Steinort, den 26. November 1784
Hochwürdiger und Hochgeborener Reichsgraf,Gnädigster Graf und Herr!
Vgl. die Dokumente
vom 18. Juni und 9. Juli.
[Schließen]Der Rektor Strugull ließ alles auf äußerste treiben, auch sogar an
die Verfügung E. p. Konsistorii hat er sich nicht gekehret, und ohne
einen gerichtlich bestätigten Jusititiarum hätte man gar nichts gegen
ihn ausgerichtet. Herr
Probst hat sich bei dieser Sache
im ganzen nicht so benommen, dass ich mit ihm hätte zufrieden sein können, doch
habe meine Unzufriedenheit gegen ihn nicht geäußert. Das übrige hiervon werde
die Ehre haben gelegentlich mündlich untertänig vorzutragen. Den 18. dieses
wurde von Leitner und mir in Rosengarten eine gerichtliche Untersuchung
gehalten, worinnen das Ew. Hochgeboren von dem Rektor überschickte Protokoll
gänzlich falsch befunden wurde. Darauf wurden ihm sogleich alle ferneren
Dienstverpflichtungen gerichtlich und schriftlich untersagt. Die Rosengartensche Schuljugend wurde zum
Unterricht in die Pfarrerwohnung bestellt, welches Pfarrer war von
1784 bis 1799 Christian Friedrich Ägidi.
[Schließen]Herr Pfarrer willig übernahm,
auch musste Gemeint ist Rektor Strugull.
[Schließen]er uns den Schlüssel von der Orgel sogleich überlassen und binnen 14 Tagen,
als auf den 3. Dezember, muss er die Schulwohnung räumen oder er wird
herausgesetzt. Es ist übrigens in dieser Sache ganz genau auf den Gesetzen
verfahren und ihm dabei alle Ausflüchte benommen. Herr Probst hat versprochen, nach seinem Abzug
einen Interims-Schulhalter für die Rosengartener Schule bis zur Besetzung der
Rektorstelle zu besorgen. Im Rosengartenschen Kirchspiel ist der Rektor allein weit über 600
Fl. schuldig, ohne was er in Rastenburg, Drengfurth, Angerburg von Juden geborget hat. Editorische Auslassung [...]
Heute erhielt auch Ew. Hochgeboren gnädige Zuschrift vom 20. dieses. H. Schultz war sehr gerührt über Höchstdero gnädige Vorsorge, und von den tiefsten Empfindungen der Dankbegierde erfüllt, danket er dafür tief untertänigst. Die notwendigsten Gartenarbeiten für diesen Herbst sind noch alle von dem Verstorbenen besorget, und was jetzt vorfällt, besorget der Alte mit wahrem Eifer, der jüngste Voss ist schon seit der Zeit, da Hochdieselben ihn für den Garten zu bestimmen geruht, im Garten gebraucht. Er hat sich bis jetzt gut angelassen und hat einen ziemlich gesetzten und stillen Charakter. Der Brosch hat den Serwillschen Garten in der kurzen Zeit schon ziemlich verbessert und viele junge Bäume gepflanzt, auch die Kuhpacht nimmt er dabei wohl in Acht, scheint mir auch in seiner jetzigen Lage Ew. Hochgeboren viel nützlicher als in der vorigen zu sein. Ich wünschte wohl, dass Ew. Hochgeboren einen guten geschickten feinen Menschen in den hiesigen Garten erhalten könnten, der zugleich hier zur Stelle einem hiesigen Knaben ohnmaßgeblich die Gärtnereien-Kunst hier erlernte.
