und festes Land. Allein hieraus
|L35 können die nach und nach geschehenen Revolutionen nicht erklärt werden.
|L36 Woodward glaubt, die Sündfluth habe alle Materie der Erde, Metalle,
|L37 Steine, Erde und so weiter aufgelöst, diese aber hätte sich nach und
|P_302_
|L01 nach gesenkt, daraus wären die Erdschichten entstanden, die viele Körper
|L02 fremder Art in sich schließen. Aber die Lage der Schichten, die nicht nach
|L03 der specifischen Schwere geordnet sind, die Abwechselung der Land- und
|L04 Seeschichten, welche zeigen, daß die Veränderung nicht nur einmal, sondern
|L05 öfters mit Abwechselung geschehen, und die der gesunden Vernunft
|L06 widerstreitende Auflösung aller festen Körper widerlegen diese Begriffe.
|L07 Whiston lebte zu einer Zeit, da die Kometen in Ansehen kamen.
|L08 Er erklärte auch die Schöpfung der Erde, die erste Verderbung derselben
|L09 nach dem Sündenfall, die Sündfluth und das letzte Gericht alles durch
|L10 Kometen. Die Erde war seiner Meinung nach im Anfange {&e selbst } ein Komet,
|L11 die Atmosphäre machte es dunkel auf der Erde; da sie sich {&e aber } reinigte,
|L12 ward es Licht, endlich wurden Sonne und Sterne erschaffen, {&e oder
|L13 vielmehr zuerst gesehen }. Das inwendige Wasser der Erde wurde mit einer
|L14 irdischen Rinde bedeckt, und es war kein Meer, {&e also auch kein Regen und
|L15 Regenbogen }. Der Schweif eines Kometen berührte die Erde, und da verlor
|L16 sie ihre erste Fruchtbarkeit. Ein anderer Komet berührte die Erde mit
|L17 seinem Dunstkreise, und daraus wurde der vierzigtägige Regen. Die unterirdischen
|L18 Gewässer brachen hervor; es entstanden Gebirge, und der Boden
|L19 wurde dem Meere zubereitet. Endlich zog sich das Wasser in die Höhlen
|L20 der Erde zurück. Außer dem Willkürlichen in dieser Meinung und den
|L21 übrigen Unrichtigkeiten erklärt sie gar nicht die auf einander in langen
|L22 Zeitläuften folgende und abwechselnde Veränderung des Meeres in festes
|L23 Land und umgekehrt.
|L24 Leibniz {&e in seiner Protogäa glaubt, } die Erde habe ehedeß gebrannt,
|L25 ihre Rinde sei in Glas verändert worden, aller Sand sei Trümmern dieses
|L26 Glases, der Leimen {&v von den } Erdarten wäre der Staub von diesen zerriebenen
|L27 Glaspartikelchen. Diese glasartige Rinde der Erdkugel sei hernach
|L28 eingebrochen, worauf dem Meere sein Bette und die Gebirge hervorgebracht
|L29 worden, das Meer habe das Salz der ausgebrannten Erde in
|L30 sich gesogen, und dieses sei die Ursache seiner Salzigkeit.
|L31 {&v Linne } hält dafür, Gott habe, da die ganze Erde anfänglich mit
|L32 Meer bedeckt war, eine einzige Insel, die sich {&v in ein Gebirge } erhob, unter
|L33 den Äquator gesetzt, darauf aber alle verschiedenen Arten von Thieren und
|L34 Pflanzen nach der Verschiedenheit der Wärme und Kälte, die den verschiedenen
|L35 Höhen {&v gemäß war }, hinaufgesetzt. Diese Insel habe jährlich
|L36 durch das Anspülen der See neues Land gewonnen, so wie man in {&v Gothland },
|L37 {&v Dalland } {&g } {&e usw. } wahrnimmt, und sei alles feste Land in der Folge
|P_303_
|L01 vieler Jahrhunderte durch den Anwachs des Meeres entstanden. Aber
|L02 dieses aus dem Meere hervorgekommene Land müßte flach und eben gewesen
|L03 sein, so wie alle auf diese Art erzeugten Länder; man findet aber
|L04 alle Länder der Erde voll hoher Berge.
|L05 Büffon meint, die Meerströme, welche in dem weiten Gewässer,
|L06 welches im Anfange die ganze Erde bedeckte, herrschten, hätten die Unebenheiten
|L07 und Gebirge gemacht, und das Meer hätte sich nach und nach auf
|L08 eine Art, die ihm nicht genugsam erklärlich war, zurückgezogen und diese
|L09 Höhen trocken gelassen.
|L10 ≥ §_78.
|L11 Versuch der gründlichen Erklärungsart der alten Geschichte +
|L12 {&e der Erde }. ≤
|L13 Es ist
|L14 1. gewiß, daß die Erde in ihrer ganzen {&v Masse } flüssig gewesen, weil sie
|L15 eine Figur an sich genommen, die durch den Drehungsschwung aller
|L16 Partikeln derselben bestimmt worden, und man findet auch bis in die
|L17 größten Tiefen, wohin man gräbt, schichtenweise übereinander liegende
|L18 Erdlagen, welche nicht anders als im Bodensatz einer trüben
|L19 und vermengten Masse aufzusuchen sind.
|L20 2. ist gewiß, daß alles vordem Boden der See gewesen sein müsse, und
|L21 das Erdreich nicht auf einmal hervorgezogen worden, sondern nach
|L22 und nach und zwar mit einem oftmaligen Rückfalle in den Grund
|L23 der See, ingleichen daß dieses lange Perioden hindurch gewährt habe.
|L24 3. Daß Gebirge desto höher sind, je näher sie dem Äquator liegen.
|L25 4. Daß die Erde unter der obersten Rinde allenthalben hohl sei, selbst
|L26 unter dem Meeresgrunde, und häufige und allgemeine Einsenkungen
|L27 haben geschehen müssen, gleich wie jetzt noch einige besonders vorgehen.
|L29 5. Daß, wo die tiefsten Einsenkungen geschehen, dahin das Meer sich
|L30 zurückgezogen und die +L Praecipitia + trocken gelassen.
|L31 6. Daß die Einsenkungen häufiger in der heißen Zone als anderwärts
|L32 geschehen, daher daselbst die meisten Gebirge, die weitesten Meere,
|L33 die meisten Inseln und Landesspitzen sind.
|L34 7. Daß das feste Land bisweilen niedergesunken, aber nach langen Zeiten,
|L35 da der Meeresgrund sich tiefer in die unter ihm befindlichen
|L36 Höhlen gesenkt, wieder verlassen und
trocken geworden.
|P_304_
|L01 ≥ §_79.
|L02 Aus allem diesem ergiebt sich Folgendes: ≤
|L03 Die Erde war im Anfange eine ganz flüssige Masse, {&v ein } Chaos, in
|L04 dem alle Elemente, Luft, Erde, Wasser usw., vermengt waren. Sie
|L05 nahm die Gestalt einer bei den Polen eingedrückten Afterkugel an; sie
|L06 fing an hart zu werden und zwar bei der Oberfläche zuerst, die Luft und
|L07 das Wasser begaben sich wegen ihrer Leichtigkeit aus dem Innern der
|L08 Erde unter diese Rinde. Die Rinde sank, und es wurde alles mit Wasser
|L09 bedeckt. Damals erzeugten sich in allen Thälern Seemuscheln, allein noch
|L10 war die Erde nicht ruhig. Das Innere der Erde sonderte die ihm untermengte
|L11 {&v Erde } immer mehr und mehr ab, und diese stieg unter die oberste
|L12 Rinde, da wurden die Höhlen weiter. Weil nun die Gegenden, wo die {&g }
|L13 Einsenkungen der Erde die tiefsten Thäler machten, am meisten mit Wasser
|L14 belastet waren: so sanken sie tiefer, und das Wasser verließ viele erhabne
|L15 Theile; damals {&v entstand } trocknes Land, und es wurde der vormalige
|L16 Meeresgrund durch die Wirkung der Bäche und des Regens an den
|L17 meisten Orten mit einer Schicht fruchtbaren Erdreichs bedeckt. Dieses
|L18 dauerte lange Perioden fort, und die Menschen breiteten sich immer mehr
|L19 aus; allein aus den schon angeführten Gründen wurden die unterirdischen
|L20 Höhlen immer weiter, endlich sank plötzlich das oberste Gewölbe der Erde,
|L21 dieses war die Sündfluth, in welcher das Wasser alles bedeckte. Allein
|L22 darauf sank wieder der Meeresgrund und ließ einiges Land trocken, dieses
|L23 dauerte fort, so daß bald dieser, bald jener Strich, der vordem im Meeresgrunde
|L24 gelegen, in festes Land verändert wurde. Jedesmal überschwemmte
|L25 das von dem nunmehr erhöhten Boden herabstürzende Wasser die niedrigen
|L26 Gegenden und bedeckte sie mit Schichten von Materien, die es von
|L27 den obern abschwemmte.
|L28 Es dauerte diese Revolution in einigen Gegenden noch mehrere Jahrhunderte,
|L29 indem das trockne Land, da die Gewölbe desselben wegen der
|L30 unter ihnen befindlichen Höhlen nicht mehr fest standen, einsank und vom
|L31 Meere bedeckt wurde, aber nach einem langen Aufenthalte desselben, da
|L32 der Boden des Meeres noch tiefer sank, wiederum entblößt wurde. Und
|L33 in der That findet man die unterirdischen Wälder, z. B. in Friesland, im
|L34 Lüneburgischen, so umgeworfen, daß zu sehen ist, das gegen Nordwest gelegene
|L35 Meer sei über sie weggestürzt und habe sich wieder zurückgezogen.
|L36 Daher kommt es, daß die meisten Einsenkungen nahe zum Äquator geschehen,
|L37 denn daselbst müssen die weitesten Höhlen entstanden sein, wie
|P_305_
|L01 solches aus den Gesetzen der Umdrehung der Erde könnte leicht erklärt
|L02 werden.
|L03 Es ist auch hieraus zu sehen, daß, weil durch die hin und wieder entstandenen
|L04 Berge die Gleichheit in der Kraft des Umschwunges der Erde
|L05 um die Axe verändert worden, die Axe der Erde sich geändert habe, und
|L06 das, was vorher im hitzigen Klima lag, in die temperirte oder kalte Zone
|L07 versetzt worden, daher bei uns die Überbleibsel von indianischen Thieren,
|L08 Muscheln, Pflanzen, wie dann dieses auch häufige Überschwemmungen der
|L09 vordem trocknen Länder und Entblößungen der vordem im Meeresgrund
|L10 befindlichen nach sich gezogen.
|L11 Sollte nicht, da nach der Sündfluth der mit Wasser bedeckt gewesene
|L12 Meeresgrund trocknes Land geworden, der größte Theil seiner Salzigkeit
|L13 von demselben ausgelaugt sein, dadurch die Salzigkeit des Meeres und
|L14 die Unfruchtbarkeit des festen Landes entstanden sein würde?
|P_306_
|L01 ≥ {&e Anhang }. + {&g }
|L02 Von der Schifffahrt. +
|L03 §_80.
|L04 Von den
Schiffen. ≤
|L05 Die Befrachtung eines Schiffes wird nach Lasten gerechnet. Eine
|L06 Last hält zwei Tonnen, eine Tonne 2.000 Pfund. Man schätzt die Schwere
|L07 der {&v Fracht }, die ein Schiff tragen kann, nach der Hälfte desjenigen Gewichtes,
|L08 welches das Wasser wiegen würde, das im Schiffe Raum hätte.
|L09 Z. B. es mag ein Schiff 500 Tonnen, jede +F à + 2.000 Pfund fassen, so kann
|L10 {&v es 250 Last tragen } [† Hol-R]. Der große Ostindienfahrer ist von {&v 800 } Last {&g }; die
|L11 größten {&e ehemaligen } portugiesischen Caraquen {&g } steigen bis 1.200 Last. Man
|L12 merkt noch an, daß die sonst im Seewesen unerfahrenen Indier eine Art
|L13 eines Fahrzeuges, die fliegende Proa genannt, erfunden haben, welche für
|L14 die schnellste in der Welt gehalten wird. Ihr Durchschnitt ist auf einer
|L15 Seite gerade, auf der andern gebogen, sie hat zur Seite Ausleger, welche
|L16 verhindern, daß der Wind sie nicht umwerfe.
|L17 ≥ §_81.
|L18 Von der Kunst zu schiffen. ≤
|L19 Man segelt stärker etwas neben als {&e ganz } mit dem Winde, aus zwei
|L20 Ursachen, sowohl weil das Schiff, wenn der Wind gerade hinter ihm ist,
|L21 gleichsam den Wind flieht, als auch weil ein Segel dem andern den Wind
|L22 auffängt.
|L23 Ein Seefahrer muß die Prospecte der Küste, alle Tiefen des Meeres
|L24 an allen Orten, die Beschaffenheit des Ankergrundes, die Klippen, Brandungen,
|P_307_
|L01 die in einer Gegend herrschen, beständige Winde, die Moussons,
|L02 Stürme usw. kennen, vornehmlich aber soll er:
|L03 1. die Weltgegenden allezeit genau wissen; dieses geschieht vermöge des
|L04 Compasses, wenn man die Abweichung des Magnets zugleich erwägt;
|L05 nur muß man, so oft es zu thun möglich ist, durch die Observation
|L06 des Himmels seine Beobachtungen zu corrigiren suchen.
|L07 2. Er muß wissen, nach welcher Gegend er {&e in einem weiten Meere } mit
|L08 einem gegebenen Winde nur immer fortsegeln darf, um an einen
|L09 begehrten Ort zu kommen. {&v Die Gegend, nach welcher hin ihm der
|L10 Ort liegt, wenn er fortsegelt, ist nicht immer die Richtung, die das
|L11 Schiff nehmen muß. } Dieses geschieht nur, wenn beide Örter, von
|L12 wo und wohin er segelt, unter einem {&v Parallelcirkel } oder Meridian
|L13 liegen; denn wenn z. E. Jemand aus Portugal nach dem {&v Ausflusse }
|L14 des Amazonenflusses hinsegeln wollte und suchte erstlich die Gegend
|L15 auf, nach welcher dieser {&v Ausfluß } hinliegt: so würde er finden, daß die
|L16 kürzeste Linie, die aus Portugal nach {&v Brasilien } gezogen worden, nicht
|L17 {&v immer } in einerlei Winkel die Meridiane durchschneidet, mithin nicht
|L18 immer nach einer Gegend hingerichtet ist. Wenn er also nach der
|L19 Gegend, nach welcher der Anfang dieser krummen Linie hinzielt,
|L20 immer fortfahren sollte: so würde er niemals den Ort, wo er hin will,
|L21 erreichen. Man kann aber nicht in der kürzesten Linie fahren, die
|L22 von einem Orte zum andern gezogen werden kann, wenn beide Örter
|L23 sowohl außer demselben {&v Parallelkreise } als außer demselben Meridian
|L24 liegen; denn ein Schiff müßte fast injeder Stunde die Richtung seiner
|L25 Bewegung ändern, {&v welches nicht möglich ist } {&g }. Daher sucht man
|L26 diejenige Richtung, nach welcher, wenn das Schiff immer fortsegelt,
|L27 es zwar nicht durch den kürzesten Weg durchläuft, doch aber zu dem
|L28 Orte hingelangt. Diese Linie ist, wenn zwei Örter gerade in einem
|L29 Parallelcirkel liegen, der Parallelcirkel selber, wenn aber die Örter
|L30 außerhalb dem Meridian und Parallelcirkel liegen, so ist es die {&v Loxodrome. }
|L31 Diese wird durch die auf den Karten mit 32 auslaufenden
|L32 krummen Linien, die alle Meridiane in gleichen Winkeln durchschneiden,
|L33 gezeichnete Rose angezeigt. Wie man sich derselben bedient, wie
|L34 die {&v Loxodrome }, die von einem jeden Orte zum andern führt, zu finden,
|L35 ist zu weitläuftig zu zeigen.
|L36 3. Muß er die Länge und Breite eines jeden Ortes wissen. Die erstere
|L37 ist am schwersten zu finden. Man bedient sich dazu der Sonnen- und
|P_308_
|L01 Mondfinsternisse, der Bedeckung der Sterne durch den {&v Mond }, der
|L02 Verfinsterungen {&v der Sterne durch denselben }; allein bei allem bleiben
|L03 noch wichtige Fehler übrig, die nicht können vermieden werden.
|L04 4. Er muß seinen Weg schätzen, und dies geschieht vermittelst der {&v Logleine }
|L05 und einer richtigen Sanduhr. Er muß auch bedacht sein, nach
|L06 einem langen Laufe den Fehler, den ihm die Meerströme gemacht
|L07 haben möchten, zu entdecken und zu verbessern.
|L08 5. Es ist hierbei noch eine merkliche Abweichung der Tagregister des
|L09 Seefahrers von demjenigen, das auf dem Lande gemacht worden, zu
|L10 merken. Wenn einer von Osten nach Westen die ganze Welt durchsegelt,
|L11 so verliert er einen Tag, oder zählt einen Tag {&v weniger }, als die
|L12 zu Hause Gebliebenen, und der von Westen nach Osten umsegelt, gewinnt
|L13 eben so viel; denn wenn {&v jener 30 Grade westwärts segelt, so
|L14 kommt er in Örter, wo man zwei Stunden weniger zählt }, als an dem
|L15 Orte, von dem er ausgefahren, und also verliert er nach und nach
|L16 24 Stunden, fährt er aber eben so weit {&e von Westen } nach Osten, so
|L17 kommt die Sonne zwei Stunden eher in seinen Mittagskreis, und so
|L18 gewinnt er nach und nach einen Tag. In {&v Macao haben } die Portugiesen
|L19 Sonntag, wenn die Spanier in Manila den Sonnabend
|L20 zählen, denn die letzten sind von Osten nach Westen gesegelt und die
|L21 erstern von Westen nach Osten. Magellan hat zuerst die Welt von
|L22 Osten nach Westen umgeschifft. Als die Portugiesen über die Entdeckung
|L23 der Spanier im Westen unwillig wurden, so baten sie den
|L24 Papst, daß er den Streit schlichten möge, {&e daher dieser die berühmte
|L25 Demarcationslinie zog, von welcher ostwärts alle Entdeckungen den
|L26 Portugiesen, westwärts aber den Spaniern zukommen sollten. } Diese
|L27 Theilungslinie wurde {&v von den Capoverdischen Inseln } 270 Meilen
|L28 westwärts gezogen.
|L29 ≥ Ende des ersten Theils. ≤
|P_309_
|L01 ≥ {&e Immanuel Kant's + |P_311_
|L02 physische Geographie. +
|L03 Auf +
|L04 Verlangen des Verfassers +
|L05 aus seiner Handschrift herausgegeben +
|L06 und zum Theil bearbeitet +
|L07 von +
|L08 D. Friedrich Theodor Rink. +
|L09 Zweiter Band. ≤
|L01 ≥ Physische Erdbeschreibung. }+
|L02 {&v Zweiter Theil. +
|L03 Besondere Beobachtung dessen, was der Erdboden in
sich faßt. } +
|L04 {&v Erster Abschnitt. } +
|L05 Vom Menschen. +
|L06 §_1.
|L07 Der Unterschied der Bildung und Farbe der Menschen +
|L08 in den verschiedenen Erdstrichen. ≤
|L09 Wenn wir von den Bewohnern der Eiszone anfangen, so finden wir,
|L10 daß ihre Farbe derjenigen, {&v die den Bewohnern der heißen Zone eigenthümlich
|L11 ist }, nahe kommt. Die Samojeden, die dänischen und schwedischen
|L12 Lappen, die Grönländer, und die in der Eiszone von Amerika wohnen,
|L13 haben eine braune Gesichtsfarbe und schwarzes Haar. Eine große Kälte
|L14 scheint hier eben dasselbe zu wirken, was eine große Hitze thut. Sie haben
|L15 auch, wie die im heißen Erdstriche einen sehr dünnen Bart. Ihr Körper
|L16 ist im Wachsthume dem der Bäume ähnlich. Er ist klein, ihre Beine sind
|L17 kurz, sie haben ein breites und plattes Gesicht und einen großen Mund.
|L18 Die in der temperirten Zone ihnen am nächsten wohnen {&e (die Kalmücken
|L19 und die mit ihrem Stamme verwandten Völker ausgenommen) } {&g }
|L20 {&v sind von blonder oder bräunlicher Haar- und Hautfarbe } und sind größer
|L21 von Statur. In der Parallele, die, durch Deutschland gezogen, um den
|L22 ganzen Erdkreis läuft, und einige Grade diesseits und jenseits sind {&e vielleicht }
|L23 die größten und schönsten Leute {&e des festen Landes }. Im nördlichen
|L24 Theile der Mongolei, in {&v Kaschmir }, Georgien, Mingrelien, Cirkassien, bis
|P_312_
|L01 an die amerikanisch-englischen Colonien {&v findet man Leute von blonder
|L02 Farbe und wohlgebildet, mit blauen Augen. } {&g } Je weiter nach Süden, desto
|L03 mehr nimmt die brünette Farbe, die Magerkeit und kleine Statur zu,
|L04 bis sie im heißen Erdstriche in die {&e indisch-gelbe, oder } mohrische Gestalt
|L05 ausartet. {&g }
|L06 Man kann sagen, daß es nur in Afrika {&e und Neuguinea } {&v wahre Neger
|L07 giebt }. Nicht allein die gleichsam geräucherte schwarze Farbe, sondern auch
|L08 die schwarzen, wollichten Haare, das breite Gesicht, die platte Nase, die
|L09 aufgeworfenen Lippen machen das Merkmal derselben aus, ingleichen
|L10 plumpe und {&v große } Knochen. In Asien haben diese Schwarzen weder die
|L11 hohe Schwärze noch {&v wollichtes } Haar, es sei denn, daß sie von solchen abstammen,
|L12 die aus Afrika herübergebracht worden. In Amerika ist kein
|L13 {&v Nationalschwarzer }, die Gesichtsfarbe ist kupferfarbig, das Haar ist glatt;
|L14 es sind aber große Geschlechter, die von afrikanischen Mohrensklaven abstammen.
|L16 In Afrika nennt man Mohren solche Braune {&g }, die von den Mauren
|L17 abstammen. Die eigentlich Schwarzen aber sind Neger. Diese erwähnten
|L18 Mohren erstrecken sich {&e längst der berberischen Küste } bis zum Senegal.
|L19 {&e Dagegen sind } von da aus bis zum {&v Gambia } die schwärzesten Mohren, aber
|L20 auch die schönsten von der Welt, vornehmlich die {&v Jolofs }. Die {&v Fulier } sind
|L21 schwarzbraun. An der Goldküste sind sie nicht so schwarz und haben sehr
|L22 dicke Wurstlippen. Die von Kongo und Angola {&e bis Cap Negro } {&v sind es
|L23 etwas weniger }. Die Hottentotten sind nur schwarzbraun, doch haben sie
|L24 sonst eine {&e ziemlich } mohrische Gestalt. Auf der andern Seite, nämlich der
|L25 östlichen {&g }, {&v sind die Kaffern keine wahren Neger, ingleichen die Abessinier. } {&g }
|L26 ≥ §_2.
|L27 Einige Merkwürdigkeiten von der schwarzen Farbe der +
|L28 Menschen. ≤
|L29 1. Die Neger werden weiß geboren außer ihren Zeugungsgliedern
|L30 und einem Ringe um den Nabel, die schwarz sind. Von diesen Theilen
|L31 aus zieht sich die Schwärze im ersten Monate über den ganzen Körper.
|L32 2. Wenn ein Neger sich verbrennt, so wird die Stelle weiß. Auch
|L33 lange anhaltende Krankheiten machen die Neger ziemlich weiß; aber ein
|L34 solcher durch Krankheit weiß gewordener Körper wird nach dem Tode noch
|L35 viel schwärzer, als er es ehedeß war.
|P_313_
|L01 3. Die Europäer, die in dem {&v heißen Erdgürtel } wohnen, werden
|L02 nach vielen Generationen nicht Neger, sondern behalten ihre europäische
|L03 Gestalt {&e und Farbe }. Die Portugiesen am Capo Verde, die in 200 Jahren
|L04 in Neger verwandelt sein sollen, sind Mulatten.
|L05 4. Die Neger, wenn sie sich nur nicht mit weißfarbigen Menschen
|L06 vermischen, bleiben selbst in Virginien durch viele Generationen
|L07 Neger.
|L08 5. Weiße und Schwarze vermengt, zeugen Mulatten. Die Kinder,
|L09 die diese {&e letztern } mit Weißen zeugen, heißen im spanischen Amerika Terzeronen,
|L10 die Kinder dieser {&e aus einer Ehe } mit Weißen Quarteronen,
|L11 deren Kinder mit Weißen Quinteronen, und dieser mit Weißen erzeugte
|L12 Kinder heißen {&e dann } selbst {&e wieder } Weiße. Wenn aber z. B. ein Terzeron
|L13 eine Mulattin heirathet, so giebt dieses Rücksprungskinder.
|L14 {&R Anmerkung. S. hierüber, so wie über vieles Andere dieses zweiten Theiles
|L15 der Kantischen physischen Geographie Zimmermanns geographische
|L16 Geschichte der Thiere und Girtanner, über das Kantische Princip
|L17 für die Naturgeschichte. }
|L18 6. In den Cordilleren sehen die Einwohner {&v den Europäern ähnlich. }
|L19 In Äthiopien, selbst oft unter der Linie {&v sehen sie nur braun aus. }
|L20 7. Es giebt zuweilen {&e so genannte } weiße Mohren {&e oder Albinen }, die
|L21 von schwarzen Eltern gezeugt worden. Sie sind mohrisch von Gestalt,
|L22 haben krause, schneeweiße, wollichte Haare, sind bleich und können nur beim
|L23 Mondenlicht sehen.
|L24 8. Die Mohren, ingleichen alle Einwohner der heißen Zone haben
|L25 eine dicke Haut, wie man sie denn auch nicht mit Ruthen, sondern gespaltenen
|L26 Röhren peitscht, wenn man sie züchtigt, damit das Blut einen Ausgang
|L27 finde und nicht {&g } unter der dicken Haut eitere.
|L28 ≥ §_3.
|L29 Meinungen von der Ursache dieser Farbe. ≤
|L30 Einige bilden sich ein, {&v Ham } sei der Vater der Mohren und von Gott
|L31 mit der schwarzen Farbe bestraft, die nun seinen Nachkommen angeartet.
|L32 Man kann aber keinen Grund anführen, warum die schwarze Farbe in
|L33 einer {&v vorzüglichern Weise } das Zeichen des Fluches sein sollte als die
|L34 weiße.
|P_314_
|L01 Viele Physiker glauben, sie rühre von der Epidermis und der schwarzen
|L02 Materie her, mit der sie tingirt ist. Andere noch leiten sie von dem
|L03 +L Corpore reticulari + her. Weil die Farbe der Menschen durch alle Schattirungen
|L04 der gelben, braunen und dunkelbraunen endlich in dem {&v heißen
|L05 Erdstriche } zur schwarzen wird: so ist wohl zu sehen, daß die Hitze des Klimas
|L06 {&v Ursache davon sei }. Es ist aber gewiß, daß eine große Reihe
|L07 von Generationen dazu gehört hat, damit sie eingeartet und nun erblich
|L08 werde.
|L09 Es scheint, daß die Vertrocknung der Gefäße, die das Blut und das
|L10 Serum unter die Haut führen, den Mangel des Bartes und kurze krause
|L11 Kopfhaare zuwege bringe, und, weil das Licht, welches durch die Oberhaut
|L12 in die vertrockneten Gänge des +L Corporis reticularis + fällt, verschluckt wird,
|L13 der Anblick der schwarzen Farbe daraus entstehe.
|L14 Wie sich aber eine solche zufällige Sache, als die Farbe ist, anarten
|L15 könne, ist so leicht nicht zu erklären. Man sieht indessen doch aus andern
|L16 Exempeln, daß es wirklich in der Natur in mehreren Stücken so gehe. Es
|L17 ist aus der Verschiedenheit der Kost, der Luft und der Erziehung zu erklären,
|L18 warum einige Hühner ganz weiß werden, und wenn man unter den
|L19 vielen Küchlein, die von denselben Eltern geboren werden, nur die aussucht,
|L20 die weiß sind, und sie zusammen thut, bekommt man endlich eine
|L21 weiße Race, die nicht leicht anders ausschlägt. Arten nicht die engländischen
|L22 und auf trocknem Boden erzogenen arabischen oder spanischen Pferde
|L23 so aus, daß sie endlich Füllen von ganz anderm Gewächse erzeugen? Alle
|L24 Hunde, die aus Europa nach Afrika gebracht werden, werden stumm und
|L25 kahl und zeugen hernach auch solche Jungen. Dergleichen Veränderungen
|L26 gehen mit den Schafen, dem Rindvieh und andern Thiergattungen vor.
|L27 Daß Mohren dann und wann ein weißes Kind zeugen, geschieht ebenso,
|L28 wie bisweilen ein weißer Rabe, eine weiße Krähe, oder Amsel zum Vorschein
|L29 kommt.
|L30 Daß die Hitze des Erdstriches und nicht ein besonderer Elternstamm
|L31 hieran schuld sei, ist daraus zu ersehen, daß in eben demselben Lande diejenigen,
|L32 die in den flachern Theilen desselben wohnen, weit schwärzer sind
|L33 als die in hohen {&v Gegenden lebenden }. Daher am Senegal schwärzere Leute
|L34 als in Guinea und in Kongo und Angola schwärzere als in Oberäthiopien
|L35 oder Abessinien. {&g }
|L36 {&R Anmerkung. Das Beste hierüber hat ebenfalls Girtanner a. a. O.
|L37 beigebracht. }
|P_315_
|L01 ≥ §_4.
|L02 Der Mensch seinen übrigen angebornen Eigenschaften nach +
|L03 auf dem ganzen {&v Erdboden } erwogen. ≤
|L04 Alle orientalischen Nationen, welche dem Meridian von Bengalen
|L05 gegen Morgen liegen, haben etwas von der kalmückischen Bildung an sich.
|L06 Diese ist, wenn sie in ihrer größten {&v Ausbildung } genommen wird, so beschaffen:
|L07 ein oben breites und unten schmales, plattes Gesicht, fast gar
|L08 keine Nase, die von dem Gesichte hervorragt, ganz kleine Augen, überaus
|L09 dicke Augenbraunen, schwarze Haare, dünne und zerstreute Haarbüschel
|L10 anstatt des Bartes und kurze Beine mit dicken Schenkeln. Von dieser
|L11 Bildung participiren die östlichen Tatarn, Chineser, Tunquineser, Arakaner,
|L12 Peguaner, Siamer, Japaner usw., obgleich sie sich hin und wieder
|L13 etwas verschönern.
|L14 Ohne auf die abergläubischen Meinungen von dem Ursprunge gewisser
|L15 Bildungen zu sehen: so kann man nichts {&v als etwa Folgendes mit
|L16 einiger Sicherheit anmerken }: daß es {&e nämlich } in dieser Gegend von Meliapur
|L17 auf der Küste Coromandel viele Leute {&v mit sehr dicken Beinen gebe, } {&g }
|L18 was einige vernünftige Reisende von der Beschaffenheit des Wassers herleiten,
|L19 so wie die Kröpfe in Tirol und Salzburg {&e ebenfalls } von dem Wasser
|L20 herrühren sollen, {&v welches Tuffsteinmasse bei sich führt }. {&g } Die Riesen in
|L21 Patagonien sind, {&e wenigstens als Riesenvolk, } erdichtet. Von der Art mag
|L22 auch das Volk mit rohen und großen Lippen sein, das am Senegal wohnen
|L23 soll, ein Tuch vor dem Munde hält und ohne Rede handelt.
|L24 {&v Des Plinius } einäugige, höckerige, einfüßige Menschen, Leute ohne
|L25 {&v Mund }, {&v Zwergvölker } {&e u. dergl. } gehören auch dahin.
|L26 Die Einwohner von der Küste von Neuholland haben halbgeschlossene
|L27 Augen und können nicht in die Ferne sehen, ohne den Kopf auf den Rücken
|L28 zu bringen. Daran gewöhnen sie sich wegen der vielen Mücken, die ihnen
|L29 immer in die Augen fliegen. Einige Einwohner, als die Mohren der
|L30 Sierra Leona und die {&v Mongolen }, die unter dem Gebiete von China stehen,
|L31 {&v verbreiten einen üblen Geruch. }
|L32 Unter den Hottentotten haben {&v viele Weiber }, wie Kolbe berichtet, ein
|L33 natürliches Leder {&v am Schambeine }, welches ihre {&v Zeugungstheile zum
|L34 Theil } bedeckt, und {&v das sie bisweilen abschneiden sollen }. Eben dieses
|L35 meldet Ludolph von vielen ägyptischen {&e (äthiopischen) } Weibern. {&R (Vergl.
|L36 Le Vaillant's Reisen). } {&e Die mit einem kleinen Ansatz von Affenschwanz
|P_316_
|L01 versehenen Menschen auf Formosa, im Innern von Borneo usw., die
|L02 Rytschkow in seiner orenburgischen Topographie auch unter den Turkomannen
|L03 antrifft, scheinen nicht ganz erdichtet.
|L04 In den heißen Ländern reift der Mensch in allen Stücken früher, erreicht
|L05 aber nicht die Vollkommenheit der temperirten Zonen. Die Menschheit
|L06 ist in ihrer größten Vollkommenheit in der Race der Weißen. Die
|L07 gelben Indianer haben schon ein geringeres Talent. Die Neger sind
|L08 weit tiefer, und am tiefsten steht ein Theil der amerikanischen Völkerschaften.}
|L10 Die Mohren und andere {&v Völker } zwischen den {&v Wendekreisen } können
|L11 gemeiniglich erstaunend laufen. Sie {&g } sowohl als andere Wilde haben auch
|L12 mehr Stärke als andere civilisirte Völker, welches von der freien Bewegung,
|L13 die man ihnen in der Kindheit verstattet, herrührt. Die Hottentotten
|L14 können mit bloßen Augen ein Schiff {&v in eben einer so großen Entfernung
|L15 wahrnehmen }, als es der Europäer mit dem Fernglase vermag.
|L16 Die Weiber in dem heißesten Erdstriche zeugen von neun oder zehn Jahren
|L17 an schon Kinder und hören {&v bereits vor } dem 25sten auf.
|L18 {&v Don Ulloa } merkt an, daß in Cartagena in Amerika und in den
|L19 umliegenden Gegenden die Leute sehr früh klug werden, aber sie wachsen
|L20 nicht ferner am Verstande in demselben Maße {&e fort }. Alle Bewohner der
|L21 heißesten Zone sind ausnehmend {&e träge }. Bei einigen wird diese Faulheit
|L22 noch etwas durch die Regierung und den Zwang gemäßigt. Wenn ein
|L23 Indianer einen Europäer irgend wohin gehen sieht, so denkt er: er habe
|L24 etwas zu bestellen; kommt er zurück, so denkt er: er habe schon seine Sache
|L25 verrichtet; sieht er ihn aber zum dritten Male fortgehen, so denkt er: {&v er
|L26 sei nicht bei Verstande, da doch der Europäer nur zum Vergnügen spaziren
|L27 geht, } welches kein Indianer {&v thut, oder wovon er sich auch nur eine Vorstellung
|L28 zu machen im Stande ist. } Die Indianer sind dabei auch zaghaft,
|L29 und {&v beides ist in gleichem Maße den sehr nördlich wohnenden Nationen
|L30 eigen }. Die Erschlaffung ihrer Geister will durch Branntwein, Taback,
|L31 Opium {&g } und andere starke Dinge erweckt werden. Aus der Furchtsamkeit
|L32 rührt der Aberglaube vornehmlich in Ansehung der Zaubereien her, ingleichen
|L33 die Eifersucht. Die Furchtsamkeit macht sie, wenn sie Könige
|L34 hatten, zu sklavischen Unterthanen und bringt in ihnen eine abgöttische
|L35 Verehrung derselben zuwege, so wie {&v die Trägheit } sie dazu bewegt, lieber
|L36 in Wäldern herumzulaufen und Noth zu leiden, als zur Arbeit durch die
|L37 Befehle ihrer Herren angehalten zu werden.
|P_317_
|L01 {&v Montesquieu } urtheilt ganz recht, daß eben die Zärtlichkeit, die
|L02 dem Indianer oder dem Neger den Tod so {&v furchtbar } macht, ihn oft viele
|L03 Dinge, die der Europäer überstehen kann, ärger fürchten läßt als den
|L04 Tod. Der Negersklave von Guinea ersäuft sich, wenn er zur Sklaverei soll
|L05 gezwungen werden. Die {&v indischen } Weiber verbrennen sich. Der Karaibe
|L06 nimmt sich bei einer geringen Gelegenheit das Leben. Der Peruaner
|L07 zittert vor dem Feinde, und wenn er zum Tode geführt wird, so ist er
|L08 gleichgültig, als wenn das nichts zu bedeuten hätte. Die aufgeweckte
|L09 Einbildungskraft macht aber auch, daß er oft etwas wagt; aber die Hitze
|L10 ist bald wieder vorüber, und die Zaghaftigkeit nimmt abermals ihren alten
|L11 Platz ein. {&v Die Ostjaken, Samojeden, Semljanen, Lappen, Grönländer
|L12 und Küstenbewohner der Davisstraße } sind ihnen in der Zaghaftigkeit,
|L13 Faulheit, dem Aberglauben, der Lust an starken Getränken sehr ähnlich,
|L14 die Eifersucht ausgenommen, weil ihr Klima nicht so starke Anreizungen
|L15 zur Wollust hat.
|L16 Eine gar zu schwache, so wie auch eine zu starke Perspiration macht
|L17 ein dickes, klebrichtes Geblüt, und die größte Kälte sowohl als die größte
|L18 Hitze machen, daß durch Austrocknung der Säfte die Gefäße und Nerven
|L19 der animalischen Bewegungen steif und unbiegsam werden.
|L20 In Gebirgen sind die Menschen dauerhaft, munter, kühn, Liebhaber
|L21 der Freiheit und ihres Vaterlandes.
|L22 Wenn man nach den Ursachen der mancherlei einem Volke angearteten
|L23 Bildungen und Naturelle frägt: so darf man nur auf die Ausartungen
|L24 der Thiere sowohl in ihrer Gestalt als ihrer {&v Benehmungsart } Acht
|L25 haben, sobald sie in ein anderes Klima gebracht werden, wo andere Luft,
|L26 Speise usw. ihre Nachkommenschaft ihnen unähnlich machen. Ein Eichhörnchen,
|L27 das hier braun war, wird in Sibirien grau. Ein europäischer
|L28 Hund wird in Guinea ungestaltet und kahl sammt seiner Nachkommenschaft.
|L29 Die nordischen Völker, die nach Spanien übergegangen sind,
|L30 haben nicht {&v allein } eine Nachkommenschaft von Körpern, die lange nicht
|L31 so groß und stark als sie waren, hinterlassen, sondern sie sind auch in ein
|L32 Temperament, das dem eines Norwegers oder Dänen sehr unähnlich ist,
|L33 ausgeartet. Der Einwohner des {&v gemäßigten Erdstriches }, vornehmlich
|L34 des mittleren Theiles desselben ist schöner an Körper, arbeitsamer, scherzhafter,
|L35 gemäßigter in seinen Leidenschaften, verständiger {&g } als irgend eine
|L36 andere Gattung der Menschen in der Welt. Daher haben diese Völker
|L37 zu allen Zeiten die anderen belehrt {&g } und durch die Waffen bezwungen. Die
|P_318_
|L01 Römer, die Griechen, die alten nordischen Völker, {&v Dschingischan }, die Türken,
|L02 Tamerlan, die Europäer nach Columbus' Entdeckungen haben alle
|L03 südlichen Länder durch ihre Künste und Waffen in Erstaunen gesetzt.
|L04 Obgleich eine Nation nach langen Perioden in das Naturell desjenigen
|L05 Klimas ausartet, wohin sie gezogen ist: so ist doch bisweilen {&v noch
|L06 lange hernach } die Spur von ihrem vorigen Aufenthalte anzutreffen. Die
|L07 Spanier haben noch die Merkmale des arabischen und maurischen Geblütes.
|L08 Die tatarische Bildung hat sich über China und einen Theil von
|L09 Ostindien ausgebreitet.
|L10 ≥ §_5.
|L11 Von der Veränderung, die die Menschen in ihrer Gestalt +
|L12 {&v selbst veranlassen. } ≤
|L13 Die meisten orientalischen Nationen finden an großen Ohren ein besonderes
|L14 Vergnügen. Die in Siam, Arakan, {&g } einige Wilde am Amazonenstrome
|L15 und {&g } Mohren hängen sich solche Gewichte in die Ohren, daß sie ungewöhnlich
|L16 lang werden. In Arakan und Siam {&e namentlich } geht dieses so
|L17 weit, daß das Loch, {&v in das } die Gewichte gehängt werden, so groß wird,
|L18 daß man einige Finger neben einander einstecken kann und die Ohrlappen
|L19 auf die Schulter hängen. Die {&v Siamer, Tunquineser } und einige andere
|L20 machen sich die Zähne mit einem schwarzen Firniß schwarz. Nasenringe
|L21 tragen Malabaren, Guzuraten, Araber, Bengalen, die {&v Neuholländer } aber
|L22 einen hölzernen Zapfen durch die Nase. Die Neger am Flusse {&v Gabon } in
|L23 Afrika tragen in den Ohren und Nasen einen Ring und schneiden sich
|L24 {&v durch } die Unterlippe ein Loch, um die Zunge durchzustecken. Einige Amerikaner
|L25 machen sich viele solche Löcher in die Haut, {&v um farbige } Federn
|L26 hineinzustecken.
|L27 Die Hottentotten drücken ihren Kindern die Nase breit, wie einige
|L28 andere Völker, {&v z. B. die Karaiben, mit einer Platte die Stirne breit
|L29 machen. } {&g } Ein Volk am Amazonenstrome zwingt die Köpfe der Kinder
|L30 durch eine Binde {&v in die Form eines Zuckerhutes }. Die Chineserin zerrt
|L31 immer an ihren Augenliedern, um sie klein zu machen. Ihrer jungen [† Hol-R]
|L32 Mädchen Füße werden mit Binden {&e und durch kleine Schuhe gezwungen, }
|L33 nicht größer zu werden als der Fuß eines vierjährigen Kindes.
|L34 Die Hottentotten verschneiden ihren Söhnen im achten Jahre {&v einen
|L35 Testikel }. Die Türken lassen ihren schwarzen Verschnittenen alle Zeichen
|L36 der Mannheit wegnehmen. Eine Nation in Amerika drückt ihren Kindern
|P_319_
|L01 den Kopf so tief in die Schultern ein, daß sie keinen Hals zu haben
|L02 scheinen.*)
|L03 ≥ §_6.
|L04 Vergleichung der verschiedenen Nahrung der Menschen. ≤
|L05 Der Ostjake, {&g } der Seelappe, der Grönländer leben von frischen oder
|L06 gedörrten {&v Fischen }. Ein Glas Thran ist für den Grönländer ein Nektar.
|L07 Die etwas weiter zunächst in Süden wohnen, die von Canada, die von
|L08 den Küsten von Amerika, unterhalten sich von der Jagd. Alle {&v mongolischen
|L09 und kalmückischen } Tataren haben keinen Ackerbau, sondern nähren
|L10 sich von der Viehzucht, vornehmlich von Pferden und ihrer Milch; die
|L11 Lappen von Rennthieren; die Mohren und {&v Indier } von Reiß. Die
|L12 Amerikaner vornehmlich von {&v Mais }, oder türkischem Weitzen. Einige
|L13 herumziehende Schwarzen in den afrikanischen Wüsten von Heuschrecken.
|L14 ≥ §_7.
|L15 Abweichung der Menschen von einander in Ansehung ihres +
|L16 Geschmacks. ≤
|L17 Unter dem Geschmack verstehe ich hier das {&g } Urtheil über das, {&e was
|L18 allgemein den Sinnen gefällt. } Die Vollkommenheit oder Unvollkommenheit
|L19 desjenigen, was unsere Sinne rührt. Man wird aus der Abweichung
|L20 des Geschmacks der Menschen sehen, daß ungemein viel bei uns auf Vorurtheilen
|L21 beruhe.
|L22 1. Urtheil der Augen. Der Chineser hat ein Mißfallen an
|L23 großen Augen. Er verlangt ein großes vierechtiges Gesicht, breite Ohren,
|L24 eine sehr breite Stirne, {&e einen dicken Bauch und eine grobe Stimme } {&g } zu
|L25 einem vollkommenen Menschen. Die Hottentottin, wenn sie gleich allen
|L26 Putz der europäischen Weiber gesehen hat, ist doch in ihren Augen und
|L27 in denen ihrer Buhlen ausnehmend schön, wenn sie sich sechs Striche mit
|L28 rother Kreide, zwei über die Augen, {&v eben so viel } über die Backen, einen
|L29 über die Nase und einen über das Kinn gemacht hat. Die Araber punctiren
|L30 ihre Haut mit Figuren, darin sie eine blaue Farbe einbeitzen. Die
|L31 übrige Verdrehung der natürlichen Bildung, um schön auszusehen, kann
|L32 man vorhersehen.
|L33 {&R *) Außer den oben genannten Werken von Zimmermann und Girtanner
|L34 vergleiche man noch Kant selbst Über die Menschenracen und Wünsch
|L35 Kosmologische Betrachtungen. }
|P_320_
|L01 2. Urtheil des Gehöres. Wenn man die Musik der Europäer
|L02 mit der der Türken, Chineser, Afrikaner vergleicht, so ist die Verschiedenheit
|L03 ungemein {&e auffallend }. Die Chineser, ob sie sich gleich mit der Musik
|L04 viele Mühe geben, finden {&e doch } an der unsrigen kein Wohlgefallen.
|L05 3. Urtheil des Geschmackes. In China, in ganz Guinea ist
|L06 ein Hund eins der schmackhaftesten Gerichte. Man bringt daselbst alles,
|L07 bis auf die Ratzen und Schlangen, zu Kauf. In Sumatra, Siam, Arakan
|L08 und den mehresten indischen Orten macht man nicht viel aus Fleisch; aber
|L09 ein Gericht Fische, die {&v indessen } vorher müssen stinkend geworden sein, ist
|L10 {&v die Hauptspeise }. Der Grönländer liebt den Thrangeschmack über alles.
|L11 Die {&v Betelblätter } mit der {&v Arekanuß } und ein wenig Kalk zu kauen, ist die
|L12 größte Ergötzlichkeit aller {&v Ostindier }, die zwischen den {&v Wendekreisen } wohnen.
|L13 Die Hottentotten wissen von keiner {&v Verzärtelung } des Geschmackes.
|L14 Im Nothfalle können getretene Schuhsohlen {&v ein ziemlich leidliches } Gericht
|L15 für sie abgeben.
|L16 4. Urtheil des Geruches. Der Teufelsdreck oder die {&v +L Asa foetida + }
|L17 ist die Ergötzlichkeit aller südlichen {&v Perser, und der Inder, } die ihnen nahe
|L18 wohnen {&g } . Alle Speisen, das Brod sogar, sind damit parfümirt, und die
|L19 Wasser selbst riechen davon. Den Hottentotten ist der Kuhmist ein Lieblingsgeruch,
|L20 ingleichen {&v manchen Indiern }. Ihre Schaffelle müssen durchaus
|L21 darnach riechen, wenn sie nach der Galanterie sein sollen. Ein
|L22 Missionar wunderte sich darüber, daß die Chineser, sobald sie eine Ratze
|L23 sehen, sie zwischen den Fingern zerreiben und mit Appetit daran riechen.
|L24 Allein ich Frage dagegen: Warum stinkt uns jetzt der Muskus an, der vor
|L25 funfzig Jahren jedermann so schön roch? Wieviel vermag nicht das Urtheil
|L26 anderer Menschen in Ansehung unseres Geschmackes, ihn zu verändern,
|L27 wie es die Zeiten mit sich bringen!
