Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 02.11.1828
                     Ich danke Ihnen herzlich, theuerster Freund, für Ihre gütigen
                    Mittheilungen. Die 
                        Episoden lesen sich, meinem Gefühl nach, vortreflich in der neuen Art der
                    Abtheilung. 
                        Dursch scheint mir die Sache gar nicht in ihrem Wesen aufgefaßt zu haben.
                    Weil das Wort die eigentliche Einheit der Sprache ist, weil der Verstand zum
                    Verständniß die Trennung der Wörter fordert, so ist ihre Absonderung in der
                    Schrift Sitte, seitdem man die Schrift nach vernünftigen philologischen
                    Principien behandelt. Ob diese Abtheilung erleichtert oder nicht? darauf kommt
                    wenig an. Die Regeln des 
                        Sandhi muß man freilich auf jeden Fall kennen. Aber die Erleichterung liegt
                    schon daran, daß das Auge nicht unruhig den Elementen der langen Verbindungen
                    nachspürt. 
                        Dursch findet ein allein stehendes  {c} sonderbar. Ist denn 
                        l’ in 
                        l’homme anders? Der Reim steht der Abtheilung nicht entgegen, u. 
                        Dursch hätte sein schon löcheriches Gefäß immer noch mehr zerschlagen
                    können. Auch im Deutschen giebt es wohl burleske Reime,
                    wie 
                        Mahler, u. 
                        befahl er. Darum schreibt man die beiden letzten Worte doch getrennt.
Die Uebersetzung der Grammatik finde ich im Ganzen klar u. genügend. So gut, wie das Original, liest sie sich indeß natürlich nicht. Doch ist auch das Lesen einer oft corrigirten Handschrift an sich schwierig. Ueber die mir mitgetheilten §§phen lege ich einige Worte bei, die aber sehr unbedeutend sind.
Leben Sie herzlich wohl! IhrH.
2. Nov. 1828.

