Steinort, den 18. Juni 1784

Hochwürdiger und Hochgeborener Reichsgraf
Gnädigster Graf und Herr!

Zuerst muss Ew. Hochgeboren die sehr angenehme Nachricht untertänig melden, dass beim Graben des Fundaments zum Speicher (dazu sich Meister Schirrwagen den 14. dieses hier eingefunden und den Anfang mit dem Bau gemacht hat) die Rinne, welche den großen Brunnen mit Wasser versehen hat, und von der so vieles gesprochen wurde, glücklich entdeckt worden; auch habe sie schon bis an den Brunnen aufgraben lassen, und jetzt läuft schönes reines Wasser ohne Aufhören in den Brunnen. Das Wasser kommt aber nicht aus dem Keller am alten Flügel (wie die Tradition erzählte), sondern es muss eine besondere Wasserleitung nahe oder gar unter dem alten Flügel angelegt sein.  Nach seinem Brief vom 12. November 1784 muss ihm dies gelungen sein. Er berichtet: Dass „Wasser im Brunnen hat noch immer einen starken Zufluss.“ Deshalb sei auch die Brau- und Brennerei „außerordentlich gut, so dass sich sogar schon fremde Käufer aus angrenzenden Amtsdörfern einfinden“, vgl. LASA, StA L, Bestand 21950 FA Lehndorff, Nr. 380, Bl. 120-121v.
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Ich werde jetzt diese kostbaren und sehr nützlichen Werke bis zu ihrer ersten Vollkommenheit zu bringen mir recht sehr angelegen sein lassen.
Wegen Labab erbittet er sich eine Resolution.

Es ist der Kreis-Justiz-Kommission abermal, und zwar bei 5 Rtlr. Strafe, anbefohlen, den Knecht Schönfeld zu verhören. Ich habe ihn aber doch nicht eingesandt, sondern mich so gut als möglich deshalb entschuldigt. Die deshalb allhier eingegangene Verfügung und meine Gegendarstellung überreiche ich in Kopie untertänigst sub  Liegt dem Brief nicht bei.
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Beilage A
.

Der Richter in Drengfurth ist noch nicht daselbst eingezogen.

Dem Brosch habe die Serwillsche Kuhpacht und dem Jerominski  Wohl die Führung der Salzbücher, vgl. GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 464, Edikt Königsberg 16. Februar 1739: Gewissenhafte Führung des Salzwesens. Führung der Salzbücher und der Protokolle der Konsumenten.
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das Salz
übergeben, wozu ich ihn gleich bei der projektierten Versetzung des Brosch bestimmt hatte, und da es sein Vorteil ist, hat er es gerne übernommen. Die Kuhpacht bezahlt er richtig und ist von mir aufs neue mit der erhöhten Pacht von 4 Rtlr. engagiert.

Herr Major v. Trenck hatte um einen guten ledigen Menschen in dem Kutschstall ersucht. Hierauf hat er den Reitknecht des verstorbenen H. Generals v. Lossow, der 21 Jahr in dessen Stall gedient, empfohlen. Da dieser Mensch aber eine Frau und fünf Kinder hat, so fand ich dabei Ew. Hochgeboren Absicht zu wenig erfüllt und antwortete H. Major, dass Hochdieselben vorzüglich einen ledigen Menschen in dem Kutschstall haben wünschten, ich also vorhero nähere Befehle erwarten müsste, ehe ich diesen Mann engagieren könne. Dusig ist seit Höchstdero Abreise immer im Stall und nicht wieder krank geworden. Herr v. Podewils (der mich ersuchte, allemal, wenn ich schreibe, seinen untertänigsten Respekt zu versichern) besucht den Kutschstall fleißig und reitet die Hengste.

Herr Pfarrer hat die 100 Fl. Mantel-Gelder erhalten. Sein ganzes Betragen ist von der Art, dass ich hoffe, Ew. Hochgeboren werden mit ihm auch in der Folge zufrieden sein. Die letzten drei Predigten haben mir so gefallen, dass ich mir fest vorgenommen, wenn es irgend möglich, in Zukunft keine zu versäumen. Er brauchte Leinsaat und habe ich ihm einen Scheffel geschickt und erbitte einen gnädigen Befehl, ob ich die Bezahlung dafür annehmen soll.

