Steinort, den 19. Mai 1785
Hochwürdiger und Hochgeborener Reichsgraf,Gnädigster Graf und Herr!
Gottlob! dass wir noch etwas zu Dreschen haben, denn die kalte Witterung hält noch immer an. Sowohl Vorwerke als Bauern sind in Ansehung des außerordentlich langen Winters sehr glücklich mit Futter durchgekommen, aus anderen Gegenden hier zu Preußen hört man aber traurige Nachrichten in Ansehung des Futtermangels, auch der Haber soll an vielen Orten mangeln. Da ich aber voriges Jahr dafür gesorgt, dass die Bauern ihre Äcker alle besäet, so fehlet es ihnen nicht, auch haben wir hier an Haber und Gerste, ohngeachtet davon viel verbraucht wird, daran keinen Mangel und kommen reichlich damit aus, ohne was zu kaufen. Es ist bei mir angefragt worden, ob zu dem bei Nikolaiken erbauten Königlichen Magazin 30 bis 50.000 Ziegel zum Verkauf übrig habe. Da nun solche füglich zu entbehren sind, habe geantwortet, dass vor 7 Rtlr. p. Mille (welches hier ein hoher Preis ist) solche zu bekommen sind, sie müssen aber bis Labab geliefert werden, von da sie zu Wasser abgeholt werden. Noch habe darauf keine Antwort. Das Vorwerk Pristanien ist auf 3 Jahre unter zu verhoffender hoher Genehmigung an den Pächter Klein vor 300 Rtlr. verpachtet. Da der junge Hoffmann nicht so viel zahlen wollte und kein Unterkommen fand, bleibt er noch ein Jahr in Stawisken auf der Arrende. Das Vorwerk Labab wird ihm aber den 6. Juni abgenommen.
Wenn ich die Ehre haben werde, Ew. Hochgeboren über alles dieses einen mündlichen umständlichen Bericht abzustatten, so schmeichle mich mit Ew. Hochgeboren vollkommenen Zufriedenheit über diese Veränderungen, da Hochdieselben sich von den ansehnlichen Vorteilen, welche solche gewähren, sehr leicht werden überzeugen können. Hoffmann wollte sehr gern das Vorwerk Stawisken auf mehrere Jahre übernehmen, ich habe ihn aber mit diesen Absichten bis zu Ew. Hochgeboren Ankunft in Geduld zu stehen angewiesen.
Assmann ist recht sehr fleißig, er hat in kurzer Zeit mit wenig Leuten mehr gemacht, als man erwarten konnte, und es ist alles viel ordentlicher, als ehedem, da er noch mit Brosch zusammen war. Der junge Voss ist still und fleißig, hat aber kein Genie zum Garten. Der Kochbursche führet sich jetzt sehr gut und hat einen offenen Kopf, der leicht etwas fassen kann.
den 21.
Die Hoffnung Herrn v. Podewils zu einer Versorgung ist
abermals fehlgeschlagen, er ist nun nach Königsberg abgereiset. Wir haben hier noch immer viele Kranke,
der liebe Mondzig muss uns sehr oft
besuchen. Kürzlich schrieb er an mir folgendes: „Ich merke, dass nunmehro alt
werde und nicht mehr so often weite Reisen übernehmen kann.‟ - Wie glücklich
sind also Ew. Hochgeboren, dass Hochdieselben nunmehro einen eigenen Arzt haben,
nach meiner Bemerkung ist die bisherige Entbehrung eines hierselbst wohnenden
Arztes eine der vorzüglichsten und Hauptursachen des hiesigen Menschenmangels.
Hierin bin umso mehr bestärkt, da sichere Nachrichten eingezogen, dass sehr oft
und vorzüglich bei grassierenden Krankheiten viele Menschen in hiesigen Gütern
gestorben sind. Ich nehme mich zwar jetzt der Kranken mit vieler Sorgfalt an, es
will mir dieses Geschäft bei meinen übrigen sehr überhäuften Arbeiten bisweilen
aber fast zu schwer fallen, da solche täglich und sehr oft 5 und mehrere zu
bedienen sind, Im Oktober kam der Arzt Lehndorffs, der Chirurg Kayser nach Steinort, vgl. LASA, StA L, Bestand 21950
FA Lehndorff, Nr. 832, Bl. 58-59v. Lehndorff traf nach seiner Kur in
Freienwalde
wahrscheinlich ebenfalls im Oktober in Steinort ein. Hier erreichten ihn Briefe seines
Verwalters Schröder aus
Berlin, vgl. ebd., Bl.
66-67 und 79-80v. Vgl. Ziebura, Tagebuch, S. 191 (11. Juni 1799):
„Ich spreche zunächst mit meinem alten Haushofmeister
Schröder über die
laufenden Geschäfte.“
[Schließen]ich sehe also der baldigen Ankunft des
hiesigen Arztes mit Verlangen entgegen. Und ist eben jetzt die Ansetzung eines Arztes von der größten
Notwendigkeit, denn nach meinem Abzuge würden mich die Kranken vielleicht zuerst
missen.
den 24.
