Berlin, den 3. Mai 1856
Alexanderstr. Nr. 63
Hochzuverehrender Herr Graf!
Ew. Hochgeboren in Ihrem geehrten Schreiben vom 23. v.
Mts. mir so überaus freundlich geäußerte Teilnahme an dem über den
Ursprung Ihrer Familie verfassten Mülverstedt, Adalbert von, Ursprung und Alter des
gräflich von Lehndorffschen Geschlechts, in: Neue Preußische
Provinzialblätter, Jg, 1856, S. 1-30 und 89-110.
[Schließen]Aufsatz hat mich
auf das Angenehmste berührt und wird mir ein Sporn sein, durch weitere
Forschungen die Geschichte eines so alten, ehrwürdigen, durch eine Menge der
verdienstvollsten Persönlichkeiten reich gesegneten Geschlechts aufzuhellen und
durch deren Mitteilung einigermaßen dem lebhaften Gefühle der Dankbarkeit, zu
welcher Ew. Hochgeboren gütiges Wohlwollen mich längst verpflichtet, einen
Ausdruck zu verleihen. Es ist mir immer der wohltuendste Lohn für Arbeiten wie
die, welche Ew. Hochgeboren Beifalls sich zu erfreuen das Glück hat, gewesen,
nicht dass die Familienangehörigen mit dem Resultate meiner Untersuchung
übereinzustimmen genötigt wurden, sondern wenn es mir gelang, den Familiengeist
zu beleben, das Interesse für die Großtaten oder das ritterliche Stillleben
derselben zu erwecken und zu eigener Forschung über die Geschichte und die
Verhältnisses eines Geschlechts aufzufordern. Dieses Ziel hinsichtlich Ew.
Hochgeboren zu erreichen konnte mir jedoch nicht glücken, da die von
Hochderselben beabsichtigte des Fideikommisses. Vgl. die Dokumente vom 22. Juli 1855 und 23. April 1856.
[Schließen]Stiftung
zuvorkommend schon Zeugnis ablegt von jenem Geiste, der in der Erhaltung des
Namens und der Familienehre den eigenen Ruhm und die eigene Hochstellung
erblickt. Es ist mir daher ein angenehmer Auftrag gewesen, welchen Ew.
Hochgeboren durch mich erfüllt wünschte, so sehr ich andererseits bedauern muss,
dass meine durch die archivalischen und literarisch-historischen Arbeiten für
die märkischen Stände, Vgl. dessen Werkverzeichnis.
[Schließen]für das Staatsarchiv und
Privatpersonen unglaublich beanspruchte Zeit
mich verhindern dürfte, der Erledigung des Auftrages mich mit völlig freien
Kräften zu unterziehen, und dass Ew. Hochgeboren in mir vielleicht eine üble
Wahl getroffen haben für eine derartige Arbeit, welche nicht nur einen
gewieften, ununterbrochen in seinem Fache beschäftigt gewesenen Juristen,
sondern auch einen solchen erfordert, welcher sich längere Zeit in der
Bearbeitung von Fideikommiss-Sachen versucht hat. Dass Ew. Hochgeboren jetzt
erst einen Bericht von mir erhalten liegt daran, dass ich Herrn von Pohl erst bei meinem zweiten Besuche
einheimisch fand, und dass ich mir Ew. Hochgeboren Aufsatz gründlich
durchgesehen und für den beabsichtigten Zweck exzerpiert habe. Herr von Amtmann von Pohl,
siehe die Korrespondenz des Rechtsanwalts und Notars Schulze jun. in Angerburg, bevollmächtigter
Rechtsvertreter der Familie, in: LASA, StA L, Bestand 21950 FA
Lehndorff, Nr. 393 (die Dokumente liegen in einer blauen Mappe mit der
Aufschrift: Rechtsanwalt Schulze Diversa). Von diesem erbat sich
Rechtsanwalt von Hippel in
Schulzes Auftrag im
Zusammenhang mit dem Erbteilungsrezess Abschriften von den
Ausfertigungen des Pachtvertrages und der Übergabeverhandlungen wegen
Darkehmen und Warglitten, da die Originale in
Steinort
„nicht aufzufinden“ waren (Bl. 6-6v).
[Schließen]
Pohl
, welchem
ich die oben erwähnten Mängel in meiner Person einräumte, ist zwar sehr gern
bereit, die verändernde Redaktion einiger Stellen der Fideikommiss-Urkunde mir
zu übertragen und zwar so, dass es lediglich meine Arbeit bleibt (wie ich dies
auch aus Ew. Hochgeboren geehrten Schreiben entnehmen zu können glaube), seine
Ideen und nach der durch ihn geschehenen völligen Erledigung der juristischen
Punkte in eine entsprechende Form zu bringen, hat jedoch Anstand genommen, dies
schon jetzt vornehmen zu lassen, weil ihm zur Zeit das Material für die
beabsichtigten Änderungen fehle und es noch auf die Entscheidung mehrerer
Nachfragen ankomme. Herr von Ohlen
teilte mir mit, Dieser war
bisher nicht aufzufinden.