Der   Strugull Siehe hierzu auch im Folgenden. Strugull war bereits vor 1774 Rektor, vgl. dessen Geburtstagsschreiben an den Grafen in: LASA, StA L, Bestand 21950 FA Lehndorff, Nr. 374, Bl. 160-161 (17. September 1774).
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Rektor
hat eine ledige Person, die Brot auf die Dörfer zum Verkauf trägt, geschwängert, welches diese Person Herrn Pfarrer angezeigt, der Rektor hat es demselben anfänglich auch schon eingestanden, jetzo aber sagt er zu ihm, dass er diese Sache nicht bekennen würde.  Die Orgel war am 17. Dezember 1775 geweiht worden, vgl. GStA PK, XX. HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 43 (Entwurf des Weihespruchs). - Auf eine Anfrage des General-Direktoriums vom Mai 1785 wegen der Ansetzung eines vierten Orgelbauers für Ostpreußen an die Ostpreußischen, Litauischen und Ermländischen Kircheninspektoren hatte der Inspektor für Rosengarten erklärt, dass es schon vor 1771 in Rosengarten ein „kleines Positiv“ gegeben hätte, das 1775 durch die neue Orgel von Orgelbauer Johann Preuß aus Königsberg ersetzt worden sei. Dazu war am 11. Mai 1774 in Steinort ein Vertrag mit der Reichsgräfin Lehndorff geschlossen worden. Die Zahlungen sollten in drei Terminen erfolgen. Am 11. Oktober 1775 quittierte Preuß über 500 Gulden „auf die neu zu erbauende Kirche nach Rosengarten als den zweiten Termin am heutigen Dato bar und richtig“, und am 3. Adventssonntag konnte die Orgel in „Gegenwart des Herrn Lehns-Patron der gedachten Kirche, Herrn Reichsgrafen Ahasverus von Lehndorff auf Steinort und anderen eingewidmeten Hochadelichen Herrschaften von Herrn Pfarrer Triczewski aus Angerburg abgenommen“ werden. An der Finanzierung der Orgel (1.400 Rtlr. zzgl. Nebenkosten in Höhe von ca. 188 Rtlr.) hatten sich neben Graf und Gräfin Lehndorff (133 und. 400 Rtlr.) auch die „Frau Etatsministerin Gräfin von Schlieben (100 Rtlr.), die Gräfin von Schlieben, geb. Gräfin von Ysenburg und Büdingen (100 Rtlr.), Fräulein von Bork und Fräulein von Preiß aus Pillwen (18 bzw. 30 Rtlr.), Fräulein von Gohr aus Steinort (18 Rtlr.), der Arrendator Hoffmann aus Labab (3 Rtlr.), die Knechte und Mägde, Dienst-Jungen, Gärtner, Instleute und Hirten der Steinortschen Güter sowie zahlreiche Rosengartener mit kleineren Beiträgen beteiligt, dazu kamen Kirchen-Kollekten und Sammlungen in den Dörfern und Vorwerken. Baron Schenk zu Tautenburg auf Doben, den Lehndorff um einen Beitrag gebeten hatte, hatte diesen erst zugesagt, entzog sich aber noch 1776 mit der Begründung, „jetzo nicht bei Kasse“ zu sein, vgl. EZA, Bestand 507, Nr. 2043, Bl. 1-13, Zeichnung Bl. 61. - Anscheinend war auch 1784 vorgesehen, die Instleute, Knechte und Mägde des Rosengartener Kirchspiels mit kleinen Beiträgen zur Finanzierung der Reparatur heranzuziehen, vgl. LASA, StA L, Bestand 21950 FA Lehndorff, Nr. 267, Bl. 4-5. - Erst nach dem „Ministerial-Reskript vom 19. Dezember 1823 (v. Kamptz, Annalen, 6.7. S. 842)“ war die Gemeinde und nicht mehr der Kirchenpatron zur Unterhaltung der Orgel verpflichtet, vgl. EZA, Bestand 507, Nr. 2043, Bl. 17-18. Am 2. Januar 1844 wurde auf Grundlage einer Regierungsverfügung vom 6. Mai 1843 zwischen dem Kirchenkollegium resp. Pfarrer Bolle und dem Orgelbauer Papendick aus Tilsit eine jährliche Revision der Rosengartener Orgel vereinbart, die jedoch aufgrund der großen Kosten, die die Reisen des Orgelbauers verursachten, nicht regelmäßig ausgeführt wurde. In der Akte, Bl. 22-22v, der Bericht vom 14. Juni 1847 mit einer eingehenden Beschreibung der Orgel und Hinweisen zu deren unpraktischer Aufstellung und grundsätzlicher Verstimmung (Bl. 26-26v). 1862 sollte die „höchst baufällige“ Orgel auf Veto des Landratsamtes durch ein neues Instrument ersetzt werden (der Kostenvoranschlag des Orgelbauers W. Scherwitz lag bei 1.000 Tlr.). Auch diesmal wurden in den „deutschen und polnischen Haupt-Gottesdiensten“ die Gemeindemitglieder zu Spenden aufgefordert (Bl. 63-98). Lehndorff als Kirchenpatron übernahm die Ausfertigung des Vertrages und beharrte auf seinem Recht der Bauausführung; er sagte einen freiwilligen Beitrag in Höhe der Hälfte der Kosten zu, die andere Hälfte sollte durch ein einjährigen „Real- und Personaldezem“ aufgebracht werden. Eine finanzielle Verpflichtung des Barons Schenk zu Tautenburg als Patron von Doben und Besitzer von im Kirchspiel belegener Orte verneinte die Regierung zu Gumbinnen. Vgl. hierzu GStA PK, XX., HA, Rep. 54 Gutsarchiv Lehndorff-Steinort, Nr. 43, n. f. (durch Johannes Voigt als Direktor des Geheimen Archivs am 28. November 1851 gefertigte Urkundenabschriften zu den Verhältnissen der Kirche in Doben). Im Juni 1884 erklärte die Orgelbau-Anstalt Wilhelm Sauer zu Frankfurt an der Oder, die z. B. in der Berliner St. Thomas- und Jerusalemer Kirche, in Magdeburg (St. Johannis), Bromberg (St. Paul), im Marienwerder Dom, in Frankfurt an der Oder (St. Nikolai u. a.) und im Palais des Großfürsten Konstantin in St. Petersburg Orgeln gebaut hatte, eine Reparatur sei ausreichend, eine zweijährige Revision notwendig. Die Kosten würden sich auf ca. 170 Mark belaufen. Den Wert der Orgel bezifferte sie mit 3.600 Mark. Zur Reparatur der Orgel in Rosengarten, Kostenvoranschläge und Korrespondenz der Orgelbaumeister Sauer, Carl Novak Königsberg, Ed. Wittek Hof-Orgelbaumeister Elbing, E. Kemper & Sohn Lübeck, auch zum pneumatischen Umbau 1927: EZA, Bestand 507, Nr. 2047 und 2049 (ganze Akte).
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Als ich Herrn Pfarrer das Kircheninventarium nebst der Orgel übergab, fand sich es, dass der Zimbel-Stern und noch ein Zug ganz verdorben und die ganze Orgel verstimmt ist.
Der Rektor entschuldigte sich auf Befragen damit, dass dieses schon lange so gewesen. Dass Strugull die Person geschwängert, hat Herr Pfarrer Herrn Probst angezeigt, er sagte mir aber ins Ohr, es scheint, als wenn Herr Probst den Rector „protegiert‟.

