Berlin, den 5. März 1807

Allerdurchlauchtigster Allergroßmächtigster König
Allergnädigster König und Herr!

Eure Königliche Majestät werden durch die eingegangenen Rapporte den Erfolg des Tages bei Marienwerder am 11. Februar und das unglückliche Los, gefangen zu werden, welches mich dabei mit noch mehreren Offiziers getroffen, allergnädigst zu ersehen geruht haben. Durch mein Gewissen überzeugt, an diesem Tage nur nach meiner Pflicht gehandelt und keine Veranlassung zu meinem Unglück gegeben zu haben, als welche diese mir gebot, wage ich es, Ew. Königl. Majestät um meine möglichst baldige Auswechslung alleruntertänigst zu bitten. Ew. Königl. Majestät vermögen es, die schmerzhaften Gefühle zu beurteilen, die in einem Augenblicke wie der jetzige, dessen Brust erfüllen müssen, der Ew. Majestät Dienst, sein Vaterland und seine Pflicht liebt, und doch alles verlassend aus der Ferne untätig einem Kampf zusehen muss, der nur um deswillen geführt wird. Genötigt, nach Frankreich zu gehen, ist meine einzige Hoffnung in Ew. Königl. Majestät Gnade; möge ich bald durch Sie errettet, zu Ew. Königl. Majestät Füßen den ehrfurchstvollsten Dank darbringen können, der alsdann zu neuem Eifer ewig beseelen wird

Ew. Königl. Majestät alleruntertänigsten treu gehorsamsten Lehndorff
Major im Dragoner-Rgm. v. Rouquette

Zitierhinweis

Carl Friedrich Ludwig Graf von Lehndorff an Friedrich Wilhelm III. König von Preußen. Berlin, 5. März 1807. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_nyf_lhv_vcb