Den Pivorra in Klein Steinort kennen ich auch nur von der Seite, als Ew. Hochgeboren denselben schildern. Wegen der Landkeimschen Burschen werde das Befohlene treulich besorgen. Den verlaufenen Bluhm darf nicht zum Garten empfehlen, da er bei seinen übrigen Untugenden auch den Fehler der Untreue im hohen Grade besitzt, auch sich nur kürzlich verschiedener Diebereien schuldig gemacht. Dass Kahnert noch 14 Tage hier geblieben, hierzu habe vor meine Person nicht das geringste beigetragen, da ich mich sorgfältig gehütet, mich in nichts, was seinen Abzuge betroffen, einzulassen. Der Schulmeister liest jetzt die Predigten im Hofe, wobei ich ihn mit gutem Rat unterstütze, auch die Lieder allemal selbst bestimme. Den Ahasverus Voss halte zum Fleiß mit allem Ernste an, er gewinnt auch jetzt schon die Beschäftigungen immer lieber, wobei ich ihn auch oft demütige. Bei einiger aufmerksamen Erziehung kann dieses noch ein sehr brauchbarer Mensch werden, da ich den großen Vorzug der Aufrichtigkeit und Wahrheit über seinen übrigen vielen Fehlern herrschend finde. Die gekauften Kühe befinden sich Gottlob alle recht wohl, und obgleich die mehresten jetzt stehen, so bekommen wir nun doch noch täglich circa 20 Liter Milch. Es ist auch dieses Jahr ein schöner Segen an Jungvieh, welches sich alles nebst der übrigen wirtschaftlichen Verfassung zum Preise des Höchstgütigen Gottes recht wohl befindet. Wegen der nun schon lange Zeit anhaltenden feuchten Witterung habe noch keine Blätter können harken lassen, sollte sich aber noch trockener Frost einstellen, werde dabei recht fleißig sein. Auf den Tischler habe immer ein wachsames Auge, er ist wirklich einer von den schlechten Leuten. Heute und morgen wird hier abermal Gerichtstag gehalten. Es werden aber auch dieses Mal noch nicht alle Partien entschieden, welche sich während der langen Justiz-Vakanz gesammelt haben. Herr Mondzig muss uns dieses Jahr oft besuchen, weil wir viele Kranke und zuweilen einige sehr üble Patienten haben, darunter jetzt den Bauern Masuch in Serwillen, der sich kürzlich einen Fuß gebrochen, eine Magd in Stawisken starb vor einigen Wochen ebenso plötzlich als die Catharina und bald darauf eine andere an der Wassersucht. Editorische Auslassung [...]
Den beiden Söhnen des Herrn Eigentümer des Gutes Elditten von 1667 bis 1908
war die Familie Hatynski, später von Hatten. Ihr entstammte der
ermländische Bischof Andrzej Stanislaw Hatten.
[Schließen]Domherrn von Elditten hat Herr Mondzig die Vgl.
Mühlpfordt, Herbert: William Motherby. Arzt in Königsberg und Vorkämpfer
der Pockenschutzimpfung, in. Nordost-Archiv. Zeitschrift für Sammler und
Landeshistoriker, Jg. 8/1975, H. 36-37, S. 2-22 (auch in: GStA PK, XX.
HA, Rep. 300 Mühlpfordt Nr.2).
[Schließen]Pocken
vorige Woche inokuliert, und bis jetzt befinden sich
solche außer aller Gefahr. In der Rastenburgschen und Angerburgschen Gegend grassieren jetzt die Pocken, in hiesigen
Gütern aber nicht.
Der Knecht Ribbert, welcher um die Gonekin angehalten, bedachte sich eines anderen und ist weggezogen. Ich habe ihm vor dem Abzuge einen derben Verweis gegeben, warum er nicht seinen Antrag, ehe ich solches gemeldet, reiflicher überleget, als wozu ich ihn aufgefordert, ihm auch hinlängliche Bedenkzeit dazu gelassen. Die Fräulein v. Gohr befindet sich Gottlob im äußeren recht munter und empfiehlt sich zu Gnaden.
Durch die allergnädigste Vorstellung von der größten Billigkeit ist Assmann gar nicht zu bewegen, das anbefohlene herauszugeben, er sagte, nun wäre die Uhr sein Trost und er würde sie solange behalten, bis Ew. Hochgeboren ankommen werden. Der alte Hoffmann hat Kahnert nach Rhein gebracht, von da, wie er durch Hoffmann sagen ließ, würde er über 14 Tage durch diese Güter reisen und alsdann im hiesigen Kruge oder bei Fröhlich ein Nachtquartier nehmen, welches mir doch nicht zuwider sein würde, ich konnte darauf keine Antwort geben.
Ich ersterbe mit tiefem Respekt Ew. Hochgeboren untertäniger Diener RheniusN. B. Mein Martin und der im Kutschstall führen sich gut, die versprochene Staatslieferung machte den letzteren sehr heiter.
N. S. Die Nachtwache habe schon lange halten lassen, alle Nacht brenne in meiner Stube eine Lampe und halte darin eine Flinte, 1 paar Pistolen und die Windbüchse, es wird aber keine geladen, doch ist Pulver und Schrot bei der Hand, und bin ich im Notfall auf alles präpariert. Herr Schultz und Martin schlafen in der Vorstube, die immer verschlossen ist.
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