Es ist hier eine anhaltende Dürre gewesen, die das Sommerfeld und die Wiesen in eine traurige Lage versetzte. Das Winterfeld erhielt sich besser. Seit 8 Tagen haben wir aber fast alle Tagen einen sanften Regen und dabei die fruchtbarste Witterung, es regnet auch eben jetzt. Das Sommerfeld verspricht eine gänzliche Erholung und das Winterfeld ist ganz vortrefflich, ausgenommen die Weizenstücke, wo der tiefe Schnee so lange gelegen. Bei der jetzigen Düngerfuhre kommt uns der sanfte Regen zum Stürzen sehr zustatten. Soviel als möglich wird am Zaun beim kleinen Eichwald gearbeitet. Zum Speicher-Fundament lasse jetzt noch recht große Steine durch die Kutschpferde, zu ihrer Motion allmählich und mit aller Vorsicht, anrücken. Ein so großen Segen an Wolle als dieses Jahr habe noch nie gehabt, von 1.196 Stück zweischurigen Schafen 53 Pfund(?) von einer Frühjahrsschur. Sie ist schon in Darkeim a 17 Fl. verkauft und bezahlt, in Königsberg hat sie nur 12 und die beste 14 Fl. gegolten. Die Frau   Marie Sophie Gräfin von Schlieben, Ehefrau des Majors Friedrich Wilhelm Ernst Reichsgraf von Schlieben und Tochter des königlich-preußischen Etatministers Karl Leopold Graf von Schlieben
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Majorin Gräfin v. Schlieben
, welche hier zum Besuch mit  Im Kreis Gerdauen, Sitz der Familie von der Goltz.
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Korklackschen Pferden
angekommen, sind gestern wieder mit Korklackschen Pferden abgereist.

