Akademievorlesung | 12.06.2014 18:30 Uhr

Europa in globaler Perspektive

Europa in globaler Perspektive

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In der europäischen Öffentlichkeit wird regelmäßig ein gemeinsamer europäischer Geist beschworen, dessen Ursprung unter anderem in den gesellschaftlichen Umbrüchen ab dem Zeitalter der Aufklärung gesehen wird. So erstrebenswert ein friedvoll europäischer Einheitsgedanke im Sinne einer gemeinsamen Werte- und Rechtskultur ist, so bedenklicher wird er jedoch als Abwertungs- bzw. Abgrenzungsargument gegenüber anderen Gesellschaftsordnungen. Doch ist das Konzept der Aufklärung ein schlichtweg europäisches Projekt oder könnte es auch universellen Anspruch erheben? Und wie einig war sich das Europa der Aufklärung wirklich über einen gemeinsamen Wertekanon, auf den heutzutage so gern rekurriert wird?

  

Der dritte Abend der Akademievorlesung „Europa in globaler Perspektive“ widmet sich diesen Fragen mit Vorträgen zweier Professoren für Neuere Geschichte aus einer alternativen Blickrichtung heraus. Akademiemitglied Barbara Stollberg-Rilinger begibt sich auf die Suche nach den Ursprüngen der europäischen Einheit und findet sie etwa in der Konkurrenz der damaligen Dynastien begründet. Sie argumentiert: „Was man damals Europa nannte, gewann seine Konturen vor allem durch die permanente Konkurrenz unter den verschwägerten Dynastien. Die strukturelle Friedlosigkeit führte zur Ausbildung eines gemeinsamen Handlungsrepertoires, mit dem Konflikte angefangen, ausgetragen und beigelegt wurden.“ Sebastian Conrad vertritt im Anschluss die These, dass die Aufklärung nicht nur „als ein europäisches Ereignis verstanden“ werden könne. Sein Vortrag zeichnet vielmehr dessen „globale Karriere“ nach und verweist auf die Auswirkungen dieser globalen Vernetzung auf das „Konzept der Aufklärung selbst“.

 

 

DAS EUROPA DER AUFKLÄRUNG - EIN "CORPS POLITIQUE"?
Vortrag: Barbara Stollberg-Rilinger
Wilhelms-Universität Münster
Akademiemitglied

 

WESSEN AUFKLÄRUNG? GLOBALGESCHICHTLICHE PERSPEKTIVEN
Vortrag: Sebastian Conrad
Freie Universität Berlin

 

Moderation: Jürgen Renn
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

 

Wofür steht Europa? In den vorherrschenden Bildern und Imaginationen von Europa gelten normative Ansprüche auf Rationalität, Aufklärung, Liberalismus, Moderne, bürgerliche Gleichheit und universelle Menschenrechte als Entdeckungen europäischer Geschichte. Doch ist die Selbstverständlichkeit dieser Annahmen historisch betrachtet noch haltbar?
Die im Rahmen des Jahresthemas 2013|14 „Zukunftsort: EUROPA“ stattfindende Akademievorlesung „Europa in globaler Perspektive“ betrachtet in Doppelvorträgen transformative Epochen europäischer Geschichte. Mit ihren binnen- und außereuropäischen Sichtweisen präsentieren Akademiemitglieder und Gäste alternative Lesarten, die eine universalistische Geschichtsschreibung in Frage stellen - zugunsten einer Vielfalt der Perspektiven.

 

Mit freundlicher Unterstützung der Max-Planck-Gesellschaft.

 

Der nächste Abend der Akademievorlesung findet am 03. Juli 2014 statt.

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Abstract des Vortrags von Barbara Stollberg-Rilinger

"Friedrich II. von Preußen hat das Europa seiner Zeit als 'corps politique' bezeichnet, obwohl ihm doch fast alles fehlte, was einen politischen Körper ausmacht. Der Vortrag vertritt die These, dass die Einheit in der Zwietracht bestand und daraus folgte. Was man damals Europa nannte, gewann seine Konturen vor allem durch die permanente Konkurrenz unter den verschwägerten Dynastien. Die strukturelle Friedlosigkeit führte zur Ausbildung eines gemeinsamen Handlungsrepertoires, mit dem Konflikte angefangen, ausgetragen und beigelegt wurden."

Abstract des Vortrags von Sebastian Conrad

"Die Aufklärung wird üblicherweise als ein europäisches Ereignis verstanden und im Wesentlichen auf das 18. Jahrhundert beschränkt. Aber zu einem globalen Stichwort wurde Aufklärung erst danach. Der Vortrag zeichnet die globale Karriere der Aufklärung im 19. Jahrhundert nach und argumentiert, dass es sich dabei nicht lediglich um eine nachholende Bewegung handelte. Vielmehr hatte diese längere Geschichte Auswirkungen auf das Konzept der Aufklärung selbst – und auf das Verständnis von Universalität, das mit ihr verbunden ist."


Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


Veranstaltungszeitraum:
12.06.2014    18:30 Uhr


Veranstaltungsort:
Akademiegebäude am Gendarmenmarkt, Einstein-Saal,
Jägerstrasse 22/23, 10117 Berlin


Kontakt
Susanne Hauer jahresthema@bbaw.de

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Koordination Jahresthema 2013|14 "Zukunftsort: EUROPA"

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