Generaldirektion der Preußischen Staatsarchive an Max Hein. Berlin, 10. November 1938

Ausfertigung (Abschrift): BArch Koblenz, N/1333/32

Metadaten und Anmerkungen

Absender

Generaldirektion der preußischen Staatsarchive

Datum

10.11.1938

Schreibort

Berlin

Empfänger

Hein, Max

Anmerkung zum Brief

Am 12. August 1937 hatte das Staatsarchiv Breslau den Generaldirektor der Staatsarchive darauf verwiesen, dass das neue Fideikommissgesetz „für die Sicherung der zu den einzelnen Fideikommissen gehörenden Archive keine weitergehenden Bestimmungen enthalte, als sie bisher bestanden”; bei der Auflösung der Fideikommisse nach der alten Gesetzgebung sei der Fideikommiss-Senat auf den guten Willen des Besitzers hinsichtlich der Sicherung des Schriftgutes angewiesen gewesen. Es regte an, dass die Archivverwaltung beteiligt werde, damit auf Grund neuer Gesetzesbestimmungen „die Sicherung sofort (nicht erst bei der Auflösung des Fideikommisses) einsetzen kann, mindestens aber überall dort, wo das zuständige Staatsarchiv nach Maßgabe der Verhältnisse eine besondere Sicherung durch Anordnungen des Fideikommiss-Senats für dringend erwünscht hält”, vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 178, Nr. 1047, n. f. Am 12. Oktober 1937 folgte das Kammergericht dieser Ansicht: „Im Interesse der Archivpflege und des Archivschutzes bitte ich ergebenst in allen Fällen, in denen bei Auflösung eines Fideikommisses das Vorhandensein eines Archives, sei es Guts- oder Familienarchiv, festgestellt wird, auf dessen Sicherung Bedacht zu nehmen. Zu diesem Zwecke würde es sich empfehlen, dass der für die Auflösung der Familiengüter zuständige Senat, sobald eine solche eingeleitet wird, sofort dem Geheimen Staatsarchiv davon Mittelung macht, wenn möglich unter gleichzeitiger Angabe, was über das Vorhandensein eines Archives bekannt ist. Unabhängig davon sollten die Interessenten ebenfalls so früh wie möglich darauf hingewiesen werden, dass das Geheimen Staatsarchiv bereit ist, solche Archive zu treuen Händen kostenlos in Gewahrsam zu nehmen, wobei sowohl das Eigentums- wie das Verfügungsrecht der Berechtigten vorbehalten bleiben kann. Letztere würden etwa in der Lage sein, die Einsichtnahme durch Dritte ganz oder teilweise zu verbieten oder auch von ihrer jedesmaligen ausdrücklichen Genehmigung abhängig zu machen. Zur Auskunftserteilung und Beratung der Archivbesitzer steht das Geheime Staatsarchiv bzw. die ihm angegliederte Archivberatungsstelle jederzeit zur Verfügung. Ähnliche Vereinbarungen der Staatsarchive mit den zuständigen Oberlandesgerichten sind in anderen Provinzen bereits getroffen oder in Vorbereitung.” In diesem Sinne - Schutz der nichtstaatlichen Archivalien und Sicherung „der häufig geradezu verwahrlosten Fideikommissarchive” - schrieb der Preußische Ministerpräsident an den Justizminister am16. August 1937 (ebd.). Eile tat not, denn das Gesetz über das Erlöschen der Familienfideikommisse und sonstiger gebundener Vermögen sollte im Juli 1938 mit Wirkung zum 1. Januar 1938 in Kraft treten. Aus dem Fideikommiss-Vermögen wurde damit freies Vermögen des letzten Besitzers. Gehörten dazu Kunstwerke mit wissenschaftlichem, geschichtlichem oder heimatgeschichtlichem Wert (Bauwerke, Gemäldegalerien, Archive, Büchereien) oder gemeinnützige Einrichtungen, hatte das Fideikommiss-Gericht Vorsorge für die ordnungsgemäße Erhaltung zu treffen. Falls die Gegenstände gefährdet erschienen oder ihre Erhaltung im öffentlichen Interesse lag, konnte auch ein „Standortwechsel“ ”sowie eine öffentliche Zugänglichkeit festgelegt werden, vgl. GStA PK, I. HA, Rep. 178, Nr. 1048, Bl. 24-27.

Kategorien

Amtliche Kontakte

Berlin, 10. November 1938

Niederschrift der Direktorenkonferenz im StA Marburg, 21.10.1938

Editorische Auslassung [...] 2. Fideikommisse: Auf Grund des Gesetzes vom 6.7.1938 (Vgl. Mitteilungsblatt 1938/8 Ziff. 2) ist es notwendig, Fühlung mit den Fideikommisss-Senaten zu nehmen und festzustellen, welche Fideikommisse zur Auflösung kommen. Zur ersten örtlichen Erkundung können auch die Archivpfleger eingesetzt werden. Editorische Auslassung [...]

VI. Editorische Auslassung [...] Archivpflege Editorische Auslassung [...] Grundsätzlich können die polizeiliche und fachliche Betreuung, d. h. Archivschutz und Archivpflege, nicht voneinander getrennt werden. Die Pflege des nichtstaatlichen Archivgutes ist gemeinsame Aufgabe der Archivverwaltung und der Selbstverwaltung. Editorische Auslassung [...] Die Resultate der Archivpflege sind karteimäßig festzuhalten und laufend turnusmäßig zu kontrollieren. Editorische Auslassung [...] Dauernde Vorsicht und Fühlungnahme mit den maßgeblichen Stellen ist bei den Entrümpelungen geboten (vgl. den Erlass des Stellvertreters des Führers an die Gauleiter vom 19.12.1937, abgedruckt im Allg. Suchblatt für Sippenforscher vom 20.4.1938, S. 52) Editorische Auslassung [...]

Zitierhinweis

Generaldirektion der Preußischen Staatsarchive an Max Hein. Berlin, 10. November 1938. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_xfs_ndk_fbb

Lebenswelten Lehndorff

Zitierhinweis