|L01 ≥ {&g } - Zweiter Abschnitt. +
|L02 {&e - Das Thierreich. + } {&g }
|L03 Erstes Hauptstück. +
|L04 Die mit Klauen. +
|L05 A. Die mit einer Klaue, oder die behuften. +
|L06 1. Das Pferd. ≤
|L07 {&e Die Pferde } aus der {&v Berberei } haben einen langen, feinen Hals, dünne
|L08 Mähnen, sind meistens grau und vier Fuß, {&g } acht Zoll hoch. Die spanischen
|L09 sind von langem dickem Halse, stärkeren Mähnen, breiterer Brust, etwas
|L10 großem Kopfe und voll Feuer. Sie sind die besten Reitpferde in der
|L11 Welt. Die in Chili sind von spanischer Abkunft (denn in Amerika gab
|L12 es ehedeß keine Pferde) und weit kühner, flüchtiger als jene; daher die
|L13 kühne Parforcejagd in Chili. Die englischen stammen von arabischer
|L14 Race. Sie sind völlig vier Fuß, zehn Zoll hoch, aber nicht so annehmlich
|L15 im Reiten als die spanischen. Sie sind sonst ziemlich sicher und schnell
|L16 im Laufen {&g } und haben gebogene Köpfe. Die dänischen {&e Pferde } sind sehr
|L17 stark, dick von Halse und Schultern, gelassen und gelehrig, sind gute
|L18 Kutschpferde. Die Neapolitaner, die von spanischen Hengsten und italienischen
|L19 {&v Stuten } gefallen, sind gute Läufer, aber boshaft {&e und } sehr kühn.
|L20 Die arabischen {&e Pferde } können Hunger und Durst ertragen, sie werden
|L21 in ihrer reinsten Race ihrer Genealogie nach aufgezeichnet. Beim
|L22 Beschälen ist der Secretär des Emirs, der ein untersiegeltes Zeugniß
|L23 giebt, und das Füllen wird auch durch ein Diplom accreditirt. Sie fressen
|L24 nur des Nachts, halten im flüchtigsten Galoppe plötzlich still, wenn der
|L25 Reiter herunterfällt.
|P_322_
|L01 Die persischen {&e Pferde } sind nach ihnen die besten. Die kosakischen
|L02 wilden Pferde sind sehr dauerhaft und schnell. Man kann es am Füllen
|L03 kennen, ob der Beschäler ein gutes {&v Schalpferd } gewesen oder nicht.
|L04 Die Pferde im heißesten und kältesten Erdstriche gerathen viel schlechter;
|L05 die auf hohen Ländern besser als {&v die im fetten, niedrigen Lande. } Die
|L06 ölandischen Pferde sind die kleinsten und hurtigsten unter allen.
|L07 ≥ 2. Das Zebra. ≤
|L08 Es wird wider sein Verschulden fälschlich der afrikanische Waldesel
|L09 genannt, denn es ist das schönste Pferd an Bildung, Farbe und Schnelligkeit {&g }
|L10 der Natur, nur daß es etwas längere Ohren hat. Es findet sich
|L11 in Afrika hin und wieder, in Abessinien, am Kongo, bis an das {&v Cap }. {&g } Der
|L12 Mogul kaufte {&e einst ein solches } für 2.000 Dukaten. Die ostindische Gesellschaft
|L13 schickte dem Kaiser von Japan ein Paar und bekam 160.000
|L14 Reichsthaler.
|L15 Es ist glatthaarig, hat weiße und kastanienbraune, abwechselnde
|L16 Bandstreifen, die vom Rücken anfangen und unter dem Bauche zusammenlaufen;
|L17 da, wo die braunen und weißen zusammenlaufen, entsteht ein
|L18 gelber Reifen. Um die Schenkel und den Kopf gehen diese {&v Kniebänder }
|L19 gleichfalls.
|L20 ≥ 3. Der Esel. ≤
|L21 Die Eselin muß nach der Belegung gleich geprügelt werden, sonst
|L22 giebt sie die befruchtende Feuchtigkeit gleich wieder von sich. Esels- und
|L23 Pferdehäute werden in der Türkei und Persien durch Gerben und Einpressen
|L24 der Senfkörner zu Chagrin verarbeitet, der von allerlei Farben
|L25 gemacht wird. {&v Unter den Mauleseln ist diejenige Sorte, die vom Eselhengste
|L26 und einer Pferdestute gefallen, } jetzt am meisten im Gebrauch und
|L27 größer als die vom {&e Hengst- } Pferde und einer Eselin gefallenen. Die Maulesel
|L28 haben die Ohren, den Kopf, das Kreuz und den Schwanz vom Vater,
|L29 von der Mutter {&e aber } nur das Haar und die Größe. Es sind also nur
|L30 große Esel mit Pferdehaaren.
|L31 Der Wildesel oder Onager findet sich in einigen Inseln des Archipelagus
|L32 und in der Libyschen Wüste. Er ist schlanker und behender
|L33 als der zahme Esel. Maulesel, die von ihm gezogen worden, sind die
|L34 stärksten.
|P_323_
|L01 ≥ B. Zweiklauichte Thiere. +
|L02 Sie sind insgesammt gehörnt, das Schwein ausgenommen. +
|L03 1. Das Ochsengeschlecht. ≤
|L04 Der gemeine Ochse ist in den kalten und feuchten Ländern am
|L05 besten. Die Holländer nehmen große, magere Kühe aus Dänemark, die
|L06 bei ihnen noch einmal so viel Milch geben, vornehmlich eine Zucht, die
|L07 von einem fremden Stier und einer einheimischen Kuh in Holland gefallen. [† Hol-R]
|L09 Die afrikanischen Ochsen haben gemeiniglich einen Buckel zwischen
|L10 den Schulterblättern auf dem Rücken. In Abessinien sind die Ochsen von
|L11 außerordentlicher Größe, wie Kameele und ungemein wohlfeil. Der
|L12 Elephantenochs ist dem Elephanten an Fell, Farbe und auch beinahe an
|L13 Größe gleich. {&v Er wird vorzüglich in Abessinien gefunden. } Die hottentottischen
|L14 Kühe geben nicht anders Milch, als wenn man ihnen mit einem
|L15 Horne in die Mutter bläst. Die persische nur dann, wenn sie ihr Kalb
|L16 dabei sieht, daher die ausgestopfte Haut {&e des letztern } aufbewahrt wird.
|L17 Die Edamer-, Lüneburger-, {&v Aberdeener- }, {&e Lancaster-, Chester-, } Schweizer-
|L18 und Parmesankäse sind die besten.
|L19 Die Engländer ziehen vom Mastdarme des Ochsen ein Häutchen ab
|L20 und verfertigen Formen daraus, worin nach und nach Gold und Silber
|L21 zu dünnen Blättchen geschlagen wird. Dieses Geheimniß versteht {&v man
|L22 allein in } England.
|L23 Die irländischen Ochsen haben kleine Hörner und sind {&e auch an sich }
|L24 klein. Die in Guinea haben ein schwammichtes Fleisch, so wie in andern
|L25 sehr heißen Ländern, {&v welches bei einer dem äußern Ansehen nach beträchtlichen
|L26 Quantität dennoch nur wenig wiegt. }
|L27 Das Rindvieh aus der {&v Berberei } hat eine viel andere Gestalt an
|L28 Haaren, Hörnern und übriger Leibesbildung als das europäische.
|L29 Der Büffelochse hat lange schwarze Hörner, ist wild und gehört in
|L30 Asien, Ägypten, Griechenland und Ungarn zu Hause. Sie können gezähmt
|L31 werden.
|L32 Der Auerochse in Polen und Preußen ist bekannt. Er findet sich
|L33 auch in Afrika {&v am } Senegal.
|P_324_
|L01 ≥ 2. Das Schafgeschlecht. ≤
|L02 In Irland {&v giebt es viele Schafe } mit vier Hörnern. Die spanischen
|L03 haben die feinste Wolle, die englischen nächst diesen. In Irland, {&v Sibirien }
|L04 und Lappland lassen sie sich verschneien und fressen sich einander die
|L05 Wolle ab. In Guinea haben die Menschen Wolle und die Lämmer
|L06 Haare.
|L07 In England, wo die Schafe eine Race von spanischen sind {&e (jetzt auch
|L08 vielfach schon in Frankreich) }, beugt man der Ausartung sorgfältig vor.
|L09 Man kauft oft Widder aus Spanien und bezahlt sie wohl mit 100 Rthlr.
|L10 Das arabische breitschwänzichte Schaf hat einen Schwanz, der wohl eine
|L11 Elle breit ist und vierzig Pfund wiegt, ob er gleich ganz kurz ist. Er besteht
|L12 aus lauter Fett, {&e und der Bock } ist ungehörnt. Das arabische langgeschwänzte
|L13 Schaf hat {&e dagegen } einen drei Ellen langen Schwanz, welchen
|L14 fortzubringen man einen Rollwagen {&e darunter } anbringt. Das syrische
|L15 Schaf hat Ohrlappen, die fast bis auf die Erde herabhängen.
|L16 ≥ 3. Das Bockgeschlecht. ≤
|L17 Der {&v angorische } Bock in {&v Anatolien } hat feine glänzende Haare zum
|L18 Zeugmachen. Die Kameelziege in Amerika ist 4 1/2 Fuß hoch, kann aufgezäumt
|L19 oder beritten und beladen werden. Sie trägt das Silber aus
|L20 den Bergwerken, arbeitet nach Abend niemals, und selbst bei allen Schlägen
|L21 seufzt sie nur. Die Kameelhaare {&e (oder richtiger Kämelhaare) } sind das
|L22 Haar von kleinen persischen, türkischen, arabischen, {&g } angorischen Ziegen.
|L23 Das Kameelgarn wird am liebsten mit Wolle vermischt. Die Türken
|L24 lassen bei hoher Strafe keine {&e dergleichen Ziege } aus dem Lande. {&v Corduan }
|L25 wird aus Ziegenleder gemacht.
|L26 Der Steinbock hat zwei Ellen lange und knotige Hörner. Die
|L27 Knoten zeigen die Jahre an. {&e Er ist vorzüglich } in den Schweizergebirgen
|L28 und Salzburg anzutreffen, {&v ist der größte Springer unter allen Böcken, }
|L29 {&v bewohnt als solcher die höchsten Anhöhen der Berge und legt, wenn er in
|L30 die Ebene gelockt und gefangen wird, seine Wildheit nie ab. }
|L31 Gemsen mit hakichten, rückwärtsgebogenen Hörnern können gezähmt
|L32 werden. Die afrikanische Gazelle ist eine Gattung davon.
|L33 Der Muskusbock ({&v Bisambock }), meistens ungehörnt, lebt in China,
|L34 Persien, Afrika und hat eine Bisamblase oder Nabeltasche. Man kann
|P_325_
|L01 ihm den Muskus mit einem Löffel herausnehmen. {&v Man verfälscht diesen
|L02 aber mit dem Blute des Thieres. }
|L03 Das Bezoarthier, fast wie eine Ziege, hat den Namen wegen des
|L04 Magenballes, den man Bezoarstein nennt, bekommen. Unter den andern
|L05 Arten von Ziegenböcken merken wir nur das guineische, blaßgelbe Böckchen.
|L06 Es ist nicht viel größer als ein Kaninchen und springt doch über
|L07 eine zwölf Fuß hohe Mauer sehr schnell.
|L08 Das Ziegeneinhorn ist von Stellern in Kamtschatka entdeckt
|L09 worden. Die Giraffe oder das Kameelopard hat einen langen Hals,
|L10 ist von der Größe eines Kameeles und wie ein {&v Pardel } gefleckt. Übrigens
|L11 hat es vorwärts gebogene Hörner.
|L13 ≥ /a/. Die wiederkäuenden mit festem, ästlichen Geweihe. +
|L14 1. Das Hischgeschlecht. ≤
|L15 Es wirft im Frühlinge vom Februar an bis zu dem Mai sein Geweih
|L16 ab. Die Hirsche kämpfen unter einander mit dem Geweihe, zerbrechen
|L17 es und verwickeln sich dabei oft in der Art, daß sie auf dem Kampfplatze
|L18 gefangen werden. Die Brunstzeit ist im September und währt
|L19 sechs Wochen. Zu dieser Zeit wird ihr Haar dunkler, aber ihr Fleisch
|L20 stinkend und ungenießbar. Ihr Geweih hat eine Länge von zwanzig,
|L21 dreißig, ja, obzwar selten, von sechs und sechzig Enden, wie derjenige es
|L22 hatte, den König Friedrich von Preußen erlegte. Jungen, verschnittenen
|L23 Hirschen wachsen keine Geweihe.
|L24 ≥ 2. Das Reh. ≤
|L25 Gleichsam ein Zwerggeschlecht von Hirschen mit kürzerm Geweihe.
|L26 Unvollkommen verschnittene Rehböcke treiben ein staudenartiges Geweih,
|L27 manchmal lockicht gleich einer Perrücke, hervor.
|L28 ≥ 3. Das surinamische Hirschchen ≤
|L29 ist nicht einmal so groß wie ein kleiner Hase. Sein in Gold eingefaßtes
|L30 Füßchen wird zum Tabacksstopfen gebraucht.
|P_326_
|L01 ≥ /b/. Die mit schauflichtem Geweihe. +
|L02 Das Elendthier {&e (oder richtiger Elenthier) }. ≤
|L03 Man findet es in den nördlichen Gegenden von Europa, Asien und
|L04 Amerika. Die Hottentotten fangen mit einer Schlinge das {&v Elenthier } an
|L05 einem zurückgebogenen Baume, welcher aufschnellt. Seine Stärke in den
|L06 Beinen ist außerordentlich.
|L07 ≥ /c/. Mit vermischtem Geweihe. +
|L08 1. Der Damhirsch. +L Dama. + ≤
|L09 Er hat eine flache Geweihkrone, ist etwas größer als ein Rehbock und
|L10 kleiner als ein Hirsch.
|L11 ≥ 2. Das Rennthier ≤
|L12 mit schauflichter Geweihkrone. Die Weibchen haben gleichfalls, obzwar
|L13 ein kleineres Geweih. Es giebt wilde und zahme Rennthiere. Sie machen
|L14 die ganze {&v Ökonomie } der Lappen aus. Im Winter scharren sie mit ihren
|L15 Klauen Moos {&e als ihre einzige Nahrung } unter dem Schnee hervor.
|L16 Zu den zweiklauichten Thieren gehört noch eine ungehörnte Art,
|L17 nämlich das Schweinegeschlecht. Die Schweine wiederkäuen nicht,
|L18 haben aber etwa sechs {&v Euterenden } mehr als die wiederkäuenden Thiere.
|L19 Sie haben das Fett nicht sowohl im Fleische untermengt, als vielmehr
|L20 unter der Haut. Der Eber frißt die Jungen, wenn er dazu kommen kann,
|L21 auf, zuweilen auch, {&v was ebenfalls von dem weiblichen Schweine gilt, andere
|L22 Thiere, ja Kinder in der Wiege. } Die Eichelmast ist {&v für das Schwein
|L23 die vortheilhafteste. } Die Finnen erkennt man an den schwarzen Bläschen,
|L24 die den untern Theil der Zunge einnehmen. In den Haiden belaufen sich
|L25 die zahmen und wilden Schweine unter einander. Daher findet man öfters
|L26 wilde Schweine, die weiß gefleckt sind, obgleich das wilde Schwein regelmäßig
|L27 schwarz ist. - Die Geschichte des Älians von den wilden
|L28 Schweinen, die einen Seeräuber an den Küsten des Tyrrhenischen Meeres
|L29 entführen wollten.
|L30 Die Schweindiebe halten den Schweinen brennenden Schwefel unter
|L31 die Nase. Im Schwarzwalde werden die Schweine aus den Morästen
|L32 mit etlichen Stangen, darauf Schwefel angesteckt ist, vertrieben.
|P_327_
|L01 Die Bauern bei {&v Breisach } heben den schwimmenden Schweinen, die über
|L02 den Rhein setzen, die Hinterbeine auf und lassen sie ersaufen. Der wilde
|L03 Eber ist grimmig.
|L04 In China sind die Schweine von schönem Geschmacke. Die zahmen
|L05 Schweine, wenn sie gleich herüber aus Europa gebracht sind, werden doch
|L06 in den heißen Welttheilen schwarz.
|L07 ≥ 3. Das mexikanische Muskusschwein. ≤
|L08 Oben am Rücken, nahe bei dem Schwanze, hat es einen Ritz, worinnen
|L09 durch verschiedene Gänge ein wahrer und starker Muskus enthalten
|L10 ist.
|L11 Das Babirussa oder der Schweinhirsch auf einigen Molukkischen
|L12 Inseln, vornehmlich {&v Buru }, ist klein, von glattem Haare, einem
|L13 Schweinschwanze, und es wachsen ihm zwei Zähne aus dem obern Kinnladen
|L14 in einem halben Cirkel nach dem Auge zu.
|L15 ≥ C. Dreiklauichte Thiere. +
|L16 Das Nasehorn. ≤
|L17 Die dicke, gefaltete Haut {&e dieses Thieres} hat sonst keine Haare. Es
|L18 {&e trägt } ein nach Proportion seines Körpers kleines Horn auf der Nase, ist
|L19 {&e an sich aber } viel größer als ein Ochs und lebt in Sümpfen. Die ältern
|L20 {&e unter diesen Thieren } haben zwei Hörner, eins hinter und das andere auf
|L21 der Nase. Das Nasehorn leckt andern Thieren das Fleisch mit der Zunge
|L22 weg. Übrigens hat es eine wie ein Lappen abwärts gekrümmte Oberlippe.
|L23 ≥ D. Vierklauichte Thiere. +
|L24 Der Hippopotamus, oder das Nilpferd. ≤
|L25 Es sieht von vorne einem Ochsen und hinterwärts einem Schweine
|L26 ähnlich, hat einen Pferdekopf und ein Ochsenmaul, ist schwarzbraun und
|L27 hat sehr dicke Füße, {&v deren jeder auf drei Schuh im Umkreise hält. } Es
|L28 spritzt ferner aus weiten Nasenlöchern Wasser hervor und ist eben so dick,
|L29 auch fast so hoch als ein Nasehorn. Es hat vier aus den Kinnbacken herausstehende
|L30 Zähne, einem Ochsenhorne an Größe ähnlich. Sie werden,
|L31 weil ihre Farbe beständiger ist als die des Elfenbeines, für besser als
|P_328_
|L01 dieses gehalten. Die Haut des Thieres ist übrigens an den meisten
|L02 Stellen schußfrei. Im Ganzen wiegt es auf 30 Centner und wiehert {&e in
|L03 gewisser Weise dem Pferde ähnlich. }
|L04 ≥ E. Fünfklauichte Thiere. +
|L05 Der Elephant. ≤
|L06 Er ist eben so nackt wie die eben erwähnten Thiere, lebt eben so wie
|L07 diese in Sümpfen und ist das größte Landthier. Die Haut ist grau.
|L08 Schwarze und weiße Elephanten sind selten.
|L09 Der Elephant kann seine Haut durch ein Fleischfell, das unter derselben
|L10 liegt, anziehen, so daß er Fliegen damit zu fangen im Stande ist.
|L11 Der Mensch hat eine ähnliche sehnichte Fleischhaut an der Stirne. Auch
|L12 hat der Elephant einen kurzen Schwanz, mit langen borstigen Haaren
|L13 besetzt, die man zu Räumern für die Tabackspfeifen braucht. Er ist fünfzehn
|L14 und mehrere Schuhe hoch und hat wie die {&v zwei } zunächst erwähnten
|L15 Thiere kleine Augen. Sein Rüssel ist das vornehmste Werkzeug. Mit
|L16 diesem, als mit einer Hand, reißt er das Futter ab und bringt es zu dem
|L17 Munde. Er saugt damit das Wasser ein und läßt es in den Mund laufen,
|L18 er riecht dadurch und trinkt nur, nachdem er das Wasser trübe gemacht
|L19 hat. Er hebt einen Menschen auf und setzt ihn auf seinen Rücken,
|L20 kämpft damit. Die {&v Indier } bewaffnen ihn mit Degenklingen. {&e Seinen
|L21 Rüssel } braucht der Elephant auch als eine Taucher-Röhre, wenn er
|L22 schwimmt und der Mund unter dem Wasser ist. Er schwimmt so stark,
|L23 daß ihm ein Kahn mit zehn Rudern nicht entfliehen kann. Aus dem
|L24 obern Kinnbacken gehen die zwei größten Zähne hervor, deren jeder auf
|L25 zehn {&v Spannen } lang und vier dick ist, so wie mancher derselben auf drei
|L26 Centner wiegt. Mit diesen Zähnen streitet er und hebt Bäume aus; dabei
|L27 aber zerbricht er sie auch oft oder verliert sie vor Alter, daher so viele
|L28 Zähne in den indischen Wäldern gefunden werden. Die männliche Ruthe
|L29 ist länger als ein Mensch. Der Umkreis in ihrer größten Dicke ist zwei
|L30 und einen halben Schuh. Seine {&v Zehen } sind als ein viermal eingeschnittener
|L31 Pferdehuf zu betrachten. Sein Huf am Vorderfuße ist allenthalben
|L32 einen halben Schuh breit. Der am Hinterfuße hingegen ist länglicht
|L33 rund, einen halben Schuh lang und einen Schuh breit. Seine Ohren
|L34 sind wie zwei große Kalbsfelle anzusehen. Die Elephanten vertragen die
|P_329_
|L01 Kälte nicht. In Afrika sind sie nicht über zwölf {&v Schuh } hoch, in Asien aber
|L02 auf achtzehn. Wenn sie in ein Tabacksfeld kommen, so werden sie trunken
|L03 und geben tolle Streiche an. Gerathen sie aber zur Nachtzeit in ein
|L04 Negerdorf, so zertreten sie die Wohnungen in demselben wie Nußschalen.
|L05 Ungereizt thut der Elephant keinen Schaden.
|L06 Seine Haut ist fast undurchdringlich, hat aber viele Ritzen und
|L07 Spalten, die doch durch einen heraustretenden Schleim wieder verwachsen.
|L08 Er wird mit eisernen Kugeln zwischen dem Auge und Ohre geschossen,
|L09 ist sehr gelehrig und klug, daher er in Ostindien eines der nützlichsten
|L10 Thiere ist. Er läuft viel schneller als ein Pferd. Man fängt ihn, wenn
|L11 man ihn tödten will, in tiefen Gruben, oder wenn man ihn zähmen will,
|L12 so lockt man ihn durchs Weibchen in verhauene Gänge. Die Neger essen
|L13 sein Fleisch.
|L14 ≥ Zweites Hauptstück. +
|L15 {&v Zehichte } Thiere. +
|L16 A. Einzehichte Thiere. ≤
|L17 {&e Hierher gehört } der weiße amerikanische Ameisenfresser, der
|L18 übrigens aber mit andern Ameisenfressern übereinkommt.
|L19 ≥ B. {&v Zweizehichte } Thiere. +
|L20 Das Kameel. ≤
|L21 1. Das bactrianische Kameel hat zwei Haar-Buckel auf dem
|L22 Rücken und {&v eben so viele } unter dem Leibe. Es ist das stärkste und größte
|L23 Kameel. Seine Buckel sind eigentlich keine Fleischerhöhungen, sondern
|L24 nur hartledrichte Stellen mit dichten langen Haaren bewachsen. Es trinkt
|L25 wenig, trägt bis zehn Centner, die ihm, nachdem es sich auf die Kniee zur
|L26 Erde gelegt hat, aufgepackt werden, und geht bepackt am Tage zehn Meilen.
|L27 Auch lernt es tanzen. Aus seinen Haaren, die es in drei Tagen im
|L28 Frühlinge fallen läßt, werden schöne Zeuge gewebt.
|L29 2. Das Dromedar hat nur einen Rücken- und Brustbuckel, ist kleiner
|L30 und schneller im Laufen als das eben beschriebene Thier, ist in Syrien
|P_330_
|L01 und Arabien zu Hause und hat harte Polster in den Knieen. Es geht in
|L02 einem Tage ohne Ermüdung vierzig französische oder ungefähr dreißig
|L03 deutsche Meilen und kann bis fünf Tage dursten.
|L04 3. Das kleine Postkameel geht beinahe eben so schnell als das
|L05 vorige. Es ist aber gemächlicher zum Reiten.
|L06 4. Das {&v peruanische } Schafkameel hat die Größe eines Esels,
|L07 wird wegen der Wolle und wegen des Fleisches erzogen.
|L08 ≥ C. {&v Dreizehichte } Thiere. +
|L09 /a/. Das Faulthier. ≤
|L10 1. Das schmächtige, weißgraue {&g } Faulthier hat ein lachendes
|L11 Gesicht, weiße dicke Haare, eine plumpe Taille, klettert auf die Bäume,
|L12 {&e ist aber von } erstaunlicher Langsamkeit und rettet sich bloß durch sein
|L13 Geschrei. Wenn es einen schnellen Marsch antritt: so legt es in einem
|L14 Tage funfzig Schritte höchstens zurück.
|L15 2. Das Markgrafsfaulthier ist eine Art davon. Der verkleidete
|L16 Faulthieraffe hat einen Hundskopf und ist zweizehicht.
|L17 ≥ /b./ Der Ameisenfresser. ≤
|L18 1. Der große Ameisenbär hat eine sehr lange und spitze Schnauze,
|L19 eine Zunge, die rund ist, und die er anderthalb Ellen lang herausstrecken
|L20 kann. Mit dieser Art von lebendiger Leimruthe zieht er die Ameisen aus
|L21 dem Haufen, hat aber keine Zähne.
|L22 2. Der mittlere falbe Ameisenbär und der oben beschriebene
|L23 einzehichte kommen in der Nahrung mit ihm überein.
|L24 ≥ D. {&v Vierzehichte } {&e Thiere }. +
|L25 /a./ Panzerthier. ≤
|L26 1. Der gepanzerte Ameisenbär auf Formosa {&g } hat schuppichte
|L27 Panzer, in die er sich wider alle Anfälle zurückziehen kann. Er lebt übrigens
|L28 wie die vorigen.
|L29 2. Das formosanische Teufelchen oder orientalischer, schuppichter
|L30 Armadillo hat einerlei Lebensart mit dem Ameisenfresser, aber
|L31 einen schönen schuppichten {&v Küraß }, in dem er vor allen Raubthieren sicher
|P_331_
|L01 ist. Einige {&e dieser Thiere } sind sechs Fuß lang, und keine Kugel durchdringt
|L02 ihren Panzer. Dahin gehört auch das amerikanische {&v Armadillo, das
|L03 in den äußersten Indien lebt. } Seine Schilder sind glänzend. Es hält
|L04 sich im Wasser und auf dem Lande auf.
|L05 ≥ /b./ Ferkelkaninchen. ≤
|L06 Dahin gehört das Meerschweinchen, das aus Amerika nach Europa
|L07 gebracht worden, die brasilianische Buschratte, das surinamische
|L08 Kaninchen und der javanische Halbhase. Sie haben alle
|L09 eine grunzende Stimme.
|L10 ≥ E. {&v Fünfzehichte } {&e Thiere }. ≤
|L11 Der Mensch sollte unter diesen billig die erste Classe einnehmen, aber
|L12 seine Vernunft erhebt ihn über die Thiergattungen zu weit.
|L13 ≥ /a./ Das Hasengeschlecht. ≤
|L14 Es hat kein scharfes Gesicht, aber ein besseres Gehör, ist verliebt und
|L15 furchtsam. Diese Thiere begatten sich
fast alle vier oder fünf Wochen,
|L16 säugen ihre Jungen nicht über drei oder sechs Tage, ducken sich bei der
|L17 Hetze, verhacken sich, ehe sie sich
lagern, und suchen, wenn sie daraus vertrieben
|L18 werden, es wieder auf. Die Waldhasen sind stärker als die Feldhasen.
|L19 In Norden und auf den Alpen sind
weiße Hasen. Schwarze
|L20 Hasen sind selten. Bisweilen hat man auch gehörnte Hasen mit einem
|L21 schauflichten Geweihe angetroffen. Das Kaninchen ist ein
Zwerghase.
|L22 Sie sind häufig in Spanien. Die Füchse, Wiesel und Iltisse richten unter
|L23 ihnen starke Verheerungen an.
|L24 ≥ /b./ Die Nagethiere. ≤
|L25 Das Eichhörnchen sammelt sich Nüsse und Obst und wird in nordischen
|L26 Ländern im Winter grau; daher das
Grauwerk. Das gestreifte
|L27 amerikanische Eichhörnchen hat sieben weiße Bandstreifen der Länge nach
|L28 über dem Leibe.
|L29 Das voltigirende
oder fliegende Eichhörnchen ist kleiner als
|L30 das gemeine Eichhorn. Seine Haut an den Seiten verlängert sich in
|P_332_
|L01 Fell, welches an den Füßen befestigt ist, und womit es fliegt. Es findet
|L02 sich in Rußland, ingleichen mit einiger Veränderung in
Virginien.
|L03 {&g } Das Murmelthier ist größer als ein Kaninchen. Es schläft oder
|L04 frißt den ganzen Tag über. Die
Schlafratte (+L lorex +) hat die Größe
|L05 von einem kleinen Eichhorn. Der Hamster macht sich Höhlen unter den
|L06 Baumwurzeln, wo er viele
Feldfrüchte sammelt. Die wohlriechende
|L07 Wasserratte ist so groß wie ein Maulwurf und hat ein wohlriechendes
|L08 Fell und Nieren.
|L09 ≥ /c./ Das {&e Ratten- und } Mäusegeschlecht. ≤
|L10 Dahin gehört die gemeine Hausratte. Es giebt weniger Weibchen
|L11
in demselben als Männchen. Vom Rattenkönige, wie von der
|L12 Art, ihren Verwüstungen vorzubeugen. Die Wasserratte, die Feld-,
|L13 Hausratte und Maus usw.
sind bekannt. Die surinamische
|L14 Äneas mit langem, ringlichtem Schwanze, daran die Jungen, die auf
|L15 den Rücken der Mutter steigen, sich mit ihren
Schwänzen anschlingen und
|L16 in Sicherheit gebracht werden können. {&e Die Bergmaus stellt Reisen
|L17 über das Wasser an wie das
Eichhörnchen. }
|L18 Die amerikanische Beutelratte oder Philander ist an 31 Zoll
|L19 lang. Das Weibchen trägt seine Jungen im Beutel, welchen es unter
|L20 dem Bauche hat. Wie die Weibchen sich auf den Rücken legen und
|L21 mit allerlei Futter beladen lassen und dann ins Nest fortgeschleppt
|L22 werden.
|L23 ≥ /d./ Das Maulwurfsgeschlecht. ≤
|L24 Der Maulwurf geht in der Erde nur auf Regenwürmer los und ist
|L25 nicht blind.
|L26 ≥ /e./ Das Geschlecht der vierfüßigen {&g } Vögel. ≤
|L27 Die Fledermaus, die fliegende Katze, die fliegende Ratte,
|L28 alle diese Thiere haben Haken an den Füßen. Der fliegende Hund
|L29 in Ostindien. In Neuspanien giebt es den größten fliegenden Hund.
|L30 ≥ /f./ Das Wieselgeschlecht. ≤
|L31 Die Speicherwiesel haben einen häßlichen Geruch. Das Hermelin
|L32 ist eine weiße Wiesel. Die Iltis hat
ein Beutelchen mit einem
|P_333_
|L01 stinkenden Saft so wie die übrigen Wiesel. Der Marder riecht gut;
|L02 und warum? Ist ein Baum- oder Steinmarder. Der Zobel ein
|L03 sibirisches
und lappländisches Thier. Der {&v Ichneumon }, die Pharaonsmaus,
|L04 ist so groß als eine Katze, gestaltet aber wie eine Spitzmaus,
|L05 zerstört die Krokodileier und fängt Mäuse und Ratten und
|L06 Kröten.
|L07 ≥ /g./ Stachelthiere. ≤
|L08 1. Der gemeine Schweinigel mit Ohren, ein und einen halben
|L09 Zoll langen Stacheln. Sie durchwühlen die Erde an weichen
und niedrigen
|L10 Stellen.
|L11 2. Das Stachelschwein. Eine Gattung mit einem Busch am
|L12 Kopf. Dann
|L13 3. eine andere mit hängenden Schweinsohren hat
Stacheln wie
|L14 abgestreifte Federkiele, welche es, indem es sein elastisches Fell erschüttert,
|L15 gegen seinen Feind abschießen kann, und zwar so, daß
sie drei Schritte
|L16 davon tief in das Fleisch dringen. Von ihm kommt der berühmte Piedra
|L17 del Porco oder Stachelschweinbezoar. Dieser in der Gallenblase
|L18 dieses Thieres erzeugte Stein ist ungefähr einen Zoll im Diameter, röthlich
|L19 und voller Adern, wird in Gold gefaßt, um hernach ins Wasser, dem
|L20 er eine blutreinigende Kraft giebt, gehenkt zu werden. Ein solcher Bezoar
|L21 ist zuweilen mit {&v 200 } Rthlr. bezahlt worden. Der Bezoar
ist zehnmal so
|L22 viel Gold werth, als er wiegt. Er ist dunkelbraun und sinkt nicht wie
|L23 jener unter dem Wasser. Der Affenbezoar ist hellgrün und ebenfalls
|L24 kostbar. Ingleichen in dem Magen der Tauben auf den Nikobarischen
|L25 Inseln. In dem Magen der Ochsen, Pferde, Gemsen, vornehmlich der
|L26 Bezoarziege, erzeugen
sich ebenfalls solche Ballen, welche blätterweis übereinander
|L27 wie eine Zwiebel zusammengesetzt sind, und in deren Mittelpunkte
|L28 sich etwas von
unverdauten Kräutern und Haaren vorfindet.
|L29 ≥ /h./ Das Hundegeschlecht. ≤
|L30 Gleichwie der Mensch die Obst- und Pflanzenarten durch seine Wartung
|L31 und Verpflegung sehr verändern kann, so hat
er es auch mit einigen
|L32 Hausthieren, vornehmlich mit den Hunden, gemacht. Daher arten auch
|L33 die zahmen Hunde aus, wenn sie wild herumlaufen. Der Schäferhund,
|L34 der ziemlich seine natürliche Freiheit hat, scheint der Stammhund zu
|L35 sein. Von dem kommen der Bauerhund, Windhund, der isländische,
|P_334_
|L01 der dänische, der große tatarische Hund her, mit dem man
|L02 fährt. Der Jagd-, Spür-, Dachs-, Wachtel-, Hühnerhund, {&g } {&e englische }
|L03 Doggen usw.
|L04 Blendlinge, die aus Vermischung zweier Racen entstehen, aber
|L05 auch aufhören; dahin das Bologneserhündchen gehört, welches vom
|L06 kleinen Pudel und spanischen Wachtelhunde herrührt. Der Mops ist
|L07 eigentlich vom {&v Bullenbeißer } entstanden. Die afrikanischen Hunde, vornehmlich
|L08 in Guinea, können nicht bellen. In der Gegend des {&v Cap } giebt
|L09 es wilde Hunde, die es selbst mit dem Löwen anbinden, wenn sie in Gesellschaft
|L10 jagen, dem Menschen aber nichts thun, sondern ihm von ihrer
|L11 Beute wohl sogar noch etwas lassen. Die Schwarzen glauben, daß unsere
|L12 Hunde reden können, wenn sie bellen. Die Hunde werden bisweilen toll.
|L13 Ihr Biß, ja selbst ihr Speichel und der Geruch ihres Athems, wenn sie
|L14 den höchsten Grad der Tollheit erreicht haben, ist ein so schnelles Gift,
|L15 daß es die Menschen wasserscheu, rasend machen, ja tödten kann.
|L16 ≥ /i./ Das Wolfsgeschlecht. ≤
|L17 In England sind sie ausgerottet; im Norden weiß. Dazu gehört
|L18 der {&v Schakal }.Dieser soll gleichsam der Spürhund des Löwen sein, denn
|L19 wenn man ihn brüllen hört, so ist der Löwe auch nicht weit. Er hat die
|L20 Größe eines {&v Bullenbeißers } und ist so grausam als der Tiger. Der
|L21 scythische Wolf ist schwarz und länger, auch grausamer als der unsrige.
|L22 {&e - Corsak. - Hyäne. }
|L23 ≥ /k./ Das Fuchsgeschlecht. ≤ |P_335_
|L24 Brandfüchse, die am Schwanze, an den Ohren und Füßen schwarz
|L25 sind, sonst grauhaarig auf dem Bauche und röthlich aussehen. Dem
|L26 Kreuzfuchse läuft vom Munde an längs der Stirne, dem Rücken und
|L27 Schwanze ein schwarzer Streif, der von einem andern über die Schultern
|L28 und Vorderläufe durchschnitten wird. Der blaue Fuchs, dessen Haare
|L29 aschenfarbig oder graublau sind. Der schwarze Fuchs, dessen Fell sehr
|L30 hoch geschätzt wird. Der Braunfuchs ebenfalls sehr hoch geschätzt. Der
|L31 Weißfuchs hat gar keine dauerhaften Haare. Der amerikanische
|L32 Silberfuchs. Alle Füchse stinken. Sie haben aber, wo der Schwanz
|L33 anfängt, eine Stelle steifer Haare, unter denen sich ein Drüschen befindet,
|L34 welches einen Geruch von blauen Violen giebt. {&e - Der Stinkfuchs hat
|L01 eine Blase unter dem Schwanze, von deren Feuchtigkeit man einige
|L02 Tropfen im Wasser einnimmt. }
|L03 ≥ /l./ Halbfüchse. ≤
|L04 Darunter die spanische {&v Genettkatze } mit wohlriechendem Fell. Die
|L05 Zibethkatze hat unter dem Hintern eine Tasche, drei Zoll lang und eben
|L06 so breit, darinnen ein schmieriger, wohlriechender Saft enthalten ist. Man
|L07 nimmt ihr, indem man sie in einen Käfig setzt, alle Tage mit einem Löffel
|L08 diesen Saft heraus. Wenn das Thier davon einen Überfluß hat, so leidet
|L09 es Schmerzen. Man fängt sie in Afrika und Asien in Fallen wie die
|L10 Iltisse. Die Dachse schlafen ohne Nahrung in ihrer Winterhöhle.
|L11 ≥ /m./ Das Katzengeschlecht. ≤
|L12 Die Türken halten sehr viel von einer Hauskatze. Ihr Stern im
|L13 Auge zieht sich bei ihr stärker als bei einem andern Thiere zusammen und
|L14 dehnt sich auch stärker aus. Die Tigerkatze fliegt allen Thieren wüthend
|L15 ins Gesicht und kratzt ihnen die Augen aus. Es ist fast das grausamste
|L16 Thier unter allen.
|L17 ≥ /n./ Das Luchsgeschlecht. ≤
|L18 Der Rücken der Luchse ist roth- und schwarzgefärbt. Er springt von
|L19 den Bäumen auf die Thiere herab. Die Wunden von seinen Klauen
|L20 heilen schwer.
|L21 ≥ /o./ {&e Panther. } Parder. ≤
|L22 Das Pantherthier ist größer als eine englische Dogge, brüllt wie
|L23 ein Löwe, hat schwarze, wie ein Hufeisen gestaltete Flecken, und sein Fleisch
|L24 ist angenehm. Sein Kopf ist wie ein Katzenkopf gestaltet. Die Katzenparder
|L25 sind nicht viel an Größe von den Katzen unterschieden. {&e - Leopard. -
|L26 Onze. - Caracal. Amerikanischer Tapir oder Anta. - }
|L27 ≥ /p./ Das Tigergeschlecht. ≤
|L28 Der Tiger hat gelbe Flecken, rundum mit schwarzen Haaren besetzt
|L29 auf lichtgelbem Grunde. Er springt schneller als irgend ein Raubthier
|L30 und klettert; ist so groß wie ein einjähriges Kalb und grausamer als
|L31 die vorigen. Der größte Tiger hat schwarze Flecken. {&e - Tigerwolf.
|L32 Hyäne. }
|P_336_
|L01 ≥ /q./ Das Löwengeschlecht. ≤
|L02 Der Löwe hat eine Mähne, die Löwin nicht; er hat eine gerunzelte
|L03 Stirne, ein menschenähnliches Gesicht und tiefliegende Augen, wie auch
|L04 eine stachlichte und wie mit Katzenklauen besetzte Zunge, mit der er den
|L05 Thieren das Fleisch ablecken kann. Er kann seine sehr scharfen Klauen
|L06 zurücklegen, daß sie sich nicht im Gehen an der Erde abschleifen. Seine
|L07 Höhe vom Rücken bis an die Erde ist vier und ein Drittheil Fuß. Der
|L08 Löwe braucht keine List, auch keine sonderliche Geschwindigkeit, die Thiere
|L09 zu überfallen. {&g } Wenn er nicht mit dem Schwanze schlägt und seine Mähne
|L10 schüttelt, so ist er aufgeräumt, und man kann ihm sicher vorbeigehen.
|L11 Sonst ist das einzige Mittel in der Noth, sich auf die Erde zu legen. Es
|L12 ist merkwürdig, daß er den Weibsbildern nichts zu Leide thut. Exempel
|L13 von einer Weibsperson unter dem Könige Karl dem Zweiten, die im
|L14 {&v Tower } zu London den Löwengarten reinigte. Ein anderes von der Herzogin
|L15 von Orleans, einer gebornen Pfalzgräfin. Die Negerweiber jagen
|L16 oft die Löwen mit Knitteln weg. Sie sind den Schwarzen gefährlicher
|L17 als den Weißen. Wenn er aber einmal Blut geleckt hat, so zerreißt er
|L18 {&v das Thier oder den Menschen } auch im Augenblick. Er tödtet einen Ochsen
|L19 mit einem Schlage. Ist nicht in Amerika zu finden. Er kann die Kälte
|L20 nicht vertragen und zittert in unsern Gegenden beständig. Seine dicken
|L21 Knochen haben nur eine enge Höhle zum Mark, und {&v Kolbe } versichert, daß,
|L22 wenn das Mark an der Sonne eingetrocknet ist, sie so hart seien, daß man
|L23 Feuer damit anschlagen könne. Er fürchtet sich nicht vor dem Hahnengeschrei,
|L24 wohl aber vor Schlangen und Feuer.
|L25 ≥ /r/. Das Bärengeschlecht. ≤
|L26 Der Bär tödtet seinen Feind durch Schläge und gefährliche Umarmungen.
|L27 Er ist ein großer Honigdieb, klettert auf die Bäume und wirft
|L28 sich {&v gleich einem zusammengeballten Klumpen } herab. Zwei Monate im
|L29 Winter frißt er nichts. In Polen lehrt man ihn tanzen. Der weiße
|L30 Bär in Spitzbergen hat einen Hundskopf. Einige sind sechs Fuß hoch
|L31 und vierzehn Fuß lang. Sie sind starke Schwimmer und treiben auf Eisschollen
|L32 sogar bis Norwegen.
|L33 ≥ /s/. Der Vielfraß. {&g } ≤
|L34 Diese Thiere sind schwärzlich von Farbe oder völlig schwarz. An
|L35 Größe sind sie den Hunden gleich und unersättlich wegen ihrer geraden
|P_337_
|L01 Gedärme, daher sie sich auch des Unflathes, wie der Wolf und Löwe, bald
|L02 entledigen.
|L03 ≥ /t/. Affengeschlecht. ≤
|L04 Sie werden eingetheilt in ungeschwänzte, kurzgeschwänzte oder
|L05 Pavians und langgeschwänzte Affen oder Meerkatzen.
|L06 ≥ /a/. Ungeschwänzte Affen. ≤
|L07 Der {&v Orang-Utan }, der Waldmensch, davon die größten in Afrika
|L08 Pongos genannt werden. Sie sind in Kongo, ingleichen in Java,
|L09 Borneo und Sumatra anzutreffen, gehen immer aufrecht und sind sechs
|L10 Schuh hoch. Wenn sie unter Menschen gebracht werden: so {&v nehmen } sie
|L11 gerne starke Getränke, machen ihr Bette ordentlich und decken sich zu.
|L12 Das weibliche Geschlecht hat seine {&v monatliche Reinigung } und ist sehr melancholisch.
|L13 Meinung der Javaner von ihrem Ursprunge. Es giebt noch
|L14 eine kleinere Gattung, welche die Engländer {&v Schimpanse } nennen, die nicht
|L15 größer ist als ein Kind von drei Jahren, aber mit den Menschen viele
|L16 Ähnlichkeit hat. Sie gehen zu ganzen Heerden aus und erschlagen die
|L17 Neger in den Wäldern.
|L18 Zu den ungeschwänzten Affen gehört noch der Affe von Ceylon
|L19 und der {&v Manomet } mit einem schweinähnlichen Schwanze. {&e - Der langärmichte
|L20 Gibbon, ein gutmüthiges Thier, das sich meistens auf Bäumen
|L21 aufhält. }
|L22 ≥ /b/. Langgeschwänzte Affen oder Meerkatzen. ≤
|L23 Einige sind bärtig. Die bärtige Meerkatze {&g } hat eine Art weißer
|L24 {&v Kopfkrause } und ahmt dem Menschen sehr nach. Hierher gehört ferner die
|L25 schwarze, glatte Meerkatze, welche mit ihrem Schwanze sich allenthalben
|L26 anhängt. Man giebt vor, daß sie ordentlich eine Meerkatzenmusik
|L27 unter sich machen sollen. Andere sind auch bärtig, als der ledergelbe
|L28 Muskusaffe. Dieser ist klein, von gutem Geruch und fromm.
|L29 ≥ /c/. Paviane. ≤
|L30 Sie haben einen Hundskopf und können sehr geschwinde auf zwei
|L31 Füßen gehen. Sie bestehlen das Feld und die Gärten. Die Amerikaner
|L32 glauben alle, daß diese Affen reden können, wenn sie wollten, aber sie
|L33 thäten es nur nicht, um nicht zur Arbeit gezwungen zu werden. Sie fangen
|L34 Muscheln mit dem Schwanze oder legen einen Stein in die geöffnete
|P_338_
|L01 Muschel. Man kann hiezu noch zählen die Schooßäffchen oder Sanguins,
|L02 deren die größere Art die Farbe und Größe der Eichhörnchen,
|L03 die kleinere aber die Größe einer geballten Damenfaust hat. Sie sind sehr
|L04 artig, aber auch sehr eigensinnig und sehr zärtlich, so daß, wenn von dort
|L05 her welche nach Europa gebracht werden, die mehrsten unterwegs {&v umkommen, }
|L06 wenn sie gleich einzeln noch so sauber in Baumwolle eingewickelt sind.
|L07 ≥ {&v Drittes Hauptstück. } +
|L08 Thiere mit Floßfederfüßen. +
|L09 A. Das Fischottergeschlecht. +
|L10 /a/. Die Flußotter ≤
|L11 gräbt sich Höhlen von den Ufern der Flüsse bis in den {&v nächsten } Wald;
|L12 lebt von Fischen; im Winter aber in aufgeeisten Teichen. {&e - Luthers Verwechselung
|L13 der Waldotter mit der Natter. }
|L14 ≥ /b/. Die Seeotter, deren Hinterfüße floßfederartig sind. ≤
|L15 Sie haben die schönste Schwärze unter allen Fellen. Selbst in
|L16 Kamtschatka gilt ein schöner Balg an 37 Thaler. Man fängt sie auf dem
|L17 Treibeise in der Meerenge von Kamtschatka. Sie putzen sich selber gern,
|L18 lieben ihre Jungen ungemein und werden mit Prügeln todtgeschlagen.
