Vorträge und Diskussion mit Prof. Dr. Dr. Barbara Adam, Cardiff School of Social Sciences, University of Wales und Prof. Dr. Günther Hasinger, Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, Garching und Technische Universität München. Moderation: Prof. Dr. Dr. h. c. Ortwin Renn
Barbara Adam: Zeitvielfalt in der Evolution
Sich mit der Evolution zu beschäftigen heißt, Dinge zusammen zu führen, die sonst getrennt behandelt werden: Materie, Raum und Zeit. Evolution ist sich verändernde Materie, wirkt im Raum und verändert sich in der Zeit. Dies lässt sich nur verstehen, wenn man in komplexen Zusammenhängen denkt. Nähert man sich der Evolution weiterhin aus einer zeittheoretischen Perspektive, so kann man Zeit nicht länger als Singularität betrachten, sondern muss ihre mannigfaltigen Ausdrucksformen in den Blick nehmen. Die zeitliche Komplexität der Evolution umfasst unterschiedliche Zeitskalen in Bezug auf die jeweils betrachtete Materie und die jeweils unterschiedlichen Geschwindigkeiten der beteiligten Prozesse, was sich wiederum auf die damit verbundenen Gedächtnisse und Zukünfte auswirkt. Gerade die Vielfalt möglicher evolutionärer Ereignisse in der Zukunft bereitet große Schwierigkeiten für eine konventionelle wissenschaftliche Analyse. Genau an diesem Punkt erweist sich die Herausforderung dieser Vorlesungsreihe, Natur- und Sozialwissenschaften ins Gespräch zu bringen, als äußerst fruchtbar.
Günther Hasinger: Kosmologische Evolution
Die Erkenntnis über die Entstehung und Entwicklung unseres Universums hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Die Galaxienfluchtbewegung, die Struktur der Mikrowellen-Hintergrundstrahlung und die kosmische Häufigkeit der leichten Elemente lassen sich in einem selbstkonsistenten Modell erklären, in dem das Universum vor etwa 14 Milliarden Jahren in einem extrem heißen Feuerball aus einer chaotischen Frühphase entstanden ist – dem „Urknall“. Die weitere Entwicklung des Universums – die Abkühlung, die Ausbildung großräumiger Strukturen, die Entstehung von Galaxienhaufen, Galaxien, Sternen, und auch Planeten lässt sich als eine kontinuierliche kosmologische Evolution entlang eines Zeitpfeils beschreiben, die letztendlich den Ausgangspunkt für die biologische Evolution auf der Erde darstellt.
Die Akademievorlesung „Koevolution von Technik, Wirtschaft und Gesellschaft“ findet im Rahmen des Jahresthemas 2009|2010 „Evolution in Natur, Technik und Kultur“ statt. Dabei werden Schlaglichter auf das Verständnis und die Übertragbarkeit des Evolutionskonzeptes und seiner unterschiedlichen Bedeutungen in den verschiedenen Wissenschaftsgebieten geworfen.
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Kommende Akademievorlesung:
11. Februar 2010: Darwins Dilemma: Die Evolution des Altruismus und die Ablehnung des Fremden