Wilhelm von Humboldt an Franz Bopp, 11.03.1823
|1*| Ich bitte Ew. Wohlgebohren, Herrn Bernstein meinen lebhaften Dank abzustatten, u. ihm zu sagen, wie sehr mich sein Hitopadesa gefreut hat. Das Aeußere könnte nicht angenehmer seyn. Es dürfte selbst Schlegels Neid erwecken.[a] Ich wünschte nur den Zeilen etwas mehr Abstand.
Auch die Wahl der Lesarten hat mir beim Durchblättern sehr verständig geschienen.
                    Die eigenmächtige Aenderung Note 1. S. 8. halte ich für vollkommen richtig. Der
                        Locativus könnte nur füglich stehen, wenn das letzte
                    Element des Worts ein Substantivum wäre. So nimmt es
                        
                        Hamilton, indem er das Compositum ein 
                        tatpurusha nennt, übersetzt doch aber nicht in the
                        privation, sondern in being deprived, u. giebt
                    auch  {hīna} ganz richtig als Participium an, wo nun aber
                    ein Widerspruch mit seinem obigen Kunstausdruck entsteht. Das Wort ist offenbar
                    ein 
                        Bahuvrihi. Gewundert hat mich S. 3. die Schreibart 
 {hitopadeśoyaṃ}. Wollte er nicht mit der 
                        Londoner Ausgabe – 
 {śāyaṃ} setzen, so mußte es – 
 {śo} = 
 {yaṃ} heißen, wie er auch sonst (S. 10. Z. 8.) schreibt. Die von ihm
                    gewählte Schreibart findet sich freilich in gedruckten |2*| Büchern, hat
                    doch aber wohl keine Regel für sich und taugt wenigstens für Anfänger nicht, die
                    verleitet werden, eine Zusammensetzung von 
 {a} und 
 {u} zu suchen.
Es ist mir überaus lieb gewesen, nach langer Zeit einmal wieder einige Sanskritbuchstaben mit Ew. Wohlgeb. zu wechslen. Ich hoffe gewiß, in Kurzem unsere Lesungen wieder anzufangen, wenn Sie Ihre freundschaftliche Güte fortsetzen wollen.
Mit herzlicher Hochachtungder Ihrige,
Humboldt.
11.[b]
|3* vacat|
|4*|
An
Herrn Professor Bopp,
Wohlgeb.
Fußnoten
- a |Editor| Zu Bernsteins und Schlegels Devanagari-Drucktypen vgl. den Brief Schlegels an Colebrooke vom 1. Juli 1823: Rosane Rocher / Ludo Rocher (2013): Founders of Western Indology. August Wilhelm von Schlegel and Henry Thomas Colebrooke in Correspondence 1820–1837, Wiesbaden: Harrassowitz, S. 76f. mit Anm. 191. 192. [FZ]
 - b |Editor| Lefmann 1897: 11. März 1823.
 