Der Bau der Windmühle hat einen guten Fortgang und endlich ist es mir nach Bemühung gelungen,
einen tüchtigen Steinhauer ausfindig zu machen, und um die sehr beschwerliche
Umfuhre der Mühlsteine zu vermeiden, ist gestern von früh morgens bis spät
abends in hiesigen Gütern nachgesehen, ob wir nicht hier solche Steine
ausmitteln könnten, die zu den Mühlsteinen zu gebrauchen wären, und sind auch so
glücklich gewesen, sie zu finden. Heute habe mit dem Steinhauer Kontrakt gemacht
und Montag wird er mit der Arbeit den Anfang machen. Das Winterfeld steht hier
unvergleichlich schön, an vielen Orten muss aber vieles umgepflügt werden. In
allen unseren Dörfern und Vorwerken ist es Gottlob mittelmäßig, in Stawisken haben aber doch auch einige Bauern
etwas umpflügen müssen, wozu ich sie mit Sommersaat unterstützt habe. Diese
Woche werde mit der Bestellung des Sommerfeldes fertig, und dann auch den von
Herrn Wenckstern bereits hier
angekommenen Kleewer säen. Die Obstkörner habe der Frl. v. Gohr übergeben und die Teltower Rüben-Saat
werde auf das beste besorgen. Der alte Voss ist oft in seiner Führung so unordentlich, dass er gar
nicht zu gebrauchen ist auf einige Tage, Güte und Strenge ist zu seiner
Besserung fruchtlos, hab ihm versucht. Mit dem Tischler geht es etwas besser,
Gott! gebe, dass es lange anhält. Der alte Bediente Scheimann ist in den kläglichsten Umständen
hier angekommen und hält sich bei seinem Bruder in Stobben auf. Dessen schlechte Verfassung hat
auf hiesige Leute einen großen Eindruck gemacht. Mit meinem Martin bin
zufrieden, er hat in der Krankheit des Unleserliche Stelle [...]
Hube die Wirtschaft auf dem Vorwerk
Taberlack recht gut in Acht
genommen. Die Litauischen Kühe und Kälber sind in dem besten Stande, erste geben
viel Milch und schöne Butter. Akten zur Brauerei und Brennerei für die Jahre
1788/89, 1790/91, 1791/92, 1795/96 in: APO, Bestand 382 FA Lehndorff,
Nr. 57-60, 65, 68, 69, 74, 75, 76, 83.
[Schließen]Der Brauer führt sich
sehr ordentlich und macht gut Bier und Brandwein. Mit Heu auf dem
Kutschstall sind wir noch reichlich versorgt. Das Kranken der Pferde ist noch
erträglich, der falbe Hengst aber noch nicht aus aller Gefahr. Zu seiner
Wiederherstellung bin in meiner Vorsorge unermüdet. Die Leute im Kutschstall
führen sich recht gut.
den 25.
Da die Witterung so kalt ist, auch die Sommerfischerei nur mittelmäßig. Der Kleewer gibt zwar viel Hoffnung, dass er dieses Jahr ganz vortrefflich stehen wird, er ist aber noch ganz kurz und dicht an der Erde. Der Acker ist zwar mit Dünger auf das beste versehen, der kalte Nordwind hält ihn aber im Wachstum sehr zurück. Könnte man ihn wenigstens Anfang Mai nutzen, so wäre der Vorteil ansehnlich. Wenn wir ihn aber erst sollten medio Juni heuen können, so ist für unsere Gegend der Vorteil nicht groß. Ich bin vorzüglich mit dem Stück Acker in Verlegenheit, welches voriges Jahr im Sommerfelde damit besät haben und nun Brache ist. Will ich solches dieses Jahr nutzen, so kann ich kein Wintergetreide säen, alsdann geht doch eine Saat mit ihrem Gewinn wirklich verloren. Nun ist die Frage, ob der Kleebau soviel einbringt, als ich auf der Seite an Stroh und Körnern wirklich verliere. Hierinnen habe noch keine Erfahrung und wünschte mir darüber eine gründliche überzeugende Belehrung. Die hiesigen Wirte können mir aber darüber keine Auskunft geben.
Die gute Frl. v. Gohr ist seit Anfang dieses Jahres
immer schwächlich gewesen, jetzt aber ist sie Gottlob! recht munter. Sie
versichert Ihnen untertänigsten Respekt und Wer sich auf Steinort
aufhielt, wird nicht ersichtlich.
[Schließen]Ihre
Exzellenz, welche sich recht wohl befinden, empfehlen sich
bestens,
Ew. Hochgeboren ganz untertänigster Diener Rhenius
N. S. Die Bäume in Gärten und Wäldern sind noch vom allem Laub entblößt und ganz schwarz. Herr Pfarrer Aegidi hat mir geschrieben, dass wir bald einen Rektor bekommen werden.
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