Schlobitten, 13. Mai 1874

Gnädigste Gräfin!

Es ist mir sehr schmerzhaft, Ihnen, da Sie durchaus eine Antwort haben wollen, sagen zu müssen, dass ich für Ihr Fräuleinstift-Projekt auch nicht das geringste werde tun noch geben kann, weil ich von vornherein die ganze Sache, so schön und edel sie auch ausgedacht sein mag, aus vielen Gründen für ganz verfehlt halte, und nicht die geringste Basis ihr zu Grunde liegt. Ich hatte Ihnen eine lange Abhandlung über Ihr Projekt geschrieben, zerreiße sie aber wieder, indem deren Inhalt wohl mündlich, nicht aber schriftlich diskutiert werden kann, von ersterem mich aber leider Zeit und Gesundheit abhalten.

Ich möchte Sie damit trösten können, dass in meiner Hand schon viele fester basierte und mit mehr Hoffnungen meinerseits und zu wichtigeren Zwecken entworfene Projekte an geringen oder unüberspringlichen Hindernissen gescheitert sind. Vergeben Sie, gnädige Gräfin, diese Zeilen, und genehmigen diesen Ausdruck größter Verehrung

womit ich ersterbe Ihr gehorsamster Diener und treu ergebener Vetter   Unleserliche Stelle [...] . Fr. Graf zu Dohna-Schlobitten

Zitierhinweis

Richard Friedrich Burggraf und Graf zu Dohna an Anna Gräfin von Lehndorff. Schlobitten, 13. Mai 1874. In: Lebenswelten, Erfahrungsräume und politische Horizonte der ostpreußischen Adelsfamilie Lehndorff vom 18. bis in das 20. Jahrhundert. Bearbeitet von Gaby Huch. Herausgegeben an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Berlin 2019. URL: lebenswelten-lehndorff.bbaw.de/lehndorff_fnz_s5w_fdb