[Schließen]darüber mit Ew. Hochgeboren im
Briefwechsel zu stehen, und erachtet es vor allem
notwendig festgesetzt zu sehen, ob, wie es Ew. Hochgeboren Intention sei, auch
Hochdero Herr Bruder als Mitstifter
auftreten sollte, Unleserliche Stelle [...]
aber, nachdem Ew. Hochgeboren die
Absicht, die Lehnspertinenz von Steinort allodifizieren zu lassen aufgegeben, welche Güter und
Grundstücke einer freien Verfügung unterworfen wären und auf welchen die
Lehnsqualität haftet. Es würde dabei nicht auf allgemeine Angaben, sondern auf
ein detailliertes Vgl. LASA, StA L,
Bestand 21950 FA Lehndorff, Nr. 223: Auszug aus den Hypothekenakten von
Groß-Steinort mit Daten von Verleihungen, Privilegierungen und
Erbvergleichen von 1554 bis 1793, o. J.; Nr. 230:
Hypothekenangelegenheiten der Lehndorffschen Güter 1788-1796, 1855-1862;
GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 17 (Handakte
des Rechtsanwalts von Hippel, Königsberg) und Nr. 859
(Hypothekanangelegenheiten für die Güter in Steinort und des Bauerngutes
Rosengarten, 1853 und 1855).
[Schließen]Exzerpt aus den
Hypothekenakten, welches von einem Registrator(?) anzufertigen wäre, und
namentlich etwaige [Beschränkungsin...?](?) und Rubriken II berücksichtigte, ankommen,
und dies wäre eine unerlässliche Vorarbeit und an Ort und Stelle ausführbar.
Editorische Auslassung [...]
Sobald Ew. Hochgeboren denselben mit näherer Instruktion versehen resp. die erbetene Materialien Unleserliche Stelle [...] haben werden, will ich mit größter Bereitwilligkeit mich jeder noch so weitläuftigen Arbeit gern unterziehen und hoffe, dass vielleicht noch dieses und jenes berücksichtigt werden dürfte und von Ew. Hochgeboren kooptiert, was mir schon jetzt bei Durchsehung der Urkunde einer Abänderung bedürftig erschienen ist. Editorische Auslassung [...]
Mit Vergnügen habe ich auch Ew. Hochgeboren Wunsch vernommen, einen möglichst
vollständigen Möglicherweise der
vom 13. bis in das 19. Jahrhundert reichende kolorierte Stammbaum aus
der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in: LASA, StA L, Bestand 21950 FA
Lehndorff, Nr. 133.
[Schließen]Stammbaum Ihrer Familie zu besitzen, als
welchen ich den von mir bereits ausgearbeiteten und nach und nach
vervollständigten bezeichnen kann und nächstens zu überreichen mir die
Ehre geben werde. Auch werde ich zur Probe eine Wie zuvor,
hier Nr. 127 und 128.
[Schließen]Ahnentafel beifügen, ob dieselbe in dieser Art
der Darstellung Ihren Beifall haben würde. Zwar habe ich aus den durch des Herrn
Grafen Dönhoff Exzellenz vor einiger
Zeit mir zugegangenen Stammregister zu ersehen die Freude gehabt, dass dasselbe
weniger Lücken hat, als ich vermutete, jedoch hoffe ich, dass manche desselben
durch meine Ausarbeitung wird ausgefüllt werden können. Falls die zu
überreichende Ahnentafel (als Anfang) Euer Hochgeboren Beifall Unleserliche Stelle [...]
des Arrangements sich zu erfreuen haben sollte, würde
ich dergleichen für alle Linien und die hervorragenden Persönlichkeiten
derselben konstituieren können.
Indem Ew. Hochgeboren ich nochmals meine aufrichtige Dankbarkeit für die unverdiente Teilnahme, mit welcher Hochdieselben mich hoch beglückt haben, ausspreche, und die Versicherung meiner Bereitwilligkeit, Ew. Hochgeboren gern dienstbar zu sein, wiederholend, habe ich die Bitte um die Erhaltung Ihres gütigen Wohlwollens der Ehre mich zu nennen Euer Hochgeboren ganz ergebenster
G. von MülverstedtK. Geh. Archivrat
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