Wilhelm von Humboldt an Friedrich Heinrich Jacobi, 28.07.1795
Tegel, den 28. Jul. 1795.Schiller hat mir, liebster Jacobi, Ihren Brief geschickt, mir aber, da er eben krank war, nur zwei Worte durch seine Frau dazu schreiben lassen. Ich weiss also eigentlich von Ihrem Aufsatz noch nicht das mindeste mehr, als Ihr Brief enthält, und bin doppelt begierig ihn gedruckt zu lesen. Da Schiller ihn mir nicht mitgeschickt hat, so schliesse ich daraus, dass er ihn will unmittelbar abdrucken lassen, und da ist um so besser. Die Durchsicht der Handschrift, die Sie so gütig sind, mir aufzutragen, kann ich nun zwar nicht besorgen, aber gewiss lässt es Schiller nicht an Sorgfalt fehlen. Ich bin ausserordentlich gespannt, Ihre Arbeit zu sehen. Soviel ich schliessen kann, sind es Briefe philosophischen Inhalts. Sobald ich sie gesehn, schreibe ich Ihnen ausführlich. Heute that ich es eigentlich nur weil ich besorgte, Schiller möchte, bei seiner jetzt, wie es scheint, wieder grössern Kränklichkeit, verhindert worden seyn, Ihnen den Eingang Ihres Packets zu melden.
Ich werde noch etwa 6 Wochen hier in Berlin auf dem Landgut meiner Mutter bleiben, wo ich recht froh, aber freilich mehr, als ich wünschte, in Zerstreuung und Arbeitlosigkeit lebe. Meine Frau und Kinder sind wohl, und die erstere trägt mir viel freundschaftliche Empfehlungen an Sie und die Ihrigen auf.
In Eutin versichern Sie doch den braven Voss meiner hochachtungsvollen Zuneigung.
EwigIhr
Humboldt.
Lasen Sie wohl die Prolegomena zu Wolfs neuem Homer u. was sagen Sie dazu?