Wilhelm von Humboldt an Heinrich Julius von Klaproth, 05.12.1812

Wien, den 5. December, 1812.

Ew. Wohlgebh: gütiges Schreiben vom 20. v. M. habe ich richtig empfangen, und sage Ihnen meinen lebhaftesten Dank für die für mich darin enthaltenen schmeichelhaften Aeußerungen. Mit aufrichtigem Bedauern aber habe ich gesehen, daß meine Bemühungen bisher fruchtlos geblieben sind, und sogar die Aussicht, die sich Ihnen noch zu einer Anstellung in Berlin eröfnet, gering ist. Was Ihnen H: v. Schuckmann in Absicht der Academie gesagt hat, ist allerdings vage; allein ich sollte doch denken, daß es an seinem Platze noch sonst Mittel geben müßte, einen so nützlichen wissenschaftlichen Endzweck zu erfüllen. Für den Augenblick weiß ich aber freilich wenig zu rathen, es müßten sich Ihnen denn Wege darbieten, gerade an den Staatskanzler, oder den König zu gehen. Ich werde gewiß keine Gelegenheit versäumen, wo ich hoffen könnte, zur Erfüllung Ihrer Wünsche beizutragen; allein in der Entfernung, und außer der näheren Beziehung mit den inneren Départments kann ich mir natürlich auch nicht viel versprechen.[1] – Hier ist leider nicht die mindeste Hofnung. Es giebt gar schlechterdings Niemanden hier, der die Sprachen und Studien triebe, die Sie vorzüglich beschäftigen. Allein niemand fühlt auch nur wie fern der Mangel u. das Bedürfniß. Die Regierung thut schlechterdings nichts für wissenschaftliche Institute, als es im einmal vorgeordneten Gange liegt, und selbst zu den nothwendigsten Dingen klagt man über Mangel an Mitteln. Der Gr. Wenzel Rzewuski[a] ist jetzt nicht hier. Allein sein Vermögen befindet sich in so großer Zerrüttung, daß es auch an Geld zu Fortsetzung der Fundgrube mangelt. Das 1. Heft des 3. Bandes ist zwar erschienen, allein nur weil der Drucker das Geld vorgeschossen hat; mit diesem Vorschuß will er nicht fortfahren, u. höchst wahrscheinlich bleibt nun auch der übrige Band liegen. – Hammer läßt sich Ew. Wohlgebh. angelegentlichst empfehlen; er wird mir das neue Heft der Fundgrube mittheilen, das ich Ihnen mit der nächsten Gelegenheit übersenden werde. Indeß hat er mir inliegendes Blatt gegeben, mit der Bitte, es Ihnen zuzuschicken, und Sie zu ersuchen, ihm gelegentlich den Sinn in einer getreuen Untersuchung mitzutheilen. Es ist eine Schrift, die sich auf einem der Gräflich Burgstallischen Familie gehörenden Gemählde finden solle. Wollen Ew. Wohlgebh. ihm die Gefälligkeit erzeigen, so brauchen Sie die Uebersetzung nur mir durch den Geh. Registrator Heim[b] zuzuschicken.

Ich benutze mit Vergnügen diese Gelegenheit, um Euer Wohlgebh. die Versicherung meiner hochachtungsvollsten Ergebenheit zu erneuern.
Humboldt.

Fußnoten

  1. 1 |WvH| Wollen Sie den Catalog unsrer Asiatischen Handschriften nicht druken lassen?

  1. a |Editor| Graf Wenzel Severin Rzewuski (1784–1831), Orientalist und Finanzier der Fundgruben des Orients.
  2. b |Editor| August Friedrich Christian Heim (1772–1844); siehe Royal Historical Society (Hrsg.) (2000): British Envoys to Germany, 1816–1866. Vol. 1: 1816–1829, Cambridge: University Press, S. 544. [FZ]