|L19 {&e Mit ihnen wird ein starker Handel nach China getrieben. }
|L20 ≥ B. Das Bibergeschlecht. ≤
|L21 Der Biber mit eiförmigem, schuppigem Schwanze. Sie sind in
|L22 Canada gegen die Hudsonsbai sehr häufig. Wie sie einen Bach verdämmen
|L23 und über die Wiesen einen Teich machen. Sie hauen Bäume mit
|L24 ihren Zähnen ab und schleppen {&g } Holz von drei bis zehn Fuß lang, welches
|L25 sie über Wasser in ihre Wohnung bringen und dessen Rinde sie im
|L26 Winter essen. Bei Verfertigung des Dammes dient ihnen erst ihr Schwanz
|L27 zur Mulle oder zum Schubkarren, worauf sie Leim legen und an Ort
|L28 und Stelle führen; und dann zur Mauerkelle, womit sie den Leim auf den
|P_339_
|L01 Bäumen comprimiren und anschlagen. Man speist sie auch. Das Bibergeil
|L02 (+L castoreum +) {&v besteht nicht aus den Testikeln } des Bibers, sondern es
|L03 befindet sich in besondern Muskussäcken, die ihm im Leibe liegen. -
|L04 {&e Grubenbiber. }
|L05 ≥ C. Seethiere mit unförmlichen Füßen. +
|L06 /a/. Meerkälber. ≤
|L07 Sie heißen auch Seehunde {&g }, haben einen Rachen vom Hunde, die
|L08 Hinterfüße sind hinter sich gestreckt und können nicht von einander gebracht
|L09 werden. Auf den antillischen Inseln sind einige bis zwanzig Fuß
|L10 lang. Die kleinsten sind die in dem Eismeere, welche auf den Eisschollen
|L11 zu Tausenden getödtet werden. Es giebt auch silberfarbene Meerkälber
|L12 in süßem Wasser.{&e - Robben. - Thran. }
|L13 ≥ /b/. Wallrosse. ≤
|L14 {&e Das Wallroß } hat zwei Blaslöcher an der Stirn, heißt auch Meerochs,
|L15 hat lange hervorragende Zähne, die verarbeitet werden. Manche
|L16 sind über zwei Fuß lang und acht Zoll dick. Mit diesen helfen sie sich auf
|L17 die Eisschollen wie mit Haken.
|L18 ≥ /c/. Der Seebär. ≤
|L19 Er ist größer als ein Landbär, hat Vorderfüße wie abgehauene Armstumpfe,
|L20 worin doch die Zehen verborgen liegen, und wird nicht weit von
|L21 Kamtschatka gefangen. Sie streiten gegen einen Anfall in Rotten und
|L22 beißen ihre eigenen Kameraden, wenn sie weichen. Den Sommer über
|L23 fressen sie nichts. {&e - Art von Robben. }
|L24 ≥ /d/. Der Seelöwe. ≤
|L25 Er hält sich bei Amerika und bei Kamtschatka auf. Die Gestalt
|L26 kommt mit einem Seebären überein, nur ist er viel größer. Man greift
|L27 ihn nur im Schlafe an. Er ist sehr grimmig und hat wenig Liebe für
|L28 seine Jungen. Die Seebären fürchten sich selten vor ihm.
|L01 ≥ {&e - Viertes Hauptstück. + }
|L02 Vierfüßige Thiere, die Eier legen. +
|L03 Amphibien. +
|L04 /a/. Der Krokodill ≤
|L05 {&e gehört vornehmlich hierher und } hält sich gewöhnlich in Flüssen und auf
|L06 dem Lande auf. Er ist schuppicht, bepanzert, zwanzig und mehr Fuß,
|L07 im {&v Gambia }flusse sogar bis dreißig Fuß lang. Es ist falsch, daß er beide
|L08 Kinnbacken bewege. Er bewegt nur wie andere Thiere den {&v untern }, hat
|L09 keine Zunge und legt Eier wie Gänseeier in den Sand.{&e - Große
|L10 Eidechse. - Gecko. - Hippopotamus. }
|L11 ≥ /b/. Der Alligator ≤
|L12 wird gemeiniglich mit dem Krokodill verwechselt und ist ihm auch sehr
|L13 ähnlich, außer daß er den Schwanz anders trägt und eine Muskusblase
|L14 hat, weswegen er auch einen Bisamgeruch von sich giebt. Er ist in Afrika
|L15 und Amerika anzutreffen, ist nicht so wild und räuberisch als der Krokodill.
|L16 In Amerika werden sie Kaymans genannt. Wie ihre Eier von Vögeln
|L17 zerstört und wie sie gefangen werden.
|L18 ≥ /c/. Die Schildkröte. ≤
|L19 Die größte Gattung der Schildkröten wird in verschiedenen Gegenden
|L20 von Ostindien gefunden. An den Eiern allein können sich wohl
|L21 dreißig Mann satt essen. Die Schildkröte geht auf das Land und legt
|L22 bis zweihundert und funfzig Eier, deren jedes so groß ist als ein Ball.
|L23 Sie haben ein dreifaches Herz. Ihr Fleisch ist köstlich. Man gewinnt
|L24 von ihnen bisweilen mehr als zwei Centner Fleisch zum Einsalzen.
|L01 ≥ {&e - Fünftes Hauptstück. +
|L02 Erster Abschnitt. + }
|L03 Seethiere. +
|L04 /a/. Der Wallfisch und andere, ihm verwandte Thiere. ≤
|L05 Die Wallfische theilt man ein in den eigentlichen Wallfisch, den
|L06 Finnfisch, Schwertfisch, Säge- oder Zahnfisch, Nordkaper,
|L07 Pottfisch oder Cachelot und in {&v den Narwal }. Der grönländische
|L08 Wallfisch hat einen Kopf, der ein Drittheil von der Leibeslänge ausmacht.
|L09 Er ist um vieles dicker als der Finnfisch, welcher eine Finne
|L10 oder Flosse auf dem Rücken hat, auch viel größer als der Nordkaper,
|L11 welcher nur ein Blasloch hat. Er hält sich in den nördlichen Gegenden
|L12 bei Spitzbergen und {&v Novazembla } auf, dagegen der Nordkaper in der Höhe
|L13 des Nordkaps und der Finnfisch noch weiter hin nach Süden umherschweifen.
|L14 Er nährt sich von einem Wasserinsecte, welches die Größe von
|L15 einer Spinne hat und ganz thranicht ist. Der Finnfisch aber und Nordkaper
|L16 schlucken ganze Tonnen Häringe in sich. Diese Thiere haben anstatt
|L17 der Zähne Barden, welche aus Fischbein bestehen, davon die
|L18 längste bis zwei Klafter lang ist. Der Pottfisch hat am untern Kinnbacken
|L19 Zähne. Sein Kopf nimmt die Hälfte des Leibes ein. Er hat
|L20 einen engen Schlund, {&g } Blaselöcher, aus denen er Wasser bläst, und heißes
|L21 Blut. Ohne Luft zu schöpfen, können sie nicht lange unter dem Wasser
|L22 ausdauern. Sie gebären lebendige Junge und säugen sie. Der
|L23 grönländische Wallfisch wird mit Harpunen geschossen und mit Lanzen
|L24 völlig getödtet. Gegenwärtig ist er indessen viel scheuer als vormals;
|L25 er flüchtet in das {&v Treibeis }; daher jetzt der Wallfischfang im Treibeise betrieben
|L26 wird. Er hat eine Art Läuse gleich Krebsen. In dem Magen
|L27 einer Art Nordkaper, Grampus genannt, wird das Ambragries oder
|L28 der graue Ambra gefunden. Andere berichten dieses von der Blase
|L29 des Pottfisches. Einige halten den Pottfisch für denjenigen, der den
|L30 {&v Jonas } verschlungen. Das Gehirn des Pottfisches ist das sogenannte
|L31 +L Sperma ceti +. Der Schwertfisch tödtet den Wallfisch um der Zunge
|L32 willen. Der herausragende Zahn des Sägefisches ist ausgezackt wie
|L33 eine Säge. Der Narwal hat einen geraden Zahn aus dem obersten
|P_342_
|L01 Kinnbacken hervorstehen, der viele Fuß lang und härter ist als Elfenbein.
|L02 Diese letztern gebären aus Eiern. {&e - Der stärkste Wallfischfang ist bei
|L03 der Straße Davis und Spitzbergen. Auch Wallfische bei der Magellanischen
|L04 Meerenge. - Tintenwurm. - +L Sepia octopodia +. - Warmes
|L05 Blut. }
|L06 ≥ /b/. Das Manati oder die Seekuh. ≤
|L07 Dieses Thier ist in den amerikanischen und Kurilischen Inseln bei
|L08 Kamtschatka anzutreffen und wiegt bis dreißig Centner. Es hat eine
|L09 unbehaarte, gespaltene Haut wie eine alte Eiche, taucht sich niemals unter
|L10 das Wasser, der Rücken ist immer darüber erhaben, ob es gleich den
|L11 Kopf bei seinem unablässigen Fressen fast immer unter dem Wasser hält.
|L12 Es ist allenthalben sehr zahm, wo man ihm nicht nachstellt, hat zwei
|L13 Arme, die den menschlichen, und einen Schwanz, der dem Fischschwanze
|L14 ähnlich sieht. Auch hat es ein vortreffliches Fleisch, welches keine Maden
|L15 bekommt, und sein ausgeschmolzenes Fett übertrifft alle Butter. Es gebärt
|L16 lebendig und säugt.
|L17 ≥ /c./ Der Hai oder Seewolf. + {&g } ≤
|L18 Die größte Art dieser Thiere heißt {&v Lamia }. Sie sind {&v zwanzig Fuß }
|L19 lang, haben drei Reihen Zähne neben einander und sind viel gefräßiger
|L20 als irgend ein Landthier. Ganze Menschen, in {&v Segel } eingewickelt, werden
|L21 von ihnen verschlungen sammt dem Ballast. Alles, was aus einem
|L22 Schiffe fällt, Beil, Hammer, Mützen finden Platz in ihrem Magen. Das
|L23 Maul derselben ist wohl {&v einen Fuß } lang unter der Schnauze; daher sie
|L24 sich auf die Seite legen müssen, wenn sie etwas rauben wollen. An den
|L25 Küsten von Guinea hat ein Mensch, der in die See fällt, nicht so viele
|L26 Gefahr {&v vom Ersaufen als vom Haifische zu befürchten.} Er reißt dem
|L27 Wallfisch große Stücke aus dem Leibe, wird mit Haken an einer eisernen
|L28 Kette gefangen und getödtet. Ehe er in das Schiff gebracht wird, wird
|L29 der Schwanz abgehauen; sonst schlägt er mit dem Schwanze Arm und
|L30 Beine entzwei. Einige Fische haben Verkehr in seinem Magen. Der
|L31 Pilote neckt ihn wie die Schwalben die Eulen. {&g } {&e - +L Squalus maximus. +
|L32 Jonasfisch. - Hai oder Cachelot. - Furcht des Hai. - Bei den Sandwichinseln. }
|L34 ≥ /d./ Der Hammerfisch ≤
|L35 ist dem Hai an Größe, Stärke und Gierigkeit ähnlich, hat aber einen
|L36 Kopf, der zu beiden Seiten wie ein Hammer aussieht.
|P_343_
|L01 ≥ /e./ Der {&g } Mantelfisch ≤
|L02 ist eine Art großer Rochen, die vornehmlich den Perlenfischern an
|L03 den amerikanischen Küsten sehr gefährlich sind, indem sie solche in ihre
|L04 weit ausgebreitete Haut als in einen Mantel einwickeln, erdrücken und
|L05 fressen.
|L06 ≥ /f./ Der Braunfisch, der Dorado, der Delphin, der Stör, +
|L07 der Wels und andere mehr sind Raubfische. ≤
|L08 Der Delphin ist ein sehr gerader und schneller Fisch, der Dorado
|L09 aber ist ein goldgelber Delphin und der schnellste unter den übrigen.
|L10 Der Beluga ist eine Gattung vom Stör, aus dessen {&v Rogen } der Caviar
|L11 zubereitet wird. Sie haben auch als große Fische dessen sehr viel, bisweilen
|L12 einer bis auf einen ganzen Centner.
|L13 ≥ /g./ Der Seeteufel ≤
|L14 ist in eine harte, undurchdringliche Haut eingeschlossen. Ist eine Art
|L15 Rochen, zwanzig bis fünf und zwanzig {&v Zoll } lang, funfzehn bis achtzehn
|L16 breit und drei dick, hat gleichsam Stumpfe von Beinen und daran
|L17 Haken, Hörner am Kopf und einen Schwanz wie eine Peitsche mit Haken.
|L18 ≥ Meerwunder. +
|L19 Der Meermensch, {&g } Meerjungfer ≤
|L20 wird in allen {&v vier Welttheilen } angetroffen. Die zu Fabeln geneigte Einbildungskraft
|L21 hat ihn zu einem Seemenschen gemacht. Indessen hat
|L22 dieses Thier nur wenige Ähnlichkeit mit dem Menschen. Sein Kopf, aus
|L23 dem man einen Menschen- oder Fischkopf machen kann, mit großen Ohren,
|L24 stumpfer Nase und weitem Munde ist an einem Körper, der auf dem
|L25 Rücken mit einem breiten, dicken Felle, wie die Plattfische, bezogen ist,
|L26 welches an der Seite solche Haken wie die Fledermäuse hat. Seine
|L27 Vorderfüße oder fleischerne Floßfedern sind etwas menschenähnlich. Es
|L28 hat dieses Thier zwei Zitzen an der Brust und einen Fleischschwanz.
|L29 Man nennt es auch wegen seines Fettes die Wassersau.
|L30 ≥ Einige andere merkwürdige Fische. +
|L31 /a./ Der Zitterfisch. ≤
|L32 Er wird auch Krampffisch, {&v +S Rajatorpedo, + } genannt, ist in dem Indischen
|L33 Meere anzutreffen, beinahe rund außer dem Schwanze und wie
|P_344_
|L01 aufgeblasen. Er hat außer den Augen noch zwei Löcher, die er mit einer
|L02 Haut wie Augenlieder verschließen kann. Wenn man ihn unmittelbar
|L03 oder vermittelst eines langen Stockes, ja vermittelst der Angelschnur oder
|L04 Ruthe berührt, so macht er den Arm ganz fühllos. Er thut dies aber
|L05 nicht, wenn er todt ist. {&v Einige sagen }, daß, wenn man den Athem an sich
|L06 behält, er nicht so viel vermöge. Er kann gegessen werden. In Äthiopien
|L07 vertreibt man mit ihm das Fieber. Die Ursache dieser seiner Kraft
|L08 ist unbekannt. Er fängt dadurch Fische. {&e - +L Gymnotus electricus. +
|L09 Zitteraal. } [† Hol-R]
|L10 ≥ /b./ Rotzfische. ≤
|L11 Sie sind durchsichtig und wie lauter Schleim, sind fast in allen Meeren.
|L12 Eine Gattung davon heißt Meernessel, weil sie, wenn sie berührt
|L13 wird, eine brennende Empfindung erregt.
|L14 ≥ /c./ Blackfisch. ≤
|L15 Sieht seltsam aus, mit zwei Armen, hat eine Tintenblase, mit der
|L16 er seinen Nachfolgern das Wasser trübe macht. {&e - Spritzfisch. }
|L17 ≥ /d./ Blaser. ≤
|L18 Wird am {&v Cap } gefunden, bläst sich rund auf wie eine Kugel und taugt
|L19 nicht zum Essen, weil er giftig ist.
|L20 ≥ /e./ Fliegende Fische. ≤
|L21 Sind nur zwischen den {&v Wendekreisen }. Sie fliegen mit einer Art
|L22 Floßfedern, aber nur so lange, als diese naß sind. Sie haben die Gestalt
|L23 und Größe der Häringe, fallen oft aufs Schiff nieder und werden von
|L24 Raubfischen und Raubvögeln unaufhörlich verfolgt.
|L25 ≥ /f./ Der chinesische Goldfisch. ≤
|L26 Ist seiner vortrefflichen Gold- und andern Farben wegen bei den
|L27 Chinesern sehr beliebt. Es ist der schönste Fisch in der Natur, fingerlang,
|L28 vom Kopf bis auf den halben Leib roth, die übrigen Theile sammt dem
|L29 Schwanze, der sich in einen Büschel endigt, lebhaft vergoldet. Das Weibchen
|L30 ist weiß, der Schwanz silbern.
|L31 ≥ /g./ Der Krake, das größte Thier in der Welt. ≤
|L32 Es ist dieses ein Seethier, dessen Dasein nur auf eine dunkle Art bekannt
|L33 ist. {&v Pontoppidan } thut von ihm Meldung, daß die Schiffer in Norwegen,
|P_345_
|L01 wenn sie finden, daß das Loth, welches sie auswerfen, an derselben
|L02 Stelle nach und nach höher wird, urtheilen, daß der Krak im Grunde sei.
|L03 Wenn dieser heraufkommt, so nimmt er {&v einen ungeheuern Umfang ein }. Er
|L04 soll große Zacken haben, die wie Bäume über ihn hervorragen. Bisweilen
|L05 senkt er sich plötzlich {&e in das Meer herab }, und kein Schiff muß ihm alsdann
|L06 zu nahe kommen, weil der Strudel, den er erregt, es versenken würde. Es
|L07 soll über ihm gut fischen sein. Ein junger Krak ist einmal in einem Fluß
|L08 stecken geblieben und darin {&v umgekommen. }
|L09 Das Meer hat noch nicht alle seine Wunder entdeckt. Wenn der Krak
|L10 sich über das Wasser erhebt, so sollen unsäglich viele Fische von ihm herab
|L11 rollen. Seine Bildung ist unbekannt. [† Hol-R]
|L12 {&v - Von den Arten der Fischerei. + }
|L13 In China fängt man Fische durch eine dazu abgerichtete Kropfgans,
|L14 welcher man einen Ring um den Hals legt, damit die Fische nicht ganz
|L15 von ihr mögen verschluckt werden. Diese schlingt so viel Fische auf, als
|L16 sie kann. Wenn eine derselben einen großen Fisch fängt: so giebt sie den
|L17 andern ein Zeichen, die alsdann denselben fortbringen helfen. Eine solche
|L18 Gans gilt viel. Wenn sie nicht Lust zum Essen hat, so wird sie mit Prügeln
|L19 dazu gezwungen. Man hat daselbst auch eine andere Methode, mit
|L20 einem Kahne nämlich, an dessen Seite weiße, überfirnißte Bretter geschlagen
|L21 sind, beim Mondscheine Fische zu fangen. Denn alsdann glänzen
|L22 diese Bretter wie ein helles Wasser, und die Fische springen herüber und
|L23 fallen in den Kahn, wo sie des Morgens gefunden werden. Man fängt
|L24 auch hier Fische, indem man sie mit in das Wasser gestreuten {&v Kokkelskörnern }
|L25 dumm macht.
|L26 ≥ Der Stockfischfang auf der großen Bank +F Terre neuve. + ≤
|L27 Der grüne oder weiße Stockfisch heißt Kabeljau, wird eingetrocknet
|L28 und eingesalzen. Die getrockneten heißen Stockfische. Es ist ein
|L29 Raubfisch, er schluckt Waffen, Seile und andere Dinge, die aus dem Schiffe
|L30 fallen, geschwinde herunter. Er kann aber seinen Magen ausdehnen und
|L31 das, was unverdaulich ist, ausspeien. Es fischen auf der großen Bank
|L32 jährlich bis dreihundert Schiffer, deren jeder 25.000 Stockfische fängt.
|L33 Alles geschieht mit Angeln. Der Köder ist ein Stück vom Häringe und
|L34 hernach die unverdaute Speise in dem Magen des Stockfisches. Es geht
|L35 mit diesem Angeln sehr schnell fort. Es finden sich hieselbst umher erstaunend
|P_346_
|L01 viele Vögel, als Leberfresser, Pinguins. Sie versammeln sich
|L02 um die Schiffe, um die Lebern zu fressen, die weggeworfen werden. Der
|L03 Pinguin hat stumpfe Flügel, mit denen er zwar auf dem Wasser plätschern,
|L04 aber nicht fliegen kann.
|L05 ≥ Der Häringsfang. ≤
|L06 Der Häring kommt im Frühjahr aus den nördlichen Gegenden beim
|L07 Nordcap an die Orkadischen Inseln. Von da zieht er sich neben den Küsten
|L08 von Schottland und ist im Sommer bei Yarmouth, geht auch wohl im
|L09 Herbste bis in die Süder- und Ostsee. Der alleinige jährliche Vortheil
|L10 der Holländer nach Abzug aller Unkosten ist zum wenigsten sechs bis sieben
|L11 Millionen Reichsthaler. Ein anderer holländischer Schriftsteller rechnet
|L12 überhaupt fünf und zwanzig Millionen Thaler Einnahme, die Ausgabe
|L13 acht Millionen Thaler, und das Land profitirt siebzehn Millionen
|L14 Thaler; denn man muß auch den Vortheil nehmen, den das Land davon
|L15 zieht, daß sich so viele Menschen von der Arbeit auf der Flotte unterhalten.
|L16 Die Engländer schiffen auch seit 1750, aber nicht so vortheilhaft auf den
|L17 Häringsfang, denn sie wissen die Handgriffe nicht. {&e - Zug der Häringe,
|L18 durch das kleine Wasserthierchen Ath veranlaßt. - Vormals bei Bergen,
|L19 jetzt bei Gothenburg. - Menge derselben, daß man sie in Schweden zu
|L20 Thran verkocht. - Schnitt der Häringe. - Holländer salzen nur die ein,
|L21 die sie an einem Tage gefangen haben, ohne sie die Nacht über zu bewahren. -
|L22 Sardellen. - Lachsfang. }
|L23 ≥ {&e - Zweiter Abschnitt. + }
|L24 Schalichte Thiere. +
|L25 /a./ Die Purpurschnecke. ≤
|L26 Der tyrische Purpur, der das Blut einer Muschel des Mittelländischen
|L27 Meeres ist, war erstaunlich theuer. Er soll an einem Hunde entdeckt sein,
|L28 der diese Muschel fraß und sein Maul schön färbte. In Neuspanien findet
|L29 sich eine solche Muschel, die aber nur zwei bis drei Tropfen solches Saftes
|L30 in sich hält, der anfänglich grün, dann hochroth färbt. Vor Alters hatte
|L31 man auch violetten Purpur.
|P_347_
|L01 ≥ /b./ Die Perlenmuschel. ≤
|L02 Die Perlenbank bei {&v Basra im Persischen Meerbusen und bei Californien }
|L03 giebt die schönsten; die bei Ceylon {&g } am Cap Comorin die größten;
|L04 ingleichen Neuspanien giebt große, aber schlechte und unreife {&v Perlen. }
|L05 Die Perlenmuscheln können, wenn sie nicht recht rund sind, nicht abgedreht
|L06 werden. Viele Länder haben in ihren Flüssen Perlenmuscheln.
|L07 Die Taucher verfahren auf verschiedene Art {&e bei Einsammlung derselben, }
|L08 entweder mit einer ledernen Kappe mit gläsernen Augen, davon eine
|L09 Röhre bis über das Wasser heraufgeht, oder mit der Glocke, oder frei. Sie
|L10 bekommen anfänglich leicht Blutstürze. {&g } Der König von Persien kaufte
|L11 i. J. 1633 eine Perle für eine Million und vier hundert tausend Livres.
|L12 Der jährliche Nutzen vom persischen Perlenfange ist fünf hundert tausend
|L13 Dukaten, aber jetzt läßt man sie ruhen. In der Medicin sind sie nichts
|L14 mehr nütze als Krebssteine und Eierschalen. {&e - Die Schalen aller Seegeschöpfe
|L15 werden aus dem Schleime erzeugt, den sie von sich geben, und sind
|L16 Kalk. - Gemachte Perlen. } [† Hol-R]
|L17 ≥ /c./ Austern. ≤
|L18 Die Austern sitzen öfters an einer Felsenbank so fest, daß sie scheinen
|L19 mit derselben aus einem Stücke zu bestehen. Einige werden von außerordentlicher
|L20 Größe. In Kopenhagen zeigt man eine Austerschale, die zwei
|L21 Loth wiegt. Sie kneipen, wenn sie sich schließen, mit ungemeiner Kraft
|L22 und pflanzen sich schnell fort. Exempel an den Küsten von Holland. Man
|L23 sieht auch Austern, so zu sagen, an Bäumen wachsen. Diese hängen sich
|L24 an einen Baum zur Zeit der Fluth, wenn der Baum unter Wasser gesetzt
|L25 ist, an die Äste an und bleiben daran hängen. {&e - Chami, von mehr als
|L26 einem Centner Gewicht. - Colchester und holsteinische Austern. Muscheln. } [† Hol-R]
|L27 ≥ /d./ Balanen oder Palanen, Meerdatteln. ≤
|L28 Dies sind länglichte Muscheln in Gestalt des Dattelkernes. Sie
|L29 werden im Adriatischen Meere bei Ancona gefunden, sind in einem festen
|L30 Steine eingeschlossen, und dieser muß vorher mit Hämmern entzwei geschlagen
|L31 werden, dann findet man die Muschel darin lebendig. Dieser
|L32 Stein ist porös, und in die Löcher desselben ist die junge Brut gedrungen,
|L33 hat durch ihre Bewegung den Stein so viel abgenutzt, daß sie sich aufzuthun
|L34 immer Platz hat. Bisweilen verstopfen sich die Löcher, aber das
|L35 Wasser kann doch durch den schwammichten Stein zu ihnen dringen.
|P_348_
|L01 {&v Keyßler } hat am Adriatischen Meere {&g } lebendige Muscheln im harten Marmor
|L02 gefunden. Ihr Fleisch und Saft glänzen, so wie bei den meisten
|L03 Austern, wenn sie frisch aufgemacht werden, im Finstern.
|L04 ≥ /e./ {&v Bernicles }. ≤
|L05 Sind eigentlich Steckmuscheln mit einem Stiele, der die Zunge des
|L06 Thieres ist. Sie hängen sich mit solchen an die am Ufer stehenden Bäume
|L07 an, und weil die Zunge gleichsam einen Hals und gewisse an einem Büschel
|L08 auslaufende gekrümmte Haare einen Schwanz von einer jungen Gans
|L09 vorstellen: so ist die Fabel entstanden, daß aus dieser Muschel die Rothgänse,
|L10 welche sich in Schottland finden, ohne daß man weiß, wo sie hecken,
|L11 entstünden. Man weiß aber jetzt, daß diese Gänse in den nördlichsten Inseln {&g }
|L12 hecken.
|L13 ≥ /f./ Seide von Muscheln. ≤
|L14 Einige Muscheln hängen sich mit ihrer Zunge an die Felsen an und
|L15 machen ein Gewebe, woraus man, als aus einer groben Seide, zu Taranto
|L16 und Reggio Handschuhe, Camisöler usw. webt. Allein die +L {&v Pinna marina } +
|L17 bringt viel feinere Seide zuwege, und daraus sollte der Byssus der
|L18 Alten gemacht sein. Man macht noch schöne Stoffe zu Palermo daraus.
|L19 ≥ /g./ Der Nautilus ≤
|L20 ist eine Schnecke, welche in ihrem Inwendigen mit dem Blackfische
|L21 eine Ähnlichkeit hat. Wenn sie zur Luft schiffen will, so pumpt sie zuvor
|L22 das Wasser aus den Kammern ihres Gehäuses. Alsdann steigt sie in die
|L23 Höhe, gießt ihr Wasser aus und richtet sich aufwärts in ihrem Schiffe.
|L24 Sie spannt ihre zwei Beine, zwischen denen eine zarte Haut ist, wie ein
|L25 Segel aus, zwei Arme streckt sie in das Wasser, um damit zu rudern, und
|L26 mit dem Schwanze steuert sie. Kommt ihr etwas Fürchterliches zu Gesicht:
|L27 so füllt sie ihre Kammern mit Wasser an und sinkt in die Tiefe unter.
|L28 ≥ /h./ Die Muschelmünzen. ≤
|L29 Fast auf allen Küsten von Afrika, in Bengalen und andern Theilen
|L30 von Indien werden einige Gattungen von Muscheln als baares Geld angenommen.
|L31 Vornehmlich werden an den Maldivischen Inseln kleine Muscheln,
|L32 wie das kleinste Glied am Finger, gefischt, welche man in Ostindien
|L33 {&v Kauris } und in Afrika {&v Bolis } nennt, welche die Engländer von den Maldiven
|L34 abholen, und die hernach zur Bezahlung kleiner Sachen gebraucht
|L35 werden. [† Hol-R]
|L01 ≥ {&e - Sechstes Hauptstück. + }
|L02 Einige merkwürdige Insekten und darunter: +
|L03 +Z 1. + - Die nützlichen Insekten. + {&g }
|L04 /a./ Cochenille. ≤
|L05 Diese rothe Farbe, welche die theuerste unter allen ist, kommt von
|L06 einer rothen Baumwanze her, welche in Neuspanien und einigen Inseln
|L07 sich auf dem Baume Nopal nistet und mit Bürsten abgefegt, hernach getrocknet
|L08 und gepulvert wird. Die Frucht des Nopal ist eine Feige, die
|L09 hochroth ist und sehr wohl schmeckt. Man nennt dieses Pulver Carmin.
|L10 Es ist aber oft nicht recht rein. Kermes- oder Purpurkörner. Es ist
|L11 eine Art Gallus oder Auswuchs aus den Blättern eines Baumes, welcher
|L12 durch einen Insektenstich entstanden. Kermes heißt im Arabischen
|L13 eigentlich ein Würmchen, und diese geben eigentlich die rothe Farbe. Kermes
|L14 wird auch in der Medicin gebraucht.
|L15 {&g } Wenn man hierzu die Murex oder die Purpurschnecke thut: so sieht
|L16 man, daß alle rothe Farbe, die zur Färbung der kostbarsten Zeuge dient,
|L17 aus dem Thierreiche herkomme. {&e - +L Coccus Polonicus + am Erdbeerkraute.
|L18 - Gummilack-Schildlaus. }
|L19 ≥ /b./ Von der Caprification. ≤
|L20 In den griechischen Inseln bedient man sich gewisser Schlupfwespen,
|L21 um die Feigen zu {&v stechen }, welche dadurch viel eher und vollkommner reifen.
|L22 Die Ursache wird angezeigt.
|L23 {&R (S. Tournefort, Reise nach der Levante. Bd. 1.)}
|L24 ≥ /c./ Eßbare Heuschrecken. ≤
|L25 In Afrika werden bei verschiedenen Nationen die großen Heuschrecken
|L26 gebraten und gegessen. In Tunquin salzt man sie auf künftigen Vorrath
|L27 ein. Ludolph, der dieses erfahren hatte, ließ die großen Heuschrecken,
|L28 welche Deutschland i. J. 1693 verheerten, wie Krebse kochen, aß sie, machte
|L29 sie mit Essig und Pfeffer ein und tractirte zuletzt gar den Rath zu Frankfurt
|L30 damit.
|L31 {&e Bienen. - Seidenwürmer. }
|P_350_
|L01 ≥ +Z 2. + - Schädliche Insekten. +
|L02 /a./ Die Tarantelspinne. ≤
|L03 Sie ist im Apulischen am giftigsten. Wer von ihr gestochen wird,
|L04 muß bald weinen, bald lachen, bald tanzen, bald traurig sein. Ein solcher
|L05 kann nicht schwarz noch blau leiden. Man curirt ihn durch die Musik,
|L06 vornehmlich auf der Cither, Hautbois, Trompete und Violine, wodurch
|L07 er vornehmlich, wenn man den rechten Ton und die passendste Melodie
|L08 trifft, zum Tanzen, Schwitzen und endlich zur Gesundheit gebracht wird.
|L09 Man muß manchen das folgende Jahr wieder tanzen lassen. Die vom
|L10 Skorpion gestochenen Leute lieben auch die Musik, vornehmlich die Sackpfeife
|L11 und Trommel.
|L12 Sonsten giebt es auch ungemein große Spinnen in Guinea, beinahe
|L13 wie eine Mannsfaust.
|L14 ≥ /b./ Die Nervenwürmer (+L Colubrillae +). ≤
|L15 In Ostindien und Afrika bekommen die Menschen bisweilen einen
|L16 Wurm in die Waden, der sich endlich
dort so stark einfrißt, daß er die
|L17 Länge von einer Elle und mehr bekommt. Er ist von der Dicke eines Seidenfadens
|L18 bis zu der Dicke einer
Cithersaite. Der Wurm liegt unter der
|L19 Haut und verursacht eine Geschwulst {&e (+L vena Medinensis +) }. Man sucht ihn
|L20 behutsam
hervorzuziehen, den Kopf um ein Stöckchen zu winden und auf
|L21 diese Weise nach und nach langsam herauszuwickeln. Wenn der Wurm
|L22 reißt: so erfolgt
gemeiniglich der Tod.
|L23 ≥ /c./ Die Niguen. ≤
|L24 Diese Art Flöhe gräbt sich in Westindien in die Haut der Menschen
|L25 ein und verursacht, wenn man nicht das ganze
Wärzchen, in dem sie sitzt,
|L26 ausgräbt, den kalten Brand, weil das Gift sich mit den übrigen Säften
|L27 des Körpers vermischt.
|L28 ≥ /d./ {&e Noch einige } andere schädliche Insekten. ≤
|L29 In Congo ziehen ganze Schwärme großer Ameisen, die eine Kuh
oder
|L30 einen kranken Menschen wohl ganz ausfressen. Die {&v Comehens }, eine Art
|L31 {&v Motten } in Cartagena in
Amerika, sind so fleißig, daß, wenn sie unter einen
|L32 Laden mit Kramwaaren einmal kommen, sie ihn in einer Nacht völlig zu
|L33 Grunde richten. Die
{&v Loge } ist eine kleine Wanze in Amerika, die, wenn
|P_351_
|L01 man sie auf dem Fleische zerdrückt, ein tödtliches Gift zurückläßt. Man
|L02 bläst sie weg, wenn man sie auf der Haut sieht.
Die Tausendfüße
|L03 rothe Raupen mit vierzig Füßen, haben einen giftigen Biß und sind eine
|L04 große Qual der indianischen Länder.
Die Mosquitos sind eine besondere
|L05 Art Mücken in Ostindien, ingleichen auf den niedrigen Gegenden der
|L06 Landenge von Panama. In Lappland ist die
größte Plage die, welche
|L07 von den Viehbremsen herrührt. {&e - Kleine Ameisen in den Antillen. -
|L08 +L Furia infernalis +. -
Afrikanische Ameisen mit festen Häusern. - Blasenwürmer
|L09 im finnigen Schweinfleische. - Das Drehen der Schafe. } [† Hol-R]
|L10 {&e - Siebentes Hauptstück. + }
|L11 ≥ Von andern kriechenden Thieren. +
|L12 /a./ Die Schlange. ≤
|L13 In den heißen Ländern giebt es etliche Arten Schlangen von erstaunlicher
|L14 Länge. In den Sümpfen nicht weit von dem Ursprunge des Amazonenstroms
|L15 sind solche, die ein Reh ganz verschlingen. In Whidah,
|L16 einem afrikanischen Königreiche am östlichen Ende der Küste von Guinea,
|L17 ist eine sehr große Schlange, welche unschädlich ist, vielmehr die giftigen
|L18 Schlangen, Ratten und Mäuse verfolgt. Sie wird daselbst als die oberste
|L19 Gottheit angebetet. {&e - Giftschlangen können gegessen werden. - Haben
|L20 hohle und bewegliche Zähne. - Vipern. }
|L21 ≥ /b./ Klapperschlange. ≤
|L22 Sie ist die schädlichste unter allen. Sie hat Gelenke in ihrem
|L23 Schwanze, welche bei trockner Zeit im Fortgehen klappern. Ist sehr langsam
|L24 und ohne Furcht. Es wird von allen geglaubt, sie habe eine Zauberkraft
|L25 oder vielmehr einen benebelnden oder wohl gar anlockenden Dampf,
|L26 den sie ausbläst und durch den sie Vögel, Eichhörnchen und andere Thiere
|L27 nöthigt, ihr in den Rachen zu kommen. Zum wenigsten ist sie viel zu
|L28 langsam, solche geschwinde Thiere, als sie täglich frißt, auf andere Art zu
|L29 erhaschen. Die Wilden fressen sie, ingleichen die Schweine.
|P_352_
|L01 ≥ /c./ Nattern. ≤
|L02 Die {&v +L Cobra de capello + } oder die Hutschlange, wegen einer Haut, welche
|L03 den Kopf und Hals umgiebt, so genannt. Soll den berühmten Schlangenstein
|L04 in ihrem Kopfe haben; allein {&v Andere } behaupten, es wäre dies nichts
|L05 anders als ein gedörrtes und auf gewisse Art zugerichtetes Ochsenbein.
|L06 Es hängt stark an der Zunge. Wie man den Schlangengift aus der
|L07 Wunde zieht und sie wieder davon reinigt. Der Schlangenstein hat die
|L08 Gestalt einer Bohne, ist in der Mitte weißlicht, das übrige himmelblau.
|L09 Einige geben vor, die {&v Brahminen } in Indien machten ihn aus wirklichem
|L10 Schlangensteine, mit deren Herz, Leber und Zähnen und einer gewissen
|L11 Erde vermengt. Zum wenigsten pflegen gewisse Theile von schädlichen
|L12 Thieren, z. E. das Fell der Hutschlange, selbst wider ihren Biß gut zu sein. [† Hol-R]
|L13 ≥ /d./ Der Skorpion ≤
|L14 ist in Italien nicht größer als ein kleiner Finger, hat beinahe eine
|L15 Krebsgestalt und verwundet seinen Feind mit dem Schwanze, worin er
|L16 einen Haken hat. Man bedient sich des zerdrückten Skorpions, um ihn
|L17 auf den Stich zu legen und das Gift wieder auszuziehen. Die Indier
|L18 bedienen sich im Nothfalle wider einen giftigen Biß des Brennens der
|L19 gebissenen Stelle. In Indien sind sie viel größer. Es ist gegründet, daß,
|L20 wenn man einen Skorpion unter ein Glas thut, unter das man Tabacksrauch
|L21 bläst, er sich selbst mit seinem Schwanze tödte.
|L22 ≥ /e./ Das Chamäleon. ≤
|L23 Ein asiatisches und afrikanisches Thier, einer Eidechse ziemlich ähnlich;
|L24 aber gemeiniglich viel größer. Es nährt sich von Insekten, und seine
|L25 Zunge ist acht Zoll, das heißt fast so lang, als das ganze Thier, womit
|L26 es wie der Ameisenbär Fliegen und Ameisen fängt. Einige Physiker berichten,
|L27 daß es seine Farbe nach den farbichten Gegenständen richte, aber
|L28 mit einem Zwange, den es sich anthun müßte. Allein in der allgemeinen
|L29 Reisebeschreibung wird berichtet, daß sie ihre Farbe beliebig und vornehmlich,
|L30 wenn sie recht lustig sind, schnell auf einander verändern, aber nicht
|L31 nach den Gegenständen. Sie verändern ihre Farbe nach ihren Affecten.
|L32 wenn sie lustig sind, so ist ihre Farbe gefleckt. {&g }
|L33 ≥ /f./ Der Salamander. ≤
|L34 Seine Unverbrennlichkeit kommt von dem dichten Schleime her, den
|L35 er sowohl ausspeit, als aus allen Schweißlöchern treibt und mit dem er
|P_353_
|L01 die Kohlen eine ziemliche Zeit dämpft, wenn er auf sie gelegt wird. Indessen
|L02 verbrennt er doch endlich. In allen Theilen der Welt giebt man
|L03 vor, daß die Eidechsen Feinde der Schlangen sind und die Menschen vor
|L04 denselben durch ihre Gegenwart warnen.
|L05 ≥ {&e - Achtes Hauptstück. + }
|L06 Das Reich der Vögel. +
|L07 /a./ Der Strauß und der Casuar. ≤
|L08 Beide sind vornehmlich arabische und afrikanische Vögel. Sie tragen
|L09 den Kopf höher als ein Pferd, haben Flügel, mit denen sie nicht fliegen
|L10 können, und laufen schneller als ein Pferd. Sie brüten auf ihren Eiern
|L11 nur des Nachts, haben schöne Federn im Schwanze und eine höckerichte
|L12 Erhebung auf dem Rücken. Der Casuar [† Hol-R] ist sonst dem Strauße ähnlich,
|L13 hat aber auf dem Kopfe eine Art von knorplichter Haut. Statt der Federn
|L14 hat er Haare und an den Füßen Hufe. Er schlingt Eisen und selbst
|L15 glühende Kohlen herunter, aber verdaut das erste nicht.
|L16 ≥ /b./ Der Condor ≤
|L17 ist das größte unter allen fliegenden Thieren, in Amerika aber selten
|L18 anzutreffen. Von dem Ende des einen Flügels bis zum andern gemessen,
|L19 hat er eine Breite von {&v sechs } Fuß. Er kann einem Ochsen das Gedärme
|L20 aus dem Leibe reißen, hat aber Füße nur wie Hühnerklauen. Er trägt
|L21 Wildpret in sein Nest und öfters Kinder; vermehrt sich aber nicht sehr.
|L22 ≥ /c./ Der Colibri. + {&g } ≤
|L23 Ein amerikanischer Vogel. Ist der kleinste unter allen Vögeln, nicht
|L24 völlig so groß als ein Käfer. Er hat die schönsten Federn, die sonst alle
|L25 möglichen Farben spielen. Er saugt Saft aus den Blumen. Es giebt in
|L26 Westindien eine Art Spinnen, die ein Gespinnste macht, welches viel dicker
|L27 und fester ist als das der unsrigen: darinnen fängt sich der Colibri gleich
|L28 einer
Mücke.
|P_354_
|L01 ≥ /d./ Der Paradiesvogel ≤
|L02 ist nur wegen des Vorurtheils zu merken, welches man gehabt
|L03 hat, als wenn er keine Füße habe. Sie werden ihm
aber, um ihn desto
|L04 besser zu erhalten, abgeschnitten.
|L05 ≥ /e./ Gold-Hühner + {&g } ≤
|L06 sind wegen ihrer goldfarbenen Federn und andern schönen Schattirungen
|L07 für die
zierlichsten Vögel in der Welt zu halten und werden von
|L08 den Chinesern sehr hoch geschätzt.
|L09 ≥ /f./ Pelikan. ≤
|L10 Hat einen so großen Leib wie ein Schaf, kleinen Kopf, einen anderthalb
|L11 {&v Fuß } langen
Schnabel und am Kopfe einen Sack, in den ein Eimer
|L12 Wasser geht, worin er Meilen weit Wasser holt und seine Jungen mit
|L13 Fischen füttert. Daß derselbe
seine Jungen mit seinem Blute füttern soll,
|L14 gehört mit der Fabel vom {&v Phönix } in eine Classe.
|L15 ≥ /g./ Einige Merkwürdigkeiten des Vogelgeschlechts. ≤
|L16 Die Vögel der heißen Zone sind schöner und buntfarbiger, aber von
|L17
schlechterm Gesange. Einige hängen ihre Nester an die dünnsten Zweige
|L18 der Bäume auf, die über das Wasser hängen, dadurch sie vor den
Nachstellungen
|L19 der Affen sicher sind. Der Guckguck legt seine Eier in das Nest
|L20 der Grasmücke und bekümmert sich nicht um seine Jungen. Einige haben
|L21 Flügel und können nicht fliegen, z. B. der Strauß, Casuar und Pinguin.
|L22 Man braucht einige zum Fischen, wie die Kropfgans; andere zum Jagen
|L23 des vierfüßigen Wildprets, als vornehmlich die Falken aus Cirkassien.
|L24 Man lehrt dieses, indem man ein Stück Fleisch auf eines ausgestopften
|L25 Wildes Kopf steckt und es auf Rädern fortzieht. Hernach gewöhnen sie
|L26 sich dem laufenden Wilde die Klauen in die Haut zu schlagen, mit dem
|L27
Schnabel zu reißen und in Verwirrung zu bringen. Andere werden zum
|L28 Vogelfange abgerichtet, als die isländischen Falken und andere mehr.
|L29 Von der
Abrichtung der Falken. Von der Reiherbeize. Diese Falken werden
|L30 einem schildwachestehenden Soldat einige Tage und Nächte durch auf
|L31
den Händen zu tragen gegeben, daß sie nicht schlafen können, wodurch sie
|L32 ganz ihre Natur verändern. Man fängt in China, an der
guineischen
|L33 Küste und bei Porto Bello wilde Gänse und Enten durch Schwimmer,
|L34 welche ihren Kopf in einen hohlen Kürbiß stecken.
|P_355_
|L01 Vögel verpflanzen viele Früchte, indem sie den unverdaulichen Samen,
|L02 den sie gefressen haben, wieder von sich geben, daher der Mistelsame
|L03 auch auf die Eiche kommt und daselbst aufwächst, ingleichen auf Linden
|L04 und Haseln. Einige Inseln im Weltmeer dienen den Vögeln, vornehmlich
|L05
denen, die von Fischen leben, zur Behausung, so daß einige wohl etliche
|L06 Zoll hoch mit Vogelmist bedeckt sind; dergleichen sind an den Küsten von
|L07 Chili,
von Afrika, unter den {&v Orkaden } und anderwärts. Einige bedeuten,
|L08 wenn sie weit vom Lande fliegend angetroffen werden, Sturm; als die
Steinbrecher,
|L09 eine Gattung Meeradler, welche auch sonst gewohnt sind Schildkröten
|L10 auf Felsen von einer Höhe fallen zu lassen, wodurch Äschylus
getödtet
|L11 worden. Man findet keine Störche in Italien, ingleichen nicht in England
|L12 und der östlichen Tatarei. Taubenpost ist noch jetzt in Modena
und Aleppo.
|L13 Wurde ehedeß bei den Belagerungen von Haarlem, {&v Zierikzee, Gertruidenberg }
|L14 usw. gebraucht, ingleichen des Jonas
Dousa Taube in Leiden. [† Hol-R]
|L15 ≥ Vom Überwintern der Vögel. ≤
|L16 Man bildet sich gemeiniglich ein, daß diejenigen Vögel auf den Winter
|L17 in wärmere
Länder und weit entfernte Klimate ziehen, welche ihr Futter
|L18 in unserm nördlichen Klima nicht haben können. Allein die Lerche, der
|L19 Kiebitz und a. m.
erscheinen geschwind, wenn einige warme Tage im
|L20 Frühlinge kommen, und verschwinden wieder bei anbrechender Kälte. Dieses
|L21 beweist, daß sie auch im
Winter hier bleiben. Die Wachteln sollen
|L22 auch einen Zug über das Mittelländische Meer thun, wie denn auf der Insel
|L23 Capri bei Neapel der Bischof daselbst
seine meisten Einkünfte vom Zuge
|L24 der Wachteln hat, und bisweilen in der Mittelländischen See Wachteln auf
|L25 die Schiffe niederfallen. Allein diese
Vögel sind zwar Strichvögel, die
|L26 ihre Örter verändern, aber nicht Zugvögel, die in entfernte Länder, sogar
|L27 über das Meer
setzen. Ihr Flug ist niedrig und nicht langwierig. Es
|L28 werden aber öfters Vögel durch den Wind und Nebel in die See verschlagen,
|L29 verirren sich und kommen
entweder um oder retten sich auf Schiffen.
|L30 Man hat einhundert englische Meilen von Modena einen Sperber auf
|L31 einem Schiffe gefangen, welcher erbärmlich
schwach aussah. Der Vicekönig
|L32 von Teneriffa hatte dem Duc de Lerma einen Falken geschenkt,
|L33 welcher aus Andalusien nach Teneriffa zurückkehrte und mit
des {&v Herzogs }
|L34 Ringe halb todt niederfiel. Allein was wollen andere schwache Vögel gegen
|L35 einen so starken Raubvogel sagen! Warum
fliegen die Störche {&v nicht }
|L36 aus Frankreich nach England über? Die mehrsten Vögel verbergen sich
|P_356_
|L01 des Winters in die Erde und leben wie die Dachse oder Ameisen ohne
|L02 Futter.
|L03 Die Schwalben verstecken sich in das Wasser. Die Störche,
|L04 Gänse, Enten usw. werden in den abgelegenen Brüchen von Polen
|L05 und andern Ländern in Morästen, da es nicht friert, bisweilen gefunden.
|L06
Man hat auch in Preußen des Winters einen Storch aus der Ostsee gezogen,
|L07 der in der Stube wieder lebendig ward. {&g }
|L08 ≥ {&v - Dritter Abschnitt. + }
|L09 Das Pflanzenreich. +
|L10 +Z 1. + - Von den merkwürdigen Bäumen. ≤
|L11 Die
Bäume sind in der heißen Zone von schwererem Holze, höher
|L12 und von kräftigerm Safte. Die nördlichen sind lockerer, niedriger und
|L13
ohnmächtiger. Das Vieh aber sowohl als die Menschen sind in jenen Gegenden
|L14 viel leichter nach Proportion des äußern Ansehens als in dieser.
|L15 ≥ /a./ Bäume, die den Menschen Brod liefern. ≤
|L16 In vielen Theilen von Indien, ingleichen auf den {&v Ladronischen Inseln }
|L17 wächst ein Baum, der große Ballen einer mehlichten Frucht trägt, welche
|L18 als Brod gebraucht werden kann und die Brodfrucht heißt. Der {&v Sagobaum, }
|L19 der auf den Molukkischen Inseln wächst, sieht aus wie ein Palmbaum.
|L20 Er hat ein nahrhaftes Mark. Dieses wird mit Wasser
gestoßen, {&g }
|L21 ausgepreßt und filtrirt. Das {&v Schleimichte } desselben sinkt zu Grunde, und
|L22 man
macht daraus ziemlich schlechtes Brod, aber bessere Grütze. Diese,
|L23 mit Mandelmilch gegessen, ist gut gegen die rothe Ruhr. {&e - Salep. }
|L24 ≥ /b./ Sehr nützliche Bäume von der Palmart. ≤
|L25 Die Palmbäume sind von unterschiedlicher Art. Sie haben alle dieses
|L26 gemein, daß
sie keine eigentlichen Äste haben, sondern sehr große Blätter,
|L27 die auf dem Stamme wachsen, der mit einer schuppichten {&v Rinde }
überzogen
|L28 ist. Aus einer Gattung derselben wird der Saft gleich dem Birkenwasser
|L29 ausgezogen, der, wenn er gegohren hat, den Palmenwein giebt. Er ist
|P_357_
|L01 zu unterscheiden von dem Palmensekt auf der {&v Insel Palma }. Der Kokosbaum
|L02 gehört unter die Palmenarten. Seine
Blätter dienen wie die von
|L03 den andern Palmen zur Bedeckung der Häuser. Die Rinde der Nuß
|L04 dient zu Stricken, die Nuß selbst zu
Gefäßen, und die darin enthaltene
|L05 Milch ist ein angenehmes Getränke. Die Maldivische Nuß ist unten getheilt
|L06 und köstlicher als die
übrigen. {&e - Palmweine. - Ahorn. - Zuckerahorn. }
|L08 ≥ /c./ Der Talgbaum in China. ≤
|L09 Er trägt eine Hülsenfrucht mit drei nußartigen Kernen, wie Erbsen
|L10 groß, mit einer Talgrinde
umgeben, und die selbst vieles Öl haben. Man
|L11 zerstößt die Nüßchen, kocht sie und schöpft den Talg ab, wozu man Leinöl
|L12 und
Wachs thut und schöne Lichte daraus zieht.
|L13 ≥ /d./ Der Wachsbaum ebendaselbst. ≤
|L14 An die Blätter dieses Baumes hängen sich Würmchen, nicht größer
|L15 als die Flöhe.
