Ausstellung | 22.09.2011 – 05.02.2012
Wunder
WUNDER ist eine Ausstellung über die Grenzen abendländischer Rationalität – an ihren Rändern, in ihrem Innern und in ihrer Geschichte. Werke der Gegenwartskunst umkreisend, wird sich die interdisziplinäre Ausstellung mit dem beschäftigen, was in unserer Welt aus dem Rahmen fällt: von der unerklärlichen Heilung, dem unglaublichen Naturschauspiel und dem wundersam Fremden über die unverhoffte technische Innovation, die künstlerische Idee bis hin zum bloßen Zufall.
Die Exponate aus allen gesellschaftlichen Bereichen zeichnen nach, wie christliche Religion und antike Naturphilosophie unsere Vorstellung des Wunders geprägt haben. Das Wunder wird so kenntlich als eine Öffnung in der Welt, aus der Kunst, Wissenschaft und Technik hervorgegangen sind. Während letztere eher zweck- und zielorientiert sind, zeichnet sich die Kunst durch ihren ungleich größeren Freiheitsgrad aus, dieser Öffnung immer neue Gestalt zu verleihen und sie zur Diskussion zu stellen. Die Öffnung, die das Wunder in unserer Kultur verkörpert, verweist immer auch auf einen Mangel, eine Lücke, die zu schließen ebenso ersehnt wie unmöglich ist. Sie ist der Antrieb, aus dem die Meisterwerke der Kunst wie der Technik hervorgehen. Die Ausstellung in den Deichtorhallen Hamburg stellt das abendländische Weltbild und seine fragile Fähigkeit zur Sinngebung zur Diskussion, indem sie die einzigartige Verbindung religiöser, wissenschaftlicher und künstlerischer Motive mit alternativen Sichtweisen vergleicht, so im Islam und in anderen Kulturkreisen.
Die gemeinsam von den Deichtorhallen Hamburg und der Siemens Stiftung getragene Ausstellung wird von der Berliner Kuratorengruppe Prauth kuratiert. Die Ausstellungseröffnung findet am 22. September 2011 ab 19.00 Uhr statt, die Ausstellung ist dann vom 23. September 2011 bis zum 5. Februar 2012 in den Hamburger Deichtorhallen zu sehen.
Im Begleitprogramm der Ausstellung findet eine Ringvorlesung zum Thema statt. Sie versteht unter Wundern wirksame Geschehnisse radikaler Fremdheit, die sich unseren Erwartungen, Absichten und Erklärungen entziehen. Ausgehend von der Folie von Bildung und Wissen als elementaren Kategorien des Schwellenübergangs von Kindheit zu Jugend und Erwachsensein beschäftigt sich die Ringvorlesung mit der damit verbundenen Ambivalenz des Wissens: seine Kraft des Eröffnens neuer Welten und der Teilhabe an Gesellschaft, andererseits der Verlust an Unmittelbarkeit und – vielleicht – Reinheit. Sowohl in der Kunst als auch in der Pädagogik begegnen wir kulturell geprägten Manifestationen des Utopischen, dessen, was eigentlich nicht sein kann und nicht sein darf.
Wegen der vieldimensionalen Facetten, die Wunder durch ihren Einbruch in das Gewohnte preisgeben, sind ganz unterschiedliche Diskurse gefragt an einer Klärung zu arbeiten: kunst- und medientheoretische, erziehungswissenschaftliche, theologische, philosophische, künstlerische, literaturwissenschaftliche, mathematische und nicht zuletzt wissenschaftskritische.
Die Ringvorlesung ist eine Kooperation der Universität Hamburg mit der Praxis für Ausstellungen und Theorie (Hürlimann | Lepp | Tyradellis), den Deichtorhallen Hamburg und der Siemensstiftung. Sie wird unterstützt durch das Jahresthema 2011|12 „ArteFakte. Wissen ist Kunst - Kunst ist Wissen“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und die Körber-Stiftung. Die Ringvorlesung wird jeweils dienstags, 18-20 Uhr, im Auditorium der Deichtorhallen Hamburg stattfinden. Vor dem jeweiligen Vortrag ist eine kuratorische Führung durch die WUNDER vorgesehen.
