Wilhelm von Humboldt an August Wilhelm von Schlegel, 19.01.1822
|1*|[a] Schon längst wollte ich Ew. Hochwohlgebohrnen für Ihren gütigen Brief vom 25. Nov. meinen herzlichen Dank abstatten, so wie für die gütige Aufnahme, welche mein Brief, der wirklich der Entschuldigung bedurfte, bei Ihnen gefunden hat; aber ich hoffte Ihnen etwas mittheilen zu können, das ich Ihnen mitzutheilen wünschte, u. dies hat sich noch immer nicht thun lassen.
Die neue Schriftprobe[b] hat mir ungemein gut gefallen. In einigen Buchstaben finde ich sie der früheren vorzuziehen, namentlich in dem N. Ich hätte sie indeß ein klein wenig größer gewünscht. Die Striche mit welchen das i über der Linie hervorgeht, scheinen mir, da wo sie die Linie berühren, ein wenig zu fein. Da sie die Fortsetzung des Körpers des Buchstabens sind, so würde ihr Zusammenhang mit diesem besser ins Auge fallen, wenn sie gleiche Dicke mit ihm hätten. Die Manuscripte mögen wohl so seyn. Allein die von der Hand geführte Feder, die oft einen Buchstaben durch zweimaliges Ansetzen macht, hat andre Gesetze, als der Druck. Die Verbindung des {da} und {ra} scheint mir auch nicht recht deutlich. Besonders fällt dies auf, wo sich ein {ū} daran anschließt. Der Strich des {ra} scheint mir zu sehr herunter |2*| zu gehen, u. das {da} nicht genug seinen natürlichen Endstrich zu behalten. Außer diesen wahren Kleinigkeiten aber, über die man auch noch sehr leicht verschiedene Ansicht haben könnte, wüßte ich nichts zu erinnern. Werden denn nun die Buchstaben bald hier ankommen? Es wäre sehr zu wünschen, daß Ew. Hochwohlgebohrnen bald in Bonn davon Gebrauch machen könnten, u. daß auch Bopp hier dazu in Stand gesetzt würde.
Indem ich Ew. Hochwohlgeb. meinen Dank für die gütige Mittheilung wiederhole, verbleibe ich mit den hochachtungsvollsten u. freundschaftlichsten GesinnungenEw. Hochwohlgeb.
ergebenster,
Humboldt.
Berlin, den 19. Jan. 1822.
An Herrn Professor u. Ritter von Schlegel, Hochwohlgeb. in Bonn.