Sie machen Zellen, aber viel kleiner als die Bienenzellen.
|L16 Das Wachs ist härter, glänzender und theurer als Bienenwachs. Man
|L17 sammelt die Eier jener Würmchen und setzt sie auf andere Bäume.
|L18 ≥ /e./ Der Seifenbaum. ≤
|L19 {&v In Mexiko trifft man einen Baum an, der Nußfrüchte trägt, } deren
|L20 Schale einen Saft hat, welcher gut schäumt und schön zum Waschen ist.
|L21 ≥ /f./ Ein Baum, der Wasser zu trinken giebt. ≤
|L22 Dieser ist der wunderbare Baum {&g }, der immer wie mit einer Wolke
|L23 bedeckt sein und von seinen Blättern Wasser tröpfeln soll, das in Cisternen
|L24 gesammelt {&v wird und bei einem in jenen Gegenden gewöhnlich eintretenden
|L25 Wassermangel} Menschen und Vieh ein Genüge thun soll. Der Stamm
|L26 dieses Baumes soll zwei Faden dick und vierzig Fuß hoch sein, um die
|L27 Äste aber soll er an hundert und zwanzig Fuß im Umkreise haben.
|L28 Allein in der {&v Allgemeinen Reisebeschreibung } wird von einem
|L29 Augenzeugen angeführt, er gebe nur zur Nachtzeit Wasser und zwar in
|L30 jeder Nacht zwanzig tausend Tonnen.
|L31 Die meisten Reisenden und unter ihnen Le Maire versichern, es
|L32 wären viele solcher Bäume in einem Thale bei einander. Dieses Thal
|L33 wäre von großen Wäldern umgeben, und die umliegenden Berge würfen
|L34 ihre Schatten hinein, dadurch die Dünste auf diese Art verdickt würden
|P_358_
|L01 und eine träufelnde Wolke bildeten; auch auf der St. Thomas-Insel giebt
|L02 es dergleichen Bäume, die aber nur am Mittage Wasser geben.
|L03 ≥ /g./ Der Baumwollenbaum. ≤
|L04 Diese Bäume tragen eine apfelähnliche Frucht, die inwendig in Zellen
|L05 eingetheilt ist, worin die Wolle steckt. Die {&v Ceibawolle } ist eine fast seidenartig
|L06 feine Wolle eines andern Baumes, die allein fast nicht kann verarbeitet
|L07 werden.
|L08 ≥ /h./ Der Firnißbaum. ≤
|L09 Dieser Baum wird in China und auf den Molukken angetroffen. Er
|L10 giebt den Lack in eben der Art, wie die Birken das
Birkenwasser geben.
|L11 Man steckt eine Muschelschnecke in seine geritzte Rinde, und in dieser sammelt
|L12 er sich. Der Firniß wird auf dem Holze fester, als das Holz es selbst
|L13 ist. Dann wird noch ein besonderer Ölfirniß darüber gezogen.
|L14 ≥ /i./ Eisenholz. ≤
|L15 Es giebt auch ein Holz, welches so hart ist, daß man Anker und
|L16 Schwerter daraus macht.
|L17 ≥ /k./ Wohlriechende Hölzer. ≤
|L18 Von den Sandelbäumen kommt das gelbe Sandelholz her, dasjenige,
|L19 welches in Indien am meisten zum Rauchwerke gesucht wird. Es
|L20 wird auch zu Brei gestoßen und von den {&v Indiern } der Leib damit zur
|L21 Kühlung eingerieben.
|L22 ≥ /l./ Farbehölzer. ≤
|L23 Hierher gehört vornehmlich das {&v Pernambuc- } oder Brasilienholz.
|L24 Der Kern dieses Holzes dient zum Rothfärben.
|L25 Campecheholz, dessen inwendiger Kern eine blaue Farbe giebt. {&e -
|L26 Färbekräuter. - Alhenna. - Alkanna, zur Schminke für Ägypter und
|L27 Mauren. - Sappanholz. - Lakmus. }
|L28 ≥ /m./ Balsambäume. ≤
|L29 Der Balsam von Mekka ist der köstlichste, aber jetzt nicht mehr zu
|L30 haben. Er wird in Arabien aus dem Balsambaume gezapft. Wenn er
|L31 frisch ist, verursacht sein Geruch Nasenbluten. Es wird nur damit dem
|L32 Groß-Sultan alle Jahr ein Präsent gemacht. Der Balsam von Tolu wird
|L33 aus Mexiko herübergebracht und kommt jenem am nächsten. Er ist weiß
|P_359_
|L01 oder goldgelb von Farbe. {&v Peruvianum } ist schwärzlich. {&v Copaiva } ist flüssig
|L02 und weiß.
|L03 ≥ /n./ Gummibäume. ≤
|L04 Aus dem Draco oder Drachenbaume und dessen Einritzung quillt
|L05 das sogenannte Drachenblut, welches roth ist. Es wird in vielen Gegenden
|L06 von Indien gewonnen. Gummi-Tragant ist hingegen ein weißes
|L07 wie Würmchen gewundenes Gummi.
|L08 Gummi gutta quillt aus einem Baume, der einem Pommeranzenbaume
|L09 ähnlich ist.
|L10 Gummi arabicum fließt aus einer ägyptischen oder arabischen
|L11 {&v Anaxie } oder Schlehdorn.
|L12 Das Gummi von Sanga (Senegal) kommt sehr mit ihm überein:
|L13 hat eine kühlende Kraft und wird von den Menschen wie Zuckerkand gesogen.
|L14 Auch wird es bei Seidenzeugen gebraucht, um sie glänzend zu
|L15 machen.
|L16 Gummi Copal schwitzt aus den geritzten Copalbäumen in Mexiko.
|L17 ≥ /o./ Harzbäume. ≤
|L18 Der Kampherbaum auf Borneo giebt durch Ausschwitzen den
|L19 Kampher, der auf untergelegte Tücher geschüttet wird. In Japan wird er
|L20 aus dem Sägestaube des Kampherbaumes destillirt, ist aber schlechter. Er
|L21 kann auch aus den Wurzeln des Kaneelbaumes destillirt werden. {&v Benzoe
|L22 oder +L asa dulcis + } fließt aus einem geritzten Baume in Ceylon und Siam
|L23 und ist sehr wohlriechend.
|L24 Manna dringt in Calabrien aus den Blättern und dem geritzten
|L25 Stamme einer Art von Eschenbaum hervor.
|L26 Der beste Terpentin kommt aus Fichten und Lärchenbäumen in
|L27 {&v Chios. Mastix } ist hell und citronengelb. Der gemeine wird aus Fichten-
|L28 und Tannenholz gewonnen. {&e - +L Gummi elasticum. + }
|L29 ≥ /p./ Medicinalische Bäume. ≤
|L30 Die Cascarilla de Loja oder {&g } Fieberrinde ist die Rinde eines Baumes {&g }
|L31 ohnferne des Amazonenstromes und anderwärts in Südamerika. Es
|L32 ist ein specifisches Mittel wider das Fieber; muß aber von der Chinawurzel
|L33 oder -Rinde unterschieden werden. Das Sassafras ist die Wurzel
|L34 eines Baumes in Florida. Das Guajak {&e (Gummi oder +L Resina Guajaci +) }
|L35 wird in venerischen, {&e vorzüglich gichtischen } Krankheiten gebraucht. Man
|P_360_
|L01 kann den Balsam- und die Gummibäume zum Theil auch zu den medicinischen
|L02 Gewächsen rechnen. {&e Quassia. - Colombo.
}
|L03 ≥ /q./ Einige Bäume von angenehmen Früchten. ≤
|L04 {&v Bananas, ein Krautgewächse, } trägt Früchte wie Gurken, die aus
|L05 dem Stamme wachsen, und zwar in einem Klumpen wohl vierzig bis
|L06 funfzig. Der {&v Kolabaum } in Afrika und Ostindien trägt eine kastanienartige
|L07 bittere Frucht, welche sehr hoch geschätzt wird. Sie ist etwas bitter,
|L08 macht aber, wenn sie gekörnt wird, alles Getränke sehr angenehm. Für
|L09 funfzig solcher Nüsse kann man in {&v Sierra Leona } ein schönes Mädchen kaufen
|L10 und zehn derselben sind schon ein Präsent für große Herren. Der
|L11 Kakaobaum ist achtzehn bis zwanzig Fuß hoch und wächst in vier bis
|L12 fünf Stämmen. Die Frucht gleicht einer Melone, die an dem Stamme
|L13 und den Ästen hängt. In ihren Fächern sind viele den Mandeln ähnliche
|L14 Nüsse. Der Kakao ist {&v constringirend } und kalter Natur. Die Indianer auf
|L15 Hispaniola gebrauchen ihn zerstoßen im Wasser zu Getränken. Pistacien,
|L16 Pitzernüsse, sind Nußfrüchte, die in Zucker gelegt, die junge Frucht aber
|L17 in Essig gethan und in Persien als Beisätze zu Speisen gebrauchtwerden.
|L18 Datteln sind den Mandeln ähnliche Früchte einer Art von Palmbäumen,
|L19 die in großen Büschen als Trauben am Stamme wachsen.
|L20 Das von bloßem Kakao zubereitete Wasser ist ziemlich unangenehm
|L21 und erkaltend, daher auch ein gewisser Spanier, der dies zum ersten Male
|L22 trank, sagte: es wäre besser für Ochsen als für Menschen. Man thut aber
|L23 in Spanien Zucker, Pfeffer, Vanille {&g } und Ambra hinzu, wodurch man diesen
|L24 Trank hitziger und wohlschmeckender macht.
|L25 Der Kaffeebaum in Arabien, der levantische, ferner in Amerika
|L26 der surinamische, martiniquische etc. und in Ostindien der javanische. Es
|L27 ist ein Baum, der einem Kirschbaume sowohl in Rücksicht der Blätter, als
|L28 auch in dem Ansehen der Früchte ähnlich ist. Die getrockneten Früchte
|L29 werden gerollt, da sich dann der einer Bohne ähnliche Kern in zwei Hälften
|L30 theilt. Der levantische Kaffee ist selbst in Arabien theurer als der
|L31 martiniquische, und die Juden führen vieles von dem letztern nach der
|L32 Türkei. {&e - Lotus. - Pisang. - Areka. - Mandelbaum. }
|L33 ≥ /r./ Gewürzbäume. ≤
|L34 Der Nägeleinbaum ist einem Birnbaume ähnlich, das Nägelein
|L35 ist seine Frucht.
|P_361_
|L01 Der Muskatenbaum ist einem Apfelbaume ähnlich. Diejenigen
|L02 Nüsse, die von einem Vogel, den man Nußesser nennt, heruntergeschluckt
|L03 werden und wieder von ihm gegangen, werden höher geschätzt. Beide
|L04 Bäume sind nur auf den Inseln Amboina und Banda anzutreffen. Auf
|L05 den übrigen Molukken werden sie ausgerottet.
|L06 Kaneel- oder Zimmetbäume auf der Insel Ceylon. Die Rinde
|L07 von den jungen Bäumen wird abgeschält und giebt den Kaneel. Die
|L08 Frucht hat nicht so viel wohlriechendes Öl, aber viele Fettigkeit. Wenige
|L09 Tropfen, deren einer {&v zwei } Groschen kostet, auf die Zunge geträufelt, sollen
|L10 den Krebs zuwege bringen.
|L11 ≥ /s./ Andere Merkwürdigkeiten der Bäume. ≤
|L12 In der östlichen Tatarei, nämlich der {&g } kalmuckischen, sind fast gar
|L13 keine Bäume anzutreffen, sondern bloß elende Sträucher, daher auch diese
|L14 Tatarei mehrentheils in Zelten bewohnt wird. Der Manglebaum, von den
|L15 Holländern Mangellaer genannt, wächst aus der Wurzel in die Höhe,
|L16 alsdann biegt er sich krumm, wächst wieder in die Erde, faßt daselbst Wurzel
|L17 und wächst wieder in die Höhe usw.
|L18 Der {&v Banianenbaum } läßt von seinen Ästen gleichsam Stricke oder
|L19 zähe Zweige herabsinken, die wieder in der Erde Wurzel fassen und dadurch
|L20 eine ganze Gegend so bewachsen machen, daß man nicht durchkommen
|L21 kann. Wenn er an dem Wasser wächst, breitet er sich bis in das Wasser,
|L22 da sich dann die Äste an ihn hängen. Es giebt eine Art Holz oder Buschwerk,
|L23 die an einigen Örtern Italiens wächst und nach {&v Keyßlers } und
|L24 {&v Venturis } Bericht weder zum Brennen, noch zum Schmelzen, selbst im
|L25 Focus des Brennspiegels kann gebracht werden. Es hat das Ansehen eines
|L26 Eichenholzes, ist doch etwas weicher, sieht röthlich aus, läßt sich leicht
|L27 schneiden und brechen und sinkt im Wasser unter. {&v Im Ganzen } hat man
|L28 weder Sand noch etwas Mineralisches an ihm entdeckt. {&v Einige nennen
|L29 ihn Larix. } Man hat ihn auch bei Sevilla in {&v Andalusien } gefunden. {&v -
|L30 Asbest. }
|L31 Ein Baum auf Hispaniola ist so giftig, daß in seinem Schatten zu
|L32 schlafen tödtlich ist. Die Äpfel, die er trägt, sind ein starkes Gift, und die
|L33 Caraiben benetzen ihre Pfeile damit.
|L34 Die {&v Calabassenbäume } in Afrika und Indien tragen eine Frucht, {&g }
|L35 die, von einander geschnitten, gute {&v Kochtöpfe } und nach Wegnehmung des
|L36 Halses gute Geschirre abgiebt.
|P_362_
|L01 Die {&v Arekanuß } wächst traubenförmig wie die Pistazien und Datteln
|L02 und wird zu der Betel, welche die Indier beständig kauen, gebraucht.
|L03 Krähenaugen oder +L Nuces vomicae + sind Kerne, die auf der Insel Ceylon
|L04 in einer pommeranzenähnlichen Frucht liegen. Sie tödten alles, was
|L05 blind geboren ist. Aus dem Beerlein der Eichelmistel wird der Vogelleim
|L06 gemacht. {&e - Giftbaum +L Boa Upas + auf Java und Borneo. Er steht ganz
|L07 einsam in verlassenen Gegenden. Man darf sich ihm nur auf einen Steinwurf
|L08 nähern. Sein pechartiger Saft ist dennoch ein Mittel gegen den
|L09 Biß giftiger Thiere. } [† Hol-R]
|L10 +Z 2. + - Von andern Gewächsen und Pflanzen. +
|L11 ≥ /a./ Der Thee. ≤
|L12 Die Blätter des Theestrauches in China, die im Anfange des Frühlinges
|L13 abgebrochen werden, geben den {&v Kaiserthee }; die zweite und dritte
|L14 Sorte sind nach einander schlechter. Man läßt die erste Sorte an der
|L15 Sonne trocknen und rollt sie mit Händen. Die zweite wird auf Platten
|L16 über kochendem Wasser erwärmt, bis sie sich zusammenziehen. Die dritte
|L17 über Kohlenfeuer. Der beste Thee kommt in den nördlichen Provinzen
|L18 zum Vorschein, daher ihn die Russen am besten bringen. Die Japaneser
|L19 pulvern ihren Thee, ehe sie ihn trinken. {&e - Ziegelthee. }
|L20 ≥ /b./ Kriechende Gewürz-Pflanze. ≤
|L21 Der Pfeffer steigt als eine kriechende Pflanze an Stangen oder Bäumen
|L22 bis {&v achtzehn Fuß } in die Höhe. Er wächst wie Johannisbeeren. Ist
|L23 in der Insel Sumatra und andern ostindischen Gegenden vornehmlich anzutreffen.
|L24 Der lange Pfeffer wächst auf einem Strauche und ist theurer.
|L25 Der weiße ist nicht natürlich, sondern im Meeres-Wasser gebeizt und an
|L26 der Sonne getrocknet. {&e - Guineischer und ceylonischer Pfeffer. }
|L27 {&v Cubeben } gleichfalls auf Java und den Molukken. Diese Frucht
|L28 wächst in Trauben.
|L29 Cardamome ist die Frucht einer rohrähnlichen Staude. {&g }
|L30 ≥ /c./ Betel. ≤
|L31 Ist das Blatt von einem kriechenden Gewächse, welches nebst der {&g }
|L32 Arekanuß und ungelöschtem Kalk von allen {&v Indiern } beständig gekaut
|L33 wird. Es hat dieses Leckerbißchen einen zusammenziehenden Geschmack,
|P_363_
|L01 färbt den Speichel roth und die Zähne schwarz oder schwarzbraun. In
|L02 Peru braucht man dieses Blatt, um es mit einem bißchen Erde zu kauen.
|L03 ≥ /d./ Vanille ≤
|L04 ist eine Kriechpflanze wie die vorigen. Die Wilden in Mexiko halten
|L05 den Bau derselben geheim. Er wächst auf unersteiglichen Bergen. Er
|L06 braucht nicht in die Erde gepflanzt, sondern nur an einen Baum gebunden
|L07 zu werden, aus dem er Saft zieht und dann auch Wurzel in die Erde
|L08 treibt. Die Vanille ist voll eines balsamischen und dicken Saftes, worin
|L09 kleine Körnchen stecken. Sie ist ein vortreffliches {&v Ingredienz } der Chocolade.
|L10 ≥ /e./ Rohr. ≤
|L11 Das Bambusrohr ist vornehmlich merkwürdig, welches eines der
|L12 nützlichsten Gewächse in Indien ist. Es wächst so hoch wie die höchsten
|L13 Bäume, hat, wenn es jung ist, einen eßbaren Kern. Wird ungespalten
|L14 zu Pfosten, gespalten aber zu Brettern und Dielen usw. gebraucht und
|L15 die Haut, die es inwendig umkleidet, zu Papier benutzt. In Peru giebt
|L16 es eine Art von Bambus, die anderthalb Fuß im {&v Durchmesser } und anderthalb
|L17 Zoll in der Dicke der Rinde hat. Sie ist zur Zeit des Vollmondes
|L18 voll Wasser, im Neumonde aber ist wenig oder nichts darinnen.
|L19 Zuckerrohr ist nunmehr in beiden Indien und Afrika anzutreffen.
|L20 Aus dem Schaume des kochenden Zuckers wird {&v Moscovade } gemacht. Diese
|L21 wird mit Ochsenblut oder Eierweiß gereinigt. {&e - Melasse. - Taffia. -
|L22 Rum. - Moscovade ist eigentlich roher Zucker. }
|L23 ≥ /f./ Ananas. ≤
|L24 Diese schöne amerikanische Frucht wächst ohngefähr auf einem eben
|L25 solchen Stamme wie die Artischocken. Sie hat die Figur eines Tannenzapfens
|L26 und die Größe einer Melone. Der Geruch derselben ist vortrefflich,
|L27 und der Geschmack scheint allerlei Gewürze zu verrathen.
|L28 ≥ /g./ Wurzeln. ≤
|L29 Rhabarber kommt aus China und der dazu gehörigen Tatarei.
|L30 Chinawurzel ist ein {&v adstringirendes } und blutreinigendes Mittel. Man
|L31 bringt sie auch eingemacht nach Europa. Die Wurzel Ginseng ist das
|L32 am höchsten geschätzte Medicament, bei dessen Ausseigung sehr viele hundert
|L33 Tataren in der chinesischen Tatarei sich viele Mühe geben. Es soll
|P_364_
|L01 graue Haare in schwarze verwandeln. Man schneidet kleine Stücke und
|L02 gießt kochendes Wasser darauf. Es begeistert den Menschen mit neuem
|L03 Leben, und in gar zu starken Dosen genommen, bringt es hitzige Krankheiten
|L04 oder wohl Raserei zuwege. Eine gewisse Art Ziegen soll das Kraut
|L05 derselben lieben, und ihr Blut wird daher für sehr gesund gehalten. Ingwer
|L06 ist an den malabarischen Küsten am besten.
|L07 +Z 3. + - Andere Merkwürdigkeiten der
Pflanzen. +
|L08 Die Pflanze {&g } Hingisch in Persien giebt den +L asam foetidam + oder
|L09 den Teufelsdreck. Man schneidet ein Scheibchen von
der Wurzel ab und
|L10 nimmt den ausgeschwitzten Saft weg und so alle Tage ferner ein Scheibchen.
|L11 Man braucht ihn in vielen Theilen Indiens in den Speisen. Das
|L12 Brod muß sogar darnach schmecken und alle Straßen darnach riechen; es
|L13 ist dies ihr angenehmster Geruch.
|L14 Das Opium wird von einer gewissen Art
Mohn gewonnen, deren
|L15 Köpfe ins Kreuz eingeritzt werden, aus denen dann dieser dicke Saft herausquillt.
|L16 Die Arbeiter werden bei dieser Arbeit schwindlicht.
Wirkung
|L17 des Opiums. Ein Klystier, darein sechs Unzen rohes Opium gethan werden,
|L18 vertreibt die rothe Ruhr. Bang ist eine Art des Hanfs, dessen Blätter
|L19 ausgepreßt und dessen Saft von den Indiern statt des Opiums gebraucht
|L20 wird.
|L21 Die kleine {&v Bohne } von Cartagena in
Amerika. Von dieser wird
|L22 etwas weniges des Morgens gegessen und eine lange Zeit darnach nichts
|L23 genossen. Alsdann schadet dem Menschen den ganzen Tag über
kein Gift.
|L24 Empfindliche Pflanze (+L Planta sensitiva +), läßt, wenn sie berührt
|L25 wird, ihre Zweige und Laub fallen, als wenn sie Empfindungen
hätte.
|L26 Die {&v Bejuken } sind hölzerne Stricke, welche auf einer Art Weiden in
|L27 Amerika wachsen, und welche die Indianer so wie
wir unsere Hanfstricke
|L28 brauchen. [† Hol-R]
|L29 ≥ Die Weine. ≤
|L30 Die Weine verändern sich sehr stark, wenn sie in andere Länder verpflanzt
|L31 werden. Der Canarien-Sekt hat seinen Ursprung aus Rheinwein,
|L32 ingleichen +F Vin de Cap +. Madeirawein ist von Candia nach Madeira
|L33 verpflanzt worden. In dem {&v heißen Erdgürtel } giebt es keine Weine. Man
|L34 macht daselbst starke Getränke aus Reis und die Amerikaner aus Mais.
|P_365_
|L01 Der Reis bedarf großer Nässe, wenn er gerathen soll, und eine lange
|L02 Überschwemmung der Felder. Mais aber oder türkischer Weizen wächst
|L03 gleich einem Rohre wohl zehn Fuß hoch.
|L04 {&e - Anhang einiger noch hierher gehöriger Bemerkungen. + }
|L05 Aus den Farbeblättern ist der {&v Anil } merkwürdig, aus dessen geritzten
|L06 Blättern wird der Indigo gepreßt. Wächst auf der malabarischen Küste.
|L07 Die +L Pietra fungifera + ist eine Masse wie ein Stein in Neapel, eigentlich
|L08 aber eine aus verwickelten gefärbten Wurzeln und Erde bestehende
|L09 Masse, in der {&v Pilzsamen } befindlich ist. Dieser ist ungemein subtil und
|L10 doch sehr häufig darinnen. Man kann hieraus {&v Pilze } haben, wenn man
|L11 will. Man darf nur warmes Wasser darauf gießen, dann werden die Morcheln
|L12 in sechs Tagen reif. Diese Morcheln werden auch ziemlich groß.
|L13 Zuletzt gedenke ich noch der Fabel von der Palingenesie der Pflanzen,
|L14 deren Kircher Erwähnung gethan hat. Zu den Zeiten, da die Chemie
|L15 anfing zu blühen und man allerlei +L curiosa chemica experimenta +
|L16 machte, kam diese Meinung auf. Den Anlaß zu diesem Gedichte hat die
|L17 Vegetation, nachahmende Concretion und Krystallisation der Salze gegeben.
|L18 Das im Champagner- und Bourgognerwein aufgelöste +L Sal ammoniacum +
|L19 stellt Weintrauben vor; es thut dieses aber auch im Wasser.
|L20 Der +L Arbor Dianae + wird gemacht, wenn Mercurius im Scheidewasser
|L21 und Silber auch besonders im Scheidewasser aufgelöst wird, darauf diese
|L22 +L Solutiones + vermengt und bis auf ein Drittheil im gelinden Feuer eingetrocknet
|L23 werden; da sie dann einen Baum mit Stamm, Ästen und Zweigen
|L24 vorstellen.
|L25 Der {&v Barametz } oder scythische Baum ist ein schwammichtes Gewächs
|L26 um {&v Astrachan }, wovon {&v Keyßler }, der es in Dresden gesehen hat,
|L27 sagt: es nehme alle Figuren an. Weil es nun in die Form eines {&v Lammes }
|L28 gedrückt worden, haben Ungelehrte geglaubt, es wachse wie ein {&v Lamm. }
|L29 Es ist also falsch, daß er das Gras um sich her abfresse und daß die Wölfe,
|L30 ihm nachstellen.
|L01 ≥ {&e - Vierter Abschnitt. + }
|L02 Das Mineralreich. +
|L03 +Z 1. {&g } + - Die Metalle. +
|L04 1. Gold ≤
|L05 wird in Peru und andern Theilen von Amerika häufig entweder gegraben
|L06 oder aus der Erde, welche von Gießbächen, die aus den Gebirgen herabstürzen,
|L07 {&v abgespült worden }, gewaschen. Man findet es in allen Theilen der
|L08 Welt. Viele Flüsse, vornehmlich die in Guinea, geben nach starken Regengüssen
|L09 Goldstaub. Denn der Regen wäscht den Goldstaub durch sein
|L10 Durchseigern aus den Gebirgen aus und führt ihn nebst dem übrigen
|L11 Schlamme in die Flüsse. Das Gold aus Madagaskar ist wegen seiner
|L12 Zähigkeit und Leichtflüssigkeit berühmt. Wenn man es mit Quecksilber
|L13 aus dem Sande, damit es vermischt worden, gewaschen hat, so sondert
|L14 man es ab, indem man das {&v Amalgama } durch Ochsenleder drückt. Die
|L15 Platina del Pinto in Brasilien ist ein weißes, aber sehr schwerflüssiges
|L16 Gold {&g }. Die goldenen Kernlein in den Weintrauben, die man vorgiebt in
|L17 Ungarn gefunden zu haben, sind Kerne, mit einem goldgelben Safte umzogen;
|L18 ingleichen das {&v in Wien } gezeigte, an einem Weinreben gewachsene
|L19 Gold. Ungarn ist an Gold- und Silberbergwerken reich. Bei Kremnitz {&g }
|L20 wird das beste Gold gewonnen.
|L21 ≥ 2. Silber ≤
|L22 ist an vielen Orten der Welt. In den Bergwerken Potosi und am La
|L23 Plata in Südamerika am häufigsten anzutreffen. Man findet daselbst
|L24 Klumpen Silbererz ohne Saalbänder, als wenn sie ausgeschmolzen wären.
|L25 Man findet hier auch Gebeine von Indianern, die vor vielen Jahren verstorben
|L26 und darauf mit Silber durchwachsen sind. In Asien ist fast kein
|L27 Silber, daher ein großer Gewinnst in China bei Umsetzung des Silbers
|L28 gegen Gold; denn da sich hier verhält Gold : {&v Silber - 14 : 1 }, so verhält
|L29 es sich dorten - 11 : 1. [† Hol-R]
|L30 ≥ 3. Kupfer, ≤
|L31 entweder aus Erz oder aus Cementwasser. Das falunische Kupferbergwerk
|L32 ist eins der berühmtesten. In Japan ist ungemein viel Kupfer.
|P_367_
|L01 Die Cementwasser sind Kupfer in vitriolischem Wasser aufgelöst, woraus
|L02 das Kupfer durch die Präcipitation gezogen wird, wie bei Neusohl in
|L03 Ungarn. Messing wird aus Kupfer mit Galmei vermischt gemacht. Galmei
|L04 wird in Polen sehr häufig gefunden, ist ein Halbmetall.
|L05 ≥ 4. {&e Zinn. } ≤
|L06 In England und Malakka sind die besten Sorten. {&v Tutenag } in
|L07 China und den anliegenden Gegenden ist eine Art weißen Zinnes oder
|L08 weißen Kupfers, welches aber mit Galmei versetzt wird, wodurch es ziehbarer
|L09 wird. Man macht davon die Tutenagdosen. {&e - Pinchbak. -
|L10 Prinzmetall. - Mannheimer Gold. }
|L11 ≥ 5. Eisen ≤
|L12 ist allenthalben. Nur ist ein Eisenstein reichhaltiger als der andere. Eisenerz
|L13 wird nicht eher vom Magnet angezogen, bis es durch die Hitze des
|L14 Ofens gegangen. Man findet Eisen in allen Pflanzen, im Holze, ja sogar
|L15 im menschlichen Blute, im Fleisch und in den Knochen findet man Eisentheilchen.
|L16 Die Peruaner wußten vor Ankunft der Spanier nichts von Eisen
|L17 und machten ihre Beile, Meißel usw. aus Kupfer. In Afrika, am Senegal
|L18 und in Guinea ist der stärkste Handel der Europäer mit Eisenstangen,
|L19 und der Werth eines Negers wird nach Eisenstangen gerechnet.
|L20 ≥ Halbmetalle. +
|L21 1. Quecksilber. ≤
|L22 In den Bergwerken von {&v Idria in Friaul } ist es am häufigsten und
|L23 wird zuweilen ganz rein geschöpft. Am meisten steckt es im Zinnober.
|L24 Die Bergleute in {&v Idria } {&e und Almaden in Spanien } bekommen ein starkes
|L25 Zittern und großen Durst. Wenn sie ins Bad gebracht werden, so schlagen
|L26 aus ihrem Leibe Kügelchen Quecksilber aus. Die Ratten und Mäuse bekommen
|L27 hier Convulsionen und sterben. Einige Arbeiter sind davon so
|L28 durchdrungen, daß eine kupferne Münze in ihrem Munde weiß wird, oder
|L29 wenn sie sie mit den Fingern reiben. Wird in Weizenklei vor dem Verdunsten
|L30 bewahrt.
|L31 ≥ 2. Antimonium ≤
|L32 oder Spießglanz ist schwärzlich und wie Blei anzusehen. Ist spröde;
|L33 Flintenkugeln davon sind giftig.
|P_368_
|L01 ≥ 3. Wismuth ≤
|L02 ist sehr spröde und gelblicht.
|L03 ≥ 4. Zink ≤
|L04 ist weißlicht blau und eine Art Bleierz, aber härter. Setzt sich an die goslarschen
|L05 Schmelzofen beim Schmelzen des Bleierzes, wo es häufig abgekratzt
|L06 wird.
|L07 ≥ 5. Galmei ≤
|L08 gehört zu einer Gattung Zink; durch dessen Zusatz zum Kupfer wird Messing
|L09 gemacht.
|L10 ≥ 6. Arsenik ≤
|L11 ist halb ein Metall, halb ein Salz, denn er löst sich vollkommen im Wasser
|L12 auf. Der Kobalt und das Operment sind Arten davon.
|L13 ≥ Brennbare Mineralien und andere flüssige, brennbare +
|L14 gegrabene {&v Dinge }. +
|L15 1. Naphtha ≤
|L16 ist weiß. Zieht die Flammen an. Quillt bei Bagdad und Baku und
|L17 bei Derben in Persien aus der Erde.
|L18 {&R (S. Reineggs Beschreib. des Kaukasus, an mehreren Stellen.) }
|L19 ≥ 2. Petroleum ≤
|L20 ist röthlich oder dunkelfarbicht. Zieht nicht die Flammen an.
|L21 ≥ 3. Bergtheer ≤
|L22 ist dem vorigen sehr ähnlich. Aber dicker und klebrichter; stinkt sehr. Wird
|L23 auch Teufelsdreck genannt.
|L24 ≥ 4. Der Bernstein ≤
|L25 scheint aus gehärteter Naphtha oder dem Steinöl entstanden zu sein. {&v Keyßler }
|L26 berichtet, daß in Italien an den Örtern, wo Bernstein gegraben wird,
|L27 auch Petroleum quille; das Meersalz mag zu seiner Verhärtung gewirkt
|L28 haben, ingleichen eine zarte Erde.
|L29 ≥ 5. Ambra ≤
|L30 ist erstlich flüssig gewesen und wird auch öfters so aus der See gefischt,
|L31 vornehmlich an den chinesischen und japanischen Küsten. Allein in dem
|P_369_
|L01 Magen des Wallfisches wird er hart gefunden. Der graue Ambra ist
|L02 der schönste und wird mit Reismehl vermengt. [† Hol-R]
|L03 ≥ 6. Gagat ≤
|L04 ist ein schwarzer Bernstein, läßt sich schön poliren. Schwimmt oben auf
|L05 dem Wasser; ist in Cornwall in England und im Württembergischen zu
|L06 finden.
|L07 ≥ 7. Erdpech ≤
|L08 oder Judenpech (+L Asphaltum +) scheint ein verhärteter Erdtheer zu sein, ist
|L09 im Meerwasser, vornehmlich im Todten Meere aufgelöst vorhanden.
|L10 ≥ 8. Steinkohlen ≤
|L11 werden fälschlich für {&v Holz }, das mit Petroleum durchdrungen ist, gehalten,
|L12 obgleich dies hin und wieder anzutreffen ist. Es sind vielmehr Schiefer,
|L13 die mit Steinöl oder Erde usw. durchdrungen sind. Bei Newcastle in
|L14 England sind sie am häufigsten, {&v man findet sie aber sehr allgemein. } Der
|L15 Gagat ist von ihnen nur darin unterschieden, daß er anstatt einer steinichten
|L16 Substanz eine steinichte Erde zur Basis hat.
|L17 ≥ 9. Der Schwefel ≤
|L18 ist eine Vermischung von vierzehn Theilen von vitriolischer Säure und
|L19 einem Theile brennbaren Wesens. Wird meistens aus Schwefelkiesen gewonnen.
|L20 Man findet auch gewachsenen reinen Schwefel bei feuerspeienden
|L21 Bergen. Der Schwefelkies, bei den Alten +L Pyrites + genannt, ist eisenhaltig,
|L22 hart und schlägt mit dem Stahle Feuer. Es giebt auch Kupferkies und
|L23 Markasit, der sich aber von jenem unterscheidet. Wenn dieser Kies sich
|L24 auswittert, so schlägt der Schwefel aus.
|L25 {&e +L Bitumina + und +L Resinae. + - Von Torfmooren und ihrem Anwachsen.
|L26 - Solwaymoor. }
|L27 +Z 2. + - Von den Salzen. +
|L28 Es giebt entweder saure, oder alkalische, oder Mittelsalze. Zu den
|L29 ersten gehört der Vitriol, der entweder kupferhaltig und blau oder eisenhaltig
|L30 {&v und grün ist. }
|L31 Alaun hält außer der vitriolischen Säure eine Mergelerde; in {&v Solfatara }
|L32 wird Vitriol und Alaun gekocht und zwar in bleiernen Kesseln
|L33 durch die bloße Hitze des Bodens.
|P_370_
|L01 Das mineralische und alkalische Salz wird sehr selten gefunden.
|L02 Das +L Sal ammoniacum + in Ägypten {&v gehört nicht zu dem Mineralreiche, }
|L03 sondern weil wenig Salz in Ägypten ist, so brennt man getrockneten
|L04 Mist von Thieren mit untergemengtem Stroh. Aus dem Ruß davon mit
|L05 dazugemengtem Kochsalze wird das +L Sal ammoniacum + präparirt. Man
|L06 macht es auch in {&v Solfatara. - }
|L07 Mittelsalze sind eigentlich {&v Küchensalz }. Es wird aus dem Meerwasser
|L08 oder den Salzquellen oder den Salzbergwerken gewonnen {&g } und ist an
|L09 vielen Orten der Erde anzutreffen. Bei Krakau {&e (Wieliczka) } sind die berühmtesten.
|L10 Salpeter erzeugt sich in der Natur nicht von selbst, sondern
|L11 das Alkalische wird dazugesetzt, daher Mauern, wo der Salpeter anschießen
|L12 soll, mit alkalischem Salze müssen durchdrungen werden. {&e (Neuere Art den
|L13 Salpeter zu gewinnen.) - Natron. - Sodasalz aus Gewächsen; -
|L14 an See-Küsten. - Großer Salzstock in Europa. Siebenbürgen. - Borax
|L15 in Tibet. }
|L16 +Z 3. + - Von den Steinen. +
|L17 Alle Steine sind ehedeß flüssig gewesen. Man findet nicht allein im
|L18 harten Fels Dinge fremder Art, sondern selbst im Krystall in einigen Naturalienkabinetten
|L19 Büschel von Rehhaaren, einen Tropfen Wasser und andere
|L20 Dinge mehr. Man sieht auch Tropfsteine entstehen, und ein mit subtilen
|L21 und irdischen Theilen und einem salzigen Wesen angefülltes Wasser
|L22 kann einen Steinsaft abgeben, der gebrochene Steine wieder zusammenwachsen
|L23 macht. Wenn dieser Steinsaft mit vielen Salzpartikelchen angefüllt
|L24 ist, so macht er Krystalle oder allerlei Gattungen von diesen, welche
|L25 eckicht zusammengewachsene Steine sind. Nachdem der Steinsaft versteinert
|L26 und mit mineralischen Theilen angefüllt ist, können auch Edelsteine daraus
|L27 erzeugt werden. Man weiß, daß noch anjetzt in Kalkklumpen sich Feuersteine
|L28 erzeugen, so daß die Versteinerung nach und nach von innen anfängt.
|L29 Auf diese Weise hat erstlich ein salzichtes Wasser den subtilen Erdschlamm
|L30 geklumpt, hernach aber durch Vermehrung der Salzpartikelchen nach und
|L31 nach in Kiesel verwandelt. [† Hol-R]
|L32 ≥ 1. Von den Edelgesteinen. ≤
|L33 Sie müssen überhaupt der Feile widerstehen und an Glanz oder
|L34 Durchsichtigkeit und an Farbe etwas
Vorzügliches haben.
|P_371_
|L01 Der Diamant ist der härteste unter allen; kann nur mit seinem
|L02 eigenen Pulver geschliffen werden; ist der schwerste. Daß er sich in Bocksblut
|L03 auflöse, ist eine Fabel. Ein Diamant von einem Gran wird sechs bis
|L04 zehn Thaler werthgeschätzt, und der fernere Werth ist wie das {&v doppelte +δ_Quadrat+ }
|L05 des Gewichts, z. E. einer von achtzehn Gran wird sechs hundert Thaler
|L06 gelten. Sein Gewicht wäre {&v 4 1/2 Karat. Ein Karat wäre ein Vierundzwanzigstel
|L07 von der Mark und hält vier Gran. } [† Hol-R]
|L08 Der florentinische Diamant wiegt ein hundert neun und dreißig und
|L09 ein halb Karat. Der berühmte Diamant, den Pitt an den herzoglichen
|L10 Regenten von Frankreich verkaufte, wog ein hundert vier und vierzig Karat.
|L11 König August bot ihm acht hundert tausend Thaler. {&g } Die abgeschliffenen
|L12 Stücke galten sechs und dreißig tausend Thaler. Im mogulschen Schatz
|L13 ist einer von zwei hundert neun und siebenzig Karat. Die Diamanten sind
|L14 in Ost- und Westindien anzutreffen; am mehrsten aber im Ghatischen Gebirge,
|L15 welches durch die Halbinsel diesseit dem Ganges läuft. Sie liegen
|L16 in einer Schicht von rothem und gelblichtem Sande, wie die Kiesel. Im
|L17 Königreiche Golkonda ist über der Diamantenschichte ein mineralisches
|L18 +L Stratum +, welches eisenhaltig zu sein scheint. Zu Visiapour sind deren
|L19 gleichfalls, und überhaupt liegen die Diamanten in einer rothen Erde als
|L20 ihrer Muttererde, wie der Feuerstein in der Kreide. In Brasilien sind
|L21 sie in neuen Zeiten und zwar sehr häufig entdeckt worden, da sie vordem
|L22 für Kieselsteine gehalten wurden. Fast in einerlei Preise mit
|L23 dem Diamant steht der Rubin, der fast einerlei Schwere und Glanz
|L24 mit ihm hat, nur roth und durchsichtig ist. Ist er scharlachroth, so heißt
|L25 er Rubin; ist er gelbroth, so heißt er Hyacinth. {&e - Longelirte, coagulirte,
|L26 coagmentirte Steine. - Vom Schleifen in Brillants. - Rosen-,
|L27 Tafel- und Dicksteine. - Wie Indier die Diamanten verwahren und in
|L28 Baumwolle gewickelt verkaufen. - Verbrennlichkeit des Diamant; nicht
|L29 im Tiegel. - Rubin wird weich. - Diamantpulver.
