Ausfertigung (Abschrift): EZA, Bestand 507, Nr. 2049, n. f.
01.12.1926
Der Akte liegt das Angebot der Gebr. Ulrich Glockengießerei AG Apolda (Thüringen) und Kempten (Allgäu) vom 28. Januar 1927 bei. „Es wird Ihnen bekannt sein, dass wir nach dem Kriege mit die größten Glocken und Geläute geliefert haben und durch jahrhundertealte Erfahrungen, die uns zur Verfügung stehen, sind wir in der Lage Glocken zu gießen, die allen musikalischen und technischen Anforderungen voll und ganz entsprechen.” Das Angebot belief sich auf 1.589 RM (Tonlage c und g) und 1.778 RM (Tonlage h und fis). In einem weiteren Angebot für as und c (2.921 RM) wiesen sie auf die Verlängerung der „Frachtfreiheit für Ersatzkirchenglocken bis zum 31. März 1928” hin. Bis Ende Mai 1927 war nichts entschieden, weshalb die Firma angesichts steigender Metallpreise auf eine Entscheidung drängte. Das evangelische Konsistorium bewilligte im Juli 1927 eine Beihilfe von 3.000 RM. Am 14. Oktober 1927 wurden 2 Bronzeglocken in den Tönen gis-h in Auftrag gegeben (3.165,20 RM), „die mit Ihrer vorhandenen Glocke einen schönen Moll-Dreiklang ergeben”. Zur Jahrhundertfeier der Kirche am 4. Dezember sollten sie fertiggestellt und mit den „gewünschten Inschriften” versehen sein. - Der Antrag der Gemeinde an den Reichsminister des Innern um Aufnahme in die „Glockenbeihilfe des Reiches für Kirchengemeinden” zum „Ersatz für die durch die Ablieferung der Glocken im Kriege entstandenen Vermögensverluste” wurde abschlägig beschieden, da „nur zwei kleine Glocken im Gewicht von 90 kg abgeliefert worden sind, der Beihilfebeitrag daher gegenüber den durch die Beschaffung zehnmal schwererer Glocken entstehenden Kosten nur verschwindend gering sein kann”. - Zur Lage der evangelischen Kirchengemeinden Masurens in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts: EZA, 7/19142, u. a. Bericht des Evangelischen Konsistoriums der Provinz Ostpreußen an den Evangelischen Oberkirchenrat vom 2. Dezember 1925. Er hebt die große Not Masurens und das starke kirchliche Interesse der Gemeinden hervor, die trotz aller Opferwilligkeit nicht in der Lage waren, Kirchen-, Pfarrhaus- und sonstige Bauten zu finanzieren.
Regest: Es war ihnen nicht möglich, zur Wiederbeschaffung der Glocken eine Beihilfe für die dortige Gemeinde zu erwirken. Zur Unterstützung der Gemeinde zur Erhaltung der Kirche und insbes. der Orgel sei man nach Vorlage von Kostenvoranschlägen und Darlegung der Wirtschaftslage bereit.