Herrn Berger habe ich besucht, aber nicht zu Hause gefunden. Was er mir auf meine schriftliche Anfrage geantwortet, überreiche in der  Liegt der Akte nicht bei.
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Anlage B
untertänigst. Ohne die Erträge der Güter einige Zeit hier zur Stelle durchzulesen, kann ich über deren Wert nichts zuverlässiges melden. Das bloße Besehen der Güter, ohne die Erträge in Händen zu haben, lässt noch weniger etwas Sicheres bestimmen, als die Erträge allein zu haben und die Güter nicht zu sehen. Dass Acker, Wiesen und Weide überaus vortrefflich sind, ist schon eine bekannte Sache. Der jüngste Wittke würde sich vor allen hiesigen Knaben beim Herrn Berger am besten schicken, und werde ich nicht verfehlen, dieses baldmöglichst einzurichten.

Die  Tyrow?
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Turowschen
Akten übersende hierbei ganz gehorsamst, nebst einem P. M. von dem ganzen Zusammenhang dieser Sache. Was Herr Regierungsrat Glave durch die Kreis-Justiz-Kommission in Drengfurth in Ansehung meiner an die hiesige Jurisdiktion verfügen lassen, überreiche in Originali sub  Liegt der Akte nicht bei.
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Beilage C.
Den wahren simplen Zusammenhang in dieser Sache, welche diese Verfügung veranlasst, habe hinter der Verfügung notiert. Den Empfangsschein, den die Kreis-Justiz-Kommission darüber verlangt, bitte mir zur weiteren Absendung gnädigst zukommen zu lassen. Welche Weitläuftigkeiten die Frau Richterin Jeroisch gemacht, ehe sie die 20 Rtlr. ausgezahlt, welche der Hurtian bei ihrem verstorbenen Mann zu den Prozesskosten deponiert, ist aus der von mir gut aufbehaltenen Korrespondenz leicht zu ersehen. Es scheint mir fast, als wenn Herr Glave auf mich böse, dass ich hinter die 20 Rtlr. so geschwinde gewesen, denn seine ganze Verfügung grenzt an die bitterste Schikane.

Im übrigen ist hier Gottlob alles wohl und gesund und empfehlen sich alle zu Gnaden. Auf den Dörfern haben viele gefährlicher Krankheiten grassiert, der gütige Gott hat aber die Arzneimittel so gesegnet, dass niemand gestorben. Herr Mondzig hat uns in Statzen oft besuchen müssen.

Der ich mit tiefstem Respekt ersterbe
Ew. Hochgeboren treu untertänigster Diener
Rhenius

NB. Die Dielen aus Lötzen sind vorige Woche angekommen. Die Rehkuh hat vor 8 Tagen einen jungen Bock und ein Kalb geworfen. Beide Jungen befinden sich wohl.

Zitierhinweis

Wilhelm Rhenius an Ernst Ahasverus Heinrich Graf von Lehndorff. Steinort, 18. Juni 1784. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_ohh_h4q_51b