Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 12.11.1834
Ich bin so frei, liebster Freund, Ihnen durch diese Zeilen Herrn Nicolaus Delius zu gütiger Berücksichtigung zu empfehlen. Er soll bereits bedeutende Fortschritte in philologischen Studien gemacht haben, und was schon allein für ihn spricht, ist der Umstand, daß er sich als Sohn eines der reichsten Kaufleute in Bremen ganz aus eigenem Antriebe diesem Fach widmet. Er hat in Bonn bei Lassen ein privatissimum über Sanskrit gehört, treibt es jetzt für sich, wünscht aber, im künftigen Semester bei Ihnen zu hören.
Ich habe Graffs Vorrede jetzt gelesen und der sprachliche Theil hat mich im hohen Grade befriedigt. Sehr bedauert aber habe ich, daß ihm nicht ein Freund gerathen hat, den, seine persönlichen Verhältnisse betreffenden, zu unterdrücken. Wie kann jemand, um nur diese Betrachtung anzustellen, Muth haben den Anfang eines weitaussehenden Werkes zu kaufen, wenn der Verfasser selbst ihm vormalt, daß, und warum, es wohl nie zu Ende kommen wird. Mit der herzlichsten und hochachtungsvollsten Freundschaft der Ihrige
|Humboldt| Humboldt
|Schreiber| Tegel den 12t. November 1834.
An
Herrn Professor Bopp
Wohlgeboren
in
Berlin
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