Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 26.02.1834
Ich danke Ihnen sehr, theuerster Freund, für Ihre gütigen heute empfangenen Zeilen. Es ist eine sehr große und seltene Bescheidenheit, daß Sie jeder Bewerbung um die Sekretair-Stelle der Akademie entsagen. Es ist indeß wahr, daß diese Stellen mit vielen zeitraubenden und von den wissenschaftlichen Arbeiten abziehenden Geschäften und außerdem noch bisweilen mit anderen Unannehmlichkeiten verbunden sind. Auch müssen die Eröffnungsreden bei den öffentlichen Sitzungen höchst lästig sein. Da wie ich zu meiner großen Freude sehe, Sie gleichfalls für Boeckh stimmen, so bin ich so frei, Sie zu bitten, am Tage der Klassenwahl meine Erklärung abzugeben. Wenn, was ich nicht recht weiß, Abwesende mitstimmen können, so bitte ich Sie, dies in meinem Nahmen für Boeckh zu thun. Sollten aber auch die Stimmen der Abwesenden nicht mitgezählt werden, so haben Sie doch die Güte in meinem Nahmen zu äußern, daß ich lebhaft bedaure der Sitzung nicht beiwohnen zu können um Herrn Boeckh meine Stimme zu geben.
Es thut mir sehr leid durch ein Mißverständniß um das Vergnügen gekommen zu sein, mich mündlich mit Ihnen zu unterhalten. Ich bitte Sie aber ja Sich nicht in der Stadt zu mir zu bemühen, wo es zu allen Stunden mich zu finden unsicher ist. Ich werde schon suchen, Sie einmal bei Sich anzutreffen|.|
In Burnoufs Anzeige Ihrer Grammatik habe ich noch gelesen, was mir daran
fehlte. Da es gar nicht Ihre Absicht war, eine lange Reihe von Zendwurzeln zu
geben, so hätte er sich die Mühe der Ergänzungen sparen können. Bei Vrihaspati scheint er nicht
gewußt zu haben, daß Sie schon in Ihrem Glossar eine
Form vrihas annehmen.
Im Ganzen aber hat es mich wieder gefreut, daß er doch immer das Verdienst Ihrer
meisterhaften Arbeit anerkennt, und sich nicht zur Partheilichkeit dadurch
verleiten läßt, daß er die gleiche Arbeit, die er aber gewiß viel weniger
glücklich durchgeführt hätte, unter Händen hat. Mit der herzlichsten
Freundschaft.
|Humboldt| der Ihrige
Humboldt
|Schreiber| Tegel den 26t. Februar 1834.
An
Herrn Professor Bopp
Wohlgeboren
in
Berlin