Schmirgel. - Siebenzehn
|L30 Karat gehen auf das Gewicht eines Dukaten. Der Karat hält
|L31 vier Gran. - Der portugiesische Diamant wiegt elf und zwei Neuntel
|L32
Unzen, der russische ein hundert vier und neunzig und drei Viertel Karat. }
|L33 Sapphir ist ein hellblauer Stein, durchsichtig und hart, in eben dem
|L34 Werthe wie
die vorigen. Der Smaragd ist vortrefflich grün. Je nachdem
|L35 er härter ist, nachdem gilt er auch mehr im Preise. Im Kloster Reichenau
|L36 ist der große
Smaragd von {&v Karl dem Großen } noch. Er ist größer
|L37 als ein Foliant, zwei Zoll dick und acht und zwanzig Pfund schwer. Jedes
|P_372_
|L01 Pfund wird funfzig tausend {&v Gulden } und also er ganz eine Million
|L02 vier hundert tausend {&v Gulden
} gerechnet. [† Hol-R]
|L03 Der Amethyst ist durchsichtig und violblau, welche Farbe ins Röthliche
|L04 fällt.
|L05 Der Topas ist gelb, entweder
goldgelb oder weißgelblicht. Er ist
|L06 nicht so hart als der vorige.
|L07 Der Türkis ist ein grünlichtblauer Stein. Man findet ihn auch in
|L08
Frankreich unter der Gestalt des Thierknochens, wo er durch Rösten seine
|L09 Farbe bekommt.
|L10 Opal ist von einer halbdurchsichtigen Milchfarbe, die aber gegen das
|L11 Licht allerlei Farben spielt.
|L12 Chrysolith ist durchsichtig und goldfarbicht; fällt seine Farbe ins
|L13 Grünliche, so heißt er Chrysopras, in
das Meergrüne, so heißt er
|L14 Beryll.
|L15 Der rothgelbe Rubin heißt Hyazinth, einige aber sind braungelb,
|L16 honigfarb, halb oder ganz
durchsichtig. - [† Hol-R]
|L17 ≥ 2. Halbedelsteine. ≤
|L18 Sind nicht so hart als jene, aber härter als die gemeinen.
|L19 Krystall oder Bergkrystall schießt im Schweizergebirge
eckicht an,
|L20 ist oft sehr groß.
|L21 Karneol ist sehr hart, roth, halb durchsichtig. Ist er fleischfarbig,
|L22 so heißt er Sarder.
|L23 Achat ist
vielfarbig, bisweilen weiß.
|L24 Chalcedon ist {&v vielfarbig } und kaum halb durchsichtig.
|L25 Onyx ist ein Achat mit weißen und
schwarzen Streifen.
|L26 Sardonyx hat weiße und gelbe Streifen oder Punkte.
|L27 +L Lapis Lazuli + ist blau mit weißen Flecken, ist mit Gold eingesprengt.
|L28 Daraus macht man das {&v Ultramarin }, das eine blaue Farbe ist, die so
|L29 theuer ist als Gold. {&e - Turmalin. -
Onyx. - Jaspis. - Labradorstein.
|L30 - Porphyr. - Granit. }
|L31 ≥ 3. Von der mosaischen und florentiner Arbeit. ≤
|L32 +L Opus Musivum + (mosaische Arbeit) wird aus Glasgüssen von verschiedener
|L33 Farbe, die in
dünnen Tafeln gegossen und in feine Stifte wie Nadeln
|L34 geschnitten werden, in einem Teig von calcinirtem Marmor, Gummi,
|L35 Eierweiß und Öl
zusammengesetzt, so daß Portraite gleichsam daraus
|P_373_
|L01 punktirt werden. In einem solchen Werke von {&v zwei Quadratfuß } sind zwei
|L02 Millionen Stiftchen der Art. Man polirt es
hernach wie einen Spiegel.
|L03 An einem Stück von {&v achtzig Quadratfuß } bringen acht Künstler zwei Jahre
|L04 zu. In der
Peterskirche zu Rom sind sie häufig. Florentiner Arbeit wird
|L05 auf dieselbe Art aus Edelgesteinen zusammengesetzt.
|L06 ≥ 4. Andere Steinarten. ≤
|L07 Marienglas ist aus durchsichtigen, öfters großen Blättern zusammengesetzt
|L08 und schmelzt nicht im
größten Feuer.
|L09 Jaspis ist den Feuersteinen an Härte ähnlich, aber vielfarbig.
|L10 Asbest ist ein wässerichter Stein, der, geklopft und
gewaschen, kann
|L11 gesponnen werden; daher die unverbrennliche Leinewand und eben solches
|L12 Papier.
|L13 Amianth ist eine Gattung davon mit geradern und biegsamern
|L14 Fasern.
|L15 Marmor zerfällt im Feuer zu Kalk. Er hat entweder einerlei Farbe,
|L16 oder er ist gesprengelt oder geädert. Der Florentinerstein ist ein
Marmor.
|L17 Man brennt daraus Gips.
|L18 Quarz füllt die Risse der Felsen an und ist ohne Zweifel aus einem
|L19 mit Salz imprägnirten Wasser, was
Steintheilchen mit sich geführt hat,
|L20 entstanden.
|L21 Der Serpentinstein ist fleckicht auf grünlichem Grunde.
|L22 Porphyr ist sehr hart und roth, aber
mit Flecken granirt, hat bisweilen
|L23 auch andere Farben. Schiefer. {&e - Speckstein. - Tropfstein.
|L24 - Talkarten. - Sogenannter Meerschaum, ein
Pfeifenthon. }
|L25 ≥ 5. Noch einige andere Stein- und Erdarten. ≤
|L26 Bimsstein ist eine ausgebrannte Steinkohle von der besten Art der
|L27 Pechkohlen, wird also in der Gegend
der feuerspeienden Berge am meisten
|L28 gefunden.
|L29 Der mexikanische Steinschwamm. Es ist ein sehr lockerer Stein,
|L30 der sich im mexikanischen Meerbusen an den
Felsen findet. Man läßt das
|L31 Wasser durch ihn durchseigen und giebt vor, daß es alsdann sehr gesund
|L32 sei. Er wird sehr theuer bezahlt.
|L33 Der
Bologneserstein ist klein, weißgrau, von ungleicher Fläche,
|L34 schwefelhaften Theilen, nicht fest, aber schwerer, als er es nach Proportion
|L35 seiner
Größe sein würde. Er wird in verschiedenen Gegenden Italiens,
|P_374_
|L01 oft von der Größe einer welschen Nuß gefunden. Durch die Calcination
|L02 bekommt er die Eigenschaft, am Tage Licht einzusaugen. Schon der
Schein
|L03 eines brennenden Lichtes giebt ihm Kraft, aber nicht der Mond. Er hat
|L04 einen schweflichten Geruch. Balduin ahmt ihn durch eine Composition
|L05 aus
englischer Kreide und +L Spiritus nitri + nach.
|L06 Man gräbt oft Steine auf, die nicht die Natur, sondern die Menschen
|L07 gebildet haben, als steinerne Äxte,
{&v Waffen, Pfeile } usw. Ingleichen in
|L08 der Schweiz an einem gewissen Orte eine ungemeine Menge steinerner
|L09 Würfel, mit ihren
Zeichen von eins bis sechs bezeichnet.
|L10 +Z 4. + - Von den Erden sind +
|L11 die Siegelerden (+L terrae sigillatae +) von Lemnus, Malta {&g }
und Liegnitz zu
|L12 merken. Sie sind alle etwas fett, kleben stark an der Zunge, werden bei
|L13 Fleckfiebern und Durchfall gebraucht.
|L14 Umbra ist eine braune
Kreide aus {&v Umbra } oder Spoleto in Italien.
|L15 Adlersteine, heißen auch sonst Klappersteine, haben in der Mitte
|L16 einen Stein, der
klappert. [† Hol-R]
|L17 Es giebt riechende Steine oder Violensteine, ingleichen Stinksteine.
|L18 In der neuern Zeit ist ein Stein von der besondern Eigenschaft
entdeckt
|L19 worden, daß er die Asche, wie der Magnet das Eisen an sich zieht.
|L20 +Z 5. + - Von den Versteinerungen. +
|L21 Das meiste Flußwasser hat
zarte versteinernde Theile in sich. {&v Der
|L22 römische Kaiser Franz der Erste } ließ einen Pfahl von der Donaubrücke
|L23 in
Serbien ausziehen, und man fand, daß, ob er gleich seit Trajans Zeiten
|L24 gestanden, dennoch die Versteinerung kaum einen Finger breit in das
|L25 Holz gedrungen
war. Man würde durch dergleichen verglichene Beobachtungen
|L26 etwas auf das Alterthum unsers Weltkörpers schließen können, wenn
|L27 alle Wasser eine
gleiche versteinernde Kraft hätten. Die Versteinerungen
|L28 werden am häufigsten in Kalksteinen, Marmor, Sandsteinen, Schiefer,
|L29 {&v
Tuffsteinen } und Feuersteinen gefunden. Man findet versteinerte Erdthiere
|L30 oder ihre Theile. Als in der Schweiz ist ehedeß ein versteinertes Schiff
|L31
mit vielen Menschen aus dem Gebirge gezogen worden. Man findet Geweihe
|L32 von Hirschen, Elephantenzähne usw. in der Erde; bisweilen aber
|L33 auch Zähne von
sehr großen Thieren, deren Originale uns unbekannt sind.
|P_375_
|L01 Man hat Vogelnester mit ihren Eiern versteinert gefunden; Schlangen und
|L02 Kröten gleichfalls. Versteinerte Seethiere. Die Schlangenzungen {&g } sind
|L03 Zähne des Haifisches. In den Kupfer-Schiefern in Deutschland findet
|L04 man genaue Abdrücke von Fischen. Man findet Zähne
vom Wallrosse.
|L05 Die Ammonshörner sind versteinerte Nautili. Ich übergehe die schalichten
|L06 Seethiere, davon man ungemein viele Gattungen unter den
versteinerten
|L07 Seethieren findet. Versteinertes Holz ist gemein. Versteinerte Wurzeln
|L08 in einer mergelartigen Steinart heißen Beinbruch oder +L Osteocolla +.
Abgedruckte
|L09 Blätter, Früchte, Mandeln, Datteln, Pflaumen usw. Das
|L10 Seltenste ist eine Melone von dem Berge Libanon, in der man noch alle
|L11 Kerne,
Fächer und Häute deutlich sehen kann. Es sind auch Versteinerungen,
|L12 deren Ursprung uns bekannt ist, als die sogenannten Donnersteine
|L13 {&v oder Belemniten }, welche Einige für +L dactylos marinos +, Andere für
|L14 Stacheln von Meerigeln halten. Dazu gehören die Judensteine,
die
|L15 wie Oliven aussehen. Die Krötensteine, Buffoniten sind kleine halbrunde,
|L16 hellbraune Steine, welche Einige für Backenzähne des Haifisches
|L17 halten.
|L18 +Z 6. + - Vom Ursprunge der Mineralien. +
|L19 Der Erdkörper, so weit wir in ihm durch das Graben gelangen können,
|L20 besteht aus +L
Stratis + oder Schichten, deren eine über der andern bald
|L21 horizontal, bald nach einer oder der andern Gegend hin geneigt fortläuft,
|L22 bisweilen aber hie
und da unterbrochen sind. Diese können nicht anders
|L23 als in den großen Revolutionen der allgemeinen und oft wieder erneuten
|L24 Überschwemmungen durch
den Absatz mancherlei Schlammes erzeugt worden
|L25 sein. Es sind Schichten von allerlei Stein und Schiefer, Marmor und
|L26 Fels, von Erden usw. Das sie bildende Wasser,
welches auch noch im
|L27 Grunde des Adriatischen Meeres eine Steinschicht nach der andern bildet,
|L28 hat ohne Zweifel viele Minerale und manche Gattungen von Steinen
durch
|L29 die Zusammensetzung von verschiedenen Materien gebildet, welche in den
|L30 Schwefelkiesen, den sauern vitriolischen Materien u. a. m. in der innern
|L31
Erde hervorgehen, durch die Ausdampfungen der arsenikalischen Materie,
|L32 der sauren und sulphurischen Dämpfe und durch Zusammensetzung mit
|L33 einer subtilen
metallischen Erde nach und nach in den Gesteinen erzeugt
|L34 zu sein scheinen und sich noch ferner erzeugen. Gemeiniglich liegt eine
|L35 Gattung Erz in einem Steine oder
Fels als seiner Mutter und in keiner
|L36 von den obern und untern Schichten, weil diese vielleicht alle diese Dämpfe
|P_376_
|L01 gehörig {&v anzieht } und vereinbart. Die Natur wirkt langsam und Jahrhunderte
|L02 durch durch einen {&v
kleinen } Ansatz. Menschen also, die geschwinde
|L03 und plötzlich solche Zeugungen zuwege bringen wollen, betrügen sich gemeiniglich,
|L04 wenn sie
Metalle aus ihren {&v Principien } zusammensetzen wollen,
|L05 z. E. als Gold. Man bringt zwar falsche Edelgesteine zuwege, aber es fehlt
|L06
ihnen die Härte und die genaue Vereinigung der Materie.
|L01 ≥ {&g } Dritter Theil. +
|L02 Summarische Betrachtung der vornehmsten Naturmerkwürdigkeit +
|L03 aller Länder nach
geographischer Ordnung. +
|L04 {&e - Der erste Welttheil. +
|L05 Asien. + }
|L06 China. ≤
|L07 Im nördlichen
Theile dieses großen Reiches ist die Winterkälte stärker,
|L08 als in einem gleichen Parallel in Europa. Dieses Reich ist ohne Zweifel [† Hol-R]
|L09
das volkreichste und cultivirteste in der ganzen Welt. Man rechnet in
|L10 China so viele Einwohner, als in {&v einem großen Theile
der übrigen Welt }
|L11 zusammen. Fast durch jede Provinz sind Canäle
gezogen, aus diesen gehen
|L12 andere, kleinere zu den Städten und noch kleinere
zu den Dörfern. Über
|L13 alle diese gehen Brücken mit einigen
gemauerten Schwibbogen, deren mittelster
|L14 Theil so hoch ist, daß ein Schiff
mit Masten durchsegeln kann. Der
|L15 große Canal, der von Kanton bis Peking
reicht, hat an Länge keinen andern
|L16 seines gleichen in der Welt. Man hebt die
Schiffe durch Krähne und
|L17 nicht wie bei uns durch Schleusen aus einem Canal
in den andern oder
|L18 über Wasserfälle. Die große chinesische Mauer
ist, mit allen Krümmungen
|L19 gerechnet, dreihundert deutsche Meilen lang, vier
Klafter dick, fünf
|L20 Klafter hoch, oder, wie andere berichten, fünf Ellen
dick und zehn Ellen
|L21 hoch. Sie geht über erstaunende Berge und Flüsse
durch Schwibbogen.
|L22 Sie hat schon eintausend achthundert Jahre gestanden. Die
chinesischen
|L23 Städte sind alle, so fern es der Grund leidet, accurat und ins
Viereck gebaut
|L24 und durch zwei Hauptstraßen in vier Viertheile getheilt, so
daß die
|P_378_
|L01 vier Thore gerade gegen die vier Weltgegenden hinstehen. Die Mauer der
|L02 Stadt Peking ist beinahe einhundert Fuß hoch. Der Porzellanthurm in
|L03 Nanking hat eine Höhe von zweihundert Fuß und ist in neun Stockwerke
|L04 getheilt. Er hat bereits vierhundert Jahre gestanden, besteht aus Porzellan
|L05 und ist das schönste Gebäude im Orient.
|L06 ≥ Sitten und Charakter der Nation. ≤
|L07 Die Chineser sehen Jemand für schön an, der lang und fett ist, kleine
|L08 Augen, eine breite Stirne,
kurze Nase, große Ohren und, wenn er eine
|L09 Mannsperson ist, eine grobe Stimme und einen großen Bart hat. Man
|L10 zieht sich mit Zänglein die Barthaare
aus und läßt nur einige Büschlein
|L11 stehen. Die Gelehrten schneiden sich die Nägel an ihrer linken Hand niemals
|L12 ab zum Zeichen ihrer
Profession.
|L13 Der Chineser ist von einem ungemein gelassenen Wesen. {&v Er hält
|L14 hinter dem Berge und sucht die Gemüther anderer zu
erforschen. Es ist
|L15 ihnen nichts verächtlicher, als in Jähzorn zu gerathen. } Sie betrügen ungemein
|L16 künstlich. Sie können ein
zerrissenes Stück Seidenzeug so nett
|L17 wieder zusammennähen, daß es der aufmerksamste Kaufmann nicht merkt;
|L18 und zerbrochenes Porzellan flicken sie
mit durchgezogenem Kupferdraht in
|L19 der Art zu, daß keiner anfänglich den Bruch gewahr wird. Er schämt sich
|L20 nicht, wenn er auf dem Betruge betroffen
wird, als nur in so fern er dadurch
|L21 einige Ungeschicklichkeit hat blicken lassen.
|L22 Er ist rachgierig, aber er kann sich bis auf bequeme Gelegenheit gedulden.
|L23 Niemand duellirt sich. Er spielt ungemein gerne. Ist feige, sehr
|L24 arbeitsam, sehr unterthänig und den Complimenten bis zum Übermaße
|L25
ergeben; ein hartnäckiger Verehrer der alten Gebräuche und in Ansehung
|L26 des künftigen Lebens so gleichgültig als möglich. Das chinesische
Frauenzimmer
|L27 hat durch die in der Kindheit geschehene Einpressung nicht größere
|L28 Füße als ein Kind von drei Jahren. Es schlägt die {&v Augenwimpern } nieder,
|L29 zeigt niemals die Hände und ist übrigens weiß und schön genug.
|L30 ≥ Essen und Trinken. ≤
|L31 In China ist alles eßbar bis auf die Hunde, Katzen, Schlangen usw.
|L32 Alles Eßbare wird nach Gewicht verkauft; daher
füllen sie den Hühnern
|L33 den Kropf mit Sand. Ein todtes Schwein gilt, wenn es mehr wiegt, auch
|L34 mehr als ein lebendiges. Daher der Betrug, lebendige
Schweine zu vergiften
|P_379_
|L01 und, wenn sie über Bord geworfen worden, wieder aufzufischen.
|L02 Man hat anstatt der Gabeln zwei Stäbchen von Ebenholz. Auch haben
|L03 die
Chineser keine Löffel. Sie sitzen nicht wie andere orientalische Völker
|L04 auf der Erde, sondern auf Stühlen. Ein jeder hat sein eignes Tischchen
|L05 bei
dem {&v Gastmahle }. Alles Getränke wird bei ihnen warm getrunken, sogar
|L06 der Wein, und das Essen genießen sie kalt. Bei
Gastmählern schlägt
|L07 einer den Tact, und dann heben alle ihre {&g } Tassen zugleich auf und trinken
|L08 oder thun, als wenn sie
tränken. Der Wirth giebt die Zeichen, wenn sie
|L09 anfangen, etwas zum Munde zu bringen, auch wenn sie absetzen sollen.
|L10 Alles geschieht wohl drei Stunden lang
stillschweigend. Zwischen der Mahlzeit
|L11 und dem Nachtische spaziert man im Garten. Dann kommen {&v Komödianten }
|L12 und spielen alberne
Possen. Sie tragen Wachteln in der Hand,
|L13 um sich an ihnen als {&v Müffen } zu erwärmen. Die Tatarn machen hier auch
|L14 Branntwein
aus Pferdemilch und ziehen ihn über Schöpsenfleisch ab, wodurch
|L15 er einen starken, aber ekelhaften Geschmack bekommt.
|L16 ≥ Complimente. ≤
|L17 Niemand in China schimpft oder flucht. Alles, was {&v er sagt }, wenn er
|L18 sich meldet, wenn er den Besuch
abstattet, was für Geberden und Reden
|L19 er führen soll, was der Wirth dabei sagt oder thut: das alles ist in
|L20 öffentlichen herausgegebenen
Complimentirbüchern vorgeschrieben, und es
|L21 muß nicht ein Wort davon abgehen. Man weiß, wie man höflich etwas
|L22 abschlagen soll, und wenn es
Zeit ist sich zu bequemen. Niemand muß sein
|L23 Haupt beim Grüßen {&g } entblößen, dieses wird für eine {&g } Unhöflichkeit gehalten.
|L24 ≥ Ackerbau, Früchte und Manufacturen. ≤
|L25 Die Hügel werden in Terrassen abgestutzt. Der Mist wird aus den
|L26 Städten auf den Canälen
herbeigeführt und trockne Ländereien unter
|L27 Wasser gesetzt. Ein jeder, auch der kleinste Flecken Landes wird genutzt.
|L28 Von dem Talgbaum ist oben die Rede
gewesen. Vom Wachsbaume berichtet
|L29 {&v man }, daß ein Insect wie eine Fliege nicht allein die Blätter, sondern
|L30 auch bis auf
den Kern oder Stamm die Baumrinde durchsteche,
|L31 woraus das weiße Wachs wie Schnee tropfenweise hervorquille. Der
|L32 Theestrauch. Das Bambusrohr, von welchem sie
fast alle Geräthe, auch
|L33 sogar Kähne machen. Aus der Rinde desselben wird das überfirnißte Papier
|L34 verfertigt, welches sehr dünn und glatt
ist, aber von Würmern leicht
|L35 verzehrt wird. Daher ihre Bücher immer müssen abgeschrieben werden.
|P_380_
|L01 {&v Kütlang } oder ein zähes chinesisches Rohr, wovon man Ankertaue flicht,
|L02 welche nicht so leicht faulen als die,
welche aus Hanf gemacht sind. Der
|L03 Firnißbaum, mit dessen Lack die Chineser alles, was in ihren Häusern
|L04 ist, überfirnissen. Die Wurzel Ginseng oder
Mannswurzel, weil sie
|L05 sich in zwei Äste gleich den Lenden eines Mannes theilt. Der Kaiser schickt
|L06 jährlich zehn tausend Tatarn in die chinesische
Tatarei aus, um diese Wurzel
|L07 für ihn einzusammeln. Das Übrige können sie verkaufen. Sie ist ungemein
|L08 theuer. Die Seidenwürmer arbeiten auf den
Maulbeerbäumen
|L09 in den südlichen Provinzen {&v ohne Pflege }. Ihre Seidenzeuge sind vornehmlich
|L10 mit Figuren von eingewirkten
Drachen geziert. Ihre Tusche oder chinesische
|L11 Tinte wird aus Lampenruß verfertigt, den sie durch Muskus wohlriechend
|L12 machen. Der Kaiser ackert alle Jahr
einmal öffentlich. [† Hol-R]
|L13 ≥ Von den Wissenschaften, der Sprache und den Gesetzen. ≤
|L14 Ihre Astronomie ist zwar alt, und in Peking ist viele Jahrhunderte
|L15 vor Ankunft der
Missionarien ein Observatorium gewesen. Allein ihr
|L16 Kalender war höchst falsch. Die Verkündigung der Finsternisse erstreckte
|L17 sich kaum auf den Tag, nicht
aber bis auf Minuten wie bei uns. Sie ziehen
|L18 aber diese Verkündigung aus Tabellen, daher man damit {&e nicht } zusammenreimen
|L19
kann, wie es möglich ist, daß ihre Gelehrten glauben können,
|L20 der Mond oder die Sonne würden zur Zeit der Finsterniß von einem Drachen
|L21
gefressen, dem sie mit Trommeln seine Beute abzujagen suchen. Es
|L22 kann aber auch sein, daß dieses ein alter Aberglaube von den Zeiten der
|L23 Unwissenheit her
ist, den die Chineser als hartnäckige Verehrer alter Gebräuche
|L24 noch beibehalten, ob sie gleich dessen Thorheit einsehen. Die Kenntnisse
|L25 der Mathematik
und anderer Wissenschaften haben der Predigt des
|L26 Evangelii in China statt der Wunder gedient. Die chinesische Sprache hat
|L27 nur drei hundert und dreißig
einsilbige Wörter, welche alle nicht flectirt
|L28 werden, aber die verschiedenen Töne, {&v Aspirationen } und Zusammensetzungen
|L29
machen drei und funfzig tausend Wörter aus. Die Zeichen ihrer
|L30 Schrift bedeuten nicht die Töne, sondern die Sachen selber, und zuweilen
|L31 umfassen sie auch
mehrere Begriffe zusammen. Z. E. Guten Morgen,
|L32 mein Herr! wird durch ein Zeichen ausgedrückt. Die Bewohner von
|L33 {&v Cochinchina }
und Tunquin verstehen wohl der Chineser Schrift, aber nicht
|L34 ihre Sprache. Ein Gelehrter muß zum wenigsten zwanzig tausend Charaktere
|L35 schreiben und kennen
lernen. Sie curiren viele Krankheiten durch
|L36 die Cauterisation oder durch Brennen mit heißen kupfernen Platten.
|P_381_
|L01 Einige Kaiser und andere haben sich lange mit der Grille vom Trank der
|L02 Unsterblichkeit geschleppt. Die Buchdruckerkunst ist so beschaffen: Man
|L03
klebt die Blätter eines wohl abgeschriebenen Buchs auf ein langes Brett
|L04 und schneidet die Charaktere in Holz aus. Die Chineser haben +L gradus +
|L05 +L
academicos +. Die Candidaten zur Doctorwürde werden gemeiniglich vom
|L06 Kaiser selbst examinirt. Mit ihnen werden die wichtigsten Ämter besetzt.
|L07 Weil alle
ihre Archive von einem ihrer Kaiser vor zweitausend Jahren sind
|L08 vertilgt worden, so besteht ihre alte {&v Geschichte } fast bloß aus
Traditionen.
|L09 Ihr erstes Gesetz ist der Gehorsam der Kinder gegen die Eltern. Wenn
|L10 ein Sohn Hand an seinen Vater legt: so kommt das ganze Land darüber
|L11 in Bewegung. Alle Nachbaren kommen in Inquisition. Er selbst wird
|L12 condemnirt in zehn tausend Stücke zerhauen zu werden. Sein Haus und
|L13 die
Straße selber, darin es stand, werden niedergerissen und nicht mehr
|L14 gebaut. Das zweite Gesetz ist Gehorsam und Ehrerbietigkeit gegen die
|L15 Obrigkeit.
|L16
Das dritte Gesetz betrifft die Höflichkeit und Complimente.
|L17 Diebstahl und Ehebruch werden mit der {&v Bastonade } bestraft. Jedermann
|L18 hat in China die Freiheit, die Kinder, die ihm zur Last werden, wegzuwerfen,
|L19 zu hängen oder zu ersäufen. Dies geschieht, weil das Land so
|L20
volkreich ist, das Heirathen zu befördern. Ungeachtet ihres Fleißes sterben
|L21 doch jährlich in einer oder der andern Provinz viele tausend Hungers.
|L22
In Peking wird täglich eine Zeitung abgedruckt, in der das löbliche oder
|L23 tadelhafte Verhalten der {&v Mandarinen } sammt ihrer
Belohnung oder Strafe
|L24 angegeben wird.
|L25 ≥ Religion. ≤
|L26 Die Religion wird hier ziemlich kaltsinnig {&v behandelt }. Viele glauben
|L27 keinen Gott; andere, die eine
Religion annehmen, bemengen sich nicht viel
|L28 damit. Die Secte des Fo ist die zahlreichste. [† Hol-R] Unter diesem Fo verstehen
|L29 sie eine eingefleischte
Gottheit, die vornehmlich den großen Lama zu Barantola
|L30 in Tibet anjetzt bewohnt und in ihm angebetet wird, nach seinem
|L31 Tode aber in einen andern Lama fährt. Die tatarischen Priester des Fo
|L32 werden Lamas genannt, die chinesischen Bonzen. Die katholischen Missionarien
|L33 beschreiben die den Fo betreffenden Glaubensartikel in der Art,
|L34 daß daraus erhellt, es müsse dieses nichts anders als ein ins große Heidenthum
|L35 degenerirtes Christenthum sein. Sie sollen in der Gottheit drei Personen
|L36 statuiren, und die zweite habe das Gesetz gegeben und für das
|L37 menschliche Geschlecht ihr Blut vergossen. Der große Lama soll auch eine
|P_382_
|L01 Art des Sacramentes mit Brod und Wein administriren. Man verehrt
|L02 auch den Confucius oder {&v Con-fu-tse }, den chinesischen Sokrates. Es
|L03 sind auch einige Juden da, die so wie diejenigen auf der {&v malabarischen }
|L04 Küste vor Christi Geburt schon dahin gegangen sind und von {&v dem Judenthume
|L05 wenig genug mehr wissen. } Die Secte des Fo glaubt die Seelenwanderung.
|L06 Es ist eine Meinung unter ihnen, daß das Nichts der
|L07 Ursprung und das Ende aller Dinge sei, daher eine Fühllosigkeit und
|L08 Entsagung aller Arbeit auf einige Zeit gottselige Gedanken sind.
|L09 ≥ Ehen. ≤
|L10 Man schließt mit den Eltern die Ehe, ohne daß beide Theile einander
|L11 zu sehen bekommen. Die Mädchen bekommen keine Mitgabe, sondern werden
|L12 noch dazu verkauft. Wer vieles Geld hat, kauft sich so viele Frauen,
|L13 als er will. Ein Hagestolzer oder alter Junggeselle ist bei den Chinesern
|L14 etwas Seltenes. Der Mann kann, wenn er den Kaufschilling verlieren
|L15 will, die Frau, ehe er sie berührt, zurückschicken; die Frau aber nicht.
|L16 ≥ {&v Waaren, die ausgeführt werden. } ≤
|L17 {&e Dahin gehören vornehmlich } {&v Theebou }, Singlothee, {&g } Quecksilber, Chinawurzel,
|L18 Rhabarber, Rohr und verarbeitete Seide, Kupfer in kleinen Stangen,
|L19 Kampher, Fächer, Schildereien, lackirte Waaren, Porzellan, {&v Sago, }
|L20 Borax, Lazursteine, Tutenag. Indische Vogelnester sind Nester von
|L21 Vögeln, die den Meerschwalben gleichen, und welche aus dem Schaume
|L22 des Meeres, der mit einem in ihrem Schnabel generirten Safte vermengt
|L23 wird, {&e jene Nester bilden }. Sie sind weiß und durchsichtig, werden in Suppen
|L24 gebraucht und haben einen aromatischen Geschmack.
|L25 {&R (Die neuesten Berichte der Engländer seit Macartneys Gesellschaftsreise
|L26 haben uns China in vielen Stücken von einer andern Seite
|L27 kennen gelehrt, als bis dahin die Missionsnachrichten. Aber auch in
|L28 jenen Nachrichten herrscht noch unfehlbar große Übertreibung, doch ohne
|L29 Schuld der Engländer). }
|L30 ≥ Tunquin ≤
|L31 hat ehedeß zu China gehört. Es liegt China gegen Südwesten und am
|L32 nächsten. Die Hitze ist hier in dem Monate um den
längsten Tag größer
|L33 als unter der Linie. Hier sind die in dem {&v heißen Erdgürtel } angeführten
|P_383_
|L01 Moussons regulär, nämlich von dem Ende des April- bis zum Ende des
|L02 Augustmonates weht der Südwestwind, und es erfolgt Regen, vom August
|L03 bis October häufige Typhons, vornehmlich um den Neu- und Vollmond
|L04 mit abwechselnden Südwest- und Nordostwinden. Vom November bis in
|L05 den April Nordostwind und trockenes Wetter. Die Fluth und {&v Ebbe } ist
|L06 hier von derjenigen in den übrigen Welttheilen unterschieden. Die erstere
|L07 dauert zwölf Stunden und die letztere gleichfalls. Von dem neuen Lichte
|L08 bis zum ersten Viertel, gleichfalls vom vollen Lichte bis zum letzten Viertel
|L09 sind hohe Fluthen. Die übrige Zeit hindurch sind sie niedrig. In der
|L10 Zeit der hohen Fluth fängt das Wasser mit dem aufgehenden Monde an
|L11 zu steigen und in den niedrigen Fluthen mit dem untergehenden. Wenn
|L12 die Regen zur rechten Zeit ausbleiben, so verkaufen die Leute aus Noth
|L13 ihre Kinder, Weiber oder sich gar selbst. Das Land ist sehr volkreich. Die
|L14 Einwohner sind gelb und wohlgeschaffen, haben glatte Gesichter, glauben,
|L15 daß es ein Vorrecht {&g } sei, weiße Zähne zu haben, und färben sich daher dieselben
|L16 im zwölften oder dreizehnten Jahre schwarz. Der {&v Betelarek } herrscht
|L17 bei ihnen sehr, so wie im übrigen Indien. Sie sind ehrlicher im Handel
|L18 als die Chineser, verkaufen auch Seidenzeuge und lackirte Sachen, {&v indische }
|L19 Vogelnester und Muskus usw.
|L20 Sie haben viel mit der Religion und den Satzungen der Chineser
|L21 gemein.
|L22 ≥ Cochin-China. ≤
|L23 In der Armee des Königs wird, so wie in der von Tunquin die
|L24 Probe mit den Soldaten, die sich am besten zur Leibwehr schicken, in der
|L25 Art gemacht, daß man die, welche am meisten und hurtigsten Reis fressen
|L26 können, dazu nimmt, denn diese hält man für die tapfersten. Die Nation
|L27 ist nüchtern und mäßig. Faule Fische ist ihr bestes Gericht. Sie sind
|L28 trotzig, untreu, diebisch, ungerecht und sehr eigennützig. Das Land ist
|L29 arm. Man bietet die Weiber den Schiffern für Geld an, und die Weiber
|L30 sind sehr begierig nach diesem Wechsel. [† Hol-R]
|L31 ≥ Siam +
|L32 und andere, {&v diesem Reiche } zum Theil zinsbare Länder. ≤ [† Hol-R]
|L33 Die Halbinsel Malakka ist reich an Pfeffer. Die Hauptstadt Malakka
|L34 war ehedeß wegen der berühmten Straße von Malakka eine der
|P_384_
|L01 reichsten Städte im Orient. Daher die {&v malayische } Sprache allenthalben
|L02 so sehr im Schwange ist.
|L03 Im
Königreiche Siam macht der Strom Menam auch seine gesetzte
|L04 Überschwemmung und zwar in den Sommermonaten. Der weiße Elephant
|L05 (sie haben selten mehr
als einen) wird aus goldenen Schüsseln bedient,
|L06 es soll die Seele irgend eines Prinzen in ihm wohnen; nächst dem
|L07 wird ein schwarzer Elephant sehr hoch
geschätzt. Der siamische Hof ist der
|L08 prächtigste unter allen schwarzen Höfen in Asien. Die Häuser werden auf
|L09 sechs Bambuspfeilern dreizehn
Fuß über der Erde wegen der Überschwemmungen
|L10 erhöht, und ein jeder hat zu der Zeit ein Boot vor der Thüre. Die
|L11 Siamer sind furchtsam in
Gefahren, sonst ohne Sorgen, nüchtern, hurtig
|L12 etwas zu fassen, aber träge etwas zur Perfection zu bringen, trotzig gegen
|L13 Demüthige und
demüthig gegen Trotzige, sonst Herren über ihre Affecte.
|L14 Sie sind klein, doch wohl gebildet, schwarz mit breiten Gesichtern, spitziger
|L15 Stirne und Kinne;
sie haben kleine dunkle Augen, kurze Nasen, große
|L16 Ohren; sie lassen die Nägel mit Fleiß sehr lang wachsen, einige beschlagen
|L17 sie mit Kupfer. Sie
enthalten sich sehr der Schwatzhaftigkeit.
|L18 Sie sind auch voll von {&v Ceremonien }. Exempel, wie sie den Brief ihres
|L19 Königes an den
König von Frankreich nicht in der untersten Etage logiren
|L20 wollten.
|L21 Geschmack an verdorbenen und stinkenden Fischen ist ihnen {&e mit den
|L22 Cochin-Chinesern } gemein. {&v Ballachare } ist ein Muß von gestoßenen Fischen,
|L23 die schlecht gesalzen worden und
faulen. Sie brauchen sie als Soya zu
|L24 Saucen. Eben ein solches Gericht haben sie aus kleinen, halb verfaulten
|L25 Krebsen, die zerstoßen so dünn wie Senf
werden.
|L26 Cocosnußöl ist sehr ekelhaft für die Europäer, wenn es eine Zeitlang
|L27 gestanden hat; sie aber essen davon allezeit mit großem
Appetit. Sie essen
|L28 wie überhaupt in den heißen indischen Ländern nicht viel Fleisch, wie
|L29 denn die Europäer sich {&e dort
} gleichfalls desselben entwöhnen. Was sie aber
|L30 am liebsten essen, sind die Gedärme. In ihrem Handel sind sie sehr ehrlich.
|L31 Sie bedienen sich
auch der obgenannten {&v Kauris }, die man hier Mohrenzähne
|L32 nennt und hornförmige Muscheln sind, die statt der Münzen
|L33
dienen. Es gehen sechs- bis achthundert derselben auf einen Pfennig.
|L34 Die Leute hier kommen gut mit Goldschlagen zurecht. In der Malerei
|L35 zeichnen sie wie die
Chineser ungeheure und bloß unmögliche Dinge.
|L36 Das Land von Siam ist mit einer hohen Schicht Lehm bedeckt wegen
|L37 der Überschwemmung der Flüsse,
und man findet daselbst schwerlich einen
|P_385_
|L01 Feuerstein. Unter ihren Gewächsen merke ich nur das im Orient so berühmte
|L02 {&v Aloeholz }, welches sonst auch
Paradies-, {&v Kalambak- }, Aquilaholz
|L03 hieß und in Siam, ingleichen in Cochinchina gefunden wird. Es ist von
|L04 so sehr verschiedener
Güte, daß ein Pfund bisweilen mit drei Thalern,
|L05 bisweilen mit tausend Thalern bezahlt wird. Man braucht es zum Räuchern
|L06 in den Götzentempeln.
|L07 Die Portugiesen nennen das grobe siamische Zinn, das man auch in
|L08 China hat, {&v Calin }, dazu man {&v Galmei }
setzt und daraus man {&v Tutenag } macht.
|L09 Ihre Wissenschaften sind schlecht. Es ist zu merken, daß hier die
|L10 Ärzte durch ein
sanftes Reiben und Streicheln viele Krankheiten heben.
|L11 Sonst, wenn unbekannte Krankheiten vorfallen, so bilden sie dem Kranken
|L12 ein, er habe eine ganze Hirschhaut
oder einen Klumpen Fleisch von zehn
|L13 Pfund im Magen durch Zauberei, welchen sie durch Medicin abzuführen
|L14 versprechen.
|L15 {&v
Astrologen } werden stark gesucht; wenn sie nicht mit ihren Wahrsagereien
|L16 eintreffen, ist eine {&v bedeutende Menge von Schlägen }
ihr Lohn. In
|L17 Rechtsaffairen, wenn der Beweis nicht leicht möglich ist, kann man seine
|L18 Unschuld durch Feuer- oder Wasserproben darthun, so wie vordem bei uns.
|L19 Die Priester geben auch den Beschuldigten Brechpillen mit großen Verfluchungen
|L20 ein; wer sich {&g } nach ihrem Genusse erbricht, ist
unschuldig. Im
|L21 Kriege sind sie schlechte Helden. In den Kriegen mit Pegu suchen sich
|L22 beide Armeen so lange auszuweichen als möglich. Treffen sie sich
ungefähr,
|L23 so schießen sie sich über den Kopf weg und sagen, wenn einer ungefähr
|L24 getroffen wird, er habe es sich selbst zu verdanken, weil er
so nahe
|L25 gekommen. Die jährliche Überschwemmung macht dem Kriege ein Ende.
|L26 Sie haben Nonnen- und Mönchsklöster in noch größerer
Anzahl, als es
|L27 derer in Portugal giebt. Die Mönche werden {&v Talapoins } genannt. Sie
|L28 lehren, daß alles in der Welt, belebte
und unbelebte Wesen, eine Seele
|L29 habe, die aus einem Körper in den anderen übergehe. Sie geben sogar
|L30 vor sich dieser Wanderung selbst zu erinnern. Man
verbrennt mit dem
|L31 Verstorbenen die besten Güter desselben, ingleichen oft die Weiber, damit
|L32 jener sie in jenem Leben wieder finde, denn ihrer Meinung nach
{&v sind sie } {&g }
|L33 nach dem Tode in den Himmel oder in die Hölle versetzt worden. Sie verwerfen
|L34 die
göttliche Vorsehung, lehren aber, daß durch eine fatale Nothwendigkeit
|L35 Laster bestraft und Tugenden belohnt werden. Sie vergießen
|L36 ungern Blut,
pressen keinen Saft aus Pflanzen, tödten kein Vieh, sondern
|L37 essen es nur, wenn es von selbst gestorben ist. Daher ihre milden Kriege
|P_386_
|L01 mit den Peguanern. Die {&v Talapoins } leben vom Betteln, sie sind liebreich
|L02 und tugendhaft. Man verehrt bei ihnen nicht
eigentlich ein höchstes Wesen,
|L03 sondern den +L Sommona {&v Cadam } +, einen ehedeß gewesenen {&g } {&v Talapoin }, der
|L04 sich nun im Zustande der größten Glückseligkeit befinden soll, zu welchem
|L05 auch, wie sie glauben, die
Menschen nach vielen Wanderungen gewöhnlich
|L06 in andere Körper gelangen, indem sich ihre Seele mit der Seele der
|L07 Welt vermengt und als ein Funke in dem
Himmelsraume übrig ist.
|L08 +L Sommona {&v Cadam } + aber soll wegen seiner großen Heiligkeit dahin gelangt
|L09 sein. Die Gottlosen werden zu ewigen Wanderungen in andere Körper
|L10 verurtheilt.
|L11 Die Unempfindlichkeit ist bei ihnen die größte Glückseligkeit. Ihre
|L12 Leichen werden verbrannt.
|L13 ≥ Pegu ≤
|L14 gehört gegenwärtig zu Ava. Die Ebben und Fluthen sind auf den Flüssen
|L15 von Pegu und Ava nahe an ihren {&v Ausflüssen } außerordentlich wüthend.
|L16 Der König nennt sich einen Herrn des weißen Elephanten, so wie
|L17 der von Siam.
|L18 Außer den Feuer- und Wasserproben giebt man den Beschuldigten
|L19 rohen Reis zu kauen, unter dem Bedrohen, daß er ersticken müsse, wenn
|L20 er Unrecht habe. Parallele mit den Hottentotten, denn diese spielen mit
|L21 den unglückseligen Menschen so grob, liebkosen sie mit ihren {&e Händen und }
|L22 Füßen und werfen sie dergestalt hin und her, daß den Zuschauern schon
|L23 selbst bange wird, und es ein klägliches Schauspiel abgiebt. Die härteste
|L24 Strafe ist hier, so wie in andern benachbarten Ländern, dem Kurzweil der
|L25 Elephanten übergeben zu werden. Die peguanischen {&v Talapoins } werden
|L26 als die gütigsten Menschen von der Welt gerühmt. Sie leben von den
|L27 Speisen, die sie an den Häusern betteln, und geben, was sie nicht brauchen,
|L28 den Armen, sie thun Allem, was da lebt, Gutes ohne Unterschied
|L29 der Religion. Sie glauben, Gott habe an dem Unterschiede der Religion
|L30 einen Gefallen und halte alle solche Religionen für gut, die den Menschen
|L31 gutthätig und liebreich machen. Sie schlichten mit großer Bemühung alle
|L32 Streitigkeiten unter den Menschen.
|L33 Die Weiber machen sich gerne mit Europäern gemein und bilden sich
|L34 etwas darauf ein, wenn sie von ihnen schwanger werden. Ihre Kleidung
|L35 ist anstößig. Überhaupt ist die Nation ziemlich wohlgestaltet und gutartig,
|L36 obgleich nicht tapfer.
|P_387_
|L01 ≥ {&v Arakan }. ≤
|L02 Die {&v Bewohner dieses Reiches} legen ihren Kindern eine bleierne Platte
|L03 auf die Stirne, um sie ihnen breit zu drücken. Sie halten dieses für eine
|L04 besondere Schönheit, haben kleine Augen, machen sich große Ohren, daß
|L05 sie bis auf die Schultern hängen, indem sie in das Loch, welches sie eingebohrt
|L06 haben, von Zeit zu Zeit immer dickere Kügelchen von Pergament
|L07 hineinstopfen. Sie sind im höchsten Grade eigennützig. Sie bringen so
|L08 wie andere {&v Indier } die Fische dann erst, wenn sie stinken, auf den Markt.
|L09 Es hält schwer, daß eine Frauensperson als Jungfer einen Mann bekomme.
|L10 Wenn sie Zeugnisse hat, daß sie schon mit einem Manne zu thun
|L11 gehabt, so ist dies eine wichtige Empfehlung zur Verehelichung. Man
|L12 verbrennt hier wie in den vorher angeführten Ländern die Leichen. Man
|L13 holt aus diesem Lande Edelgesteine. Die Büffelochsen, die sonst im wilden
|L14 Zustande sehr grimmig sind, werden hier zum Lasttragen und andern Arbeiten
|L15 sehr wohl gezähmt.
|L16 ≥ {&v Assam. } ≤
|L17 Nordwärts von {&v Arakan } und Pegu. Ist in Ansehung dessen, was das
|L18 Land hervorbringt, eins der besten Länder in Asien, hat den besten Gummilack,
|L19 hat Gold und Silber. Die Einwohner verfertigen eine schöne Gattung
|L20 Schießpulver, und es soll auch daselbst erfunden sein. Es wird mit
|L21 den Verstorbenen alle ihr Hausgeräthe, auch wohl ihre Thiere, vergraben,
|L22 damit sie ihnen in jenem Leben mögen dienen können. Die Einwohner
|L23 im nördlichen Theile sehen schön aus, außer daß sie mit Kröpfen behaftet
|L24 sind. Hundefleisch ist das Hauptgericht bei {&v Gastmählern }. Salz
|L25 wird bloß durch Kunst gemacht aus einem gewissen Kraute, das auf stillstehendem
|L26 Wasser wächst, aus dessen Asche sie es laugen. Die alten Deutschen
|L27 sollen es vor diesem auf eben eine solche Art gewonnen haben.
|L28 ≥ Indostan. ≤
|L29 Der Große Mogul {&e war bis auf neuere Zeiten, da das politische System
|L30 der Engländer so gewaltige Revolutionen in jenen Gegenden hervorgebracht
|L31 hat, } Beherrscher dieses großen Landes allein, von den tatarischen
|L32 Gebirgen an bis an das Cap Comorin, die äußerste Spitze der Halbinsel
|L33 diesseits des Ganges, und von Persien bis {&v Arakan } und {&v Assam }. In der
|L34 gedachten Halbinsel herrschen zwar viele Könige und {&v Rajas }, allein sie [† Hol-R]
|P_388_
|L01 waren dem Mogul, seitdem der große {&v Aurengzeb } sie unter das Joch brachte,
|L02 {&e nun aber einem Theile nach den Engländern zinsbar, ja manche ihrer
|L03 großen Besitzungen denen der ostindischen Compagnie einverleibt. } Die
|L04 Einwohner der Halbinsel sind aus mohrischem und arabischem Geschlecht,
|L05 weil vor 250 Jahren diese daselbst festen Fuß faßten und sich allenthalben
|L06 ausbreiteten. Daher auch hin und wieder die Gestalt den afrikanischen
|L07 Mohren ähnlich ist.
|L08 ≥ 1. Von der Halbinsel diesseit des Ganges. ≤
|L09 Es herrscht daselbst, wie überhaupt in dem nördlichen Theile des
|L10 {&v heißen Erdstriches } die Abwechselung der Moussons. Allein in den Zweifelmonaten,
|L11 ehe sich der Wechselwind vollkommen einstellt, giebt es entsetzliche
|L12 Orkane mit Gewittern vermischt, die einen grausamen Schaden
|L13 anrichten, und vor denen sich kein Mensch auf den Beinen erhalten kann.
|L14 Die Land- und Seewinde wechseln auch alle Tage ab. Die Seewinde
|L15 wehen vom Mittage an bis zur Mitternacht, die Landwinde aber die
|L16 übrige Zeit hindurch. Die Regenzeit fängt erst gegen Ende des Junius
|L17 an und dauert bis gegen das Ende des {&v Octobers } auf der malabarischen
|L18 Küste. Auf {&v Koromandel } dagegen fängt sie sechs Wochen später an und
|L19 dauert eben so viele Wochen länger. Auf der westlichen Küste sind mehrere
|L20 Flüsse als auf der östlichen. Die Flüsse sind alle sehr klein, weil sie mehrentheils
|L21 abgezapft und auf die Reisfelder geleitet werden, ingleichen weil
|L22 sie sich nicht vereinigen, um große Flüsse zu bilden.
|L23 An dem Vorgebirge Comorin ist die Perlenbank, wo vornehmlich
|L24 von den Holländern gefischt wird.
|L25 Unter der Oberherrschaft des Königs {&v von Kotschin } auf der malabarischen
|L26 Küste leben einige tausend Familien Juden, die vielleicht zur Zeit
|L27 {&v Nebukadnezars } hieher gekommen sind und wenig von den Propheten und
|L28 Christo wissen.
|L29 In {&v Golkonda } und {&v Visapour } oder Visiapour sind die berühmten Demantgruben,
|L30 deren einige, welche die ergiebigsten sind, man doch {&v absichtlich }
|L31 hat zuwerfen lassen, damit dieses Edelgestein nicht zu gemein würde.
|L32 In den Gebirgen {&v Ghats } wohnen die {&v Nizam } oder Fürsten, welche niemals
|L33 dem Mogul sind unterworfen gewesen.
|L34 In der Bai von {&v Kambay } ist die schnellste Fluth von der Welt, der
|L35 selbst ein Pferd nicht soll entrinnen können. {&g } [† Hol-R]
|P_389_
|L01 ≥ 2. Bengala ≤
|L02 hat überhaupt sehr große Künstler. Ihre Leinewand übertrifft alle
|L03 denkbare Feinheit. In Verfertigung gemalter Gläser, Seidenzeuge, eines
|L04 guten Mörtels zum Mauern, allerlei guter Medicamente und Chineser-
|L05 Arbeiten sind sie berühmt.
|L06 ≥ 3. {&v Kaschmir } ≤
|L07 liegt am {&g } Gebirge, hat eine temperirte Luft wie die angenehmsten Länder
|L08 von Europa, hat auch Einwohner von eben solcher Farbe und Fähigkeit,
|L09 solche Früchte und wird einem irdischen Paradiese gleich geachtet.
|L10 {&R + (Hier ist eine Lücke in der Kantischen Originalhandschrift, die
|L11 ich der fast diplomatischen Genauigkeit zufolge, welche ich mir hier nach
|L12 den in der Vorrede angegebenen Gründen zum Gesetze gemacht habe,
|L13 für jetzt nicht ausfülle. Noch einmal wiederhole ich es: Kant würde
|L14 noch vor einigen Jahren alles ganz anders geliefert haben; ich würde ohne
|L15 jene Gründe ebenfalls anders verfahren sein, aber so - und Kant
|L16 forderte die Herausgabe seiner physischen Geographie von mir mit einer
|L17 dringenden Güte, der ich nicht widerstehen konnte, nicht durfte.
|L18 Anmerkung des Herausgebers.)