18.10.2011
Wunder und Sichtbarkeit
Prof. Dr. Andrea Sabisch, Fachbereich Erziehungswissenschaft, Medienpädagogik und Ästhetische Bildung, Universität Hamburg
25.10.2011
Berge versetzen. Zu einer Arbeit von Francis Alÿs
Prof. Dr. Karl-Josef Pazzini, Fachbereich Erziehungswissenschaft, Medienpädagogik und Ästhetische Bildung, Universität Hamburg
01.11.2011
Verfremdung und Verwunderung
Prof. em. Dr. Bernhard Waldenfels, Institut für Philosophie I, Ruhr-Universität Bochum
08.11.2011
„... Not a girl“: Wunder der Unschuld
PD Dr. Insa Härtel, Institut für Kulturwissenschaft, Universität Bremen
15.11.2011
Wunder im Bildnis
Johannes Heisig, Maler, Berlin, Lehrbeauftragter an der Universität Hamburg
22.11.2011
Alice. Das Wunder der Immanenz
Dr. Daniel Tyradellis, Philosoph, Ausstellungskurator, Gesellschafter der Praxis für Ausstellungen und Theorie [Hürlimann | Lepp | Tyradellis], Lehrbeauftragter an der Humboldt Universität zu Berlin
29.11.2011
Das Wunder des Glasgleichrichters. Populäres Wissen und politische Vision
Dr. Karin Harrasser, Kunsthochschule für Medien Köln
06.12.2011
Zur Magie von Dingen und Orten in Kindheit und Kunst
Evelyn May und Hanne Frank, beide Fachbereich Erziehungswissenschaft, Medienpädagogik und Ästhetische Bildung, Universität Hamburg
13.12.2011
Wunder der Gemeinschaft? Partizipation und Imitation im Theater
Prof. Dr. Matthias Warstat, Institut für Theater- und Medienwissenschaft, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
20.12.2011
»Von Perzepten, Affekten, Zeichen und Wundern im Kino« – Zum staunenden Sehen im Blick des Films
Manuel Zahn, Institut Kunst und Medien, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Lehrbeauftragter der Universität Hamburg
10.01.2012
Interreligiöser Dialog – ein Wunder? Wunder aus der Sicht der Religionen
Akademie der Weltreligionen, Hamburg
Podium mit Vertreterinnen und Vertretern aus sechs Religionen
Wolfram Weiße (Moderation, Direktor der Akademie der Weltreligionen)
Sammy Jossifoff (Judentum)
Halima Krausen (Islam)
Oliver Petersen (Buddhismus)
Dr. Detlef Görrig (Christentum)
Ejdar Tatar (Alevitentum)
Rolf Peters (Hinduismus)
17.01.2012
Überraschung
Dr. Claus-Dieter Rath, Psychoanalytiker, Berlin
25.01.2012
Bild und Evidenz
Prof. Dr. Peter Geimer, Kunsthistorisches Institut, Freie Universität Berlin
31.01.2012
Zauberformeln: Was Mathematik kann
Prof. Dr. Günter M. Ziegler, Institut für Mathematik, Freie Universität Berlin
Zeit und Ort:
18.10.11 – 31.01.12, jeweils dienstags 18 - 20 Uhr (Ausnahme: Mittwoch, 25.01.2012)
Auditorium im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg, Deichtorstraße 1−2
Zusätzlich wird am 2. Februar Prof. Dr. Alfred Bodenhei-mer (Institut für jüdische Studien, Universität Basel) einen Vortrag halten zum Thema »Wie Bileams Eselin sprechen lernte. Über den jüdischen Umgang mit Wundern«. Dieser wird als Kooperation der Universität HH (Fakultät EPB) und dem Jüdischen Salon am Grindel e.V. stattfinden. Der Ort wird unter http://kunst.erzwiss.uni-hamburg.de/ noch bekannt gegeben.
Veranstaltungszeitraum:
22.09.2011
bis
05.02.2012
Veranstaltungsort:
Deichtorhallen Hamburg, Deichtorstraße 1-2, 20095 Hamburg
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