Salon Sophie Charlotte

Leibniz-Saal

... sich über die ganz großen

Fragen den Kopf zerbrechen

 

1. OG

Krieg und wiedererstarkender Autoritarismus, enorme Ungleichheiten innerhalb der westlichen Gesellschaften und im Verhältnis zum globalen Süden, Überforderung angesichts multipler Krisenkomplexe: Brauchen wir eine neue Aufklärung, um die großen Herausforderungen der Gegenwart zu bewältigen? Auf welche Formen der Unmündigkeit im 21. Jahrhundert müsste sie reagieren?

Gastgeberin: Alena Buyx (Medizinethikerin, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats)

18:00

Eröffnung

Aufklärung über den Salon von Christoph Markschies (Akademiepräsident)

18:15

Was unterscheidet Aufklärung 2.0 von Aufklärung 1.0?

Aufklärung braucht qua Definition ein Update. Immer wieder. Aber wie kann dieses Update aussehen? Brauchen ursprünglich in Europa entstandene Werte in der globalen Welt ein Update? Fehlt der klassischen europäischen Aufklärung die Aufmerksamkeit für Natur und Umwelt? Wie bewahrt man die Aufklärung vor dem Umschlagen in eine Diktatur der Vernunft durch die, die sich für vernünftig halten?

Mit Impulsen der Akademiemitglieder Barbara Stollberg-Rilinger, Gudrun Krämer, Susan Neiman, Anita Traninger und Günter M. Ziegler, moderiert von Christoph Markschies.

19:00

Zur Zukunft des ‚Demokratischen Friedens‘

„Das Völkerrecht soll auf einen Föderalism freier Staaten gegründet sein“ – so lautet der zweite Definitivartikel aus Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“. Welche Logik und welches Bild der internationalen Politik verbirgt sich hinter Kants Vision? Und fällt der demokratische Frieden der Zeitenwende zum Opfer? Oder ist es möglich, die Kantischen Überlegungen auch angesichts des Krieges in der Ukraine konstruktiv zu nutzen? Und was können diese Überlegungen zum Verständnis anderer aktueller kriegerischer Auseinandersetzungen wie beispielsweise in Syrien oder Tigray sagen? Diese Fragen diskutieren die Politikwissenschaftler und Akademiemitglieder Herfried Münkler (HU zu Berlin) und Michael Zürn (WZB Berlin) mit dem Autor und Orientalisten Navid Kermani unter Leitung der Journalistin Stephanie Rohde.

20:00

Das ambivalente Erbe der Aufklärung

Die Bekämpfung von Unterdrückung, die Überwindung von Vorurteilen und die Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse – das sind die Ziele der europäischen Aufklärung. Doch die Epoche der Aufklärung ist auch geprägt durch die gesteigerte koloniale Expansion, die Verwissenschaftlichung des Rassismus sowie die Idee von der grenzenlosen Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen. Die erste Erklärung der Menschenrechte gehört ebenso zur Aufklärung wie der Versuch, vermeintliche soziale und biologische Hierarchien zu begründen. Über dieses Spannungsfeld und seine Wirkung auf unsere Gegenwart diskutieren Philosoph Marcus Willaschek (Goethe-Universität Frankfurt a. M., Akademiemitglied), Politikwissenschaftlerin Nikita Dhawan (TU Dresden), Autorin und Beraterin Emilia Roig (Center for Intersectional Justice) und Philosophin Andrea Esser (Friedrich-Schiller-Universität Jena).

21:00

Fortschrittsverlust(e)

Begrüßung: Jakob Scherer, Geschäftsführer Villa Aurora & Thomas Mann House e. V.

Epochen und Gesellschaften unterscheiden sich auch durch ihren Umgang mit existenziellem Verlust voneinander – dem Verlust von Leben, Identität oder körperlicher und seelischer Unversehrtheit. In modernen und insbesondere spätmodernen Gesellschaften mitsamt ihres Fortschrittsversprechens ist der Umgang mit Verlusten durch zusätzliche Besonderheiten gekennzeichnet. Welche Verluste sind angesichts der gezielten und kontinuierlichen disruptiven Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft überhaupt als solche anerkannt? In welchem Spannungs­verhältnis stehen dabei individuelle und kollektive Verlusterfahrungen? Und welche Verwerfungslinien sind zu erwarten, wenn die Utopie einer Gesellschaft ohne Verluste, Leid und Trauer sich als unerreichbar herausstellt? Diese Fragen stehen im Zentrum des Gesprächs zwischen Akademiemitglied Aleida Assmann (Literaturwissenschaftlerin, Universität Konstanz) und Andreas Reckwitz (Soziologe, HU Berlin), moderiert von Shelly Kupferberg.

In Kooperation mit Villa Aurora & Thomas Mann House e. V.

22:00

Überfordert? Die Gesellschaft, der Mensch, das Gehirn

Das menschliche Leben scheint immer komplexer zu werden. Neben den beständigen Anforderungen des Alltags, beanspruchen gesellschaftliche und politische Zusammenhänge unsere Aufmerksamkeit, die wir nur noch in Teilen erfassen können: Lokale und globale Krisen, soziale Ungerechtigkeit, politische Spaltung – weil es für diese Probleme keine einfachen Lösungen gibt, fühlen wir uns zuweilen überfordert. Über die Beziehung von sozialen und mentalen Anforderungen der Gegenwart sowie ihre biologischen Grenzen sprechen der Soziologe Armin Nassehi (LMU München), der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichtes Andreas Voßkuhle (ehem. Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Akademie­mitglied), die Vorsitzende des deutschen Ethikrates Alena Buyx (TU München) und der Biopsychologe Onur Güntürkün ( Ruhr-Universität Bochum, Akademiemitglied). Es moderiert Anja Martini.

23:00

Ein Hoch auf die Unvernunft – Szenische Lesung

Nach einem ganzen Abend ratio entführen die Schauspielerinnen Corinna Kirchhoff und Nina West Sie gemeinsam mit Akademiemitglied Helmut Schwarz und Akademiepräsident Christoph Markschies auf die dunkle Seite der Unvernunft in der Literatur: Absurdes, Poetisches und Erhellendes, bevor das Licht ausgeht.