Entspricht: [Ms Holstein, p. 253,10 - 268,18]}
|L19 ≥ Molukkische Inseln. ≤
|L20 Sie stehen unter der Herrschaft der drei Könige von Ternate, {&v Tidore }
|L21 und {&v Batjan }, welche alle Mahomedaner sind. Sie haben den Holländern
|L22 die landesherrliche Hoheit abgetreten, {&v und kann kein Holländer ohne Einwilligung
|L23 seiner Landsleute gestraft werden. } Diese haben mit ihnen auch
|L24 einen Vertrag gemacht, daß sie für ein gewisses ansehnliches Jahrgeld die
|L25 Muskaten- und Nägeleinbäume auf allen ihren Inseln ausrotten, ausgenommen
|L26 Amboina und Banda, und daß sie hin und wieder {&v Castelle } zu
|L27 der {&v Beschützung } ihrer Handlung anlegen dürfen. Die Einwohner der
|L28 Molukken sind faul, feige, hoffärtig, betrügerisch, lügenhaft, rächen sich
|L29 heimtückischer Weise und halten Hurerei für keine Sünde. Es ist hier, wie
|L30 auf dem festen Lande von Indien ein Kokos- oder andrer Palmbaum alles
|L31 in allem. Die Blätter sind ihr Tischtuch, auch ihre Teller, wozu auch Kokosschalen
|L32 kommen. Ausgehöltes Bambusrohr ist ihr Gefäß zum Trinken.
|P_390_
|L01 Sago ist ihr Brod. Die Nägeleinbäume werden bloß auf Amboina und
|L02 die Muskaten auf Banda geduldet. Schulz schreibt von den Einwohnern
|L03 von Ternate, daß sie Helden im Gefechte sind, aber eine ewige Rachbegierde
|L04 haben, übrigens sehr schwarz von Farbe sind und lange Haare haben.
|L05 Die Ländereien von Amboina und den dazu gehörigen Inseln sind
|L06 sonst die besten, im Übrigen aber sind diese Inseln arm und verlohnen den
|L07 Holländern nicht die Unkosten, wenn man die Gewürze ausnimmt. Der
|L08 Nägeleinbaum {&v gleicht } einem Birnbaume, so wie der Muskatenbaum einem
|L09 Apfelbaume.
|L10 ≥ Die Insel Celebes oder Macassar. ≤
|L11 Celebes, oder der nördliche Theil der Insel gehört dem Könige von
|L12 Ternate zu. Macassar aber, der südliche Theil, ist unmittelbar unter
|L13 dem Schutze der Holländer. Man hat dort Goldsand, Calambak, Santelholz
|L14 und Farbehölzer. Die Einwohner besprengen ihren Tabak mit im
|L15 Wasser zerlassenen {&v Opium } oder thun etwas davon in der Größe eines
|L16 Nadelkopfes in die Pfeife, wovon sie kühn im Gefechte werden. Die Macassaren
|L17 scheinen die einzige kriegerische Nation, die jenseits der Bai von
|L18 {&v Bengalen } wohnt, zu sein. Sie werden wie die Schweizer an andern Höfen
|L19 zur Leibgarde gesucht. Der Macassaren Farbe ist schwärzlich, die
|L20 Nase platt und zwar in der Jugend in der Art eingedrückt. Ihre Buchstaben
|L21 sind den arabischen gleich, so wie sie selbst wahrscheinlich von {&v dieser
|L22 Nation } abstammen. Sie scheinen edel gesinnt zu sein, sind hitzig und auffahrend
|L23 und nicht zur sklavischen Unterthänigkeit gemacht. Sie sind Mahomedaner.
|L24 Sie schießen ihre Pfeile aus Blasröhren.
|L25 ≥ Von den Sundaischen Inseln. +
|L26 Borneo ≤
|L27 ist {&v mit eine der größten } unter allen bekannten Inseln. Die Dünste,
|L28 die nach der Überschwemmung aus dem Erdreiche aufsteigen, der Gestank
|L29 der alsdann zurückbleibenden Ungeziefer, die kalten Winde, welche plötzlich
|L30 auf große Hitze folgen, machen diese Insel zu einem ungesunden Lande.
|L31 Die Moussons wehen in der Art, daß vom October bis in den April Westwinde
|L32 nebst vielem Regen, von der Zeit an aber bis in den October
|L33 Ostwinde und trockenes Wetter auf der südlichen Küste erfolgen. Doch
|P_391_
|L01 geht selten ein Tag hin, da nicht ein Regenschauer sich einstellt, denn es
|L02 findet auch an jedem Tage ein Wechsel der Land- und Seewinde statt. Die
|L03 nördliche Küste wird nicht besucht. Die Fluth erfolgt nur einmal in {&v vier
|L04 und zwanzig Stunden } und zwar bei Tage, denn in der Nacht wehen die
|L05 Landwinde sehr stark gegen dieselbe. Die Bewohner der Küsten sind Mahomedaner,
|L06 im Innern des Landes wohnen Heiden. Die letztern {&v schießen }
|L07 auch so wie die Macassaren ihre Pfeile aus Blasröhren. Diese sind auch
|L08 mit einer Art von Bajonetten versehen. Die Einwohner von Borneo sind
|L09 schwarz, haben aber lange Haare. Die Heiden im Innern des Landes
|L10 malen sich den Leib blau, ziehen sich die Vorderzähne aus und setzen sich
|L11 goldene ein. Man handelt allhier Gold in Stangen und in Staub ein,
|L12 ferner Drachenblut, Affen und Ziegenbezoar, den besten Kampher, Vogelnester,
|L13 schwarzen und weißen Pfeffer; der letztere, weil er von selbst abgefallen
|L14 und an der Sonne gelegen hat, ist besser. Hier sind auch Diamanten,
|L15 so wie der Orangutang {&g }. Hier herrscht auch die Meinung vom Drachen,
|L16 der den Mond verschlingen soll. Die Bewohner von Borneo glauben,
|L17 daß alle Krankheiten von einem bösen Geiste herrühren, dem sie ein Opfer,
|L18 so wie ein kleines Schiff verehren und letzteres auf dem Flusse fortgehen
|L19 lassen.
|L20 ≥ {&v Java }. ≤
|L21 Auf dieser Insel herrschen fünf Könige. Auf dem Lande des Königs
|L22 von Bantam ist {&v Batavia } erbaut. Der von {&v Mataran } ist der mächtigste.
|L23 Vom Novembermonate bis in den März herrschen Westwinde und nasses
|L24 Wetter, vom Mai bis in den October hingegen Ostwinde und trockenes
|L25 Wetter. Die Holländer halten in allen den ansehnlichsten Städten auf
|L26 {&v Java } Festungen und geben allen Fürsten, ausgenommen den von {&v Palembang, }
|L27 Leibgarden, um sie in Ruhe zu halten.
|L28 Die herrschende Religion ist die mahomedanische. Im Inwendigen
|L29 des Landes sind Heiden.
|L30 Die {&v Javaner } sind gelb und von breitem Gesichte, herausstehenden
|L31 hohen Kinnbacken, platter Nase, diebisch, trotzig und sklavisch, bald wüthend,
|L32 bald furchtsam. Die Europäer, wenn sie bei ihren Sklaven eine
|L33 Aussage herausbringen wollen, so legen sie ihnen ein Stöckchen, welches
|L34 gespalten ist, an den Hals und sie müssen sagen: "Schwarzer Johannes,
|L35 wenn ich schuldig bin, so kneife mir den Hals zu!", welches zu sagen
|L36 sie, wenn sie schuldig sind, gemeiniglich nicht das Herz haben; oder sie
|P_392_
|L01 geben ihm einen Haufen trockenen Reis zu kauen und bilden ihm ein, daß,
|L02 wenn er lüge, es ihn ersticken werde; da alsdann diese Vorstellung oft die
|L03 Wahrheit herauspreßt. Oder sie geben ihm einen Stock, eines Fingers
|L04 lang, murmeln etwas darüber und bilden ihnen ein, daß derselbe, wenn
|L05 er bei den Schuldigen eine Zeit lang gewesen, einen Finger breit länger
|L06 werde. Dieser glaubt es und schneidet etwas davon. Man findet auf {&v Java }
|L07 viel Pfeffer, Zuckerrohr und {&v Kardamom }, welches Gewürz an einem rohrähnlichen
|L08 Baume wächst. Man hat zwar Weinstöcke und Trauben, aber
|L09 man kann keinen Wein davon machen. Es sind ferner darauf {&v Kubeben, }
|L10 eine kriechende Pflanze wie die des Pfeffers. Tamarinden, eine Art Bäume
|L11 wie Kastanienbäume, die eine Schotenfrucht tragen, {&v Benzoe, Betel- und
|L12 Pinang- oder Arekanüsse. } Es giebt, wiewohl selten, Orangutangs, den
|L13 Rhinozeros, fünf und zwanzig Fuß lange Schlangen, die einen ganzen
|L14 Menschen verschlingen. {&v Einige erzählen }, daß man aus dem Bauche einer
|L15 solchen Schlange ein Kind noch lebendig herausgezogen habe. Unter die
|L16 großen Landplagen gehören die Kakerlaks, eine Art Käfer, welche alles
|L17 zerfressen, den Menschen im Schlafe zerbeißen und häßlich stinken.
|L18 ≥ Sumatra. ≤
|L19 Die Insel ist ungesund. Die Witterung {&v geht gewöhnlich } von der
|L20 größten Hitze bis zur empfindlichsten Kälte plötzlich über. An den Küsten
|L21 sind Moräste und Sümpfe von ausgetrocknetem Seewasser, welches ungesunde,
|L22 stinkende Nebel verursacht. Das Sterben der Fremden ist so gewöhnlich,
|L23 daß man fast alle Furcht davor verloren hat. {&v Atschin } ist eines
|L24 der {&g } Königreiche auf dieser Insel an der Nordspitze derselben. Der Regen,
|L25 der hier beim nassen Mousson fällt, ist erstaunlich heftig. Die Einwohner
|L26 von Sumatra sind schwärzlich, von platten Gesichtern, kleinen Nasen, färben
|L27 sich die Zähne schwarz und salben den Leib mit stinkendem Öle. Sie
|L28 sind an den Küsten Mahomedaner, im Inwendigen des Landes Heiden,
|L29 sie bedienen sich stark nebst der {&v Betelareka } des {&v Opiums } und des Bangs.
|L30 Das vornehmste Landesproduct ist der Pfeffer, hernach Reis und dann
|L31 Zuckerrohr. Es wird hier viel Gold und mehr als sonst irgend in Asien
|L32 aus den Bächen gewaschen.
|L33 Ihre Prönen haben zu beiden Seiten Rahmen als Ausleger, worauf
|L34 sie zur Zeit des Sturms zwei Männer setzen und zwar auf der entgegengesetzten
|L35 Seite, das Umschlagen zu verhüten.
|P_393_
|L01 Die Inseln
|L02 ≥ Nicobar und {&v Andaman } ≤
|L03 liegen nordwärts von Sumatra. Die Einwohner sind lang und {&v wohlgebildet }
|L04 und dunkelgelb von Farbe. Sie haben eine Baumfrucht, deren sie
|L05 sich als Brod bedienen, denn anderes Getreide haben sie nicht. Sie essen
|L06 auch nicht vieles Fleisch. Man beschuldigt sie fälschlich, daß sie Menschenfleisch
|L07 fressen sollen. Überhaupt haben die Vernünftigsten von allen Reisenden
|L08 diese manchen unbekannten Völkern angedichtete Grausamkeit unwahr
|L09 befunden, worunter auch Dampier gehört. [† Hol-R]
|L10 ≥ Das Land der Papuas. ≤
|L11 Es ist noch nicht recht ausgemacht, ob es eine Insel sei. Die Einwohner
|L12 der Küste sind schwarz und leben bloß von Fischen. Ihre Religion
|L13 soll in Verehrung eines kleinen Steins mit grünen und rothen Streifen
|L14 bestehen. Neuholland ist von Dampier entdeckt worden im sechzehnten
|L15 Grad der Süderbreite. Die Einwohner sind schwarz und haben ein wollichtes
|L16 Haar wie die Neger und sind fast eben so häßlich, können die Augen
|L17 nicht recht aufmachen, sind so armselig als ein Volk auf der Erde.
|L18 ≥ Andere Inseln in diesem Meere. ≤
|L19 Die Insel Bali ostwärts nahe an Java heißt auch {&v Klein-Java. }
|L20 Die Einwohner sind fast alle Götzendiener. Sie sind weißer als die Bewohner
|L21 von {&v Java }, getreu, fleißig, tapfer, vornehmlich ihre Weiber sehr vernünftig,
|L22 arbeitsam, gutherzig. Daher diese gern von den Chinesern zu
|L23 Weibern oder in {&v Java } zu Sklavinnen, jene aber gerne zu Sklaven gesucht
|L24 werden. Hier herrscht der böse Gebrauch, daß die Weiber sich mit ihren
|L25 verstorbenen Männern verbrennen müssen. Als im Jahr 1691 der Fürst
|L26 von Bali verstarb, wurden von seinen vier hundert Weibern zwei hundert
|L27 und siebzig mit Dolchen niedergestoßen, worauf sie eine Taube, die sie in
|L28 der Hand hatten, fliegen ließen und ausriefen: "Wir kommen Kaiser!",
|L29 worauf sie verbrannt wurden.
|L30 Auf Solor, Timor und einigen nahen Inseln wird einzig und allein
|L31 der ächte Sandelbaum, sowohl der weiße als der gelbe und auch der rothe,
|L32 gefunden. [† Hol-R]
|P_394_
|L01 ≥ Ceylon ≤
|L02 liegt nur acht Meilen vom festen Lande Indiens. Die Holländer
|L03 besitzen die Küste nunmehr und der {&v Kaiser } von Ceylon das Innere des
|L04 Landes. Die alten Einwohner des Landes werden {&v Singhalesen } genannt.
|L05 Sie sind braun von Farbe, aber nicht häßlich, sind beherzt, munter
|L06 und höflich, sanftmüthig, sparsam, aber starke Lügner, Reis ist ihre
|L07 vornehmste Speise. Zu ihren vornehmsten Bäumen gehört: 1. Der {&v Talipot };
|L08 hat ungemein große Blätter, welche wie Windfächer in langen Falten
|L09 wachsen. Auf Reisen tragen die Einwohner solche wider Sonne und Regen
|L10 auf dem Kopfe. Ein jeder Soldat hat ein solches Blatt statt eines Zeltes.
|L11 Der Baum bringt nicht eher Frucht als in dem letzten Jahre, wenn er vertrocknen
|L12 will. 2. Der Neffule, aus dessen abgezogenem Safte sie {&g } Braunzucker
|L13 kochen. 3. Der Zimmetbaum ist allein auf dieser Insel anzutreffen;
|L14 die zweite untere, abgestreifte Rinde ist der Zimmet. Es giebt verschiedene
|L15 Gattungen von Zimmetbäumen. Ein jeder Baum geht aus, sobald er abgeschält
|L16 worden, und er muß an sechs Jahre alt sein, um dazu gebraucht
|L17 zu werden. Der ganze vortreffliche Geschmack sitzt in dem zarten Häutchen
|L18 welches die Rinde inwendig bekleidet, dessen Öl beim Trocknen in die Rinde
|L19 dringt. Das Holz, die Blätter, die Frucht haben zwar etwas von dem Geruche
|L20 in sich, aber wenig. Eine Art Vögel, Zimmetfresser genannt, pflanzen
|L21 diesen Baum durch die von ihnen unverdauten {&v Fruchtkörner } fort, wie
|L22 denn auch nach abgehauenen Bäumen neue Sprößlinge aufschießen. Der
|L23 Geruch dieser Bäume ist weit in die See zu merken. Aus den Wurzeln
|L24 macht man Kampher.
|L25 Diese Insel hat eine große Menge Elephanten, welche die Einwohner
|L26 geschickt zu fangen und zu zähmen wissen. Die Blutigel sind hier auf Reisen
|L27 eine erstaunliche Plage. Das hiesige inländische Papier besteht aus
|L28 Striemen, die aus den Blättern des {&v Talipot } geschnitten werden, und in
|L29 die man mit einem Griffel die Buchstaben ritzt. Sie verehren einen obersten
|L30 Gott; beten aber doch auch die Bildnisse der Heiligen und Helden an. Auf der
|L31 Spitze des {&v Pic d'Adam } ist ihrem Vorgeben nach ein Fußstapfe ihres Gottes
|L32 {&v Buddha } anzutreffen. Diesen Fußstapfen verehren sie. Man findet einige
|L33 prächtige und sehr alte Tempel, die zu einer Zeit müssen erbaut sein, da
|L34 ein sehr mächtiger Monarch über sie geherrscht hat. Denn jetzt wissen sie
|L35 nicht einmal etwas an ihnen auszubessern. Die Ehemänner sind hier nicht
|L36 eifersüchtig. Die Weiber werfen ihre Kinder weg oder verschenken sie,
|P_395_
|L01 wenn sie ihrer Einbildung nach in einer unglücklichen Stunde geboren
|L02 werden. Die Schlange Pimberach schlingt ein ganzes Reh auf. Die Spinne
|L03 {&v Demokalo } ist so groß als eine Faust, haaricht, glänzend und durchsichtig,
|L04 ihr Biß macht wahnsinnig.
|L05 ≥ {&v Maledivische } Eilande. ≤
|L06 Dives heißt in der Sprache der Einwohner eine Insel, und {&v Male }
|L07 ist die vornehmste aller dieser Inseln, der Hauptsitz des Königs. Aus beiden
|L08 Wörtern ist {&v Maledives } zusammengesetzt. {&v Der Umfang } aller dieser
|L09 Inseln beläuft sich über zwei hundert deutsche Meilen. Sie sind in dreizehn
|L10 Attolons oder Trauben von Inseln als so viele Provinzen abgetheilt.
|L11 Ein jeder Attolon ist mit einer besondern Steinbank umfaßt, woran sich
|L12 die Wellen mit Ungestüm brechen. Wenn sich der König der Malediven
|L13 einen König von zwölf tausend Inseln nennt, so ist dies eine asiatische Vergrößerung.
|L14 Die meisten Inseln sind unbewohnt und tragen nichts als
|L15 Bäume. Andere sind bloße Sandhaufen, die bei einer starken Fluth unter
|L16 Wasser gesetzt werden. Es giebt hier keine Flüsse, sondern bloßes Brunnenwasser.
|L17 Nur vier bis fünf Kanäle von denen, welche zwischen den
|L18 Attolons fortgehen, können befahren werden, und dieses wegen der reißenden
|L19 Ströme und der vielen Klippen auch nur mit großer Gefahr. Die
|L20 Hitze ist hier sehr mäßig. Die Regenmonate dauern von dem April bis in
|L21 den September, da dann Westwinde wehen. Die übrigen Monate haben
|L22 bei Ostwinden immer sehr schönes Wetter. Die {&v Malediver } sind schön, obschon
|L23 olivenfarbig; sie scheinen von den Malabaren abzustammen. Man
|L24 begräbt hier sorgfältig die abgeschnittenen Haare und Nägel als Theile,
|L25 die eben so wohl zum Menschen gehören als die übrigen. Die Hauptinsel
|L26 {&v Male } liegt in der Mitte aller Inseln. Es ist eine Art von Bäumen hier,
|L27 deren Holz ungemein leicht ist, und mit deren Brettern, die die Taucher in
|L28 der See an versunkene Sachen anknüpfen, sie weiße, glatte Steine heraufbringen,
|L29 die mit der Zeit schwarz werden und dann zum Bauen, {&v auch wohl
|L30 zu andern Endzwecken dienen. }
|L31 Die Religion ist mahomedanisch. Die Malediver essen mit Niemanden
|L32 als mit einem, der ihnen an Ehrenstellen, Geburt und Reichthum
|L33 völlig gleich ist. Weil dieses nun schwer auszumitteln ist, so schickt derjenige,
|L34 der {&v Fremde } bewirthen will, ihnen gemeiniglich einen Tisch mit
|L35 Essen ins Haus.
|P_396_
|L01 Die Betelblätter mit der {&v Arekanuß } werden hier auch unmäßig gebraucht.
|L02 Gegen Augenschmerzen, wenn sie lange in der Sonne bleiben,
|L03 essen sie eine gekochte Hahnenleber, und das hilft, {&v wie einige } an sich selbst
|L04 wollen erfahren haben. Die Nation ist sehr geil. Der Hofstaat des Königs
|L05 sieht ziemlich prächtig aus. {&v Maledivische } Kokosnüsse werden aus der See
|L06 ausgeworfen, ohne daß man weiß, wo sie herkommen, und sind sehr rar.
|L07 Sie sollen ein Arzneimittel sein. Hier findet man die kleine Muschel {&v Bolis },
|L08 die in Indien {&v Kauris } genannt wird, und die dreißig bis sechzig Schiffsladungen
|L09 voll vornehmlich nach Bengala verschifft werden und dort für
|L10 baares Geld gehen. Sie gelten auch in Afrika. Die Einwohner sind künstlich
|L11 im Arbeiten.
|L12 ≥ Persien. ≤
|L13 Das Land hat vornehmlich in seinem mittleren Theile, in den Gegenden
|L14 von {&v Täbris } und Schiras usw., starke Abwechselung von Kälte
|L15 und Hitze. Es giebt viele unbewohnte Wüsteneien, ingleichen Salzwüsten,
|L16 die nach dem ausgetrockneten Regenwasser mit Salz kandisirt werden, in
|L17 demselben. In der Mitte von Persien ist kein schiffbarer Strom, und es ist
|L18 überhaupt so leicht kein Land in der Welt, das an der See läge und so
|L19 wenige Ströme hätte. Vom Juni bis zum Septembermonate ist die Luft
|L20 überhaupt heiter.
|L21 {&g } An dem Persischen Meerbusen in den nahegelegenen Gegenden ist
|L22 der Wind, der über die Wüste Kerman kommt, brennend heiß und roth.
|L23 Er ist nichts anders als der {&v berühmte Samiel }. Die Insel Ormus ist zwei
|L24 Finger dick mit Salz kandisirt und sehr heiß.
|L25 Das persische Geblüt ist sehr vermischt, nämlich von den Arabern,
|L26 Tatarn, Georgiern, deren Weiber sie häufig nehmen. Daher ist in ihrer
|L27 Gestalt außer der Olivenfarbe kein besonderes Merkmal. Die Gauren
|L28 oder Guebern sind der Nachlaß von der alten Nation. {&v Zerduscht } oder
|L29 Zoroaster ist ihr Prophet. Sie sind häufig in den südlichen Provinzen
|L30 anzutreffen und beten das Feuer an. Die Perser sind witzig und artig.
|L31 Sie lieben die Poesie ungemein, und sie gefällt auch selbst denjenigen, die
|L32 kein Persisch verstehen. Die Mädchen werden im achten Jahre mannbar,
|L33 und im dreißigsten hören sie es auf zu sein. In Persien ist die Astrologie
|L34 in großem Ansehen. Das Reich verwendet an die, die sich hierinnen hervorthun,
|L35 an Geschenken auf zwei Millionen Thaler. Weil sie allenthalben
|L36 mit den {&v -rzten } zugleich bei den Kranken gebraucht werden (mit welchen
|P_397_
|L01 sie doch in immerwährender Uneinigkeit leben), so stehen sie in großer
|L02 Connexion und können dadurch leicht heimliche Dinge erfahren. Eine
|L03 rühmliche Sache in Persien ist, daß meretirte, vornehme Männer vielfältig
|L04 im Alter öffentliche Lehrstunden halten, da sie ihre Wissenschaft und Erfahrung
|L05 den Jungen mittheilen. Was die Religion anbetrifft: so bildet sie
|L06 eine Secte der mahomedanischen, welche aber von den Türken sehr gehaßt
|L07 wird. Man findet aber in ihren Schriften öfters viel reinere Begriffe vom
|L08 Himmel und Hölle, als man sie im Koran liest. Eine artige Fabel, die
|L09 man hier von drei Kindern erzählt, deren eins als ein Kind, das zweite
|L10 gottlos und das letzte fromm starb. Eine andere Fabel von dem Versuche
|L11 der Engel, in menschliche Leiber über zu gehen. Die guten Werke
|L12 sind ihrer Lehre nach Zeichen der göttlichen Gnade, aber verdienen nicht
|L13 die Seligkeit. Die Seele soll nach dem Tode einen zarten Luftleib bekommen.
|L15 Adam soll eigentlich durch das Essen des verbotenen Baumes nicht
|L16 gesündigt haben. Es sei ihm nur widerrathen worden, weil er diese grobe
|L17 Speise nicht so wie die übrigen ausschwitzen könnte. Er sei aus dem Himmel
|L18 gestoßen worden, damit er ihn nicht verunreinigte. Sonst ist ihre Andacht
|L19 bei Predigten sehr schlecht, indem manche Tabak rauchen, einige sich
|L20 unterreden usw. Hier laufen auch die Derwische und {&v Fakirs } häufig
|L21 umher. Gegen den Meerbusen von Persien zu giebt es so genannte {&v Johannis- }
|L22 Christen, welche von Christo nichts wissen, außer daß sie vom Taufen
|L23 viel Wesens machen und des {&v Johannes } zum öftern gedenken. Naphtha
|L24 fließt hier aus Felsen. Der Schiraswein soll der köstlichste in der Welt
|L25 sein. Man trinkt ihn nur heimlich, aber man berauscht sich an Opium
|L26 öffentlich, an Bang und Trank von Mohnsamen. Sie rauchen den Tabak
|L27 durch Wasser. Das Opium, das sie sehr stark brauchen, wird aus der
|L28 Mohnpflanze Hiltot durch Einritzen des Kopfes gezogen. Die Arbeiter
|L29 bekommen hiebei häufige Schwindel. In {&v Chorasan } giebt es viele Mumien,
|L30 aber bloße Sandmumien. Die Perlenfischerei trägt fünf Millionen
|L31 Thaler ein. Jetzt läßt man die Muschelbank ruhen. Sie ist bei der Insel
|L32 {&v Bahrein } vorzüglich. Eine der vorzüglichsten Waaren, die man aus Persien
|L33 führt, ist die Seide. Tutia, eine Gattung Erde, welche in Töpfen gekocht
|L34 wird, wird ihr an die Seite gesetzt. Datteln und Pistacien sind hier schön.
|L35 Die Perser folgen dem {&v Galen } in ihren Curen und glauben, er habe von
|L36 Christo darin sehr viel gelernt. Er soll seinen Vetter {&v Philipp } an Christum
|L37 geschickt haben, der von ihm profitirte. Avicenna {&e (Ibn Sina) } ist ihr
|P_398_
|L01 größter Philosoph und {&v Arzt }. (Siehe den gegenwärtigen Staat von Arabien
|L02 und der großen Tatarei nach Salomons Beschreibung).
|L03 ≥ Arabien. ≤
|L04 Dieses Land hat das Rothe Meer gegen Westen, welches darum {&v rothfarbig
|L05 zu sein } scheint, weil im Grunde desselben viele Korallen-Gewächse
|L06 vorhanden sind. Die Winde sind auf demselben fast eben so beschaffen,
|L07 als deren in dem {&v heißen Erdstriche } {&e von uns } gedacht worden. {&v Suez } ist
|L08 eine der besten Städte in diesem Lande; aber Mocha wird von den Europäern
|L09 am meisten besucht.
|L10 In Medina ist Mahomeds Grab. Es ist ein viereckichtes Gebäude,
|L11 einhundert Schritte lang, {&v dreißig } breit und ruht auf {&v vierhundert } Säulen,
|L12 an denen viertausend Lampen hängen. Das Grab selbst ist mit einem
|L13 silbernen Gitter umfaßt, und die Mauer ist auf allen Seiten mit köstlichem
|L14 Stoffe umhangen, die mit Diamanten besetzt sind, welche Geschenke mahomedanischer
|L15 Prinzen sind. Mekka liegt mehr südwärts, darin ist die Kaaba,
|L16 ein würfelförmiges altes Gebäude, dessen Dach mit rothem und weißem
|L17 Stoffe, die Wände aber mit Damast behängt sind, welches schon vor Mahomeds
|L18 Zeiten für heilig gehalten worden. Der Platz umher ist mit {&v Gattern }
|L19 eingeschlossen. Dahin geschehen die Wallfahrten. {&v Maskat } hat den
|L20 mächtigsten Seefürsten in Arabien. Der größte Theil der Araber wohnt
|L21 in Zelten. {&v Die Scherifen von Mekka und Medina stehen in überaus großem
|L22 Ansehen. } In Arabien und überhaupt unter den Mahomedanern ist
|L23 das Stehlen am meisten verhaßt und selten.
|L24 Die herumschweifenden Araber sind in Stämme eingetheilt, die ihre
|L25 {&v Scheiks } oder Emirs haben. Einige sind den Türken tributair, die meisten
|L26 nicht.
|L27 Die Araber sind mittelmäßig groß, schlank, schwärzlich, haben eine
|L28 feine Stimme, sind tapfer. Sie punktiren ihre Haut gerne mit Nadeln
|L29 und reiben dann ätzende Farben in dieselbe. Viele tragen Nasenringe.
|L30 Sie sind aufrichtig, ernsthaft, liebreich und wohlthätig. Wie ihre Räuberei
|L31 zu Wasser und zu Lande zu entschuldigen sei. Ihre wenigen Brunnen
|L32 in den wüsten Gegenden machen es sehr beschwerlich zu reisen. Aber
|L33 der Dienst der Kameele erleichtert es. Die arabische Sprache ist die gelehrte
|L34 im Oriente. Sie halten eben so wie die Türken die Hunde für unrein
|L35 und scheuen ihre Berührung. Sie nehmen aber das Windspiel und
|L36 den Spürhund aus.
|P_399_
|L01 ≥ Naturbeschaffenheit. ≤
|L02 Das Land ist mehrentheils sandicht und dürre.
|L03 Der rechte Dattelbaum ist eigentlich in Persien und Arabien zu
|L04 Hause. Er ist entweder männlich oder weiblich. Der erstere trägt Blumen
|L05 und keine Früchte, der letzte Früchte und keine Blumen. Von ihrer
|L06 Begattung. Der weibliche Baum trägt nicht eher Früchte, bis er von
|L07 dem Staube des männlichen bestaubt ist. Der männliche hat eine Art
|L08 Schoten, welche beim Aufplatzen einen Blumenstaub von sich geben. Der
|L09 Syrup, der aus Datteln gekocht wird, dient statt der Butter. Der Kaffeebaum.
|L10 {&v (S. oben.) } Die Aloe, sonderlich von {&v Sokotora }. Hier ist sie am
|L11 besten und häufigsten. Der arabische Balsam wird durch Einritzung eines
|L12 besondern Baumes gewonnen. Er ist von Anfang so stark, daß einem die
|L13 Nase davon blutet. Myrrhe. {&v Ob-el-Mosch } oder der Same des Mosch
|L14 sind Balsamkörner, sind Samen einer Pflanze.
|L15 Der Fels in der arabischen Wüste Sin, darin noch die Löcher, aus
|L16 denen auf Mosis Anschlagen mit dem Stocke Wasser geflossen, zu sehen
|L17 sind. Die Griechen haben das Kloster auf dem Berge Sinai schon auf eintausend
|L18 Jahre in Besitz gehabt. Sie haben hier den besten Garten in
|L19 Arabien.
|L20 ≥ Religion. ≤ |P_400_
|L21 Mahomed, der {&g } zu Mekka geboren war, heirathete eine reiche Wittwe
|L22 {&v Chadidja }. Dieser machte er seinen vertraulichen Umgang mit dem Engel
|L23 Gabriel in einer Höhle unter Mekka kund. Er beschuldigte Juden und
|L24 Christen der Verfälschung der Heiligen Schrift. Gab seinen {&v Koran } stückweise
|L25 heraus. {&v Ali, Osman und Abubekr } waren bald seine Neubekehrten.
|L26 Von diesen verbesserte {&v Osman } den {&v Koran }. Mahomed war liebreich, beredt,
|L27 schön. Seine Schreibart war so vortrefflich, daß er sich oft zum Beweise
|L28 seiner Sendung auf die Schönheit seines {&v Stils } berief.
|L29 Er bekannte, daß er keine Wunder thun könne. Doch dichtet man ihm
|L30 an, daß er den Mond in zwei Theile zerspalten, daß eine Schöpsenkeule
|L31 ihn gewarnt nicht von ihr zu essen, weil sie vergiftet wäre. Man dichtet
|L32 ihm viele Betrügereien an, die er doch nicht gethan. Er heirathete nach
|L33 der {&v Chadidja } Tode die Aischa, eine Tochter {&v Abubekrs } {&g }. Von seiner Reise
|L34 durch die sieben Himmel. Das Volk in Medina fing an ihm anzuhängen,
|L35 und er floh dahin bei seiner Verfolgung, die er von Seiten der Regierung
|L36 {&e zu Mekka } erfahren hatte. {&v Diese seine Flucht bildete eine besondere Ära
|L01 der Mahomedaner }
|L02 nach Christi Geburt anhebt.
|L03 Seine Tochter Fatima verheirathete er an den Vetter {&v Ali }. Er befahl
|L04 das Gesicht im Beten nach Mekka hinzuwenden. {&g } Er nahm Mekka durch
|L05 Überrumpelung ein und bezwang einen großen Theil Arabiens und starb
|L06 am Gifte, welches er mit einer Schöpsenkeule in sich gegessen hatte. Das
|L07 Gebiet von Mekka ist heilig. Der Brunnen {&v Semsem }. {&v Alle Mahomedaner
|L08 wallfahrten dahin oder sollen wenigstens einen Andern an ihrer Stelle
|L09 dahin schicken. } [† Hol-R]
|L10 ≥ Asiatische {&v Tatarei }. ≤
|L11 Dieses große Land wird fälschlich mit einem gemeinschaftlichen Namen
|L12 {&v Tartarei } oder {&v Tatarei } genannt von den Tataren, die eine von den
|L13 Horden gewesen, die sich zu einer gewissen Zeit vor andern hervorgethan
|L14 und mächtig gemacht hat. {&e - Krim. Kuban. Mingrelien. Imeretien.
|L15 Georgien. Circassien. Daghestan. Lesghier. }
|L16 ≥ Russisches Gebiet. +
|L17 Sibirien. ≤
|L18 Die Einwohner sind russische Christen, theils aber auch Mahomedaner
|L19 aus der {&v Bucharei }, theils Heiden von allerlei Gattungen, und diese letztern
|L20 machen die größte Menge aus. Die Mahomedaner sind höflich und
|L21 eines freundlichen Wesens. Sie sind die einzigen in diesem Lande, welche
|L22 einen Abscheu vor dem {&v Betrinken } haben, denn was die übrigen, sowohl
|L23 Christen als Heiden, anlangt: so giebt es wohl nirgend ein Geschlecht der
|L24 Menschen, bei dem {&v die Trinklust } in der Art ihre Herrschaft äußern sollte
|L25 als hier. Sibirien ist vornehmlich in seinem südlichen Theile ein gutes
|L26 Land; es hat allenthalben Weide und Waldungen im Überfluß und trägt
|L27 allerlei Getreide, welches doch gegen Norden zu abnimmt und weiter nach
|L28 der chinesischen Gränze hin aus Faulheit nicht gebaut wird. Es hat Silber,
|L29 Gold, Kupfer, Eisen, Marienglas, Marmor usw. In dem {&v argunskajischen }
|L30 Silberbergwerk werden im Durchschnitt das Jahr hindurch
|L31 an fünfzehn {&v Pud } Silber gewonnen. Obgleich die Viehweide hin und wieder
|L32 sehr gut ist: so giebt es doch große Steppen oder Wüsten von dürrem
|L33 Grase, welches die Einwohner anzünden und Meilen weit abbrennen.
|P_401_
|L01 Überhaupt ist es merkwürdig, daß allenthalben in diesen Ländern
|L02 und, wie andere Reisende versichern, auch in der {&v mongolischen Tatarei } die
|L03 Erde in die Tiefe von drei bis vier Fuß niemals im heißesten Sommer
|L04 aufthaut. Dieses fand Gmelin mitten im Sommer in {&g } einem Landstriche,
|L05 der noch näher nach Süden liegt als Berlin. In den nördlichen Provinzen
|L06 scheint dieser Frost in der Tiefe kein Ende zu nehmen. In {&v Jakutsk }
|L07 sollte ein Brunnen gegraben werden (denn man muß merken, daß es in
|L08 den etwas nördlichen Theilen von {&v Sibirien } gar keine Quellen giebt, weil
|L09 die Erde bald unter der Oberfläche gefroren ist), allein diese Erde war
|L10 auf {&v dreißig Fuß } tief immer gefroren und des gefrornen Erdreiches kein
|L11 Ende zu finden. Bei dem Flusse {&v Jugan } in dem Lande der {&v Jakuten } sind
|L12 einige Eisseen, da es mitten in der Hitze des Sommers an der freien Luft
|L13 starkes Eis friert. In {&v Jenisseisk } fand Gmelin bei seinem Winteraufenthalte
|L14 eine Kälte, die das Fahrenheitsche Thermometer ein hundert zwanzig
|L15 Grad unter 0 brachte. Das Quecksilber schien Luft von sich zu geben, aber
|L16 es gerann nicht. In {&v Jakutsk } kann man Früchte in Kellern unverletzt erhalten,
|L17 weil der Frost niemals herauskommt. Von den Mammuts-Knochen
|L18 in Sibirien.
|L19 ≥ Charakter der Nation in Sibirien. ≤
|L20 Die Samojeden, als die äußersten Bewohner dieses Landes gegen
|L21 Norden hin, sind klein, plump, von glatten Gesichtern, brauner Farbe und
|L22 schwarzen Haaren. Ihre Kleidung ist im Sommer aus Fischhäuten und im
|L23 Winter aus Rauchfellen gemacht. Ihre Gebäude bestehen nur aus einem
|L24 Zimmer, wo der Herd in der Mitte und das Rauchloch oben ist, welches,
|L25 wenn das Holz ausgebrannt hat, mit einem durchsichtigen Stücke Eis zugemacht
|L26 wird und zum Fenster dient. Ihre Speise sind frische und trockne
|L27 {&v Fische }. Man geht hier wie in dem übrigen nördlichen Sibirien auf langen
|L28 Brettern, wenn tiefer Schnee liegt. Fast alle nördlichen Bewohner
|L29 {&v Sibiriens } schlucken den {&v Tabak } bei dem Rauchen herunter.
|L30 Die {&v Ostjaken } bringen ihr Leben mit der Jagd und mit dem Fischfange
|L31 hin. Sie thun dies aber mit solcher Faulheit, daß sie oft in sehr
|L32 große Noth gerathen. Ihre Kleider machen sie von Störhäuten.
|L33 Unter allen Bewohnern Sibiriens möchten wohl die Tungusen, vornehmlich
|L34 die {&v conischen }, die fleißigsten sein. Denn ob sie gleich keinen
|L35 Ackerbau haben, so sind sie doch ziemlich geschickt, allerlei Handarbeit zu
|L36 machen, und fleißig auf der Jagd. Da im Gegentheil die {&v Jakuten } kaum
|L37 so viele Lust haben, ihre Fallen, in denen sie das Eichhörnchen fangen,
|P_402_
|L01 aufzustellen. Alle Tatarn, die Pferde haben, machen aus ihrer gesäuerten
|L02 Milch einen berauschenden Trank oder ziehen auch Branntwein ab. Alle
|L03 ihre Gedanken, alle ihre Festtage sind auf nichts anderes gerichtet als auf
|L04 das Trinken. Wenn man Kühe hat, macht man eben diesen Trank auch
|L05 aus Kuhmilch. Es ist zu merken, daß um {&v Tobolsk } so wie in Persien die
|L06 Kühe keine Milch geben, wenn nicht das Kalb oder dessen ausgestopfte
|L07 Haut dabei ist. Es ist auch wunderbar, daß das {&v Rennthier } sich hier im
|L08 Winter durch das Wegscharren des Schnees das dürre Gras selbst hervorzusuchen
|L09 weiß. Außer dem Saufen herrscht die Unzucht und daher die Venusseuche
|L10 in allen Städten, als {&v Tobolsk, Jenisseisk, Nertschinsk, Jakutsk } {&g }
|L11 und andern dermaßen, daß man in keinem Lande der Welt so viele Menschen
|L12 ohne Nasen sieht als hier. Allein es scheint sich endlich ihre Natur
|L13 so daran zu gewöhnen, daß sie selten daran sterben.
|L14 Die Faulheit in diesen Ländern ist erstaunlich. In {&v Nertschinsk } wird
|L15 einer lieber sein Haus umfallen lassen als es stützen. Kein Verdienst kann
|L16 ihn zur Arbeit bewegen, sondern bloß die Gewalt.
|L17 ≥ Religion. ≤
|L18 Wenn man die Russen dieser Gegenden ausnimmt {&g } und die Mahomedaner:
|L19 so haben die andern Völker mit keiner andern Gottheit als mit
|L20 dem Teufel zu thun; denn ob sie zwar einen obersten Gott statuiren: so
|L21 wohnt er doch im Himmel und ist gar zu weit. Die Teufel aber regieren
|L22 auf der Erde. Alle Dörfer haben ihren {&v Schaman } oder ihre {&v Schamanin, }
|L23 d. i. Teufelsbeschwörer. Diese stellen sich wie rasend an, machen grausame
|L24 Geberden, murmeln Worte her, und dann geben sie vor, den Teufel ausgefragt
|L25 zu haben. Gmelin hat sich von ihnen oft vorzaubern lassen, aber jedes
|L26 Mal ihre Betrügerei entdeckt. In {&v Jakutsk } fand er eine {&v Schamanin },
|L27 welche das Volk betrog. Sie that, als wenn sie sich ein Messer in den Leib
|L28 stach, hatte aber endlich die Herzhaftigkeit, als er auf sie genau Acht gab,
|L29 sich wirklich hinein zu stechen, etwas von dem Netze heraus zu ziehen, ein
|L30 Stück abzuschneiden und es auf Kohlen gebraten zu essen. Sie heilte sich
|L31 in sechs Tagen. Allenthalben hat man Bildnisse des Teufels. Der Teufel
|L32 der {&v Ostjaken } ist sehr unförmig, der der {&v Jakuten } eine ausgestopfte Puppe.
|L33 ≥ {&v Kamtschatka }, eine Halbinsel. ≤
|L34 Dieses Land ist wegen des Versuches der Russen, um die Durchfahrt
|L35 in Norden zu suchen, sehr berühmt. {&g } Die Einwohner sind fleißiger in der
|P_403_
|L01 Jagd und Fischerei als die andern Bewohner {&v Sibiriens }, sehen besser aus
|L02 und haben bessere Kleider. Sie beschäftigen sich mit Schießen der Meerottern
|L03 und anderer Pelzthiere und fangen Seekühe, Seelöwen, Seebären
|L04 u. a. Seethiere mehr.
|L05 ≥ Die {&v astrachanischen } Tatarn. ≤
|L06 Die {&v astrachanischen } Tatarn stehen auch unter {&v Rußland }. Die tatarische
|L07 Vorstadt in {&v Astrachan } wird nur im Winter von Tatarn bewohnt,
|L08 im Sommer campiren sie. Außer dem Beluga, einer Gattung Stör, dessen
|L09 {&v Rogen } der Caviar ist, wird allhier noch der {&v Sterlett }, ein fetterer und delicaterer
|L10 Fisch, in der Wolga gefangen. {&v Man } hat hier Weinstöcke pflanzen
|L11 lassen, welche ziemlich gut vorgehen. {&g } Vom März bis in den Septembermonat
|L12 regnet es hier gar nicht. Die {&v Nogaischen } Tatarn haben ein runzliches,
|L13 häßliches Gesicht. An der Ostseite von {&v Astrachan }, neben dem {&v Kaspischen }
|L14 Meere, wohnen die Karakalpaken, d. i. Tatarn, die von den schwarzen
|L15 Mützbremen ihren Namen haben und zum Theil unter russischem
|L16 Schutze stehen. Gegen Westen von {&v Astrachan } sind die {&v cirkassischen } Tatarn
|L17 anzutreffen. Ihr Land ist eine rechte Pflanzschule schöner Weiber, welche
|L18 von da in die türkischen und persischen Länder verkauft werden. Das Land
|L19 ist schön, aber die Viehzucht wird mehr als der Ackerbau getrieben. Von
|L20 hier hat die Inoculation der Pocken ihren Anfang genommen, weil sie die
|L21 Schönheit erhält.
|L22 ≥ {&v Mahomedanische } freie Tatarei. ≤
|L23 Usbeck giebt drei Abtheilungen derselben an.
|L24 1. Die große {&v Bucharei } mit den Städten {&v Samarkand } und {&v Buchara },
|L25 von denen die erstere eine lange Zeit hindurch der Sitz aller Wissenschaften
|L26 im Oriente war. {&v Balch } hat einen besondern Chan. Die {&v Bucharen }
|L27 sind wohlgesittet, und die alten Einwohner des Landes handeln stark. Sie
|L28 stehen alle unter der Protection des großen Moguls, welcher daher seine
|L29 besten Soldaten hat.
|L30 2. {&v Charesm }. Die Einwohner dieses Landes sind wohlgesittet und
|L31 starke Räuber.
|L32 3. {&v Turkestan }, daraus die Türken entspringen. Westwärts des
|L33 Kaspischen Meeres findet man die {&v daghestanischen } Tatarn, die häßlichsten
|L34 unter allen und Erzräuber.
|P_404_
|L01 ≥ {&v Mongolische } Tatarn. ≤
|L02 Sie wohnen westwärts und nördlich von der Wüste {&v Schamo } oder
|L03 Xam. {&v Karakorum }, eine Stadt an dieser Wüste, war die Residenz des
|L04 {&v Dschingischan }, eines der größten Eroberer in der Welt. Die {&v Mongolen }
|L05 werden von den Chinesern stinkende Tatarn genannt wegen ihres übeln
|L06 Geruchs. In ihrem Lande und in dem Lande der Kalmücken giebt es keine
|L07 Bäume, sondern bloße Gesträuche. Sie wohnen daher nicht in Städten,
|L08 sondern in Lagern. Das Erdreich soll allenthalben in der Tiefe von wenigen
|L09 Fuß selbst im Sommer gefroren sein. Man lebt von der Viehzucht,
|L10 sonderlich von Pferden und Kräutern.
|L11 ≥ Kalmücken. + {&g } ≤
|L12 Die Kalmücken bewohnen die höchste Gegend der östlichen Tatarei bis
|L13 an das Gebirge Imaus und haben sich ostwärts und nordwärts ausgebreitet.
|L14 Sie rühmen sich ächte Nachkommen der alten {&v Mongolen } zu sein.
|L15 Ihre Gestalt ist oben beschrieben. Ihr oberster Beherrscher nennt sich
|L16 {&v Kontaischa }. Seine Gewalt erstreckt sich bis Tangut, obgleich einige Horden
|L17 sich unter Rußlands Schutz begeben haben. Im Königreiche Tangut
|L18 blüht noch etwas von den Wissenschaften der alten Mongolen. In Barantola
|L19 oder, wie Andere es nennen, in Potala residirt der große Oberpriester
|L20 der {&v mongolischen } Tatarn, ein wahres Ebenbild des Papstes. Die [† Hol-R]
|L21 Priester dieser Religion, die sich von dieser Gegend der Tatarei bis in das
|L22 chinesische Meer ausgebreitet haben, heißen Lamas; diese Religion scheint
|L23 ein in das blindeste Heidenthum ausgeartetes {&v katholisches } Christenthum
|L24 zu sein. Sie behaupten, Gott habe einen Sohn, der in die Welt als Mensch
|L25 gekommen, und in der er bloß als ein Bettler gelebt, sich aber allein damit
|L26 beschäftigt habe, die Menschen selig zu machen. Er sei zuletzt in den
|L27 Himmel erhoben worden. Dieses hat Gmelin aus dem Munde eines
|L28 Lama selbst gehört. Sie haben auch eine Mutter dieses Heilandes, von
|L29 der sie Bildnisse machen. Man sieht bei ihnen auch {&v den Rosenkranz }. Die
|L30 Missionarien berichten, daß sie auch ein Dreifaches in dem göttlichen Wesen
|L31 statuiren, und daß der Dalai-Lama ein gewisses Sakrament mit Brod
|L32 und Wein administriren soll, welches aber kein anderer genießt. Dieser
|L33 Lama stirbt nicht, seine Seele belebt ihrer Meinung nach alsbald einen
|L34 Körper, der dem vorigen völlig ähnlich war. Einige Unterpriester geben
|L35 auch vor, von dieser Gottheit beseelt zu sein, und die Chineser nennen einen
|P_405_
|L01 solchen einen lebendigen Fo. Das Angeführte, und daß der große Lama,
|L02 welchen sie auch den Vater nennen, wirklicher Papst bei den Heiden ist,
|L03 und auch so zu sagen sein +L Patrimonium Petri + zu Barantola hat, bestätigen
|L04 die obige Vermuthung. Was einige Reisende vorgeben, daß die Anhänger
|L05 dieses Glaubens den Koth des Lama als ein feines Pulver bei sich
|L06 führen und in Schachteln tragen und etwas davon auf ihr Essen streuen,
|L07 mag wohl eine bloße Verleumdung sein.
