August von Liebermann an Wilhelm von Humboldt, 23.11.1826

Mit Bezugnahme auf das Schreiben, welches ich, in Begleitung eines, dem hiesigen Academiker D. José Pavon zugehörigen Werkes über die Sprache Quichua, unter dem 24sten. vor. Mon.; an Ew. Excellenz zu richten die Ehre hatte, bin ich so glücklich Hochdemselben in den beygehenden Packeten nachträglich zwey andere Schriften über Americanische Sprachen ganz ergebenst übersenden zu können, – welche mir der Königl. Spanische Staats-Rath, H. Erro, ganz kürzlich zu diesem Zwecke anvertraut  hat, nämlich:

1°./ Arte y Vocabulario de la lengua Gùarani; por el Padre fr. Anton. Ruiz; Madrid 1640. und

2°./ Arte de la lengua Yunga de los Valles del Obispado de Truxillo del Peru; su Autor el beneficiado D. Fernando de la Carrera &. impreso en Lìma, por Joseph de Contreras.  Año de 1640 |sic|.

Das erstere dieser Bücher ist nicht ganz vollständig; – ich habe es mir aber zur Pflicht gemacht, das Titelblatt, – so wie die fehlenden acht Seiten 217. bis 224. inclus., aus dem, auf der hiesigen Königl. Bibliothek befindlichen Exemplar möglichst sorgfältig und genau abschreiben zu lassen; wie Ew. Excellenz aus den, am gehörigen Orte eingelegten Blättern geneigtest ersehen wollen. –

Die angefertigte Abschrift enthält unter Andern auch den Artikel Borracho, welcher mir wegen der vielen und mannichfaltigen Ausdrücke, womit die Sprache Guarani die verschiedenen Nuancen und Gradationen des Zustandes der Trunckenheit bezeichnet, nicht allein in philologischer, sondern auch in psychologischer Hinsicht von Interesse zu seyn scheint.

Herr Erro, welcher sich selbst bey mir eingefunden und mir von Neuem Entschuldigungen darüber gemacht hat, daß er Ew. Excellenz Wünschen, in Betreff der Astarloaschen Manuscripte, nicht entsprechen könne[a], – hat mir keinen bestimmten Termin zur Zurückgabe der mir überbrachten Bücher anberaumt; allein da er auf der andern Seite nicht geneigt schien, solche käuflich abzulassen – und ich hierauf um so weniger bestehen zu dürfen glaubte, als sich für solche Werke jetzt in der That kaum ein Preiß bestimmen läßt, – so kann ich nicht umhin Ew. Excellenz hiermit ganz ergebenst zu ersuchen, mich von dem richtigen Eingange der gegenwärtigen Sendung geneigtest benachrichtigen und mir zugleich wissen lassen zu wollen, auf wie lange ungefähr Hochdieselben diese Bücher, behufs Ihre literarischen Arbeiten, zu bedürfen glauben? –

Indem ich noch eine kurze Notiz über die von dem Pater fr. Antonio Ruiz herausgegebenen Bücher über die Guaranische Sprache, hier beyzufügen mich beehre, benutze ich diese Veranlassung um Ew. Excellenz den Ausdruck der ausgezeichnetsten Hochachtung und Respectsvollen Ergebenheit zu erneuern, womit ich verharre,

Ew. Excellenz
gehorsamster Diener
A. v. Liebermann
Madrid dem 23sten November
1826.


|Anhang|

|Jentsch| Por la aprobacion concedida en Buenos-Ayres 4. de Octubre de 1637. por el Padre fray Diego de Boroa, provincial de la provincia del Paraguay de la Compañia de Jesus, (comisionado al efecto por el Padre General Mutio Vitteleschi). para que pudiera imprimirse el Arte de la lengua Guarani, a parece se publícaron entonces ademas de dho|?Arte,
El Vocabulario
y
El tesoro de la misma lengua y[b]
El Catecismo con su explicacion, de los misterios de la Santa Fé con los tratados que en el se contienen,
y de cuyas obras fué el autor el Padre Antonio Ruiz.
La razon que antecede la tomé en la Biblioteca Real de Madrid hoy à

22. de Noviembre el 1826.
Jentsch

Fußnoten

    1. a |Editor| Vgl. hierzu den Brief von Liebermann vom 24.10.1826.
    2. b |Editor| Notierter Zusatz links am Rand: ./. imp° 1639 ./.