Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 31.05.1823
|1*| Meinen herzlichsten Dank für Ihre gütigen belehrenden Zeilen. Ihre Auslegung ist offenbar die richtige. Ew. Wohlgeboren schreiben aber {niyojya}. In der Calcutter Ausgabe des Ramayana steht {niyujya}. Dies ist also wohl falsch, oder kann man beide Formen brauchen? Es interessirt mich nur wegen der Regeln der Bildung dieses Gerundium’s. – Daß ich {ūṣuḥ} habe verkennen können, gehört zu den Verstößen, über die man beschämenden Aerger empfindet. Freilich aber lautet diese Person in beiden Verben gleich. – Die part. pass. in dem letzten der angeführten Verse nahm ich, wie sie oft stehen in neutraler Bedeutung. Ueber {tadoṣitābhyāṃ} muß ich mir noch einige Belehrung erbitten. Ich hielt das Wort für zusammengesetzt aus {tadā} u. dem part. pass. {uṣita}, woraus dann {o} entsteht. Ew. Wohlgeb. erklären das part. für das des Causale u. nennen dies {oṣitābhyāṃ}. Allein dann müßte ja wohl die Zusammensetzung {tadauṣitābhyāṃ} lauten. Ueber die Bildung des Part. der Causalform ist auch Wilkins Gr. mangelhaft. Es nimmt wohl bei {vas} ein Anfangs {o} an, weil die Causalform {vāsi} einen langen Vocal hat?
|2*| Ich werde Dienstag bloß meine allgemeinen Ideen über Infinitiv u. Gerundium aus meiner Abhandlung[a] (ohne Bezug auf Sanskrit) vortragen. Da ich aber diese §phen ganz umgearbeitet habe, so wird es mir sehr schmeichelhaft seyn, wenn Ew. Wohlgeboren bei der Sitzung zugegen zu seyn die Güte haben wollen.
Mit ausgezeichneter HochachtungEw. Wohlgeb.
ergebenster,
Humboldt.
31.[b]
|3* vacat, rechts große Fehlstelle im Bogen durch Öffnen des Siegels|
|4*|
An
Herrn Professor Bopp,
Wohlgeboren
in
Berlin .