Franz Bopp an Wilhelm von Humboldt, 30.05.1823

Excellenz,

In der von Hochderselben mir gnädigst zugeschickten Stelle des Ramayana möchte ich niyôjya auf Rama beziehen. yuj mit ni heißt befehlen, auftragen, daher niyôjana Befehl. Ich übersetze: Rama glänzte wie die Sonne ..., nachdem er die Guru-Geschäfte sämmtlich dem Sohne Kusika’s aufgetragen hatte (ihn damit bekleidet hatte, sie durch ihn hatte verrichten lassen) wohnten die drei freudig die Nacht am Sarayu. Auf diese Weise wird die Construktion vollkommen ähnlich der von Ew. Excellenz citirten Stelle des Nalus. ûshus kommt von vas wohnen. – In der Auslegung des folgenden Sl. bin ich ganz mit Ew. Excellenz einverstanden. Doch glaube ich, daß anulâlitabhyâm͂ sehr gut die Causal-Form seyn kann. Sie waren lüstern oder begehren gemacht worden, „durch die zu verlangen veranlaßten“. Wenn es nicht die Causal-Form wäre, so ließe sich das Part. pass. weniger begreifen. ôshitâbhyâm͂ ist ebenfalls eine Causal-Form.

Ich höre, daß Ew. Excellenz Dienstag lesen werden und freue mich im voraus auf Ihren Vortrag.[a]

In tiefster Ehrerbietung, Ew. Excellenz
Unterthänigster
F. Bopp.
Berlin, den 30ten Mai 1823.

Fußnoten

    1. a |Editor| Am 3. Juni 1823 hielt Humboldt an der Berliner Akademie einen unveröffentlichten Vortrag über "Infinitif, Gerund und Supin in der allgemeinen Grammatik" (siehe Sitzungsprotokoll der Historisch-Philologischen Klasse, BBAW, Archiv, II-V, 142, 168).