Carl Eduard Meinicke an Wilhelm von Humboldt, 09.01.1834
|188r| Ew. Excellenzerlaube ich mir beifolgend die versprochene Auskunft über die Inschriften von Menangkabau zukommen zu lassen, soviel ich in meinen Papieren darüber gefunden habe. In dem in den bekannten Memoirs of S. St. Raffles gegebenen Reiseberichte des Gouverneurs in jene Provinz traf er in Suruassa die erste Inschrift vor der Moschee, und eine zweite vergrabene bei einem alten Pallaste c p 358, 9). Eine dritte vom Wasser fast zerstörte fand er später bei Simawang am See von Sinkara c p 361). Später bemerkt er ausdrücklich, daß der Fürst von Sumanap diese Inschriften leicht ins Javanische übersetzt habe c p 436) – Ohne Zweifel sind es dieselben oder doch ähnliche, von denen Hamilton (im Eastindiagazetteer unter dem Artikel Menang-Kabow[a]) spricht; <spricht.> – Auch wird in dem <den> obigen Memoirs in einem Briefe an Marsden noch eines Steines bei Pnaman (wofür ohne Zweifel Priaman zu lesen) erwähnt mit einer Inschrift, die Marsden für sehr wichtig gehalten habe, ob sie gleich doch nur aus der holländischen Zeit sei. c Mem. p 365). Ich erinnere mich aber nicht, in Mars. history etwas davon gelesen zu haben. Mit mehr Recht möchte wohl der Stein hierhergehören, der sich nach Anderson (mission to Sumatra p 294) in Kotaihina am Flusse Delli findet mit einer Inschrift in unbekannten Lettern. Wie viele andere liegen nicht noch sicherlich bei den eben nicht seltenen Ruinen aus der Hinduzeit, und erwarten der Sorgfalt eines Raffles!
Zugleich erlaube ich mir, Ew. Excellenz hier eine Nachricht mitzutheilen, die mich vielfach angeregt hat. In einem vor mir liegenden Theile des Asiatic Journal finde ich nämlich, daß Threlkeld das Evangelium Lucas in die Sprache des Stammes vom L. Macquarrie übersetzt hat, und ich werde alles, was in meinen Kräften steht, thun, mich in den Besitz dieses Buches zu setzen, wodurch nothwendig so manches aufgehellt werden muß, das bisher unver-|188v|ständlich war. Überhaupt hat die Eröffnung, die Ew. Excellenz mir so gütig machten, daß es Ihnen gelungen sei, wenigstens im Großen Übereinstimmungen zwischen den Sprachen der beiden Menschenstämme jener Erdtheile zu entdecken, mich nur noch begieriger auf Ew. Excellenz Werk gemacht, als ich es bereits war; ich hatte dies zwar auch versucht, allein bei meiner zu geringen Bekanntschaft mit asiatischen Sprachen mit sehr wenig Erfolg. Besser, glaube ich, ist es mir mit der Entdeckung tiefer Übereinstimmung in den religiösen Grundansichten der beiden Stämme gelungen.
Schließlich nehme ich mir noch die Freiheit, Ew. Excellenz um Auskunft über einen Punct zu ersuchen, der mich viel beschäfftigt hat, er betrifft die Malaiische Grammatik. Ohne Zweifel kennen Sie Marsdens Grammatik genau, dort ist in der Lehre vom Verbum viel die Rede von der Partikel oder Flexionssylbe de, ohne daß es mir gelungen wäre, aus den Beispielen Marsdens, der den Werth und das Wesen derselben auch nicht begriffen zu haben scheint, zu erkennen, was denn diese Sylbe eigentlich besagen will. Wäre es Ew. Excellenz vielleicht genehm, meiner Unwissenheit hierin zu Hülfe zu kommen?
Indem ich endlich Ew. Excellenz noch um Verzeihung bitte, wenn meine Redseligkeit Ihnen lästig fallen sollte, unterzeichne ich mich mit der Versicherung meiner innigsten HochachtungEw. Excellenz
ganz ergebenster
Meinicke
Prenzlau d. 9 Januar 1834.
|189r vacat|
|189v, Adressierung|
S. Excellenz
dem Herrn Staatsminister Freiherrn v. Humboldt
Hochgeboren
Berlin