Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 25.11.1830
                    |1*| Ich bin so frey, an Sie, liebster Freund, eine Bitte zu richten,
                    von der ich aber wünschte, da sie Ihnen Nachsuchen verursachen wird, daß Sie sie
                    nur gelegentlich erfüllen. <|
Humboldt|
                            erfüllten.>
                
                    |
Schreiber| In dem Kavi-Gedicht,
                    über das ich in der Akademie lesen will,[a] kommt dieselbe
                    Schlacht vor, mit welcher die Bhagavad-Gita anhebt, und man sieht auch deutlich, daß der
                    Dichter diese gekannt hat, obgleich er sich auf das Phylosophische |sic|
                    nicht einläßt. Ich wünschte nun sehr zu erfahren, ob Sie wohl Auszüge (nicht den
                    Text) von den unmittelbar vorausgehenden und nachfolgenden Gesängen hätten, und
                    ob Sie die Güte haben wollten, mir dieselben mitzutheilen? am liebsten hätte ich
                    den Auszug aus diesem ganzen Buche des Gedichts; auch wüßte ich gern, 
                        daß <|
Humboldt| das> |
Schreiber| wie vielste Buch dieses ist? denn es gielt |sic|
                    ja wohl auch für den Maha-Bharata eine herkömliche |sic| Abtheilung in eine
                    gewiße Anzahl von Büchern|.|
                
                    Lassen hat mir vor
                    einigen Wochen geschrieben,[b] und mir aufs neue versichert, daß er mit
                        seiner |2*| letzten
                        Abhandlung durchaus nichts feindseliges gegen Sie im Sinne gehabt
                    habe. Ich habe diese Gelegenheit benutzt, ihm in meiner Antwort ernsthaft
                    vorzustellen, wie Unrecht er gehabt hat, sich in einigen Punkten scharf zu
                    äußern, und ihn zur Friedfertigkeit ermahnt. Es wäre wirklich sehr schön, wenn
                    Sie beide auf den verschiedenen Wegen, welche Sie gehen, an 
                        die <|
Humboldt| der> |
Schreiber| Aufklärung der Indischen Grammatik arbeiteten. Von
                    Ihrer Seite wird dies, nicht absichtlich, aber zufällig gemeinschaftliche
                    Arbeiten von selbst nicht gestört werden, und ich |
||würde|[c] es eben so wenig von Lassen glauben, wenn nicht auf
                    diesen immer der fremde Einfluß zu fürchten wäre.
|
Humboldt
|
|3* vacat|
|4*|
An
Herrn Professor Bopp
Wohlgeboren
in
Berlin
Fußnoten
- a |Editor| Humboldt las am 20. Januar 1831 "über die Cavisprache auf der Insel Java" (vgl. Protokoll der Plenumssitzung, BBAW II-V, 12, 12). [FZ]
 - b |Editor| Dieser Brief scheint nicht erhalten zu sein. Vgl. aber die Antwort Humboldts an Lassen vom 10. November 1830. [FZ]
 - c |Editor| Papierstück fehlt, wohl vom Öffnen des Siegels.
 

