Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 02.05.1832

|1*| Ich danke Ihnen sehr, theuerster Freund, mich auf die angebliche Entdeckung des guten Burnouf aufmerksam gemacht zu haben.[a] Ich schicke Ihnen aber das mir übersandte Heft wieder zurück, weil ich dasselbe bereits selbst besitze. Es ist sonderbar, aber nicht zu leugnen, daß Burnouf bei recht vielen und gründlichen gelehrten Kenntnissen doch eigentlich den wahren Sprachsinn nicht besitzt. Zugleich aber geht ihm und allen Ausländern doch das ab, was sie aus Deutschen Schriften schöpfen könnten. Grimms Grammatik kennen sie gar nicht, und auch von Ihnen ist ihnen lange nicht alles in so vielen Abhandlungen und Recensionen Zerstreute bekannt. Ich bin indeß auch ganz der Meinung, daß Sie Burnouf, wenn Sie seinen Irrthum auseinandersetzen, dies auf eine sehr schonende Weise thun <auf eine sehr schonende Weise behandeln>. Er hat wirklich großes Verdienst um die Zent |sic|-Sprache und ist übrigens gar kein streitsüchtiger Mensch.

Ew. Wohlgeboren Paket werde ich meinem Bruder gleich nach seiner Ankunft übergeben.

Ich verbleibe mit der hochachtungsvollsten Freundschaft
|Humboldt| der Ihrige,
Humboldt
|Schreiber| Berlin den 2.t May 1832.

An
Herrn Professor Bopp Wohlgeboren allhier
|2*–4* vacat|

Fußnoten

    1. a |Editor| Möglicherweise spielt Humboldt hier auf Bopps Rezension von Burnoufs Vendidad Sadé (Paris: Perthes 1829–1833) an?