Königsberg, Montag den 22. Februar 1813

Meine Landsleute!

 
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Aus dem, denen hier versammelt gewesenen Repräsentanten der Nation vorgelegten Plan des Stellvertreters unseres Königs, des Herrn General-Lieutenant von Yorck lege ich Euch die Grundzüge vor, welche derselbe zur  Als Generalgouverneur der Provinz hatte Yorck am 30. Dezember 1812 die Konvention von Tauroggen ausgehandelt. Als russische Truppen am 5. Januar 1813 in Königsberg einrückten, wurden sie (anders als im Siebenjährigen Krieg) als Befreier begrüßt. Dem sollte ein politischer Frontwechsel folgen. Als (gezwungene) Verbündete der Franzosen wollten die Preußen zu den Russen wechseln, in deren Diensten bereits Freiherr vom Stein als Kommissar stand. Nachdem Yorck die Aufstellung des Ostpreußischen National-Kavallerie-Regiments befohlen hatte, rief Ludwig Graf zu Dohna die ost- und westpreußischen Landstände zusammen. Die 64 Delegierten kamen am 5. Februar 1813 in die Ostpreußische Generallandschaftsdirektion. Zwei Tage später wurde die von Clausewitz, Dohna und Yorck aufgestellte Landwehrordnung vom Landtag einstimmig angenommen. Ab März 1813 stellte Karl Alexander von Bardeleben 19 Landwehr-Bataillone, 3 Landwehr-Kavallerie-Regimenter, 4 Landwehr-Feldbatterien und 2 Landwehr-Train-Bataillone mit 20.000 Mann auf. Die drei in Königsberg aufgestellten Landwehr-Bataillone wurden zum Königsberger Landwehr-Regiment formiert. Das Königsberger Regiment kämpfte in den Schlachten bei Großbeeren und Dennewitz, nahm an der Völkerschlacht bei Leipzig teil und erstürmte am 19. Oktober 1813 das Grimmaische Tor, wodurch die Verteidigung Leipzigs zusammenbrach. Alle anderen ostpreußischen Einheiten bildeten die Landwehr-Division unter Graf Ludwig zu Dohna, die an der Belagerung von Danzig teilnahm. Von ihren etwa 9.000 Mann fielen 2.500 oder starben an Krankheiten. Sie sollte die einzige Division der deutschen Geschichte bleiben, in der alle Offiziere gewählt wurden. Als einzige Provinz stellte Ostpreußen Landwehr-Artillerie und Landwehr-Train-Formationen auf. -  In späteren Jahren schrieb Theodor von Schön über diese Idee: „Ein Gutsbesitzer, der früher Militär gewesen war, fasste den Entschluss, aus Freiwilligen, welche sich selbst equipierten, ein National-Kavallerie-Regiment zu errichten. Mehrere seiner Freunde stellten ihm vor, dass neben den Scharnhorstschen Freiwilligen und neben der Landwehr sein Vorhaben nicht gelingen könne. Er baute aber fest drauf, ein Regiment von ausschließlich Preußen aus dem gebildeten Stande errichten zu können, und der brave Mann, fortwährend an nichts denkend, als an sein National-Kavallerie-Regiment, und unbedingt nichts wollend, als die Errichtung dieses Regiments, obgleich ihm selbst keine Geldmittel dazu zu Gebote standen, führte sein Vorhaben brillant aus.“ Aus den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg Theodor von Schön, Bd. 6, Berlin 1883, S. 59.
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Bildung dieses National-Korps
festgesetzt hat. Hoch wünscht er es zu stellen, gewiss werden wir seine Absicht erfüllen. Durchdrungen von diesem hohen Beruf trete ich zum ersten Mal unter Euch, meine Brüder, und fordere Euch auf zur heiligen Pflicht, die eines jeden Preußen Brust erfüllt. Gott selbst hat den Völkern ein Zeichen gegeben, vertrauensvoll folgen wir seinem Wink. Zur Errettung des Vaterlandes werden wir fechten! Dieser Gedanke erfülle stets unserer Krieger Brust und stärke unseren Arm. Im heiligen Kampfe sei unser Losungswort:

Gut und Blut für König und Vaterland!

Graf Lehndorff
Major der Kavallerie

Zitierhinweis

Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff an seine Landsleute. Königsberg, 22. Februar 1813. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_crd_13q_bbb