|L08 ≥ {&v Nische- oder Mandschu- } Tatarei. ≤
|L09 Die Mandschu wohnen in Städten. {&v Die Wissenschaften und Künste
|L10 werden einigermaßen von ihnen betrieben }. Diese Tatarn haben China
|L11 bezwungen und es herrschen daselbst noch Kaiser aus diesem Stamme.
|L12 Sie sind wohlgesittet und bauen den Acker. In ihren Wüsten wächst die
|L13 Wurzel Ginseng. Sie sind von der Religion des Dalai-Lama.
|L14 ≥ Von dem Versuche, aus dem nordischen Eismeere +
|L15 eine Durchfahrt nach Indien zu suchen. ≤
|L16 Die russischen Monarchen haben seit {&v Peter des Ersten } Zeiten Schiffe
|L17 auf diese Expedition geschickt. Theils sind sie an den nordischen Küsten
|L18 von Asien fortgesegelt, aber weil man daselbst im Eise bald einfriert, so
|L19 ist versucht worden, in Kamtschatka Schiffe zu bauen und nordostwärts
|L20 eine Durchfahrt zu finden. Capitain Bering scheiterte an den kurilischen
|L21 Inseln, aber es wurden dennoch wichtige Entdeckungen gemacht, {&g } {&v und man
|L22 hat sich außerdem überzeugt, daß Asien und Amerika nicht zusammen
|L23 hängen.}
|L24 ≥ Asiatische {&v Türkei. } ≤
|L25 Es ist dieses weit ausgebreitete Land in einigen, als den gebirgichten
|L26 Gegenden von Armenien ziemlich kalt, in der Ebene am Seeufer {&v aber,
|L27 wie } bei Aleppo, heiß. Bei {&v Erserum } fand {&v Tournefort } gegen das Ende des
|L28 {&v Junimonates } noch Eis von zwei Finger Dicke, und daß es manches Mal
|L29 schneit. Daher in dieser Gegend fast gar kein Holz anzutreffen ist. Auf
|L30 dem Berge Libanon finden sich nur noch sechzehn von den majestätischen
|L31 Cedern des Alterthums, die aus dem Schnee hervorgewachsen sind. Der
|L32 Boden dieses Landes ist hin und wieder salzicht und voll Naphtha. Bei
|L33 Aleppo ist ein Salzthal, wo das zusammengelaufene Wasser, wenn es
|L34 austrocknet, Salz zurückläßt. Man findet auch einige Meilen vom Todten
|P_406_
|L01 Meere schon eine Salzrinde auf dem Felde, ingleichen hin und wieder in
|L02 der Erde. Die Türken, die diese Länder besitzen, sind eigentlich von tatarischer
|L03 Abkunft, wohlgestaltet, gastfrei, mildthätig gegen Arme und gegen
|L04 Reisende in der Besorgung der {&v Caravanserais }. Sie sind indessen
|L05 ziemlich der Faulheit ergeben, können Stunden lang bei einander sitzen,
|L06 ohne zu reden. Der Geiz ist ihr siegendes Laster. Sie sollen zwar keinen
|L07 Wein trinken, aber man trinkt ihn doch heimlich. Man hat bei ihnen keinen
|L08 Adel, keine Duelle. Ihr Glaube von der Prädestination. Sie spielen
|L09 nie um Geld. Sie sind {&v Mahomedaner } von der {&v sogenannten rechtgläubigen
|L10 Secte }. Haß gegen die Perser {&e als heterodoxe Schiiten }. Es giebt selbst
|L11 noch viel mehrere Secten unter ihnen, ja sogar {&v Skeptiker } und Atheisten.
|L12 Mingrelien, Georgien und {&v Imeretien } sind die Pflanzschulen schöner Weiber.
|L13 Mingrelien ist sehr regenhaft. Das Erdreich ist hier so durchweicht, daß
|L14 man das Getreide in den ungepflügten Acker hinwirft oder zum höchsten
|L15 mit einem hölzernen Pfluge umwühlt. Die Georgier sind schlechte
|L16 Christen, unkeusch, diebisch, dem Trunke ergeben. Die Armenier gehören
|L17 unter die größten Kaufleute im Oriente.
|L01 ≥ Der zweite Welttheil. +
|L02 {&v Afrika }. +
|L03 Das Vorgebirge der guten Hoffnung. ≤
|L04 Die eigentlichen Einwohner sind Hottentotten. Diese haben nur eine
|L05 Zigeunerfarbe, aber schwarzes wolliges Haar wie die Neger und einen
|L06 dünnen, ebenfalls wolligen Bart. Sie drücken ihren Kindern bald nach
|L07 der Geburt die Nase oberwärts ein und haben also eine ungeschickte, aufgestutzte
|L08 Nase und dicke Wurstlippen. Einige {&e Weiber } haben ein natürliches
|L09 Fell am +L osse pubis +, welches ihre {&v Geschlechtstheile } bedeckt, ob sie
|L10 gleich noch ein Schaffell darüber tragen. Thevenot bemerkt dieses von
|L11 vielen Mohrinnen und Ägypterinnen. {&R (S. namentlich Le Vaillants
|L12 erste Reise nach Afrika über diesen Gegenstand). } Sie werden alt, sind
|L13 sehr schnell zu Fuß und salben täglich ihre Haut mit Schöpsenfett, {&g } um die
|L14 Schweißlöcher gegen die gar zu große Austrocknung der Luft zu bewahren.
|L15 Allein daß es aus Galanterie geschehe, sieht man daraus, weil sie nicht
|L16 allein ihre Haare, ohne sie sich jemals zu kämmen, täglich mit eben denselben
|L17 Salben balsamiren, sondern auch ihren Schafpelz, den sie sich erstlich
|L18 mit Kuhmist (welches überhaupt ihr Lieblingsgeruch ist) stark einsalben
|L19 und täglich mit Schaffett und Ruß einschmieren. Ihre übrigen Zierathe
|L20 sind Ringe von Elfenbein um die Arme und ein kleiner Stock mit einem
|L21 Katzen- oder Fuchsschwanze, welcher zum Schnupftuch dient. Nur die
|L22 Weiber tragen Ringe von Schafleder um die Beine gewickelt. In den
|L23 Haaren tragen sie Glas, Messingsknöpfe und um den Hals kupferne Ringe.
|L24 An den Festtagen machen sie sich sechs große Striche mit rother Kreide über
|L25 die Augen, Backen, Nase und Kinn.
|L26 In ihren Schlachten sind sie mit Wurfpfeilen, einem {&v Parirstocke } und
|L27 einer {&v Pike } ausgerüstet und attaquiren so lange, als ihr Oberster auf der
|L28 Pfeife bläst, mit wunderlichen {&v Grimassen }, indem sie einzeln bald einen
|P_408_
|L01 Ausfall thun, bald zurückspringen. Wenn der Oberste zu blasen aufhört,
|L02 so hört das Gefecht auf. Sie können auf eine erstaunliche Art mit Wurfpfeilen
|L03 treffen und zwar, indem sie ihre Augen nicht gerade auf den Gegenstand
|L04 richten, sondern oben, unten und zu den Seiten. Sie haben eine
|L05 Menge religiöser Handlungen, ob sie sich gleich niemals eigentlich darum
|L06 bekümmern, was Gott, den sie den obersten Hauptmann nennen, sei. Sie
|L07 verehren den Mond und tanzen vor einer Gattung von Goldkäfern, die sie
|L08 als eine Gottheit verehren. Wenn dieser sich irgend in einem Dorfe zeigt,
|L09 so bedeutet es großes Glück, und setzt er sich auf einen Hottentotten, so ist
|L10 er ein Heiliger. Sie glauben wohl ein Leben nach dem Tode, aber sie
|L11 denken niemals an Seligkeit oder Unseligkeit. Sie scheinen von dem Judenthume
|L12 etwas angenommen zu haben. Der erste Mensch hat ihrem
|L13 Vorgeben nach Noh geheißen. Sie enthalten sich keines Fleisches, als des
|L14 Schweinfleisches und der Fische ohne Schuppen. Sie geben aber niemals
|L15 eine andere Ursache davon an, als weil es so bei den Hottentotten Gebrauch
|L16 wäre. Die Hottentotten haben vielen natürlichen Witz und viele Geschicklichkeit
|L17 in Ausarbeitung mancher Sachen, die zu ihrem Geräthe gehören.
|L18 Sie sind ehrlich und sehr keusch, auch gastfrei, aber ihre Unflätigkeit geht
|L19 über alles. Man riecht sie schon von weitem. Ihre neugebornen Kinder
|L20 salben sie recht dick mit Kuhmist und legen sie so in die Sonne. Alles muß
|L21 bei ihnen nach Kuhmist riechen. Läuse haben sie im Überfluß und speisen
|L22 sie zum Zeitvertreib. Alle {&v Hottentotten } müssen von dem neunten Jahre
|L23 an eines {&v Testikels } beraubt werden. Diese und andere Feierlichkeiten werden
|L24 damit beschlossen, daß zwei Älteste die ganze Versammlung {&v mit ihrem
|L25 Harne benetzen }, welches Weihwasser sie sich stark einreiben. Dieses geschieht
|L26 auch bei Zusammengebung zweier Eheleute. Der Junge wird mit
|L27 vielen Ceremonien im achtzehnten Jahre unter die Männer aufgenommen
|L28 und, wie eben erwähnt, {&v benetzt }, welche Feuchtigkeit er sich mit Fett einreibt.
|L29 Hernach muß er mit keinem Weibe mehr etwas zu thun haben und kann sie
|L30 prügeln, wohl gar die Mutter, und zwar ungetadelt. Die Weiber müssen
|L31 die ganze Wirthschaft besorgen. Der Mann thut nichts als {&v Taback } rauchen,
|L32 saufen und etwa zur Lust jagen. Ihre Faulheit bringt sie oft in
|L33 Noth, so daß sie ihre Fußsohlen oder die ledernen Ringe um die {&v Finger }
|L34 fressen. Unter ihre lächerlichen Gewohnheiten gehört sonderlich, daß eine
|L35 Wittwe, die zum zweiten Mal heirathen will, sich ein Glied vom Finger
|L36 muß abnehmen lassen. Dieses fängt vom ersten Gliede am kleinen Finger
|L37 an und geht so, wenn sie mehrmals heirathet, durch alle Finger durch.
|P_409_
|L01 Was ihre {&v Speisen } anlangt, so sind sie die größten Liebhaber von Gedärmen.
|L02 Sie machen Kochtöpfe aus Erde von Ameisenhaufen; ihr Löffel
|L03 ist eine Muschel. Sie braten zwischen heißen Steinen. Branntwein ist
|L04 ihr ergötzlichstes Getränke, von dem sie so wie von dem {&v Tabackrauchen } fast
|L05 rasend werden. Die Kühe geben hier auch nicht Milch, ohne daß das Kalb
|L06 dabei ist. Sie blasen ihnen aber in dem Verweigerungsfalle mit einem
|L07 Horn in die Mutter. Die Butter machen sie durch Schütteln der Milch in
|L08 Säcken von rohen Ochsenhäuten, deren rauche Seite nach außen gekehrt ist.
|L09 Aber sie brauchen sie nur, um sich zu schmieren. Kein Volk besteht hartnäckiger
|L10 auf seine Gewohnheiten. Man hat noch nicht einen Hottentotten
|L11 zur Annahme des christlichen Glaubens bewegen können. Wenn sie Zwillinge
|L12 bekommen und eins ein Mädchen ist, so begraben sie es lebendig.
|L13 Wenn ein alter, unvermögender Mensch nicht mehr seine Nahrung suchen
|L14 kann: so schaffen sie ihn bei Seite, lassen ihm etwas Vorrath und darauf
|L15 verhungern. Sie halten viele zum Streite abgerichtete Ochsen {&g }. Ihre
|L16 Hütten sind unsern Heuhaufen ähnlich und das Dorf ist in der Runde mit
|L17 Hütten besetzt. In der Mitte ist das unwehrhafte Vieh. Auswärts die
|L18 {&g } Ochsen und Hunde.
|L19 ≥ Naturbeschaffenheit des Landes. ≤
|L20 Vom Mai bis in den Septembermonat sind hier häufige Regen mit
|L21 Nordwestwinden, vom September bis in den Märzmonat aber findet das
|L22 Gegentheil Statt. Wo das Regenwasser in Pfützen austrocknet, bleibt Salz
|L23 zurück. Selbst ein Gefäß, das mit seiner Öffnung den Wind auffängt, setzt
|L24 Wasser auf dem Grunde ab, welches salzicht wird. Der gute Mousson oder
|L25 Südostwind streicht hoch, und hat eine ungemeine Gewalt. Dieser erhält
|L26 die Gesundheit. In den Zweifelmonaten ist es sehr ungesund. Das Gewölke
|L27 am Tafelberge, das Ochsenauge genannt, ist oben beschrieben worden.
|L28 ≥ {&v Producte } des Landes. ≤
|L29 Das Wasser auf dem {&v Cap } ist sehr schön. Es verliert, wenn es bis
|L30 Europa gebracht wird, nicht seine {&v Reinigkeit }. Man findet Eisenstein,
|L31 daraus die Hottentotten Eisen schmelzen und sich ihre Werkzeuge mit Steinen
|L32 schmieden. Man findet Zinnober und etwas Gold. Es findet sich
|L33 hier der Elephant, dessen Mist die Hottentotten im Nothfalle als {&v Taback }
|L34 rauchen. Löwen, Tiger und Leoparden, deren Fleisch sehr schön schmeckt.
|L35 Das Nashorn, dessen Horn, wenn es zu einem Becher ausgehöhlt worden,
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|L01 vom Gifte springt. Das Zebra, der Büffel, das Flußpferd, Stachelschweine,
|L02 wilde Hunde, die in Gesellschaft jagen, aber den Menschen nichts
|L03 thun. Viele Paviane, {&v Schakals }, Stinkdachse, die, wenn sie verfolgt werden,
|L04 einen solchen Gestank von sich geben, daß Menschen und Thiere ohnmächtig
|L05 werden. Große Schildkröten, die Durstschlangen, {&g } die +L Cobra de Capello +,
|L06 Tausendfüße, der Nordkaper, Delphine und Doraden, {&v Haie }, Blaser,
|L07 Krampffische. Es findet sich auch hier die Wurzel {&v Gieleg }, und die Hottentotten
|L08 trachten sehr darnach. Der Wein ist schön.
|L09 ≥ Das Land Natal ≤
|L10 wird von {&v Kaffern } bewohnt und ist zum Theil von den Holländern
|L11 erkauft. Die {&v Kaffern } haben fast nichts Ähnliches mit den Hottentotten.
|L12 Sie salben sich nicht wie diese, haben viereckichte {&v Häuser von Thon }, sind
|L13 sehr schwarz, haben lange, glatte Haare und säen und {&v bauen } Getreide,
|L14 welches die Hottentotten nicht thun. Sie handeln mit den Seeräubern.
|L15 Die Thiere und Pflanzen sind hier eben dieselben als im Lande der Hottentotten.
|L17 ≥ Die Küste Sofala. ≤
|L18 Sie wird {&g } so genannt wegen einer portugiesischen Stadt dieses Namens.
|L19 Man hält diese Küste für das Ophir des {&v Salomo } mit vieler Wahrscheinlichkeit.
|L20 Man findet hier Elephantenzähne und Goldstaub. {&v Mozambique }
|L21 gehört den Portugiesen. Oberhalb dieser Küste gehört das Land
|L22 den Arabern von {&v Maskat } und einigen wilden und gastfreien Nationen
|L23 bis an die Meerenge {&v Bab-el-Mandeb. }
|L24 ≥ {&v Eiland Madagaskar. } ≤
|L25 Diese Insel wird für die größte unter allen bekannten Inseln gehalten.
|L26 Die Franzosen beherrschen einen beträchtlichen Theil der Küste. Die
|L27 Einwohner sind theils von schwarzer, deren Anzahl sich auf eine Million
|L28 sechs hundert tausend belaufen soll, theils von arabischer Abkunft. Die
|L29 Schwarzen sind groß, hurtig. Die Weiber schön und artig. Niemand bekümmert
|L30 sich darum, wie sich ein Mädchen vor der Ehe aufgeführt habe,
|L31 wenn sie nur hernach treu ist.
|L32 In ihren Kriegen hängt der Sieg bloß von der Tapferkeit des Anführers
|L33 ab, dessen Tapferkeit oder Flucht ein Gleiches unter dem Volke nach
|P_411_
|L01 sich zieht. Sie haben die Beschneidung, wie die meisten afrikanischen Völker
|L02 der Küste. Im Übrigen haben sie keine andere Gottheit als eine Grille,
|L03 die sie in einem Korbe füttern, in den sie die ihnen {&v bösen } Sachen setzen.
|L04 Dieses nennen sie ihr Oly. Die Ochsen haben hier alle Höcker von Fett.
|L05 Die Schafe bekommen hier sehr breite Schwänze, die aus lauter Fett bestehen.
|L06 Es findet sich hier eine Menge leuchtender Fliegen, welche, wenn
|L07 sie zur Nachtzeit auf einem Baume sitzen, den Anschein geben, als wenn
|L08 der Baum brenne. Eine Art Schlangen kriecht den Unvorsichtigen mit
|L09 großer Geschwindigkeit in den {&v After } und tödtet sie. Man findet hier auch
|L10 ein großes Seeungeheuer von der Größe eines Ochsen mit {&v Krokodillfüßen, }
|L11 aber {&v borstig }. Auf der Insel hat man kein anderes Gold, als was sie von
|L12 den Arabern durch den Handel bekommen haben. Aber unterschiedliche
|L13 Edelgesteine finden sich bei ihnen.
|L14 ≥ Monomotapa. ≤
|L15 Der Kaiser dieses weitläuftigen Reiches herrscht über viele Unter-
|L16 Könige. Im Innern des Landes trifft man Gold- und Silberbergwerke
|L17 an, die sehr reichhaltig sind. Die Einwohner sind schwarz, beherzt und
|L18 schnell zu Fuße. Sie bemengen sich viel mit Zaubereien. Die Portugiesen
|L19 wollen uns einbilden, es wären unter den Soldaten dieses Kaisers auch
|L20 Amazonenlegionen, welche sich die linke Brust abbrennen und sehr tapfer
|L21 fechten.
|L22 ≥ Von den Ländern {&v Kongo }, Angola +
|L23 und Benguela. ≤
|L24 Die Luft in {&v Kongo } ist gemäßigt. Vom April bis in den Augustmonat
|L25 herrscht hier Regen mit Nordwestwinden und vom September bis in
|L26 den Aprilmonat heiteres Wetter mit Südostwinden. Obgleich den Einwohnern
|L27 in diesen letzten Monaten die Sonne am höchsten steht: so kühlen
|L28 diese Winde doch ungemein. Das Erdreich ist sehr fruchtbar. Man baut [† Hol-R]
|L29 einige Gattungen von Korn, Hirse und Hülsenfrüchten. Man macht Brod
|L30 aus der Wurzel {&v Maniok }. Die {&v Bananen },{&v Ananas-Früchte } u. a. m. finden
|L31 sich hier. {&v Ensetenbaum } ist mit dem {&v Bananenbaume } einerlei. Der Mignaminga
|L32 soll an Blättern und Holz giftig sein. Allein wer durch seine
|L33 Blätter vergiftet worden, dem hilft das Holz und so umgekehrt. Die
|L34 Missionarien melden, daß es hier einige Vögel gebe, die eine articulirte
|P_412_
|L01 Stimme hätten, als deren einer z. B. den Namen Jesus Christ recht
|L02 vernehmlich aussprechen soll; andere, deren Geschrei wilde Thiere verräth.
|L03 Man jagt hier den Elephanten vornehmlich um seines Schwanzes willen,
|L04 weil das Frauenzimmer mit seinen Borsten ihren Hals ausziert. In
|L05 {&v Kongo } giebt es sehr gefräßige Ameisen, die eine ganze Kuh ausfressen.
|L06 Unter den Fischen ist hier auch die Meerjungfer. Große Schlange {&v Embba, }
|L07 die ein Schaf auf einen Bissen verzehrt. Die Einwohner dieser Länder
|L08 sind ganz schwarz, obgleich auch mit vielen Mulatten untermengt, vornehmlich
|L09 in den portugiesischen Besitzungen von Angola und Benguela.
|L10 Benguela hat eine sehr ungesunde Luft. Die Europäer verlieren hier
|L11 ihre gesunde Farbe. Die Religion ist mehrentheils christlich. Die heidnischen
|L12 Einwohner bemengen sich hier ebenfalls viel mit Zaubereien.
|L13 ≥ {&v Matamba und die Anzikos, die Jaggas } +
|L14 {&e oder Schaggas. } ≤
|L15 Die {&v Anzikos } werden beschnitten. Bei ihnen soll nach dem Berichte
|L16 der Missionarien Menschenfleisch von ordentlich dazu geschlachteten fetten
|L17 Sklaven auf dem Markte feil sein. Die {&v Jaggas } sind ein ungemein weit [† Hol-R]
|L18 ausgebreitetes Volk. Sie sind schwarz, kühn und zeichnen sich mit eingebrannten
|L19 Strichen das Gesicht. Sie leben vom Raube und bemühen sich
|L20 nicht, den Palmenwein zu zapfen, sondern hauen den Baum um und ziehen
|L21 den Saft so heraus. Die Weiber müssen sich zwei von den obern und
|L22 eben so viel von den untern Zähnen ausziehen lassen. Man sagt, sie tödteten
|L23 ihre Kinder und raubten dafür erwachsene Personen aus andern Ländern.
|L24 Sie sollen aus Sierra Leona ausgezogen sein, jetzt aber haben sie
|L25 sich in einer Strecke von mehr als neunhundert Meilen ausgebreitet. Matamba
|L26 wird auch mehrentheils von {&v Jaggas } {&e oder Schaggas } bewohnt.
|L27 ≥ Küste von {&v Afrika }. +
|L28 Von den Canarischen Inseln an bis {&v Kongo }. +
|L29 Canarische Eilande. ≤
|L30 Auf der Insel Ferro ist der schon beschriebene Wunderbaum. Auf
|L31 der Insel {&v Palma } wird der Palmensect gewonnen. Der unsterbliche Baum
|L32 ähnelt dem Brasilienholze, fault aber nicht, weder in der Erde, noch im
|P_413_
|L01 Wasser. Auf Teneriffa ist der {&v Pico } zu merken, ingleichen die in Ziegenfell
|L02 eingehüllte Mumien. {&v Madeira } hatte vor diesem lauter Wald, jetzt ist er
|L03 weggebrannt. {&v Madeirawein } ist aus {&v Kandia } herüber verpflanzt. Vino
|L04 Tinto ist roth und schlecht.
|L05 ≥ Länder +
|L06 vom Grünen Vorgebirge bis an den {&v Gambia }fluß. ≤
|L07 Auf der Nordseite des Senega oder Senegal sind die Leute von mohrischer
|L08 Abkunft und keine rechte Neger. Aber auf der Südseite sind so
|L09 schwarze Neger als irgend wo in der Welt, ausgenommen die {&v Fulier }.
|L10 Man redet hierselbst von einem Volke mit großen rothen Lippen, das niemals
|L11 redet, ein Tuch vor dem Munde hat und seinen Handel stillschweigend
|L12 treibt. An beiden Seiten des {&v Senegal } herrscht die {&v mahomedanische }
|L13 Religion. Am Capo Verde und den Inseln desselben schwimmt das Sargasso
|L14 über einer unergründlichen Tiefe. Diese Inseln haben eben solche Einwohner
|L15 als das benachbarte feste Land. Die meisten Vögel daselbst haben
|L16 eine schwarze Haut und eben dergleichen Knochen. Am {&v Senegal } ist die
|L17 Hitze unerträglich. {&v Das Land der Fuli }, eins von denen daran gelegenen
|L18 Ländern, hat sehr schöne, artige, schwarzbraune Weiber mit langen Haaren.
|L19 Die fleißigen Weiber nehmen hier Wasser ins Maul, damit sie sich
|L20 des Schwatzens enthalten. Die Ameisen bauen hier Haufen wie Kegel,
|L21 die mit einer Art festen Gips überzogen sind, und darin nur eine {&v Thüre }
|L22 ist. Die {&v Jolofer }, die zwischen dem {&v Gambia } und dem {&v Senegal } wohnen,
|L23 sind die schwärzesten und schönsten Neger. Sie stehlen sehr künstlich. Man
|L24 muß bei ihnen mehr auf die Füße als auf die Hände Acht geben. Hier
|L25 wird die ärgste Treulosigkeit mit Verkaufung der Sklaven begangen. Der
|L26 König von Barsalli steckt öfters seine eignen Dörfer in Brand, um nur
|L27 Sklaven zu fangen und sich dafür Branntwein anzuschaffen. Eltern verkaufen
|L28 ihre Kinder und diese jene. Von dem {&v Gambia } an hört die {&v mahomedanische }
|L29 Religion auf, und die Heiden fangen an.
|L30 ≥ Von den Ländern am Ausflusse des {&v Gambia } +
|L31 und längs der Küste von Guinea. {&g } ≤
|L32 An dem {&v Gambia } haben die Leute platte Nasen, welche die Kinder
|L33 daher bekommen sollen, weil sie von den Müttern bei ihrer Arbeit auf dem
|L34 Rücken getragen werden. Hier ist auch die Plage mit den Colubrillen oder
|L35 langen Würmern, die sich in die Haut fressen. Alle {&v heidnischen Einwohner }
|P_414_
|L01 längs der genannten Küste haben mit Grillen oder Zauberkünsten zu thun.
|L02 Die Pfaffen machen in dem Lande an dem {&v Gambia } Zauberzettel, die sie
|L03 Grisgris nennen. Daher das Papier, um sie darauf zu schreiben, hier
|L04 eine sehr gangbare Waare ist. Die Soldaten staffiren sich ganz und gar
|L05 damit aus. Der Kopf hinten und vorne, die Schultern und Arme sind
|L06 hiermit geziert. Mancher hat sogar einen ganzen magischen {&v Küraß }, der
|L07 aber vieles Geld kostet. Mambo {&v Jumbo } ist ein {&v Rock }, in dem sich ein Popanz
|L08 oder eine Puppe verkleidet befindet, die Weiber zu schrecken. In
|L09 Sierra Leona giebt es Regen und Gewitter nur in den Sommermonaten.
|L10 Die Gebirge geben den Knall des Geschützes auf eine fürchterliche Weise
|L11 wieder zurück. Die Fluth kommt hier aus Westen und Südwest und kehrt
|L12 immer wieder dahin. Die Bewohner von Sierra Leona sind nicht völlig
|L13 negerschwarz, {&v aber haben einen sehr übeln Geruch }. Man hat hier überhaupt
|L14 vier Gattungen Bäume von der Palmenart: Dattel-, {&v Kokos- },
|L15 {&v Areka- } und {&v Cypressenpalmenbäume } oder Weinbäume, die den besten
|L16 Palmsaft geben. Man schneidet nämlich einen Ast ab und hängt an den
|L17 Stumpf eine Flasche. Die wilden Thiere fressen in diesem Lande, wie
|L18 man versichert, nur die Neger, nicht die Europäer. Es giebt hier auch
|L19 ein Thier, die {&v afrikanische Unze } genannt, so groß wie ein Spürhund, sehr
|L20 wüthend und von der Leoparden Art. Der Löwe ist hier sehr groß und
|L21 eben so majestätisch wie irgend an einem andern Orte. {&g } Der Elephant ist
|L22 hier nicht völlig so groß als in Indien. Man hat ihm hier abgemerkt, daß er
|L23 sich leichter von der Linken gegen die Rechte als umgekehrt dreht, und dessen
|L24 macht sich der Neger zu Nutze. Man hat hier den Geiß, {&v Antilope } genannt,
|L25 ohngefähr wie ein Spießer oder Spießhirsch. Die Demoiselle oder der
|L26 afrikanische Pfau ist gerne allein. Der Ochsensauger ist von der Größe
|L27 einer Amsel. Der Fischervogel hängt sein Nest in die zarten Zweige der
|L28 Bäume, die über dem Wasser hängen. Die Öffnung ist jederzeit gegen
|L29 Osten. Der {&v Hai }, der Blaser, {&v Cormoran }, {&v Pantoufflier }, der Hammerfisch,
|L30 {&v Manati }, Torpedo, Schildkröten, {&v Krokodill }, Flußpferde, {&v Grampus } oder
|L31 {&v Nordkaper } sind in diesem Meere und an diesen Küsten. Man muß hier
|L32 noch merken, daß die Seefahrenden bei der Durchsegelung {&v des Wendekreises }
|L33 oder der Linie mit Allen, die sie zum ersten Male passiren, die Seetaufe
|L34 vornehmen. Der Täufling muß schwören, den Gebrauch beizubehalten.
|L35 Die {&v Quaquaküste } hat den Namen von dem Worte {&v Quaqua }, welches
|L36 die Neger hier immer im Munde führen und so viel sagen will als: Ihr
|L37 Diener. Diese Leute feilen sich die Zähne wie Pfriemen spitz.
|P_415_
|L01 Die Neger von der Küste Guinea sind nicht unangenehm gebildet, sie
|L02 haben keine platten Nasen und sind stolz, dabei aber auch sehr boshaft und
|L03 diebisch. {&v Einige Reisende } geben vor, glänzend gelbe Menschen, die hier
|L04 als Fremdlinge ankommen, gesehen zu haben. Man läßt an der Goldküste
|L05 die Nägel sehr lang wachsen, um den Goldstaub mit denselben aufzunehmen.
|L06 Die {&v mahomedanischen } Marbuten geben als Ursache der Armuth
|L07 der Neger dieses an, daß von den drei Söhnen des Noah der eine ein
|L08 Weißer, der zweite ein Mohr und der dritte ein Neger gewesen, und daß
|L09 die zwei erstern den letzten betrogen hätten. Die Heiden aber sagen: Gott
|L10 hat schwarze und weiße Menschen geschaffen und ihnen die Wahl gelassen,
|L11 da der weiße die Wissenschaft, der schwarze aber das Gold begehrt habe. [† Hol-R]
|L12 Die Schwarzen an der Küste richten die Weiber so ab, daß sie Fremde
|L13 verführen, damit sie selbige hernach mit Geld strafen können. Es werden
|L14 hier öffentlich Huren gehalten, die keinem ihre Gunst abschlagen müssen,
|L15 sollte er auch nur einen Pfennig bieten. Die Neger glauben hier überhaupt
|L16 zwei Götter, einen weißen und einen schwarzen, den sie Demonio
|L17 oder Diabro nennen; der letztere, sagen sie, sei boshaft und könne kein
|L18 Getreide, keine Fische und dergleichen geben. Der weiße Gott habe den
|L19 Europäern alles gegeben. Die souveraine Religion aller Neger an der
|L20 Küste von Afrika von Sierra Leona an bis an den Meerbusen von Benin
|L21 ist der Aberglaube der Fetische, von dem portugiesischen Worte +P Fetisso +
|L22 d. i. Zauberei. Der große Gott nämlich, dies ist die Meinung jener Leute,
|L23 bemenge sich nicht mit der Regierung der Welt und habe besondere Kräfte
|L24 in die Priester oder Fetischirs gelegt, daß sie durch Zauberworte einer jeden
|L25 Sache eine Zauberkraft mittheilen können. Sie tragen daher irgend einen
|L26 solchen Fetisch, z. E. ein Vogelbein, eine Vogelfeder, ein Horn mit Mist bei
|L27 sich, welchem sie sich der Erhaltung der Ihrigen wegen anvertrauen.
|L28 Schwören heißt bei ihnen Fetisch machen. Sie haben Fetischbäume, Fetischfische,
|L29 Fetischvögel. Sie fluchen, daß der Fetisch sie hinrichten soll. Sie
|L30 thun Gelübde beim Fetisch. Daher fast ein jeder von ihnen sich irgend einer
|L31 Art von Speise enthält. Sie haben eine Beschneidung und unterhalten
|L32 ihre Bettler durch öffentliche Abgaben. Ihre Könige machen eine elende
|L33 Figur zu Hause und geben unsern Schuhflickern wenig nach. Man wählt
|L34 aus allen Ständen, selbst aus den {&v Lakeien } Könige; dahingegen werden
|L35 die Töchter dieser oft an Sklaven verheirathet. Der König und seine Prinzen
|L36 pflegen ihre Äcker selber, denn sonst würden sie Hungers sterben müssen.
|L37 Von seinem Tribut muß er das Meiste verschenken und {&v verschmausen }. In
|P_416_
|L01 einigen Provinzen nimmt der Gläubiger dem ersten dem besten etwas weg
|L02 und weist ihn an den Debitor, mit dem er den Prozeß führen muß.
|L03 Ihre Schlachten sind lächerlich. Sie laufen gebückt oder kriechen auch
|L04 wohl gar an den Feind, feuern ab und laufen zurück wie die Affen. Die
|L05 gefangenen Könige werden als Sklaven an die Europäer verkauft und niemals
|L06 ausgelöst. Ihren Gefangenen schneiden sie den untern Kinnbacken
|L07 lebendig fort, und hernach zieren sie sich damit wie auch mit Hirnschädeln.
|L08 Der Sommer fängt hier mit dem Septembermonate an und dauert
|L09 sechs Monate, {&v da dann die heftigste Hitze herrscht }. Die übrige Zeit, da
|L10 doch die Sonne am höchsten ist, bleibt wegen der beständigen Regen und
|L11 Nebel kühl. Die Schwarzen fürchten sich sehr vor dem Regen, der roth ist
|L12 und die Haut frißt. Man sagt hier auch, daß die Winter ehedeß kälter
|L13 und die Sommer wärmer gewesen. Die Tornaden sollen jetzt ebenfalls
|L14 nicht so heftig sein als vormals.
|L15 Harmattans [† Hol-R] sind schneidende, kalte Nordostwinde, die von dem {&v Januar }
|L16 bis in den Februarmonat dauern. Sie sind aber dem Meerbusen
|L17 von Benin eigen. Den meisten Goldstaub findet man in Axim und {&v Jefata }.
|L18 Das Salz in Guinea ist von einer Siedung sehr weiß, wird aber
|L19 von der {&v Sommerhitze } bitter und sauer. Unter den Feldfrüchten sind die
|L20 {&v Bataten }, die den Kartoffeln ähneln, in diesen so wie in manchen {&v indischen }
|L21 Ländern sehr im Gebrauche. Vieh sowohl als Menschen sind hier
|L22 leichter am Gewichte, als nach dem äußern Ansehen zu urtheilen sein
|L23 würde. Man liebt hier das Hundefleisch. Die Hunde sind hier alle kahl
|L24 und stumm. Schlange, die zwei und zwanzig Fuß lang ist, und in der
|L25 man einen völlig ausgewachsenen Hirsch gefunden.
|L26 Im Königreiche Whidah, sonst {&v Fida } genannt, sind die Neger nicht
|L27 so schwarz als an der Goldküste. Sie sind arbeitsam, voller Complimente, [† Hol-R]
|L28 die verschmitztesten Diebe in der ganzen Welt. Ein lächerliches Verdienst,
|L29 welches sich reiche Frauen bei ihrem Absterben zu machen einbilden, ist
|L30 dieses, daß sie ihre Sklavinnen zu öffentlichen Huren vermachen und glauben
|L31 dafür nach dem Tode belohnt zu werden. Die Eltern verkaufen gewöhnlich
|L32 ihre Kinder zu Sklaven. Viele Kinder, viel Reichthum. Man
|L33 bedient sich hier wie anderwärts in Afrika der Beschneidung. Es ist eine
|L34 große Unhöflichkeit vom Tode zu reden.
|L35 Der große Fetisch von Whidah ist eine große Schlange, die Ratzen
|L36 und giftige Schlangen verfolgt. Ein Schwein fraß einmal eine solche
|L37 Schlange, und das ganze Schweingeschlecht wurde ausgerottet. Man widmet
|P_417_
|L01 ihr Schlangenhäuser als Tempel. Ihr werden Mädchen geheiligt,
|L02 welche hernach von ihren Männern müssen geehrt werden. Sie sind feige,
|L03 haben auch die tolle Angewohnheit, sich wegen der Schulden an den ersten
|L04 den besten zu halten.
|L05 Das Königreich Benin ist mächtig. Der König von Whidah hat
|L06 seinen Palast, sein Geräthe und {&v Tractamente } fast auf europäischen Fuß
|L07 eingerichtet. Der König von {&v Adda }. Er schickte Gesandte nach Frankreich.
|L08 Die Einwohner am Flusse {&v Gabun } tragen Ringe in ihren Ohren, Nasen,
|L09 Lippen; andere machen ein Loch in die untere Lippe, wodurch sie die
|L10 Zunge stecken. Der König {&v dieses Landes } trieb zu Bosmanns Zeiten
|L11 das Schmiedehandwerk.
|L12 ≥ Ägypten. ≤
|L13 Das Land ist wegen seines fruchtbaren Bodens und großer Hitze im
|L14 untern Theile sehr ungesund, vornehmlich {&v vom funfzigsten Tage des dortigen
|L15 Sommers, } da Südwinde, {&v Hamsin } oder {&v Chamsin } genannt, eine sehr
|L16 heiße Luft zuwehen. Die Seuchen, die daraus entstehen, hören plötzlich
|L17 auf, sobald der Nil auszutreten anfängt. Man hat in {&v Kairo } fast
|L18 allenthalben schlimme Augen. Der Nilstrom, von dem schon oben gehandelt,
|L19 würde das Land nicht so weit hinein überschwemmen, wenn
|L20 nicht durch Canäle das Wasser herübergeführt würde. Unter den mehrern
|L21 Armen des Nils sind nur deren zwei schiffbar, der von {&v Damiette } und
|L22 von {&v Rosette }.
|L23 Die alten Landeseinwohner sind hier nur gelb, werden aber immer
|L24 brauner, je näher sie Nubien kommen. Die größte unter den Pyramiden
|L25 hat eine {&v Quadratbasis }, deren Seite sechshundert und drei und neunzig
|L26 Fuß und die schräge Höhe gleichfalls so viel austrägt. Versuche sie zu durchsuchen.
|L27 In den {&v Katakomben } oder Gräbern westwärts von dem Orte, wo
|L28 das alte Memphis stand, findet man die Mumien, deren die besten nach
|L29 ausgezogenem Gehirne und ausgenommenem Eingeweide mit arabischem
|L30 Balsam und {&v Benzoe } eingesalbt, eine Zeit lang in eine Salzlake gelegt und
|L31 dann inwendig mit den besten Kräutern und wohlriechenden Sachen angefüllt
|L32 sind. Eine solche Mumie kostet viertausend {&g } Gulden. Bei der zweiten
|L33 Art werden schlechtere Ingredienzen genommen, bei der dritten aber
|L34 nur ein Judenpech. Ein Jude in Alexandrien balsamirte die in der Pest
|L35 verstorbenen Körper zu Mumien ein. Auf der Insel Teneriffa findet man
|L36 auch Mumien in Gräbern, in Ziegenfelle eingenäht, die sich sehr wohl gehalten
|P_418_
|L01 haben. Unter den Gewächsen merken wir nur den Papyrus der
|L02 Alten, eine Art Schilf, von dem die alten Ägypter ihr Brod, ihre Kleidung
|L03 und sogar Papier hernahmen. Man hat in {&v Kairo } auch Öfen, in denen
|L04 Hühnereier durch eine gemäßigte Hitze von schwelendem Kuh- oder Kameelsmiste
|L05 ausgebrütet werden. Bei {&v Alt-Kairo } ist ein Kirchhof, von dem
|L06 die {&v Kopten } den Glauben haben, daß die todten Leichname auf demselben
|L07 am Charfreitage sich an die Luft heraus bewegen. Wie sich die {&v Kopten }
|L08 bei Lesung des Evangelii verhalten. Der Krokodill ist einer der ärgsten
|L09 Feinde in Ägypten. Der {&v Ichneumon } frißt ihm nicht die Gedärme durch,
|L10 sondern zerstört seine Eier. Der Ibisvogel ist Ägypten ganz eigen, ist
|L11 einem Storche sehr ähnlich und stirbt, sobald er nur über die Grenze
|L12 kommt; er rottet die aus Äthiopien kommenden Heuschrecken aus. Die [† Hol-R]
|L13 Zigeuner sollen ursprünglich von den alten Landeseinwohnern Ägyptens
|L14 abstammen, {&v welche nachmals aber bei den Siegen der Türken } sich in die
|L15 Wüsten retirirten und durch Rauben sich nährten, zuletzt aber größtentheils
|L16 ausgerottet und verjagt wurden. Die Christen dürfen hier so wie
|L17 in andern türkischen Ländern nicht auf Pferden, sondern auf Eseln reiten.
|L18 ≥ Abyssinien. ≤
|L19 In den niedrigen Gegenden des Landes und an den Küsten des Rothen
|L20 Meers bei {&v Suakin } ist die Hitze ganz unerhört heftig, in den andern,
|L21 gebirgichten Gegenden aber so mäßig wie in Italien oder Griechenland.
|L22 Man sieht hier auf den Bergen entweder niemals oder selten Schnee.
|L23 Der Regen, der hier in den Monaten Juni, Juli und August wie aus
|L24 Kannen herabstürzt, ist mit schrecklichem Donnerwetter verbunden und
|L25 giebt dem Nil seinen Zuwachs. Das Land ist so gebirgicht und rauh wie
|L26 die Schweiz. Es giebt hier allerlei seltsame Figuren und Gestalten von
|L27 Bergen. Dieses Land hat ohne Zweifel edle Metalle, aber die Einwohner
|L28 suchen sie nicht, damit der Türken Geiz dadurch nicht angereizt werde.
|L29 Albuquerque, der aus Portugal an den König von Abyssinien geschickt
|L30 war, gab den Rath, um der Türken Macht zu schwächen, den Nil anderwärts
|L31 hinzuleiten oder wenigstens sein Wasser durch viele seitwärts geleitete
|L32 Bäche so zu vermindern, daß die Überschwemmung in Ägypten nicht
|L33 die zur Fruchtbarkeit nöthige Höhe erreichen möchte. Denn sobald der
|L34 Nil Abyssinien verlassen hat, nimmt er weiter keinen Strom mehr in sich
|L35 auf, und es sind viele Ströme in Äthiopien, die das Meer nicht erreichen,
|P_419_
|L01 so wie in der großen Tatarei, ingleichen in Persien, indem sie in verschiedenen
|L02 Ästen sich im Lande verlieren. Unter den Gewächsen des Landes,
|L03 darunter es die meisten europäischen giebt, merken wir nur das Kraut
|L04 {&v Asazan }, welches, wenn es die Schlange berührt, sie dumm macht, und wer
|L05 nur die Wurzel desselben gegessen hat, bleibt vor ihrem Biß den Tag über
|L06 gesichert. Die äthiopischen Ochsen übertreffen die unsrigen über die Hälfte
|L07 an Größe. Die Pferde sind hier muthig und schön. Schafe, deren Schwanz
|L08 wohl zehn bis vierzig Pfunde wiegt, sind gemein. Das Zebra, das hier
|L09 {&v Zekora } heißt, der {&v Kameelopard } oder die Giraffe, die von Ludolph so hoch
|L10 beschrieben wird, daß ein Mensch von gemeiner Größe ihr nur bis an die
|L11 Knie reicht, und jemand, der zu Pferde ist, unter ihrem Bauche durchreiten
|L12 kann*). Das Land hat unzählig viele Affen, davon die Benennung
|L13 mag hergekommen sein: Schlauer Affen Land; da kann die Fabel des Herodot,
|L14 daß daselbst der Tisch der Sonne alle Morgen auf freiem Felde mit
|L15 gebratenem Wildprete besetzt anzutreffen wäre, von welchem das Volk
|L16 glaube, es komme von selbst hinauf, Anlaß gegeben haben, ein Land von
|L17 erdichteter Bequemlichkeit und Schönheit Schlaraffenland zu nennen. Der
|L18 Hippopotamus, der {&v Krokodill } usw. sind hier anzutreffen. Unter den
|L19 Vögeln merke ich nur den Pipi, der diesen Namen von seinem Geschreie
|L20 hat, welches er, sobald er einen Menschen merkt und ein wildes Thier oder
|L21 eine Schlange zugleich gewahr wird, von sich giebt, indem er den Menschen
|L22 gerade an den Ort führt, wo er sich selbst befindet. Sie haben keine zahmen
|L23 Gänse. Was die Araber von ihrem Vogel {&v Ruch } oder {&v Rock } für Fabeln
|L24 erzählen und {&v einige Reisende } bestätigen, das gehört unter die Merkwürdigkeiten
|L25 des Schlaraffenlandes. Die Heuschrecken sind hier groß,
|L26 schädlich, aber gesund und angenehm zu essen. Ludolph behauptet, daß
|L27 Johannes der Täufer, ingleichen die Kinder Israel in der Wüste dergleichen
|L28 gegessen.
|L29 Die Abyssinier sind von arabischer Abkunft, witzig, wohlgebildet, aber
|L30 {&v schwarzfalb } mit wollichtem Haar, ehrlich, nicht zanksüchtig. Es giebt unter
|L31 ihnen auch einige weiße Mohren; die {&v Kaffern } aber, die in ihrem Gebiete
|L32 wohnen, sind nicht nur häßlich, sondern auch so ungestaltet und boshaft
|L33 wie die übrigen Neger.
|L34 {&R *) Vergl. Le Vaillant's Reise in das Innere von Afrika. Ein Gerippe
|L35 dieses Thieres befand sich auf dem herrlichen Naturalienkabinette des Erbstatthalters
|L36 im Haag. Der Herausgeber. }
|P_420_
|L01 Sonst giebt es auch Araber und Juden unter ihnen. Die Religion
|L02 ist christlich, allein außer vielen Heiden sind ihnen die Türken sehr gefährlich
|L03 in ihrem Lande. Die Abyssinier, ob sie gleich Christen sind, beschneiden
|L04 noch ihre Kinder wie die {&v Kopten }. {&v Vom Priester Johann. }
|L05 ≥ Die nördliche Küste von Afrika. ≤
|L06 Die Einwohner sind ein {&v Gemisch } von alten Einwohnern, Arabern,
|L07 {&v Vandalen } und haben also keine sonderliche Verschiedenheit von den Europäern.
|L08 Die Producte des Landes sind so wie die in Ägypten. Das Innere
|L09 von {&v Afrika } am Senegal ist sehr unbekannt.
|L01 ≥ Der dritte Welttheil. +
|L02 Europa. +
|L03 Die europäische Türkei. +
|L04 Bulgarien. ≤
|L05 An dem Berge, welcher dieses Land von {&v Serbien } scheidet, ist ein laulichtes
|L06 und sechzig Schritte davon ein kaltes Bad. Sonst giebt es hier viele
|L07 warme Bäder. Hier finden sich auch die großen Adler, deren Schwanzfedern
|L08 von den {&v Bewohnern} der ganzen Türkei und Tatarei zu den Pfeilen
|L09 {&v gebraucht} werden. Die {&v dobrudschinschen} Tataren an dem Ausflusse der
|L10 Donau südwärts sind wegen ihrer Gastfreiheit berühmt, da ein jeder Reisender
|L11 von den Leuten im Dorfe liebreich eingeladen wird, mit ihnen verlieb
|L12 zu nehmen, und bis drei Tage mit Honig, Eiern und Brod umsonst
|L13 aufgenommen wird.
