Landin, den 22. Oktober 1883
Liebe Anna!Schilt nicht, dass ich so unbescheiden bin, Dir jetzt mit einer Anfrage lästig zu fallen. Auf unserer gemeinschaftlichen Rückreise von Stargard erzähltest Du mir, dass eure alte vortreffliche Köchin nicht nach England gegangen wäre und bereit sei, wieder zu euch zu kommen. Glaubst Du, liebe Anna, dass dieselbe nun auch, da Ihr sie nicht nehmt, in einem anderen Hause eine Stelle annehmen würde? Meine Tochter hier in Landin ist nämlich in großer Verlegenheit um eine gute Köchin. Da ihr schon ein paar Versuche, eine zu finden, schlecht abgelaufen sind, so kam ich nun auf diese Köchin, für die mein Schwiegersohn schon vorweg sehr eingenommen ist, da ihm Eure Küche in Steinort so sehr gefiel.
Hättest Du, liebe Anna, oder eine Deiner lieben Töchter vielleicht die große Gefälligkeit, mir hierher durch ein paar Worte zu antworten, und im Falle Du zu dem Versuch, sie zu bekommen rätst, mir ihre Adresse zu schicken, so würde ich Dir sehr dankbar sein. Dass die Köchin bei ihrer vortrefflichen Küche andere sehr in die Augen springende Fehler hat, glaube ich wohl kaum, da Ihr sie so lange gehabt habt.
Marie schrieb mir, dass sie durch Änny gehört hätte, Ihr wärt schon nach dem Süden abgereist, aber sie wusste nicht Eure Adresse. Daher sende ich den Brief nach Steinort, von wo er wohl in Eure Hände gelangt.
Den 20. sind meine Gedanken viel bei Euch gewesen, wie oft haben wir den Tag so froh in Steinort verlebt, Gott gebe, dass es auch recht oft wieder der Fall sein möchte. Der Herr sei mit Euch und begleite Euch auf Eurer Reise, meine besten Wünsche zur Wiederherstellung Deines lieben Mannes sage ich Dir recht von Herzen.
Mit den besten Grüßen für alle Deinen bin ich mit treuer Anhänglichkeit Deine B. SchlodienZitierhinweis