Berlin, 5. März 1784

Hochgeborener Reichsgraf!
Hochzuverehrender Graf und Herr!

Er bekundet sein Beileid zum Tod der Gräfin von Schmettau, Lehndorffs Schwiegermutter, und lobt deren menschenfreundliche und menschenbildende edle Gesinnung.   Editorische Auslassung [...] Wir alle verlieren viel und ich am meisten eine der Edelsten im Lande, eine mit Klugheit offenherzige Freundin, in ihrem Umgang wohnte Heiterkeit und Wärme.   Editorische Auslassung [...]

Euer Hochgeboren äußern gegen mich ein Zutrauen zur Ratgebung, wie der  Carl Friedrich Ludwig
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junge Herr Graf
am besten sein Studieren fortsetzen könne.

Das Joachimsthalsche Gymnasium ist aus dem Grunde vorzüglich dazu wohl zu empfehlen, weil nicht nur daselbst die mehresten Lehrer angesetzt, sondern auch so ausgewählt sind, dass jeder das für ihn am schicklichsten seiende Schulstudium lehret und mit vielem Nutzen lehret. Der König billigt die gewählte Lehrart und Disziplin. Er weiß es, dass die besten Staatsmänner den Grund ihrer Kenntnis in dieser Anstalt gelegt haben. Der Rektor Meierotto, mein Schwager, ist dieserhalb auch im Januar zum Monarchen gebeten, welcher sich mit diesem 2 Stunden lang darüber besprochen.

Mit meinem Schwager habe ich auch überlegt, wie der Herr Sohn am besten den Unterricht im Gymnasium nutzen könne. Dass er jetzo gleich, da er noch nicht 13 Jahr alt ist und noch Hilfe im Ankleiden pp. braucht, ein Hofmeister aber so wenig als ein Bedienter mit da aufgenommen werden kann, ins Gymnasium einziehe, ist wohl nicht ratsam. Er könnte zwar wie der junge Herr Graf von Schwerin bei einem Inspektor, welcher die Hofmeisterstelle einigermaßen vertrete, auf der Stube wohnen; dieses aber ist bei seiner Bedürftigkeit noch nicht hinlänglich. Wenn er ein oder 2 Jahre älter sein möchte, alsdann würde ihm die Wohnung im Innersten des Hauses auf alle Weise vorteilhaft sein können.

Es sind aber verschiedene junge Kavaliers, welche die Klasse besuchen ohne daselbst zu speisen und zu wohnen. Z. B. des Minister von Werder Exzellenz Herr Sohn empfangen mit den Schülern gemeinschaftlichen Unterricht, welcher wegen des mannigfaltigen Versuches nach dem Maß jedes vorseienden Genies wirklich von mehr Nutzen ist, als der Privat-Unterricht.

Sollten Ew. Hochgeboren geneigt sein, den Herrn Grafen ins Gymnasium zur Unterweisung zu geben, so könnte doch den anbem. Bedenken dadurch am besten abgeholfen werden, wenn er zugleich in Pension zum Unterhalt und besondere Aufsicht gegeben würde.

  Poppe war neben Gottlieb Bötticher früherer Hauslehrer der Söhne Ahasverus Heinrich von Lehndorffs, vgl. dessen Briefe in: LASA, StA L, Bestand 21950 FA Lehndorff, Nr. 377 (1782-1787). Vgl. auch Schultze, Lebensbild, S. 5.
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Dafür wäre wohl der Herr Professor Poppe, welcher im Gymnasium wohnt,
am füglichsten vorzuschlagen. Er ist nicht nur Lehrer in der Klasse, seine Gattin ist auch von der französischen Kolonie, eine Tochter des bekannten Kaufmann Le Coq und Nichte des Herrn Oberkonsistorialrats Erman. Auf diese Weise würde auch die französische Sprache in Übung erhalten und vollkommener erlernt.

Sollten Ew. Hochgeboren auf diesen Vorschlag Rücksicht nehmen, so würde alsdann darüber nähere Nachrichtung gehorsamst erbitten, ob ich Herrn Prof. Poppe darum befragen soll und unter welchen Bedingungen er den jungen Herrn Grafen aufnehmen möchte.

Auch der Frau Gemahlin Gnaden versichert seine Ehrfurcht
Ew. Hochgeboren untertänigster
Rellstab

Zitierhinweis

Johann Carl Friedrich Rellstab an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Berlin, 5. März 1784. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_lyy_t2p_h1b