|L14 ≥ Griechenland. ≤
|L15 Der Berg Athos in Macedonien, auf dem sich zweiundzwanzig
|L16 Klöster befinden. {&v Er soll seinen Schatten bis auf die Insel Lemnos werfen
|L17 zur Zeit des Sommersolstitii. } Der Styx in Morea, dessen Wasser bis
|L18 zum Tode kalt und so fressend ist, daß es Eisen und Kupfer auflöst. Die
|L19 {&v Mainoten }, Nachkommen der alten Macedonier, sind bis auf diesen Tag
|L20 von den Türken nicht bezwungen worden. Unter den griechischen Inseln
|L21 ist Lemnos {&g } seiner {&v Siegelerde } wegen berühmt, welche mit vielen Ceremonien
|L22 ausgegraben wird. Bei Negroponte ist der berühmte {&v Euripus }.
|L23 Die Insel {&v Milos } oder {&v Melus } besteht aus einem schwammichten und durchweichten
|L24 Felsen, unter dem ein beständiges Feuer wirkt, so daß man es
|L25 allenthalben fühlt, wo man die Hand in die Löcher des Felsen steckt.
|P_422_
|L01 Einige Felder auf dieser Insel rauchen wie Schornsteine. Alaun und
|L02 Schwefel finden sich hier häufig. Die Luft ist ungesund, aber das Erdreich
|L03 fruchtbar. Antiparos hat die schöne Grotte, welche voll schöner Bildungen
|L04 aus durchsichtigem, krystallichtem Marmor ist. Das Labyrinth am
|L05 Fuße des Berges Ida auf der Insel Kandia ist merkwürdig; der vornehmste
|L06 Gang in demselben ist zwölf tausend Schritte lang, und man irrt
|L07 ohne Wegweiser leichtlich darin. Die Insel {&v Santorin } ist durch einen gewaltsamen
|L08 Ausbruch des unterirdischen Feuers aus dem Grunde des
|L09 Meeres erhoben. Auf eben diese Art sind noch vier andere nahe Inseln
|L10 aus dem Meere, welches hier fast unergründlich tief ist, entstanden. Überhaupt
|L11 ist Griechenland und sind seine Inseln an Feigen, Rosinen und
|L12 gutem Weine fruchtbar. Die Einwohner sind sehr von ihrem ehemaligen
|L13 guten Charakter heruntergekommen.
|L14 ≥ Ungarn. ≤
|L15 Diese Land ist im Inwendigen seines Bodens voll von Mineralien.
|L16 Die Cementwasser, die verschiedenen Bergwerke, vornehmlich die Goldbergwerke
|L17 von Cremnitz und Schemnitz, welche letztere, sonderlich Schemnitz, das
|L18 feinste Gold liefern, aber jetzt beide kaum den Ertrag der Unkosten abwerfen.
|L19 Die heißen und tödtlichen Quellen, ingleichen die Eishöhlen sind
|L20 Zeugnisse davon. An den niedrigen Örtern, wo die Donau Sümpfe bildet,
|L21 ist die Luft sehr ungesund. Der Wein dieses Landes ist der beste in
|L22 Europa.
|L23 ≥ Italien. ≤
|L24 Dieses Land ist oberwärts von Westen nach Osten durch eine Reihe
|L25 von Bergen, Alpen genannt (welches Wort überhaupt einen hohen Berg
|L26 anzeigt), von Frankreich und der Schweiz abgesondert und mitten durch
|L27 von Norden nach Süden durch {&v das apenninische Gebirge } zerschnitten. [† Hol-R]
|L28 Die europäischen Obstarten sind mehrentheils alle aus Italien verpflanzt,
|L29 und nach Italien sind sie aus Asien und Griechenland herübergebracht
|L30 worden. Die Aprikosen aus Epirus, die Pfirschen aus Persien, die Citronen
|L31 aus Medien, die Granatäpfel (+L mala punica +) aus Carthago. Die
|L32 {&v Kastanien } aus {&v Kastanea } in Macedonien, die besten Birnen aus Alexandrien,
|L33 Numidien, Griechenland, die besten Pflaumen aus Armenien und
|L34 Damaskus. Lucullus hat die ersten Kirschen aus Pontus gebracht. Als
|P_423_
|L01 Alexander Persien bezwang, war das {&v Holosericum } oder das aus Seide
|L02 verfertigte Zeug so theuer als Gold; nachher wurden Seidenwürmer nach
|L03 Griechenland {&g } gebracht. Eben dieses ist mit dem Weine geschehen. Italien
|L04 ist vor Zeiten viel waldichter, kälter und wahrscheinlicher Weise auch unbewohnter
|L05 gewesen als jetzt. Die Einwohner Italiens sind nunmehr sehr
|L06 vermischten Geblütes, also ist es schwer ihren Charakter festzusetzen. Doch
|L07 sind sie eifersüchtig, rachgierig und heimlich, im übrigen aber sinnreich,
|L08 klug und {&v politisch }.
|L09 Im savoyischen Gebirge ist der {&v Berg } Cenis der berühmteste, über
|L10 welchen der Eingang aus der Schweiz nach Italien führt. Im Jahre 1751
|L11 wurde einer der piemontischen Berge ein feuerspeiender. Die Savoyarden
|L12 sind arm, aber redlich. In den Gebirgen reisen die Männer mit Murmelthieren
|L13 und einem kleinen Krame jährlich aus und kommen fast alle zu
|L14 gleicher Zeit nach Hause zurück, welches die Ursache ist, daß fast alle Weiber
|L15 zu gleicher Zeit ins Wochenbett kommen. In Savoyen herrschen ungemein
|L16 große Kröpfe, vornehmlich unter den Weibern.
|L17 Piemont ist sehr fruchtbar. Der Berg Roche Melon ist der höchste
|L18 in den welschen Alpen. Eine {&e abgebrannte } Pistole knallt auf den Gipfeln
|L19 derselben gleich einem Stocke im Augenblicke des Zerbrechens. {&v Das Gebirge,
|L20 das südlich dem Thale Luzern liegt, ist dasjenige, über welches sich
|L21 Hannibal seinen Weg bahnte, welcher auch noch jetzt zu sehen ist. } Auf
|L22 den höchsten Alpen findet man weiße Hasen, weiße Rebhühner und nordische
|L23 Pflanzen, so wie in Lappland. Der Jumar ist ein Thier, welches
|L24 von einem Stier und einer Stute oder einem Stier und Eselin gezeugt
|L25 worden, jener heißt Baf {&g }. Der Kopf und Schwanz sehen dem eines Stieres
|L26 ähnlich. Das Thier aber hat keine Hörner, sondern nur wulstige
|L27 Stellen an den Örtern, wo sie stehen sollten; im Übrigen ist es der Mutter
|L28 ähnlich, aber nicht von der Größe eines Maulesels. Es läuft schnell, ist
|L29 sehr stark, frißt aber wenig. Steinöl, welches an vielen Orten Italiens
|L30 von den Brunnen, über deren Wasser es sich befindet, geschöpft wird, vornehmlich
|L31 bei Modena.
|L32 Bei Bologna ist der bekannte Bologneserstein zu Hause, der, wenn
|L33 er calcinirt, das Licht in sich saugt. Das unmittelbare Licht aber wirkt
|L34 auf ihn zu stark, und er zerfällt in demselben. Von den Meerdatteln oder
|L35 {&v Balanen }, der Art Muscheln, in denen ein schwammichter Stein gefunden
|L36 wird, ist schon gehandelt. Hier merken wir nur noch an, daß ihr Saft im
|L37 Finstern so helle leuchtet, daß man dabei lesen kann. Der Muskatellerwein
|P_424_
|L01 bei {&v Montefiascone } ist der beste. {&g } Die Steine, welche der Vesuv auswirft,
|L02 enthalten oft edle Metalle in sich. Die Schwitzbäder bei Neapel
|L03 sind Gewölbe des Sees Agnano, in denen eine Öffnung befindlich ist, aus
|L04 der ein sehr heißer Dampf hervordringt, der die Gewölbe anfüllt und den
|L05 darin befindlichen thierischen Körper zum Schwitzen bringt. Solfatara
|L06 ist ein kleines Thal, in welchem Dampflöcher befindlich sind. Die Steine,
|L07 die rings um eine solche Öffnung liegen, sind immer in Bewegung, und
|L08 wenn man eine Handvoll kleiner Steine hineinwirft: so werden solche sechs
|L09 Ellen weit in die Höhe getrieben. Das Thal Solfatara und der Berg
|L10 Vesuv haben mit einander eine Gemeinschaft. Das Erdreich ist hier hohl
|L11 und das Echo donnernd, wenn ein Stein in ein gegrabenes Loch geworfen
|L12 wird.
|L13 Apulien ist sandicht, ohne Quellen, wo Menschen und Vieh aus natürlichen
|L14 und künstlichen Cisternen getränkt werden. Es regnet hier sehr
|L15 wenig. Der Wein ist etwas salzicht, aber die Wassermelonen sind vortrefflich.
|L16 Von der {&v Tarantelspinne } und den {&v +L Tarantalotis + } ist schon gehandelt
|L17 worden. Die Meerenge zwischen Sicilien und dem heutigen Calabrien,
|L18 welche die Straße von Messina genannt wird, ist wegen des Stromes merkwürdig,
|L19 welchen die Ebbe und Fluth macht. Der nördliche Strom, der
|L20 durch die Küste Italiens bestimmt wird, ist der stärkste, so daß die Schiffe
|L21 selbst nicht mit einem starken {&v Sturmwinde } dagegenfahren können, nicht
|L22 einmal der Quere nach hinüber. Bei Messina gerade vor dem Hafen entsteht
|L23 ein Wirbel, genannt Charybdis, aus den wider einander laufenden
|L24 zwei Strömen. Wenn kein Südwind ist: so ist es unruhig. Malta ist
|L25 ganz felsicht und kann die Einwohner nur auf ein halbes Jahr mit Getreide
|L26 versorgen.
|L27 ≥ Frankreich. ≤
|L28 {&g } Der Boden dieses Landes ist dreifacher Art: 1. Von Paris, Orleans,
|L29 einem Theile der ehemaligen Normandie und weiterhin auf diesem Striche
|L30 soll das Erdreich lauter Sand und darin kein anderes Metall als Eisen
|L31 sein. Diesen Kreis umschließt ein anderer, wozu 2. die ehemalige Champagne,
|L32 Picardie, Touraine {&g } und ein Theil der Normandie gehören. Dieser
|L33 hält nichts als Mergel in sich. Der dritte Theil endlich umfaßt den bergichten
|L34 Theil des Landes, breitet sich durch Deutschland und in England
|L35 aus und enthält allerhand Steinbrüche und Metalle. Die Weine in Frankreich:
|L36 {&v +F Vin de l'Eremitage + }, {&v Frontinac }, Pontac, Champagner und {&v Burgunder }
|P_425_
|L01 sind bekannt. Die sieben vorgegebnen Wunder des Delphinats
|L02 sind lange widerlegt worden. Der Gabelbaum wächst in Languedoc. Sein
|L03 Stamm ist vier Fuß hoch. Oben auf dem Stamme wächst eine große Anzahl
|L04 gerader Zweige, die man durch Beschneiden zu dreizackichten Gabeln
|L05 bildet, nachmals werden sie im heißen Ofen noch mehr ausgebildet. Der
|L06 ehedeß so genannte Königliche Canal von Languedoc ist {&v zwei hundert und
|L07 vierzig } französische Meilen lang, hat {&v sechs } Fuß Wasser und vier und sechzig
|L08 {&v +F corps d'écluses + }, deren einige zwei bis vier Schleusen haben. Der Canal
|L09 hat dreizehn Millionen gekostet. Bei einem Flecken {&g } im ehemaligen Languedoc
|L10 ist ein so temperirter warmer Brunnen, daß er Eier ausbrütet,
|L11 des ungeachtet wird das Wasser desselben beim Feuer langsamer zum
|L12 Kochen gebracht als das gemeine Wasser, obgleich das ausgeschöpfte diese
|L13 Wärme {&v acht } Stunden behält. In der Gegend von Clermont sind versteinernde
|L14 Quellen, deren eine eine ordentliche steinerne Brücke formirt, unter
|L15 welcher ein Bach fließt. Man hat diese Quelle in viele Arme zertheilt
|L16 und ihr die versteinernde Kraft meistens benommen. Man trinkt es ohne
|L17 Schaden.
|L18 ≥ Spanien. ≤
|L19 Dieses Land hat nur {&v acht Millionen Einwohner }. Zur Zeit der Mohren
|L20 und Gothen hat es deren wohl viermal so viele gehabt. Das Klosterleben,
|L21 die Bevölkerung Indiens, {&e die Verfolgungen der Juden und Mahomedaner }
|L22 und die schlechte Wirthschaft sind Ursache davon. Die Spanier
|L23 sind fast alle mager, dazu der Genuß vieler Gewürze und hitziger Getränke
|L24 beiträgt. Es giebt selten irgend wo mehr Blinde als hier. {&g } Die Asturier
|L25 sind wegen ihrer gothischen Abkunft sehr berühmt. Ihre Pferde sind gut.
|L26 Bei Bejar in Estremadura sind zwei Quellen, deren eine sehr kalt, die
|L27 andere sehr warm ist. Die andalusischen Pferde übertreffen alle andere.
|L28 ≥ {&v Portugal } ≤
|L29 hat im allgemeinen Überschlage zwei Millionen Einwohner. Man ist
|L30 hier wie in Andalusien gewohnt, des Mittags zu schlafen und des Morgens,
|L31 Abends und Nachts zu arbeiten. Aus Brasilien ziehen die Portugiesen,
|L32 vorzüglich aus dem darin gefundenen Golde und den Edelsteinen,
|L33 jährlich an zwölf Millionen Thaler. Auf dem Gebirge Estrella ist ein
|L34 See, der immer in einer sprudelnden Bewegung ist.
|P_426_
|L01 ≥ Schweden ≤
|L02 ist arm an Getreide. Man hat gelernt Brod aus Birken- und Fichtenrinden,
|L03 ja aus Stroh und Wurzeln zu backen. Man hat hier Silbergruben,
|L04 vornehmlich Kupfer- und Eisenbergwerke, auch etwas Gold. Das
|L05 Land hat nur drei Millionen Einwohner.
|L06 Die Insel Öland hat kleine und muntere Pferde. Der {&v Trollhätta } ist
|L07 ein dreifacher Wasserfall der gothischen Elbe. In dem südlichen Theile
|L08 von Lappland wird einiges Getreide gesammelt. Die Viehbremsen sind
|L09 eine unerträgliche Beschwerde. Lange Fußbretter, worauf man einen
|L10 Wolf im Laufen erhascht. Nutzbarkeit des Rennthieres. Einige besitzen
|L11 deren etliche tausend. Die Lappen sind braun mit schwarzen Haaren,
|L12 breiten Gesichtern, eingefallenen Backen, spitzigem Kinne und eben so träge
|L13 als feige. Ihre Wahrsagertrommeln haben sie mit andern Völkern in
|L14 diesem Klima gemein. {&g }
|L15 ≥ Norwegen +
|L16 nebst den Inseln Färöer und Island. ≤
|L17 Der Winter ist hier erträglich außer {&e hin und wieder } in den Gebirgen,
|L18 wo zuweilen große Schneebälle {&v herunterstürzen, } die alles zerschmettern.
|L19 Öfters fallen auch Stücke von Bergen herab. Die östliche
|L20 Seite ist in Ansehung der Witterung von der westlichen sehr unterschieden.
|L21 Die schmalen Busen, die das Meer oft bis {&v acht Meilen } in das Land {&v hinein
|L22 bildet } und deren etliche die Tiefrinnen genannt werden und etwa funfzig
|L23 bis hundert Faden breit, aber vier hundert tief sind, sind häufig. Der
|L24 norwegische Strand ist an den {&v meisten } Örtern steil. Man findet hier vielen
|L25 Marmor und andere Steinarten, etwas Gold und Silber, mehr Kupfer
|L26 und Eisen. Der Malstrom entsteht von der Ebbe und Fluth, nur daß
|L27 seine Bewegung der an der Küste {&g } entgegengesetzt ist. Es soll gar kein
|L28 Wirbel in demselben sein, sondern nur eine {&v hochsteigende Wassererhebung. }
|L29 {&v Indessen wollen viele } dergleichen Wirbel, die umgekehrten Kegeln gleich
|L30 wären, von drei bis vier Klaftern im Durchschnitte und zwei Klaftern in
|L31 der Tiefe gesehen haben. Das letztere geschieht zur Zeit der Springfluth.
|L32 Die Finnlappen leben größtentheils von der Fischerei.
|L33 Die Färöerinseln haben ziemlich mäßigen Winter und Sommer;
|L34 sie bestehen aus bloßen Felsen, die aber eine Elle hoch Erde über sich haben.
|L35 Sie haben einen Überfluß an Schafen und Gänsen. Die Insel {&v Dimon }
|P_427_
|L01 hat die Eigenschaft an sich, daß auch weiße Schafe, die auf sie hingebracht
|L02 werden, ganz schwarze Wolle bekommen.
|L03 Die Insel Island ist von Morgen nach Abend von einer Reihe
|L04 Bergen durchschnitten, unter denen einige Feuer auswerfen, wobei zugleich
|L05 der schmelzende Schnee schreckliche Gießbäche {&v veranlaßt, } die die Thäler verwüsten.
|L06 Man merkt, daß, wenn Schnee und Eis den Mund eines solchen
|L07 Berges {&g } stopfen, ein {&g } Ausbruch des Feuers nahe sei. Es giebt viele heiße
|L08 Quellen, deren einige ihr Wasser als kochend in die Höhe spritzen, und die
|L09 an solchen Quellen wohnen, kochen ihre Speisen in ihren darein gehängten
|L10 Kesseln auf. Die Schafzucht ist hier ansehnlich. Diese Thiere suchen sich
|L11 bei {&v jeder Witterung } im Winter ihr Futter selbst aus dem Schnee hervor.
|L12 ≥ Rußland. ≤
|L13 Die asiatischen Länder sind von den europäischen dieses Reiches zwar
|L14 geographisch unterschieden, die physische Grenze könnte der Fluß {&v Jenissei },
|L15 wie Gmelin meint, machen, denn ostwärts dieses Flusses ändert
|L16 sich die ganze Gestalt des Erdreiches, da die ganze daselbst gelegene Gegend
|L17 bergicht ist, so wie denn auch andere Pflanzen, fremde Thiere, als
|L18 das Bisamthier u. a. m. dort anzutreffen sind. Der Fisch Beluga, der in
|L19 der Wolga häufig angetroffen wird, schluckt bei jährlicher Aufschwellung
|L20 des Stromes große Steine statt Ballast herunter, um auf dem Grunde erhalten
|L21 zu werden. Der {&v Sterlett } und der Stör haben einen geringen Unterschied,
|L22 außer daß jener delicater {&v } von Geschmack ist. Bei dem Kloster
|L23 {&v Troizkoi Sergiewsk } und in der Gegend von {&v Kiew } sind einige aus natürlichen
|L24 Ursachen unverweste {&v Körper } vorhanden, die man fälschlich für Märtyrer
|L25 ausgiebt.
|L01 ≥ {&e - Der vierte Welttheil. + }
|L02 Amerika. +
|L03 {&e - Und zwar + }
|L04 +Z 1. + - Südamerika. ≤
|L05 Staateneiland oder Staatenland, das gewissermaßen aus mehreren
|L06 Inseln besteht, wird durch die Meerenge oder {&v Straße le Maire } von
|L07 dem benachbarten Feuerlande getrennt. Dieses Ländchen hat wegen des
|L08 öden und fürchterlichen Ansehens seiner Berge und seines fast immerwährenden
|L09 Schnees und Regens die traurigste Gestalt von der Welt. Lord
|L10 Anson schlägt vor, südwärts um Staatenland zu segeln. Das Land der
|L11 Patagonen {&e oder Magelhaensland }, ein großentheils sehr flaches
|L12 Stück Landes an der magelhaenischen Meerenge, sollte von Riesen bewohnt
|L13 sein, {&e von denen wir indessen jetzt wissen, daß es bloß ein groß gebautes,
|L14 nicht aber riesenhaftes Volk ist. Seine Mittelgröße wurde ehedeß
|L15 zu sieben Fuß angegeben. } Am Silberflusse sind die reichen {&v potosischen }
|L16 Silberbergwerke, die den {&v Spaniern } zugehören. In Paraguay haben die
|L17 Jesuiten die Einwohner (Wilden) zu einer so menschlich guten {&v Lebensart }
|L18 gebracht, als sie deren sonst nirgend in Indien haben.
|L19 Chile hat muntere und kühne Einwohner. Die Geschicklichkeit gewisser
|L20 {&v Frauenzimmer }, die auf die Jagd und in Krieg gehen, ist außerordentlich.
|L21 Die spanischen Pferde werden hier flüchtiger und {&v kühner } {&g }. Noch
|L22 lebt in Chile eine Nation {&g } der Eingeborenen, die bisher von den Spaniern
|L23 noch nicht hat können bezwungen werden. Peru ist an der Seeküste unfruchtbar
|L24 und unerträglich heiß. Es regnet daselbst auch so gut wie gar
|L25 nicht, daher es auffallend war, als im Jahre 1720 ein vierzigtägiger Regen
|L26 einfiel, durch den Städte und Dörfer {&v zerstört wurden }. Der gebirgichte
|L27 Theil ist temperirt und fruchtbar. Die Peruaner scheinen von ihrer Vorfahren
|P_429_
|L01 Geschicklichkeit ungemein vieles eingebüßt zu haben. Man findet
|L02 noch Mauern von Palästen, die aus zugehauenen Feuersteinen aufgeführt
|L03 sind, ob sie gleich damals keine eisernen, sondern bloß kupferne Werkzeuge
|L04 zum Bauen hatten. Gegenwärtig ist die Trägheit der Nation erstaunlich.
|L05 Man sieht bei ihnen eine unglaubliche Gleichgültigkeit in Ansehung der
|L06 Strafen und Belohnungen nach des {&v Lacondamine } Bericht. Die Farbe
|L07 dieser Indianer ist kupferroth, und sie haben keinen Bart. Das Erdreich
|L08 im niedrigen Theile von Peru verliert oft durch Erdbeben sehr seine Fruchtbarkeit.
|L09 Am Amazonenstrome, auf beiden Seiten, ist etwas ferne vor dem
|L10 Cordilleragebirge das Erdreich ungemein fruchtbar, so eben wie ein See
|L11 und ein Kieselstein auf demselben eben so rar als ein Diamant. Denen, die
|L12 über diese Gebirge von Westen nach Osten reisen wollen, weht ein überaus
|L13 heftiger und oftmals tödtlicher kalter Ostwind entgegen. Die Einwohner
|L14 des Landes am Amazonenstrome vergiften ihre Pfeile mit einem so schnell
|L15 wirkenden Gifte, daß sie ein nur leicht mit demselben verwundetes Thier
|L16 kaum fallen sehen. Das Fleisch ist unschädlich. Man sieht hier seltsame
|L17 Überfahrten über Ströme, bei denen nämlich gewisse Gattungen natürlich
|L18 gewachsener Stricke, {&v Bejuken } genannt, über einen Strom gespannt und an
|L19 diesen ein Pferd, an einem Ringe schwebend, oder auch Menschen, an Matten
|L20 hängend, herübergezogen werden. Über die peruanischen Gebirge {&g } zu reisen,
|L21 bedient man sich gewisser dazu abgerichteter Esel, welche auch an den allergefährlichsten
|L22 Örtern mit großer Geschicklichkeit und Sicherheit einhertreten.
|L23 In Popayan wäscht man vielen Goldstaub aus der Erde, die von
|L24 reißenden Gießbächen, welche von den Gebirgen herabstürzen, durchschnitten
|L25 ist. {&v Puerto Belo } an {&v der Erdenge } von Panama ist eine der allerungesundesten
|L26 Städte in der Welt. Überhaupt aber ist das niedrige Land
|L27 {&v an dieser Erdenge } erstaunlich feucht, waldicht und durch die unmäßige
|L28 Hitze sehr ungesund. Die Niederkunft ist in {&v Puerto Belo } fast tödtlich.
|L29 Die Mücken an diesen {&v Küsten } quälen die Reisenden erstaunlich. Die
|L30 Fledermäuse lassen in Cartagena Menschen und Vieh zur Ader im Schlafe.
|L31 Die Frauenzimmer im spanischen Amerika rauchen fast allenthalben
|L32 {&v Tabak }.
|L33 Auf Hispaniola giebt es einen Baum, der giftige Äpfel trägt, dessen
|L34 Schatten gefährlich ist und in dessen Fruchtsaft die Wilden ihre Pfeile
|L35 eintauchen. Das Manati kann hier zahm gemacht werden, und einige
|L36 halten es deswegen für den Delphin der Alten. Die Landwinde vom
|L37 mexikanischen Meerbusen sind von großer Bequemlichkeit, indem man dadurch
|P_430_
|L01 wohl hundert Meilen gegen den allgemeinen Ostwind segeln kann.
|L02 Die Schiffer gehen mit dem Landwinde in die See und mit dem Seewinde
|L03 wieder zurück. Das große Land {&v Guyana }, in welchem {&v Walter Raleigh }
|L04 auf dem {&v Orinokostrome } auf Entdeckungen ausging, ist nicht tiefer in seinem
|L05 Innern bekannt. {&R (Herrn v. Humboldt's Bemerkungen versprechen
|L06 uns über diese Gegend und einen großen Theil namentlich von Südamerika
|L07 eine neue und reiche Ausbeute.) } Dieses Land hat vielen Goldsand, aber
|L08 {&g } {&v Eldorado } {&g }, wo das Gold fast wie die Steine auf der Straße gemein sein
|L09 soll, {&v ist Erdichtung, } eben so wie die {&v Menschenrace }, von der fast alle Indianer
|L10 am {&v Orinoko } reden, und die nach ihrer Erzählung den {&v Mund } auf der
|L11 Brust und die Ohren auf den Schultern haben soll, entweder erdichtet ist
|L12 oder ein Volk erwarten läßt, desgleichen es viele Indianer giebt, die den
|L13 Kopf durch Kunst verstellen. Zu diesem Lande gehört auch {&e die Colonie } Surinam
|L14 der Holländer. Die {&v Insecten } sind hier sehr mannigfaltig und nicht
|L15 selten sehr groß. Unter diesen ist das wandelnde Blatt, nämlich eine Heuschrecke,
|L16 welche in einem zusammengewickelten Blatte zeitig wird und nachdem
|L17 sie auf die Erde gefallen, Flügel von einer Farbe und Gestalt den
|L18 Blättern ähnlich erhält. Die Frösche {&e sollten der Sage nach } sich hier in
|L19 Fische verwandeln. Der Laternenträger, eine Fliege, welche eine Blase,
|L20 die im Finstern sehr hell leuchtet, am Kopfe hat, ist hier gleichfalls zu
|L21 Hause. Gehen wir von da an der brasilianischen Küste weiter hinab, so
|L22 finden wir dieselbe zahlreich von Portugiesen bewohnt. Das Brasilienholz
|L23 oder der Baum {&v Arbatin } macht eines der vornehmsten Gewächse dieses
|L24 Landes aus, wiewohl es hier noch andere und ungleich schönere Producte
|L25 giebt, deren wir bald erwähnen werden. Unter den vielen Nationen der
|L26 Wilden, die in den Wüsteneien des Innern dieses Landes herumziehen,
|L27 sind die {&v Tapajer } die berühmtesten. Sie haben keinen Begriff von Gott,
|L28 kein Wort, das ihn bezeichnet, gehen {&v nackend }, fressen die gefangenen
|L29 Feinde, obgleich nicht mit so grausamer Marter als die {&v Kanadier }, durchbohren
|L30 ihre Lippen und stecken eine Art von grünem Jaspis in die Öffnung,
|L31 welches doch die Frauenzimmer nicht thun, die dafür die Öffnung
|L32 im Ohrläppchen sehr erweitern. Jene bekleben auch das Gesicht mit Federn,
|L33 dagegen sich diese dasselbe mit Farben bemalen. Ein im Kriege
|L34 Gefangener wird anfänglich sehr gut gehalten, bekommt sogar eine Beischläferin,
|L35 aber nachmals wird er getödtet und {&v aufgezehrt }, jedoch ohne gemartert
|L36 zu werden. Man begegnet allen Fremden sehr wohl. {&g } Der {&v Kolibri }
|L37 soll hier sehr schön singen, welches er in Nordamerika nicht thut. Man
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|L01 sah in dieser Gegend vor der Europäer Ankunft kein Rindvieh, und jetzt
|L02 hat es sich in der Art vervielfältigt, daß aus {&v Paraguay } jährlich an vierzigtausend
|L03 Rindshäute ausgeführt worden sein sollen, wiewohl die wildgewordenen
|L04 Hunde es sehr fortgetrieben haben. Man sagt auch, daß nichts
|L05 von dem europäischen Obste ehedeß in Amerika vorhanden gewesen sei.
|L06 Nun aber sind in Peru und den dazu gehörigen {&v Ländern } ganze Wälder
|L07 von Äpfel- und Birnbäumen. Brasilien ist voll Schlangen und
|L08 Affen; die dasigen Papageien sind die besten, nur in Ostindien giebt es
|L09 graue. Die von Europa herübergebrachten Schweine haben hier wie in
|L10 den übrigen Gegenden des {&v heißen Erdgürtels } ein sehr schönes und gesundes
|L11 Fleisch.
|L12 Die Maniok-Wurzel, die sonst, roh gegessen, ein Gift ist, wird dennoch
|L13 von einigen Brasilianern ohne Nachtheil in der Art genossen. Viele Landstriche,
|L14 die nur zur Regenzeit Wasser haben, enthalten doch alsdann, ohne
|L15 daß man weiß, wie sie dazu kommen, eine große Menge Fische. Der Vogel
|L16 {&v Pyro } ist dem Condor in der Größe und Wildheit fast gleich; seine
|L17 Klauen sind schärfer. Es giebt auch hier einen Vogel in der Größe eines
|L18 {&v kalikutischen } Hahnes, der wie der Strauß nur laufen kann, aber schneller
|L19 ist als ein Windspiel.
|L20 Das Land Paraguay {&v ist der Geburtsort } des berühmten Paraguaykrautes,
|L21 welches ein Blatt von einem Baume ist und getrocknet als ein
|L22 Infusum gebraucht wird, {&g } das sehr heftig und hitzig ist. Von den großen
|L23 Schlangen dieses Landes hat Pater Montoga und dessen {&v Missionarien }
|L24 viel Unwahres ausgebreitet. Man redet im Innern des Landes von einem
|L25 Volke der {&v Corsaren }, die im vierundvierzigsten Grade südlicher Breite
|L26 wohnen und von einigen unter Karl des Fünften Regierung heruntergekommenen
|L27 Spaniern abstammen sollen. Die Wilden dieses Landes sind
|L28 gefährliche Menschenfresser. Die Weiber zerstechen sich die Gesichter, und
|L29 die Männer bemalen sich. {&v Die hiesigen spanischen Besitzungen wurden
|L30 ehedeß gewissermaßen ganz durch Jesuiten regiert. } Die Republik St. Paul
|L31 besteht aus hartnäckigen Rebellen, die nicht können zu Paaren getrieben
|L32 werden. Sie vergrößert sich durch den Zulauf des bösen Gesindels immer
|L33 mehr. Südwärts von {&v Buenos Aires } ist die Küste von Amerika völlig unbewohnt
|L34 und kann auch nach der im Jahre 1746 geschehenen Untersuchung
|L35 nicht bewohnt werden, da man selbst im Sommer eine ansehnliche Kälte
|L36 fühlt. Doch sollen auf einer Insel, die irgend ein Fluß hier macht, Europäer
|L37 leben.
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|L01 +Z 2. + - Nordamerika. +
|L02 Die {&v Eskimos }, welche Capitän Ellis im Jahre 1746 in dem Meere
|L03 bei der {&v Hudsonsbai } antraf, waren leutselig und klug. Sie fahren mit
|L04 Hunden wie in Sibirien, nur die dortigen bellen nicht. Sie versorgen sich
|L05 auf ihrer Reise mit einer Blase voll Thran, aus der sie mit Ergötzlichkeit
|L06 trinken. Die etwas südlichen {&v Eskimos } sind etwas größer, aber die Franzosen
|L07 beschreiben sie als sehr abscheulich von Gesicht, als wild und boshaft
|L08 an Sitten. Sie gerathen oft auf ihren Reisen in große Noth, so daß sie
|L09 sich ihre Weiber und Kinder zu fressen genöthigt sehen. Sie machen ihre
|L10 Canoes so wie die Grönländer mit Überzug vom Seehund, tragen Hemden
|L11 von zusammengenähten Blasen dieser Thiere usw. {&g } Der Branntwein,
|L12 den sie schwerlich meiden können, ist ihnen sehr schädlich. Die Eltern,
|L13 wenn sie alt sind, {&v richten ein Gastmahl aus } und lassen sich von ihren
|L14 Kindern erdrosseln, aber nie sterben sie durch ihre eigene Hand. Über dem
|L15 {&v siebenundsechzigsten } Grade der Breite findet man in Amerika keinen Menschen
|L16 mehr.
|L17 Die Länder, welche zu {&v Kanada } sowohl französischen als englischen
|L18 Antheils gerechnet werden, sind in Ansehung der Lage ihres Klimas im
|L19 Winter sehr kalt. Die Nordwestwinde bringen {&v rauhe } Luft und große
|L20 Kälte mit. Je weiter man nach Westen kommt, desto kälter ist die Gegend.
|L21 Die allerwestlichsten Indianer {&g } wohnen an einem See, an dem aber
|L22 noch nicht die Europäer gewesen sind. Die Indianer haben eine schmutzige
|L23 rothe Farbe des Leibes und, welches besonders ist, kein Haar auf dem
|L24 Leibe als auf dem Kopfe und Augenbraunen, welche letztere jedoch die
|L25 meisten selbst ausziehen. Die thierischen Eigenschaften dieser Wilden sind
|L26 ausnehmend, sie riechen in größerer Weite ein Feuer, als man es sehen
|L27 kann, daher sie auch keinen {&v Muskus } leiden, sondern nur eßbare Sachen
|L28 führen.
|L29 Ihre Einbildungskraft in Erinnerung der Gegend, wo sie einmal
|L30 gewesen, und ihre Feinheit in Entdeckung der Spuren der Menschen und
|L31 des Viehes ist unbegreiflich groß. Unter allen diesen Völkerschaften kann
|L32 man mit der Sprache der {&v Algonkin } und {&v Huronen } durchkommen, welche
|L33 beide sehr rein und nachdrücklich sind. Alle diese Nationen haben keine
|L34 andern Oberhäupter, als die sie sich selbst erwählen. Die Weiber haben
|L35 hier in die Staatsgeschäfte einen großen Einfluß, aber nur den Schatten
|L36 der Oberherrschaft. Die {&v Irokesen } machen die größte {&e und gleichsam herrschende }
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|L01 Völkerschaft aus; überhaupt aber werden die Nationen {&v hier allmählich }
|L02 schwächer. Sie haben kein Criminalgericht. Wenn jemand einen
|L03 andern getödtet hat: so weiß man kaum, wer die That strafen soll. Gemeiniglich
|L04 thut es seine eigne Familie. Die größte Schwierigkeit ist, der
|L05 Rache der Familie des Erschlagenen zu entgehen. Eine Familie muß
|L06 durch einen Gefangenen wegen des Verlornen schadlos gehalten werden.
|L07 Diebe werden zur {&v Wiedervergeltung } ganz ausgeplündert, nur Verzagte und
|L08 Hexen werden getödtet und verbrannt. Ihre Religionsbegriffe sind sehr verwirrt.
|L09 Die {&v Algonkin } nennen den obersten Geist den großen Hasen und seinen
|L10 Feind den großen Tiger. Nichts ist wüthender als ihre Traumsucht. Wenn
|L11 jemand träumt, er schlage jemand todt: so tödtet er ihn gewiß. Traumfest. {&g }
|L12 Der Traum eines Privatmannes kann oft Kriege erregen. Im Kriege
|L13 suchen sie sehr ihre Leute zu schonen, fechten gegen einander nur gemeiniglich
|L14 durch Überfall und Hinterhalt, bedienen sich der Kopfschläger und
|L15 wehren sich verzweifelt. Die Gefangenen werden zwar gebunden, aber anfänglich
|L16 gut gehalten und wissen nicht, ob sie sollen geschlachtet oder zur
|L17 Ersetzung des Verlustes der Gebliebenen in die Familien aufgenommen
|L18 werden. Wenn das erste beschlossen ist, so singt das Schlachtopfer seinen
|L19 Todtengesang, und man zerfleischt ihn durch lange Martern, die oft einige
|L20 Tage dauern, wobei dieser ganz unempfindlich thut und seinen Henkern
|L21 Hohn spricht; zuletzt kocht und frißt man ihn. Dies geschieht mehr aus
|L22 Begierde, den Geist des Erschlagenen durch Rachopfer zu besänftigen, als
|L23 aus Appetit. Die im Gefechte Erschlagenen werden niemals gefressen;
|L24 Kinder und selbst Weiber bereiten sich schon zu solcher Standhaftigkeit
|L25 zu. Die Freundschaft dieser Wilden wird außerordentlich weit getrieben.
|L26 Der Friedensstab oder das {&v Kalumet } ist unter allen diesen Völkern gebräuchlich
|L27 und ist eigentlich eine {&v Tabakspfeife }, welche oft mit einigen Zierathen
|L28 ausstaffirt wird, woraus die Häupter von beiden Parteien rauchen. [† Hol-R]
|L29 Man sieht die große Neigung zur Unabhängigkeit unter diesen Völkern
|L30 an der Erziehung der Kinder, welche bloß durch Worte und kleine Beschimpfung,
|L31 als ihnen Wasser ins Gesicht zu spritzen, von den Eltern bestraft
|L32 werden. Dies scheint die Ursache zu sein, weswegen sich kein Indianer
|L33 einfallen läßt, die Lebensart der Europäer anzunehmen, obzwar diese
|L34 oft jene wählen. Weiterhin, westwärts in diesem Welttheile, sind die Nationen
|L35 wenig bekannt. Einige drücken den Kindern den Kopf zwischen
|L36 zwei Klumpen Leimen in der Kindheit breit und heißen Plattköpfe. Unter
|L37 den {&v Algonkin } sind Kugelköpfe wegen der Figur, die sie den Köpfen durch
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|L01 die Kunst geben, also genannt. Die Franzosen, welche die allerwestlichsten
|L02 Indianer kennen, berichten, daß man unter ihnen von einem großen westlichen
|L03 Meere reden höre, und die Reisen der Russen von {&v Kamtschatka } aus
|L04 beweisen, daß Amerika nicht weit davon sei und daß es wahrscheinlicher
|L05 Weise durch nicht gar zu große Meerengen und einige Inseln von {&v Tschukotskij-Noß }
|L06 in {&v Sibirien } abgesondert sei. Die englischen Colonien in
|L07 diesem Welttheile sind blühend. In Virginien ist der Winter nur drei
|L08 Monate lang und ziemlich scharf, der Sommer hingegen angenehm. Es
|L09 wachsen daselbst Weinstöcke wild, aber noch hat kein guter Wein davon
|L10 kommen wollen. Ein Baum trägt in einer Art von Schoten Honig. Der
|L11 davon abgezapfte Saft giebt aus {&v drei } Pfunden Saft ein Pfund Zucker, so
|L12 wie {&v Jaggeri } aus {&v Kokossaft } gesotten und in Indien raffinirt wird. {&v Pennsylvanien }
|L13 und {&v Maryland } kommen in den mehresten Landesproducten
|L14 mit einander überein. Hier giebt es eine Menge Holz in Waldungen, vieles
|L15 Wildpret, welches größtentheils vom europäischen unterschieden ist. Carolina
|L16 und Georgien sind am südlichsten gelegen und bringen auch schon
|L17 Seide hervor, ingleichen in China befindliche Kräuter. Einige wollen hier
|L18 den Theestrauch und Ginseng gefunden haben.
|L19 Wenn man den St. Laurenzstrom hinauf von dessen Mündung aus
|L20 zum französischen {&v Kanada } fährt: so hat man anfänglich zu beiden Seiten
|L21 ziemlich wüste Länder. Bei {&v Quebec } aber und weiter hin nach dem Ontario-
|L22 und Erie-See hinauf liegen die vortrefflichsten Länder in der Welt. {&g } Diejenigen,
|L23 so den Mississippi hinaufgefahren, finden Völker von fast ähnlichen
|L24 Sitten in einem sehr fruchtbaren und waldichten und im Winter sehr
|L25 kalten Lande. Alle diese Völker haben sich seit der Europäer Ankunft sehr
|L26 vermindert. Man findet bei allen diesen Nationen, daß der Gebrauch des
|L27 Kupfers viel älter bei ihnen sei als derjenige des Eisens. In dem benachbarten
|L28 Florida sind die Einwohner sehr beherzt, sie opfern der Sonne ihre
|L29 Erstgeburt. Das Land hat große Perlen. {&g }
|L30 ≥ Amerikanische Inseln. ≤
|L31 Die {&g } Flibustier waren anfänglich Seeräuber und hatten ihre Niederlassungen
|L32 in {&v St. Christoph } und Dominique, davon die letztere Insel sich
|L33 nun im Besitze der {&v Engländer } befindet. Im größten Theile vom spanischen
|L34 Amerika sind viele spanische Pferde, öfters auch Hunde, die wild geworden.
|L35 In Domingo waren beide vorhanden und hatten die Art an sich, ein großes
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|L01 Geräusch zu machen, wenn sie saufen wollten, um {&v reißende Thiere } abzuschrecken.
|L02 Die Neger, welche hier als Sklaven dienen, sind sehr zahlreich,
|L03 oft gefährlich. Die vom Senegal sind die witzigsten, {&g } die von {&v Madagaskar }
|L04 sind nicht zu bändigen, die von Monomotapa sterben bald hin, sind mehrentheils
|L05 sehr dumm, {&v kastriren } aber sehr künstlich und sind dabei hochmüthig.
|L06 Einige fressen gerne Hunde und werden von Hunden angebellt.
|L07 Sie sind in Ansehung des Todes sehr gleichgültig, vornehmlich die von
|L08 {&v Sierra Leona } tödten sich oft einer geringfügigen Ursache wegen. {&g } In den
|L09 Antillen ist die Nation der {&v Karaiben } hauptsächlich ausgebreitet und in
|L10 St. Vincent und Dominique zu Hause. Sie sind stark und groß, färben
|L11 sich den Leib {&g } roth, stechen sich viele Löcher in die Lippen und stecken Klöppelchen,
|L12 Glaskügelchen und Steinchen herein. Ihre Stirne ist fast ganz
|L13 platt wie ein Brett und gleichsam eingedrückt. Ihre Miene scheint melancholisch
|L14 zu sein. {&v Der Carakolla } oder blecherne Kopfschmuck derselben
|L15 ist von reinem, schönem und unbekanntem Metalle, welches sie auch an
|L16 der Nase und Unterlippe tragen.
|L17 Sie wollen nicht gerne {&v Kannibalen } heißen und können nicht begreifen,
|L18 wie man das Gold dem Glase vorziehe. Sie essen niemals Salz, sind
|L19 träge, können keine Gewalt oder Härte ertragen, haben eigensinnige Grillen,
|L20 und ihr Stolz ist ungemein groß. Niemals wird einer von ihnen zu der
|L21 christlichen Religion bekehrt. Ihrer Rache können sie keine Grenzen setzen;
|L22 die Vorsehung ist ihnen unbekannt. Ihr {&v Cazique } muß im Kriege und
|L23 im Laufen und Schwimmen excelliren. Sie brauchen das {&v Spießgewehr } wenig,
|L24 sondern Pfeile mit hohlen Spitzen, die mit dem Safte des {&v Manschinellenbaumes }
|L25 vergiftet sind, und Keulen.
|L26 ≥ Von den Ländern am Eismeere. ≤
|L27 Obgleich die Länder am Eismeere zum Theil zu den zwei andern
|L28 Welttheilen gehören, so wollen wir doch um der Vergleichung mit Amerika
|L29 willen etwas davon hier kürzlich mitnehmen. Alle Völker am Eismeere
|L30 kommen darin überein, daß sie beinahe alle unbärtig sind. Doch hat
|L31 Ellis an der {&v Hudsonsbai } und deren verbundenen Meeren Völker der {&v Eskimo }
|L32 angetroffen, die im Gesichte sehr behaart waren. Die {&v Tschuktschen },
|L33 die nordöstlichsten unter allen {&v Sibiriern }, sind ein tapferes Volk am Eismeere
|L34 und gastfrei; ihr Gewerbe ist wie in diesen Gegenden überhaupt
|L35 Fischerei und Jagd. Die Inseln Nova-Zembla, Spitzbergen u. a. m. sind
|P_436_
|L01 nicht bewohnt, aber man muß nicht glauben, daß sie so ganz unbewohnbar
|L02 sind, als sie die Holländer, die unter {&v Heemskerk } auf ihnen überwinterten,
|L03 wollen gefunden haben. Professor Müller berichtet, daß fast jährlich
|L04 einige Russen um der Jagd willen den Winter in jenen Gegenden zubringen.
|L05 Unter den Vögeln von Spitzbergen führe ich nur den Eisvogel
|L06 mit seinen blendend glänzenden Goldfedern an {&g }. Der Wallfisch ist hier
|L07 dasjenige Thier, dessen Jagd die Europäer am meisten beschäftigt, wiewohl
|L08 ehedeß auch von den Wallrossen um ihrer Zähne willen auch guter Profit
|L09 ist gezogen worden. Weiter westwärts haben die Lappen ein überaus
|L10 häßliches Gesicht, sind aber nicht so klein, als man sie beschrieben hat. Im [† Hol-R]
|L11 Jahre 1735 sah man einen Riesen, der sieben rheinländische Fuß groß
|L12 war, in Paris, er war aus Lappland gebürtig. Die Zaubereien oder vielmehr
|L13 die Betrügereien der schwarzen Kunst sind hier fast dieselben wie in
|L14 {&v Sibirien }, werden aber immer mehr abgestellt. {&v Einige Reisende } bemerken,
|L15 daß hier die Pferde zur Sommerzeit aus allen Dörfern in die Wildniß
|L16 gelassen werden, um die Jahreszeit in der Freiheit zuzubringen, da denn
|L17 die von einer Dorfschaft sich von selbst in einem besondern Bezirke einfinden
|L18 und mit den übrigen sich nicht vermengen, auch im Winter von
|L19 selbst in die Ställe kommen. Die Grönländer bewohnen ein Land, welches
|L20 mit der südlichen Spitze {&g } in nicht größerer Breite als Stockholm liegt, aber
|L21 sich bis auf unbekannte Weiten nach Norden erstreckt. Die Ostseite dieses
|L22 Landes ist gelinder als die Westseite und hat ziemlich hohe Bäume wider
|L23 die Natur {&v dieses Himmelsstriches }. Je weiter man in diesem Himmelsstriche
|L24 nach Westen kommt, desto kälter findet man die Gegend. Nahe bei
|L25 der Hudsonsstraße sieht man Eisberge, deren Dicke von fünfzehn bis ein
|L26 tausend achthundert Fuß ist {&g }. Weil sie der Wind kaum bewegen kann, so
|L27 mögen wohl {&v Jahrhunderte } dazu gehören, bis sie in den temperirten {&v Erdstrich }
|L28 getrieben werden, da sie zerschmelzen. Die Eisberge, welche neben
|L29 den hohen Bergen in Spitzbergen auf dem Lande stehen, haben große
|L30 Ähnlichkeit mit diesen und den Gletschern der Alpen, welches zu artigen
|L31 Betrachtungen Anlaß geben kann. Hierbei ist nur noch zu merken, daß
|L32 das Wasser des Eismeeres so gesalzen und schwer ist als eines in der Welt,
|L33 z. E. bei Nova-Zembla {&g }. Man sieht in der Hudsonsstraße eine unbeschreibliche
|L34 Menge Holz in der See treiben. Ein gewisser {&v Schriftsteller } hält für
|L35 den sichersten Beweis, daß dieses Holz aus warmen Ländern herkommen
|L36 müsse, dies, daß es bis auf das Mark von Würmern durchfressen ist, {&v welches
|L37 bei denen des kalten Erdstriches nicht stattfindet }.
|L38 δ_Ende-Text